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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188005109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler: S. 2990 statt S. 2900
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-05
- Tag1880-05-10
- Monat1880-05
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1880
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Erschein tSgltch früh 6»/, Uhr. >«ö«1t»» «ch <wrdüt«l Johamnsgafle »». >P«chß«ik« »rr Lrtettt»»: vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag» 4—» Uhr. «i» »tt «i«k,a»« «n«^««dkn, mW», .»ach» Nuualnue der für die »ltchft- wtacndc Nummer desttmmtr, »u!e«te au Wocheutageu dt« I Utzr Nachmittag», a, Soau- »ch AeÄMgr* früh dt» '/,d Utzr. H» de« Fttlatr« fiir Z»s. L«ah»«: Ott» Klemm, Uuioersitätsstr. 22, Kaut» Lösche. Kacharinenstr. 1 S.p. >«r dt» '/^t Uhr. 15«. Ucipügtt.Tagclilalt Anzeiger. Organ fir Politik, Localgkschichte, Handels- nnd GcschWvcrkkhr. Montag den 10. Mai 1880. Auflage 16,000. Ldmtt>k«t,»„rr1» viertelt. 4^/, ML« cncl. Vnngerlohu b Mi.. durch dir Post bezogen 6 Mt. Jede rinzrlnr Stummer 24 Pf. Belegexemplar lct Ps. chebühr'cii für Extrabeilage» »hue PostdesVrdrruug SS ML Mit Postbrivrderung 48 ML Laterale »gesp. Petitzeil« 2V Pf Größere Schriften laut nufere» PrriSverze'chinß — Tadellattlche» Satz nach höherem Tarif. UerUoar, »ater de» LedattlamtrlO die Spaltzeile 40 Pf Inserate find st«» an d. «epediUa» zu senden. — Rabatt wird mchi jabluna praaniuaaeamlo stopvincschuß. 7L Jahrgang. Bekanntmachung. Herr Hermann Frie» hat als Testamentsvollstrecker deS verstorbenen Freiherrn von ReinSbera-DüttnaSfeld den Verlust der nachstehend näher bezeichnten, auf den Namen deS Letzteren lautenden zwei Lagerscheine über am Lagerhof lagernd« Güter angezeigt, alS: Lagerschein Nr. 1017b — ausgestellt den 10. August 1876 über 9 Kisten und 1 Koffer Bücher und Papier, gewogen brutto 898 Pfund, gezeichnet tt 1t 1, 3s, 3, 5, 8, S, 229, 21. X ll s. /«X tt 176. Lagerschein Nr. 10183 — ausgestellt den 21. August 1876 über b Regale, gezeichnet tt 11 8, 8, 8, 11, 18, und 1 Kiste Bücher, gezeichnet k 11 6, zusammen gewogen brutto 850 Pfund. Wir fordern die Inhaber der Lagerscheine hierdurch auf, sich mit denselben binnen 3 Monaten und spätestens bi» IS. Juni 188« bei Berlust jeglichen Anspruchs an die Lagerbofverwaltung in der Lagerhof-Expedition zu melden. Erfolgt kine^Meldung, so werden die beiden Lagerscheine unwirksam erklärt .und neue Lagerscheine auSgefertigt Leipzig, den 9. März 1880. Lagerhof der Stadt Leipzig. G e t h er. Bekanntmachung. ES ist mehrfach vorgekommen, daß Privatpersonen die von uns zur Reinigung der städtischen Scbleußen angenommenen Arbeiter zur Reinigung der Privatscbleußen während der Zeit, für welche jene Arbeiter für di« Stadt tbätig zu sein haben und aus der Stadtcaffe ihre Bezahlung erhalten, verwendet haben, daß sogar der Unrath auS den Privatschleusien durch städtische Geschirre abgefahren worden ist. Wir warnen dringend vor dieser unstatthaften Benutzung unserer Arbeiter und Bediensteten zu Privat zwecken, und vor solcher Verleitung der bezeichnten Personen zur Untreue, und glauben, daß diese Mahnung genügen wird und wir der Noibwendigkeit überhoben sein werden, anderweite Maßregeln zur Verhütung der vorgekommenen Ungebührniffe und der dadurch herbeigeführten Schädigung der Stadtcaffe zu ergreifen, Leipzig, am 4. Mai 1880. Ler Rath her Staht Leipzig. De. Georgi. vr. Wangemann. Bekanntmachung. Staats-Einkommensteuer betreffend. In Gemäßheit deS Finanzgesetzes vom 8. März dieses Jahres und der Ausführungsverordnung dazu von demselben Tage in Verbindung mit der Verordnung vom 10. Decembrr 1879 ist hte