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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.08.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188008238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800823
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-08
- Tag1880-08-23
- Monat1880-08
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.08.1880
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Niederlage bei V «. »vrE L v«. i„ Lei,»-Ix ch. Grscheist tLglich früh 6'/. Uhr. LeSnttl», >»r TeprNIlo, JohamnSgass« 83. H»«chß»»Se» der LeSntttenr vormittags w—12 Uhr. Nachmittags 4—k Uhr. »«» NückZade etngelairdter Man»» »»«tzl sich de« «edactto» ntch» »^bendltth. ^madmr der für dte nächst- strnde «nmmer destlmmtrn fferate an «ocheutagm bts IU»r Nachmittag«, au Tonu- ,' Festtagen früh vtS '/,S Uhr. ^ Ir» FUtatr» str Znf.Xmuchwk: it» Klemm. Universtttttsstr. 22, ,'"t« Lifchc-Kalharmenstr. I8.P. «rr Ich, '/^ Uhr. UchMer LiMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handrls- und GrschäMerkrhr. Auflage 16,150. Ld„,e«e»t»Prri, vtcrtelj.4'/,ML, inel. Bnnacrlohu ö ML. durch die Post bezogen S ML Jede em-eln« Nummer 2L Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für lLxrrabeuageu «hne Postbefbrderung »9 ML «tt Postbefbrderung 48 ML Zastratr L-esp. Petitzeile 20 Pf- GrSherr Schriften laut nufere» Pra«»erzr>chn,ß — Labeüanscher Satz »ach hl Here» Larif. Lette«, „Irr »na Lrd«ttt»«ßttch di« Spaltzeil« 40 Ps. Inserat« sind stet« an d. <«P«dM», pi senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlnna prnanumoenmio »der durch Poftvorschutz. N L6I. Montag den 23. August 1880. 74. Jahrgang. Keller-Vermiethung. / Ein auS S «ttheilnngen bestehender Keller unter dem vörfeugediude am Naschmarkt soll »o« > vctOher S. 2. an gegen einhalbjährliche Kündigung an RathSftelle Ltenst-a, Sen 24. hss. MtS., vormittags 11 «hr » den Meistbietenden anderweit »ermtethet werden. Die BersteigerungS- und BermiethungSbedingungen nebst dem Jnventarium deS KellerS können schon r dem BerfteigerungStermin auf dem RathhauSsaale L Etage eingesehen werden. Leidig, dm «. August 1880. Der «attz her Stahl LetZ-tg. vr. Tröndlin. Stöß. Bekanntmachung. Die Herstellung einer Schleuste III. Claffe in der Pleißengasse ist vergeben und werden die unberücksichtigt Gliebenen Herren Bewerber hiervon in Kenntniß gesetzt. - Leipzig, am 18. August 1880. Der Math her Stahl Leipzig. vr. Tröndlin. vr. Wangemann. Politische llebersicht. Leipzig, L2. August. Ueber die diplomatische Vertretung der Bal- »u st aalen in Berlin und Wien und über e Reisen der Fürsten Milan und Karol find i letzter Seit ein Reihe Nachrichten verbreitet wrden, die auf besonderes Interesse Anspruch lachen. Jetzt wird gemeldet, daß sich Herr ^ristic, der serbische Gesandte am Me er Hose, in Berlin befinde. Nachdem Fürst arl von Rumänien, sowie Fürst Milan von Ser ien sich in Wien und Ischl die Versicherung ein- cholt, daß sie als Gegendienst für die Erklärung, rtan der deutsch-österreichischen Führung in der »rientfrage folgen zu wollen, auf die volle mora- sche Unterstützung Deutschlands und Oesterreichs ichnen könnten, falls man von irgend einer all eren Seite versuchen wollte, sie in eine gewagte rtion zu drängen, erschien eS angezeigt, daß auch »Berlin, wo bisher noch kein Vertreter Ser ien- accreditirt ist, ein serbischer Staatsmann ItcnS der dortigen Regierungskreise die gleiche Versicherung entgegennehme. ES ist denn auch er Kern der zwischen Deutschland und Oestrr- üch Einerseits und Rumänien und Serbien adererseitS neuerding- gepflogenen Unterhand- rngen, daß es die beiden Donauuferstaaten ver üben sollen, sich auf irgend eine abenteuerliche tionSpolitik emzulassen. . er Sturmlaus auf die der orthodoxen und ochconservativen Partei besonders verhaßten leichSinstitutionen wird munter fortgesetzt. >er „Reichsbote", eine Art Ableger der „Kreuz- itung", ein Blatt, da- immer voran ist, wenn eS »ctionaire Vorschläge gilt, befürwortet eifrig die ieseitigung der Freizügigkeit, welche es klein Unbemittelten möglich macht, den Ort auf- rsuchen, wo sie den vortheilhaftesten Erwerb fin al, die eS ihnm ermöglicht, einen Ort zu ver- Hen, wo die GeschästSverhältnisse ihnen die Arbeit mommen haben. Wenn man den Ausführungen B „Reichsboten" Glauben schenken wollte, gäbe f erst seit Einführung der Freizügigkeit und de- nterstützungSwohnsitzes arbeitsscheue Vagabunden, statt dessen lehrt die Geschichte, daß deren »ahl zur Zeit der strengsten Gebundenheit a den Ort, de- auSgebildetsten Zunftzwang« ,ehr roß war und zu der damals so allgemeinen Un- cherheit der Straßen sehr viel beitrug. DaS Zandern der Gesellen, besten Vortheile für die »maligen Verhältnisse Niemand bestreiten wird, et zum Vagabondiren die beste Gelegenheit, und Fechten" war ein altgeheiligteS Herkommen. Daß l für Landgemeinden und Gutsbesitzer hart ist, ach einer Reihe von Jahren Leute zur Armen- aterstützung zurückkchren zu sehen, die kurz, nach- »m sie zu voller Arbeitskraft sich entwickelt haben, m Ort verließen, mag man zugeben, aber eS »ird auch in der Nähe größerer Städte mit dc... Abschieden" Verarmter und Gebrechlicher vor blauf der 2 Jahre, welche zum Unterstützungs ohnsitz berechtigen, kein -r.ger Mißbrauch :trieben. Die Verpflichtung der Fabrikbe« tzer, namentlich an kleineren Fabrikorten, i besonderen Leistungen für die Armen- fleae wäre gewiß wünschenSwerth, aber größere stavte, weltbe durch Handel und Gewerbe einen tdeutenden Aufschwung genommen haken, müssen illigerweise auch für die verarmten Arbeiter und «üre Familien Opfer bringen. Ein förmliche« HeimathSrecht, dessen Besitz nicht Ausnahme, son dern Regel und die Vorbedingung des vollen staat lichen Bürgerrecht- ist, wi- -s der „Reichsbote" wünscht, tst mit der ga. Entwickelung deS modernen Lebens nicht vereinbar und würde die schlimmsten Mißständ« früherer Zeiten wieder zurücksühren. Da« Volk erkennt au- solchen Herzensergüssen, wie we»--" die Conservativen vom Schlage de- „Reick, -oten" seine Freunde sind, obwohl sie eS in Wahlzeiten an den herr lichsten Versprechungen nie schien lassen. Herr v. Bennigsen wird neuerdings wieder al- Ministercandidat bezeichnet. Die Gerüchte, welche über die Nachfolger de» bi"' »gen preußi schen Handel-minister- und StaatsfecretairS Hos- mann in Umlauf gesetzt worden, haben, wie der „M. Z." geschrieben wird, auch behaupten wollen, daß mit dem Abgeordneten v. Bennigsen wegen Uebernahme dieses Posten- verhandelt worden ist. „Wir können auf da- Bestimmteste diese Angabe (so heißt es in der Correspondenz) als eine leere Erfindung bezeichnen, richtig dagegen ist die zu erst von der wiener Presse gebrachte Nachricht, daß in der ersten Maiwoche ds». IrS. allerdings dem Abgeordneten v. Bennigsen die Leitung de- ReichSamtS de- Innern und ver Vorsitz im Bun- deSrathe angetraaen worden, von ihm aber ab gelehnt ist. Wahrscheinlich handelt e« sich hier um eine Verwechselung." Der Aufenthalt des Fürsten BiSmarck in Kissingen soll angeblich zu Ende dieser Woche abgebrochen werden. Man hört, daß der früher aufgegebene Plan de- Fürsten, nach Gastein zu gehen, jetzt wieder ausgenommen fei, doch weiß man, daß alle Angaben über Reisen deS Fürsten Bismarck ungewiß sind; jedenfalls scheint eS richtig, daß der Fürst, bevor er sich für längeren Aufent halt nach FriedrichSruh oder Varzin begiebt, auf kurze Zeit nach Berlin kommen wird, um Ent scheidungen bez. der Borlagen für Landtag und Reichstag zu treffen und auch wohl die Angelegen heit wegen der durch die Ernennung de- StaatS- secretairS Hof mann erledigten Posten zu^ordnen. Zu dauerndem Aufenthalt in Berlin wird der Reichskanzler erst zu Anfang nächsten Jahre- er wartet. Herr Rlckert, der Obmann de- sogenannten „linken Flügel-" der nationalliberalen Partei, bat gesprochen. In einer vor seinen Danzig er Wählern gehaltenenRede theilte derHerr Abgeordnete daS bevorstehende Ausscheiden de- „linken Flügel-" auS der Fraction mit und hob die Thatsache her vor, daß seit der neuen Wirthschafts- und Steuerpolitik, andererseits auch über die in wich tigen Sachen einzuschlagenden Wege erhebliche Meinungsverschiedenheiten in der Fraction be standen. Der dissentirende Theil derselben gebe daher den FractionSverband auf. Rickert plaidrrte für die Bildung einer großen liberalen Partei. Der Liberalismus müsse sich wieder auf sich selbst stellen und Vertrauen zu seiner Sache fassen. Wir kommen auf diese Rede ausführlicher zurück. « * « DaS GeburtSsest de- Kaisers von Oester reich hat der Socialdemokratie schamloser weise Veranlassung zum Scandal gegeben. In Wien wurden mehrere Personen socialdemokra tischer Richtung, welche als Gegendemonstration gegen daS zur Nachfeier deS kaiserlichen Geburts tage- stattfindende patriotische Fest Flugschriften verbreiten wollten, verhaftet. Eine von dieser Partei zu gleichem Zwecke einberufene Volksver sammlung wurde polizeilich verboten. — In der Donaufrage meldet man der „Morning Post" auS Berlin: „Für^ BiSmarck unterstützt die Ansprüche Oesterreich- auf die Ausübung eine- entscheidenden Einflüsse- über die Schifffahrt der unteren Donau mit einer in seinem früheren Ver halten betreff» orientalischer Angelegenheiten ganz beispiellosen Energie. England fährt fort, den Antrag, Oesterreich da- Präsidium der Donau- Commission anzuweisen, zu beanstanden, und Ruß lands Präsidium wird augenscheinlich in ähnlicher Weise bekämpft. Frankretch ist, wie man glaubt, noch immer unentschlossen in der Frage." Die Lege im Orient ist immer noch ver worren genug, daß sie sich zu den verschieden artigsten Covjecturen verwenden läßt, je nachdem man friedliche oder kriegerische Symptome au» ihr herau-lesen will. Von Wichtigkeit ist, daß die Pforte sich bezüglich ihrer an Montenegro zu machenden Gebietsabtretung endlich einmal be stimmt erklärt hat. Nachdem sie in der Haupt sache nachgegeben, dürften die Nebenumsiände wohl kaum unüberwindliche Schwierigkeiten mehr ver ursachen. Au- Pari« liegen heute sehr bemerkenSwerthe