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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.08.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188008185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800818
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800818
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-08
- Tag1880-08-18
- Monat1880-08
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.08.1880
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Erschein tigltch ftüh 6'/. Uhr. R«S«Nt», «iprtzttt», Johaautsgassr 3». >P«chß»,»e, »er »rsattt,»: vorunttagS 10—12 Uhr. Nachmittag» 4—« Uhr. Mr tte Nück-adk rtn»e<a«dtrr M«m»> »rch«« »acht ftch dir »edactt»« »ätz« >är»t»dll«tz. der für die nüchst- Rummer desttmattrn an «ochenta-en bis Nachmittags, an Sann- rstta^nsrühdts'/.VUHr. La »e> /tUalr» f»r 2»s. A»mch»«: Ott» Klemm. UniversttLtsstr. 22. Lmch» LSsch^üat^nn^istr. 18,p. UchMr.Tagtblall Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 16.150. rtzmanaentmret, viertelt. »AVL, mcL Bnngerlohn S Mt, durch die Post bezogen 6 Ml. Jede einzelne Nummer 23 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbeförderung Sv ML mit Postbefvrderung 48 ML Zastraie Sgesp. Pctitzeile 20 Pf- Größere Lchnüen laut unsere» Pretsver-cichniß.—Labella rischer Satz nach höherem Tarif. »erlanr, murr »cm »ttzaclieußttch di« Spaltzrile 40 Pf. Inserat« find stets an d. «ichrtzttt-, zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr«»rua«e»aS» oder dnrch Postvorschutz. L56. Mittwoch den 18. August 1880. 74. Jahrgang. Bekanntmachung. Ler »sstrtelle Anfang der diesjährigen MtchaeltSmeye fällt auf den 27. September und eS endigt dieselbe mit dem 16. Oktober. Während dieser drei Wochen rönnen alle ln- «ad ausländische« Handelsleute, Fabrikanten und Ge- »erbtreibende ihre Maaren hier öffentlich feil bieten. Loch kann der Großhandel in der bisher üblichen Weise bereit- in der zum Auspacken bestimmten Borwoche, vom So. September an, betrieben werden. DaS Anspocke» der Maaren rst den Inhabern der Meßlocale in den Häusern ebenso wie den in Buden und auf Ständen feilbaltenden Verkäufern m der Woche vor der Böttcherwoche gestattet. Zum Ginpacke» ist daS Offenhalten der Meßlocale in den Häusern auch in der Woche nach der Zahl woche erlaubt Jede frühere Eröffnung, sowie jede- längere Offenhalten eine- solchen VerkaufSIocaleS, ebenso das vor- »ettiae AuSpacke« an den Ständen und in den Buden wird außer der sofortigen Schließung jedeSmal, selbst bei der ersten Zuwiderhandlung, mit einer Geldstrafe bis zu 75 Mark oder entsprechender Haft geahndet werden. Auswärtigen Spediteuren ist von der Hauptzollamtlichen Lösung deS WaarenverschluffeS an bis mit Ende der Woche nach der Zahlwoche das Speditionsgeschäft hier gestattet. Leipzig, am 26. Juli 1888. Ter «ath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Harrwitz. Bekanntmachung. Nachstehende Verordnung deS königlichen KriegkministeriumS wird hiermit zur Kenntniß gebracht. Leipzig, am 12. August 1880. Der «ath »er Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Zeißler. Der 8 17 deS QuartierleistungS-GesetzeS vom 28. Juni 1868 hat in Bezug auf die Stelle, bei welcher die EntschädigunaSforderungen zur Vermeidung der Verjährung angemeldet sein muffen, zuweilen eine verschiedene Auslegung erfahren. ES wird daher darauf aufmerksam gemacht, daß die nach dem vorberegten 8 eintretende Verjährung der EntschädigunaSansprüche für gewährtes Naturalquartier in der Regel durch die Anmeldung derselben inner halb der daselbst angegebenen Frist bei dem Semetndevorstande