Staat«-Giu- kommensteuer im laufenden Jahre ueöst einem Zuschläge »on 5« Proreut tu drei Termine» zu entrichten, wovon her erste Termin Heu SV April diese» Jahre in einem Trittthetle des «esammtbetrageS fällig ist. Die hiesigen Steuerpflichtigen werden daher aufgefordert, ihre Steuerbeträge ungesäumt und spätesten» binnen drei Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt-Steuer-Einnabme, Brühl 51, Blauer Harnisch, 8. Clock, bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen eintretenden gesetz lichen Maßnahmen abzuführen. Denjenigen Steuervflichtigen, denen ein Steuerzettel nicht hat behSndtgt werden können, bleibt nach der in dem Schlußsätze de» 8. 46 de» Einkommensteuergesetze» vom 8. Juli 1878 enthaltenen Be stimmung überlasten, sich »egen Mtttheilun» des «inschützungSergebntsteü an die Stadt-Steuer- Einnahme zu wenden. Hierbei wird noch gan» besonder» auf §. 49 de» bereit» angezogenen Einkommenfteueraesetze» hin- gewiesen, „ach welchem die Reklamation bet vermeid»»»» der «usschltestung dtnnen 8 Wochen von vehSndtgung de» Steuerzettel» ab gerechnet bet der Königlichen Bezti ks Steuer Vinnahme schriftlich etnzubringen ist, diese Frist aber für Diejenigen, denen ei« Stenerzrttel nicht hat behäudtqt werden können, von der in 8. 46 vorgeschrtebenen öffentlichen Aufforderung, mithin für das laufende Jahr von dem unterfertigten Tage ab zu berechnen ist. Leipzig, den 30. Apnl 1880. Ter Rath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Taube Bekanntmachung. Wegen Vornahme des Schleußenbaue» auf der Nürnberger Straffe wird dieselbe auf der Strecke zwischen der KönigSstrahe und der Ltndenstraffe »on Montag, den 8. Mat d. I. bi» zur Fettigstellung der Arbeiten für den Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 1. Mai 1880. »er Rath her Stadt Leipzig vr. Georgi. Harrwitz. Politische Uebersicht. Leipzig, 9 Mai. Der Telegraph bringt un» täglich die erfreuliche Kunde, daß der greise Kais er sich deS besten Wohl ergehen» erfreut, die Naturschönheiten der Um- gevuna Wiesbadens genießt und nebenbei einen Lheit de» Tage» der Erledigung von RegiecungS- geschästcn zu widmen pflegt. Am Sonnabend hat eine Corsofahrt auf dem Cursaalplatz stattgesunden, die äußerst glänzend verlaufen ist. Der Wagen Sr. Majestät des Kaiser», welcher sichtlich hoch erfreut war, war schließlich vollständig mit pracht vollen Bouquets angefüllt. Eine große Zuschaucr- menge wohnte der Corsofahrt bei. An demselben Tage nahm der erhabene Monarch den Bortrag des Geh. LeaationSrathes v. Bülow entgegen und unternahm sodann mit der Frau Großyerzogin von Baden eine Spazierfahrt, bei welcher die neu erbaute Bergkirche besichtigt wurde. Abends er schien Se. Majestät i« Theater. Am Vormittag hatten der Hosmarschall, Gras v. Perponcher, und der Chef deS Militaircabinets, General-Lieutenant von Aldedyll, Bortrag bei Sr. Majestät. Zur kaiserlichen Tafel waren die Fürstin zu Hohenlohe- SchillingSsürst, Prinz Nikolaus von Hessen-Nassau und die Spitzen einiger Behörden geladen. Die Abreise deS Kaisers sollte voraussichtlich Sonntag den 9. d. M. Abends 8>/, Uhr erfolgen. Am Montag werden der Großherzog und die Groß- herzvgin von Mecklenburg in Wiesbaden erwartet. AuS Berlin melden die dortigen Blätter vom Sonnabend: Der Botschafter der französischen Republik in Petersburg, General Chanzy, der gestern früh aus der Durchreise nach Paris hierselst eingetroffen, hat bereit« Abends in aller Eile unsere Stadt wieder verlassen, nachdem er Vormittag« mit dem FUrsten Bismarck im ReichSkanrlcr- palai» längere Zeit conserirt und sodann Nach mittag« be, demselben mit dem Botschafter Graf St. Vallier und dem Fürsten Hohenlohe- SchillingSfürst dinirt hatte. Die