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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 19.09.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19080919021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1908091902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19080919
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1908091902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1908
- Monat1908-09
- Tag1908-09-19
- Monat1908-09
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Diese» vlal« wird den Lesern von Drelden Mod Umgebung am Lage »orher bereltd al« -ivencl-Mrgabe ru-estellt, wShrend eS die Pvsicklbonnenir» am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalte». 52. Jahrgang. 260. vezu,»gebühr >ttr DrM. »«» 5« «5g,Ich ,w«t. ««ügerZMragmig >»n «««» und woiua-en -u-r «iamaN r 50 «k, »urch ->u«vLrN«, a«». »,5a >>»e. Nr> «mm»I,g«r tza- sullung durch dl« S M.ioh« ««stellgeldj. Dt« lxn Sehern D«sd«n u Umartuiu» r-a« »orhcr ,u- grstelllrn »dend.Au«- gadeu -»hatten di« aud- V>ar1ia«n ««tiehrr mit der Morgen-Äuiaad« jusammeu ,ugenelll. «achdru-t nur mit d«ut» luder Q»«llen»ngat« «.t>i««d. Nachr."> zu- liisig, — Unverlangt« Ranuslrivi« werden nicht aus bewohn. Sonnabend, 10. September 100k. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Druck und Verlag von kicpsch L Reich ardt in Dresden. 6auxtgcscbäftsstellc: Maricnstrasrc .T8/40. Fernsprecher: Nr. 11 und 2«>stk Anzrigeu-Tarif Annahme von ^!liiktl„ - d,aun„en vis noch», N Nhr. tLonnuiq^ nur Marienltrov. .t« vc.il U biL W»r Lic eittjpoltlgc (Yruuozelld » ca. x Älbt N» 2ü Pf . ^aGrrchii,i aus Trratzkn Li Weschtifts Anicigcri au» d«r Prwatjcile Hri.r 00 Pj.. die jwtljpolli.,'' Heile a 7c^^lie«'0! — In Hummtrn noch Sonn u.^kitrtligln zrile.VtPf.aufPnva, icne 40 Ps., ^omiUr. Nachrichten a Tre-een diethrundieile2.',2» - Äu-lvarttge Auttrc-.q- um' grgcn Vorau-kb. -ahlunq. - Jede- x. legvlatt kostet D» »»» »»» ^scises MgSN vollstsnkligsm bietet IlMMenrllwe Vvrtvil«! In allen Fhtsilurixen siir fvrtigs Konfsßtion unck kloilvsrlikel in, r: r: -: II, ILlI»I»VN UIIlI :: rt>i886ror<ivlltliel>e ßsriiiüsnis-ous;««, tvi>8 unter ß-in>c»>,t8ftr«-i> Ssiririel» Lrüers, Vre8(!6n, kra^er 8113886 2. MLIv orkr^o Lofev. Prinz Max hat zu mehrwöchentlichem Ausenthalt Woh nung in Hosterwiß genommen. Zwischen dem deutschen und dem französischen Gesandten in Tanger kam es, einer Meldung der „Rhein -Wests. Ztg" zufolge, zu einer heftigen Aus einandersetzung. Der sozialdemokratische Parteitag in Nürn berg lehnte den Lermittlungsantrag Frohmc ab und nahm den Antrag des Parteivorstandes an. Der verstorbene Privatier Schönlein hat der Stadt Stutt gart 3 Millionen Mark vermacht. Orville Wrights Aeroplan ist bei einem Aufflug ver unglückt und völlig zerstürt. Wright wurde schwer, ein mit fühlender Leutnant tödlich verletzt. Bei spanischen Artillerieübungen wurden durch eine Ge- schützexplosion 15 Artilleristen teilweise schwer verletzt. Neueste Drahtmel-uugeu vom 18. Septbr. Interparlamentarische Konferenz. Berlin. Der Kaiser hat an den Präsidenten der 15. Konferenz der Interparlamentarischen