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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188004067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800406
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800406
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler nach S. 2079; Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-04
- Tag1880-04-06
- Monat1880-04
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1880
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-achtel haben andererseits '/.-I Frcs. »e angeboren ruf und die il und Mai , so daß fast > sich größere vermochten, ch der Nrw- ttSbewegung egten Tagen ünfte in de« gen die Vor vergangener rr laufenden epeschen Ln- reenen Rück- tte sich de« en und weft- Dasielbe war d, Oefter- rddeutsch- iorkommniffe Nord- und weichender fen sich noch : rcntirenden ch in dieser eg per Mai en. mberich' von ingsmäßige» ie Feldarbei- kebr im Ge n Feiertagen ziemlich un- 28.4. Rog- 4, Hafer >hn 5l0 bis 70—885 4. und grün fen 28—43 selb 34 bis icken l6 bis !ur Aussaat lsen, Vieh- Esparsette Erscheint täglich früh 6V. Uhr. . Resattl«» «d OepesUlon JvhanuiSgast« 83. Lp«qs>»»dni »er tttsottt»«: vormittags 10—!2 Uhr. Nachmittags 4—« Uhr. Mr dir eNUkzat« rin«<s<nld<rr tSanu« striPt« «acht ßch die «rd»ctton »ichi »ch > «rvtndltch. me der für die nächst- Nummer bestimmten an Wochentagen dis Uhr Nachmittags, an Lonn- »d Festtagen früh bis '/,8 Uhr. H» de« /Zitate, für Z»s Jttmalm»: Otto Klemm. UmverfuStSfir 22. Sanis Lösche. Xatdariuenftr. L 8.P. nur dis »/»S Uhr. UchMtr.TagtbM Anzeiger. OWN für Politik, Localgkschichlt, Handels- und Geschäftsverkehr. «uftagr 16.2VV Xt>«e»e«eiN»»rrt» Viertels. 4'/,Mk. iucl. Bttnaertohn 5 D't., dnnb di« Po- bezogen 6 Mi. J«d« einzelne Nummer 2d Pf. Belegexemplar 10 Pf Gebühren für Extrabeilagen ohne PostbefSrberuog SS Vtt mit Postdefvrderung 48 Ml Soserate »gesp. Petttzril« 2« P» Größe« Schriften lam unserem PrriSverzeuhmß — Tabellarisch«» Satz nach höberrm Tarif. Keclamn, unter dem Stedacltoeuchch» die Spaltzeile 40 Pf Inserate sind stets an b Le»rdit«, zn senden. — Rabatt wirb nicht gegeben. Zahlung i>e»<-i>uwir»n>ü: oder durch Postvorschuß. .N 122. Dienstag den 6. April 1880. 74. Jahrgang rse. Der Einsender der in der dritten Beilage »u Rr. «7 diese- B'-rtteS vom 11. Februar ». «. ersichtlichen Annonce, den Verlust eines Portemonnaies mit ca. 10 4 und 3 Postscheinen — abzug. Reftaur. Hauk, HoSpitalftr. 38 — betreffend, wird hierdurch aufgefordert, behufs seiner Vernehmung ungesäumt bei Unter zeichneter Behörde sich »u melden. Auch wird Jedermann, der über die Person dieses BerlustträgerS Auskunft zu geben vermag, ersucht, Mutheilungen unverweilt anher zu diesbezügliche Mutheilungen unverweilt anh Leipzig, am 3. April 1880. machen. Königliche rtoatsnnwaltschaft. I. A.: Spittel, Res. Bekanntmachung, die vezahlung -er Jmmobtltar Bran-caffen-veiträge betreffend. Nach Beschluß deS dermaliaen vermögen- Anstalt der auf das königl. Ministeriums deS Innern vom 1. März 1880 wird mit Rücksicht aus den nSstand der Abtheilung für die Gebäudeversicherung bei der Landesbrandversicherungs erste Halbjahr 18S0 entfallende, zum 1. April b. I. zahlbare halbe Jahresbeitrag von der Gebäudeversicherung zum dritten Theile erlaffen und kommt daher nach Höhe von 1 Pfennig von jeder Einheit zur Erhebung. Dagegen bewendet eS bezüglich der Abentrichtung der halbjährigen Beiträge für die Versicherung Industrieller und lanbwirthschaftltcher «etriebsgcgenstänbe, sowie wegen der Nachzahlung der auf früher« Termine sich berechnenden Erückbetträge, auch rücksichtlich der Gebäudeversicherung, bei den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen. ES werden demnach alle hiesigen Hausbesitzer resp. deren Stellvertreter hierdurch aufgefordert, ihre Beiträge »,m 1. April ab spätestens btnuen 8 Tagen bei der Brandcastengeider-Einnahme allhier, Brühl Rr. 47/51, U Stock, zu bezahlen, da nach Ablauf dieser Frist di« gesetzlichen Maßregeln gegen die Restanten eintreten muffen. Leipzig, den 27. Mär, 1880. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Georgi. Berndt Zu genauer Nachachtung bringen wir bierdurch die Vorschriften: daß jeder ankommende Fremde, welcher hier übernachtet, am Tage seiner Ankunft, und wenn diese erst in den Abendstunden erfolgt, am andern Tage Vormittag- von seinem Wirthe bei unserem Fremden-Bureau anzumelden ist, diejenigen Fremden aber, welche länger als drei Tage hier sich aufhalten, Anmeldeschein zu lösen haben, in Erinnerung und bemerken, daß Vernachlässigungen derselben mit einer Geldbuße von l5 Mark oder ver- hältnißmäßiger Haftstrafe geahndet werden würden. April 1880. Das Poltzetamtdcr Stabt Leipzig. Daec Leipzig, 3. April vr. Rüder. aegner, S. Vcrmietbung in der Landfleischerballe. Die für den 8. Juni ds. IS. gekündigte «bthetlung Rr. 88 der Lanbfietschertzalle am Plauen'sche« Platze hier soll von da ab anderweit gegen einmonatltche Kündigung an den Meistbietenden vermtethet werden und wird hierzu ein Versteigerungstermin an RathSstelle auf Sonnabend, den Ist. April ds. Js., vormittags 11 Uhr, anberaumt. Die VermiethungS- und Versteigerungsbedingungen können schon vor dem Termin aus dem RathhauS- saale, l. Etage, emgesehen werden. Leipzig, den 34. März 1880. Der «ath der Stadt Leipzig Vr Georgi. Stöß. I. kläilliseko ^or11)i1iiunF88<;tiu1e für Knaben. (Orimmalüeber 8teioveg 17/18). Oer vntsrrlclit beginnt Aontux, ckcm 5. XprU Sdenä« 8 Ukr. vie Tnmolckung nem«r 8«ktil«r K„ in äen I-igen äes 5., 6. „n<l 7. äprU 10—1 Ukr Vonnittsg» unö 4 — 6 Ulir diaekmittsg« ru «rkolgeo. l eiprig, om 3 ^pril 1880. vor viroetor: vr vrsutigsm. »meter früh: z- - 232 »l be iger 182 bis hne Handel, 168—195 41 i.50 4 de». 15« »l bez. än. 146 bis D— 155 4 4 Br. -152 4 vr. »ße 338 bis 4 bez., do. >l bez. u. vrf. zell» 95 bis i40—345 41 nach Qua- Qualität SL Hualüät 40 l,e Faß loc» nehl Nr. 00 38 4, do. I 85-3641 >0-10.5041 2—13.90 41 »vtckau. amm. ,k. Br. 41.50 rgebk. 83« . 40.50 rei 113.35 itzer Actien« 341. lere, 106.50 erbeb. 73 50 231. f. 133. n. Dampf 'S. rf. 114« ierf. 188.50 >olz«. 16». aprers.SS. lbr.115. 50 Piers. 137. >erf. 107« -Maschinen- >erm.) 40« Maschin. Stier) 25. »olzern 90.50 neniv 90 »ustrie 08.70 lctien. ;.B. 118. Valparaiso" naetommen. Othello" ist „Helvetia" <E. Messing- Aufgaben -er uationatliberaleu Politik. bl -D 6. Berlin, 4 April. Ging früher die Taktik der nationalliberalen Fraction im Wesent lich dahin, den Ausbau des Reiche- möglichst in positivem Zusammenwirken mit der Regierung und Hne Scheu vor einem dem Zwecke angemessenen Kompromiß mit den Conservativen zu erstreben, so hören häufig wir neuerdings, u. A. auch in dem LaSker'schen schreiben, das Ziel müsse jetzt ohne „jede denkbare Nebenrücksicht", unter Zurückweisung t«s ZusmnrnenpedexO mit den Couservativen ver folgt werden. Es erhebt sich als» die Frage: Wäre eine grundsätzliche Veränderung der bts- herigcn Taktik richtig oder nicht? Auf den ersten Blick scheint die erster« Ansicht durch die unleug bare Veränderung der ganzen Lage der national- liberalen Parte: unterstützt zu werden. In dem Maße, in welchem die nationalliberale Fraction des Reichstags in den letzten Jahren geschwächt worden, ist die konservative Seite de< Hauses «»gewachsen. Die selbstverständ liche Folge davon ist. daß die Conservativen eine erheblich geringere Nachgiebigkeit gegen national liberale Forderungen zeigen, als früher. Dazu kommt dre veränderte Haltung der CentrumS- partei, welche den Conservativen gestattet, mit der selben in allen Fragen, io welchen sie ihr näher stehen als den Liberalen — und die« wird so ziemlich daS ganze Gebiet der Politik sein, soweit eS sich nicht um Erfordernisse der nationalen Einheit und Machtstellung handelt —, gemeinsame Sach« zu machen. Zugleich ist c« dem Fürsten BiSmarck durch die größere Stärke der Conservativen wie durch die veränderte Haltung deS CentrumS bedeutend erleich tert. mit wechselnden Majoritäten zu verfahren, die selbe Partei bald freundlich, bald feindselig zu be handeln. Daß durch diesen Umschwung der Ver hältnisse den Nationalliberalen das Beharren in der bisherigen selbstlosen Arbeit sehr erschwert «erden mußte, liegt auf der Hand. Rein mensch lich genommen, wäre es nur zu begreiflich, wenn gerade die tüchtigsten unter den Männern dieser Richtung sich mißmuthig abwendeten von der bisherigen Weise de- positiven Schaffen-. Eine andere Frage aber ist, ob die- auch politisch klug gehandelt wäre. Die Art, wie Fürst Bismarck sich in den letzten Jahren von der nationalliberalen Fraction getrennt hat, mag Manchen sozusagen persönlich verletzt, kann aber unmöglich irgend einen politisch urtheilSfähiaen Kops üverrascht haben. Der Reichskanzler yat au« seiner conservativen Grnndanschauung nie ein Hehl gemacht; er hat nie einen Zweifel darüber gel affen, daß er nur aus Rücksicht auf die nume risch« Stärke der Nationalliberalen im Parlament denselben Eoncessionen gemacht, zu denen er au- eigenem Antriebe nie geschritten sein würde. Kein Wunder da, daß er sich über den nationalliberalen Einfluß in demselben Maße hinwegsetzte, in welchem die nationalliberale Fraction an numerischer Stärke verlor. WaS würde mm die Folge sein, wenn dem gegenüber die nationallibcrale Fraction erklärte: „Wir wollen keine Verständigung mehr mit dem Reichskanzler. Hier ist unser Programm! Will er eS ansführen, voll und ganz, so find wir seine Freunde: will er es nicht, so sind wir seine rücksichtslosen Gegner. Entweder — oder!"? Die selbstverständliche Wirkung einer solchen Stellungnahme würde sein, daß Fürst Us- «arck entweder fast bedingungslos in die Arme einer konservativ-klerikalen Majorität, oder zur Auflösung deS Reichstag» getrieoen würde. Nach den vor zwei Jahren gemachten Erfahrungen wird eine abermalige Auflösung im liberalen Lager schwerlich herbeigesehnt werden. Wie aber steht es mit der anderen Möglichkeit, daß nämlich Fürst BiSmarck ganz auf eine conservativ - klerikale Majorität angewiesen wäre? Cr würde vorauS- lich, ebenso wie früher zu Concesstonen in liberaler Richtung, die ihm „gegen den Strich gingen", so jetzt zu ähnlichen Concesstonen in antiliberaler Richtung gezwungen sein. Kurz: die Reaction hätte freie« Spiel auf dem Gebiete der ReichS- gesetzgebung, und die Nationalliberalen würden der Zertrümmerung ihre- eigenen Werke« mit verschränkten Armen Zusehen. Wir bezweifeln, daß die nationallibcrale Partei im Lande eine der artige Handlungsweise der ReichStagSfraction al ben Ausfluß politischer Klugheit betrachten würde. Unsere« Erachten« würde diese Handlungsweise »ur dann gerechtfertigt sein, wenn jede Hoffnung auf eine ersvrießlicbe Thätigkeit, wenn jede Ein wirkung auf die Gestaltung der Dinge abgeschnitten wäre. So verzweifelt aber ist die Lage der nationalliberalen Fraction doch noch keineswegs. Ein dauerndes Zusammengehen der Regierung sowohl wie der Conservativen mit dem Centruin rst au- Gründen der nationalen Politik un denkbar. Gerade in den wichtigsten Fragen wir haben ja jetzt bereits die Beispiele vafür — wird man immer wieder der Unter stützung von nationalliberaler Seite bedürfen. Diese Thatsäche verleiht der nationalliberalen Fraction auch in Bezug aus die sonstigen Gebiete der Gesetz gebung noch immer einen nicht zu unterschätzenden Einfluß. Sie wird freilich die sich anbahnende „Revision" der Gesetzgebung der letzten dreizehn Jahre nicht zu hindern vermögen, würde dieö übrigens m dieser Allgemeinheit auch gar nicht wollen. Aber auch im ungünstigsten Fälle wird sie durch eine geschickte Taktik wenigstens KieleS von den Errungenschaften jener Zeit retten können, WaS bei der Annahme jener rein negativen Mino rität-Politik verloren gehen würde. Wir denken, mit solcher Handlungsweise, und mit ihr allein, bewegt sich die nationalliberale Fraction im Rahmen jener verständigen Realpolitik, welche ihren Ruhm auSgemacht hat. Freilich wird sie bei jener Taktik immer die Grenze inne halten müssen, welche ihr durch daS Wesen einer liberalen Partei gezogen wird. Unsere« Erachten- wäre e« vom Stand punkte Lasker's auS gerade jetzt seine Aufgabe ge wesen, in der Fraction auSzuharren und mit darüber zu wachen, daß diese Grenze nicht über schritten werde. Statt besten setzt er sich dem Borwurf aus, seine Freunde verlassen zu haben in dem Augenblicke, da die Arbeit am schwierigsten wurde; noch mehr, er überhäuft die Freunde mit genau demselben Tadel, mit welchem Radikalismus und Fortschritt-Partei sein eigene« Wirken in besten fruchtbarsten Momenten verfolgt haben. Wir werden dem außergewöhnlichen Manne, besten poli tische Thätigkeit durch so hohe Verdienste um da« Baterland und die liberale Sache ausgezeichnet ist, stets eine dankbare Verehrung bewahren; um so tiefer aber bedauern wir. daß er seine Ausein andersetzung mit der Fraktion nicht ohne Äuße rungen vollziehen konnte, die er selbst ehedem al- eine herbe Kränkung empfunden hat. Politische lllebrrsicht. Letp,t,. 5. April Zur auswärtigen Lage wird un«au« Berlin »« Sonntag geschrieben: „AuS der Umgebung der Königin von England, die gegenwärtig in Baden-Baden weilt, wird gemeldet, daß der Aufenthalt de« hohen Gaste« von kürzerer Dauer sein wird, al« früher angenommen wurde. Die Zusammensetzung des neuen englischen C abi ne tS. welche ie nach dem Parteistandpunete eng lischer Journale eifrig besprochen wird, nimmt dre Obsorge der Königin jetzt in Anspruch. Die An nahme, daß die scvwierigen und dclicatcn Personen ragen erledigt werden könnten, ist gänzlich un- tatthast. Kerner der drei Candrdalen auf die Premierschast, Earl Granville, Gladstone und Lord Hartington, wird die Befehle der Königin zur Bildung eines Cabinels anders al« auf heimischem Boden entgegennehmen können. Man würde fehlgohcn, wenn man aus der Z stamme,rkunft unseresKronprinzeu mit der Kömgin in Darm stadt schließen wollte, daß dort ein bestimmender Ideenaustausch über die neue Lage stattgefunden bade, welche durch den Sreg der Whig» herbeiaesührt worden ist. Es entspricht nicht den konstitutio nellen ^Gepflogenheiten englischer Herrscher, Uber die Politik, welche vom Parlament bestimmt und befolgt wird, Aeußerungen abzugeben, die auf per söhnliche Sympathien oder Antipathien zutttck- reisen. Aber e« rst zur Genüge bekannt, daß die königin Victoria mit ihren ganzen Traditionen, die auch in dem Andenken an ihren Gemahl, den Prinzen Albert, eine Stütze finden, in der PRitik und dem Jveenkreise der Whig« sich heimisch fühlt. Dies schloß nicht auS, daß sie ein persönliche« Wohlwollen gegen Lord BeaconSsield hegte, welches nicht wenig durch die von ihm in« Werk gesetzte Zuerkennung des Titels als „Kaiserin von Jndren" erhöht wurde. Auf die heutige Gestaltung der Dinge hat dies keinen Einstuß mehr, und e- sragt sich nur noch, ob in der That Gladstone, der in unseren maßgebenden Kreisen nicht zu den beliebten Persönlichkeiten gehört, fortan da- Staats- rüder führen soll, oder ob Lord Harting ton in die erste Stelle treten wird. Was Lord Granville, den dritten Candidaten, anbetrifft, so wird derselbe in der Berliner englischen Botschaft als ein Staatsmann '«schildert, der nicht mehr die ganze Fülle der lrbeitSkraft und Energie besitzt, welche zu diesem schwierigen Amt erforderlich ist. Diese und andere Fragen sind nach der Rückkehr deS Kron prinzen Gegenstand vielfacher Erwägungen in unseren diplomatischen Regionen, weil man die Wünsche und .Hoffnungen unseres Thronfolger- in Bezug aus die Entwickelung der Dinge in England höher veranschlagt, al« im Allgemeinen angenom- men wird. ES darf nicht vergessen werden, daß der Kronprinz mit der Politik de« Fürsten Bis marck in alten Puncten übereinstimmt, welche ein Zusammengehen mit England fördern. DaS deutsch österreichische Bündniß scheint die Grundlage bilden ru sollen für ein Zusammensasten aller Bestre düngen, die dem Frieden neue Garantien g6ben. Daß sich die Whigs diesen Tendenzen nicht ver schließen werden, darf aus den Bemühungen ent nommen werden, die unfehlbar in nächster Zeit eine positive Gestaltung gewinnen müssen." Wir fügen den vorstehenden Ausführungen unseres Correspondenten dre Bemerkung hi»P>, daß die englischen Wahlen fast ausschließlich die gesammte politische Lage Europas beherrs Im Anschluß an bereits Bekanntes mögen »rer noch einige telegraphische Nachrichten folgen. Nach dem Londoner „Observer" ist noch keine dofini tive Entscheidung darüber getroffen, ob das Ministerium unmittelbar zurücktitten oder ein Votum des Parlaments abwarten solle. Diese Entscheidung wiirde erst erfolgen, wenn die genaue Ziffer der liberalen Majorität vorliege. Nack Wahlergebniß vom letzten Freitag habe sich dem Regierung einzutrcten, jedoch seine Parteigenossen Granville und Hartington in loyaler Weise unter stützen werde. Jedenfalls könnte noch einige Zeil darüber hingehen, che vollständige Klarheit in die CabinetSfrage kommen wird. Als wirkende Ursache zu dem jähen Sturze de« Cabinets BeaconSsield dürste der nicht ganz befriedigende Stand der afghanischen Angelegenheiten zu bezeichnen sein. Die Kämpfe haben in Afghanistan wieder begonnen, und wenn die vorliegenden Nach richten die Lage der Engländer auch nicht gerade als ernstlich gefährdet erscheinen lassen, so reicht doch die Thatsache, daß trotz aller bisherigen Anstrengungen der Widerstand de« kriegerischen Volkes noch nicht ge brochen ist, daß man vor neuen Kämpfen steht, wo man eine baldige endgültige politische Lösung er wartet batte, hin, um die Politik deS Ministerium« in der. Augen eines großen TheilcS der Wähler schuft herabzusctzen. — Von besonderem Interesse ist eS, den Eindruck dieser Rachrichten auf Pa riser politische Kreise zu beobachten. Ein Telegramm der „Post" auS Paris meldet, daß die Niederlage der Conservativen in England lebhaft in Betreff ihres Einflusses aus die auswärtige Politik und die allgemeine Gestaltung der politischen Lage Europa- besprochen wird. Während die meisten republikanischen Blätter den Sieg der Liberalen freudig als für das re publikanische Frankreich günstig deuten, vornehmlick' wegen der erwarteten kühlen Haltung eines liberalen Ministeriums Deutschland gegenüber, verhehlen leitende Organe, wie die „Röpublique Fran^aise", ihr Mißvergnügen und ihre Enttäuschung über DiSraeli'S Sturz nicht. DaS Blatt Gambetta'S erinnert daran, daß Frankreich die Freundschaft der englischen Liberalen nie besonders zu loben Ver anlassung gehabt habe, und scheint die thatkräftige Politik DiSraeli'S der wahrscheinlichen Abwartung» Politik eines Ministeriums Hartington-Granvrllc lm Interesse Frankreichs vorruzichen. Trotzdem betonen auch diese republikanischen Organe, daß selbst eine liberale englische Regierung sich nicht mehr wie früher ganz und gar für die auSlän dische Continental-Politik interessircn könne. Dir conservativen Blätter in Paris bedauern den Sturz DiSraeli'S, sehen aber in dem Wechsel keine merkliche Bedeutung für Frankreich. Der zu Rom erscheinende „Popolo Romano" ist ermächtigt, gegeniiber den Mitteilungen ver fchiedener Blätter Über die Unterredung de« Gcneral- secr etairS im Ministerium de« Auswärtigen, Masse», mit einem ausländischen Journalisten zu erklären, Massei habe nur die Ansicht ausgesprochen, daß die italienische Regierung die Hoffnung und da» Vertrauen habe, die guten Beziehungen mit Eng land stet» zu erhalten, welche Partei auch bn den gegenwärtigen Wahlen siegen würde, weil zwischen den Nationen dauernde und höhere In teressen als Personen- und Parteifragen bestünden. Die Hartmann-Asfaire ist ganz danach an- aethan, aus- Neue Staub aufzuwnbeln. Ein Petersburger Telegramm meldet uns vom Sonntag wie folgt: „Gegenüber den in der russi schen wie in der ausländischen Presse ausgetauchteu. oft unrichtigen Gerüchten und Nachrichten Uber die Hart man n'sche Angelegenheit veröffentlicht der „Regierungsbote" eingehend den ganzen Sach verhalt nebst den bezüglichen osficiellcn Schrift stücken." Wir bezweifeln natürlich, daß mit dieser Berössentlichuug dem französischen Cabinete seitens der ru) fischen Regierung ein Dienst ge leistet wird, wenn wir auch der Ansicht sind, daß der biSherlgen „Intimität" der beiden Nationen damit kein Abbruch gesckeben wird. Die Parteitage in Ungarn entbehrt andauernd der Sicherheit und Stabilität. Der Grund dieser
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