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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188010054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18801005
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18801005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-10
- Tag1880-10-05
- Monat1880-10
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1880
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ne Woche lte. Im edeutende so daß Ist erziell atze, doch »er guten etrn, da aßgebend !>er LachS aber O.SO Zteinbutt 0.30 bi» leie 1.10 chte 1.00 r begehrt «er.) gen AuS- »jugeben, re letzten ach noch Jahr die war im rmentlich lebhaften achlälsigt de» Heu 8.75 -1.10 ^l; für Re5 ! wesent- : 37 8"'. -330^» l bezahlt, adert. »ger 31b 3^l bez. ifige 160 bez. » ^ be». . 183 bi» » >tz bq., ä bezahlt Qualität « Br. faß loco ^l Br.. Ruhig. Fap Uxa l Kr. oo >-S0 0 und l -17 ! >3 bei 11 tbr. 1880 Hchsischr -r.Eredit« l 140.—. .90, do. Nt. Gold- bproc. >o 71.— r —, Deutsche , Laura e Rente e 58.60, , Ober- »: Ziem it-?lctien >, Anglo- te 71.40, » Mark- ptember ampfer» l» einen ch. Der war ein c — und Co. nach , diese», ber See Lloyd- Halten en Tele- l». Sep- n N e w er Ham- von St. Dampfer r Allan- Dampfer Dampfer Klierno" na" von Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Neäattioa ii»1 Srpr-ttto« Johanuisgass« 33. Lprechstunliku Lrr tlkdacll«, Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—5 Ubr. NLr dtk Rückg»dr nnqrlandln Manu- scrt»tr m»chr sich di« Nedartion nicht »rrvtRdlich. Annahme der für die nächft- totanrde Nummer bestimmten Zmerate an Wochentage* dis s Uhr Nachmittags, au Sam,- uu» Festtag« fttch bis '/,9 Uhr. 2« de« /iltalea fiir 2as. A»«ahmk: Otto Klemm, UmverfitätSstr. 22, LoutS Lösche, »atharinenstt. 18.P. nur dis Uhr. Wp.igcr TgaMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichtk, Handels- und Geschäftsverkehr. «kb-AuN-,- ISMI. Ad»N»n»t«t,»«t» Viertels. 4',.ML, mcl. Bringerloha 5 Mt., durch di« Post bezogen k ML Jede einzelne Nummer 2b Ps. Belegexemplar 10 Pf. Bedütircu für Extrabeilage» ohne Poftdeförderuug 39 ML Mit Poftdeförderuug 48 ML SNserair bgesp. Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uusemm PrriSverzeichuiß — Tadeüanfcher Satz »ach höherem Tarif. Noctaue» »»«er dem Ue»«e11«»oßrtch die Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stets a» d. LrpettNa» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruauuwsnmck» oder durch Postvorschuß. ^ 3V4. Dienstag den 5. October 1880. 74. Jahrgang. Im Monat September erhielten das hiesige Bürgerrecht: Herr Bormann, Otto Bernhard, Kaufmann. - «Solde, Albert Herimann, HauplsteueramtS- Eontroleur a. D. - Hentschel, Bernhard Bruno, Expedition»-Hülfs- arbeiler. Koch, Gustav Julius, Vicebuchhalter bei der Stadt-Steuer-Einnahme. - Kunze, Alexander Franz Bernd» Schriftsetzer. - Pötz, Carl August Ferdinand, Barbier. - Redner, Johann Herrmann, Schutzmann. - Unser, Heinr. Max, Stadt-Steuer-Einnehmer. - Weber, Felix Carl Raimund, vr. und Buchh. - Ziegenbalg, Ernst Leberecht, Schutzmann. - EonSmüller, Mathias Ludw. Justu», Kauf«. - Eberth, Alexander Emil, Beamter der königl. Lotterie-Darlehyt casse. - Frey, Fried. Tust., Bureauassis. a. d. StaatSb. - Seher, Gustav