unterbrochen wird und daß eS einer Anmeldung bei der Vorgesetzten Communal-AufsichtSbehörde nur dann bedarf, wenn, wie in den selbst ständigen Gutsbezirken, die Anmeldung bei dem Gemeindevorstande ausgeschlossen ist. Dresden, am 27. Juli 1888. > KrtegSmtnifterium. von Fabrice. Bekanntmachung. DaS «gattze verger'sche SttpenSiu« für einen „armen Studenten zur Erlangung der Magisterwürde" i« Betrage bs» 25 66 ^ ist zu Michaelis d. I. zu vergeben. ^ ^ , Bewerber um diese- Stipendium werden avfgefordert, ihre Gesuch« nebst den erforderlichen Bescheini gungen bis zum 1. September P. I. bei unS emzureichen. Leipzig, den 30. Juli 1880. Ler «ath »er Stadt Leipzig. ^ ^ vr. Tröndlin. Harrwitz.^ Bekanntmachung. DaS von NicolauS Schlautiz, Bürger zu Leipzig, im Jahre 1812 gestiftete Stipendium von jährlich 39 12 ist von Michaeli- d. I. ab an einen Studirenden aus dem Geschlecht« der Schlautiz, m deren Ermangelung an hiesige Bürgerssöhne, von unS auf 2 Jahre zu vergeben. Diejenigen Herren Studirenden, welche sich um diese- Stipendium bewerben wollen, veranlassen wir, ihre Gesuche nebst den erforderlichen Bescheinigungen bi- zum 1. September d. I. schriftlich bei unS einzureichen. Spätere Bewerbungen können Berücksichtigung nicht finden. Leipzig, den 30. Juli 1880. Ger «ath »er Sta»t Leipzig. vr. Tröndlin. Harrwitz. Bekanntmachung. Die in unserer Bekanntmachung vom 8. Juni 1879 enthaltenen Bestimmungen über die Gräberpslege in den unter unserer Verwaltung stehenden Friedhöfen treten mit dem 15. P. M. in Kraft und werden von diesem Tage ab nur solche Personen zur gewerbmäßigen Ausschmückung und Pflege von Gräbern zu- gelaffen werden, welche mtt Erlaubnißkarten hierzu von unS versehen worden sind. Leipzig, am 6. August 1860. Ler «ath per Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. vr.Langemann. Keller-Vermiethnng. Ein auS 3 Abtheilungeu bestehender Keller unter dem vörse«gePä«De am Naschmarkt soll von» 1. Oktober d. I. an gegen einhalbjährliche Kündigung an RathSftelle Ltenstag, den 24. bss. MtS., vormittags 11 Uhr an den Meistbietenden anderweit »ermtethet werden. Die Verfteigerungs- und BermiethungSbedingungen nebst dem Jnventarium deS Kellers können schon vor dem Lersteigerungstermin auf dem RathhauSsaale l. Etage eingesehen werden. Leipzig, den 6. August 1880. Ler «ath »er Stabt Leipzig. vr. Tröndlin. Stöß. Die Turkmenen. Di« großartigen Anstrengungen, welche gegen wärtig Rußland macht, in Inner-Asien immer festeren Fuß ru fassen, um sein Machtgebiet zu ver^Mern, finden ihre» botlichft» Aa»»r»ck m der Wiederaufnahme der viel genannten Expe dition gegen die Turkmenen. Die Nachrichten in dessen über die ethnographischen Verhältnisse der zu occupirenden Gebiete fließen sehr spär lich. Um so willkommener wird jeder auf Wissen- schaftlichkeit Anspruch machende Beitrag Uber die m Rede stehenden Völkerschaften sein. In den Jahrbüchern der kaukasischen Abtheilung der kaiserlich russischen geographischen Gesellschaft finden sich Uber die Turkmenen, diese rabiaten Gegner der Russen, einige sehr interessante Auf sätze, welche in den weitesten Kreisen bekannt zu werden verdienen und die wir hier auf Grund eine- Auszuges in der „Allgemeinen Zeitung" skizziren wollen. Die ungeheure und unbevölkerte Steppe zwischen dem Amu-Darja und dem Kaspischen Meere ist gleichsam von einem Ringe turkmenischer No- madeulager umzogen. Durchbrochen ist dieser Ring nur aus der Nordseite, in der Richtung de alten Flußbette- deS Amu-Darja (Urbai), wo die völlige Wasserlosigkeit deS Lande- keine Bevölkerung auflommen läßt, lieber die numerische Stärke der turkmenischen Stämme lassen sich folgende Zahlen aufstelle«: 1) Turkmenen am Amu-Darja: a Ssakar 3000 Kibitken, d. Ssajaten und Esten (vom Stamme Tschoudor) 200 Kibitken, e. Er- 'aren 30,000 Kibitken; zusammen 33,200 Kibitken. 2) Turkmenen im Chanat von Chiwa: a. Jomuden (Bairam-Schali) 20,000 Kibitken. d. Goklan 2000 Kibitken; zusammen 22,000 Kibitken; 3) Turk menen im westlichen Theile de- transkaspischen Gebiets: ». Jomuden (Kara-Tschuka) 15,000 Ki bitken, d. Turkmenen verschiedener Stämme 2000 Kibitken, o. Goklan 4000 Kibitken; zusammen 21.000 Kibitken; 4) südliche Turkmenen: L. Achal- Teke 30,000 Kibitken, d. Turkmenen von Merw und Ssalyr 50,000 Kibitken, e. Ssaryk 13,000 Kibitken; zusammen S3.000 Kibitken. In Summa »70.000 Kibitken oder annähernd 850,000 Köpfe. Dabei sind aber nicht alle turkmenischen Stämme mit inbegriffen, welche im Chanat Chiwa wohne». In früherer Zelt waren me Turkmenen völlige Herren der Steppe; sie plünderten und raubte» bei ihr« StmmneSgeuoffen ebenso «nt wie bei Fremden. Kür Karawanen war e« sehr schwierig, von Chiwa nach Oreuburg zu gelange», die Tekinzen drangen aus die Halbinsel von Manoy- schlick ein, führten die Kirgisen-gefangen mit sich fort nvd trieben ihre Heerde» weg; auf dem Kaspischen Meere trieben die Jomuden ihr Un wesen und griffen die Fischer von Astrachan und vom Ural aus. Am meisten aber hatte Persien von den Turkmenen zu leiden. Der ganz« Norden von Ehorasan und dessen östlicher Theii bis zur Grenze von Herat wurde vmr ihnen aänzlich ver- wüstet. In einem einzigen Bezirk Piaß-i-Kuch, d« am Gerri-Rud liegt, sind von 460 blühenden Dörfern noch 20 elende Ansiedelungen übrig ge blieben. Außerdem machten die Tekinzen Raub üge nach Chiwa und die Ssaryk nach Bochara. Oie Letzteren drangen sogar in afghanisches Ge biet ein. Mit der Besetzung von KraSnowodSk und Tschi- kischliar und nut de>: Befestigung der russischen errschast auf dem rechten User VrS Amu-Darja lderte sich die Lage der Dinge bedeutend. Im Osten wurden die am Amu-Darja wohnenden Turkmenen, im Westen die transkaspischen Jomu- deu znr Ruhe gebracht. ES blieben nur die Te kinzen. Nachdem sie zwei große Oasen in ihren Besitz genommen, mehrmals siegreich die Angriffe der Perser zurückgewiesen, die Ssaryk sich unter- thänig gemacht, repräsentier« sie jetzt zwei bedeu tende Centren, mit einer Bevölkerung von beinahe einer halben Million, welche bereit ist. im Falle der Noth gemeinsam zu handeln. Nicht zu ge denken der Gefahren, welche hierdurch dem nörd lichen und nordöstlichen Theile PersienS drohen, sind die Tekinzen jetzt völlige Herren der trans kaspischen Steppen ; werden sie nicht zur Ruhe ge bracht, so ist e- nicht nur nicht möglich, die Be wässerung der wafferlosen Gegenden, welche am alten Bette de- Amu-Darja liegen, zu unterneh men, sondern auch eine regelmäßige Verbindung durch Karawanen zwischen Chiwa und KraSnowodSk rein undenkbar. Die Turkmenen haben keinerlei Obrigkeit: jeder Turkmene ist völlig unabhängig. DaS Einzige, wüsste hochachten, ist die Stärke und da- Herkommen; aber obgleich sie sich an das Hergebrachte halten, bandeln sie doch überall in eigenem, nicht m ge sellschaftlichem Interesse. Deßwegen leben alle turkmenischen Stämme in Feindschaft mit einander, ja oft herrscht nicht einmal zwischen den Zweigen der einzelnen Stämme gute- Einvernehmen. DaS Herkommen lackst) selbst hat übrigen- nur die Gesetze für die Beziehungen der Eltern zu den Kindern festgestellt und ebenso noch für solche Fälle, wo da- persönliche od<w Familieninteresse mit in- Spiel kommt, wie für Hochzeiten, Be- gräbniffe, verschiedene