Abreise de» Generals Chanzy nach Paris erfolgte Abends 10 Uhr so eilig, daß er ohne seine Familie abgereist ist und diese ihm erst Nachfolgen wird. — Die türkisch- montenegrinische Angelegenheit nimmt einen großen Theil der ArbeitSthättgkeit desFllrstenBiSmarck in Anspruch. Der hiesige türkische Botschafter SaduNahBey conserirte in dieser Angelegenheit tu den letzten Tagen mehrfach, sogar am Htmmel- fahrtStage mit dem Fürsten Hohenlohe ,m Aus wärtigen Amt, und ist der Telegraph von Berlin »ach Konstantinopel in fast ununterbrochener Tätigkeit. Wie schon erwähnt hat »nter der deutschredenden Bevölkerung der österreichischen Grönländer, besonder» Bvbmen», eine vor mehreren Tagen erschienene Mtnisterialverordnung über die An wendung der L«nde»svrachen bei den Behörden Böhmen» eine tiefgehende Beunruhigung hervor- aerufe». Die Verordnung ist ein Schlag in» Ge sicht für da» Deutschthum, und die liberalen Organe Wien» heben mit Recht hervor, daß da» Ministerium La affe, welche» solche Verordnungen erlassen könne, um Nicht» besser sei al< ein Cabinet Elam-Hobenwart. Sogar da- officiöse Wiener „Fremdenblatt" meint: „Da» Deutsche und da» Czechisch« sind keine gleichberechtigten Sprachen und könne» zu solchen auch nicht durch Parlameutsbeschlüsse declarirt werde». Die Su- periorität des Deutschen über die andere Landes sprache ist eine so erdrückende, daß, wer hier eine Gleichberechtigung anstrcben und durchführen wollte, mit den Thatsachen in den grellsten Constict käme Das Streben nach der Gleichberechtigung der czechischen mit der deutschen Sprache ist eine Jagd nach einem Phantom. .. . Wenn wir auch über zeugt sind — meint dann das Organ der jetzigen Regierung weiter — daS gegenwärtige Cabinet werde eS nie zu solchen Resultaten kommen lassen, so muß andererseits erwogen werden, ob denn nicht etwa ein der Rechten entnommenes Cabinet diesen Erlaß als eine willkommene Waffe gegen da» Deutschthum mißbrauchen und zur Bevorzugung des czechischen BeamteneleinenteS in ganz Böhmen verwerthen könnte. Ja nach den Aeußerungen der czechischen Organe zu schließen, deren Slavisirungs- bedürsniß noch keineswegs gestillt ist, wäre ein Ministerium, welches die Gunst der Czechen im vollen Maße erwerben wolle, zu solch' einem Vor gehen sogar gezwungen". Wenn ein der Regierung nahestehendes Blatt so urtheilt, so kann über die Bedeutung des Erlasses kein Zweifel obwalten. In Böhmen selbst ist die Beunruhigung groß, auch die maßvolle Prager „Bohemia" nimmt in ent schiedener Weise gegen den Erlaß Stellung. Da» Berhältniß zu England wird in Wien und Pest noch immer mit Besorgniß aufgefaßt. Der „Pester Lloyd" commentirt die Thatsacbe, daß sich zwischen dem österreichisch-ungarischen Botschafter in London, Grafen Karolyi, und dem liberalen Cabinet ein ganz leidliche» VerkehrS- verhältniß herausgebildet hat, „kühl bis an» Herz hinan". DaS Blatt legt aus die Form weniger Werth als aus die Sache, und wenn eS auch nicht glaubt, daß in Bezug auf solche Angelegenheiten, welche Oesterreich-Ungarn direct berühren, ein Widerstreit der Meinungen zwischen Wien und London sich ergeben werde, so sieht es einen solchen Widerstreit „nur zu bald austaucbcn bei Fragen, ivelche den Orient betreffen und Oesterreich-Ungarn zwar nur mittelbar, aber doch lebhaft genug inter- essireu". Dahin rechnet der „Pester Lloyd" die griechische, die bulgarische und die albanesische An gelegenheit. und tröstet sich, im Hinblick auf Da», was die Zukunst etwa in ihrem Schooße bergen mag, damit, daß Oesterreich-Ungarn stark genug sei, und daß eS nicht allein dastehc. — DaS Wiener Abgeordnetenhaus hat am Sonnabend die Budgetdebatte zu Ende geführt und die Vor lage über die Arlbergbahn, die