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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188008055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-08
- Tag1880-08-05
- Monat1880-08
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1880
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Erscheint täglich früh 6'/. Uhr. Lr>«a»» „ich LkP«»iK«» Johamrisgasfr »Z. Npmhst»,dn> Srr vc»arNo,! vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag« 4—« Uhr. Hstr die »<Uk,adr kingcsandter Manu, rcrt-tk macht sich dir Redact ton nutzt »ervtndltch. Glnnahme der für die nächst, de Nummer bcftimmrr» «e an Wochentagen bio Nachmittags, an Sonn, tagen früh bis V,v Uhr 2» »e« Filiale» siir Zas -^llllah«e . Dito Stemm. UnioerfltLtSstr. 22. Lo«tS L-sche,Saiharineustr. 18,p. um «S V.8 Uhr. Kipugcr LaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 16.150. L!'s,aemr»tMrt, vkertelj.4'/,M^ mcl. Bringerlvhn L ML. durch die Post bezogen S Mk. Jede einzelne Nummer 2L Pf. Belegexemplar 10 Pf Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbefördcrung 39 Dis. Mit Posibefördcrung 48 Lik. Zaferate Sgrsp. Petitzeile 2«, Pf. Größere Schriften laut unserem Prelsvrrzeichniß.—Tabellarisch«» Satz nach höherem Tarif. «ectmae, «irr dem «rdarlto«strich die Spaltzrile 40 Pf. Inserate sind stets an d. Lr»edtwi» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»M»««r»L>io oder durch Postvorschuß. 243. Donnerstag den 5. August 1880. 74. Jahrgang Bekanntmachung. DaS für da- vedürfniß des Königlichen Amtsgerichts allhirr für den Winter 1880 81 erforderliche üeizuna-material an ca. 3800 Ltr. auter schlackenfreier Pechstückkohle und 700 „ böhmischer Braunkohle bester Qualität soll im Wege der öffentlichen Submission vergeben werden. Indem daher diejenigen, welche hierauf zu reflectiren geneigt sind, andurch aufaefordert werden, ihre dieSfallsigen Angebote schriftlich bi- längsten- zum 14. d. M. in der 1. Etage de- hiesigen Amtsgericht-« aebäudeS Zimmer Nr. 163 abzugeben, wird zugleich bemerkt, daß die Lieferung bi- an Ort und Stelle, sonach einschließlich aller und jeder Transportkosten, zu geschehen hat und die Auswahl unter den Offerenten Vorbehalten bleibt. Leipzig, den 3. August 1880. Da» Königliche Amtsgericht. Hertel. Belgien vu- die Presse. Nur in vollkommen constitutionell organisirten Staaten, wie in England und Belgien beispiels weise. ist eine von jedem unbequemen Zwange freie Presse denkbar. Dieselbe genießt in den bei den genannten Ländern daS höchste Ansehen, eS war daher ein k.uger Gedanke von den leitenden Männern Belgien-, die lange Reihe ihrer Festlich keiten zur Jubelfeier der Unabhängigkeit mit einer Begrüßung der in Brüssel anwesenden Vertreter der europäischen Presse zu eröffnen. Sie haben dadurch allen nachfolgenden Acten der nationalen Gedächtnißfeier erhöhte Beachtung und bei Theil- nehmern wie bei bloßen Lesern einen nachhal tigen und dauernden Eindruck gesichert. Der belgische Staat ist zwar von j-her ein Liebling der Zeitungsschreiber, ja, der ganzen Welt gewesen, und man kann sagen, daß die unausge setzt gllnstige Beurtheilung seine- Dasein- und seiner Zustände ein halbe- Jahrhundert hindurch, welche demzufolge von dem Papier der Blätter in die Vorstellungen de- europäischen Publicum- über drang, das Ihrige beigetragen Hot zur Bewahrung des Lande- vor