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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.07.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188007055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800705
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800705
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-07
- Tag1880-07-05
- Monat1880-07
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.07.1880
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>. 6. vt. letU. «rscheist täglich früh 6»/, Uhr. U«wtti», »»> Lrpktttto, JvhamnSgaffr S3. >yuchß»»tr» der Lrd«c1t»»: vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. Mtr dt« Nückgad« rtn^sandter «am», scttyt« »»chl dte^Redsttwa atch» «unahmr der für die nächst- fvwende Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis K Uhr Nachmittags, an Sonn- uud Aefttagrn früh dis V,S Uhr. Ja dea Filtatta für Ich. Laaahme: Ott« Kinn«. Uniaersittttsstr. 22. Lonis Lösche, Katharinenstr. 18,p. unr bis '/H Uhr. ^ ' 's» ' ^ i Anzeiger Olgas str Politik. Localgcschichte. HaudelS- md TrschLstSderkehl. Auflage 16.15V. XheaaemrataPrri» viertelt. 4 V.ML, inel. Vringerlohn 5 Mt. durch die Post bezogen 6 ML Jede einzelne Nummer 2b Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbefvrderung SS ML mit Postbefvrderung 48 ML Inserate Lgesp. Petitzeil« 20 Pf. Größere Schriften laut unserem PreiSvrrzrichniß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. »ttlame, murr dem Uebarttaachrtch die Spaltzeile 4ü Pf. Inserate find stet» au d. «epedttto, zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pravuawsravcia oder durch Postvorschuß. 212. Montag den 5. Juli 1880. 74 Jahrgang. Bekanntmachung. Die Zinsen der Frege'schen Stiftung »ur Belohnung treuer und unbescholtener Dienstboten, welche min desten- SO Jahre hindurch bei einer oder doch nur ber zwei Herrschaften in hiesiger Stadt im Dienste ge standen haben, find am 30. August d. I. m Beträgen von mindestens 30 zu vertheilen. Empfangsberechtigt sind nur wirkliche Dienstboten, d. b. solche, welche zur ausschließlichen Leistung häus licher Dienste gedungen sind und bei der Dienstherrschaft Wohnung und Kost haben. Bewerbungen sind biS zum 30. d. M. unter Beifügung von Zeugnissen der Dienstherrschaften bei uns anzubringen. Spätere Anmeldungen sowie Bewerbungen von Dienstboten, welche auS obiger Stiftung be reit- einmal belohnt worden sind, können nicht berücksichtigt werden. Leipzig, den 1. Juli 1880. Der «ath »er Stadt Leipzig. vr. Seorgi. vr. Wangemann. Steuer-Zuschlag zur DeckitUtt tz«A Aufwand«- der Ka»d«l-Euur»»«r. Auf Grund von Pkt. l!I de- Gesetzes vom 8. August 1878, einige durch die Reform der direkten Steuern bedingte Abänderungen gesetzlicher Bestimmungen betreffend, hat die Handelskammer beschlossen, zur Deckung ihre- BerwaltungsaufwandeS, einschließlich des Aufwandes der Börse, von ihren Wahlberechtigten, d. i. von denjenigen Kaufleuten und Fabrikanten in Leipzig und im Bezirke der AmtShauptmannschaft Leipzig, welche in Spalte ä de- Einkommensteuer-Kataster- (Einkommen an- Handel, Gewerbe u. s. w.) mit mindestens 1800 eingeschätzt find, für daS laufende Jahr einen Steuerzuschlag von »ret Pfennig auf jede Mark desjenigen Steuersätze-, welch« nach d« in 8- 12 de- Einkommensteuergesetzes enthaltenen Scala auf da- in Spalte «t de- Ein kommensteuer-Kataster- eingestellte Einkommen jedes Beitragspflichtigen entfallen würde, mit dem auf den 15. Juli d. I. fallenden Hebetermin erheben zu lassen, und es wird dieser Zuschlag hiermit ausgeschrieben. Leipzig, den 35. Juni 1880. Der Vorsitzende »er Handelskammer. vr WachSmuth. vr. Gensei, S. Bekanntmachung. Die Lieferung der für den Betrieb der städtischen Gasanstalt erforderlichen Drucksachen soll, vorbehältlich der Auswahl unter den Submittenten, auf