Eisenbahnconvention mit Serbien, die Vorlage über die Begünstigungen für die ElschregulirungS-Genossenschaslen und die Vorlage wegen Gewährung eine» Staat»darlehen< an die Dux-Ofsegger Kohlenwerksbefitzer genehmigt. Wie der officiöse Telegraph au» Petersburg meldet, ist der Proceß gegen vr. Weymarn auf den 18. d. M. verschoben. Ll» Angeklagte werden genannt: Adrian Michailow, Orest Weymarn, Wladimir Saburow, Leonti Berdnikow, Leib Löwen thal. Leonid Bulanow, Wassilv TroschtschanSki, Maria Kolemtn, Alexandra Malinow»ka, Olga Natanson und Olga Witanjew. Al- «nkläger suugiren die Procurator-Gehülfen bei dem Mos kauer und Petersburger vezirkSkrieg-gertchte, Oberstlieutenant Kessel und Capitain Bielke; Präsident de» Gerichte» ist Generalmajor Leicht, beständige Mitglieder find die Generalmajore Welitschkow-ky und Wrubel; außerdem fungiren noch 6 Obersten der Petersburger Garderegimenter alS zeitweilige Mitglieder de« Gerichtshofes. Dce albanesische Frage wird täglich ver wickelter. Nach einer der „Pol. Corr." auS Scu- tari zugekommenen, von unS bereilS erwähnten, Meldung ist der Miribitcnsürst Prenk Bib Doda mit 2600 Miriditen dort erngetrossm. Wie eS scheint, befindet sich daher die Hauptstadt Nord- AlbanienS bereits heute in den Händen diese» ehrgeizigen Miriditen-Häuptlings, der aus dem besten Wege ist. seine SelbstständigkeitS-Gelüste zu realisiren. Während im Nordwesten de« ottomani- schen Reiche» sich nicht mißzuverstehende Ereignisse zutragen, polemisirt der „Vakit", da- ofsiciöse Organ der Pforte, gegen die Möglichkeit der LoS- reißungS-Bestrebungen der Albanesen. Derlei Gerüchte, meint der „Vakit", werden nur von fremden Agenten, welche die albanesische Bevölke rung auszustacbeln versuchen, verbreitet. Monte negro aber rüstet, um seine Forderungen nöti genfalls mit Gewalt durchzusetzen. Wir geben im Anschluß noch daS folgende Telegramm: Wien, 8. Mai. Meldungen der „Polit. Eorresp." Aus Kvnstantinopel vom heutigen Tage: Die Pforte beabsichtiat, in der montenegrinischen An gelegenheit die Vornahme einer internationalen En< quste an Ort und Stelle zu beantragen Auch würde die Pforte^ wie es heißt, nach dem Ergebnis; der En quete bereit sein, im Einvernehmen mit den Mächten weitere Maßieaeln zu beschließen. — Ans Belgrad: Der serbische Vertreter in Sofia hat dem Minister- vräsidenten Ristics angezeigt, daß in, nächsten Monat der Besuch des Fürsten von Bulgarien bei dem Fürsten von Serbien m Aussicht stehe. Wie aus London gemeldet wird, dürste am Montag die erste Abstimmung im Parlamente stattsinden. Jedenfalls wird daö politische Leben in England sehr bald einen lebhafteren PulS- schlag annehmen. Eine der ersten Aufgaben der neuen Regierung wird eS sein, zu entscheiden, ob daö Gesetz, welches zur Wahrung der öffentlichen Ordnung (Peace Preservation Act) gewisse Be schränkungen der Freiheit in Irland verfügt und dessen Gültigkeitsdauer in diesem Jahre abläust, erneuert werden solle. Zu Anfang dieses JahreS, als Irland vor einem offenen Ausstande zu stehen schien, wäre kein Zweifel Uber diesen Punct ge wesen; aber mit d.-m Eintritte der besseren Jahres zeit haben sich die Gemüther beruhigt und wahr scheinlich wird da» Ministerium sich einige Popu larität ln Irland zu verschaffen suchen, indem e» da» in Rede stehende Gesetz beseitigt. Die lär mende Odyssee Mr. Parnell'» in Irland und Amerika ist bereit» in Vergessenheit nud man sieht nun, daß der Mann nicht so gefährlich sei, al» e» aussah. Die Home-Ruler» siud gespaltener denn ;e und werden bei den bevorstehenden Par lamentsdebatten wahrscheinlich eine recht armselige Rolle spielen. Eine social-ewokratische Heldenttzat. * Leipzig, 9. Mai. Wir konnten noch i» der letzten