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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188011227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18801122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18801122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-11
- Tag1880-11-22
- Monat1880-11
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1880
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?rol>ebekts Iior, !ce. !t!ke. tirulllti-,»» rlitussoSsll r»»okku. »o lvi> üruixl- > Werk is vorrüz- «»wwelii. itemstiscli >« />«»»« ) svi08 Up, »rcditeel'» ^o»«ko») dsrsttsrl- is, »iscivr >s kL^scig UISSF^I») vs» leiäsr t»» obigss ZQ. ^ion LlctoIIs. n Nöds <IIv 6v- l»8 »k- vurcd- s Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. MDtzchttlBU DUZ EePeztttsU JohamüStzasi« SS. A»Mhß»»Se> Srr Revulle» Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag» 4 » Uhr AM »te «»«mH» et»«chmdtrr Msmi- s, »»Mt «b die RrdchcNo« »er für die »Lchft. dttrmmer destlmmre« an »echentage» dt» NuchmttwaS, a> So»n- efttaM,ftÄdt»^/.»Uhr. »» de, Filler» s» I^Lmmtzme: Ott» Klemm. llawersitätSsir. 22. L««t» LLfche.»achart««rstr. tS.p. mir dt, '/^ Uhr. UchlM.TagMM Anzeiger. Orz» für -Mk, Lrccheschichtt, Handels- Md SeschWdaKhr. «ufiiWe Ld»„r«e»ttßer1» vterWff.»'/, Mr incl. Brin«rlohp § M. durch die Post be^gm S Wtt Jede einzelne NvMMer 25 Pf. Belegexemplar 10 Vf. Gebühren ftt -xtradeltag» «tzne PostdeftzrderOi, »V t«tk Mit Postbeförderuug 4, Mk. Instrate 5gesp. Peti <drd^re Schrift« Prei-tz»cr»elchmß. — Satz nach hö Rektoea »»er de« i hi« Spaltzeile 40 Ins««»« find stet» an d. 1 t, «»den. - Nabatt wird »tcht -«geh« Zahlung prasao» »»,1 oder durch ^ Z5L. Wtorrtag den 22. November 1880. 74. Jahrgang. Bekm seit« in ftädtssch« Verwaltung übernommen haben, oember daß wir dt, M sowohl der Vrandvorwerk- . , von der Brandvorwerkstraße Nr. 3b auf der nördlichen Straßen« Leüpzig, den 17 Nove 18«. »er Neid der »t«dt Leipri«. i. Ml vr Georai. tlisch. «ss. Wegen Reinigung der Locale bleiben die Mittwoch ansgescht, und können die für diesen Tag 3S. d. M. in Empfang genommen werden Leidig, den «. November 18«. e Geschäfte de« vechhauses >, de« 24. Nvoembeg ».« g bei der Sparkasse gekür uud der Sparkasse für gekündigte» Beträge schon Dienyag, den De» ««ttz» Dep»««tto» für «ethtza», ««» «p«rmße. preußischer Landtag. * Berlin, 20 November. Bon der Erregung der Gemüther, welch« die Judeufrage hervor gerufen, zeugte heute schon die äußere Physiognomie de« Abgeordnetenhauses, der Andrang nach den Tribünen und die noch stärkere Zahl Derer, die abgewiefeu werden mußten. Vielleicht hatten viele der Zuhörer erwartet, daß von beiden Seiten noch stärkere Farben aufgetragen werden, daß die Sensation«-, vielleicht sogar die Skandaisucht Be friedigung finde« würde. Diese Rechnung, wnm sie angestellt wordm, täuschte. Bei einem an sich so aufregenden Gegenstand wird ja immer ein etwa« lebhafterer Ton der Verhandlung herrschen. Äm Ganzen aber war die Haltung der Redner auf allen Seilen eine maßvolle und wür dig«, uud man wird gegen Niemanden den Bor wurf erheben können, daß er nicht bestrebt gewesen wäre, diese Krage ia Wege zu leiten, die zur dauernden Versöhnung uud Beruhigung führen. Ueber diese Wege freilich stehen sicb die Ansichten noch sehr schroff gegenüber. Da« Nähere ergiebt der folgend« Bericht: Abg. vr. Hänel: Im Jahre 1878, I« Jahre, nachdem Lesfing seinen Nathan gedichtet hat (Unruhe «cht»), saht» in Berlin der europäisch« Longreß und nah« m seinen Notra, die Elauset auf, daß oer Unterschied de, religiösen Glauben» uud Bekennt nisse» tu den betreffenden orientalischen Ländern Niemandem gegenüber geltend gemacht werde al» ein der Gleichberechtigung aller Confeisionen, inSb dere auch der Juden, europäische Anerkennung 1 Wenn diese Llausel auch bezüglich ihrer AuSfuh r Ju in Rumänien. So iß e» geschehen, daß jene Llausel Confeisionen, in-besow Anerkennung fand, bezüglich ihrer Ausführung m Rumänien Schwierrgkeü fand, so wurde doch auch die Anerkennung der Gleichberechtigung der Juden in Ruvlänien neuerding» im Jahre 18« durch eine Nete zur Bedingung de« Ein tritt» Rumänien» in dre völkerrechtliche Gemein schaft Europa» gemacht. Im Anfänge schien die bei un» auSgebrochene Agitation einen Unterschied machen zu wollen zwischen den besseren und schlech teren Juden, um emen Druck au»zuüben, daß auch Letztere sich schneller nationalifiren. Daß auch den Juden viele Kehler anhaften, da» geben wir und auch die Gebildeten unter ihnen zu. Aber sie selbst üben an diesen Fehlern die größte Kritik. Wenn wir darf todt geschlagen hat, da verlangt man, daß eine Rückwirkung davon gar nicht mehr heute vorhanden sein soll? Zumal die eigentliche volle Emancipation eist seit einem Jahrzehnt einaetrelen ist? Die antisemi tische Liga verlangt, die Juden ohne jeden Unter schied herabzudrücken. Die» beweisen ihre Statuten, die» hat sich auch bei den Wahlen gezeigt, wo nicht nach Charakter und Verdienst gefragt wurde, sondern nach der Religion. Sehen Sre sich doch di« Wahlen in Magdeburg und hier in Berlin an, die rothen Zettck mit der Aufschrift: .Wählet keine Juden." Würde man blo» die religiöse Seite der Frage be rühren, so wäre sie diScutabel, aber, meine Herren, diese Frage ist übergeleüet in dir Frage der Race Fr> . Da» ist die perfidest« Wendung. (Sehr richtig l) Denn daß ich einer Ration, einer Race angehöre, ist ein Fatum, dagegen kann ich mich nicht wehren: der Kampf gegen die Race ist die praktische Ünter- Bür- ver ^ ,, Satz: Liebe deinen Näch sten wie dich selbst (Sehr wahr!) Anfang» schien sich die Bewegung in den Schranken der Verfassung zu halten. Auch darüber ist sie hinau» gegangen und will die verfassungsmäßige Gleich verechtiqung der Juden beseitigen. Dannt hat di, antisemitisch« Bewegung den religiösen Boden ver lasten und verfällt der Lompetenz der Legislatoren und dH«» Hause». Ich komme nun zu den Folgen dieser Bewegung. Ueber die sichtbaren Folgen, die turbulenten Volksversammlungen gehe ich hinweg. Zu jenen sichtbaren Folgen gehört jener Lvnt»muS und lene Rohheit der Presse, die gleichfteht der »er social demokratischen Preffh welche zur Unterdrückung der SocialLemokratie geführt hat. Die verantwortlich- keit für da» Einzelne liegt Denen mit ob, welch« viel schwerer welche« Ge- jüdischen Mit schicken? an, die ngesrtzt cuuoemorrai i für da» < di« Bewegung anaefangen haben. Für halte ich die unsichtbaren Folgen Mit fühl, glauben Sie wohl, daß unsere jü biirger ihre Kinder jetzt in die Schul« schick, Sehen S« sich unsere »üdischen Mitbürger an, ihr, voll« »rast jederzeit für den Staat einges »den? Die unseren haben, welch«» Gefühl müssen diese Hab Bewegung hat eine tiefe Kluft