Festlichkeiten, die Raubzüge, Bertherlung der Beute rc.; auf da- gemeine Wohl aber ist keinerlei Rücksicht genommen, mit Aus nahme einiger Feststellungen, die Ausbesserung der Canäle und die Benützung veS Wasser- betreffend. Und auch letztere beschränken sich nur darauf, daß Diejenigen, welch« Arbeiter zur Reinigung der schon bestehenden Canäle au-schicken, auch auf die Benutzung de- Wasser- die gleichen Ansprüche haben wie die Uebrigeo. Diese Zustände haben ihre» Grund in der halbnomadtfireudea Lebens weise diese- Volkes und de« weiten unermeßliche» Raum dar Steppen, welche eS möglich machen, einen Pta« zu verlassen und weiter zu ziehen, so bald lMMvölkerung sich zu sehr vermehrt oder sie sichm irgend einer «eise beimgt fühlt. Den« absolut frei und unabhängig will der Turkmene sein und setzt um diesen Preis Alle- auf» Spiel, wie Die- «ich ein turkmenische« Sprüchwort be sagt: „Der Turkmene brancht weder den Schatten der Bäume noch den Schutz der Obrigkeit." Die Turkmenen sind alle Sunniten, aber Priester (MollahS) sind sehr wenige unter th«en, überhaupt genießen die Geistlichen keine besondere Achtung bei ihnen ; ist aber der Mollah ein kluger Mann und versteht er zu reden, so gewinnt er manchmal Einfluß und bekommt den Titel „Jschan" d. h. ein von Gott erwählter und bei Gott beliebter Mann, dem Alle» gelingt. Aber auch sein Einfluß erstreckt sich nicht auf Alle-, und «S erfordert **el Takt von feiner Seite, z« wisse», wo er seinen Einfluß gebrauchen darf und wo nicht. Bei ihren Raubzügen sammeln sich die Turkmenen um einen oder zwei Führer, die Serdare. welche durch ihre Erfahrung und Kenntniß der Wege bekannt sind Gewöhnlich machen diese Serdare vekannt. daß sie einen Raubzug zu unternehmen gedenken, und laden Diejenigen, welche dazu Lust haben, ein, sich mit ihnen zu verbinden. Es geschieht aber auch, "ich zu einem ehenen Ser- :m gehorchen sie während des ganzen Raubzugs und lassen ihm einen besonderen Theil von der Beute zukommen. Mit Beendigung deS ZugS aber hört alle Be deutung der Serdare aus, wenn sie nicht etwa zur Zahl der erwählten Chane oder Aeltesten gehören. Auf diese Weise erinnern die Turkmenen, welche keine erblichen Chane noch abgesonderte Stände haben, an jene Naturvölker, bei welchen die gesell schaftlichen Einrichtungen und Ordnungen der cul- tivirten Völker noch nicht Eingang gefunden haben. Ansehen gewinnt man bei diesen zügellosen Söhnen der Steppe nur durch kühne Raubzüge, durch Ausdauer, durch Kenntniß der Wege durch endlose Steppengebiete und Gewandtheit, nicht aber durch Alter und Geburt, aber auch ein solche- An sehen giebt keine persönliche, geschweige denn erb liche Gewalt. Wie weit die Russen diese- Natur volk auf eine höhere EntwickelungSstufe sichren werden, muß die Zeit lehren; einstweilen hat Ruß land mit einem zähen, tollkühnen und grausamen Gegner zu thun, der vor keinem Mittel zurück- fchreckt, um ein Gebiet zu vertbeidigen, welche- er sein nennt, so weit ihn sein Rotz trägt und so weit der Himmel blau ist. Politische Uebersicht. Leiprt«, 17. August. Indessen die orientalischen Angelegenheiten sich unter dem Drucke der Congreßmächte mühsam ab haspeln, beginnen an den zuständigen Stellen die Borarbeiten für die im Herbste zu eröffnende parlamentarische Campagne. Neuere unS zugehende zuverlässige Mittheüungen bestätigen, daß die bestimmte Absicht besteht» BerufuugSzett und Arbeitspensum de- preußischen Land tage- so einzurichten, daß derselbe spätesten» Ende Januar dem Reichstage Platz machen kann. Man ist geneigt, darcmS zu schließen, daß di« Re gierung eS auf eine möglichst lange