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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.02.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188002184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-02
- Tag1880-02-18
- Monat1880-02
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.02.1880
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Erscheint täglich früh 6'/. Uhr. Aesacll», »ad Ärpkdiüo» Johanuisgasi« 33. 2prrchft»L-r«> ter Lrdarltoa: vormittags 10-12 Uhr. Nachmittags 4—ti Uhr. I>r dt» Rückqad» »ingOaitdi»» Mami- macht ftch d,» «rbacilon nutzt »»rdmdlxtz. Avoahme drr für die nüchst- Nummrr destimmtrn an Wochrnmgim dis - .tachmtttags. an 2s»n- «tz Festtagen früh bis'/.» Nhr. 2, »e, FtUalta filr Jos. .Xoaahmr-. Ott» Alrmm. Univrrfitatssir. 22. Lsuls Lüsche, «aibarinenstr. 18. p. nur bis V-2 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, övcalgcschichtc, Handele- nnd GrschästSderkehr. Auflage 16.000. Xhounkmeotsprei» viertelj.4^/,Mk., incl. Vringrrlohn 5 Mt., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbeiördrrung 39 Mk. mit Postbeförderung 48 Mk. Znfcrale ügeip. Prtitzeil« 20 Pf. Größere Lchristen laut unserem PniSverzrict»,iß. — Tabellarischer Latz nach höherem Tarif. tlecUnneu nnter dem tlrbacttoa^irich di« Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stets an b. Lrprdsti»» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung pr»,>nuln>rr»nito oder durch Postvorschust. Mittwoch den 18. Februar 188V. 74. Jahrgang. Bekanntmachung. Für den Termin Ostern d. I. find vier AuSftattungsstipendien im Betrage von 77 8 .H, «7 .M 45 H und zweimal 40 .4l 47 ^ an hiesige, unbescholtene, arme BürgerStöchter, welche sich in der Zeit von Ostern v. I. bis Ostern d. I. veryeiratbet haben, von uns zu vergeben und sind schriftliche Gesuche um diese Stipendien unter Beifügung der Eheschließungs-Bescheinigung, eines von zwei hiesigen Bürgern bei deren Bürgerpflicht ausgestellten Zeugnisses über die Unbescholtenheit und Bedürftigkeit der Bewerberin, sowie WaS daS eine, nur an ehelich Geborene zu vergebende Wiederkehrer'scbe Stipendium von 40 ./t 47 H anlangt, einer Geburtsbescheinigung, bis zum 15. März d. I. auf dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 15, emzurercden. Leipzig, den 13. Februar 1880. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Tröndlin. Richter. Bekanntmachung. Mit Zustimmung drr Gemeindevertretung haben wir den für die Bebauung des Areals des Grund stückes zum „Kurprinzen" von der Leipziger Immobiliengesellschaft aufgestellten Bebauungsplan genehmigt und denselben in unserem Bauamt (Tiefbauabtheilung) zu Jedermanns Einsicht vier Wochen lang ausgelegt, waS hiermit in Gemäßheit tz. 22 des Regulativs, die neuen städtischen Anbaue rc. betreffend, zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird. Leipzig, den 12. Februar 1880. Ter Rath der Stadt Leipzig. Vr Tröndlin. Wiliscb, Ass. Vermicthunacn in der Flcischhallc am HoSpitalplatze. In obiger Fleischhalle sollen die Abthcilungen Nr. 2 vom IL April dieses Jahres an, Rr. 2 vom 5. Mär; dieses Jahres an gegen einmonatliche Kündigung anderweit vermtethet werden und haben wir hierzu BersterungStermin auf Sonnabend, den 21. dieses Monats. Bormittags 11 Uhr, au RathSftelle anberaumt. Die Versteigerungs- und Bermiethungsbedingungen können schon vor aem Termine auf dem RathhauS- saale, 1. Etage, eingesehen werden. Leipzig, den 2. Februar 1880. Ter Rath der Stadt Leipzig. l»e. Tröndlin. Stöß. Bekanntmachung. Der BorbereitungSqottesdienst für den ersten diesjährigen Bußtag findet Donnerstag, den 20. d Mts., und zwar nur in der Nicolaikirche statt. Leipzig, den Ist. Februar 1880. Die Kirchcniujpertion für Leipzig. Der Superintendent. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Fr. W. valentiner, i. v. kpk. Vr. Tröndlin. Mesterschmidt. Bekanntmachung. Im Grundstücke Nr. 10 der Rathhausftraße in Reudnitz sollen Donnerstag, den 2«. Februar 188V, Mormtttag» 1« Uhr eine im Hose des genannten Grundstück- stehende Eolonnade von Holz und eine Partie RestaurationS- Utensilien, als: 1 Billard mit 12 Queues, 3 Elfenbeinbällen und 1 Anscbreibetasel, 22 Stück Bierseidel, 21 Stück Bieruntersetzer von Porzellan :c. öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahluirg versteigert werden. Leipzig, den 14. Februar 1880. Der «ertchtSvollzieher des Königliche« Amtsgericht» daselbst. Kohlemann. Gewölbe-Vermiethung. Das reicher an den in Concurs verfallenen Kaufmann Arthur Elscnscbmidt vermietbet gewesene «Uewölbe im Rat-Hause, Naschmarktseite, soll zur sosorttgen anderweiten Bermiethuag gegen einhalb jährliche Kündigung Montag, den 22. dss. MtS., vormittags II Uhr an Rathsstelle »ersteigert werden. Die Versteigerungs- und Bermiethungsbedingungen liegen ebendaselbst (Saal der I. Etage) schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 14. Februar 1880. Der Rath de, Stadt Leipzig. vr Georg». Cerutti. Holzauktion. DonnrrStag, den IS. Februar ». e. sollen von Vormittags 9 Uhr ab im Forstreviere Rosenthal ca. 12« Wurzelhaufen (Stockholz) an Ort und Stelle unter den im Termine öffentlich auSgehangenen Bedingungen und gegen soforttge Baarzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: an der Leibnizbrückc am Rosenthal. Leipzig, am l l. Februar 1880. DeS Raths Korstdeputatton. Realschule l. Ordnung. Die diesjährige «ufuahmcprüsuug wird Donnerstag, den IS Februar, vormittags »on 8 Uhr an. stattsindcn. Leipzig, am 13. Februar 1880. Riesel. Bekanntmachung. Sonnabend, den 21. Februar a. e. sollen im hiesigen städtischen Malzhausc — Hohenstädier Straße — eine Partie ausrangerter vekleidungs- und Ausrüstungsstücke gegen sofortige Bezahlung an die Meistbietenden versteigert werden. Grimma, am 10. Februar 1880. König!. 2. Hnsarcn-Regiment Rr. IS. Italienische ArinerionsgeWe. Ucber die Spannung, welche sich in den Bezie hungen Oesterreich-Ungarns zu Italien vorbereitet, «rthält die „Allgemeine Zeitung" eine aus diplo matischer Feder herrtihrende Korrespondenz, die geeignet ist, bedeutendes Aussehen zu machen und die wir im Interesse unserer Leser stier wortgetreu wicdergebcn: DaS Entzzegenkoiiimen und die Äercit- willigkeit, mit welcher Oesterreich den neuen Stand der Dinge in Italien anerkennt, alle aufrichtig gemeinten Zusicherungen seiner Freundschaft, der hochherzige Besuch des Kaisers in Venedig, der dort ans das Wohl des einigen Italien das Glas erhob, die Sympathien der leitenden Staatsmänner und der liberalen Kreise Oesterreichs für Italien — all dies scheint, wie cs leider heute bereits scststeht, nicht vermögend gewesen zu sein, Italien zu einem wohlgesinnten, zuverlässigen, bundes- ireundlichcn Nachbar Oesterreichs zu gestalten. Aller Liebe Mühe ist umsonst gewesen. Kaum, daß die Italiener Rom erlangt, sind auch gleich die Annerionsgelüste nach Siidtirol, Istrien, Triest aufgctaucht; anfänglich verkündete dieselben nur die Actionspartei, und sie fanden auch nur in Neincn ultranationalcn chauvinistischen Kreisen An klang. Die italienische Regierung