gefährlicheren äußeren Anfechtungen. Insofern statteten die Minister Fröre-Orban und Rolin - IacquemynS, der Präsident de- Abge ordnetenhauses Iule- Gnillery, der ehrwürdige vlamische Dichter Hendrick Conscience und die anderen hervorragenden Belgier, welche sich gegen die fremden Journalisten liebenswürdig erwiesen, dem Stande nur einen schuldigen Dank ab. Aber Staaten werden bekanntlich nach Macchiavelli durch dieselben Mittel erhalten, wie geschaffen und begründet. Insofern ist man in Brüssel noch über die Festintereffen hinaus umsichtig und voraus- sichtig gewesen. Eben hat die Nation der Manien und Wallonen, welche vor fünfzig Jahren den Bund mit den Hollän dern zerriß, weil aus demselben ein fremdherrliches Joch zu werden drohte, mit einer anderen, noch sort- brstehenden Art von Fremdherrschaft zu brechen angefangen. Je mehr ihr junger Staat sich befestigte, desto lockerer mußte die Verbindung werden, welche zur Erringung der staatlichen Selbstständigkeit zwei Jahre vor der Revolution Liberale unv Ultra montane eingegangen waren. Gegenwärtig ist, Dank der Aenderung der Machtverhältnisse in Westeuropa, die Furcht vor ausländischer Ein mischung und Vergewaltigung fast ganz gewichen. Daher hat der belgische Liberalismus nun den Kampf gegen die veralteten Ansprüche des Papst- IhumS und der hohen katholischen Klerisei muthig ausgenommen. Tin Unterrichtsgrsetz hat durchweg Staat-- und Gemeindeschulen den geistlichen Ab- richtmigSanstalten gegenübergestellt; und auS den darüber entstandenen Händeln mit den Bischöfen ist soeben der Abbruch der diplomatischen Bezieh ung», mit dem päpstlichen Stuhle hervorgegangen. Wenn die Bischöfe deshalb nun sich von den officiellen Acten der Nationalfeier fernhalten, so sehen die liberalen Blätter darin nur einen weite ren Schritt zur Gleichstellung aller Glaubens bekenntnisse im Staate; und schon erheben ihrer einige die Forderung, au- dem Staatshaushalt die Beiträge für den katholischen CultuS und KleruS ganz za streichen Auch die geistige Auseinander setzung der modernen liberalen Weltanschauung mit der erzkatholischen hohepriesterlichen wird hoffentlich nickt auf sich warten lassen. 2a Bel gien hat die Regierung nicht daS Bewußtsein einer vom Volke abgesonderten specifiscben Hoheit, und de-hatb verlassen auch die freien Kräfte im Volke sich für ihre wichtigsten Anliegen nicht zu sehr aus die Macht und den guten Willen der Regierung. Wie der König und seine Minister bis vor kur zem auf ein möglichst friedliche- ungetrübtes Ber- hältniß zum Vatikan hielten, damit die Jesuiten nicht etwa einen Grund hätten, die französischen TroberungSabsichten zu fördern, so gingen auch die Liberalen al- Gesammtheit mit den Ueberlie- ferungen der Kirche noch schonend um. Sie woll ten keinen unversöhnlichen inneren Streit hcrauS- fordern. Heute hegen sie wahrscheinlich solche Scheu nicht mehr; um den gesetzlich eingeführten weltlichen Unterricht zu sichern, müssen sie immer mehr Wählerschaften de« Einfluß der ihnen feind- lichen Geistlichkeit zu entziehen suchen, und da führt von selbst auf systematische, konsequente Auf klärung Über die Mittel, durch welche die Priester schaft die Masse de- ungelehrten Volk- an sich zu ketten und in der Verdummung zu erhalten sucht. Dafür, wie für den mehr politischen Handel der Regierung mit Papst und Bischöfen ist dem rüstig fortschreitenden kleinen Freiheitsstaat die lebendige Theilnahme und Aufmerksamkeit seiner Nachbarn gesichert, und die in- und ausländische Presse wird sicherlich dafür sorgen, daß diese er freulichen Verhältnisse zur genaueren Kenntniß der Völker Europa- gelangen und daß Belgien in dem wohlthuenden Lichte eine- konstitutionellen Muster- staateS erscheinen kann. Politische Ueversicht. Leipzig, 4. August. Die Collectivnote der Mächte betreffend Montenegro ist am Dienstag trotz der Zweifel der „Norddeutschen Allgemeinen Zei tung" dem Minister des Auswärtigen Abeddin Pascha, durch den Doyen des diplomatischen CorpS, den deutschen Botschafter, Grafen Hatzfeld, zu gestellt worden. Flotten-Demonstration oder nicht ? Da- ist nunmehr erst recht v»e Frage. Gladstoue, den die Nachrichten an-Afghanistan krank gemacht haben, drängt wohl nach wie vor auf die gemeinsame Demonstration hin. Er bleibt der frischen Entschlossenheit der Thal treu, aber die meisten anderen Mächte scheinen bereit- geneigt, ihr de- Gedanken- Blässe anzukränkeln, und im Schoße de- englischen CabineteS selbst regt sich da- Bedenken, ob man die Flotten-Demonstration, die wegen Montenegro beschlossen und dann erst auf die griechische Angelegenheit ausgedehnt wird, blos wegen der letzteren auSsühren könne, falls sich die Pforte innerhalb der Frist, die man ihr stellen will, mit Montenegro gütlich auSein- andersetzt. „UnS scheint — schreibt die Wiener „Neue Freie Presse" — daß dies im Augenblicke das Wichtigste wäre. Gelänge eS der Türkei, die montenegrinische Frage vom Halse zu bekommen, so würde die gefährliche Flotten - Demon stration wahrscheinlich unterbleiben." Welchen Er folg sie zunächst haben müßte, bekennt ein Artikel de- „Journal des D6batS" mit wundersamer Offenheit. Da heißt eS: „Man scheint sich in Konftantinopel nicht Rechenschaft darüber zu geben, welchen moralischen Eindruck die Absendung einer solchen Flotte in die türkischen Gewässer Hervor rufen müsse. Fürchtet die türkische Regierung, welche sich in Sicherheit hinter dem Goldenen Horn verschanzen zu können glaubt, nicht, daß die Er scheinung der Schisse der verbündeten Mächte in einigen Häfen deS Avriatischen MeereS und dcs Archipel- die Zersetzung des ottomanischen Reiche beschleunigen muß?" Da- heißt doch nichts Andere-, als die Feinde der Türkei erwarten, daß daS Erscheinen der vereinigten Flotte eine Reihe von Ausständen in der Türkei Hervorrufen werde. DaS ist möglich, sogar wahrscheinlich, aber wie groß muß die Un vorsichtigkeit der Diplomatie sein, wenn sie ohne Rücksicht auf die schrecklichen Folgen, welche die Flotten-Demonstration haben kann, auf derselben besteht? Die Möglichkeit einer türkischen Betheili gung au der Flottendemonstration wird übrigen- von den Wiener Blättern sehr abfällig krinsirt. Da- „Frdbl." spricht von ihr al» der „vollen Ironie der Tage-grschicbte", und die „Presse" läßt sich zu der spöttischen Randglosse herbei: „Gegen wen soll denn um HimmelSwrllen die Pforte ve- monstriren? Gegen vie Albanesen? DaS hieße denn doch, den Humbug mit der kable convenne von der türkischen Loyalität in Sachen der alba- nesischen Liga zu weit treiben. Die Diplomatie der Sauergurkenzeit treibt allerdings mitunter gar sonverbare Blasen auf die Oberfläche!" * * * DaS Berliner Iesuitenblatt, dre „Germania", verwahrt sich gegen die von verschiedenen