die Jahre 188t und 1888 an den Mindestfordernden vergeben werden. Verzeichnisse der Drucksachen, Proben und Lieferungsbedingungen find in der Gasanstalt einzusehen bez. in Empfang zu nehmen. Ossetten aber bis längsten- den SS. Jult ». I. Mittags IS Uhr versiegelt und mit der Aufschrift: „Drucksachen für »te Gasanstalt" versehen, bei der Nurtttatur des NattzS abzugeben. Nicht versiegelte oder verspätete abgegebene Offerten bleiben unberücksichtigt. Leipzig, den 1. Juli 1880. Des NathS Deputation zur Gasanstalt. Erklärung. Auf die Mittheilung in Nr. 209 dS. Bl., nach welcher bei der Eröffnungsfeier der Wollen-Jndustrie- AuSstellung auch »te hiesige Gewerbekammer vertreten gewesen sei, hat Unterzeichneter zu erklären, daß eine Vertretung der genannten Kammer um deS willen nicht möglich war. al- man, entgegengesetzt dem bei ähnlichen Gelegenheiten immer geübten Brauche, diesmal nicht für nöthig erachtete, die Kammer mit einer Einladung zu bedenken. — Als es dagegen galt, für die Ausstellung thättg zu sein, wußte man die hiesige Gewerbekammer recht wohl zu finden. — Der Vorsitzende der Gewerbekammer. W. Häckel. bl. k«bl. . 0. Z.P.1^7« lmvaap. 74 tttteb r-^50k b«SL L av. -ÜM0L r. 8S0k L er» Politische Uederjicht- Lttpztg, 4. Juli. Das Cullurkamps - Drama, welches sich seit Wochen vor dem preußischen Volke ab spielte, ist durch daS Fallen des Vorhanges zum vorläufigen Abschlüsse gelangt. Am Sonnabend stand im Herrenhause das Kirchengcsetz zur Verhandlung. Neues konnte natürlich dre Debatte, nachdem daS Thema wochenlang nach allen Rich tungen erschöpft worden, nicht mehr Vorbringen. Der Referent AdamS gab einen Ueberblick über den bisherigen Gang der Angelegenheit und em pfahl die unveränderte Annahme ver Vorlage, welche zwar erheblich verstümmelt, doch aber noch immer ein Mittel sei. zum kirchlichen Frieden zu gelangen. Der Cultusminister bat ebenfalls, von einer Wiederherstellung der Art. 1 und 4 im Interesse der Sicherung deS Gesetze- Abstand zu nehmen, erörterte ohne wesentlich neue Gesichts punkte die Stellung und Absicht der Regierung bei Einbringung der Vorlage, bedauerte, daß daS Centrum die zur Verständigung dargebotene Hand zurückgewiesen habe, und hielt auch die Rudera dieses Gesetzes noch für eine werthvolle Abschlags zahlung. Professor Dove wahrte kräftig die ge rechten Ansprüche des Staat- und die Rechte der evangelischen Kirche gegen die Anmaßungen der römischen Curie, erklärte die Rückführung der ab gesetzten Bischöfe für eine schwere Demüthigung des Staats» war aber bereit, den Beschlüssen de- Abgeordnetenhauses zuzustimmen, welche den Rechten de- Staats nichts vergeben. Fürst Radziwilt vertrat den Standpunkt de- lftntrums, erkannte biS zu einem gewissen Grad den guten Willen der Regierung an, erklärte sich aber außer Stande, für da- Gesetz zu stimmen, da eS mit den Grundsätzen der Maigefttzgebung nicht breche. Ihm entgegnete, kräftiger al- es von konservativer Seite meist im Abgeordnetenhause geschehen, Graf Udo zu Stollberg. Er erblickte m dem Conflict den alten Kamps zwischen Kaiser >und Papst, in welchem die Welfen wieder da traurige Privileg in Anspruch nehmen, an der Spitze der RcichSfeinde zu marschiren; da- Gesetz Ibabe da- Streben, mit den deutschen Katholiken iFrieden gegen Centrum und Papst zu schließen. iDkn Gedanken, Männer wie Melcher- und Le id ochow Ski zurückzurufen, habe gewiß Niemand lim Ernst hegen können. Frteden wolle man auf lallen Seiten, aber nicht einen Frieden auf Grund Idrr Forderungen de« CentrumS. Graf Brühl rklärte, nur die gänzliche Beseitigung der Mai- «setze könne den kirchlichen Frieden wiederher- stellen. Aehnlich äußerte sich Graf v. LandSberg« Temen. Graf zur Lippe plädirte für seine An träge auf Wiederherstellung de- wesentlichsten In halts der Art. 1 und 4. Der Cultusminister