Adolf, Architekt. - Grätz, Franz Gustav Theodor, Zuschneider. - Grütz, Fried. Adolf Rich., Stadt-Cafsen-Asfis. Herr Grütz, Guft. Alb. Woldem, Controll. u. Assistent bei der Stadt-Steuer-Einnahme. ecker, Johanne» Theodor. Kaufmann, entze, Franz Hugo, Eopist. eber, Otto, Schutzmann, rämer, Carl Robert Edwin, Kaufmann. Bohl, Heinrich Alfred. Schneider. Reißig, Christ. Sottfr Hermann, Kaufmann. Rennert, Friedrich Lebrecht, HauSmann. Richter, Johann Carl, Fabrikant. Rüdiger, Albert Louis, Kaufmann. Seidel, Carl Emil, Postsecretair. Steffen, Anton Georg, vr. pk. und Gvmna« sialoberlehrer. Steinert, Johann Moritz, Studenten-Diener. Schumann. Gustav Emil Eduard, Referendar. Schlicke, Wilhelm Juliu», Steuerausseher. Taschenberqer, Johann August, Marklhelser. Wehnert, Carl Eduard, Arbeiter. Weber, Georg Hermann, Buchhändler. Bekanntmachung. La» »«fahre« ber Trottoir» nab Kutzwege «tt Ktubermagen ist, obwohl e» dem an den Straßen ecken angeschlagenen Berbote zuwiderläuft, zetther nachgesehen worden. Früher ist von dieser Nachsicht ein maßvoller Gebrauch gemacht worden, nach und nach aber ist dieselbe immer mehr und dergestalt gemißbraucht worden, daß dadurch empfindliche und vielfach beklagte Verkehr»- störungen herbeigeführt worden sind, welche nicht länger geduldet werden können. Daher wird die zetthcrtgr Nachsicht nicht ferner aeübt werde», »telmehr werbe« von jetzt an Diejenigen Personen, welche -te Trottoir» unb Kutzweae ber Straßen und freien Plätze «tt Kinberwageu, wozu auch die neuerlich tu Gebrauch gekontwenen «oüstühle z« rechne« sind, be fahren. nach Matzgabe »es obgrbachten Verbots u« Gelb bis z» «0 >» ober «tt Haft bis z« 14 Tage« bestraft werbe«. Wenn, wie eS üblich geworden, Kinderwagen unzurechnungsfähigen Kindern überlaffen werden, welche sich damit auf Trottoir» und Fußwegen umbertreiben, so werden deren Eltern beziehentlich diejenigen Personen, unter deren Aufsicht die Kinder stehen, in obgedachte Strafe genommen werden. Auf den Fußwegen der Promenaden, der mit Gartenanlagen versehenen Plätze de» RosenthalS. Scheibrnholzc» und Jobannapark» bleibt da» Fahren mit Kinderwagen bi» auf Weitere» gestattet, soweit nicht diese Wege durch Ans-blagSverbot oder öffentliche Bekanntmachung hiervon auSgeschloffen find. Doch Dürfe« Daselbst bet lverwetbnng obgebachter Strafe nicht «ehrere solche Wage« «ebenetnanber * WAltaeus wir» «ch gegen ba» trotz be» Lerbot» sortwäßAnber Vrtti«rr«lgen fetten« brr «nfstcht-beamtrn t««er «ehr üherha»b«eh«e»be »egehen brr Trottoir« «nb Kntzwege «tt »«fangreiche« Gegenftänben künftig «tt uuuachfichtttcher Strenge eingeschritte« «erben. Lewzrg. an, 2. Oktober 1880. Der «ath ber Stabt verpz», l . vr. Georgi. Harrwitz. f Bekanntmachung. Zum Besten de» Theater-PensionS-Fond» wird Dienstag, be» 5. Detober b. A, Lohengrt«, Oper in 3 Acten, Musik von Richard Wagner, aufgeführt werden. Da in dieser Vorstellung die vorzüglichsten Kräfte unserer Opern-Bühne Mitwirken werden, so hegen wir die zuversichtliche Hoffnung, daß dieselbe dem geehrten Publicum Veranlassung zur Bethätigung seiner Theilnahme für» gedachte Pensions-Institut geben und sich daher eine» recht zahlreichen Besuche» erfreuen werde. Leipzig, den 