Nachrichten vor. DaS Gerücht von der Demission teS Grafen St. Va liier tritt mit größerer Be stimmtheit denn je auf. Als sein Nachfolger wird General C h a n zy bezeichnet, an dessen Stelle dann der frühere Polireiprtifect und intime Freund Gambetta'S, Leon Renault, nach Petersburg gehen werde. Freyctnet'S bekannte Rebe wird m allen Communen angeschlagen. DaS Organ Gambetta'S macht gute Miene zum bösen Spiel und lobt die Rede Freycinet'S, gleichsam als ob dieselbe in vollem Einklänge mit den bekannten Ausführungen de- Kammerpräsidenten stände. Nur am Schlüsse de- Artikel- — in eaucka venen am — wird auf da- allgemeine Stimmrecht hingewiesen, welche- jede» Gouvernement „stützt und stützen wird", da- „den Muth hat und haben wird", alle aufregenden Fragen zu lösen Der Hinweis der „R6p. Frangaise" auf die in der Zukunft noch zu erwartenden Leistungen bekundet deutlich, daß da- Cabinet Frrycinet nur so lange Existenzberech, tigung haben soll, als eS sich den Wünschen de» sullrage universol, d. h. im vorliegenden Falle wohl de» Herrn Gambetta fügen wird. UebrigenS hat Herr Freycinet eine zweite Rede in Mon tauban gehalten, in der sich der CabinetSchef bei einer Festlichkeit wie folgt äußerte: „Gestatten Sie mir zum Schluß, Ihnen einige Worte über unsere äußere Politik zu sagen. Sie sehen periodisch in den unS feindlich gesinnten Zer rungen mehr oder weniger beunruhigende Gerüchte über den Zustand unserer Beziehungen, über angeb liche Einmischungsversuche, zu welchen sich die Re gierung der Republik verlocken lasse, über sogenannte, im Entstehen begriffene Verwickelungen. Glauben Sie nichts davon. Niemals war die Lage besser. Frankreich ist aus der Jsolirung herausgetreten, in welche uns die Ereignisse versetzt, und es hat seinen Platz in der allgemeinen Politik wieder eingenom men. Aber die Entfernung von da bis zu einer abenteuerlichen Politik ist groß und wir werden sie nicht durchschreiten. Ich für meinen Theil kenne zu gut die Gesinnungen des Lande», welche- den Frie den entschlossen will, um etwas zu thun, waS ihn compromittiren könnte. Haben Sw Vertrauen m diese Versicherung und lassen Sie die entgegengesetz ten Gerüchte vorübergehen, ohne sich durch dieselben erregen zu lassen. Sie sehen, meine Herren, die Lage ist gut rm Inlands wie im Auslande. Im Aus lände ist eS der Friede, der tiefe Friede, der Friede ohne Prahlerei wie ohne Schwäche; im Inlands ist eS die Ruhe, die Sicherheit, die Arbeit; ein finan zieller Wohlstand ohne Beispiel, eine industrielle wie kom merzielle Thätigkeit, die alle Voraussetzungen übersteigt, eine materielle Ordnung, die nichts stört und welche nicht allein auf der Festigkeit der Regierung, an der Niemand zweifelt, sondern auch, uno dies hat mehr Werth, auf der Weisheit der Bevölkerung beruht. Diese Lage, meine theuren Landsleute, zu erhalten und zu entwickeln, hängt von Ihnen ab. Indem Sie so stimmen wie am 1. August, werden Sie die Regierenden kräftigen und sie von Abwegen zurück halten. Indem Sie fortfahren, die weise, gemäßigte, fortschrittliche, demokratische Republik zu bekräftigen, werden Sie die Fractionen entmuthigen und den ge meinschaftlichen Boden vorbereiten, auf dem sich alle guten Bürger versammeln können. Vollenden wir die Einheit in diesem Lande; seien wir liberal, duld sam; vergessen wir nicht, daß wir aufgehört haben, eine Partei zu sein, und daß wir Frankreich sind. Vernachlässigen wir keine der Pflichten, welche unS diese Lage auferlegt. Bleiben wir unter allen Um ständen Herren unserer selbst. Bewahren wir das genaue Maß der Dinge und daS beständige Gleich gewicht, welches die großen Völker und die starke Demokratie schasst. Meine Herren! Ich schlage die Gesundheit des Herrn Präsidenten der Republik vor, dessen Gedanke immer unter uns sein muß, wie der Gedanke Frankreich immer in seinem Geist ist. Ich trinke auf die Gesundheit des Herrn Jules Grevv, Präsidenten der Republik. Ich trinke auch auf die Gemeindebehörden von Montauban und ihren wür digen Maire, welche wir so lange als möglich im Amte zu sehen wünschen zum Wohlergehen und zum Glück dieser republikanischen Stadt." Nach Brüsseler Depeschen fand am Freitag Abend tm königlichen Palais der Empfang der auS Anlaß der IubiltiumSfestlichkeiten erschienenen Municipalittiten statt. Die Gesandten der betr. Länder stellten hierbei ihre LandeSangehörigen dem König-Paare vor. Berlin war durch Hrn. Voll gold vertreten. Der König zeichnete im beson deren den Lordmoyor von London auS. Bor einigen Tagen versammelten sich in San Sebastian die Führer der dynastisch-libe ralen Opposition im Hause eine« her vorragenden Recht-gelehrten, deS Herrn Alonso Martmez. Herr Sagasta war zu diesem Zweck auS Frankreich und Marschall Martinez CampoS au- Madrid eingetroffen. Mehrere Stunden besprachen sich die anwesenden Seneräle und Staatsmänner Uber die Politik der gegenwärtigen Regierung, gegen welche sich Marschall Campo besonder« erbittert äußerte. Sie beschlossen, dem Cabinet in jedmöglicher legalen Weise Widerstand zu leisten, biS sie den König abermals darauf Hin weisen könnten, daß der Uebergany zu einer libe raleren Politik durchaus nothwendlg sei, da Ca- nova» durch seine politische und religiöse Politik den Erfolg der carlistischen Candidatea bei den kommenden Provinzialwahlcn in halb Spanien ge sichert habe. Marokko bestrebt sich seine internationale Be ziehung nunmehr nach Möglichkeit zu regeln. Wiener Zeitungsnachrichten zufolge verlautet iu den diplomatischen Kreisen der österreichischen Hauptstadt, daß der marokkan ische Minister de- Aeußern, Mahomed Bargasch, gelegentlich de» Ma drider CongresseS die Aufmerksamkeit de» Grafen Ludolf auf oen Umstand gelenkt habe, daß Oester reich-Ungarn keinen eigenen Vertreter in Marokko besitze, und demselben gleichzeitig proponirt habe, der österreichische Kaiserstaat möge sich von nun an in Marokko ebenfalls durch einen Gesandten oder wenigsten- durch einen Generalkonsul von Beruf vertreten lasten, wobei da- Cousulat in Tanger fortbestehen könnte. Baron Haymerle soll, dem Vernehmen nach, aesonnen sein, diesem An suchen deS marokkanischen Staatsmannes durch Entsendung eine- GeneralconsulS nach Tanger zu entsprechen. Neues Theater. Leipzig, 22. August. Bei der gestrigen Aus führung deS phantastischen Drama: „Ein Wintermärchen" von Shakespeare traten die wesentlichen Vorzüge der Dingelstedt'schen Bühnen einrichtung, deren Geschick fast überall Anerkennung gefunden hat, wieder einmal in volle- Licht, und namentlich ist es auch der große Reiz der Flotow'- schen Musik, welcher den Gesammteindruck erhöht. Selbst orthodoxe Shakespeare-Verehrer müssen zu gestehen, daß cs Dingelstedt verstanden hat, dem Ganzen einen mehr einheitlichen Charakter zu ver leihen, indem er auS dem bunten Gewirre der Scenen im Originale da- Wirkung-fähigste zu sammenstellte und geschmackvoll gruppirte. Daß einige drastische Scenen, z. B. diejenige, in welcher der treue Antigonus von einem Bären bepackt und zerrissen wird, ganz wcggefallen sind, ist gewiß kein Verlust. Auch sonst ist eS nur von Vortheil, daß der Bearbeiter allzu Grelle« sowohl im tragischen Affect, al» in komischer Derbheit beseitigte oder doch abmilderte, ohne die Wirkung zu verfehlen. Durch den musikalischen AuSschmuck ist freilich auch hie und da ein etwa- zu äußerlicher opern- hafter Anstrich hinzugekommen, r. B. in der großen Gerichtsscene und in der lieblichen Scene im Frauengemach, wo die in einem Wiegenliede be malte Märchenerzählung des Kinde- durch eine stürmische Dissonanz, die Erscheinung deS König», unterbrochen wird, aber im Ganzen sind die glanzvollsten und rührendsten Momente der Hand lung recht glücklich illustrirt. Bezüglich der Aufführung ist zunächst lobend hervorzuheben, daß die Regie fast sämmtlicbe Rollen in der passendsten Weise besetzte. Ganz besonder- zeichnete sich Herr MyliuS auS, der in seinem König LeonteS eine sehr gewinnende Probe seine- ausgiebigen und vielversprechenden Talente- dar bot. ES wäre kleinlich, unbedeutende Stockungen, mangelhafte oder verkehrte Betonungen, an denen eS nicht fehlte, ihm streng anzurechncn, da doch seine Totalleistung so reich an Effect, an geist voller Darstellung und charakteristischer Prägnanz, voll Feuer und Innerlichkeit de- Ausdrucks war. Beiden großen Anforderungen der Rolle, die sich zum höchsten tragischen Pathos erhebt, durfte eS nicht Wunder nehmen, wenndaS wohlklingendcOrgan nicht immer von gleicher Fülle blreb und zuweilen an markiger Kraft eS fehlen ließ. Geradezu muster gültig erschien der LeonteS de- Herrn MyliuS in den ersten Scenen mit Hermione und Polyxenes, später mit Camillo, wobei das Auftauchen und Anwachsen des finstern Dämon» der Eifersucht ganz trefflich gemalt wurde. Aber auch auf der Höhe de- traglschen AffecteS blieb der Darsteller seiner hochbedeutenden Aufgabe nur wenig schul dig und bekundete mit löblichstem Eifer, daß der Geist der Rolle in Fleisch und Blut itbergeaangeu war. Bollen Beifall verdiente die Darstellung de- gebrochenen, zur Milde »nd Sanftmuth ge stimmten LeonteS im letzten Act. An der Hermione de- Frl. Fried ho ff waren zunächst der Reiz der Erscheinung und dann in allen rührenden Momenten die Anmuth de- Aus drucks geeignet, für die junge, offenbar sehr streb same Darstellerin einzunehmen. Wenn ihr Könne» noch nicht au-reicht, einer so schwierigen Rolle, in welcher eine Wolter und ander« bedeutende Ca- pacitäten große Triumphe errangen, gerecht zu werden, so muß man eben der Anhängerschaft der Dame, die sich in großen Rollen noch zu wenig erproben konnte, Rechnung tragen. Bor Allem bedarf ihr zu weiche» Organ der Kräftigung und der Uebung, um zu dem hoheit-vollen Ausdruck im tragischen Affect, wie er z. B. bei der GerichtS- scene unbedingt erforderlich »st, sich emporzuheden. Auch die Geberdensprach« der jungen Darstellerin erfordert noch wesentliche Nachhülfe, wenigsten- in den energischen Momenten, in welchen Frl. Fried hoff ziemlich matt erschien.
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