empfahl Ablehnung dieser Anträge und betonte, baß dre Maigesetze die Grundlinien de- Verhält nisse- zwischen Staat und Kirche dauernd feststellen. ^>« Gpecialbi-cussion nahm einen kurzen und xnig belangreichen Verlauf. Bon Interesse war lrur die Rede de- DomprHste- Holzer, der in warmen eindringlichen Worten zum Frieden nahnte. Die Anträge Lippe wurden abgelehnt; »aS Gesetz nach den Beschlüssen de- Ab- leordnetenhauseS angenommen. Abend« i Uhr fand in einer gemeinschaftlichen Sitzung ^«r beiden Häuser der Schluß de- Landtag- statt. Die preußische Regierung bemüht sich mit Zülse der ihr ergebenen Presse ihr Verhalten 1er uationalliveraleu Partei gegenüber zu echtfertigen. So schreibt die „Nordd. Allg. Ztg." »it süßsaurer Miene, im Tone „staat-mämnschn Überlegenheit" der „Nat.-Ztg." gegenüber: „Die Regierung kann darin nichts ändern, hat aber auch kein Beoürfniß, dies zu thun, sondern wird unbeirrt auf dem Wege weiter gehen, Staats politik und nicht Fractionspolitik zu treiben, und bei ihren Vorlagen nicht auf Parteicombinattonen, sondern auf daS Wohl des Landes Rücksicht zu neh men. Sie hat bei den wirthschafllichen Vorlagen im vorigen Jahre nicht die Absicht gehabt, sich mit irgend welchen Parteien zu coaliren, um andere, wie die Fabel erzählt wird, „an die Wand zu drängen", sondern sie hat dem Lande aus seiner freihändleri schen Verkümmerung herauShelfen wollen und hierzu die Unterstützung der Fraktionen angenommen, welche ihr solche geboten haben. Ebenso hat sie sich bei der kirchenpolitischen Vorlage nicht gefragt, welche Folgen dieselbe für die „Nat.-Ztg." und ihre Freunde haben könne, sondern sie hat sich bemüht, zu erreichen, was sie für nützlich hielt, und würde im Interests deS Landes und fernes inneren Friedens die Unter stützung jeder Fraktion acceptirt haben, welche ihr eine solche gebracht hätte. Sie wird auch in Zu kunft danach verfahren, ohne auf die Verstimmungen und aus die Verleumdungen Derer Rücksicht zu neh men, dre ihr Parncular-Jntereste dadurch geschädigt halten." Die schweren Unglücksfälle, welche daS Reich zur See erlitten, haben da-Bedürfnis einer möglichst umfastenden Ausbildung unserer Seemannschaft erhöht. Längere Uebungen sind daher wohl am Platze. DaS Panzergeschwader der deutschen Kriegsflotte, welches in diesem Sommer formirt wurde au- den großen Panzerfregatten „Friedrich Karl" (Admiralschiff), „Preußen", „Friedrich der Große", dem neuen sehr schwer gepanzerten Aus- fallschisf „Sachsen", daS hauptsächlich mit zur Ber the idigung deutscher Häfen bestimmt ist, und dem Avisodampfer „Grille", manövrirte denn auch unter dem Befehl des CapitainS zur See v. Wickede in den letzten Tagen an der mecklenburgischen Küste und hat sich jetzt nach der ostpreußischen Küste begeben, um dort weitere Schießübungen, Manöver und Torpedoversuche vorzunehmen. Bis Ende August soll diese- Geschwader noch in der Ostsee keuren und dann zu weiteren Manövern auch in die Nordsee einlaufen. Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin besuchte taS auf der Rhede von Warnemünde liegende Geschwader, zu welchem Zweck der Avisodampfer „Grille" den hohen Gast au- Rostock abholle und auch am Abend dahin zurücksührte. Einen sehr kriegerischen imposanten Anblick gewährte es, wie die vier mäch tigen in Schlachtordnung sormirten Panzerschiffe die ankommende „Grille" mit je 21 Salutschüssen auS ihren schweren Geschützen zu Ehren des Groß- herzogS salutirten. * * * Die russische Regierung pflegt, wenn eS sich um die Verkörperung de- Nationalgedankens han delt, mit rücksichtsloser Strenge zu verfahren. So sollen jetzt die baltischen Provinzen ihrer viel hundertjährigen bewährten Gerichtsoraanisation verlustig gehen. Die altrussische Part« hat e- dnrchgeseht, daß das Gerichtswesen in den O st- seeprov.nrzen nach russischer