schwieg zu der Agitation, und Minghetti meinte: wenn man zu der Sache schwiege, so würden sie die Leute bald vergesse». In, Publicum wurde jedoch dieses L^weigen dahin inlerpretirt, daß die Sache der Regierung nur nicht opportun sei, principiell sei sie aber mit der Bewegung einverstanden. Bestärkt wurde die öffentliche Meinung in ihrer Ansicht durch das auffällige Benehmen der Regierungövrgane bei ver schiedenen Gelegenheiten— ein Benehmen, das man zum Mindesten ein Kvkcttiren mit der Anncrions- ibee und deren Trägern nennen konnte. Das war unter Minghetti und Bisconti-Bcnosta: bald kamen aber die Linken, Depretis, Melegari, Erispi und Eairoli, ans Ruder, die dem Ucbcrhandnehmen de- Annerionssiebers sich gar nickt mehr wider setzten. Möge auch die äußere Haltung der Regie rung bisher noch stets eine ziemlich correcte ge wesen sein, obwohl sie manchmal, so neulich bei der bekannten Leichenfeier, uns schon nahe an etwa» Uncorrectheit zu streifen schien, in Wirklich leit sympathischen die gegenwärtigen leitenden Staatsmänner Italiens doch mit den Bestrebun gen der lullia iri-mient», deren Bunde sie auch bis »u ihrem Eintritt in die Regierung zumeist ange hörten. In Oesterreich ging und geht man auch «i Augenblick noch von der Ansicht auS, daß die AnnerionSbestrcbungcn der ltalia irrmionta eine Verlegenheit bilden und nur gefährlich sind dem Staat Italien und der herrschenden Dvnastie da selbst, man zeigte daher stets viel Langmutst gegen über den italienischen Wühlereien. Jene Ansicht mag nun einigermaßen richtig sein; aber wie man die Sache in Wien nur leicht nahm und keiner energischen Einsprache werth hielt, so hat inan unstreitig vieles dazn beigetragen jene Annerions- bewegung großzuziehen, und schließlich ist sie nicht ohne Gefahr auch für Oesterreich, wenn die Ge fahr auch keine andere ist, als daß sie die freund lichen Beziehungen zwischen Oesterreich und Italien stört, was ihr beinahe schon gelungen ist, und Italien in das Lager der Gegner Oesterreichs für den Fall einer europäischen Eomplication treibt. Wir sind unsrerseits der Meinung, daß man in Wien entschiede» schlecht berathen gewesen sei, als man sich mit der äußerlich correcten Haltung der italienischen Regierung gegenüber jenen An- nexionsbeftrebungen begnügte und die Sache sonst weiter ruhen ließ, die doch nur unter Eonni- venz der Staatsgewalt oder stillschweigender Duldung von Seite derselben, bei Außerachtlassung aller völkerrechtlichen Pflichten, den Agitatoren weiter zu sichren möglich gewesen. Die öster reichischen Staatsmänner haben in die Hand Italiens cingcschlagen, ohne die mindeste Bürgfchast zu haben, daß Italien cs ehrlich meine, ein guter Nachbar Oesterreichs sein und spcciell mit den Schmerzensschreien nach österreichischen Gebicts- theilcn abschließcn wolle. Das Auswärtige Amt hat da wenig Vorsicht bekundet und Graf An- drassu sich auch mit seiner Politik gegenüber Italien als ein nur sitr den Tag arbeitender Staatsmann erwiesen, dem es blos um den augenblicklichen Er folg zu thun ist. Der Kaiserbcsuch in Venedig war ein solcher glänzender Erfolg, und Andrassy ließ sich dafür in allen Tonarten verherrlichen, aber schließlich entpuppte sich derselbe als ein — Feuerwerk, daS gefällt und beklatscht wird, von dem aber am nächsten Morgen nichts übrig ist als allenfalls die Kostenrechnung, d. i. die persönlichen Opfer, die man zu bringen genöthigt gewesen. Von der italienischen Regierung kaum verhindert, ja sogar stillschweigend geduldet, von den öster reichischen