zwischen Mitbürgern aufgeriffen. Da» haben jene Männer empfunden, die jenen Aufruf am vorigen Sonn tag erlaffen haben. Ein Stillschweigen Izu einer solchen Bewegung ist gerade besonders verhäng- nißvoll, ja faß eine Parteinahme, und darum ist die Interpellation gestellt, um der Regierung zur Erklärung Gelegenheit zu geben ES exiftiren Be sorgnisse »n den jüdischen Kreisen, daß die Regierung nicht mit gleichem Recht gegen Alle verfahren ist; allerdings tst ja in Folge der Agitation die Empfind lichkeit unter den Juden eine sehr große. Jedoch areift meine Interpellation bei der Thatsache ein, daß in agitatorischer Weise verbreitet wird, die könia- greruna könne sich entschließen, die Verfassung»- gewährleistete Gleichberechtigung der Juden rm der Verwaltung zu beschränken. ES enthält die Petition also nicht» Andere», al» eine Verleitung um Bnich de» auf die Verfassung geleisteten Elde» Denn solch« Erwartungen aber vorhanden find, so muß ich zu meine« Bedauern sagen, daß fachen begründet sind. Hat doch selbst al» Abgeordneter gekämpft Ist doch i, rath selbst den Bürgermeistern die Jndenpetüion zur Sammlung von Unterschnften »ugegangen Ich mH« v»llig unabhängig auf dem RechtSboden der ver- faffuna. ja ich glaub« sogar bei dieser Lag« ver- pflchLrt getztesen zu sei», dv JnterpeS-Mo» zu stellen, damü dw .stegwr.n« in .«er schweren Verwirrung der Gemacher und gewisser socialer Kreise eine klare und feste Stellung einnehme. Ich bin der Neber- »euoung, daß die Regierung eine runde und volle Eiklürung aogeben werde, daß sie sich niemal» dazu verstehen könnte, diese verfassungsmäßigen Grundsätze antasten zu lasten und damit jener garstigen Be wegung d,e Spitze abzubrechen (Beifall links ) Die stenographisch genaue Erklärung de» Bice- präsidenten de» Staatsministeriums. Graf zu Stol- berg, lautet: Die Interpellation de» Abz Hänel davon au», daß eine Petition, an den Herrn diese durch Thal- »d Hat doch der Reichskanzler « gegen die Parität der Juden in Westfalen von einem Land- «ichSkaniler gerichtet, verbreitet werde, welche die wörtlich aufgefübrten vier Fordemngen an die StaatSreaierung stellt. In Veranlassung dessen wird an die StaatSregierung die Frage gerichtet, welche Stellung dieselbe Anforderungen gegenüber einnimmt, !iehi ... regierung nicht gelangt ist, daß sie auch nicht in der Lage war, den Jichalt derselben amtlich in Erwägung zu ziehen. (Zustimmung recht».) Gleichwohl nimmt die StaatSregierung nicht Anstand, die Frage dahin zu beantworten, daß die bestehende Gesetzgebung die Gleichberechtigung der religiösen Bekenntnisse in staatsbürgerlicher Beziehung auSipricht, und daß da» Etaatsministerfu» nicht beabsichtigt, eine Aenderuna diese» RechiSzustande» eintreten zu lasten. (Beifall recht».) Auf Antrag der Abgeordneten Rick ert und Klotz, welcher fast vom ganzen Hause unterstützt wurde, tritt da» Hau- in eine Besprechung der Interpella tion ein. Gegen bieselb« meldeten sich 18 Redner »um Wort, S für dieselbe. Abg. Reichensperger (Olpe): Ich erkläre mich mit der Interpellation insoweit einverstanden, al» dadurch eine Erklärung der Regierung hervorgerufen er die jüdff Bewegung besonder» s, davon müßten S» beweist die», daß «icht genau kenne Diese »rgeuzfon, weil nationale und tereffen in Frage stehen. Aber ten, wa» überall Gläubiger der ,rü müssen fie Emancipation sich verdienen. Unter