30. September 1880. Der Berwa^tuugS-AuSschutz be» Theater-Pension«--»«»». Bekanntmachung. Laut Anzeige werden hier unter der Bezeichnung „Mexikanische Irrlichter" in Gläschen verpackte vier eckige Gegenstände al» Epielwaare zum Verkauf gebracht, welche, wie die Untersuchung ergeben hat, au» Natriummetall bestehen. Da diese» wegen seiner großen chemischen Verwandtschaft zu Sauerstoff sich leicht stark erhitzt und nach Befinden explodirt, so untersagen wir hiermit die Herstellung und den Verkauf dieser Spielwaaren. Zuwiderhandlungen werden nach 8- 12, 2 de» Gesetze», betreffend den Verkehr mü Nahrungsmitteln, Genußmitteln und GebrauchSgegenständen, zur Bestrafung angezeigt werden. Leipzig, am 1. October 1880. Der «ath »er Stabt Leipzig vr. Georgi. Kretschmer. Einführung eines neuen Handelsgebrauchs im Wechselgeschäst. Auf Anregung de» Börsenvorftandes und im Einverständnisse mit diesem hat die Handelskammer beschlossen, eine Abänderung von 8 15, Absatz 3 der „HandelSgebräuche der Leipziger Börse im Wechsel-, Geld- und Effecten-Seschäft" (Leipzig, 1679) m folgender Fassung in Vorschlag zu bringen: .^Langsichtige AppointS auf London von weniger al» Lftrl. 100 Bettag, auf andere Plätze von weniger al» 1000 Werth haben gleichfalls keinen Einfluß auf Feststellung der Course. Für kurze Wechsel sind die Minimalbettäge folgende: Für London - belgische Plätze - Pari» - Holland . sien Lftrl. SV. FrcS. 500, Frc». 500. fl. 300, fl. 300, Rbl. 500." - Petersburg u. Warschau . E.waiqe Einwendungen gegen diesen Vorschlag sind bt» zum 5. «vvember b. I. schriftlich aus dem Bureau der Handelskammer, Neum-rrkt Nr. 1b, 1 EL. einzureicben. Fall» solche Gin- w-n-t««g»n HG dahin nicht erhoben lein sollten., wird die obige Abänderung aus Grund v»n 3 14 der Börsenordnung vom 36. März 1870 anderweit n t der Wirkung veröffentlicht werden, baß gegen denjenigen, welcher bei Abwickelung «ine» Börsengeschäft» dem veröffentlichten HanbelSgebrauch« die Anerkennung »er- I wergen, Ausschließung von der Börse verfügt werden kann. LeipPg, den 3. October 1880. Der stellt». Vorsitzende ber Hanbrl»kg««er I C. Cichoriu». vr. Sensel, S. Der Reichskanzler als Havdelsminijier. E» scheint wirklich dos Maß menschlicher Kräfte zu übersteigen, wa» von der Summe täglicher Arbeit erzählt wirb, die der Fürst im letzten hal- den Monat als preußischer Handelsminister leistete. Und zwar hat er, wie nochmal» betont werden mag, beinahe Alle- ohne jede Bureau-Hülse fertig stellen müssen. Der einzige Beistand, den er in diesem Herbste in FriedrichSruh gebraucht» ist der seine« Schwiegersöhne», de» Grafen Rantzau, der gewiß häufig seine Stellung mit der eines „Geheimen expedirenden SeeretairS" an irgend einer Eentralstvlle in Berlin vertauschen möchte. Die Arbeit übrigen», welche den Beamten de« preußischen Handelsministerium» jetzt aufgebürdet rst. erscheint ebenfalls al» eine nicht unbe deutende. Früher war r» Gebrauch, daß sie, wie ihre Kollegen in den übrigen Mini sterien, gegen Spätnachmittag die schönen neuen Räume im Gebäude de» Reichs justizamt- ver ließen, da» seltsamer Weise zugleich preußische Behörden (man weiß nicht recht, ob gegen Ent gelt oder unter welchem Titel immer) beherbergen muß, um für den Rest