Staatsmännern als völlig bedeutungslos angesehen, zog die aus „Wiedererlangung" Süd tirols und Istriens (als ob Italien jene Länder jemals besessen hätte) gerichtete Agitation immer weitere Kreise, und heute könnte sie Cai- roli, selbst wenn er den ernstlichen Willen dazu hätte, nicht mehr unterdrücken. Die Rcvin- dicationsbestrebungen und Annerionsgelüste sind für jede italienische Regierung zu Faktoren gewor den. die sie beachten, mit welchen sie rechnen muß. In natürlicher Folge konnten aber auch die Bezie hungen zwischen den beiden Staaten nicht anders als ,n einen Zustand der Spannung und Gereizt heit gerathen. OfficiöS wird zwar versichert: die Beziehungen zwischen der Hosourg und dem Oui- rinal seien noch immer die „alten herzlichen"; aber wenn es indeß schon so weit gekommen, daß man gegenseitig die Grenzen neu zu befestigen sich an- schickt und Oesterreich Truppen dahin dislocirt, aus Besorgnissen vor einem Einfall italienischer Frcischaarcn, so wird die „Fortdauer der herzlichen Beziehungen" wohl nur als eine jener banalen Phrasen angesehen werden dürfen, mit welchen die Diplomaten die Völker und oft auch sich selbst zu täuschen lieben. Eine andere Folge der chronisch gewordenen An ncrionsgelüste der Flalicncr, die schließlich doch nur als eine Bedrohung Oesterreichs angesehen werden können, zeigt sich in eine», gar nicht bedeutungs losen Umschlag der Stimmung in den österreichi schen BcvölkcrungSkreisen, die wir als ein ernstes Symptom, welches von den italienischen Staats männern beachtet zu werden verdient, signalisiren möchten. In Oesterreich hatte man sich mit dem Verlust der italienischen Provinzen völlig abgesunden, die Abtretung VenetienS nicht bedauert, wenn in poli tischen Kreisen auch oft die Ansicht ausgesprochen wor den sein mag: die Abtretung ohne Compensation sei ein Fehler gewesen, d. h. die Abtretung hätte früher und nickt erst im letzten Moment erfolgen sollen, wo eine Eompensatlon zu erlangen nicht mehr möglich gewesen. Die Einheit Italiens war in Oesterreich aufrichtig acceptirt, die Hand dem einigen Italien zum Bunde gereicht worden; Nie mand dachte an eine Wiedererlangung der abge tretenen GebietSthcile. Aber man setzte voraus, daß Italien die dargebotenc Hand aiinehmen, ein guter und zuverlässiger Nachbar sein werde. Jetzt, wo man wahrnimiiil. daß dies nicht der Fall sei, daß Italien, ein falscher Nachbar, nach österreichischem Gute schiele, werden nicht nur in militairischen, sondern auch in den weniger bctheiligten Kreisen des PublicumS Stimmen laut: Oesterreich müsse sich eventuell wieder in den Besitz Venctrens setzen. Das jenem Wunsche zu Grunde liegende Raisonnc- mcnt ist klar und unanfechtbar: Italien trachtet schon dermalcn nach österreichischen Gebietsthcilen, ist ein unzuverlässiger Nachbar, bereit, sich zedcm eventuellen Gegner Oesterreichs anzuschiießcn; schlimmer kann daS Vcrhältniß sich auch nicht ge stalten, wenn Oesterreich wieder in Benetien steht, aber für Oesterreich erwächst daraus ein großer militairischer Portheil. Mit Venetien erwirbt es eine Art Glacis für die Monarchie und auf dem- selbcn starke befestigte Stellungen. Dieser muß sich der Feind erst bemächtigen, das Glacis erst in Besitz nehmen, ehe er in die Festung der inner österreichischen Länder cinzudringen vermag. Es ist schon öfter bei Besprechung der Be festigungen in SUdtirol von bewährter Feder auf die in strategischer Hinsicht mangelhafte, vollständig schutzlose und erponirte Grenze zwischen Venetien und Kärnten-Tirol