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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.07.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187507047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18750704
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18750704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1875
- Monat1875-07
- Tag1875-07-04
- Monat1875-07
- Jahr1875
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.07.1875
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k t« Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. LOactloi» «ut Lrpcrilloii Jebannisgasse 33. vrrant wörtlicher Redacteur ,tnrr in Reudnitz. Sp »stunde d. Redaction B .t».ig« von n—lr Udr U Mliing« von 1—i Uhr me der für dir «ächst- . ^je Rumnirr brslimmten .ite an Wochkntagrn bis ( ' Nachmittags. an Zonn- Festtagen früh bis '/.v Uhr. llaie für Zoskraicnanilalime: - Klemm, Uuiversitätsstr. 22, fl- Löfche. Haiustr. 21, pari. W 185. Mipügcr „TagMlllt Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Sonntag den 4. Juli. Auflage 13,40«. . ZUmnneinrntsprri» viertelt. 4'/, ML. incl. Bringerlobn 5 DU. Jede einzelne Ruinmer 3v Pf. Belegexemplar 10 Pf. Kedührcn für Extrabeilagen ohne Postbefürderung 30 Mk. mit Postbefürderung 45 Mt. Ziiscralc Igcsp Bourgeois;. 20Pf. Größere Schriften laut unserem PreiSverzeichniß. — Tabellarischer Latz nach höherem Tarif. Ueclamr» milcr Lei» ttc-acllonsßrich die Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stets an d. Srpcditl»» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xrsonuwcr-mcla oder durch Pofivorschust. 1875. > a k u k 1 i keo fr'o 9 3 3 w « » 0 Ocffentliche Sitzung der Stadtverordneten woch a« 7. Jalt ». «. Abend» »/,7 Uhr t« Saale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Gutachten de« Schul- und VersassungSauSschusseS Uber den Statutentwurf für den katholischen Schulvorstand. II. Gutachten deS SchulauSschusseS Uber ». Bertheilung der für die neucreirten 3 VolkS- schullehrerstellen verwilligten DurchschnittSgehalte aus die LehrerbesoldungSscala, d. die Rechnung der Realschule pro 1873, e. die Rechnung der höheren Bürgerschule für Mädchen aus daS Jahr 1873, ä. die Rechnungen der I. BUrgerfchule pro 1873, der II. BUrgerfchule pro 1872 und 1873 und der V. Bürgerschule pro 1873. III. Gutachten dcS Bau- und OeconomieausschusseS Uber a. die Kostensorderung zu dem Bau der Realschule an der Parthe, d. Arealverpachtung im Rosenthale zur Erweiterung de- Bonorandschen Etablissement-, e bauliche Herstellungen im Leihhau-gebäude, ä. die Pflasterung de- Wege- von der Lesstngstraße Uber den Fleischerplatz nach der Promenade- e. Wasserleitungsanlagen in die MoscheleSstraße, k. Abortanlagen in den am Töpfer, platze gelegenen Gärten. IV. Gutachten de- VerfassungSau-schusse- Uber u. einen älteren Antrag in Betreff de- Recht- der Stadtverordneten behufs AuSkunftSerlangung in Gemeindeangelegenheiten, d. einen älteren Antrag de- städtischen Verein- wegen Prüfung der vorjährigen Vorkommnisse am Theater. Bekanntmachung. r hiesigen ThomaSktrche > » r u. g > t > 0 1 ru 6 « r r u B» ba^ l,. ^ m M > r W r:«i M «' , 6 kn i M rk die i.r: w <w » 1 ^n» » as Subdiaconat an der hiesigen Lho«aSktrche ist unverwcilt zu besetzen Bewerber um diese Stelle wollen ihre Gesuche unter Beifügung der erforderlichen Qualifica- ion-nachweise schriftlich bi» zu« 16. Jult d. I. bei uns einreichen. Leipzig, am 23. Juni 1875. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. G- Mechler. Die achte Polizei-BczirkSwache efindet sich von heute an im Hause Gutritzfcher Strafte Rr. 10. DaS Polizeiaint der Stadt Leipzig. vr. RUder. Trinckler, Secr. Leipzig, den 1. Juli 1875. >r ll r k.IL m s fr I .1»r> l. (j Schwurgericht. In der öffentlichen Sitzung de- Geschwornen- Gerichts am Freitag war der Gerichtshof wiederum m« den Herren Geh. Justizrath BezirkSgerichtS- nrector Petsch alS Schwurgerichtspräsidenten tnd GerichtSräthcn WeiSke und Bielitz zu- ,ammengesetzt, die Kgl. Staatsanwaltschaft ver rat Herr Staatsanwalt vr. Wiesand, die öerthewitzung Herr Advocat Frey tag. Aus der Anklagebank befand sich der Gürtler- «eselle Otto Richard Reben tisch au- Elterlein »ei Annaberg unter der Anklage de-versuchten Nordes. Die persönlichen Verhältnisse de- Be- gchtigten lasten sich in Folgendem kurz zusammen- ässen. Rebentisch ist am 8. Dccemder 1849 in Llterlcin geboren, hat nach Entlastung aus der öchule die GUrtlerproscssten erlernt, vom Jahre 1869 ab in der sächsischen Armee gedient und mom Jahre 1873 nach Eintritt in die Reserve 4bi» AuSgangS März diese- Jahre- alS Markt Leiser in Chemnitz sich beschäftigt. Am 11. April kam Rebcntisch nach Leipzig, um hier aus dem iTHUringer Bahnhof als Wagenputzer in Arbeit zu treten, welche Beschäftigung er auch bis zum 4 Mai sortsctzte. An dem letztgedachten Tage Abend- nach 8 Uhr — so gesteht Rebentisch zu — hatte er im Flur de- Hause- Roßplatz Nr. 14 mit einem in fünf Läusen geladenen sech-läufigen Revolver aus die 18 Jahre alte Auguste Marie WacbS genannt Gäbler au- Chemnitz in der Ab- Icht, sie zu tödten, zwei Mal geschossen, glücklicher Weise aber damit Nicht- weiter alS eine leichte Verletzung de- Kopse- der Wach- herbeigesührt. Uebcr die Veranlassung de- Vorfall- ist im .'aufe der Untersuchung Folgende- ermittelt worden. Die Wach-, im Haufe ihre- Stiefvater-, de- Riemer- Gäbler in Chemnitz erzogen, hatte um Weihnachten 1873 die Bekanntschaft de- damaligen Markthelfer- Rebentisch gemacht und mit ihm ein intime- Verhältniß angeknüpft, da- zu geaen- /eitigen Eheversprechen führte und bi- Weihnachten 1874 sich ungetrübt fortfeyte. Um diese Zeit erfuhr da- Verhältniß «ne Lockerung dadurch, laß die Wach- ihrem Geliebten 5 Thlr. dar leihen pußte, daraus aber nur nach und nach 3 Thlr. rückerhielt. Die Liebe der Wach- zu Rebentisch wand noch mehr, als Dieser bald darauf außer beit kam; und unter dem Eindruck einer neuen kannlschast — indem ein Unterofsicier B. von Leipzig zufällig zum Besuch nach Chemnitz kam und mit ihr, der Wach-, am 4. April zu Tanz sing — faßte Letztere den Entschluß, da- Ver- Mlniß zu dem bisherigen Gcliebten zu lösen, wa- sie ihm schon andern Tag- mit der Bemer kung: „sie könne ihm nicht mehr so gut sein wie früher" ankündigte. Ihre Versuche, alsbald da- Geld, welche- Redentisch ihr schuldig war. zu Erlangen, scheiterten, im Gegenthcil wollte Dieser