Weise reorganisier werde, ein kaiserlicher Uka- bat diese „russische Reform" sanctionirt. Die alten Gerichte boten Allen die Garantie der Unparteilichkeit und die Richter die Garantie der — Unbestechlichkeit; sie macht« daS Eindringen de» corumptrten russischen BeamtenthumS unmöglich. Die neue Gerichts organisation macht, unter dem Deckmantel der Gleichberechtigung aller Sprachen de- Landes, da- Russische zur Amtssprache, neben der da- Deutsche geduldet werden darf. Man könnt« meinen, daß durch die Wahl der Friedensrichter seiten- der Be völkerung dem deutschen Elemente sein berechtig ter Einfluß gesichert sei; indessen verhalten sich die Sachen ganz anders. Die Wahl wird in den liv ländischen Kreisen und auf der Insel Oesel von den adeligen Conventen, in Esthland und Kurland von den adeligen ComitäS, unter Betheiligung seitens der Bürger meister der Städte, ausgeführt. Nun lehrt aber die Erfahrung, daß der schlechteste Vertheidiger der deutschen Nationalität unter russischer Herr schaft der Adel ist, der nach der Gunst des Hofes, nach Titeln, Orden, Aemtern, Gehältern strebt und sich blutwenig um die Erhaltung de« Deutsch thums kümmert. „Mein kurländifcher Adel" — sagte schon Kaiser Nikolaus I. — „ist russischer wrc ich." — Es dürfte von Interesse sein, zu er fahren, daß zu gleicher Zeit, da in Frankreich und Belgien der Kampf gegen den Vatikan von Neuem heftig entbrennt und die Friedens verhandlungen zwischen Berlin und der Curie total ins Stocken aerathen sind, auch Rußland die mit vem Papste angeknüviten Verhandlungen wieder schroff abgebrochen hat. Ein Special- gefandter de- Papstes hatte sich nach Peters burg begeben, um zur „Herstellung des kirch lichen Friedens" dem Zaren den Abschluß eine- ConcordateS vorzuschlagen. Wie eS heißt, erfolgte rundweg die Ablehnung diese« Vorschläge-, nach dem sich die russische Regierung genügend über die Verhandlungen Deutschlands und Frankreichs mit der Curie informirt hatte. In Raausa heißt eS gerüchtweise, wie uns telegraphisch berichtet wird, es solle Montenegro im Hinblick auf die Haltung der Albanesen an Stelle Dulcignos ein vorzugsweise von sla- vischer Bevölkerung bewohnte- Gebiet bei Pod- goritza angeboten werden, welche- die dortige ganze Ebene mit strategischen Positionen umfassen würde, welche au-reichten, die Stadt zu sichern, ohne die Albanesen zu beeinträchtigen. Wir geben die Nachricht lediglich zur Charakterisirung der verworrenen Situation. Nebligen- wird die vom Telegraphen verbreitete Nachricht von Unruhen in Novibazar und von Ermordung Hassan Paschas, der ein Christengemetzel verhüten wollte, in unterrichteten Kreisen als tendentiöse Erfindung bezeichnet. Gleiches dürfte von dem angeblichen aufmunternden vertraulichen Schreiben Abeddin 'S an die Albanesen-Liga gelten. Die sensationelle Meldung von der Entsendung einer combinirten englisch-französischen ES- cadre, welche zur Kreuzung in den Gewässern de- Levantinischen und Jonischen Archipel bestimmt ist, hat bisher von anderer Seite keine Bestätigung gesunden. Weder die englischen noch die fran zösischen Blätter berichten von einer solchen ge meinsamen Aktion. Nach einer anderen Meldung soll Italien aufgefordert worden sein, sich mit einigen Schiffen der französisch-englischen E-cadre anzuschließen. Dieselbe beruht möglicherweise auf einer Kombination, veranlaßt durch die Nachricht, daß Admiral Sir G. Beauchamp-Seymour, Be fehlshaber de- englischen Mittelmeergeschwader-, von Civita Becchia, wo da- Geschwader vor Anker liegt, nach Rom gekommen und am 30. Juni vom König Hnmbert m einer Privataudienz empfangen worden ist. Die Proteste der Jesuiten in Frankreich beschäftigen zwar Publicum und Presse; in Wirk lichkeit aber wird der ultramontaue Feldzug gegen die Staat-raisvn ohne Wirkung bleiben. Auch vie Interpellation