de» Tage- nicht dorthin zurück zu kehren. Jetzt ist Das anders. Mit ledern Postzuge ist eine Sendung de- gegenwär tigen Chefs zu erwarten. Jede» Actev stück von irgend einer Bedeutung läßt er sich vorlegen und schickt es mit zahlreichen und dringenden Rand bemerkungen versehen zurück. In jedem Augen blick kann eine Depesche von ihm einlaufen, in welcher er auf da» Schleunigste Weitere-Material zur Bearbeitung einer der Fragen, die er in An griff genommen hat — Arbeiterversicherung, volks- »irtbschaftlicher Senat u. s. w. — fordert; so komm« e», daß die Beamten sich freuen müssen, wenn sie bi» zur Abfahrt de» letzten Zuge» nach FriedrichSruh, um 10 Uhr Abend-, AlllS fertig gestellt hab«r. Freunde de» Weltfrieden» dürfe» sich vielleicht dieser Mtttheilungen freuen, denn jener kann unmöglich bedroht sein, wenn der lei- lende Staatsmann der ausschlaggebenden Groß macht in der geschilderten Weste seine ganz« Kraft und Arbeit an die Lösnng wirtschaftlicher Kragen fetzt. Um Nun ans die Pläne de» neuen Handel»- minister« etwa« näher einzuaehcn, so wird bei Be trachtung derselben «it Schlagwörtern diel mehr M ßbrauch getrieben, al« einer gründlichen und fachlichen Erörterung dienlich ist. Sehr bequem »st e« freilich. Maßregeln auf socialpoliltfchem Ge biet« einfach «tt der Bemerkung abzulehnea, die selbe» f-«u nicht liberal. Mit Vorliebe wird eine solch« Ablehnung versucht aegenüber Allem, »a« wie «lue »ehr oder minder direkte Ein mischung de« Staate« in wirthschaftliche Dinge kuGstehl Run giebt e» allerdings eine Richtung de» Libe ralismus, welche ihr Ziel nicht blo» dahin gesteckt hat, dem Volke einen maßgebendrn Antheil an der Regierung de- Lande» zu sichern, sondern wnter gehend auch die Art diese» Regirren» dahin zu er klären trachtet, daß möglichst wenig regiert und den einzelnen Individuen ein sehr auSgedehnte» Maß persönlicher Freiheit speciell auch in wirth- schaftlichen und socialen Fragen gelaffen werde. Au» der vernünftigen Einsicht der Einzelnen und au» dem Gegensatz der widerstreitenden Interessen soll dann da» allgemeine Beste von selbst sich er geben. Wir möchten warnen, die politische An schauung mit diesem Individualismus und der Beschränkung der Staatshoheit und -Thätigkeit auf gleiche Linie zu stellen: sie würden die Er fahrungen der Geschichte und die Stimme der Bevölkerung gegen sich haben. Preußen und mit ihm Deutschland wären nie geworben, was sie sind, wenn nicht der Staat sehr energisch und oft sehr rauh und gewaltthätig in die Bestimmung deS Einzelnen einbegriffen und ein großes Maß von Aufopferung mdwidueller Willensfreiheit und in dividuellen Genüsse» zu Gunsten de» gemeinen Besten verlangt hätte. Und täuscht uns die Beob achtung nicht, so ist auch jetzt die Bolksstimme einem Zwange nicht ungünstig gestimmt, welcher ein Zusammenfaffen der einzelnen Kräfte nud ein Nuterordnen derselben unter die allgemeinen EtaatSzwecke fordert. Ander« läßt sich weniastens daS Suchen nach neuen Formen für genossenschaft liches Zusammenwirken auf den verschiedensten Gebieten nicht deuten. Die Aufgabe liegt aber nicht darin, nun mit dem einen oder dem anderen Priacip streng alle Fragen lösen z» wollen, sondern in gereckter Ab wägung dahin zu vermitteln, daß auf