ri bi» 6 Thlr. von ihr geborgt haben. Sie ver fehlte ihm hierbei nicht, daß sie sich in nächster Zeit in Leipzig vermiethen wolle und brachte hierdurch, ohne eS zu wollen, Rebentisch auf den Gedanken, auch dorthin Ubcrzusiedeln. Schon am §10. April nahm er von ihr Abschied. Sie ver sprach am !3. April nachzukommen, hatte aber sogleich die Absicht, erst folgenden Tag- zu reisen und ihre Wohnung bei Verwandten (in der Dörrier straße), vor Rebentisch geheim zu halten. Die Wachs, hier angrkommen, fand einen Dienst bei einer Herrschaft im Hause Nr. 1 der Roß- straße, wo sie am 27. April anzichen sollte Mehrere Tage vor dem Dienstantritt wurde sie jedoch in dem Hause ihrer Verwandten durch den Besuch de- NedenUsch überrascht, dem c- gelungen war, diese Wohnung au-zukundschasten. Die aus der Treppe gepflogene Unterredung hatte nur den Erfolg, daß die Wach- dem Rebentisch ihre Ab sicht, da- Verhältniß zu lösen, rückhaltlos zu er kennen gab. Reben lisch war darüber außer sich, ließ die Worte: „Ein» von unS Beiden muß weg, enlweder du oder ich!" fallen, wurde jedoch aber dann ruhiger, als die Wach- ihm sagte, daß sie. wenn auch nicht alS LiebcSleute, so doch als Freunde leben wollten. Es kam nun zu einer weiteren Zusammenkunft der Beiden in der Wohnung der Dienstherrschaft, zu welcher die Wachs gezogen war, und zwar am Abend des 30. April. Rebcntisch bekam hierbei daS ihm gehörige Bild, da- die Wach- von Chemnitz mitgebracht hatte, eingehändigt. und wurde ihm seine eigene, im Besitz der Geliebten befindliche Photographie zurückgegeben, während die Wachs das ihr schuldige Geld dnn Rebentisch schenken wollte, ein Anerbieten, welche- Rebentisch indeß ablchnte Am 1. Mai schrieb Letzterer einen Brief an die Wach-, daß er sie Uber Alle- liebe, daß er jetzt eine feste Stellung habe und sie ihm vorerst noch einmal ihre Meinung schreiben möge. Diesen Brief verbrannte die Wachs nebst den übrigen ihr von Ncbentisch zugeganaenen Briefen und gab am 2 Mai Abend- dem Rebentisch, der sie in der Wohnung ausgesucht, wiederholt ihren festen Ent schluß, da- Verhältniß zu lösen, zu erkennen. Rebentisch begleitete sie auf dem Gange zur Wohnung ihrer Verwandten und sprach, da in der Gesinnung der ehemaligen Geliebten keinerlei Aendcrung zu erzielen war, endlich von Selbst mord. Schließlich trennte man sich und Rebentisch erklärte noch, in einigen Tagen da» noch schuldige Geld bringen zu wollen. Am Abend de- 4. Mai, in der achten Stunde, erschien nun Rebentisch wieder in der Wohnung der Wach-, sagte, er wolle ihr daS Geld unten geben, wenn sie Bier holen werde, und wartete alsdann im Hausflur auf die Wachs. Bei einem Gange zum Bäcker und zum Kaufmann in die Nürnberger Straße begleitete Rebcntisch die Wach-, bat sie aber, nachdem sie wieder aus den Roßplatz zurückgekommen, noch ein wenig zu warten und mit ihm an die Laterne zu gehen, damit er daS Geld, daS er ihr geben wollte, bester zu erkennen vermöge. Da er ihr auch dort Nicht- gab, sagte sie: sie gehe nun ohne Geld, da sie nicht länger warten könne, Rebentisch aber forderte sie auf, mit in den Flur de- nächsten HauseS zu treten, damit die Leute nicht sähen, wenn er ihr daS Geld gäbe. So gingen nun Beide in den Flur deS Hause- Nr. t4 am Roß platz, wo eS, wenn schon ziemlich dunkel, doch noch so hell war, daß man sich gegenseitig genau erkennen konnte. Hier feuerte nach einer viertel stündigen Unterredung der Angeschuldigte die bciocn Scküste auf seine Geliebte ab, verließ dann den Ort der Thal und wendete sich nach der Prome nade zu, wo man ihn al-bald fesinahm. Der HauSmann de- HauseS Roßplatz Nr. 14 hatte in seiner Wohnung Schreien, Hülferufc und zwei Schüsse gehört, war schnell herunter gelcusen und hatte im Thorweg die Wachs in kauernder Lage gesunden. Die Wach- hatte dem HauSmann den Vorfall mitgetherlt und daraus hin war der Letztere dem nach der Promenade zu sich entfernenden Manne mit den Worten „haltet auf, er hat ein Mädchen geschossen" nachgeeilt. Rebentisch hatte den Ruf gehört und, sich verfolgt sehend, gerufen: „dort rennt er" und nach der Promenade zu gezeigt, um den Verdacht von sich abzulenken. Trotzdem »rar Rebentisch von einem Soldaten deS 107 Regiments, welcher die Schüsse gehört, ebenso von einem Schriftsetzer und bez. von einem hinzukommenden Schutzmann festge halten und nach der Polizeiwache tranSportirt worden. AlS dem Rebentisch der Revolver auS der Hand gewunden wurde, ging noch ein Scbuß loS und verwundete Einen der Umstehenden glück lick er Weise nur leicht, Nebentisch selbst aber ließ sich alsdann ruhig nach der Polizeiwache absuhren. Der Angeklagte hat bei seiner Vernehmung ein umfassende- Geständniß abgelegt und dasselbe in der Verhandlung wiederholt. Ec will den Vor satz gefaßt haben, erst die Wach- und dann sich selbst zu tödten und findet in verschmähter Liebe und Eifersucht da» Motiv der Thal. Die Beweisaufnahme förderte etwas wesentlich Neue» nicht zu Tage und wurde nach Schluß derselben vom Kgl. Staatsanwalte die Anklage insoweit, alS sie auf versuchten Todtschlag ge richtet war, aufrecht erhalten und demgemäß Be jahung der gestellten Frage beantragt, dagegen auf Verneinung der aus Annahme mildernder Umstände gerichteten Frage angetragen, während die Verteidigung für Annahme mildernder Um stände sich verwandte. Die Geschworenen haben sowohl die auf versuchten Todtschlag als aus Annahme mildernder Umstände gestellten Fragen bejaht und diesem Wahrspruche gemäß wurde Rebentisch zu Einem Jahr und Sech- Monaten Ge sä ngniß strafe verurtheilt. Äunstverein. Sonntag, den 4. Juli. Während der vorigen Woche gelangten eine Reihe der neuesten Publikationen d»r Arundel-Gesellschast in London, Lichtdrucke nach den Parthenonsculptnren, zur Ausstellung, ferner die vor Kurzem veröffent lichten Brann'schen Original-Photographien größ ten Formates nach den Frcökcn Rafael'S und Soddoma'S in der Farnesina zu Rom, sowie eine Auswahl Photographien nach Gemälden Charles Gle y re'S und nach Bildern der Galerie zu Neuschatel und deS Pariser SalonS von 1874. DaS Bildniß von Antoine PeSnc, das Gemälde von Prof. Stever (NubenS und sein Meister van Noort) und die Portraitzeichnung von Frau Or. Haupt mann bleiben noch aus gestellt. D. Rusüug nach Altenburg. Freunden der Natur und gemächlicher Erholung kann mit vollster Ueberzeugung ein AuSslng nach Altenburg um so mehr empfohlen werden, da in den