Nummer mittelst einer kurzen Notiz unseren Lesern davon Nachricht geben, welche» Schuksal die am Sonnabend Abend von den OrtSver- einen der Tischler und Berufsgeuoffen zu Leipzig und Lindenau im große, Saale der Centralhalle veranstaltete öffentliche Versammlung gehabt hat, in welcher der bekannte Anwalt der Hirsch-Duncker'schea Gewerkvereme, Herr Vr. Max Hirsch au« Berlin, einen Bortraq über diese aus Förderung der Interessen deS Arbciterstande» be rechneten Genossenschaften zu halten gedachte. Wir halten die Sprengung dieser Versammlung durch die hiesigen Socialisten für ein derartig charak teristisches Ereigniß, daß wir etwas eingehender über den betreffenden Hergang glauben referiren u sollen und einige Betrachtungen daran an- nüpfen werden. Der Saal der Centralhalle füllte sich von 8 Uhr an rasch, und gegen '/,9 Uhr mochten wohl an die sechs- bis achthundert Personen anwesend sein. Ein Blick über die versammelte Menge brachte Demjenigen, der früher socialistische Versamm lungen besucht und dabei einige Personalkenntniß sich erworben. alSbald die Gewißheit, daß die socialdemokratlsche Partei sehr zahlreich ihre An hänger entsendet und hierbei die alte Taktik an gewendet hatte, dieselben möglichst über alle Theile des Saale« zu vcrtheilen. Selbst wenn nicht be stimmte Thatsachen vorausgegangen wären, wie rum Beispiel die Erklärung deS Herrn Bebel im Reichstage, daß seine Partei in Zukunft auch den Ordnungsparteien da» freie VcrsammlungS- recht zu Nichte zu machen wissen werde, und die Sprengung einer vom Hirsch-Duncker'schcn OrtS- verein in Berlineinberufenen Versainmlungain letzten Montag, worüber zur Warnung in unserem Blatte Mitthettung gegeben worden, so konnte in der gestrigen Versammiung angesichts der strategischen Vorkehrungen der Socialdemokraten von vornherein kein Zweifel sein, daß sie in der von ihnen bereik» früher so beliebten Art und Weise die Abhaltung der Versammlung zu vereiteln die Absicht hatten. ES mochlen sich vielleicht eben so viele anständige und friedfertige Menschen im Saale befinden, doch diese genügten auS verschiedenen Gründen, aus die wir noch zurückkoinnien, nicht, um den mit vollem Bedacht auf Hervorrusung von Skandalscencn loSsteuerr.den Ruhestörern wirksam entgegen zu treten. Man hat es ja schon oft genug erlebt, daß eine viel kleinere Anzahl Socialisten eS fettig gebracht, Versammlungen ihrer Gegner durch Er regung von Lärm da« Geschick der Auflösung oder vorzeitigen Schließung zu bereiten. Kurz nach »/,9 Uhr ertönte die Klingel am Vor- standstlsche und es verkündete der Schuldirector Herr Pa che auS Lindenau, daß ihm von den beiden Vereinen, welche die Versammlung einbe- rusen, der Auftrag ertheilt sei, die Verhandlungen zu leiten. Der Vorsitzende hieß die Anweseuven willkommen und sprach sodann seine besondere Freude darüber au«, den Mann in der Versamm lung begrüßen zu können, welcher al» der eigeut- liche Schöpfer der Hirsch-Dunckersschen Gewerk- vereine zu gelten und nun schon l«nge Jahre seine gauze Kraft für dieselben eingesetzt habe, dabei wissend, daß e» sich um da» Bolk-wohl handle. Der Vorsitzende hatte kaum diese wenige« Worte gesprochen, al» der von den Socialisten geplante Exceß seine» Anfang nahm, so daß es dem Erster,» tatsächlich unmöglich gemacht wurde, der Ver handlung einen weiteren geordneten Fortgang zu geben. Die Socialdemokraten sielen ihm fortwährend mit lärmenden und beleidigenden Zwischenreden in da» Wort, alle nur irgend möglichen Geräusche wurden laut, die mächt^ in Bewegung gesetzte Klingel wurde von Brül len, Zischen. Kratzen. Scharren. Pfeifen Über tritt, dazwischen hörte man oft den Ruf „Zur
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