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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.02.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188002079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-02
- Tag1880-02-07
- Monat1880-02
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.02.1880
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WWWWWWMWPW . Grfchedtt ttgltch früh 6'/. Uhr. UrSittt»« i»> Lepetttte» JohaNuiSgajs« SS. -»ergB»»»e, der »r*«ctte«: Kormittags 10—>2 Uhr. Nachmittags 4—« Uhr. u u, »ü«k,a»« «,m,- her für dir nickst, «ummrr defttmmrrn ck» Wochentagen dis Kjthr N«ch»Ma-S. ad Tom», «ch Fest«,« ftst-vis '/.S Uhr. lhmFUtote, sslr I«sH»«ah»u: > Mnm». UmverfitLtsstr. 22. > LSfchr.Kathanuenstr. 1<j,p. m» dt« Uhr. NipMtr,TagrblalI Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtr, Handels- und GrschastSderk-r. Auflage 16.VV-. Jede cinzelue Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage« «h»r Postdefbrtzenmg SÄ Mt. «kt Postdesdrverung 48 Ml. Zahrat, Laesp. Petitzcil« 20 Pf Größe« Schriften laut anfea« Pi-cikvcrzeichujtz. — Tabellarischer Satz uach doderrm Tarif. Terlamr« »ater de« stehotttoneßttch die Spaltzeil« 40 Pf. Jaserate sind stets an d. LepedUt«« ,n senden. - Rabatt wirb nicht gegeben. Zahlung pe»«»»»«r»»s» oder durch Postvorschnß. S3. Soruttrbend den 7. Februar 188V. 74. Jahrgang. Zur gesMgeil Achtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag den 8. Febrnar nur Vormittags bis 'i-9 Uhr geSffaet Vermiethungen in der Fleischhalle am Hospitalplatze. Zn obiger Fleischhallt sollen die «bthetlnngen Nr. 2 vom 15. April dieses JahreS an. Nr. 8 vom 5. Vk»rz dieses JahreS an gegen eimnonatlich« Kündigung anderweit »erwiethet werden und baden wir hierzu BerfterungSlermin auf Souaadend, den 21. diese« Monats, vormittags 11 Uhr. an RatbSstelle anberaumt. Die Versteigerunas- und BermiethungSbedingungen können schon vor dem Termine auf dem Rathhaus- saale, 1. Etage, eingesehen werden. Leipzig, den 8. Februar 1880. Ter Aattz der Stadt Leipzig vr. Tröndlin. Stöß. Bekanntmachung. Unter Aufhebung unserer Bekanntmachung vom 28. Februar 1878 wirb hiermit da» «*def«Ote Fahre« und «eile« aus den Wegen de- ZotzanAtSttzal« bei Geldftrafe dis zu stst Marl oder entsprechender Haft untersagt. Leipzig, am SS. Januar 1880. Ter Math der Stahl Leipzig. vr. Tröndlin. Richter. Nutzholz-Anction. Freitag, de« IS. Febrnar ». e. sollen von Bormittag» S Uhr ab im Forstreviere Connewitz auf de« Mittrtwaldschlag«, Abtheilung 43, ca. «8 eichene, 104 weißbuchene, 3 ahorne. 11 Maßholdern«. S eschene, »s riftern«. 33 ellern« und 4 linden« NutzN-tze, 'chene Tchirrhölzer, chene Hedediiume und chene Schtppeufttele an Ott und Stelle unter den im Termine öffentlich auSgehangenev Bedingungen Uktd der übliche« Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Holzschlage in der Nonne an der nassen Wies« und dem Nonnenwege. Leipzig, am 3S. Januar 1880. Le» NathS Forftpep»tatt««. . 47 e . 500 e . 75 e Lulturkampf in Preußen. * Berlin, 5. Februar. DaS Abgeordneten haus trat heute in die zweite Berathuna deS EultusetatS ein. Bei dem ersten Titel der Uu»gabe» LGehalt des Ministers) erhebt sich eine lange Debatte, welche der Aba. Windthorst mit einer Betrachtung Uber den früher und heute im CultuSministerium herrschenden Geist einlcnete. Windthorst beklagte tief, daß seit einer Reihe von Jahren der SultuSetat die Arena eines erbit terten Kampfe- bilde, der das Land in zwei Theile zerreiße. Allgemein werde dieser Kampf bedauert. Die» genüge aber nicht: man müsse Hand anleaen, tzir Ursachen de» unglückseligen Conflictes aus dem Lege zu räumen. In diesem Sinne appellire er an die conservative Parte» mit der Bitte, sich von »er Uebeneugung zu durchdringen, deck «ur auf de» festen Boden der Religion wahrer Konservatismus gedeihen könne; er appellire an die ehrliche liberale Partei, die ernennen müsse, dass ohne kirchliche Freiheit auch die wahre vürgcrlrche Freiheit un möglich sei. DaS ganze Haus bitte er, durch gemeinsames Zeugniß dahm zu wirken, daß dem Kulturkampf ein Ende gemacht werde. Um diese» Ziel zu erreichen, könne das Centrum nickt umhin, die Beschwerden des katholischen Volkes immer wieder zum Ausdruck zu bringen, und werde die» auch jetzt thun, auf die Gefabr hin. daß der Lbg. Tiedemann von Neuem daran die Bemerkung knüpfe, e» sei zu erwägen, ob die Negierung bisher die Maigesetzgebuna mcht zu milde gehandbabt habe. Fr selbst hoffe, daß der Abg. Tiedemann mit dieser Anschauung im Hause allein siebe, denn sein Ge danke sei mcht die Maxime einer Regierung, sondern die eines Gladiators. Es sei nickt zu verkennen, daß in neuerer Zeit in dem Ministerium eine Wandelung zum Besseren sich vollzogen habe. Ein PulSschlag christlicher Gesinnung sei wieder zu vernehmen, aber noch so leise, daß es scheine, als fürchte man sich, ihn hören zu lasten. Noch werde die Neigung zur Rück kehr zu humanen Grundsätzen zurückgedrängt durch die Traditionen der Regierung, welche durch die Per sonen der Geheimen Räthe aufrecht erhalten werden. Der Chef des Ministeriums habe gewechselt, sein Generalstab aber sei geblieben. Im Interesse des Friedens wäre hier eine Abbülfe dringend wün- schenSwerth, denn neuen Wein sollte man nicht in alte Schläuche füllen. Ein völliger Bruch mit der Vergangenheit sei notwendig. Obwohl eine offi- cielle Mittheilung darüber bisher nicht erfolgt sei, so fei es doch notorisch, daß die Regierung in Fnedenöverbandlungen mit der Curie eingetreten »ei. Angesicht» der fortdauernden Angriffe gegen die Kirche werde e» schwer, an den Ernst dieser Krieden-verhandlungen auf Seiten deS Staates zu zlauben. Auf das Tiefste würde er bedauern, wenn di« Anschauungen, welche der den aeheimrätblichen Kreisen nahefteyende Professor Hinschill- kürzlich in der „Deutschen Revue" entwickelt habe, dem Stand- puncte entsprächen, welchen die Regierung bei diesen Verhandlungen einnehme. Er bitte den Minister, hierüber eine beruhigend« Erklärung zu geben. Die katholische Kirche werbe einen solchen Standpunkt niemals acceptiren. So dankbar er dem Reichskanzler für die Einleitung der Verhandlungen mit Rom sei, so müsse er doch erklären, daß das katholische Volk nicht im Stande sei, noch länger schweigend und duldend zu Watten. Er setze voraus, daß der Reichskanzler selbst — trotz de» Artikels der «Provinzialcorrespondenz", welcher die ganz« Berant- llchkeit auf die Schustern de» CultuSmimsterS zu legen sucht« — die eigentlich leitend« Direktive für di« Ver handlungen gev«, und deshalb richte er an ihn die dringend« Bitte, die ibm eigne Energie an die Weiter- stihmng der Verhandlungen zu setzen; eS sei dann zu »offen, da» man bald zu einem erfolgreichen Abschluß kommen werde. Wenn eS parlamentarisch gestattet »Lrr, würde er an eine noch höhere Stelle appelliren; st mel aber könne er aussprechen, daß die Krone keinen