Foyer» deS herzoglichen HoftheaterS biS zum 2l. Juli eine reiche Oelgemälbc-Ausstellung statt findet, welcher Se. Majestät der deutsche Kaiser die werthvollen Schlachtenbilder „Sedan" und „Königgrätz" mit dankenSwerthcr Munificenz an vertraut hat. Außerdem sind die treffliche Wirth- schast auf dem Plateau, da- seiner Vollendung nahe Museum, der sauber gepflegte Schloßgarten, daS den Fremden gern geöffnete interessante Schloß mit dem neuen prachtvollen Saale, daS alterthümliche RathhauS, die Jnselwirthschast aus dem großen Teiche mit Gondeln als anziehende Puncte zu empfehlen, und wenn ein Pilgergang in und um tie Stadt den Durst wecken sollte, so würden die deutsche Reich-Halle, der Keller, die Postrestauratiou, Evermann'S Garten, Jung- iiiann's Wirtschaft und die sämmtlichen Gast häuser ganz geeignet fein, denselben mit einem vorzüglichen Stoffe zu befriedigen. Die Besuchenden werben überall freundliche Aufnahme finden. verschiedenes. — Ein Corrc'lpondent der „Magdeb. Zeitg." hat Pest-Ofen besucht, um die Schwcsterstädte nach der Katastrophe zu sehen. Er schreibt: Wa- man da sieht. daS entzieht sich jeder Be schreibung. Wenn Ofen bombardirt worden wäre, so könnte eS unmöglich so auSsehen, wie jetzt. Ganze Häuserreihen sind im buchstäblichsten Sinne de- Worte- versunken! BiS j'tzt weiß man von circa 700 Menschen, die dem Unwetter zum Opfer gefallen sind. Vor den Ruinen, auf den mit ellenhohem Schutt oder Schlamm bcdccktcn Straßen hocken elende Gestalten, die vor einigen Tagen noch geachtete Bürger und Familienväter waren, uno betteln die Neugierigen, die an die Unglücksstätte kommen, um Brot an. In wie vielen Augen, namentlich in wciblichen, sah ich etwa-wie Wahnsinn blitzen! — Allein nicht diese Scer.en wollte ich schildern; cS drängte mich früher, mit eigenen Augen zu sehen, jetzt aber be dauere ich, dies gethan zu haben. Ein Schlacht feld nach der Schlacht macht keinen solchen cnt- setzlichcn Eindruck, wie diese versunkenen Straßen, weil man sich deS vernichtenden Gefühls nicht er wehren kann, daß der Mensch gar nirgends vor den feindlichen Elementen sich zu retten vermag. — Wie schon gesagt, nicht diese Scenen wollte ich schildern, sondern erzählen, wessen der Ober stadthauptmann v. ThaiSz fähig ist. Dieser Herr steht an der Spitze der Stadl Pest und hat wäh rend der fürchterlichen Katastrophe in Ofen nicht die geringste Hülse leisten lassen, obzwar man ihn dringend darum gebeten! . . . Ich > brauche wohl kein Wort weiter hinzuzufügen! — Ueberhaupt herrschte unter der Bevölkerung der- ! jcnigen Stadttheile in beiden Städten, die von keinem Unglücke betroffen wurde, eine empörende Indolenz. Einzelne Brave ausgenommen, verdienen die Bürger der Stadt Pest den herbsten und bittersten Tadel ob ihrer Haltung während der SchreckenSnacht. Hingegen muß der in Ofen stationirten Genietruppe, der Ofener Feuerwehr, eine- Generals, dessen Name mir leider entfallen, die rühmendste Erwähnung gethan werden. Ein Mitglied der Feuerwehr rettete allein sieben Menschen vom sicheren Untergang. Zugleich sei eines GeschichtchenS gedacht, daS in aller Welt wieder erzählt zu werden verdient. Lieutenant BabicS von der Ungarischen Kronwache sah