Union Prinzen zu Schönaich-Earolath folgendes Tele gramm auü dein Jagdschloß Hnbertusstock gelangen lassen: ,2Dc» in Berlin versammelten Parlamentariern aller .tlultur- siaatc» spreche ich für den mir durch Kw. Durchlaucht übersandte» Gruft meinc,i herzlichste» Dank aus und hoffe, daft «die von so vielen bedeutenden Männer» des l5rdenrniidcS besuchte Versamm lung sich in meiner Residenzstadt ivvhifühle» und an ihrem Teile -wirken »lüge, sür die Erhaltung der nur so ganz besonders am Herzen liegenden Segnungen des Weltfriedens. Wilhelm I. Ii." Berlin. Die heutige Sitzung der 15. Konferenz der Interparlamentarische» Union wurde um tlfh Uhr durch den Präsidenten Prinzen zu Schönaich- Earolath eröffnet. Der Prinz teilte das Ankworttelegraiin» deS Kaisers mit, das die Anwesenden stehend anhörte,, und mit lebhaftem Beifall« ausnahmen. Hierauf erstattete Frei herr v. Plehner--Oesterreich einen eingehenden Bericht Uber den ersten Punkt der Tagesordnung, Erörterung der durch die 2. Haager Konferenz der «Trage der obligatorischen Schiedsgerichtsbarkeit gegebenen Lösung. Berlin. In der heutige» Sitzung der interparla mentarischen Union gelangte der Antrag des interpar lamentarischen Rates einstimmig zur Aniurhme, der den Wunsch ausspricht, daß der Entwurf eines Schicds- gerichts-vertrages der ersten .Kommission der Haager Kon- serenz non >007 als Ausgangspunkt für weitere Verhand lungen zwischen den Mächten genommen werde, um zu einer allgemeinen Verständigung über die «Trage des obliga- to r i s ch e n Schiedsgcri ch t e S zu gelangen: ferner ein Zusatz bctresscnd die Durchführung des Projekles eines permanenten Schiedsgerichtes. London. Die „Moruingpvst" schreibt: DeS Reichs kanzlers Rede zeigt gegenüber den von der inter parlamentarische,, Union erstrebten weiteren Zielen eine berechtigte und Ilnge Zurückhaltung. „Dailp tshrvniele" sagt: Ter Reichskanzler spielte seine Rolle gut. Seine Worte haben einen zklang der Aufrichtigkeit. Ob Deutschlands Tätigkeit in, Haag alles verdiente, woraus «Türst Vülow Anspruch erhob, ist fraglich. Gleich dem übrigen Europa wünscht Deutschland des Reichskanzlers Worten zufolge den «Trieben. Das ist eine willkommene Versicherung. Wir möchten mir wünschen, dost die deutschen Taten, in Marokko zum Beispiel, mit diesen bewunderungs würdigen deutschen Worte» in Einklang stünden. Hoff nungsvoll werden wir bei der zukünftigen Richtung der deutschen Politik nach Zeichen des erleuchteten und mensch lichen ttzeistes suche», der Bülows Rede durchweht, die seinem guten Herzen und seinem Eiemifte Ehre macht. Ein deutsch-sranzösischcr Zwischenfall in Tanger. äi ö l n. iPriv.-Tel.s Der Tangerer Korre spondent der Ilihein-Wcstf. Ztg." erhält von einer täg lich in dortigen diplomatischen Kreisen verkehrenden Per son Mitteilungen Mer -intime Vorgänge hinter den K i, l i s s e n. Er erwähnt dabei, das, alsbald nach der Ab reise des Konsuls Bassel cs zwischen dem französischen und dem deutschen Gesandten zu einem Znsam- m e n st o ß kam. Der französische -Gesandte Rcgnault stellte aufgeregt den deutschen Gesandten Wangeuheim zur Rede und erklärte, es sei rllonal, dass die Abreise Bassels geheim betrieben -worden sei. Wangeuheim erwiderte, Deutsch land sei ein souveräner Staat und brauche niemand vor her zu fragen. Erzürnt ries Rcgnault: „Wenn Sie Krieg haben wolle«, wir sind bereit!" Woran, Wangeuheim erwiderte: „Wir suchen den Krieg nicht, sind aber schon längst dazu bereit!" Ter russische Gesandte äußerte sich zu anderen Diplomaten dahin, das Dümmste, ivaS die Franzosen machen könnten, sei, es jetzt bis znm äug er neu zu treiben. „W ir sin d", fuhr er fort, „nicht in der Lage, ihnen z u h e l s e n." — Der Gewährsmann des Blattes erklärt trotz eines -voraus sichtlichen Dementis von sraiizösischer und vielleicht auch von deutscher Seite, es seien ihm diese Mitteilungen von eitler wohlunterrichteten Person erzählt, ans deren Wahr- lm«ftigkcit er sich unbedingt verlassen könne. Die Zerstörung des Mrightschen Acroplans. R ewyork. iPriv.-Tel.) lieber die Zerstür n n g svergl. Vermischtes» wird von einem Augenzeugen be richtet: Der Ausstieg erfolgte 5 Uhr 40 Min. nachmittags in Gegenwart einer mehrtausendköpsigen Menschenmenge. Der Apparat erhob sich langsam wie ein Vogel, der vom Banmzweige aufsliegt, und bewegte sich in den ersten drei Minuten mit größter Ruhe und Sicherheit. Man sah den Wrightschen Apparat aus- und adsteigen in einer Höhe von 100 ,Tuß die Wright als ständige Vcrftichshöhe gewählt hatte. Plötzlich ertönte aus der Höhe krachen und schreien. Man blickte auf und sah. wie ein Teil der rechten Schraube herunterstürzte. Gleichzeitig neigte sich der Apparat zur Seile, machte zuerst um sich selbst zwei oder drei rasche spiralförmige Bewegungen und stürzte dann herab. Er siel ans die rechte Seite, seine beiden Fniassen unter sich begrabend. Der Apparat war völlig zertrümmert. Mau hob ihn in die Höhe, um die beiden Verunglückten ans ihrer Lage zu befreien. Orville Wright und sein Be gleiter lagen vollständig ohne Besinnung da. Rach der ärztlichen Untersuchung wurde konstatiert, dost Wright einen Bruch des linken U i, t e r s ch e „ k e l S, mehrere Rippenvrüche, sowie verschiedene Riste am Kopfe und Hals erhalten hatte. Dagegen zeigte der Leutnant Lclsridge eine schwere Rißwunde, die von der Spitze dcs KopieS. über das Gesicht bis an die Kinnlade ging, gnsterdem schien er schwere innere Verletzungen erlitte,, ,z» habe». Beide wurden aus Tragbahren i» das Spital gebracht. Wright erlangte inzwischen sein Bewußt sein wieder, nicht aber der Leutnant, der seinen Verletzun gen um Ti-8 Uhr abends ,'42 Uhr nach europäischer Zeft, erlag. — Zeriier wird berichtet, daß Orville Wright von seinem europäischen Vertreter wiederholt ermahnt ivurd , täglich vor seine», Aufstiege eine genaue Untersuchung des Apparats vvrznnehineii. Wright erwiderte jedoch, er wisse ganz genau, daß er jede» Tag i» Lebensgefahr schwebe, aber wer nichts ivaae. könne auch nichts gewinnen. Wriaiv dürfte vor zwei Monaten nicht wicderhergestcllt sein. Vor dem Apparate sind beide Schrauben, sowie das Gerüst g,j„ . lich zerstört, dagegen glaubt man, daß der Motor küiiftw noch Verwendung linden könne. Der Aufstieg war nur ein provisorischer, der ossizielle Ausstieg mit einem zwcftcii Beglcfter sollte vor der Militürkommission erst am Sonn abend stattsindcn. Leutnant Selsri-dqe, der am Sonnabend mit dem lenkbare» Luftballon des -Hauptmauns Balüwin eine Versuchsfahrt unternehmen wollte, bat Wright, ihn schon gestern nachmitlaa witzunehmen. — Die Ursach ? der K atastrophc wird auf das Abbrechen der Schrauben znrückgesührt. Wright hatte die Schraube, mit der er bis her seine Versuchsfahrten unternommen hatte, durch eine solche größeren Unrsanges ersetzt. Ma» glaubt, daß dicie Schraube zu schwer war. Sozialdemokratischer Parteitag. Nürnberg. Der sozialdemokratische Par teitag lehnte mit 217 gegen HO Stimmen den Vermi 1 t lungsantrag ,Trohme ab. wonach die Resolution des Lübecker Parteitages bestätigt, es a-ber den «Traktionen in den Einzellandtageii zur Pflicht gemacht wird, sich bc> Streitigkeiten über Budgetsragen mit ihren Landesver bänden und dem Parteivorstande zu verständige». R ürnber g. Der sozialdemotratische Parteitag nah m nach Ablehnung des Antrages F-rohme die Resolution des P a r t c i v v r st a n d c s und der Kvutrvllkom - m issi o i, mit 258 gegen 1IÜ Stimmen a n, in der i»ie Re jolutivnen von Lübeck und Dresden bestätigt, die Verweige rung -es Staatsbudgets einer gegnerischen Regierung bei der Gcsamtabstimmuiig zur Pflicht gemacht und die Be willigung des Budgets in den süddeutschen Landtagen als unvereinbar mit den Resolutivncn von Lübeck und Dresden erklärt wird. Hohe u st c i n i. O st v r. Der K a i s e r traf heute früh 7 Uhr 50 Min. im Hvszuge hier ein und wurde auf dem Bahnhose vom Gciieralinspckteur «Trhrn. v. d. Goltz, dem Landrat des Kreises Osterode. Adametz, und den Vertretern der Stadt empfangen. Rach Verlassen des Zuges begab sich der Kaiser, der Gcneralsnnisorm trug, unter den Hochrusen des zahlreich versammelten Publikums mit Gefolge in Automobilen nach dem Gute Grob-Sauden. Hier stieg der Kaiser zu Pferde und ritt nach dem Manövergclaiidc. Das Wetter ist unsicher. Berlin. sPriv.-Tel.l Rach der „B. Z." verlautet, daß heute noch die Entscheidung über das weitere Schicksal des «Türsten En len bürg gefüllt werden wird. Es sollen ärztliche Gutachten vorliegen, die den Zustand des Fürsten als bedenklich und nicht besserungsfähig bezeichnen Heute oder morgen dürfte danach der Fürst sein Quartier ivechseln. Berlin. sPriv.-Tel.f Zm benachbarten Eharlotien bürg ereigneten sich beule vormittag zwei Brand lata strvphen, wobei ein Kind getötet und drei Personen schwer verlevt wurden. In dem einen ,Talle hatten Kinder, die mit Streichhölzchen spielten, einen Brand verursach,. Ein vierjähriges Mädchen tnm in den Flammen um, wäh rcnd ei» jüngerer Knabe mit Brandwunden bedeckt anige fiindeii wurde. In dem anderen «Talle hatte ein l7jähriges Mädchen, das in der Küche aus einem Kleide Flecken mi, Kunst und Wissenschaft. Mitteilung ans dem Bureau der Köuigl. Hofthcatcr. Die vorjährigen Abonnenten der S i n s v n i c k o n z e r t e und Generalproben der Serien F und I> werden daraus aufmerksam gemacht, daß Montag, den 2l. September, die Ausgabe dvr diesjährigen Abonnements - Billetts an der Konzertkasse des Opernhauses veginnl. — Im Opern- bauje geht Sonntag, den 20. September, Mozarts „Za u b e r f lö t e" in der folgenden, teilweise neuen Be setzung in Szene: Sarastrv: Herr Iaeobi ialS olast», Tamino: Herr Evvt. Sprecher: Herr Plajchle, l. und 2. Priester: Herr Rebuschka, Herr Lüschckc, Königin der Rächt: »Tran A-bendrvth. Pamina: Fra» Bvehm-vaii Endert, l. Dame: Fräulein Zodcr, 2. Dame: Fräulein Eibenschüv, 3. Dame: Fräulein v. Ehavanne. I. Knabe: Fräulein Kel- -orscr, 2. Knabe: Fräulein Sachse, 3- Knabe: Frau Sei- ring, Pavageno: Herr Tredc, Papagcna: Fräulein von der Osten, Monostatoö: Herr Erl, 1. Gclsarnischter: Herr Hasner, 2. Geharnischter: Herr Büssel. -ft* KHnigl. Schauspielhaus. Mit einiger Verspätung anderen Bühnen gegenüber ist gestern Ludwig F u l d a s öaktiges Lustspiel „D c r D u m in t v v s" auch dem Dresdner Publikum bekannt geworden. Das Werk bedeutet trotz un leugbarer Schwächen in einer wenig ergiebigen Zeit immer hin eine beachtenswerte Arbeit. Die Entwicklnngslinic des Frankfurter Poeten weist taum Höhe» und Diesen oder eigenartige Kurven ans, sie verläuft glatt i» geschmackvoller Schwingung. Es ist immer wieder dasselbe, was man an diesem seinen Kopfe, diesem liebenswürdigen Formtalcnt zu schätzen hat: geistreiche Einfälle, hübsche Ideen, Geschick, die Oberfläche mannigfaltig zu ziselieren, ohne Neigung in die Tiefen zu steigen. Dadurch kommt etwas liebenswürdig Spielerisches in seine ganze Art. Märchen wird ihm zur Wirklichkeit, Wirklichkeit znm Märchen. Fuldas sorglich gepflegtes, an Moliöre geschultes Talent erscheint sar-big nicht aus Grund starker Impressionen oder intensiven inneren Erlebens, sondern durch leichte Ein- druckSkähigkctt den Dingen gegenüber, die b»nt und wechsclvoll von außen an ihn hcrantreten. Daß es dadurch einer gewissen Anmut und Zartheit teilhaftig wird, ist nicht zu leugnen. Für de» „Dummkops" war der glückliche erste Einiall das Bestimmende. Ein reicher alter Onkel hat die Eingebung einer höchst originellen Testamentsbestim- mung: der Dümmste seiner teuren Anverwandten soll der Erbe seines beträchtlichen Vermögens sein. Da sich jeder plötzlich selbst ftir den Dümmsten hält, wird eine Einigung nicht erzielt, und nun tritt ein Kodizill in Kraft, das de» Bankbeamten Justus Haebcrlin, eine» ganz nahen Verwandten von Seidels Leberccht Hühnchen, zum Uni versalerbe,, cinsetzt. Die Charaktere des Erben und der leer Ausgehenden sind schon im erste» Akt vollständig ent wickelt und bieten „ach keiner Hinsicht mehr eine Uebcr- raschung. Die kaltherzige Gemeinheit der Bctteriischast liegt ebenso am Tage, als die hilflose Güte, daS schranken lose Menschciivertraucn des guten Justus. Fulda braucht nun vier Akte, um den Nachweis zu führen, daß sei» Träumer einen unzerstörbare,, Himmel in eigener Brust trägt uM daß ferner die Niedertracht und Schuftigkeit der eigene» Sippe solchen Träumern gegenüber ohne Maß ist. Justus der „Dummkops" im Sinne der Weltkkngen verzichtet zuaunstcn seiner drei „genialen" Vettern ohne Einschränkung auf das ganze Erbteil, „m die Welt seiner Träume, seiner bunten sprunghafte,, Gedanken und Pln,ntaste>, nicht durch Mammon zu beflecken. Was nach des Dichters Willen kommen mutz, kommt natürlich auch, krassester Undank ist der Loh,, des Gütigen. Zwischen dem dritten und vierten Akt must Ser Welt-Lcbenssremdc. der alles, auch seine Stellung, eingebüßt hat, im Freien näch tigen und im vierte» erscheint er den edle» Seelen seiner „iellieben Vettern reis fürs Narrenhaus. Betrunkene und Kinder haben einen Engel. Hier ist der Engel eine jener Amerikanerinnen, die reich, liebenswürdig,großherzig, schön, stolz und frei sind. Aiiinerkuiig: wer Amertkgncrinncn mir nach deutschen Lustspielen endgültig beurteile» wollte, wäre gewaltig auf dem Holzwege. Also dieser strahlende, von Mitqistjägern umlagerte Engel bat cö sich in den Kopf gesetzt, dem Träumer Hans klar vorzudemonstrieren, daß seine goldene Uhr von Tomback ist und das kein Grund vorliegt, sie aiidancrnd für Gold zu tmltcn. Der Beweis wird ihr sehr schwer, immer wieder entgleitet ihr das goldene Herz dieses großen Kindes »nd triumphiert mi, der Gabe, auch ans bitteren Kelchen Süßes zu sauge» und mit dem Glauben a» das unzerstörbar Gute im Menschen. Erst als das keuscheste Geheimnis seiner Seele, seine skizzcn artigen Tagcbuchblätier, von einem der samsscn Vettern dem Nervenarzt überantwortet ist, schwankt das Ver trauen und der Man» ringt sich aus dem Kinde. Dem Engel ist die Heilung, die er vorhatke, gelungen. Und da die Träumer, die geschlossenen Auges durch Welt und Wirklichkeit nmndern, auch »mnchmal, ohne es zu wollen, ans dem Glückstops den Hanpttresser ziehen, so nimmt der amerilanische Engel den Weltfernen, Selbstlosen dauernd unter «eine schützenden Fittiche und die gemeine Verivandt- schgft hat zur Freude" des Publikums Grund, sich schlag- trcfscnd z» ärgern. — In der Figur des IustuS Haebcrlin stecken ohne Zweifel starke Komödien E lemente — jede Tugend, im Ucbersliiß geübt, tan» zur Schuld werden, was aus vorliegendem Lustspiel leicht zu beweisen ist. Der Dichter mutet allerdings seinem Publikum starke Glaubens- krast Z», dabei arbeitet er mit künstlerisch angreifbaren Mitteln. Er vermeidet jegliche -svilbtönc — au» der einen Seite alles Licht, aus der andere» die schwärzesten Schatten, die Manier ist sehr billig. Dann beigst der Dichter in die je», Lustspiel nicht den Takt des Schweigens und Wer Hullens, alles liegt io offen »nd nackt am Tage, nichts braucht erraten zu werden. Diese Politik wird immer das große Publikum, -cm nachdenkliche Sachen lästig sind, für lick, haben, seiner Empfindende gehen achselzuckend darüber hinweg. Wenig glücklich scheint auch die Narren hausidee. hier wird in Sentiments gewühlt, daß der Kitsch bedenklich gestresst wird. „M die lächelnde Rührung mit dem Opfer seiner eigenen Güte fast zur Rührseligkeit wird. Eins versöhnt wieder: die Liebe, die der Poet zu seinem Werk und seinem tiimve» Helden namentlich hat und -ic über manche Szenen ein starkes Leuchten legt. — Begün stigt wurde der Erfolg. Len das LuUpiat uurweiseltzatt
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