festeren Boden habe, als in dem Herzen eines sotte-lürchtigen Volke». Die Kirche wünsche dringend den Frieden; sollte derselbe aber nicht zu Stande »«men, >so werde sie, ohne zu wanken und mit un- Gebrochenem Muth«, den Kampf wieder aufnehmen, »rs sie den Sieg, der ihr sicher sei, errungen habe. Der Cult «»minist er erwidert aus die vom Vorredner angeregte Krage über die eingeleiteten Maßregeln zur Beilegung des Konflikte* zwischen Staat und Kirche, daß ein solcher Ausgleich nur auf dem Boden der preußischen kandeSgesetzgcbung erfolgen könne. Cultusminister von Puttkamer: ES war nicht meine Absicht, schon nach dem erste» Redner in )ie Debatte einzugreifen, sondern erst noch mehrere Redner ihre Stellung zu der Vorlage kundgeben zu lassen. Aber wie es oft im parlamentarischen Leben ist: schon nach Anhörung eines Redners muß man seine Taktik ändern, und ich bin deshalb aenölhigt, ,etzt Einiges aus die Rede des Herrn Rbg. Windthorst zu erwidern. Derr Herr Abg. betonte mit einem ge wissen persönl ckxn Wohlwollen für mich, wie ich an- nehme, daß ihm jetzt auS dem Ministerium ein sym pathischerer Hauch entgeacnwehe al» sonst. Er hat das tn einer verbindlichen und mich angenehm berührenden Form getssan, und deshalb nehme ich keinen Anstaud, ihm fckr diesen Ausdruck meinen Dank auSzusprechen. Aber, meine Herren, er hat nicht versäumt, an diese» Lob sofort erhebliche Modisicationen anzuknüpfen. Er sagte, der jetzige Träger des Cultuiministeriums ist bisher nicht in der Lage gewesen, sich in Bezug auf seinen Generalstab, wie in Bezug aus die Grund sätze von den Traditionen zu befreien. Meine Herren! In wie weit das überhaupt meine Absicht ist, mich von den bisherigen Traditionen der preußischen Ver waltung zu entfernen, Das, glaube ich, bat meine kurze Verwaltung bewiesen. Wenn der Herr Abg. Windthorst bemerkt, in der Spitze und in dem Unter- staatSsecretair sei allerdings eme Veränderung erfolgt, tm klebrigen aber sei der Generalstab vorbanden, und daß die Geheimräthe einen sehr großen Einfluß auf den Minister hätten, so betone ick, daß diese Neuste- rung sebr wenig schmeichelhaft für mich ist. Dieser Ausdruck war melleicht vom politischen Standpunkt des Herrn Abgeordneten ein politischer, aber einen preußischen Grundsatz hat er damit nicht ausge sprochen. In Preußen liegt die formelle und materielle Leitung der einzelnen VerwaltungSzweige in der Hand des Rcssottchefs, und ich bestreite, daß der Reffortchef sich von seinen Geheimrätyen etwas in die Feder dictiren läßt. Ich, meine Herren, Hab« keine Ver anlassung, hier irgendwie mit der Meinung zurück- zubalten, daß ick mit meinen Herren Rächen mich in vollem Einverständniß befinde. Sie werden ihrerseits diejenigen Intentionen und Direktiven, die sie von mir erhalten, ausführen, und ich habe meinerseits daS volle Vertrauen, daß ich mich in dem Vertrauen auf ihre Loyalität m keiner Weise täuschen werde. Was nun die Grundsätze betrifft, von denen der Herr Aba. Windthorst memte, daß ich doch mit einer ge wissen Schüchternheit an deren Aenderung gegangen sei, so hätte ick allerdings gewünscht, daß er mir Gelegenheit geboten hätte, an der Hand einzelner amtlichen Thatsachen und Handlungen in eine Er örterung mit ihm einzutreten. Nun hat der Herr Abgeordnete betont, daß er und seine Freunde die Waffen deS parlamentarischen Kampfes nicht et aus der Hand würden legen können, als bis der ftr jiche Friede wieder hergestellt sei. Meine Herren! Daß die katholisch« Kirche eine Institution ist, welche der Verehrung ihrer Angehörigen und der hohen Achtung aller Andersgläubiger durchaus würdig ist, daS wird auch ein evangelischer Christ nicht bestreiten (sehr gut!), und wenn durch die Erergnisse der letzten Zeit diese Kirche in »ine Reihe von Bedrängnissen gestürzt »ft, welche in ihrem weiteren Fortgang aller dings in Preußen zu ihrer völligen äußeren Zerrüt tung führen müssen (hört! hö t! im Centrum), so be dauert daS Niemand lebhafter und tiefer als >ch. Es ist durchaus richtig, daß der längerer Fortdauer deS kirchenvolitischen Kampfes die äußere Organisation der katholischen Kirche in Preußen zerstört werden wird (Bewegung) bis zu einem Grade, ähnlich demjenigen, der nach den Swrmcn der großen Revolution über sie hernnbrach, Stürmen, auS denen, wie sie Alle wissen, einst ein evangelischer König sie hervorgehoben hat. M. H.! Wenn d»e königl. Staatsreaierung unter der Zustimmung der LandeSvettretung sich gezwungen gesehen hat, die Schutzwrhren ihre- staatlichen Lebens zu vermehren gegen nach ihrer Meinung unberech tigte Uebergriffe der katholischen Kirche, so hat sie doch niemals von der Hoffnung und von dem Wunsche gelassen, daß nicht eine Zeit einlreten möge, wo sie dieser Kampfmittel nicht mehr in dem alten Maße bedarf, «nd wir hoffen, daß der Principienstreit ,n einem friedliche» Mtt- und Nebeueinandergehen der beiden Gewalten sein Ende finden wird. Die Regie rung hat deshalb mit hoher Befriedigung von dem versuche Kenntniß genommen, die vorhandenen Gegensätze durch ruhige Erörterung austugleichen, und ich muß die Zweifel, welche der Abgeordnete Windthorst in dieser Beziehung aussprach, als völlig unbegründet bezeichnen. M. H ! Wie weit »iese Versuche bisher gediehen sind, und, vor allen Dingen, welchen Inhalt diese Versuche haben, darüber, taube ich, werden Sie mir selbstverständlich jedes Lort erlassen. Es würde damit nur daS Geaentheil von dem erreicht, was unser Aller Wunsch ist, näm- ich die Ausführung des Ausgleiches. (Sehr richtig!) Aber eins kann ich versichern, das ist, daß der Aus gleich. wenn er unS^gelingt, nur stattstnden wird auf dem Boden der preußischen LandeSgesetzgebung, und Sie werden hierin und in der dadurch verbürgten reicn Mitwirkutt« der LandeSvettretung hoffentlich )ie sichere Gewähr dafür finden, daß wir bei aller Schonung und aller Rücksicht auf di« kirchlich*« In teressen und Bedürfnisse doch zum unverrückbaren Endziele die Rechte und Interessen der preußischen Monarchie haben müssen (Bravo! rechtS ) Der Herr Abgeordnete hat, indem er die uns noch Nennenden Gesetze betonte, von seinem Stcmdpuncte ganz correct natürlich alle Schuld aus die Seite de- Staates gelegt. Ihm ist die Kirche nur oer unschuldig leidende Tdeil. Sehr wahr! im Centrum.) M. H.! Dies nöthigt mich doch zu einigen Gegenbemerkungen. Die katho lische Kirche glaubt und erklärt, im au»schließlichen und alleinigen Besitz der Wahrheit zu sein. (Sehr wahr! im Centrum) So lange sie mit diesem AuS- svruche und mit d,esen Ansprüchen sich innerhalb ihrer legitimen Sphäre hält, hat der Staat nichts hineinzurcden. Wenn aber die Kirche über diese tnnerkircblicben Interessen binauSgreift, sei es in das unbestrittene alleinige Gebiet des Staates, sei eS auch nur in das Grenzgebiet des Staates und der Kirche — es ist daS unzweifelhaft in all gemein bekannten Kundgebungen in letzter Zeit geschehen (Widerspruch im Centrum) — dann, m. H., dürfen Sie sich nicht wundern, wenn kein Culturstaat das Herantreten solcher Ansprüche erträgt, ohne zur Abwehr zu greifen, geschweige denn unser Staat, dessen gaine historische Entwickelung, dessen Ursprung jedenfalls nicht im katholischen Gedanken liegt, dessen Dynastie seit Jahrhunderten der Hott der Duldung und Gewissensfreiheit gewesen ist (Bewe gung), und dessen Einwohner zu zwei Drittel einem Glauvensbekenntniß angehörm, welches den aus schließlich göttlichen Charakter der katholischen Kirche nickt anerkennt. (Sehr wahr) Die Herren vom Centrum sind eine Pattei, stark durch ihre Geschlossen heit und die Einheit ihrer Principien, stark auch durch das Geschick und die Beredtsamkcit ihrer Füh rer. Aber ich bitte Sie doch, sich die Frage vorzulegen, ob Sie ihren großen und unleugbaren parlamentarischen Einfluß immer in dem Sinne und nach der Richtung ausgeübt haben, daß der Wunsch des Staates, sich mit Ihnen zu verständigen, dadurch in sehr hohem Maße gestärkt und befestigt worden ist. Eins werden Sie anerkennen müssen: wenn Sie unentwegt und mit absoluter Entschiedenheit aus der Durchführung Ihrer Principien dem Staate gegenüber verharren, so sind Sie in Preußen immerwährend zur Minorität verurtheilt. (Sehr wahr!) ES ist in einem Staat« wie Preußen keine irgendwie denkbare politische Con stellation möglich, bei welcher die Bestrebungen direct oder indirekt, wissentlich oder unwissentlich, darauf gerichtet sind, in den wichtigsten Gebieten auch des Staatslebens eine auswärtige Macht an die Stelle unserer geordneten Staatsgewalt zu setzen (Bewegung). Meine Herren! Ob wir zu dem von uns Allen er sehnten Frieden gelangen werden, daS ist eine Frage, die, glaube ich, in dem Herzen ungezählter Millionen deS preußischen BatenandeS brennt. ES wird aber von allen Seiten sehr vieler Weisheit »lnd sehr vieler Mäßigung bedürfen, um zu diesem Ziele zu gelangen, Weisheit und Mäßigung von Seiten der Regierung und der anderen beim Ausgleich be theiligten Autoritäten, aber auch auf Seiten unsercr parlamentarischen Parteien. Meine Herren! Ter Weg, den wir rurückzulegcn haben, das kann ich Sie ver sichern, ist we»t und schwierig, und da» Fahrwasser, kaS wir zu durchschiffen haben, ehe wir in den er sehnten Hasen deS Friedens einlaufen, ist mit zabl losen Klippen besäet, deshalb bedarf eS der Weisheit und Mäßigung auch in der äußeren Haltung. Ich meine, meine Herren, man löscht ein Fetter nicht indem man fortwährend in dasselbe biueinbläft Wir sollten emmal daran -ehe», de» Principien treit zu begraben und uns auf den Boden der That- achen zu stellen. Ich glaube mir daS Zeugniß geben >u können, daß ich guten Willen gezeigt habe, u» um Frieden zwischen Staat und Kirche beizutrvge«. Daß bei den weiteren Schritten, die Herr Aba. Wmdt »orst als wünschenswertb bezeichnet«, daS Amt des Lultueministers von gewissem Einfluß und jedenfalls von großer Verantwortlichkeit ist, das bedarf keiner luseinandersetzung, und wenn der Herr Abg. auf einen Artikel der „Prov -Corresp." Bezug genommen at, so kann ich mittheilen, daß derselbe nach vor- cngem Einvernehmen mit mrr «nd mit meinem völligen ßinvrrständniß geschrieben ist Er wird deshalb wohl einer sensationellen Natur durch diese Erklärung völlig entkleidet sein. Er hat weiter keinen Zweck gehabt, als festzukellen. daß der Herr Präsident deS Minister raths unbeschadet der obersten Leitung der deuttchen Politik nicht die Aufgabe bat, all« dtejenigen Maß regeln. welche in den eimelnen Geschäftsgevieten sich abspielen, durch seine eigene Initiativ« einzuleiben, ie vorzuberathen, daß d,eS vielmehr Sache deS be treffenden RessortSminifters ist, daß aber der Präsident des Ministerratbs selbstverständlich die Verantwortung dafür theilt für Das, was unter seiner Mitwirkung und Gutheißung von Seiten seiner Kollegen beschlossen wird. Ich will für jetzt mit dem wiederholten Aus druck meines lebhaften Wunsches schließen, daß die volle innere Bereitwilligkeit, welche ich für meine Person habe, und die ich der Möglichkeit eines Aus- tleichs entgegenbrinae, dazu prädestinitt sei, gute Früchte zu tragen. (Lebhafter Beifall rechts und i« Centrum.) In der Anerkennung deS Geistes, der die Gcnr- ralsynode beseelte,' wird der Minister noch weit mehr liberbotcn durch den Abg. Strosser. c>er rugleich in dem Fortdauern deS Kulturkampfes die schwerste Gefahr für Ordnung und Sittlich keit erkennt. Nachdem zwischen dem Abg. Wied- wald und dem Cultusminister noch einmal die klbinger Simultanschulfrage zur Aus einandersetzung geführt, der Abg. Stöcker in der kirchlichen Reaktion das Heilmittel für die kranke Zeit erkannt, Abg. Stengel den Wunsch nach Frieden ausgesprochen, soweit die Reckte de* Staat* dadurch nicht beeinträchtigt würden, Abg. von Eck erlerne r-Alst gcaenüber den staatSmäu- nischeren Darlegungen seines Gesinnungsgenossen Windtborst cmen aggressiveren Ton angeschla gen, Abg. von StablewSki die alten Polenklaaen über den GermanisirungöterrorismuS in den Sch» len vvrgebracht, erreichte die Debatte ihren Höhe s'unct in einer längeren Rede des Adg. Falk, der ,n würdigster und energischster Weise die Angriffe gegen seine Verwaltung zurückwies. Abgeordneter l)r Falk (auS dem Centrum «it einem ostensiblen „Ah!" vcgrüßt): Ich weiß nicht, ob Ihr „Nh" ein Ruf der Verwunderung oder der Er wartung sein soll. Nach beiden Richtungen dürfte er nickt recht passen. Denn daß ich heute daS Watt er greife nach dem wa- ich angehött habe, dürfte doch wohl nicht verwundern, und was die Erwartung be trifft, so sind ja Dinge, über die ich früher gesprochen habe, so vielfach erörtert worden, daß Sie eS mir gewiß zu Gute halten, wenn ich heute darauf zurückkomme. Einige persönliche Bemerkungen gestatten Sie mir vielleicht von vornherein. Ick habe keine innere Neigung, mich jetzt schon wieder zu betheiligen an parlamentarischen Dingen, und eS sollte eigentlich Jedermann klar sein, warum? Denn erstlich der Um stand. daß ich vor kaum einem halben Jahre noch Minister war, trägt seine Consequenzen und dann iftS doch ein ander Ding, vom Mmistertisch« zu sptechen als vom Abgeordnetenplatz! (Sehr wahr! und Lacken im Centrum.) Man hat mir früher auS dem Centrum vorgcwoifen, daß iich nicht sprach, wie ein Minister, sondern wie ein Ab geordneter, und daß ich jetzt gar nicht spreche; aber woran liegt denn das? Doch nur an de« Mangel an sicherem Material, das mir dort am Ministertische im reichsten Maße zu Gebote stand. Hätte ich daS, so würde ich heute gewiß Manches, was ich gehört habe, besser zurückweisen können! Ferner müssen Sie bedenken, daß ich die Berathunarn dieses Etats durch Sessionen oft 14 Tage lang hin durch geführt habe, und da werden Sie wohl be- «reifen, daß ich jetzt, nachdem ich auS dem Amt« dir», kein Verlangen habe, in die Sacke weiter einzutreten.
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