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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.02.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188002268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800226
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800226
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-02
- Tag1880-02-26
- Monat1880-02
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.02.1880
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Erscheint tigltch früh 6'/, Uhr. »«»Kl», „t Cchetttt», Jvhaaaisgasir 33. »vachßnv»«» »er »«»Kt»,: vormittags l«—12 Uhr. Nachmittag« 4—« Uhr. Wtr dl« NiUk^rix «ln,handln M-I7U. sm»u »acht sich dt« «edactio» nicht drritndUch. Umrahme der für die nächst- kotarndc Nummer desttmmtni Asierate an Wochentagen dt« 8 Uhr Nachmittag«, an Tonn- »n» Festtagen früh di«'/.» Uhr. I» »«, Ftttatr» str Zosi-Taoah«: vtt< KlkMM. UniverfKätSstr. 22. stont« LSsche.Lacharineustr. 18, p. nur dt« '/^ Uhr. WpMtr.Tageblatt Anzeiger. Orzm für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 82. Donnerstag den 26. Februar 1880. Auflage 16.V00. Ld«»»k«e»t»prri» vter1clj.«^/,Mk^ iacl. Vrinaerlohn 5 Vtt. durch dir Post brzogen 6 »k. Jede rinzrlnr dtummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbefördrrung S» Mk. mit Postdesvrderung «8 Mt. Zitsrrale bgesp. Prtitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unsere« PreiSverzelchniß. — Tadellarstcher Satz nack bShrrem Tarif. vrclawcn nntrr dem ttcd>cti«>»ßrtch die Spaltzril« 40 Ps Inserate find firtS an d. Sr»e»M», zu senden. — Rabatt wird mcht gegeben. Zahlung pr»eavw«r»aut» oder durch Postvorschuß. 74. Jahrgang. Zur gefälligen Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Freitag dm 27. Februar nur Vormittags bis 1-9 Uhr geöffnet. Bekanntmachung. LüngS der Nferseite der Harkort-Sttaße sollen Granit-Trottoir-Platten und Granitschwellen gelegt und die damit verbundenen Steinmetzarbeiten an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in dem Bureau unserer Tiefbau-Verwal tung, Rathhaus, U. Et., Zimmer Nr. 18 auS und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offenen sind versiegelt und mit der Aufschrift „Trottoir in der Harkon-Strafle" versehen ebendaselbst und zwar dtS zum 6. März 188V Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Leipzig am 18. Februar 1880. Ter Nath der Stadt Leipzig. Messer Gewölbe-Vermiethung. DaS bis vor Kurzem an Herrn Valentin Donath aus Schmölln vermiethet gewesene, mit GaSeinrichtung versehene verkaufSgcwölde im Erdgeschosse deS LtockhauseS am Naschmarkte links des Burgkeller-Durch ganges soll zur sofortigen anderweiten vermtethuug gegen einhalb jährliche Kündigung TonnerStag. den 4. März d. I. vormittag» 11 Uhr an RathSstelle »ersteigert werden. Die Versteigerungs- und VermiethungSbedingungen liegen ebendaselbst (Saal der 1. Etage) schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 20. Februar 1880. Der Nath der Stadt Leipzig. vr Georgi. Stöß. Bekanntmachung. vr. Tröndlin. serschmidt. Submission. Der Bedarf an Fahren für das Unterzeichnete Proviant-Amt auf die Zeit vom 1. April 1880 bis 21. März 1881 soll im Wege der öffentlichen Submission vergeben werden. Bewerber wollen ihre Offerten bis Mittwoch, den S. März dieses Jahres, vormittags 10 Uhr im Bureau deS Proviant-Amtes (Schloß Pleißenburg) versiegelt und mit der Aufschrift: „Offerte aus Kahrcagestelaug detm Proviant-Amte Leipzig" versehen portofrei einsenden. Die näheren Bedingungen liegen im genannten Bureau zur Einsichtnahme aus. Leipzig, am 20. Februar 1880. Königliches Proviant-Amt. Oeffentliche Plenarsitzung der Handelskammer Sonnabend, de« 28. d. M., «dends « Uhr in deren SttznngSsanle, «eumarkt IS. 1. «tage. Tagesordnung: 1. Registrande. 