der einen Seite nicht alle Privatunternehmung gehemmt, auf der anderen Seite nicht alle EtaatSthätigkeit lahmgelegt »erde. Und dabei darf vor Allem nicht an« einzelnen Erfolgen sowohl der Staat«- wie der Einzeltbätigkeit auf da- Ganze geschloffen werden Die große Masse wird wuuer weder srriwUlig ba» Röthige thun, noch zu de» böchsten Leistungen gezwungen werden können. Rur zu eine« «ittleren Maße wird man sie daher durch den Staat heranziehen können. Diesen stspnnct sollte man bei den Plänen, auf welche Kreise z. L. bi« Arbeiterversicherung a«S- len nnb welche Betrüge an Untorstübung unb « ben Einzelnen zu gewährleisten sei« unberücksichtigt lag«. P-lMsche Ilkters ' Kritzgt^ 4. October. ES gehört znr «onseovativeu ^ Liberalt-mv« für jeden Krebsschadenbtzrmensch lichen Gesellschaft verantwortlich zu machen. Ln diese Kampsmethod« stad wir nachgerade gewöhnt. Vor Kurzem haben die Verhandlungen de- Ton resse» der StrafaustaltSbeamten in lremen die öffentliche Aufmerksamkeit auf die traurige Thatsache der wachsenden Zunahme der Verbrechen gelenkt. Unter den Vottchlägen. wie dieser unerfreulichen Erscheinung zu begegnen sei, taucht immer zunächst der einer Verschärfung de» Strafgesetzbuches auf, da», wie die con- servative Anklage lautet, von dem Liberalis mus in unberechtigter Humanität viel zu »übe Fassung erhalten habe. Die Revision de» Straf gesetzbuch« wirft bereit» ihre Schatten voran«; fortgesetzt wird in den Blättern, die «tt der Reichs-Regierung Fühlung zu haben pflegen, die Nothwenßigkeit einer solchen Maßregel be tont. Wir meinen aber, daß man die Sache nicht mit dem ihr gebührenden Ernst behandelt, wenn mau sich einbildet, mit einer so ewfachen Maßregel, wie der Verschärfung etlicher Strafge setzparagraphen, einem sittlichen Niedergang ent- gegenardeiten zu können. Man setzt sich auf diese bequeme Art nur über die Verpflichtung hinweg, nachzudenken, wo die tieferen, wahren Ursachen de» Nebel» liegen und wie ihnen entgegen zu wirken sei. Unser Strafgesetzbuch ist gar nicht so über mäßig mild, wie ihm häufig vorgeworfm wird. E» enthält die Tode»strafe, e» enthält für alle schwereren Verbrechen langwierige Zuchthausstrafen, e» enthält selbst für leichtere Vergehen mehrjährige Gefängnißstrafen. ES ist doch kaum auzunehmen, daß eS eine durchschlagende Wirkung haben würde, wenn man da und dort die Maxunalgrenze der Zuchthaus- oder Gefänanißstrafe um einige Jahre htnaussetze. Da- Strafgesetzbuch läßt überhaupt den Gerichten einen außerordentlich weit bemeffenen Spielraum. Wenn die Strafen in manchen Fällen ,u gering erscheinen, so ist vielmehr die milde Praxi» der Gerichte daran schuld, al* daß da» Strafgesetz ein höhere» Strafmaß nicht gestattete. Wir sttd durchaus nicht so überzeugt von der Un- üderlreffl chkeit und Fehlerlofigkeit aller „liberalen" Gesetze, baß wir nicht, wenn ganz bestimmte Mängel nachgewiesen werden, zur Verbesserung gern die Hand böten. Der Reichstag hat be kanntlich bereit» früher Aender ungen a» Straf gesetzbuch »oraenommev und anerkannte Uebelstänse be eitigt. die sich in der Praxis al» solche heran»- gestellt hatten. Allein wir können de« nicht dei- pfiichten, wenn «au glaubt, ganz allgemein mit ber Hinauffchrantzung etlicher Strafen