Dem« der ReichStagSfesfion angelegt hätte, um innerhalb der selben um jeden Preis ihre Stenerprojecte zur Dvrchberathung zu bringen. Go diel ist wvhl ge- wiß, daß die Regierung die-mal sich nicht damit zufrieden geben wird, ihre Vorlagen in irgend einer Form „begraben" zu sehen, vielmehr dürste sie daraus bestehen, daß der Reichstag zu einer förmlichen Abstimmung über dieselben gelange. Man erinnert sich Za, daß Fürst Bi-marck nicht übel gewillt war, dem Reichstage diese Zwangs arbeit ruzumuthen, und nur durch die augenschein liche Unmöglichkeit, nach Pfingsten noch eme beschlußfähige Mehrheit zusammen zu brm- qen, sowie durch da- Interesse seiner kirchen politischen Vorlage davon abgebracht wurde. So viel dürfte aber bei diesen Vorgängen dem Reichs kanzler auch materiell klar geworden sein, daß er mit dem gegenwärtigen Reichstag nach keiner Seite hm zum Abschluß seine- Steuerreformpro gramms kommen kann, da der rechteFlügelder nalionalliberalen Fra ction nicht stark genug ist, um mit den Conservativen eine Mehrheit zu geben, und die Ultramontanen, von anderen Hindernissen abgesehen, den salto mortale schwerlich gerade vor den Neuwahlen werden machen wollen. Als letzten Grund der frühen Reich-tag-berufung darf man daher immer noch die Absicht annehmen, die Auf lösung möglichst zeitig im Frühjahre erfolgen zu lassen, damit die bei regelmäßigem Ablauf der Legislaturperiode erst nach dem 30. Im» fallenden Wahlen so früh vollzogen werden können, um einer neuen Session für Spätsommer und Herbst Raum zu geben. Specrell kann noch gemeldet werden, daß die Mitglieder deS preußischen Staat-- Ministerium-, welche sich zum größten Theile auf Reisen befinden, Ende September wieder in Berlin versammelt sein werden. Es werden al-dann die erwähnten Vorarbeiten für die LandtagSses- sion beginnen, zunächst die Vorbereitung de-BudgetS. Von Selten d«S CultuSministeriumS scheinen größere Vorlagen nicht beabsichtigt zu werden; jedenfalls wird nach der „N.-Z." von einer neuen kirchen politischen Vorlage nicht oi» Rede sein. Auf dem Gebiete de- Unter richtSwescnt. ist eS die Real schulfrage, welche fortdauernd die Aufmerksamkeit fesselt. Die neue Jagdordnung, welche im Herren« Hanse unerledigt bliev, wird im landwirthschaft- lichen Ministerium einer Umarbeitung unterzogen; sie wird voraussichtlich, und namentlich wenn die Regierung sich vie Beschlüsse de» Herrenhauses au- eignrn sollte, zu sehr lebhaften Prinziplenstreitia- keiteu fuhren. Die Denkschrift über die Organi sation der StaatSeisenvahnbehörden wird sich dem Anschein nach sehr umfangreich gestalten. UeberdieFractionSverhältnifse im Reich», tage find in letzter Zeit vielfach falsche Angaben verbreitet worden. Wie jetzt feststeht, habe» sich dieselben seit dem Schluffe der letzten Session in folgender Weise gestaltet: Dentschcvnservativ« 58 > früher 58). Reichspartei 48 (früher 5l). National- liberale 85 (früher 83), liberale Gruppe Schanß« Bölk 15 (früher 15). Fortschritt-Partei 26 (früher 22), Centtnm 101 (früher 100), Polen 14 (früher 14), Socialdemokraten 10 (früher 2), keiner Frak tion angehörig 37 (früher 30). Erledigt sind zur Zeit drei Mandat«, und zwar die de- Abgeordneten v. Flottwell (conservatw) für den Wahlbezirk Marienwerder-Stuhm; de« Abgeordneten Schmiedel (ReähSpartei) für den 22. Wahlbezirk de» König, reich- Sachsen; die de- Abgeordneten Findeisen (Reichspartei, für Sachsen-Altenburg. Die Sendung deutscher Beamten nach Kon- stantinopel vildet noch immer da- Thema der ^ großen TageSorgane de» Au-landeS. Interessant
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