2. Ausschuß bericht über den vom Handelstags-Präsidium vorgelegten Entwurf eines HandelSkammer- S. Bericht des erweiterten VerkehrSauSschufseS über die Vorla«« des Handel«lags-PräsidiumS, Abhaltung einer Weltausstellung ln Berlin betr. 4. Bericht deS Ausschüsse« für HandelSgesetzaebungSfragen über di« Eingabe des Herrn O 'iS HauSdorff, einen durch d»e ««« hmdorgerufenen Üebelstand i« Gemein- schnldwesen betr. Zum Behuf der gegen das Ende jedes akademischen Halbjahres zu haltenden Revision der UniverfitätS- Biblwthek werden die/enigen Herren Sludirenden, welche Bücher aus derselben entliehen haben, aufgefordert, diese am 28. und 28. Februar und 1. März gegen Zurückgabe der Empfangsbescheinigungen abzuuefern. Die Ablieferung wird in der Weise zu geschehen haben, daß diejenigen, deren Namen mit einem der Buchstaben von 4—ll anfangen, am 2«. Februar, die, deren Namen von S—L beginnen, am 28. Februar und die Uebrigen am 1. März Früh von 10—1 Uhr abliefern. Alle übrigen Entleiher werden aufgefordert, die an sie verliehenen Bücher am 4., 5. oder 6. März (wäh rend der gewöhnlichen Oeffnungsstunden) zurückzugeben. Während der Revisionszeit (26. Februar bis 10 Marz incl) kann eine Ausleihung von Büchern nicht statt finden. Ebenso muß während derselben das Lesezimmer geschloffen bleiben. Leipzig, den 24. Februar 1880 Die Direktion der UntversttStS-vt-ltottzek. vr. Krehl. 8ltrii»8 äv8 Lrrtlieliv» verirksvereliis ävr 8tM 1-eiprlx Vviniornlag, 6vn 26. kodruar, 4dvnä8 6 Vkr, lm Kaalv «Ion k>8t«a I1t1rg«r«obal». T3 gesorön»n g : 1) vericki über 6>e vom teilten Xerrlelnge 6en Vereise» rugevie«e»en 4nsg»den, Sie Impttrsxe betr. (Instruction für 6ie «ieulocben Impssrrle etc. kek. Vr. v>388.) — 2) 8ekreiben 6e8 Vor8t»n6e» »o äs« königl. »lininlerium 6e« Innern, clie Iiüe>t8en6uug 6er revidirtea 8i3iuteo betr. — 3) kespreeknng 6er von 6er Isis^oritiil 6e-i 1,. !si. Ooll. beseblossenen 4nl>»ort sus 6ie vom tteieksltsnrler gestetlt« Anfrage (4d»»6e ruog 6es tz. 53 6er (iev.-Ordn. lies. Vr. vloss.) — 4) tsiittkeilonffen über 6>e )üng8t in veiprig 8t»tlgetull6ene 8ilruna 6es 0e«cbi»sl«»u88cbu88es 6e8 6ent8cben 4errtevereia8 Von6e8 (lies. vr. lleinre). vr. kl»»«. Xaiserlit-li Üu88i8Oli68 (^on8ulat. 4m a»ck8ten vienstng, 6en —6. 1. om '/-II 1/kr Vormitt»g8 »ir6 rur keier 6e« 25)3krige« Kegieruog8)ul»it»um8 H. V»« WlINNl»»« in 6er Levrgserpelle 6er liellen>8ck Orieekiscken 6eme>o6e (Ii»ck»rioen»tr»s»e dir. 2) ein kolvrllvst«» Dv vonw »dffe k»It«v ^e>6e«, v»8 »ilen Venieoinev, veelebe »v 6ie«em v»nlt,otte»6ien»le tkeilnebmen veoUea, kiermit »vr »« otvi«» gei»n»lN K»4. l.«ip»i§, 6en 14/28. febrvsr 1880 D«r 8t»3t8r,tk un6 Ksmmerkerr von k»6etrk;-dlitzulit»«!,. Die Ämnestiesrage in Frankreich. Das Sprüchwort hat recht: Vergleiche beweisen in der Regel herzlich wenig. Wenn es sich indessen darum handelt, riithselhaste Erscheinungen im Völkerleben zu erklären, so wird eS dennoch geboten sein, Erfahrungen in Betracht zu ziehen, die da oder dort bereits gemacht worden sind; denn Ieder- man wird doch zuacben muffen, daß in der Ge schichte Rabbi bcn Akiba allein recht behält, daß Alles schon einmal dagewesen ist. Wir werden nicht fehlgreifen, wenn wir betonen, daß daS Ca binet Frehcinet in einer für unsere westlichen Nachbarn überaus wichtigen Angelegenheit, der Krage der Amnestie, eine ähnliche Haltung annimmt wie Herr von Puttkamer, oder, richtiger, dessen Vorgesetzter, der Herr Reichskanzler, gegenüber dem ultramontanen Anstürme gegen die vielgenannten Maiaesetze. Die preußisch-deutsche Regierung ist entschieden, so sehr auch die „Ängewechten" des Berliner Preßbureau dagegen streiten, des Haders mit der Curie müde, sie stellt daher in dieser, wie man zu sagen pflegt „verfahrenen" Angelegenheit der CentrumS-Partei aiS eme Belohnung für eine „offene" und „ehrliche" Unterstützung der Gesetzgebung nach dem Programme de- Fürsten Bismarck gelinde Maßregeln in Aussicht. Aehnlich in Frankreich. Während aber die Zesuitencllque im deutschen Reichstage und im preußischen Abgeordnetenbause eine tatsächliche und für die Pläne deS Kanzlers sehr bedeutsame Macht repräsentirt, läßt sich ein Gleiches nicht von der radikalen Fraktion in der französi schen Deputirtenkammer behaupten; und während die deutschen Ultramontanen sich der Richtung der inneren Politik deS leitenden Staatsmannes tat sächlich manchmal entgeoengestellt haben, ist ein Aukämpfen der französischen Radikalen L In Elemenceau und Consorten gegen ernsthaft ge meinte republikanische Gesetzentwürfe schwerlich zu erwarten. Sie werden sich wobl bemühen, das Eabinet weiter zu treiben, als eS zu gehen wünscht, aber in feiner auf den sicheren Ausbau der Republik gerichteten Thätigkeit werden sie es nimmer energisch ru beschränken denken. Glücklicherweise liegt also, und dieser Umstand kann uuS Deutschen nur willkommen sein, kein sofort erkennbarer Grund vor, der Unterstützung durch diese Elemente eine derartige Wichtigkeit bei- «meffen, daß man davon die Bewilligung einer Forderung abhängig macken dürfte, welche nicht »ur von radikalen Rabulisten vom Schlage Gam- detta'S, sondern im Interesse des Friedens in» Laude auch von sehr gemäßigten bürgerlichen Re publikanern erhoben wird. Wir gestehen diese Thatsache zu, obwohl sie uns unverständlich ist; dom unserer Ansicht nach könnte sich Frankreich w größere Sicherheit als bisher einwiegen, wenn dir Räuber- «ad Mörderzunft der Communarden, bewacht von Haifischen und Menschenfressern, in Neu Caledonien bliebe. Wir haben es indessen hier mitThat- sachen zu thun und der Franzose kann nur mit franzö sischem Maße gemessen werden; daher können wir nicht verschweigen, daß tatsächlich sich heute die ganze unversöhnliche Propaganda in Frankreich um die Amnestie dreht. Die Erfolge dieser Dema gogie erklären sich zumeist auS der Sympathie der größeren Städte für die Begnadigung der Exilir- ten, während daS platte Land sich theilnahmslos in der Amnestiefrage verhält, also in ihr keines- ivegS einen ausgesprochen gegnerischen Stand punkt einnimmt. Man konnte nach französischer Regierungsweise der ständigen Erregung vurch die radikale Agitation nicht bester entgegentreten, als indem man ihr das AgitationSmittel, das auch Ein fluß besitzt auf nicht socialistische Republikaner, die Amnestieforderung, unmöglich machte. Kein Mensch in Frankreich erblickt in der Amnestie eine Legalisirung und ossicielle Anerkennung der Communebewegung und ihrer Principien; und noch weniger glaubt man in der Rückkehr der Commune-Männer in daS Land eine praktische Gefahr für dasselbe finden zu dürfen! Die socialistische Partei verfügt aber noch über andere Kräfte, als die Unholde von Deportirten, und ihr Anhang wird unter diesen Verhältnissen dadurch nicht größer, daß sie eine Zahl von Agita toren mehr gewinnt; er vermindert sich im Gegen- theil um Diejenigen, die aus sogenannten Hu manitätsgründen oder aus „republikanischer Conse- quenz" zur Partei der Amnestie standen. Diese Partei wird somit gezwungen, andere und prin- cipielle Forderungen zu ihrer Parole zu erheben und damit das Tischtuch zwischen sich und jenen Elementen, die ihr nicht innerlich anaehören, zu zerschneiden, wenn die Amnestie bewilligt ist. Wir wiederholen: diese Dinge gefallen uns nicht; indessen man ist in dem demokratisch zer setzten Frankreich der Ansicht, daß eine Republik wohl ein prmcipielleS Recht, eine politische Pattei zu unterdrücken, habe, so lange von dieser «ne acute, augenblickliche Gefahr gegen den Staatsbestand droht; nicht aber, o lange keine andere Betätigung jener möglich ist. als in Programmagitotionen ohne die hervottretende Absicht einer Alles bedrohenden gefährlichen Gewalterhebung. Gefahren bei Zeiten vorzubeuaen, hieße nn heutigen Frankreich den „Polizeiflaat" proclamiren. Herr von Freycinet hat sich in der Amnestiefrage als ein entschlossener Staatsmann erwiesen; aber, so wie nun einmal die Gambettistische Republik jenseits deS Rheine- geartet ist, da- Cabmet kann nur den Erfolg haben, daß die Aufregung des Landes durch die Sistirung der Amnestiesrage erhalten bleibt, wenn nicht gesteigert wird. Selbst wenn heute der Geist eine-Thier- herniederstiege, um den Versuch zu machen, da- Vaterland vor dem Abarunde zu retten, er würde zu spät kommen und sein berühmter Aus spruch : „Die Republik wird konservativ, oder sie wird nicht sein", würde verhallen wie der Ton eines Erzes oder einer klingenden Schelle. Der radikale Wogenschwall ist bereits zur Hochfluth angewachsen und das Ministerium Freycinet ist heute nur noch eine schwache Nothwehr gegen den wilden Strudel, in welchen Gambetta Frankreich hinein treiben wird, wenn Herr Grevy dem Exdictator von Bordeaux den Platz im Elysäe geräumt hat. „Nach uns die Sintfluth!" scheint die Probe aller Staats männer des modernen Frankreichs zu sein. Immer hin! Wir Deutschen werden uns vor der Gefahr zu schützen wissen. Politische Uebersicht. Leiprt». 25. Februar. AuS dem Reichs lande wird gemeldet, der frühere Abgeordnete Schneegans, der bekannt lich seit der Umgestaltung der Verwaltung von Elsaß-Lothringen eine Rathsstellc indem dor tigen Ministerium bekleidet, werde demnächst in das Auswärtige Amt deS Deutschen Reiches übernommen werden, um dann später in den Consulatsdienst zu treten. Es mögen daS indeß nur von den Feinden des ManneS ausgesprengte Gerüchte sein, die er besonders unter der weiland osficiösen Journalistik des Reichstages zu haben scheint. Dieselben Federn, welche jetzt von der Entlassung des Rath- Schneegans aus dem reichsländlschen Dienst berichten, zeigten sich neulich geschäftig, einen wohl nicht ganz ab zuleugnenden Gegensatz zwischen dem Statthalter von Elsaß-Lothringen und dem verantwortlichen Minister Herzog vor den Augen der Außen stehenden alS vesonderS hervorstechend und ganz unheilbar erscheinen zu lassen. Die Protestpart« in Elsaß-Lothringen macht jetzt wie die Ultra montanen Gebrauch von der größeren Milde, welche die Regierung deS Feldmarschalls von Manteuffel anwendet, und giebt demnächst ein neues politisches Blatt unter dem Titel „Die Presse" heraus. Dasselbe wird in Straßburg erscheinen. DaS Deutsche Reich hat sich nunmehr, wie telegraphisch berichtet wurde, dazu verstanden, Rumänien osficiell als selbstständige- FUrsten- thum anzuerkennen. Die gleichlautende Note, mit welcher Deutschland, Frankreich und England diese Anerkennung der rumänischen Regierung in Bu karest am 20. Februar mitgelheilt haben, lautet: Die.... Regierung ist durch Vermittelung ihres diplomatischen Agenten rn Rumänien von der unter dem 25. Oktober 1879 erfolgten Veröffentlichung be vor» den Revisions-Kammern deS Fürstenthums vo- litten Gesetzes benachrichtigt worden, das bestimmt ist, den T^t der rumänischen Verfassung mit den Stipulationen des Artikels 44 deS Berliner Vertrages in Uebereinstimmung zu bringen Di« .... Regierung vermag die neuen konstitutio nellen Bestimmungen, die ihr zur Kenntniß gebracht wurden, und insbesondere jene, wonach für in Ru mänien domicilirende und überdies keiner fremden Nationalität angehörige Personen nichtchristlichen Riten dieNothwendigkeit erwächst, sich den Formalitäten einer individuellen Naturalisation zu unterwerfen, nicht als den Anschauungen gänzlich emsprecbend zu be trachten, von denen die Signatarmächte des Berliner Vertrages geleitet waren. Indessen im Vertrauen auf den Willen der fürstlichen Regierung, sich in der Anwendung dieser Bestimmungen immer mehr und mehr dem liberalen Gedanken zu nähern, der den Mächten vorschwebte, und Act nehmend von den for mellen Versicherungen, die ihr »u diesem Behufe über mittelt wurden, hat die . . . Regierung, um der ru mänischen Nation einen Beweis ihrer freundschaft lichen Gesinnung zu geben, beschlossen, ohne weiteren Verzug das Fürstenthum Rumänien als unabhängigen Staat anzuerkennen Demzufolge erklärt sich die ... Regierung jbereit, in regelmäßig diplomatische Be ziehungen mit der fürstlichen Regierung zu treten. ES ist eine traurige Wahrnehmung, oie man fast täglich machen kann, daß die officiöse Presse ein sehr bedenkliches Spiel mit der öffentlichen Meinung treibt. Die Beunruhigung der Massen von dieser Seite her ist leider nichts Ungewöhn liches mehr. Ein wahres Sturmläuten klang vor Kurzem aus der „Nordd. Allg. Ztg." heraus. Welche Wirkung ein durch den Telegraphen bis in alle Winket des öffentlichen Lebens gejagter Artikel dieses Blattes über Angriffspläne Ruß lands gegen Deutschland gewissen Orts hervor gerufen haben mußte, ersieht man daraus, daß das nämliche Blatt 24 Stunden später bereits „von beachtenSwerther Seite", wie es selber sagt, eine Ausführung bringen muß, weiche die lärmenden Schlußfolgerungen des ersten Artikels einfach wieder aufhebt. In dieser Zuschrift „von beachtenSwerther Seite" an die „Nordd. Allgem. Ztg." heißt es: ,Ln Nr. 90 Ihres Blattes ist ein Leitartikel ent halten, welcher von der Voraussetzung, daß die russi sche Regierung Kowno zu befestigen beabsichtigt, zu der Schlußfolgerung gelangt, daß damit die Basis eines künftigen Angriffskrieges gegen Deutschland gesucht werde. Wir halten diese Schlußfolgerung nicht kür berechtigt. Man hätte mit demselben Rechte auS der Befestigung von Königsberg und Posen folgern können, daß Preußen aggressive Absichten gegen Rußland habe, wozu doch gewiß kein Grund vorhanden gewesen wäre. Befestigungen der Grenze sind dauernde Einrichtungen, die jeder Staat, welch«,! natürliche Grenzen überhaupt oder an bestimmten Stellen kehlen, mit der Absicbl trifft, die Sicherstellung seiner Existenz von den Wechselfällen der Zukunft unabhängig zu machen. Es braucht dabei dem Staate, welcher Befestigungen anlegt, eine bestimmte Politik gegen seine Nachbarn gar nicht vorzuschweben.... Wir sind mit dem Leitartikel in Nr. 90 dann ganz «invetttanden, daß weder Frankreich noch Rußland einen Angriffskrieg Deutschland» zu befürchten haben. Ab« wir sind nicht der Meinung, daß die Abwesen heit dies« Befürchtung für Rußland einen Grund abgeben könne, seine Grenzen offen zu lassen.... Wenn im Jahre 1831 die Westgrenze de« russischen Reich- befestigt gewesen wäre, so würde di« Warschauer Insurrektion vielleicht dennoch auSgebrochen snn, sich
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