de» Stand >der Sittlichkeit wesentlich bessern zu können, und Hh auf diese leichte Weife w seinem Gewissen mit evier traurigen socialen Thatsache ab gefunden zu haben. Erscheinungen, die einer gang» vielfach Zusammensetzungen der Ausschüsse, dann aber noch mit einer langen Reihe von Verwaltuug«- Angeleaevheilen zu beschäftigen haben, bevor der selbe sich mit legislatorischen Arbeiten befassen würde, für deren Erledigung ohnehin bi- zum Zusammentritt de» Reichstags nahezu vier Monate übrig bleiben. Jrrthümlich ist die Ansicht, daß sofort nach dem Zusammentritt be» Bundes- tttthe» die durch die neue GeschästSvrbnung eiu- acsührten „Miuisterberathungen" stattfinden sollen. Die Sitzungen de» preußischen Staatsministerium» befassen sich jetzt im Wesentlichen mit den Land tagsvorlagen. E» ist die ausgesprochene Absicht, im Landtage zunächst den Staatshaushaltsetat in Angriff zu nehmen und möglichst vor Ablauf des Jahre» zu erledigen. Wenn sich bestätigen sollte, daß die socialpolitischen Entwürfe de» Reichskanzler« zunächst an den Landtag gelangen würden, so möchte daher ihre Berathung kaum vor Anfang de» nächsten Jahre- erfolgen, zu einer Zeit, in welcher Fürst Bi-marck in Berlin anwesend sein und sich an den betreffenden Arbeiten betheiligen könnte. Die Polemik über die Verwaltung de» Reich»- land eS hat nunmehr ein gemäßigteres Tempo angenommen. Man ist jetzt geneigt, ancd ba« Gute anzuerkennen, wa» m den letzten Jahren geschaffen worden ist. In der Thal ist auf allen Gebieten de» staatlichen, wirthschaftlichen und Leben» in dem verflossenen Decennium verirrten Zettrichtung entspringen, muf Ziele« und Große» in Elsaß-Lothringen ge schehen. Wenn auch die Wirkungen von Biele«, wa« in dieser Zeit geschaffen wurde, erst schwach oder überhaupt nvch nicht wahrnehmbar sind, so wird man doch nach weiteren zehn Jahren auch in Altdeutschland eiusehen, daß iu der Zcit von 1870 bt- 1880 in Elsaß.Lothringen nicht blo» Festungen gebaut worden find und baß Einrichtungen, wie die allgemeine Wehrpflicht und der Schulzwang, wenn auch langsam, so doch sicher wirken. Aller, ding» liegt für Elsaß - Lothringen in wirthschafl- licher und geistiger Beziehung der SHwerpunct noch vielfach jenseits der Vogesen; aber eben f» sicher ist, daß auf alle» Gebieten vre Beziehungen »» Deutschland von Jahr zu Jahr regere und lebhaftere werden, und d»ß die Bevölkerung un- «erklich wieder «ehr und «ehr in den Krei» des deutschen Leben» und Denken» hineivgezvgcu wirb Spreche man daher nicht fvrtwährend von den Antipathie« und Sympathien ber Elsaß-Lothringer, betrachte «an lieber,wa» unter der deutschevHerrschaft i« Reichslande thatsächlich geschaffen worden ist. Wenn auch recht Biel iu Elsaß-Lolhriugen sich ändern muß. «« dasselbe al» wahrhaft deutsche« gen werden als mit Mitteln, die sich so aus tt Oberfläche halten. Wie r< heißt, wird der nunmehr ein berufene Bundesrath zunächst sich mit ben üblichen nach- Laub betrachten zu könne», so kann doch eine ruhige, unbefangen« Beobachtung de» dort bisher Erreichten nicht entmnthigen. sondern nur er- muthigcn, zumal jedenfalls die Hauptarbeit iu dem abgelaufenen Jahrzehnt bereit» geschehen ist und
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