de- Bischof- Freppel Uber die Märzdecrete ist vollständig ohne Eindruck und noch hinter den Erwartungen der Klerikalen zurückge blieben. Der erwähnte Bericht Voisjn'S gegen die Amnestie ist überau- leidenschaftlich und schroff gehalten. voraussichtlich wird die Amnestie im Senate verworfen werden. Die republikanische Presse richtet ihre letzten drohenden Mahnungen an die Senatoren und Grävy selbst macht seinen Einfluß für die Amnestie geltend. Man ist allge mein aus daS Resultat gespannt. Im Falle ver Ablehnung sind Demonstrationen zn befürchten, dock find die Gerüchte, daß Frehcinet in diesem Falle zurücktreten würde, nach einem Telegramm der „Post" unwahrscheinlich. Auch in Belgien erweist sich die Majestät des Staates den Herausforderungen von Episkopat und Curie gegenüber siegreich. DaS Land macht in dem Kampfe gegen die Klerikalen mit der Nach barrepublik gemeinsame Sache. Nach der Wahl deS liberalen Senator- Macau in Lournay hielt der Justiz- und Cultusminister Bara eine Rede, worin er erklärte: „So geneigt wir waren, schon um der Iubiläumsseste willen, so gemäßigt wie möglich vorzugehen, so entschlossen sind wir heute, Jenen gegenüber, die unsere Loyalität und unser Vertrauen mißbrauchen, den Kamps energisch bis an- Ende zu führen." Man will wissen, daß die Bischöfe beschlossen haben, im August bei dem Jubiläum der Unabhängigkeit Belgiens kein Te- deum abzuhalten. Dieser* Streike wird die liberale Partei des Landes sicherlich ziemlich gleichgültig lassen. DaS britische Inselreich ist von einer In vasion der Jünger de- heiligen Ignaz bedroht. Die Jesuiten ziehen an- Frankreich aus, um in England einzuziehen. Daß sie sich in dem der französischen Küste so nahe gelegenen Jersey einen Wohnort gesichert haben, ist bereits gemeldet. Aber auch im Norden, und zwar in dem bei den Ultramontanen neuerdings so sehr beliebten Schottland, machen sie Anstalt, sich häuslich einzurichten. Es soll auf schottischem Boden, un weit der englischen Grenze, ein eigenes Iesuiten- seminar — ähnlich dem recht einflußreichen Se minar zu Stonyhurst — für die schwarze Cohorte gegründet werden, zu welchem Behufe eine Geld sammlung in Gang gesetzt ist. Der reiche Con- vertit Lord Bute und die gleich ihm katholische Herzogin von Bucc leuch sollen reichliche Spenden dargebracht haben, während andere gleichfalls frei gebige Beiträge von den katholischen Pair- in England erwartet werden. Zum russisch-chinesischen Conflict meldet der Correspondent der „Now. Wr." unter dem 17. April au- Wladiwostok, daß mau dort den Krieg mit China nicht fürchte, sondern wünsche, weil man von einem Siege der Russen überzeugt sei und auf die Erwerbung des an da« Amur- Gebiet grenzenden Theiles der Mandschurei und damit auf Eröffnung neuer Handel-weae hoffe. An einem Landkrieg denk« Niemand, vielmehr sei Jedermann davon Überzeugt, daß die russische Flotte auf China in wirksamer Weise durch Blo- kiren der Häsen einwirken werde. In dieser Hin sicht sei eine freundschaftliche Neutralität Japan- äußerst wünschenswerth, da diese« Land nicht nur über gute Häsen, sondern auch über Dock- ver füge. Außerdem habe Japan «it Korea einen Vertrag abgeschlossen, was im Falle eine- Kriege- ebenfalls von keiner unwesentlichen Bedeutung sei. Se. Majestät -er König in Leipzig. * Leipzig, 4. Juli. Am gestrigen Abende be- ehrte der König die Vorstellung im Neuen Stadt theater «it seinem Besuche. Beim Eintritt in die Loge wurde Se. Majestät mit einem von Herrn Consul Beckmann au-gebrachten und begeistert er widerten Hoch empfangen, während da- Orchester die Sachsenhymne spielte. Se. Majestät folgte mit sichtlichem Wohlgefallen der Vorstellung (der Iacobson'schen Posse..DerjüngsteLienteuant), mit Frl. Ernestine Wegner in der Titelrolle, und
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