Seiten ausgegangeue Deutung ihre- auch von un» citirten Artikel- Uber die Steuerreform; eS habe ihr nicht- ferner gelegen, al» für das Tabak-Mo nopol die Unterstützung de» EentrumS in Aus sicht zu stellen. Die Frage, wie da« Centrum sich zum Tabaksmonopol stellen würde, ist einstweilen vielleicht noch eine müßige j e» nöthigt nichts zu der An nahme, daß wir m nächster Zeit vor diese Ent- scheidung gestellt werden. Sollte es aber doch der Fall sei», so möchten wir trotz Allem, wa» die „Germania" jetzt sagt, auf den Widerstand de» Centrum- uns nicht allzufest verlassen. Die Hal tung dieser Partei gegenüber einer wirthschaftlichen Frage von ähnlicher Tragweite, der der Eisen» bahuverstaatlichung, ist un- noch in zu leb hafter Erinnerung.' Auch damals wurde da- Lentrum wochenlang mit seiner Entscheidung nicht fertig; in seiner Gewissenhaftigkeit unterzog e-die Angelegenheit einer so gründlichen sachlichen Prü fung. daß die letzte Entscheidung herankam, ehe die schtteßliche Haltung de» Centrum- durchsichtig wurde. Damals war die Hülfe der klerikalen Partei entbehrlich und sie konnte auf großen Dank für ihre Unterstützung nicht rechnen. Bei dem Tabaksmonopol aber würde die Constellation eine wesentlich andere sein. Hoffentlich aber kommt die Frage der Stellung de- CentrumS zum TabakS- monopol über die theoretische Behandlung nicht hinaus. Gemäß einerVerfügung de- preußischen Ministers des Innern haben die Oserpräsidenten der west lichen Provinzen ihren untergebenen Polizei organen eine strengere Beobachtung de- W'vbunaS- schwindels aufgetragen, der dort von gewissenlosen Agenten für den niederländisch-indischen Militairdienft betrieben wird. Die Einzeln» heilen de» Verfahrens, welches diese Leute beob achten, zeugen von der äußersten Raffinirtheit. So wenden sich u. A. die in Belgien wohnhaften Werber, nachdem sie von einerAnzahl Personen diege- nauenAdressenund sonst nothwendigenMittheilungen erfahren, an die betreffenden Heimathsbehörden. um Auswanderungspapiere zu erlangen. Auf diese Weise sind schon für Hunderte von Deutschen AuS- wanderungSconsense und Führungsatteste ertheilt worden', ohne daß Diejenige'.'» auf deren Namen dieselben lauteten, etwa- davon wußten und so, ohne es zu wissen, ihr deutsches HeimathSrecbt verloren. Die Werber verwerthen alsdann diese Papiere an Deserteure, flüchtige Verbrecher rc. und bringen ihre Opfer nach Holland für den indi schen Militairdünst, was ihnen meisten- gelingt. Die Frage liegt nahe, ob eS nicht möglich fern sollte, durch Inanspruchnahme der belgischen Regie rung das Uebel an der Wurzel auSzurotten. Der „SkaatS-Anzeiger" veröffentlicht daS Gesetz betreffend die Verwendung der auS dem Ertrage von Reichssteuern an Preußen zu Uberwei- 'enden Geldsummen, die letzte Frucbt der ge- etzgebcrischen Thätigkeit der verflossenen Landtags ession. ES ist dce einzige Folge, welche die „Reichs- ieuerresorm" des vorigen IahreS bisher für die Frage drr preußischen Steuerreform gehabt hat, und auch die- Gesetz ist bis aus weiteres nichts al« ein leeres Gehäuse, das sich erst mit einem praktischen Inhalt anfüllen soll. Die Katholikenversammlungen reihen sich in fast ununterbrochener Folge aneinander. Auf den 13. September ist wieder ein solcher, ganz Deutschland umfassender Katholikentag nach Constanz einberufen. ES ist unverkennbar, daß die eine Zeit lang matter gewordene ultramontane Bewegung mit aller Kraft wieder in regeren Fluß gebracht werden soll, und bei der wohl- diSciplmirten Natur de- ultramontanen Heerbannes ist auch nicht daran zu zweifeln, daß er seine Schuldigkeit thut und dem Centrum da- volle Vertrauen bezeugt, da- sonst in manchen Kreisen des katholischen Volkes nachgerade etwas erschüttert sein dürfte. Die HuldigungSadresse der bairischen Abgeordnetenkammer an den König Ludwig hat folgenden Wortlaut: „Sieben Jahrhunderte sind verflossen, seitdem die erhabene Dynastie WittelSbach ,hre Beschicke un trennbar mit dem bairischen Volke verknüpft hat; kein andere- unter den Herrschergeschlechtern der deutschen Nation hat eine gleiche geschichtliche Tbat- fache zu verzeichnen. Auf diese lange Vergangenheit blickt vaS bairische Volk mit freudigen Gefühlen und mit berechtigtem Stolze zurück. Im Lause der Zeit find neue Zweige dem alten Stamme zugewachsen, aber vom Rhein und Main bis zu den Alpen schlagen alle Herzen für den königlichen Thron. Dem geeinten Volke war und ist da- erha bene Herrscherhau» die sicherste Gewähr seines Bestehen» und Gedeihen». So hat e» unter den deutschen Stämmen eine Stufe allsetttger Entwickelung erreicht, die keinen Vergleich zu scheuen braucht. Wie die durchlauchtigste Dynastie WittelSbach stet- treu zu ihrem Volke stand, so hat auch diese» niemals in seiner Treue gewankt, und die lebende Generation, festhaliend an der von den Vätern ererbten Tugend, gelobt in dieser feierlichen Stunde seinem erhabenen Könige und dem königlichen Hause für sich und ihre Nachkommen die Bewahrung bairischer Treue und Anhänglichkeit! Euere königliche Majestät! Die gegenwärtig »um Landtag versammelten Abgeordneten de-Königreich- können und dürfen nicht darauf ver zichten, vor den Stufen de» Throne- bi« Gefühle und Gesinnungen zum Au-druck zu bringen, welche da- bairische Volk erfüllen; der lande-väterlicheu Liebe und Fürsorge Euerer königlichen Majestät gewiß, sieht dasselbe vertrauend in die Zukunft. Möge e» Eurer königlichen Majestät gefallen, die allerehr erbietigsten Glückwünsche und die au- warmem Herzen entstammende dankbare Huldigung de» getreuen Volke» aus Anlaß de- in der Geschichte einzig da stehenden Jubiläum- der Dynastie allergnädigft ent gegen zu nehmen und die Selobung unverbrüchlicher Treue und Anhänglichkeit an seinen König und Herrn und da- königliche Hau- zu gestatten! Die Hand des Allmächtigen schütze Eure königliche Majestät, da» königliche HanS und mit ihm da» bairische Volk! In allerttefster Ehrfurcht erstirbt Euerer könig lichen Majestät allerunterthänigst treugehorsamste Kammer der Abgeordneten." Diese Hnldigung-adresse an den König, die trotz de- entgegenstehenden Wunsche- de» Kammerpräsi denten in einer Reihe von Zeitungen schon ver öffentlicht wurde, soll durch da» Direktorium der Kammer überreicht werden. Da der König dasselbe aber noch nie empfangen hat, so wird der Empfang voraussichtlich auch dre-mal abgelehnt werden, Ueberhaupt steht e- in Frage, ob der König sich an irgend einer Feier de- WtttelS- bach-Jubiläum- persönlich betheiligen wird .... » * * Alle Nachrichten auS Pari« stimmen darin überein, daß da- Cabinet durch dre General» rathswahlen eine ungemeine Kräftigung er fahren hat. In Gemäßhnt anfänglicher Voraus setzungen sind die Gewinnfte der Republikaner weit bedeutender, al- die