meiner letzten 10 Jahren hte Quittung für diesen Echuldtitel bekommen? Nein, im Gegentheil, gerade fie haben in dem Cultnrkampfe ge^» «G die größte Feind schaft, besonder» in der Messe, geübt. Und wer tritt hier al» Ritter derselben auf? Der Abg. I>r Hänel. Wer isi denn, al» jene Scene« in Moabit stattfanden, al» Ritter aufgetreten? Welche Stellung haben denn jene Ritter i« Culturkampfe eingenommen? Kein« ander«, al» baß fie über die Fundamentalarlikel der Verfassung «unter hinweggmgen. Wo bleibt denn da di« Verfassungstreue? Die Jnterpell tion hat überhaupt gar keine ander« Bedeutung, al» die Ausübung de» Prtitionlrechte» bezüglich de» bringen tatioa di« gut« - I»r hat die Petition u lg«, unseren jüdischen daran, ähn- dort getreten die Nothwendigkeit aulzuerlegen, sich eine» Besonnenheit und Mäßigung zu befleißig« Emancipation zu verdienen. «dg. Seyffartb (Liegnitz): Ich erinnere d< daß durch dre entschiedene Beantwortung einer lichen Interpellation in Oesterreich die Agitation ihr Ende erreichte. Die» hoffe ich auch unsrigen. (Gelächter.) Man hat Kne religiöse betrachtet, gleich al» thum in GKahr stände. Ich Hab« daß jeder anständige Jude da» Chriftenchwn achtet Welch« Opfer haben Ke Juden 1870/71 gebracht! Wjg. von Heydebrand und von der Lasa: An» ich «rldnne an. daß die Juden, mit denen ich in Berührung gekommen bin, respektable Leute find, aber gerade die Presse, die meist von Juden geleitet wird, sollte erörtert^ ob nicht ein Therl de» Juden- thum» selbst die Schuld an den Ausschreitungen F» ist aber auch ganz ungewöhnlich, daß man erung auffordert, Stellung zu nehmen zu einer Frage, die noch in keiner Welse an fie heran- . Man hat für diese Agitation gerade die Partei verantwortlich gemacht, die doch - mdpuncte de- Recht» und der Verfassung stebt. Wir haben ja offen e» seiner Zeit für zweifel haft erklärt, ob sich d»e deutsche Ration darin finden werbe, daß man öffentliche Remter in die Hände der Juden legt. Aber seitdem die» gescheh n, bat sich die «.ouservatwe Partei auf den Boden de» Recht» ge stellt. fie wird di« verfassungsmäßigen Rechte der Juden genau so schützen wie die Lliberalen, aber wir verlangen von ihnen Mäßigung im Gebrauche dieser Rechte Lba. vr virchow: Hätten die anderen Herren die Mäßigung deS Vorredner» geübt, so würden wir diese Interpellation nicht gestellt haben. Die Anfrage ist allerding» de»halb gerichtet, ob jene Bestrebungen einen Widerhall in der Regierung sind«». Correct war dt, «Mwott der Regienrua, aber kühl bi» an» er Hab« da» Gefühl, daß di« Regierung ihnen nicht besonder» geneigt ist Scho i im Jahre 1879 >at der Vorstand der jüdischen Gemeinde an den Minister de» Innern ern Schreiben gerichtet, Schutz wo den an den Minister. Auch darauf folgte keine Antwort. Da man nicht ernsah, warum auch nicht einmal eine abschlägige Antwort «rtheilt wurde, wandte sich der Vorsitzende persönlich an den Minister, traf ihn jedoch nicht und erhielt aus dem Ministerium die Antwort, daß der Minister nicht Jedermann sprechen könne. Schließlich kam eine Antwort, daß der Vorstand für nicht legitimirt erachtet werden könne, die gelammte jüdische Bevölkerung zu vertreten, auch sn bei den Agitationen kein S.setz verletzt. Darin liegt eine ge wisse Latitude. ES handelt sich jetzt nicht mehr um die Rechte, welche den Juden durch die Verfassung gewährt sind, sondern auch um die ihnen im Jahre 18IL verliehenen Rechte, durch welche sie Staatsbürger sein können; auch war ihnen die Zulassung zum EraatSdienst versprochen worden. Wenn man Jemandem Rechte erlheilt, so darf man sich doch nicht wundern, wenn er sie benutzt. Die Brochure von Neumann weift statistisch, wenigsten» bi» »um Jahre I87l, bi» zu welchem da» statistische Matena! vorliegt, nach, daß die Einwanderung oer Juden eine ganz geringe ist und trotzdem wird von den Agitatoren tn den Volksversammlungen behaup tet, wir würden von Herden heruntergekommener Semiten überschwemmt Analog verhält e» sich mit der Racensrage. Wie sieht e» damit, e» find hervor ragende Juden »um Lhristenthume übergetreten und sind Führer der conservativen Parier geworden. Warum haben Sie denn da nicht den Widerwillen gegen die Race gehabt? E» girbt ja genug von den Lonservativen, die mit Juden verschwägert find, oder ist Ihr Widerwille nur gegen die männ lichen Sermten gerichtet!? Gehen wir der Sach« Brochure ltnißmäßia viele jümsche . llen besuchen und dadurch der der Race gegen Race hervorgerufen werde, ich verkenne durchau» nicht die schlechte Getz der einzelnen Jude«, speciell der jüdischen aber Die» verkennen di« gebildeten Juden sel nicht. In den Ländern, wo die Emancipation ständig dnrchgeführt wurde, läßt sich ein dauernder Friede wohl erhalten, den Vewer» liefert Hellantz. Dieser Angriff iß bei «n» allerdings von der konser vativen Parte, «ußgeaangen. Ich erinnere an die goldene Internationale, an di« ,Hreuzzeitune" vo« Jahre 187». Ueber di« > Germania" will ich nicht reden. Bedrohlich jedoch wurde sie erst, al» eint»« jüdisch« Parlamentarier der Regierung unbegue« wurden und nunmebr ein« ganze Reihe neuer Blätter gegen die Juden auftauchte. Abg. Hobrecht: Di« Interpellation de» Abge ordneten vr Hänel war voll gerechtfertigt durch den Wunsch und die Hoffnung, daß in einer unser öffentliches Leben dennruhigenden Strömung me Erklärung der Regten»«« Beruhigung schafft Meiner Ueberzeugung nach handelt «» sich nicht um den um darin. cenfessionellen Standpunct, sondern sähe Die Gefahr der Agitation liegt Lmdenschaft« wach ruft, die sich nachher nicht dämmen Den leidenschaftlichen Anklagen gegen die Inden in guter Theil de» häßlichsten Relde» zu Grunde. Nba.LrLger wie» daraus htn,daß hervorragend« Vertreter der konservativ.n Partei e» waren, welch« den Juden die Gleichberechtigung mit erkämpften. Di« jetzig« Agitation sei Nicht» weit« al» eine De magogie der niedersten Art, die e» wage, sich mit dem Namen de» Ehriftenthum» zu schmücke». Die t verkenne, fänden Wich- zu be dauern, daß jetzt über die Frage ihrer staatSbürger- chberechtigung drbattirt werde, indthorft hält die Interpellation für un begründet, dieselbe werde da» Gegentbeil von Dem bewirken, wa» die Interpellanten beabsichtigten. Di« Antwort der Regierung sei völlig genügend, nutzt kühl, wie virchow geglaubt habe. Die Katholiken würdm froh gewesen sein, wenn ihnen in ihren Nöthen eine solch« Antwort zu Theil geworden wäre: ,Herne müsseaber nicht einseitig sein, sondern gegenseitig. Die Judenfrage gehöre nicht in die BolkS-Vmammlungen, andern vor ein wissenschaftliche» objektive» Forum, onst könne die Erörterung der Frage Folgen baden, die sich nicht absehen ließen. Ein Fehler sei e», daß man die Handlungen einzelner Juden der Gesammt- heit zur Last lege und damit höchst ehrenwerthe jüdische Mitbürger verletze. Die Aufgabe der ehren- werthen Juden müsse e» sein, die unleugbaren Aus schreitungen ihrer Glaubensgenossen zu bekämpfe». Geschähe Da», so würde bald Ruhe und Frieden zurückkehren. Die Interpellation habe da» Gute geh rbt, den Eulturkämpfern zu zeiaen, daß fie den Katholiken Da» verweigern, wa» sie mü Reckt für die Juden fordern In der bekannten Erklärung Brrlmer angesehener Bürger müßten eigentlich immer neben de» jüdischen Mitbürgern die katholisch« «nt werden. Er hoffe, daß «tan letzt de» »liken von liberaler Seit« zugeftehm werde, «an für die Juden fordere. Jeder übe Toleranz gegen seinen Mitbürger, welcher Reliaw» er auch sei. Die Aera, die mit dem Schulaus fichtSgesetz begann, und die Entwickelung de» Schulwesen» seit der Zeit sei der Smnd de» jetzigen Zustande-, denn eS führe zu einem Staate ohne Gott. Nicht da- Iudenthum müsse man bekämpfen, sondern den Unglauben, in dem sich Ehriften und Juden zur Bekämpfung jeder positiven Religion die Hand bieten und den d»e Regierung durch ihre Unter drückung der christlichen Kirche fördere. (Unruhe.) Auch auf socialem Gebiet müsse eine Umkehr statt enden: die Gewerbes esetzgchung, da» Actiengesetz, a» Freizügiakeit-gesetz müßten revidirt werden Redner schließt mit dem Satze: „Wa» du nicht willst da» dir geschehe, Da» füge auch keinem An deren zu." Hierauf beschließt da- Heu», sich auf Monta« 10 Uhr zu vertagen, um die heutige Debatte fort zusetzen. Politische Uebersicht. Leipzig, 31. November. Die Stadt Berlin war am Donnerstag Abend m eine nicht geringe Aufregung versetzt worden. aufseuer hatte sich die Nachricht ver breitet, FUrst Bi-marck sei in Friedrichs» ruhe vom Schlage getroffen worden, und nicht viel spllter hört« man, wie der „M. Z.* an» Berlin gemeldet wird, der Kaiser von Ruß, land liege i« Sterben. Da» Hotel de« Reichs kanzler» wurde von Fragenden förmlich bestürmt und auch aus den Revactionen der größeren Blätter nahmen die Anfragen kein Ende. E» stellte sich daun heran», daß au der de« Fürsten de- treffmdea Nachricht auch nicht ein währe» Wort war. völlig unaufgeklärt ist e», wie die Rach- richt entstanden. Auch die Angaben bezüglich de» Kaiser» von Rußland sind, wie da» genannte Blatt verficherl, in dieser Form unbegründet. Doch leider scheinen fie nicht ohne allen thatsächlichen Anhalt »u sein. Ja Kreisen, welche in diesen Dingen Glauben verdienen, wollte man wissen, daß neuerliche Nervenanfälle den Kaiser hart mit- genommen hätten. Rach Mittheilnugen, welche Herr von Ben nigsen nach seiner Rückkehr au» Hannover über die Beschlüsse de» PrvvivzialanSschnsse« i» Sachen der hannoverschen Krrisordnnvg in Berlin gemacht, hat sich der AuSfchuß in allen Pnncten den Abänderungsvorschlägen der Herren v. Ben- »igsev, Miguel :c. angefchlosseu. Nun soll di« Zahl der Städte, welche eigene Kresse bilden (Hannover, Osnabrück. H>ldk«heim) nicht um säus, wie Herr Miguel wellte, sondern um vier ver mehrt werden uud Lüneburg. Harburg, Telle und Güttingen eine rximirte Stellung erhalten. Für die Kreißeinthkiluag hat mau sich auf drei Vor schläge bsschränkt. Da» „große Erelgviß", daß dem Herzog von Tumberland ein Sohn geboren, hat die Hoff, unvgen der Welseupartei wickier mächtig an geschwellt. Bei der großen Menge mögen
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