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Dresdner Nachrichten : 27.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188410271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18841027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18841027
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1884
- Monat1884-10
- Tag1884-10-27
- Monat1884-10
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.10.1884
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> dt» *«!> M. i.7». - Sakral« ik»I»r. ÜI dl« «achmttt. 3 Uhr. „«,»»« dt» U Mi». In »Iiuliadt: ^ »klirr«, d aar an«ochru,a»endi» ,11hl. Nachm. Dt« lloauigk Pciu- utlrica 8 Stld«»>tL Pt,,. Untrr »tii- «elaadi lZeil'3V'M. tttnr «avami« str da« nachlNialge itrlcheinc» dir tzn- «rair uitrd nicht gcgcbe». Lu«u»tr- it«> Jnlrrlti>»»-<l»,irt>l>r a-aen Pitt» Mnernndojadlung dnrch «Irlcfmarkea ,„i Pnftrtiitaltlui!« S Lltdc» lb Pt,. z»kratr lllr Mauiag oder »ach Alli- P«m»eilk LS Pt«. Inkral« „im-» an: A»»onc«».»Zmta»! »»»/ jaalknslctn u. «oqlrr, Sind Mollr.I taiNe u. So., Invaiidcndanl, ij>.' Wllcc-SlSrttd. Sk. »leb-Mnabcvura, 8. ivarü-HaNe, B. Arndt-Bcrttn^v., sl. Lntnrr-Hnulburg, Vtohnl-rrpith. c Nür sltttknavc clnaej. Manuiceipt« I lrtne Berbtndltchlctl. ^»Wchnch ^ ^ T-geölatt für UolitiK, MerMmg, K-s«l-i>eM»r. MeiftriAl. IMimkiße. a«grün«i»t >s?o. ?LeütLs^ r.I.»«il,l«r»»l ?ra§srstr. Ho. 7. tzklls? u. öiMre- Valanlsi-Is -Wsok-on ^Ibumr, bSckee 5c»muet>. u. aun,lr«r»n«t1n6». klgsn« ssakrlll, kxport. 6rv«o» ri»uav»nll»»tr»»»a W. I^sgkri^: nur i^r»»vr»tr»»«dv 7. dost« A>»rltv vo» stlvzvr» vkriistlanlr» kövitzl. UofLpotlwke I)rv8äv», ^ »in 0«vrßr«ntl,»r. Diesävu, Kvv8tra88« 80, I. I. Xnavneon-Dxpeälllov kür »No Xo!ikrnx6v. i U. 1'de»t«rdlU«t-V«rk»llt lllr äio vroLÜnor > Llioator. III. LlkoetEa-tvntruI« ontor (larüutio. IV. cotteottvr» «lor 8llek,. L-»u6e«1ottcrle. vedtsse, I^Iomlien sto. Oorrccto F-uskübrunxsu. douas kreise. Lkr. 8örup, VVoUmorstrüsso 26, sröts Ltgxg. vis 7LxjsLsrie-^LnukAet.ur iO. IIS88S, LöviZi. Üsklisk., vresäsu, iircl-el -ieFrUMW ihres Meil ^siluiLelitL-^ULverLLukeL zmücknesetzler LtieLsrsieL aller ArLeil - srisch m Kröell-zlt ellMl öMgen Meisen. Ni'. 3^1. 29. Ilihrgnug. Anslllge: 40.000 Srpl. Aussichten sür den 27. Octbr.: Stürmischer Südwestwind, meist trübes, regnerisches, etwas wärmeres Wetter. Dr-Sdc». 1884. MvIItag, 87. OttVr. Rkneste Telkaramme der „Dresdner Nachrichten". London. Li. Octbr. Heute srüli wurde von verbrecherischer -Hand der Versuch gemacht, ein Tüor bei der Schiffsalntsscölensc des Flusses Bann (Irland) mittelst Dynamit in die Lust zu sprengen. Die Polizei glaubt dem Tbätcr aus der Spur .zu sein. Wir». LS. eltvr. iLoniUagS-Berkedr.i 12 Nkr 2ü Ml». ccicd>t287.1v. Liaatdvahn 2M.S0. Lombardni 118.nö. Eidclkai I78..10. GaNUcr 270.v» Acft. Slcwvork, LS. Oltbr. Mehl 8.2S, Notker MltNcrwctcc» 8», vr lkcloder nomi nell. he. November 81'/«, vr. Dccc!»bcr 8S>/„ Mntv kNciot SS. grockl 1. wo«c»-U»l>«rs><I>« »er vtrtch«-»'«.!» vom Li. vciobce. Activa. Metotldellond ..... M. Sts.2vu.av» n»j,. M. r.sss.vo» Beliavv an!l!elchsk>ille»lchel«c» ... I7.lvs.avv »nis,. » ss.aeo Bestand an Noten anderer Bankcn . . « I2.lll.aov Ro». « L.vva.ove Bestand an Wechlcln . . 7 . » «2a.7va.aoo n„a. . L.7SS.VV0 Bestand an LombaldtordelllNsien « » » 1v.l2v.auv Ada. » «,7-a.,»»ll Beslaitdan Eftceten . . . ^ L » Ilt.ttNv.ag» Zug. . pvv.avo Bestand an Io»1l>»en Nctlven » 2 » » 2S,av7,a»>> >»>». . V81.VVV Bassiva. Griiiidlopital .. , , , » I2v.vav.avv Nnvcrattderl. ttiescevelondb ...»», » 2u.vv8.UVV llnverändeet. Betraa der unllansrndcll Noten . 2 » 782.va7.avv A»a.M. I».S87.vva Loitltiae ldal. falltve Bcloiitdltchletlk» . » rvL.vlv.nao jltia. < 1S.S8v.aa<t LoilsitgeLassiva » üil.uvo ijtt». - IS.cvv Dresden, 27. October. — Noch niemals war die Ungewihlieit über den Walil- auSfalI in Altstadt-Dresden so gross wie diesmal. Das, es nie schlankweg mit einer Walii abgelit, dah cs stets einer LlichwM bcdars, gebürt zu den unberechtigUen Eigcntbümlichkeitcn des 5. Wablkreises. Eine Stichwahl giebt's, das ist klar, aber Wer kommt hinein? Bebel? Leider, vcrmuiblich >a! ?lbcr lange nicht mit der früheren Etimmcnzahl. .Hunderte von Arbeitern, die sich von ibm abgcwendct, haben ihren Entschluss osten mittelst ihrer Unterschiist bekundet; viele Hundeit Andeie, aut denen der Druck der sozialdemokratischen Ucbcrwachung lastet, werden eben falls »icht-Bebel'sche Stimmzettel abgcbcn. Wer also anher Bebel ? v. Aochow bringt es als Zäblkandidat höchstens ans etliche Hundert Stimmen, deren Abgang freilich den Ordnungsvartcien schmerzlich genug ist. Auch vr. Engel wird nicht hochsliegcn. Auch er ist nur ein -sählkandioat. Bleiben v. Einsiedel und Hartwig. Beide .Kandidaten erfreuen sich eines strotzen Anhanges. ,^ür B-ide sind beieils Hunderte von Unterschritten gesammelt» hinter sedcm Unter zeichner »Uicn Gruppen von Parteigenossen. Tie Unterschriften kann und soll man nicht danach prüscn, ob sie die mehr oder williger angesehener Männer sind Vor dem Gesetz gilt die Stimme dcS ärmsten Lohnarbeiters genau so viel, als die des Millionen kommandirenden Reichen. Wr v. Einsiedel erklärten sich die sionservativen und die RationakUbcralen, rin grosser Tbeil der Beamten und des HandelsstnndeS, der Fabrikanten, die Hnnd- weikcr ans 50 Innungen, viele andere Gcwerbtreibende und eine etbebliche Anzahl Arbeiter. Für Haitwist stimmen die Reformer iino die Ebristlich-Sozialen geschlossen, viele Gewerbtreibcikde, na mentlich die kleineren, viele kleinere Leute und Beamte und die Lpposilion gegen den Stadkiath. Wo da das Mehr der Stimmen liegt, ist schwer zu sagen. Eber kommt man zu einer Mutbmatzung, ivcii» man die ----- —c-c.» ....>. . . Sache von der negativen Seile anfatzt und sragl: Wcr bat die meisten Gegner, v. Einsiedel oder Hartwig? Die Gegnerschaft gegen v. Einsiedel heftet sich nicht a» seine Wirkiam- nnd sein Programm, sondern an sein hobeS Amt und seine Gemüt. Umgekehrt stotzen sich bei Hartwig die konservative» und iidcraicn Gegner nicht an sein Programm, sondern an seine Person und iisheiige Tbätigkcit Ties ist besonders sür die Stichwahl wichtig. Allgemein verbreitet ist die Ansicht, datz es leichter ist. in der Stichwahl v. Einsiedel durchzuhringen, als Hartwig. Erstercr Int wohl leinen, letzterer sehr viele persönliche Gegner. Man bat es vom dcntsch-pglrlolischen Standpunkt ans unbedingt zu ver langen — Wer auch immer mit Bebel zur Stichwahl kommt —. daß duiuii daun die Stimmen der weiter zurückgebliebenen Lrdiinngs- uarleien unbedingt zusallcn. Run hat sich aber Folgendes ereignet: Tie Sozialdemokraten wissen, daß es den Anhängern Hnrlwig's lei der Stichwahl weit leichter fällt für Einsiedel zu stimmen, als nmgckehkt. Es knrsirl eine Erzählung, wonach etliche persönliche Feind,' Hartwig'ü bestimmt erklärt haben, demselben schlechterdings niemals ihre Stimmen zu geben. Wir beklagen solchen verblende ten Partcibaß und verwerfen ihn entschieden. aber der praktische Politiker mutz mit den vorhandenen Thallachen und also auch mit nur die Uneinigkeit und der Hatz der OrdnungSpniteien ihnen eine künstliche Mehrheit schasst. Daraus bauen sie ihren Plan. Es liegt den Sozialdemokraten vor Allem daran. datz Hartwig und nicht v Einsiedel in die Stichwahl kommt. Zu diesem Bchufe sind sür die erste Wahl etwa 2000 zuverlässige Soeialdemokratcn zu Hartwig nl kommandirt worden. Kommt derselbe in Folge besten zur Stich wahl. so werden diese Stimmen bei letzterer natürlich wieder zu Bebel zurückkommandirt. Willenlos, wie sich die Sozialdemokraten der TiSciplin Unterwerken, dürfen sic diclcS Manöver wagen. Das Bringen v. Einsiedci's in die Stichwahl würde diese Taktik durchkreuzen und die abermalige Niederlage Bebel's besiegeln Dies wird uns als die einfache, in der Thatsache begründete Auf fassung Seitens Derer mitgelbellt, welchen die wiederholte Znrück- wenuug einer sozialdemokratischen Kandidatur sür die Residenz dcS Saclstei'landes der oberste Gesichtspunkt ist, hinter dein alle an deren Rücksichten zurückbleibe» müsse». Wer sich erinnert. welchen Schaden der frühere Wahlsieg Bebel's angerichtel, wie er den Fremdcnznflnh hierher beeinträchtigt und ihn anderen angenehmen Stadien zugcwendct hat, wer da weitz, datz seit der Abschütteinng dcS lozialscinokratischen Jochs der lohnenden Verdienst bringende Fremdenauscnthalt liier sich wieder gehoben bat. der begreift es. daß zahireicne Arbeiter sich der Einsiedel'jchen Kandidatur zuge- roeiidet haben, die ihnen als die aussichtsreichere sür den Haupt zweck : Kein Sozialdemokrat, erscheint. Tie Socialdemokratcii haben in Dresden nicht die Mehrheit, das haben alle früheren Wahlen bewiesen; auch der falsche Schein soll nicht auf uns fallen; ver meiden wir AlteS, was dazu führen könnte I — Ln dem Brabmiter .Hof hielt am Soiinahend der social-dcmo- kmtiiche Bewerber Herr August Bebel vor einer sehr zahlreichen Wahlerversaminlung eine weitere Caiididatcmedc. Er sprach zwei volle Stunden in ruhiger Weise; auch die.Haltung der dichtgedräng ten Arhvitcrmcngc lvar durchaus ruhig. Eine Unterbrechung crinh- ren die Ansiühnmgcn Bebels (Rückblick ans seine Reichstagstliätig- ' nd Entwickelung der ab" ,'edner zu dcni Socialisl Herr PolizeicvminissarP...» .v».-, ^»» derBchel'schen Ausführungen unstatthaft sei. Bebel protettirte An ftings dagegen mit dem Bemerken, datz er nur über seine Thciligkeit mi Reichstage rescrire; um jedoch die sonst eintretcnde Auflösung der Versammlung zu vermeiden, fügte er sich »nd behielt sich Ciii- leichung einer Beschwerde vvr. Aus die cinzemcn Punkte der Bebel- schen Rede cinzngchen. halten wir schon um deswillen sür üderslüssig. weil sie iu der Ocmvtsache nur die Ausführung des ersten Bebcl'lchcm allen Wählern zugänglich gemachten Wahl-Flugblattes sind. In Kürze iei erwähnt, datz Bebel u. A. sich sür einjährige Etats, gegen die privilcgirte Stellung dcS OsfizicrcvrpS. gegen die von ihm gänzlich vcrurtheille Schutzzollpolitik, namentlich gegen Getreide- uns Holz zölle, üderhaiivt gegen die indirekte Besteuerung erklärte. Die In nungen ä In Ackermann verwarf er cbcnsalls, die DamPiersilbvention »nd die Eolvnialpolitik des Reichs verdienten keine Unterstützung. Zur Einschränkung der Ucberprodnction fordert er den lOstünoigcn Nvrmalarvcitstag und die Einsühriing einer internationalen ArbeitS- nnd Fabrikgesetzgebung. Von der jetzigen Socialrewrin des Reichs ldieie macht allerdings den Socialdemotraten grvtzen Abbruch) war Bebel natürlich nicht erbaut und verwais auch sie vollständig. Gegen ver schiedene in der Presse gegen seine Person und Thätigkeit erhobene Angriffe könne Redner sich leider in dieser Versammlung nicht ver- thcidigen. Die Versammlung ging nnt anhaltenden Hochs auf Bebel, im Uebriaen ruhig auseinander. Ein zweites, die Wahl Bebel's einvschlendes Flugblatt, welches auch in der Versammlung erwähnt wuide, fand sich gestern Morgen in vielen Hänsern der Altstadt verstreut. — Bei einem Frühschoppen suchte am Sonntag .Herr Hotelier Lingkc im Hollack'schen Saale die Kandidatur August Waltcr's für Dresden-Neustadt warm zu empfehlen. Die Versammlung, die keine zahlreiche war, war stark von Lozialvemokraten durchmischt und w konnte Herr Lingke trotz seines in der Rede vorhandenen HumorS keine rechten Gclchäste sür die Sache der deutsch-freisinnigen Partei erzielen. Bei der an den stündigen Vortrag sich knüpfenden Debatte meldeten sich zwei notorische Sozialdemokraten zum Worte, die einzelnen AuSsührungen des Herrn Lingle in scharfer Weise begegneten. Wenn Herr Walter als Mann der Mitte auch noch so warm betreffs seiner Person und Tbätigkcit von Herrn Lingke hin- gestellt wurde, so wollten die Sozialdemokraten von einem Dcutsch- Freisinnigen. der eine Schaukelpolitik treibe, nichts wissen. Selbst als Herr Lingke erklärte, datz er ein Gegner dcS Sozialistengesetzes sei, wollte sich die zum Tbeil unruhige Menge nicht zufrieden geben. Gegen '/-I Uhr ward die nicht zum Vorthcit der freisinnigen Partei verlaufene Versammlung geschloffen. — Nach einer bei der letzten R c >'eh 8 t ag s w al>I gemachten Wahrnehmung ist im Publikum die Meinung verbreitet, datz schon am Wahltage AdcnbS daL Ergebnitz der Wahl vom Naibhause aus bekannt gegeben werde. Es wird deshalb hierdurch ausdrücklich betont, datz eine solche öffentliche Bekamstgebung zu diesem Ter mine daselbst bestimmt nicht slattsindel und nicht stattsinde» kann, datz aber aller Voraussicht nach durch Verausgabung von Elstiabiättern seitens der hiesigen Zeilungcn in allen crtadttheile» j sür iclmeile Verbreitung des Wahlergebnisses S'vrge getragen werden wird. — Wie cS nicht anders zu erwarten war, fand gestern die feier liche Einweisung des Herrn Pastors Dr. Fro in in hold unier übcraus zahlreicher Vetheiiigung der Annenkirchengemeinde statt. In gewohnter, Geist und Gemütii erhebender und ergreifender Rede vollzog dieselbe Herr Konsisiorialratli Superintendent vr. Didclius, wählend Herr Bürgermeister Bödnisch, welcher neben den Herren Stadtrütbcn Hcubner, Geier und Schonecker den Kirchenpatron ver trat, dem neuen Pastor mit herzlichen Segenswünschen die Be- rusungsnrkunde überreichte und Herr Geh. Hoirath Ackermann a!S stellvertretender Vorsitzender des Kirchciworstanvcs demselben als Zeichen des Gelübdes einmüthigcn Zusammenwirkens den Hand schlag gab. In der hieraus folgenden Autriltspredigt erhob Herr Vr. „romnihold die Herzen alter Hörer zur andachlSvoilen Würdigung dieser Feierstunde, und zur Erhöhung der Feier trug auch der unter Heini Kantor Schurig's Leitung vortrefflich ausgcsührte Eliorsang (achtstimmige Motette von Hauptmann) nicht wenig bei. — Wir werden dieser Tage interessante Gäste in unseren Mauern sehen: den kaiserlich japaneusckien Gencralpostmeister N o muraund den do. Postdirettor Tokahasio. Vorgestern weilten diese Japaner noch in Leipzig. — Vor Kurzem machte sich die Unterbringung eines sehr reichen Herrn in einer Irren-Ansvlt nöthig. Hierbei nahmen die zuständigen Behörden auch Einblick in seine Piivatverbältnisse und es ergab sich, datz derselbe seit Jahren sein Einkommen tief unter der Wirklichkeit deklarirt hatte. Wie weit dieser Herr von der Wabiheil entfernt gedlicben ist, kann man daraus ermessen, datz die aus seinem Vermögen zu bestreitende Strafe nicht weniger denn Ük.000 Mark betrug. — Gestern Mittag 12 Uhr fuhr von der Victoriastraße auS eine sog. Doctor-Ehaise gerade in einen die Waisenliausstratzc passi- renden P > erdebahnw agen hinein, wodurch das Pferd des herrschaftlichen Wagens wesentlich beschädigt wurde — In dem gestrigen Inserat von Günther u. Rudolvh — Seite 3t — mutz es de;, der Serbischen St. Eisenb.-Obligationm anstatt „zum Eourse von 21',« Proc." 81'/« Proc. beißen. — Der zweite Vorstand der hiesigen Reichsbank stelle, Herr Albert Fischer, ist als erster Vorstand an die Neichsbankstelle nach Brombcrg versetzt worden und dahin bereits übergesicdelt. Sein Nachfolger süc den hiesigen Platz ist noch nicht bekamst. — Die Beanstandung von verdorbenem österreichi- sehen Biere seitens der Wohlsahrtspolizei in einer Restauration in der Wilsdnifferstratzc bezieht sich aus das Drcher'sche Bter- Rcstauraist, WiiSdrufferstiatze 8, was zur Vermeidung von Ver wechselungen elwähiit werben mutz. — Gestern früh in der 8. Stunde entgleiste auf der HainS- bcrg-KipSdoricr Sekunda »bahn die Lokomotive mit 2 Packwagen vor dem ersten aus Haiiiöbcrg abgegangcuen Zuge. Tie Strecke war in Folge besten gesperrt und mutzten die Passagiere des folgen den Zuges an der Unsatlsstclle unterhalb Rabenau umsteigcn. — Im Gablcnzbach. an der Stadtgrcnze von Chemnitz, wurde vorgestern ein 20 Jahr aller Handarlielter todt autgesundc». Es ist nicht fcstgcslcllt, ob hier cin Unglücksfall oder ein Bei brechen vorlicgt. — In Miltwcida hat sich die Diphtheritis in gesahrdro- hendcr Weise verbreitet. Der Schulunterricht mutzte dieser Tage auöfaUcn, um die Schulräumc gründlich zu desinficiien. — Zwei dem RittcrguISpachter Böckelmaun in Unwürdc ge hörige Feime» wurden am Freitag Abend wahrscheinlich infolge böslicher Brandstiftung ein Raub der Flammen. — Die Masern-, Scharlach- und Diphtheritiskranklicit bat in Riesa eine solche Ausdehnung erreicht, datz bcispiclwcisc am 23. d. in einer einzigen Elementnrklasse von 41 Kindern 2ü fehlten. Aber mehr noch als die schulpffichtigen Kinder werden von der Epidemie die unter 6 Jahren ergriffen. In Chemnitz hat es am Sonnabend von Vormittags ll Ulir InS in die Nacht hinein imimteibrocken heftig ge schnell, so datz Dächer, Felder und Wiesen in dickster Schneedecke lagen. — AuS einem Gehl,all am KönigSolatzc in Leipzig wurde vor einiger Zeit über Mittag eine Kassette mit 18,000 Mart i» Wcrthpapii'rcn und banrem Gelbe gestohlen. Neuerdings wandte sich der Verdacht aus zwei Kellner aus Neuschöneseld, welche zu daiiialnicr Zeit in dem betreffenden Grundstück arielien worden und sich an der Eingangsthür zu schaffen gemacht hatten. Beide wurden dieser Tage gesanglich cingczogen und ihre bedeutenden Ausgaben, tibcr 100 Mk., die sie letztere Zeit geinacht, nachgcwiesen, ohne daß sie selbst den Erwerb des Geldes anzugcden vermochten. Es erfolgte deshalb ihre Ablicscrung an die Königt. Staatsanwaltschaft. — In vergangener Woche wurden die sämmtlichcn Bankiers in Leipzig von der Kasseler Polizei benachrichtigt, daß russische Wertbpapierc im Betrage von ca. 15^00 M. a b h a n d e n gekom men seien, und vor Ankaut dieser Effekten gewarnt. Die Papiere waren einem Kasseler Bankhaus,: entwendet worden und lenkte sich der Verdacht auf einen auS Dresden gebürtigen Eonnnis dieses Hauses; derselbe hatte sich einige Tage Urlaub geben lasten, angeb lich um dem Begräbnitz eines Schwagers in Leipzig beizuwohnen, batte sich dann auch wieder prompt in Kaffei eingestellt. Einer der Chefs des Kastrier Hauses reiste sofort nach Leipzig und gelang cs hinnen zwei Tagen sestzustcllen, daß der Verdächtige während emcS Besuches in Boma einen kleinen Koffer bei sich gehabt habe, wel cher ein versiegeltes kleines Packet enthielt. Dieses Resultat, von der Kasseler Behörde geeignet verwendet, veranlatzte sofort ein um- tassendcS Gesländnitz. Der saubere Patron gestand ein, datz das Packet die fehlenden Werthpapiere enthalten habe und er, da ihni die Versilberung nickt gelungen, solches in Pkorzheim einer Dame zur Aufbewahrung behändigt habe. Infolge Neguisttion der Staats anwaltschaft wurde denn auch das Packet vorgesunden und bereits nach Kassel abgcsandt» woselbst auch der Dieb seiner Bestrafung entgcgensieht. tMittrrung vom 28. Octbr. varomctcr na«, OSkar «üsol«, Wallslraße IS. iMittaaS 12 Nbr>; 7«S Mm., 13 gefallrn. Tbrrmomclroaravh nach Sicamnnr: reinvcralnr 8» «Srmr, nirdrliftc 3 ° Wtirmc, höchst« S-'Wörmc. — Regen. — Wind: Westwind. Elbhvhe in Dresden, 26. Oct., Mittags: 25 Cent, unter 0. -h ES waren einmal fünf Freunde — viel auf einmal, aber cs lvar so! Vvr ca. 15 Jahren stiidirten sic zusammen am Konserva torium in Leipzig: vier von ihnen strichen die Geige, der sünste nialtraitirtc das Klavier und schwur ans den heiligen Eontrapunkt; letzterer ist Schreiber dieser Zeilen. Tie fünf hielten in Freud und Leid zusammen, bis die Stunde der Trennung schliig und sie hinaus mußten in die weite Wett. Anfangs wurden noch Briese gewechselt, bald hörte auch das c»ii — schlicplich erfuhr man nur dann und wann von einander ans den Zeitungen. Und da wcir's mir allemal eine Herzensfreude, wenn ich von dem blonden Johannes „unseres damaligen kleinen Kienes" laS, von Christian Ersfeld. Zn Weihnacht d. I. wollte er »ach Deutschland kommen, um seine Eltern zu besuchen; bei der Gelegenheit, nach 13 Jahren, sollte auch ich ihn in Dresden Wiedersehen. Als ich vor Kurzem nach Wien zmülikchitc, fand ich am' meinem Schreibtisch u. A. einen schwarz- gemiideiten Brief: Christian Eisfeld war nicht-mchr; er erlag in London einer tückischen Krankheit. Sein Bruder, der in Dresden ansässig ist, theilte mir die Trauerbotschaft in ergreifenden Worten mit. Dem Verstorbenen war es nicht gegeben, oie Welt nnt dem Klange seines Namens zu erfüllen, er war — und das gilt darum nicht weniger — eine stille, tieiinnerlichc Natur, das Prototyp eines deutschen Mnsikers; er war als solcher ein Paul Herste ans der Geige. Wer einmal in das blasse, von blonden Locken umrahmte Gesicht, wer in seine unergründlichen schwärmerischen blauen Augen geschaut hatte, konnte Ersscld nicht vergessen. Er hatte mit zwei Anderen dcS kleinen Bundes während der Leipziger Studienzeit ein Geigen trio gebildet: dies Trio lvar s. Z. der Vtolz Ferdinand Tavid's, die Freude des Direktor Schleinitz und steht in Leipziger Musikkrersen heute noch in gutem Andenken. Ersfeld warst. Juli 1852 in Coburg geboren, woselbst seine Eltem Mitglieder dcS Hoftheaters waren; als lljähriger Knabe spielte er ein Beriot'schcs Violinkonzert in einer Theatervorstellung. 1867—70 besuchte er das Leipziger Kon servatorium, 1870—72 war er Konzertmeister bei Bilse rn Berlin. Seiner Militärpflicht genügte er bei Parlow in Stettin. 75—77 wirkte er an der Spitze des berühmten Orchesters des Baron Tcrvis in Nizza und Lugano. Später ging er nach London (ec Witte geheiratet) mit Frau und zwei Kindcrir. Der Anfang seiner Earriöre daselbst war cm stilles Ringen: er kämpfte und - so war sein Charakter — verriet!» mit keinem Wort, dah er dulden, ent behren, entsagen mutzte. Das Schlimmste kam; seine Frau, die er mit ganzer Seele geliebt, starb — es wurde Nacht für ihn. Doch in der Nacht leuchten die Stenie — die Knust blieb ihm erhalten und erhielt ihn. Nach und nach bildete sich em großer Schülerkrcis und auch dadurch, datz er musikalische Ideen ausarbcitcte und zu Papier brachte, wurde ihm Trost. S' iuc Kompositionen sür Violine, von welchen mir nur „Ständchen" und „Schlummerlied" bekannt sind, haben, beide äußerst dankbar und tüchtig gesetzt, einen sanften, poetischen, individuellen Zug und sind wie alle crsleren bei Simon m Berlin erschienen — die späteren sind Eigcnthum von Lucas. Novell o. Evcrs u. Co. in London. Am 18. Juli starb Ersfeld nach kurzer Krankheit, 32 Jahre ält. am Niereuschwund — derAnt hatte das Leiden zu spät erkannt. Armer Freund, also Du solltest der Erste von uns Funsen sein! Im Sinne der anderen Drei glaube ich es aussprecheu zu dürfen, datz wir Dir ein treues Andenken bewahren »volle». Wohl Jedem, dem im Kamps um's Dasein, im Getriebe der Welt, aus der Jagd nach Fortunas goldener Kugel, sic mag mm Ehre, Ncichkhum oder äußere Anerkemmug heißen, die Kunst, das reine, keusche, unnahbare Ideal bleibt, das sic Dir war. bis Dir das treue Auge brach! Nimm meine» besten Gm! Ruhe sanft! Wie», 20. Oktober 188-1. Earl Grcrminann. — M odenbries. Wiem am 21. Oktober. Meine liebe Hermauec! Du gratulirst mir. Zu was? Doch nicht ciwa zu dem Dir neulich i» einer Anwandlung von Uiizustiedciihcit aiigekündig- tc» Herrn und Gemahl? Gutes Kind, bis zur Stunde ist cr em Phautasicgebild. Wenn ihn die Götter nicht besser kennen, als ich ihn keime, so wurde er wahrscheinlich noch nicht geboren. Meinst Tu. es sei leicht, hier inmitten so viel schöner, reicher, koketter Frauen ein Männcrhcrz zu erobern? Ja, wenn.Hie Männer, um mich wienerisch auSzndrückeii, halt nicht gar zu arg verwöhnt wären! Man hringt ihnen orientalische Mitgisten aut dem Präscntirlellcr entgegen. Ich bin, wie Du weißt, keine Millionärin, auch dürfte meine Ein fachheit eine Eigenschaft sein, die wohl bei längerer Bekanntschaft fesselt, im ersten Moment aber abstötzt. Lassen wir das ThemaFber die Ehe vorläufig fallen; ich komme später oaraus zurück und über rasche Dich mit einein sink »ocompli. — Gestern fand die erstegrö- tzere Soiree bei der Gräfin W statt. Alles, was bereits zur Vcr- gni'igimgsiaison in Wien anlaiiate und zur Creme der Gesellschaft gerechnet wird, lvar zngcgcu. Eine Toilette schien die andere an Eleganz und Geschmack iiberbictcii zu wollen. Nur ganz junge Damen begnügte» sich mit weißen Eachemireklcidcrn, deren Arisvutz ans weitzwollcnen Spitzen bestand. In einer Fensternische, halb versteck! von schwere» Gobelinportzörcu, gab ich mich der Beo bachtung der Hunten, lachenden und schwatzenden Menge hin. Mir zur Seite hatte ein dunkelbärtiger UlcmcnoWer Posto gefaßt.
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