ersten Depeschen angabeu. Da» Stimmenverhällniß der Republikaner zu dem der Monarchisten beziffert sich wie ein- zu drei und liefert den Maßstab für die annähernde Schätzung der Machtverhältnisse beider Parteien, wie sie au- den allgemeinen Drpntirtenwahleu des kommenden Jahre- hervorgehen werden Die Wiener „Neue Freie Presse" veröffentlicht eine Unterredung eine» ihrer Eorrespondenten mit einem hervorragenden italienischen StaatS- manne über Italien» Orient-Politik. Der Staats mann leugnet, daß Italien auf der Balkanhalb insel etwa» erstrebe, Italien» Ideal sei die Bildung eine- Föderativstaate- auf der Balkanhalbinsel unter Oesterreichs Schutz. Dabei wolle Italien Oesterreich kräftig unterstützen, damit dieses stark gegenüber Rußland und Deutschland werde. Hin gegen erwarte Italien von Oesterreich die Ge währung der natürlichen Grenzen, welche die Jütischen Alpen und deren Ausläufer bilden! Das russische Intrigucnspiel in Bulgarien spottet jeder Beschreibung. Man kann nicht be areisen, wie die Mächte ruhig Zusehen können, daß Rußland in Neni, Varna, Schumla, Rustschuk, Plewna u. s. w. ein so ungeheure- Kriegsmaterial (Waffen und Pulver) anbäufen läßt und die Be förderung desselben au» Rußland fortwährend be schleunigt. Die bulgarische Armee zählt 2250 Offi- ciere, von denen 1900 Russen sind, und die bul garischen Truppen stehen unter russischem C»m- mando. In den Kirchen halten die Pope« feurige Reden für diegän zliche Unabhängigkeit Bulgariens und für seine Vereinigung^mit Rumelten, die, wie sie sagen, nur durch Oesterreich-Ungarn verhindert wird, weil diese Macht die Christen der Balkanhalbinsel wieder unterS Joch bringen möchte, was ihr aber Rußland nicht gestatten werde. Die russischen Agenten wühlen ganz offen — in allen öffentlichen Orten, Gaft- und Kaffeehäusern — gegen die österreichisch-ungarische Monarchie, ohne daß die Consulate e» der Mühe werth hielten, davon ihren Regierungen Bericht zu erstatten. Für den Augenblick freilich ist die Auf- rechterhaltuna deS guten Einvernehmen- aller Mächte der Hauptzweck der Diplomatie, dem vor der Hand die anderen Rücksichten untergeordnet werden müssen! So urtheitt die österreichischische Presse fast einstimmig. Nach Petersburger Depeschen begannen die Verhandlungen Rußland-mit China in Peters burg am Dienstag Der chinesische Gesandte, Marquis Tseng, wohnt im Botschaftshotel auf der SergijewSkaia. Die russischen Blätter mahnen zur Friedsertigke,t; der „Golos" mcint, man solle nicht den Einflüsterungen de- Mevhisto Europa Gehör schenken, dem nicht- erwünschter kommen könnte, al» dieser Conflict. Inzwischen rüstet sich Rußland gegen China, zunächst durch Verbesserung der nach dem himmlischen Reiche führenden Ver kehrswege. Die Dampfschifffahrt aus den sibiri sch e n Gewässern hat sich bedeutend entwickelt. Der Passagier-Verkehr, welcher vor 12 Jahren 500 Per sonen betrug, hat sich auf 20,000 gesteigert. Es ist jetzt die Möglichkeit vorhanden, von Tomsk nacd Tjumen zu Schiff bi- zu einer Million Pud (40 Psund) billigen Roggen und Weizen zu trauspor- trren. Bei Tjumen, am Ufer der Tara, werden au- russischem Material Dampfer und seetüchtige Schooncr gebaut. Der Tran-port von Rekruten und Arrestaten, sowie die Beförderung der Post wird bereit- von Dampfern besorgt zu Tjumen,
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