hmgewiescn worden. Mit einer siegreichen Feldschlacht könnte die ita lienische .Hecresmachl mitten in den österreichischen Ländern stehen. Die italienische Arme» besitzt überdies eine vortreffliche Ausmarschlinic aus der Ebene zwischen der Piave und dem Taglianwnto, eine starke Basirung auf die obcntalienifchcn Festungen, während Oesterreich, durch nichts ge schützt. aus nichts gestützt, im Drau-Thal anf- marschircn müßte. Kein geringerer Gewährsmann als Napoleon I kann dafür angeführt werben, daß Oesterreichs heutige Grenze gegen Italien ungünstig sei, daß sie offen und schutzlos dalieae. In seine» Memoiren, bei Gelegenheit, als Napoleon den Frieden von Campo-Formio erörtert, spricht er sich dahin aus: daß Oesterreich die Linie der Etsch zum eigenen Schutz brauche, während die Mincio- Lini'. in österreichischen Händen eine Drohung gegenüber Italien sei; weil sie die Halbinsel öffnet, ist die Etsch-Linie ein Schutz für die österreichische Monarchie, sie ist eine Dcfensivlinie und sperrt bloß Oesterreich: l'uno töimo l'Zutriclw. l'aalro ouvro la köniiümlo. Was Fürst BiSmarck mit Bezug aus Elsaß und Lothringen gesagt, würde hier auch passen: daß Oesterreich nur in der bitteren Nothwendigkeil sich gegen Angriffe zu schützen, eine Landabtretung d. y. die Wieder erstattung VenetienS verlangen würde, um ein Bollwerk zu haben, hinter dem cS weitere Angriffe erwarten könnte. Das militairische Interesse würde es dazu zwingen, wenngleich politische Gründe in großer Zahl dagegen sprächen. Die italienischen Staatsmänner sollten endlich mit den Tbatsachen rechnen und die von der Natur selbst gezogenen, strategisch berechtigten, durch die Tradition gehei ligten Grenzen Oesterreichs achten: Italien ist gegen Tirol ausreichend gedeckt, Oesterreich wird aber Siidtirol nicht abtreten aus den oben er wähnten Gründen, und die Wälschtiroter muffen sich schon hcrbeilasicn. bei Oesterreich zu bleiben. Wenn Italien die Idee der „natürlichen Grenzen" ausgiebt und die bestehenden als die vcrnünsligcn achtet, so wird es Oesterreich zum Freund und guten Nachbar haben, wenn nicht, so nicht. Dann wird aber Oesterreich nicht anders können als die Wiedererwerbung Penetiens, jene von Napoleon empfohlene Etsch-Linie, aus die Tagesordnung zu setzen. politische Ilebrrsich». Leipzig. 17. Februar. ES fehlt nicht an Fricdenssymptomen in der europäischen Politik; man darf aber nach mancherlei berechtigten Besorgnissen den Wunsch aussprechen, daß diese Anzeichen den Er eignissen entsprechen möchten. Man schreibt uns auS Berlin vom Montag: „Der sauersüße Ton, in wel chem die heute hier cingetroffencn russischen Blätter die deutsche Thronrede besprechen, weicht in bemerkenSwerthcr Weise von der rückhaltlosen An- erkennrmg ab, die der durchaus friedliche Geist der Berliner Politik bei den leitenden Organen der öffentlichen Meinung fast überall gesunden hat. Unverkennbar hat man in Petersburg das Gefühl der Isolirung, aus welchem jene Staatskunft ü äoux mainü heraushelfen soll, die Uber Deutschland und Oesterreich hinweg mit Rom und Pari« anzuknllpfen versucht. Wenn gleichwohl allgemein die Empfindung vorherrscht, daß trotz mancherlei Spannungen zwischen ein- elncn Staaten dennoch in nächster Heit keine ge- ährliche Entladung zu befürchten stehe, so liegt dies nicht zum mindesten an der eigenthümlichen politisch-geographischen Cvmplication Rußlands zum Orient im weiteren Sinne, welche ^ede Macht, auch wenn sie noch so begierig nach einer
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