da- Wüthen der entfesselten Elemente und die schreck liche Gefahr, in welcher so viele Menschen schwebten, — er besann sich nicht longe, er ging nicht erst vorscbristSmäßig melden, sondern befahl einer Genieabtheilung, aus eigene Verantwortung hin. ihm zu folgen. Er stellte sich an ihre Spitze und schritt im ärgsten Toben deS Orkan- an- Werk. Lieutenant BabicS arbeitete mit seinen Leuten bis zur vollständigsten Erschöpfung Aller. WaS die Edlen in jener Nacht geleistet — wer könnte cS aufzählcn! Da kommt am Sonntag Morgen der dem Lieutenant Vorgesetzte Haupt- inann, und zieht ihn zur Verantwortung dafür, daß er nicht erst die Meldung erstattet, londern ans eigene Faust gehandelt hat! Und — man könnte cS kaum glaublich finden — Lieute nant BabicS erhält von seinem Hauptmann einen 24stündigen Stubenarrest!... Ein präch tiger Lohn für eine edle Thal! — AuS den Trümmern eine- durch die Wasser fl ut.'h nicdergerissenen HauseS in Tou louse hörte man plötzlich den Hülseruf: Papa! Mama! Sogleich machten sich Soldaten anS Werk und gruben der Stimme nach, bis sie — einen Papagei in seinem Bauer fanden. — Die Bark „Red Deer", von Currachce (Karratschi) in Britisch-Ostindien am 30. Juni in London angekommen, hatte aus 9 Grad S. und 14 Grad W., also an der Westküste von Afrika, am 28. April von 5'/, bis 8'/? Uhr Nach mittags nicht weniger als 33 Grdbebe», von denen einige sehr heftig waren und daS Schiss so stark erschütterten, daß man auf dem Verdeck nicht gehen konnte. (Eingesandt.) Noch einmal da» Etnkommen- Steuergesetz. «.Bergs, das Eingesandt in Nr. >8l). Wenn ein Beamter mit 3000 Gehalt 100 ^ in die Pensionöcasse legt, so denkt er n cht daran, diese 100 fröhlich noch einmal zu versteuern. Diese regelmäßigen Einlagen bilden mit den jährlich dazugeschlaaenen Zinsen den Stamm, auS welchen die Pensionen bezahlt werden, wenn der Betheiligte nicht mehr arbeits fähig ist. Diese Pensionen, als Erträgnisse der ersparten Einlagen betrachtet, sind steuerpflichtig, nicht aber die Einlagen selbst. Ebenso sind die Erträgnisse der Reserve Eapitalien von Actien- Gesellschaften steuerpflichtig; da dieselben jedoch einen Thcil de» Gesammt-Gewinnes bilden un» in diesem ausgchen, so finden sie ihre Besteuerung bei den Gesammt-Erträgnisscn. Wenn ein Vater seinem Herrn Sohn, der Osficier geworden, von seinem bereit- besteuerten Einkommen 1500 .E Zuschuß gewährt, so wird der Herr Osficier diese- Geschenk seine- Vater- gewiß nicht versteuern. Derselbe kann c-lersür ebensowenig zur Steuer herangczogen werden, wie die Herren Studenten, welche Gelder zu ihren Studien und zu ihrem Lebensunterhalt empfangen. Wern dann der Schreiber der Notiz (man möge mir gestatten, denselben Ausdruck zu ge brauchen, den er selbst für geeignet hält) die Be steuerung deS Geldes, so oft eS in andere Hände übergeht, befürwortet, und dabei von sich und seinem Sohne bis aus da- Rindvieh kommt, so ist eS unS wirklich nicht erkenntlich, wie diese- mit der Doppelbesteuerung der Actien-Gesellschaften und der Aktionäre zusammenhängt. Aktionäre sind Theilhabcr eine- Geschäfte», welches sich Actien-Gesellschaft nennt. Sind nun
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