Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188007305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800730
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800730
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-07
- Tag1880-07-30
- Monat1880-07
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1880
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6»/. Uhr. UAattiaa «tz Lrpetttt», JohauuiSgasse SS. APUchst»»tr> »er ftedattttnr vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittags 4—S Uhr. Mr die »t»,kj««dter Mau»» scrt»tr «»q> sich dtr ««däctUm »ich« »ervtndltch. Tuuaymr der für die nächst- ktaendr Nummer bestimmten Amerate a» «achenta-eu bis 8 Uhr Nachmittags, an Sonn- «id Festtage« srüqdis '/,i> Uhr. 2« »rnFUial«, ftr Zas.^aoahmr: Ott- »lem«. UnivnMtLfir. 22. L»»t< LStche-Latbarmenstr. 18.P. »ur ^S Uhr. Auflage 16.150. r»nme»c»ttmei» viertüs.4'/,ML, mcl. «riagerlohn S ML. durch die Post bezog«, « ML Jede einzelne Nummer 2» Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ohne Postbefvrderuug SV ML mit Postbefvrderung 48 ML Zifrritr Sgesp. Peützeile 20 Pf. Erbhere Echriften laut unsere» PreiSvrrzeichniß. — Tabellarischer Satz nach höherem Lar«. steclinae« „ter »e« »rbatttexßttch die Spaltzeile 4« Pf. Inserat« sind stet« an d. <«PebMa« z» senden. — Rabatt »ird nicht gegeben Zahlung pr»aaa»ae»»s» »der durch Postvmschust. h? 237. M,itag dm 3». Juli 188V. 74. IsthMNA. Bekanntmachung. Der osficielle Nnfang der diesjährigen Michaelt-meVe fällt auf den 87. September und eS endigt dieselbe mit dem 16 vetaber. Während dieser drei Wochen können alle tu- und auStiiudtsche« Handelsleute, Fabrikanten und Ge- werbtreibende ihre Maaren hier öffentlich feil bieten. Doch kann der Großhandel in der bisher üblichen Weise bereit- in der zum AuSpacken bestimmten Vorwoche, vom so. September an. betrieben werden. DaS «»»packen der Waaren ist den Inhabern der Meßlocale in den Häusern ebenso wie den in Buden und auf Ständen feilhaltenden Verkäufern m der Woche vor der Böttcherwoche gestattet. Zum Etnpackeu ist daS Offenhalten der Meßlocale in den Häusern auch in der Woche nach der Zahl- Woche erlaubt. Jede frühere Eröffnung, sowie jede- längere Offenhalten eine- solchen BerkaufSlocaleS, ebenso das vor zeitige Nuspacken an den Ständen und in den Buden wird außer der sofortigen Schließung jedeSmal, selbst bei der ersten Zuwiderhandlung, mit einer Geldstrafe bis zu 75 Mark oder entsprechender Haft geahndet werden. Auswärtigen Spediteuren ist von der Hauptzollamtlichen Lösung deS WaarenverschlusseS an bis mit Ende der Woche nach der Zahlwoche das Speditionsgeschäft hier gestattet. Leipzig, am 26. Juli 1888. rer «ath der Stadt Leipzig. sie Tröndlin. Harrwitz. Bekanntmachung. Die Erdplanie und Knackschichtunterlage behufs Pflasterung der Straßen bei der VH. Bürger- und VN. Bezirksschule sollen hergestellt und an einen Unternehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen im Rathhaus, 2. Etage, Zimmer Nr. 18, aus und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Macadamifirungsarbeitru bet der VH. Bürger- und Vll. vezirksschule" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 11. «uguft p. I. Nachmittags 5 Uhr abzugeben. Lfti^iq, am 27. Juli 1880. Der Nath der Stadt Leipzig. vr Tröndlin. Harrwitz. Bekanntmachung. Der ausgestellte Entwurf zu« Klurbuchs-Nachtrage, ««sasseud etue» »ach Sübwest telegene» Ltzril der StadtAur Leipzig, ist bei unS eingegangen und liegt nebst den dazu gehörigen EroquiS m der Kauzlei unserer Eteuerabtheilung, Brühl Nr. öl, 9. Stock, Zimmer Nr. 6, bo« 81. Juli bi- «1t 81. «uguft ». v. in den Stunden von 16 bis 18 Uhr de» vormittag» und 8 bt» 5 Uhr de» Nach mittags zur Einsichtnahme für die bethe»ligten Grundbesitzer aus. Etwaige begründet« Einwendungen gegen den Entwurf haben die Interessenten bet bereu Verlust binnen acht Tagen nach abgelaufener AuSleaungSfrist und längsten» bis «tt 6. September a. e. bei unS schriftlich oder mündlich zu Protokoll anzubrinaen. Nach Ablauf dieser 8tägigen Reklamationsfrist werden sie mit ihren Einwendungen nicht weiter gehört, vielmehr wird der Entwurf zum FlurbuchS-Nachtrage alsdann für von ihnen amrkannt erachtet werden. Leipzig, den 2ü. Juli 1880. Ser «ath ber Stabt Leipzig. vr. Tröndlin. Renker. Bekanntmachung. In Gemäßheit 8- 3 des Gemeindeanlagen-Regulativs der Stadt Leipzig ist jeder Grundstücksbesitzer, beziehentlich dessen Stellvertreter, gehalten, im Laufe des »atafterjahreS Die etwaigen bezüglich der Mieth-, NuUungS- oder «achterträgntsse eingetretenen Veränderungen (Erhöhung oder Ver minderung) sofort wahrheitsgemätz anzuzetgen, und können Unterlassungen mit Ordnungsstrafe bis zu öo >1 belegt werden. Da wahrzunehmen gewesen, daß diese Bestimmung nur sehr unvollkommen beobachtet worden ist, werden d e hiesigen Grundstücksbesitzer, beziehentlich deren Vertreter, hierdurch aufgefordert, «Ile feit der im vorige« Jahre erfolgten Einreichung her städtische« «rundsteuerltften bis jetzt tu den genannte« Ertrag- uisse« etugetreteurn Veränderungen nunmehr schleunigst an unsere Stadt-Steuer-Einnahme, Brühl kl, 2. Stock, Zimmer 1, schriftlich anzumelden und werden an dieser Stelle auf Verlangen Formulare zur Ausfüllung verabreicht. Gleichzeitig wird darauf aufmerksam gemacht, datz die zeither vom Quartteramte zur Instandhaltung deS Nerze,chmsseS über die EincmartierungSpflichtigen und die zur Einquartierung geebneten Räume erforderte« Anzeigen vom Erlaft dieser Bekanntmachung ab nicht «ehr «« bafiger Stelle, sonber« ebenfalls bet der Stadt-Steuer-Einnahme adzugrden stad. Leipzig, den 28. Juli 1880. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Taube. Die Lsburger Consereuzen. Der Kanzler will da« Reich in finanzieller Be- ziehung auf eigene Füße stellen, die Einzelstaaten sollen entlastet, die chronischen DeficilS beseitigt werden. Aber wie? Zwar jagt ein Steuer- und Zollproject daS andere, aber von einem weitsich tigen, die Wirtschaft de« Reiche« auf Jahre hin- au« sicherstellenden System- ifi keine Rede. Man experimenlirt eben und auS diesem unfertigen Zustande werden wir, so lange Fürst Brsmarck die Geschäfte leitet, wohl nicht herauskommen. Am Mittwoch begannen nun — ein neue- Experi ment in der Reihe der früheren — in Coburg die Konferenzen der deutschen Finanzminister, denen mit Spannung, Hoffnung oder Mißtrauen, jeden falls mit Neugier entgegengesehen wird. Neugier ist vielleicht brr bezeichnendste Ausdruck für va« Gefühl, welche- in politischen Kreisen durch das Unternehmen erweckt werden muß, eine Besserung der Finanzlage de- Reiche- und die Beseitigung der Matricularbeiträge zu bewirken, ohne daß doch zugleich eine durchgreifende Maßregel, eine „ret tende" Steuer in Aussicht genommen wäre. Wenn die Versicherungen ernstliche sind, daß an eiue Wiederaufnahme de- TabakmonopolprojecteS nicht gedacht werde, und wenn andererseits der Reichskanzler st» nicht entschließen kann, die allzu lange vernachlässigte Quelle de- Branntwein ertrage- in den Drenst der Reichsfinanzen einzu stellen. dann entsteht die berechtigte Frage, mit welchen Mittel» denn nun eigentlich die finanzielle Selbstständigkeit de- Reiche- erlangt werden soll. ES ist nicht möglich, mit den mageren Brocken einer Börsensteuer und der Erhöhung der Brausteuer, vorausgesetzt daß der Reichstag diesen Projekten in der nächsten Session geneigter wäre al- in der abgelausenen, die Matricnlarvei- träge zu ersetzen, namentlich so lange nicht, als nicht die Erträgnisse der Zoll- und Steuerreform vom vergangenen Sommer auf ihre volle Höhe gekommen sind. Und da- ist bekanntlich noch keineswegs der Fall. Beim Tabak z. B. wird eigentlich erst im Etatsjahre 1881/82 der ursprüng liche Voranschlag erreicht werden können, da erst zu diesem Zeitpunkt der inländische Tabak in vollem Umfange zur Steuer herangezoaen wird. Nun ist aber der stet- wachsende Ausgabeetat nicht auf lange- Warten eingerichtet. Auf der anderen Seite freilick ist die Lage nicht eine so dringliche wie zur Zeit der Heidelberger Con- serenzen, die Bewilligungen de- vergangenen Gom mer- haben die ersten Bedürfnisse auskömmlich befriedigt, und der Finalabschluß der ReichScasse vom 1. April zeigt daS in stattlichen Ziffern an Uebrrschüssen. Man braucht deshalb vor der Hand nicht zu zweifeln, daß auf da- Monopol wirklich zur Zeit Verzicht geleistet ist, indessen nicht an- vem Grunde, weil der Reichs- kanzler von dessen finanzieller Tragkraft nicht mehr so fest überzeigt sei, wie «och vor Kurzem, sondern einfach, wen «an desselben im Augenblick gar nicht bedarf. Nur feite man bei Vieser Sachlage nicht große organisatorische Reform ideen von den Co- vurger Besprechungen erwarten. Die Matricularbeiträge werden noch auf lange hinan« den Schmer» der deutschen Finanzminister und den Zorn de< Füche» Bismarck erregen. Wie die Dinge liegen, haben wir gemäßigt Liberalen keinen Anlaß, das Ergebniß jener Conferenzen mit besonderer Furcht zu erwarten. So lange da- Centrum nicht die Entdeckung gemacht hat, daS Monopol sei zur Wohlfahrt und Beglückung deS deutschen Volkes unerläßlich (und nichts spricht bis ietzt dafür, daß Herr Wmdthorst. mit bejahungS- freudigem Optimismus an diese Frage herangetre ten sei), so lange ist da« Monopol eben nicht» als ein akademisches Studienobject. DaS größte In teresse an der Lösung dieser Frage bethätigen nach wie vor die Coaservativen. Ihnen muß es in der That dringend darum zu thun sein, die Früchte de- neuen Wirthschaft-systemS ganz unter Dach und Fach zu bringen, bevor die gegenwärtige Legislaturperiode de« Reichstages abläust und eine voraussichtlich ganz andere Erupprrung de- neu zu wählenden Hause- die Chancen de- Monopol- noch ungewisser gestalten wirb, al- sie eS jetzt schon sind. Sie sehen auch die Gefahr, die ihnen auS dem steten Drängen der liberalen Parteien nach einer Erhöhung der Branntweinsteuer droht und die sich nur durch die Eröffnung anderer Einnahmequellen abwenden läßt. Ucberhaupt wird eS die Gewinnung eine- Ur- theilS über Aufgaben und Ergebnisse ber Coburger Berathungen wesentlich erleichtern, wenn man die Conferenz unter den Gesichtspunkt der Neuwahlen für den Reichstag stellt. Unter diesem Gesicht-- punct ist die Bescheidenheit der Ziele, die sich der Reichskanzler momentan gesteckt, nicht als eine Rückkehr zu der maßvollen und nüchternen Finanz politik früherer Jahre anzusehen, sondern nur at« eine aufgezwungene Taktik, die ein sehr banale- Sprüchwort variirt und die je nach der Gunst der Umstände geändert werden kann. Fassen wir diese Erwägungen in ein Wort zu sammen, so handelt eS sich wieder einmal um eine Geduldprobe, welche Fürst Bi-marck dem deutschen Volke auferlegt. Da« über die Ausgaben der Con ferenz schwebende Dunkel wird voraussichtlich auch nicht so bald ausgehellt werden, und wir müssen «uS eben gedulden, bi- die Früchte dieser Mi nisterversammlung offenbar werden Die Mehr heit de- Reichstag- hat i« Allgemeinen zu der Steuerfrage bestimmt genug Stellung genommen und man könnte im Vertrauen darauf etwaigen Ueberraschunaen seiten« der Regierungen mit ei niger Zuversicht entgegensetzen. Allein wem klingt nicht noch ein Wort Windthorst'S von der neu- lichea Katholikenversammlung in den Ohren : „Wer nicht« zu geben hat, dem wird nicht« ga- boten"? DaS Wort, da- dem keutrumSführer damals entschlüpfte, hat alle Entrüstung-Phasen seiner Parteigenossen über „Schacherpolitik", wenn sie je ernst genommen worden waren, zu Nichte gemackt, und der Argwohn wird sich nickt so leicht abweisen lassen, e- könnte die „Steuerreform" mit derselben!parlamentarischen Majorität fortgesetzt werden, welche die wirthschaftttche Gesetzgebung de- vorigen Jahre« unterstützte, natürlich unter der Bürgschaft entsprechender Gegenleistungen. Aus alledem erhellt, daß die Coburger Verhandlungen keineswegs geeignet der bestehenden Unsicher heit, welche die Wirlhschaftspolnik des Reichs kanzlers herbeigeführt hat, eia Eade zu machen. Politische llebersicht. Leipzig, 29. Juli. CS soll demnächst der Versuch gemacht werden, die völkerrechtlichen Beziehungen der europäi schen Mächte untereinander durch bindende Ab machungen zu regeln. Das Programm der vom 24. bis 27. August d. I. in Bern stattfindenden Versammlung der „Internationalen Gesell schaft für Reform und Codification des Völkerrechts" zeigt in erfreulicher Weise, daß diese Vereinigung sich mehr und mehr von philan thropischen Utopien (welche diesmal nur noch in dem Thema „territoriale Rechte von Urbewohnern" anklingen) zu realen Problemen der internationalen Rechtsbildung hinüberwcndet, welche auf diesem Wege des Austausches und der eindringlichen Anempfeh lung durch da« lebendige Wort kräftig gefördert werden können. Gleich den Anfang de-Programm bildet eine Seite der orientalischen Frage, welche über den sensationelleren Vorgängen nur zu sehr vernachlässigt wird: „die Confulariurisdiction im Orient und die gerichtlichen Einrichtungen des ottomanischen Staats mit Rücksicht auf Angehörige fremder Staaten." Der Gedanke, die zersplitterte Gerichtsbarkeit der Consulate über ihre Natio- nalitälSangehörigen durch eine Einrichtung zu der- einigen, welche zugleich dem Ausländer die RechtS- verfolgung oSmanischer Unterthanen erleichtern und sichern würde, hat schon vor etwa vierzig Jahren die ersten Wurzeln gefaßt, aber trotz der mehr ostentatorischen al« ernst gemeinten Bemühun gen der weiland „Resormminister" Ali und Fuad Pascha viel weniger Fortgang genommen al- in Aegypten, wo die gemischten internationalen Tribu nale. sofern sie von der dortigen Regierung selbst in ihren Aussprüchen geachtet werden, ein vortreff liche« Modell für ähnliche Einrichtungen auf der Balkauhalbinsel, in Kleinasien und Syrien ab- geben. Ferner befindet sich unter den aufgestellten Fragen der internationale Schutz unterseeischer Telegraphenleitungen, dessen Schwierigkeiten darin liegen, daß da- offene Meer keiner Territorial hoheit untersteht. Die übrigen Fragen bewegen sich auf dem Felde de- internationalen Privat- HandelS« und Seerecht-; einige, wie die des Wechselrecht- und der großen Havarie, sind aller dings schon seit Jahren Ladenhüter geworden, hauptsächlich weil die Gesellschaft die Fehler nickt vermindert, mit ihren Vorschlägen zu weit in- Einzelne gehen zu wollen. Uevrigeus ist die „Gesellschaft für Reform und Codification des Völkerrechts" nicht zu verwechseln mit de« fast Reich lange bestehenden „Institut für Völkerrecht (Institut as ckrott international)", welche- eine ge schlossene Bereinigung nur von Vvlkerrecht-lehrern »st. Nach dem jüngst «u-gegebenen ^Xvnaair«" de- Institut- für die Jahre 187S/80 besteht dasselbe z. Z. an- 49 Mitgliedern »mV 27 AssociSs; varunter 8 derw. 3 Angehörige de- Deut chcn Reich- (u. A. die Professoren v. Bar, Blmit chli, Goldschmidt, v. Holtzeudorss. Marquardsen, Lllder und Schulze), zwei Deutschvsterreicher, ferner eine Anzahl im Auslände angestellter deutscher Rechts- lehrer, wie Wartens (Petersburg), E»enig( Dorpat). Fraukreich ist durch 8 Mitglieder und 5 AffociSs vertreten. Die Gestaltung der Verhältnisse im Reichs lande fordert ein ganz besondere« Interesse heraus Am Mittwoch ist zum ersten Male in Straß burg der StaatSrath für Elsaß-Lothrin gen zusammengetreten. Diese Körperschaft ist durch da- Gesetz betreffend die Verfassung und die Ver waltung Elsaß-Lothringen- vom 4. Juli 1879 ein gesetzt worden, und besteht unter dem Vorsitz des Statthalter- au« dem StaatSsecretair (dessen Posten augenblicklich erledigt ist), den Unterstaatssecretairen, dem Präsidenten de- Oberlandesgerichts und dem ersten Beamten der Staatsanwaltschaft bei diesem Gericht, sowie acht bis zwölf Mitgliedern, welche der Kaiser ernenntj von den letztbezeichneten Mitglie dern werden drei auf den Vorschlag deS Landesaus- schusses ernannt, die übrigen beruft der Kaiser auS allerhöchstem Vertrauen; die Ernennung erfolgt jedes mal auf drei Jahre. Der StaatSrath ist berufen zur Begutachtung der Gesetzentwürfe, der zur Ausfüh rung von Gesetzen zu erlassenden allgemeinen Ver ordnungen und anderer Angelegenheiten, welche ihm vom Statthalter überwiesen werde«. Durch die Landesgesetzgebung können dem StaatSrath auch andere, insbesondere beschließende Functionen über tragen werden. So die gesetzlichen Bestimmungen über den StaatSrath. Unter den vom Kaiser er nannten 12 Mitgliedern befind«»- sich 3 Altdeutsche und 9 Elsaß-Lothringer. Qo daS elsässische Ver- sassungSzesetz sich in allen seinen organischen Be stimmungen praktisch bewähren wirb, ist seit der Angelegenheit de- Rücktritt* de- Staatssecretairs Herzog vielfach in Frage gestellt worden. Man darf gespannt sein, wie vie praktische Probe auf jene- neue begutachtende Organ der Gesetzgebung auSfallen wird. Im Allgemeinen aber bars man den Wunsch aussprechen, die Zeit möchte bald vor über sein, in welcher das Reichsland eine bloße Versuchsstation für Verwaltung-maximen ist. * * » Die Türkei ist entschlossen, auf dem Stand- puncte de- non poseumus zu verharren und alle Folgen diese- Verfahren- auf sich zu nehmen. Wir konnten schon gestern telegraphisch mittheilen, daß die Antwort der Pforte auf die Collectivuote der Mächte nunmehr überreicht worden sei. In der selben wurde darauf hingewiesen, daß der Beschluß des Berliner Congresses mit der Entscheidung der Berliner Conferenz, welche die Fratze yom strate gischen Gesichtspunkte au- und vezüglich der Völkerstämme geprüft habe, unvereinbar sei, und erklärt, daß es der Morte nicht möglich sei, Janiua, Larissa und Mezrowo abzulrete«. Sodann wird die Geneigtheit der Pforte, Griechenland lConcesfionen zu machen, betouj und der Wunsch ausgesprochen, daß .die Mächte ihre Botschafter in Konstantinop^I autorisireu möchte», sich mit der Pforte ins Einvernehmen zu setzen, um eine definitive Grenzlinie festzustellen. Natürlich muß diese Antwort al» gleich bedeutend mit einer vollständigen Ablehnung betrachtet werden. Die von der Morte angerufene Botschafter- Conferenz wird selbstverständlich allseitig ab- gelehnt werden mit dem Bedeuten, daß die Mächte die in Berlin gezogene Grenz« als eine definitiv« betrachteten. — Londoner Informationen geben folgende fpecielle Analyse der türkischen Note: „Die türkische Antwort ist nicht lang und ziem lich schneidig gehalten. Die Morte erklärt in
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite