Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.01.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187901203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-01
- Tag1879-01-20
- Monat1879-01
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.01.1879
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
GrichtliU riigüä, früh 6»/, Uhr. N«-«cttsA o»> ErrrdtL», Iohanui-g-n« 3». Vntthßm^«» in U«i<ul!»»: BorunttagS td—12 Udr. Ruchmittaz« 1- S Uhr. »r »U «>«,»»» «0»,^andlkr ««nu. s«»» «acht d»e N«d«rtt»u rlcht »u««d«r der für di« uächit- fol-ende Rnnoner brsilmmwa Syerate UN Wochmtagn, dl* S uln NachMtltüS. «u Sonn- uni - rsttagn, frühdi- ',9 Uhr. 1» d«» FUtaU, stk Ins. L„almu: Ott» «rnu». Umverfitärsstr. 22, >o»i<-Asche, Katyarmeustr tg.p. »m dt« Uhr. dMN für Politik, LvcalAcschichtc, Handel?- und GeschMvertckr. A»fisge lö.LOv. 7ti»»»r«ntt»Prtt« viertelt. 4>, Ml. inct. Brmaertohn L Mt. runh di« Post dezozril 8 Mk. Jede cinzeln« Nummer 2« Pf. Brlegexeniptar 10 Pt Ledüdren für Errradeüuge» atme Postdesvrdcrunq 36 Mk mit PostbrfÜrdorung 4b Mt Zoscratr Lgcfp Petttzeile 20 Pi 0>wöh«r« Echri'.en laut unserem Prr!s>errz«i<dmtz — Tat:llan!L<l Latz nach höherem Tarif. »«Uoura »»Irr »na Nrdarltoaißrlch die Spattzeile 10 Pf. Inserate find stets an d. «medttt», zu senden. — Nadatt wird mehr gegeben Zahlung pr^muoenmäo oder durch PostvorschuH. L«. Montag dm 20. Januar 1879. 73. Jahrgang. Bekanntmachung. i Zwecke der Berichtigung de« für di« JmmobiliarbrandverficherungS-Sachen vorhandenen Situation-- der Stadt Leipzig ergirbt sich den und wieder di« Nothwendigkett der Rach- de,. Reu Vermessung in hiesiger Stadtftur gelegener Grundstücke. Wir fordern daher die hiesigen Grundstücksbesitzer bez. deren Stellvertreter hiermit aus, den d-m Herrn vrandversicherungS-Oberinspector Kanitz zugetheilten Assistenten und Meßgehülfrn hierbei den Zutritt »u chron Grundstücken ,u gestatten. Leipzig. den l«. Januar 1878. Le, »attz »er «t«»t Leipzig ve. Grorgi. H. OuaaS. Maurer-, Zimmer- und Steinhauer-Arbeiten. Di« Manrer- und Handlanger-Arbeite«, sowie die Zimmer- und «tetnhauer-Arbetten »u dem neu zu errichtenden llimschen Hörsaale zwischen dem Etadtkrankenhause und der WaisenhauSstratze hier sollen an den Mindestsordernden, jedoch vorbehältlich der Auswahl unter den Submittenten, vergeben werden. Bedingungen, AuSsührungSbestimmungen und Zeichnungen können im UniverfitLtl-Rentamte eingesehen und AnschlagSsormulare daselbst in Empfang genommen werden. PretSossirten, unterschrieben, versiegelt und mit der Aufschrift: „Maurerarbeiten (resp. Zimmerarbeiten oder bteinhauerarbeiten) für den klinischen Hörsaal" sin» bi- zum S7. Januar 187S. Abends « vhr. anher einzureichen. Leipzig, am 17. Januar 187i». UnIbersitAtd-Aentami. Gras. Die Nrde Falk's. Der nachhaltige Erfolg der Rede, mit welcher Dtinister Falk am Mittwoch vor den Vertretern de« preußischen Staate- feine siebenjäh rige Schulverwaltung rechtfertigte, wird nicht besser bestätigt, al- durch die widerwillige Aner kennung der Gegner. Selbst Herr v Meyer- Arntwalde mußte zugeben, daß man ihr die Be förderung des SocialiSmuS jedenfalls nicht nachsapen könne. Die tatsächliche Anführung, auf der« Grund hin er ihr gleichwohl seinen Beifall vorenthielt, erwie- sich al- in Bezug auf da- Ministerium nicht substantiirt und wäre, selbst wen» «ebr al- Behauptung, vollständig unzu- . reichend, ein« Schatten auf die oberste Instanz zu werfe». Venn »an dm» Lanstube» ih, «ntzersteuter Lehrer einmal Einer ein« Taktlosigkeit begebt, die nicht schlimmer ist al- die von Herrn Müller in Lippstadt behauptete, so folgt darau- für da« Ganze einfach gar Nicht». Auf Herrn v. Meyer fällt anch dann bei allen unbefangen Denkenden der gegen diesen Abwesend« geschleuderte Au-druck »rück, mit welchem er wohl dem Reichs kanzler neue-Material liefe« wollte für seinen sonst ja ziemlich auSsicht-lo- gewordenen Vorschlag zur Verstümmelung der parlamentarischen Rede freiheit. Aber wer wird Herrn v. Meyer ernst haft nehmen? Der CaltuSminister, der auf seine Billiauug leicht« MuthS verzichtete, gewiß nicht. Er hatte selbst auf den ultramontanen Abg. Röckerath zwei Tage vorher den Eindruck her vorgebracht, al- beginne in der „Aera Falk" nne zweite, bester« Periode. „Besser" in Her« Röckeratb'S Sinne würde natürlich in den jenigen vieler anderer Leute ein verdächtiger Vor zug fein; adcr e- ist dock merkwürdig, daß auch auf ihn, waS zunäckst lediglich eine Rechtfertigung der Vergangenheit war, ge wirkt hat wie eine vielsagende Ankündigung für die Zukunst. Ganz derselbe Eindruck ging durch die liberalen Bänke de- HauseS und er füllte hier für eine gar wichtige Seite deS öffent lich« Leben* mit frischer Hoffnung. Minister Falk war bisher der Träger de« Culturkam- vfeS. Auf ihn vor Allen, auch vor d7m leider immer unberechenbarer werdend« Rei- -kanzler, gründet« die treu« Staatsürger und Patriot« da- Vertrau«, daß der wiedergewonnene würdige und feste Stand deS Staate* dem Papstthum gegenüber nach der kläglich« Niederlage der letzten dreißig Jahre nicht werde preisgegeben werden; —«aff sei« Haupt häuften umgekehrt die „gehor samen Söhne RomS", denen ihr Preußen- Ihnm und Deutschthum erst in zweiter Linie steht, all« verzweifelt« Zo« und Haß. In d«n «nfeligm vorigen Jahre trat auch für diese nothweudige Auseinandersetzung eine gefährliche Krisis ein, aber da» erhöhte Staatsbewußtsein hat dieselbe glücklich überwunden. Der Staat bleibt Sieger, die in ihre Schrank« zurückgeführte hoch mütige Geistlichkeit muß um Flieden bitten, und der bewährte Feldherr. welchem die Sach« de- GtaateS auvertraut ist, kann den Verlauf und Ab schluß der angeknüpften Unterhandlungen gelassen adwarlm. Die Muße, welche er dadurch gewonnen hat, weudet sich fern« ander« bedeutungsvollen Angaben zu. Auch bisher schon wurden diese nicht im Mindest« vernachlässigt, wie gerade die Rede vom l 5. Jan- aller Welt klargemacht hat. Ein treffli, „Generalstad" nmgiebt ja, wie Herr Windtho Meppen noch ganz kürzlich erst aus feine bezeugt hat, den Minister in den verschied Rnhtnvgen feine» Fach». Aber bi-her mußte Minister selbst doch vorzugsweise dem stampfe Hohepriester!ich« Ueberhebung« seine Answer' keil zu wenden. Dessen überhebt ihn nun d Eultnrkampf ei»getretene Stillstand und di wißheit der baldigen Besiegelung seine* Erfolg* Auch von der evangelischen Kirche her wird man ihn vielleicht eine Weile unbehelligt lassen, nachdem der Ehrgeiz der Hofprediger für den Augenblick befriedigt ist. Erst mit der Generalsynode werden von dorther sicher neue Unwetter Heraufziehen, die aber auch nicht er allein oder zuerst, sondern da» ganze protestantische preußische Volk und mit demselben: da» Herrscherhaus zu bestehen haben wird, da- bi» auf diesen Tag die „Landeskirche" noch nicht bloS dem Namen sondern dem Wesen nach aufrecht und zusainmenzuhalten gewußt hat. Da» eigent liche Arbeitsfeld deS ausgezeichnet« Minister-, aus den alle wahrhaft erhaltenden und alle besonn« vorwärtStreib«den Kräfte der Nation mit ver trauensvoller Verehrung blicken, ist fortan das öffentliche Anterrlchtswefen. Hier wird sein klarer Geist und fester sicherer Wille verhüt«, daß die „zweite Periode der Aera Falk" der erst« im Wes« uuänbnlich werde oder daß ein überwuchernder öder Gedäcytnißkram jemals wieder die Kinder in der Volksschule zu einem bequemen Stoff für geistliche Herrschsucht zubereite. Al» ein guter Jurist allein wollte er ursprünglich vom Fürst« BiSmarck auserlesen sein, um die verwischt« Grenz« zwischen staatlicher »nd kirchlicher Gewalt deutlich und dauerhaft »«der herßnstelle». I« Amte aber ist er z» Höherem empor- gestiegen, zu eiHem wahrhaft praktisch« nationalen St«atSmann. In seiner Hand wissen wir die UutkrrichtSverwaltung Preußen» am Vorabend der groß« allgemein« Schulreform wohkgeborgm. Politische «ebersicht. Leipzig, is. Januar. Fürst BiSmarck ist in KriedrichSruh in voller Arbeit Die Liste der Verwaltung*- chefS, welche in den letzt« Wochen zu ^ sprechu« am mit dem Reichskanzler dorthin berufen worden sind, ist schon eine ziemlich lange. Bor einigen Tag« war auch der Geheime Ober- reglerunaSrath Körte, seit dem Rücktritte May bäch'S stellvertretender Chef de- ReichSeisenbahn amt-, bei dem Reichskanzler. In dem früher von en Hamburgern bei Auöflügeu benutzten Hotel, welche» der Reichskanzler angrkaust hat, ist ei während feiner Anwesenheit ziemlich lebendig. Man spricht davon, der Reichskanzler werde rn den letzt« Tag« diese* oder den ersten Tag« de- nächst« MonatS in Berlin eintrrffeu, um alSdann ein« länger« Aufent halt daselbst zu nehmm. Der Reichskanzler würde in diesem Falle in der Lage sein, an den Vorbereitung« zu der ReichStaaSsessioa persönlich Antheil zu nehmen. Daß Fürst ViS- marck der letzter« in ihrem ganzen Umfange oder doch dem größten Theile derselben per sönlich auwohnen werde, wird als sicher ange nommen, und e» wäre auch in der That kaum möglich, eine Verständigung über die weittragen den wirthschasllichm Projecte in Abwesenheit de- Urheber* derselben zu versuchen. Für die mög- lichst baldiae Berufung de» Reichstag* wird vor Allem der Grund angeführt, daß die Reichsregierung au* Rücksicht aus Oesterreich- Ungarn die Genehmigung de» Reichstag» zudem Handelsverträge mit Oesterreich schien- ,igst emhe'l— : .d damit dem auf die 'Zauer unerr -pichen Zustande ein Ende mach« 'lsse, daß ein vom vundesrathe «ommener. vom Kaiser ratificirter in dem Reich-gesetzblatte publicirter Vertrag den pieuß.schen Gericht« al* gesetzlich nicht dlich betrachtet werde. Gegen daS Verfahr« ' ickte, welche trotz de* Vertrag* veschlai-. reichische UifeubahnwaggouS gelegt Hab«, ist vom RechtSstandpuncte auS nicht- eia- uw«den. Bei der Berathung de- Vertrag- im BundeSrathe sind die Schwierigkeit«, welche etzt entstanden, vorauSgesehen worden; aber eS war nun einmal unmöglich, vor dem Inkrafttreten de* Vertrags die Zustimmung de- Reichstag- ein- zuhol«. Um so dringlicher erscheint es. die nach träglich- Zustimmung drs Reichstags sobald wie irgend möglich herbe,zuführen. Zu der bekannt« Samoa* Angelegenheit schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zei tung" ossiciö»: Die von einigen TageSblättern gebrachte Nachricht, daß deutscherseits die Concentration einer größeren „Flottenmacht" bei den Samoa-Inseln zur Er zwingung einer Tenugtbuuna oder Entschädigung sür deutsche Unterlhanen beabsichtigt sei, ist unbe gründet. Größere Vorsicht in Verbreitung solcher Gerüchte wäre sehr zu wünschen. Daß letztere unver bürgt seien, ergiebt sich schon daraus, daß S. M. Kanonenboot „Nautilus" gar nicht im Stande sein kann, demnächst in Apia Anker zu werfen. Denn diese» Fahrzeug bi-sindet sich zur Zeit noch in der Heimath und soll erst im Sommer d. I. zur Ablösung deS „Albatroß" nach der Südsee abgeyen. lieber daS Vorgehen deS Commandanten S. M. Schlff „Ariadne" brachten wir eine ausführliche Mittyeiluna. Danach hat derselbe nicht mit der gewaltsamen Besn ergreifung einer der Samoa-Inseln gedroht, sondern zwei kleinetzäsen auf der Insel Upolu alo Unterpfand dafür in Beschlag genommen, daß die Samoa-Regierung, in Erfüllung einer am 3. Juli 1877 geschlossenen Uebereinkunst, Deutschland den Genuß der Rechte alS meiftbegünftigsie Nation ein zuräumen bereit ist. Nur um ohne Vernachlässigung anderer durch daS StationSschiff wahrzunehmender Interest« die Bt- schlagnahme der Heiden Häsen effectrv erhalten zu können, und zu keinem anderen Zweck, ist vor einiaer Zeit dw Entsendung Sr. Maj. Kanonenboot „Alba, trotz" von der ostafiatischen Station nach Apia ange- ordnet worden, und kann nach der letzten Milchetturn, im „Marine-Verordnungsblatt" vom 15. d. M. an genommen werden, daß da» Fahrzeug binnen Kurzem dort eintreffen und hierdurch der „Ariadne" ennög- Irchen wird, andere Aufgaben in der Südsee zu er füllen. DaS in Sachen d«S „Großer Kurfürst" be rufene Kriegsgericht wird nach osficiösen Mit theilungen in dieser Woche zusammen treten. Ein Endresultat der Verhandlungen, welche* der Oeffent- lrchkeit übergeben Word« kann, ist vor Ende Fe bruar schwerlich zu erwarten. Me au- Berlin gemeldet »trd, gedeukt der österreichisch - ungarische Botschafter, Gras Szechenyi, sich nur vierzehn Tage in Berlin auszuhalt« und sich dann nach seinem bei Oedenbura geleg«« Gute zu begeben, wo seine Gemahlin Mitte Februar ihrer Entbindung entgegensieht. Die Abwesenheit deS Grafen dürste sech- brS acht Wochen dauern; derselbe gedenkt Anfang Mai mit seiner Gemahlin definitiv nach Berlin überzusiedeln und unter all« Umständen der goldenen HochzeitSfeier deS Kaiserpaare- bei- zuwohn« Ein ossicieller Empfang beim Graf« v. Szeckenyi wird dc-halb erst nach seiner Rück kehr flattfindm. » * « DaS bayerische Abgeordnetenhaus setzte die Berathung de* Anträge- de» Abg. SchelS aus Erlaß von Gesetz« gegm den Wucher und zur Beschränkung der Wechselfähigkeit fort Der Justizminister v. Faeustle erklärte, daß die Regierung sich bereit- seit längerer Zeit mit der Frage beschäftigt habe, »nd sprach sich sodann geg« eine civurechtliche Beschränkung deS ZinS- maximumS auS. Der Minister betonte hierbei, daß strafrechtliche Maßregeln vielleicht eine wirk samere Abhülse bieten würden. Jndeß dürfe man sich Über die Wirkung« der etwa zu ergreifenden Maßregeln kein« zu großen Illusionen hin- i geben. Der Minister de* Innern, v. Pse «sfer, »trat d« Ausführungen deS Justizministers bei I und wandte sich gegm die gestrigen Ausführung« deS Abg. SchelS. Letzter« gegenüber legte der Minister die wirthschafllichen Verhältnisses ayernS eingehend dar und bestritt auf Grund genauer statistischer Erhebung« die Behauptung, daß da» Land der Verarmung entgegen gehe. Nach längerer der Abg. Pfahl er Debatte zog der »dg. Psahter seinen Antrag auf gesetzliche Feststellung de» ZinSmarimumS* und strafrechtliche Ahndung jeder Ueberschreitung vesseldm zurück. Der Antrag de* Abg. Schmidt, welcher unverzügliche AbhUlfe aus dem Wege der Gesetzgebung und zugleich Maßregeln zur Hebung de* landwirthschaftlichen Credit» verlangte, wurde schließlich mit überwiegender Majorität ange nommen. Am DonnerStag Hab« in Frankfurt a. M und Darmstadt verschied«« Haussuchung« nach socialdemokrutischen Schriften, die an- der Schweiz eingetroffen sein sollen, stattaefund« Die Haussuchung« blieben refnltatloS, doch wnrdeu dei dem Eigarrenhändler Frohme in Frank furt a. M. verschiedene Briefe beschlagnahmt Frohme war früher Redacteur de* focialdemokra tischen „Bolkt freunde-" Während „Genosse" Bebel neuerdiug* zu der Dictatur auch noch da* Finanz,Resfurt der soeialdemokratischm Partei übernommen (siebe ven Artikel unter „Stadt und Land"), fuugirt Genosse „Bracke" al* StaatSrechtSlehrer de* ZukunstSstaate», indem er freilich zunächst nur an den eigen« Reden scharfsinnige Deduktionen ans baut. So schreibt die der Socialdemokratie als Anwalt dienende Sonnemann'scke „Kraak- furter Zeitung": Braunschweig, 18. Januar. Der Reichstage Abgc ordnete Herr Bracke verwahrt sich in einem an un» gerichteten Schreiben gegen die Deutung, die sein bekannte- Wort: „Wir pfeifen auf daS ganze Gesetz" in dem Leitartikel der Nr. 15 der „Frankfurter Zeitung" gefunden hat. Herr Bracke glaubt dieselbe alS „ungebührlich" bezeichnen zu dürfen und führt dus wie folgt auS: „lieber die Stellung, welche wir Socialdemokraten dem Gesetze gegenüber einnehmen würden, sagte ick am l«. Oktober: „Wie wir bisher immer den ernsten Will« ge habt haben, unS den bestehenden Gesetzen zu fügen, sie auch dann, wenn wir sie alS ungerecht er kannten, thatsächlich zu relpectiren, so werden wir unS auch diesem Gesetz fügen, wir werden avck diese- Gesetz als thatsächlich bestehend beachten." DaS ist da» gerade Gegentheil von dem mir in. pulirten Vorsatz, und alle Welt weiß, wie sehr du spätere Haltung der Socialdemokraten meinen Worten entsprochen hat. AlS ich. am I l. Octobcr, den incriminirt« Au' spruch that, sprach ich aar nicht über die Fraqc wie die Sociallsten sich zu dem Gesetze stellen würden, sondern darüber, daß die mit demselben einlretende Machtvollkommenheit der Verwaltung) behörden den Liberal« mindestens eben so gesähr l.ch werden müsse wie un»; ich wie» daraut hin, wa» sie zu verlieren hätten, und waS wir. und in der vollen Uebeneugung, daß eine Unter drüekung der socialdemokratffchen Agitationen und Organisationen nicht zu emer Beseitigung der Ursachen der socialdemokratischen Bewegung führ« könne, zuoleich in der Absicht, meiner An schauung einen packenden, die Aufmerksamkeit deS HauseS erregenden Ausdruck zu geben, entfuhr mir die allerdings recht drastische, in dem gebrauchten Sinne aber gewiß nicht ungebührliche Aeußerung. von der rechten Seite de» Hause-, dle vorher kaum zugehört und die offenbar etwa» ganz Andere- ver standen hatte, erhob sich ein furchtbarer Sturm de. Unwillens, und der Präsident, Freiherr von Stauffer derg, ries mich, anscheinend erst durch jenen con servativen Unmuth veranlaßt, zur Ordnung. Ich gab bei voller Aufmerksamkeit deS Hause» so fort folgende Erklärung: „Ich will da» gesagt haben — und ich spwch- daS hier aanz offen und deutlich auS — in vezu, aus die Wirksamkeit de» Gesetze» gegenüber unserer Bewegung. DaS Gesetz kann unseren emzelnei Personen, unseren einzelnen Unternehmungei Schaden tbun, meine Herren, aber der Bewegunc im Ganzen nimmermehr, und in diesem Einw wollte ich meinen Ausdruck angewandt haben." Ob ich mit dieser Anschauung Recht hatte und haben werde. daS steht auf einem anderen Blatt." Wir «eben zu, daß Herr Bracke den Sinn seines AuSspruchS richtig gestellt hat, ver mögen aber nicht, diesen selbst nur als „drastisch" anzusehen. Er ist doch noch mehr al» DaS und eS bleibt zu bedauern, daß,r dem Abgeordneten für Glauchau-Meeranr „entfahren" ist. Die sich hier documentirende endent« oorckiulc zwischen dem Weltblatte de* Abgeordneten für „Frankreich am Main" «nd dem Braun fchweiger „ Gesetzpseifer " ist ein charakteristischer Zeichen der Zeit « * » AuS Konstantinopel wird gemeldet: Die Pforte verlangt eine Abänderung der neue, Grenzlinie gegen die Dobrudscba. In Ost rumelien ffnvet eine Agitation gegen die Nestau rirung der türkischen Herrschaft nach dem Abzug der russisch« Truppen statt. Die Action-comite- beabsichtig« zunächst, eine Petition an die Groß Mächte um Erneunung eine* europäischen General gouverneur» zu richten. — Der armenische Patriarch ließ neuerdings der Pforte Br richt über die Ausschreitungen zukomm«, wol chen die armenische Bevölkerung in der Umgegend von Bohsan, Provinz Diarbekir, ausgesetz'. ist sowohl seiten- Kurdischer Rebell«, al» der zu ihrer Untersuchung abgesandt« türkische Truppen; die Bewohner zweier Dörfer wurden nachdem sie die Erpressung der sturdencheft erduldet und sie ihre Frauen uuv Kinder durch ff- und ihre Horden geschändet gesehen, schiießlick durch reguläre Truppen geplaudert, welche in Folge der genannten Ausschreitung« dorthin de ordert warm. Ueber 800 Häuser wurden voll ständig au-geranbt »nd ihre Bewohner nameulos« Schandthat« auSgesetzt « In Graz wurden die Arbeiterführer Kalle- und Reinthal weg« Hochverrat-* verhaft,.!.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite