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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.05.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187905223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790522
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790522
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-05
- Tag1879-05-22
- Monat1879-05
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.05.1879
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. «edmgoüHmdtlt-'' JohamnSgaff« »S Iß»>chß»»iM »er »rdacn-»« lbmmittag» 10—t2 Nhr. Nachmittag» 4—» Uhr S»r »t, «LU,-dr etn^aadlr M «acht^ft^^e Sird«N«l der für die llächst- Num«er deMmmtrn an Wochrulagen bis Nachmittags, an Sonn- «ch Festtagen fr«, bis '/.V Uhr. >» te« Fittatru für Z»s. Annahou: Otto Klemm, UmversitätSskr 22. > L-fche.Katbarinenstr. 18,p nur di« '/,8 Uhr «tch« cipügrr Tagcblaii Anzeiger. OlW für Politik, Localgeschichtc, Handels- und TcschästSderkehr. Anflage 15.S0S. p»o»»r»r«,vrtt, viertelt. mcl. Hringerlohu L Mt., durch die Post bezogen k Mt J«d« einzelne Nummer 2L Pi Belegexemplar 1» Pf Eedüdreii für ExNabeüagev ohne Postdesörderuug 3»> Mt. «it Postdefvrderung 4» Mt r-serat« 5gefp Petttzeil« 2» Pt «Prößere Schriften laut unserem Preisverzeichmß — Tabellarrfcher Satz nach höherem Lanf »rciame» »ater de« Urdatttoachir q die Spaltzeile 40 Pf Inserate Md stets an d. Glpedtttm zu senden — Rabatt wird mchr gegeben Zahlung pr»ormmvr»i»j>» oder durch Postvorschuß. 142. Donnerstag den 22. Mai 1879. 73. JsthMNK Bekanntmachung. An unserer Gewerbeschule find einige Kreistellen »u besetzen. Nur der Schule bereit» angehörige Tages» und Abmdschüler können alS Bewerber auftreten. Die Gesuche, denen Zeugnisse über die Be dürftigkeit der Eltern, die letzten Schul,eugniffe und insbesondere ein Zeugniß, dessen Formular auf unserer S«m»l«ppeditwn zu erhalten ist, beizufügen sind, werden bis Tube dieses MouatS auf unserer Schul- expedmon in Empfang genommen. Leipstg. den SV. Mai 187«. Der Nut- ber «tust Leipzig. vr. Georgi. Lehnert. Bekanntmachung. Während deS CchleußenbaueS in der verlängerten Pfaffendorfer Straße wird dieselbe für den Fahr verkehr auf der Strecke von der Parthenftraße biS zum Gohliser Wege gesperrt. Leipzig, den 81. Mai 1879. »er «uttz ber «tabt Leipzig. vr. Georqi. Richter Königliche Kunstakademie und Kunstgewerbeschule. Die Schülerarbeiten der hiesigen König!. Kunstakademie und Kunstgewerbeschule bleiben noch einige Zeit im Eartonsaale deS städtischen Museums au-gestellt. Leipzig, am Ll. Mai 1879. »er Direktor: Nieper. Der Zutritt ist unentgeltlich. Geöffnet während der MuseumSstunden. Bekanntmachung. Der diesjährige Leipziger Wollmarkt wird am 18. und 17. Juni abgehalten: eS kann jedoch die An fuhr« und Auslegung der Wolle in hergebrachter Weise bereit» am 18. Juni erfolgen. Leipzig, den LI. April 187«. »er «attz ber «tubt Leipzig. ve. Tröndlin. Richter. Der Rücktritt Forckeubeck's. Die Kunde von dem Rücktritte des ersten Prä sidenten deS Reichstag- von diesem wichtigen Ver trauensposten bat der schwankenden Parteilage, welche die politischen Verhältnisse der letzten Seit nicht eben vortbeilhast anSzeichnete, ein gründliche- und. wie wir pervorhebm, erwünschte» Ende be reitet. Die nationalliberale Partei handelt durchaus correct, indem sie daS Präsidium abgiebt, und Herr v. Forckenbeck selbst hat. indem er sich der Erkmntniß nicht länger verschloß, daß seine Candidatur nur alS eine persönliche aufzufaffen war, der gemäßigt liberalen Partei und dem Lande eiuen Dienst erwiesen. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Nationalliberalen die AuSschlag aebende Fraktion im Reichstage nicht mehr sind, besonder» seit der Stunde, in welcher sich der Reichskanzler mit dem Centrum verband, um seine wirthschaftlichen Pläne unter Zuzug der couservativen Gruppen mit imposanter Majorität die Stadien der Berathung passirea zu lasten. Der IefuitiSmuS hat die bisherige Lage mit dem ih» eigenen dolosen Geschicke auSgenutzt und da- dattsche Volk ist jetzt in die Nothlage versetzt, sich mit einer vollkommenen Umkehr seiner Wirtschaft lichen Verhältnisse abfinden zu wüsten. Wir geben nachstehend einige Correspondenzen vom Mittwoch wieder, die sich mildem neugeschaffenen parlamentarischen Zustande befassen. Unser s**-Cor refpondent schreibt uvS wie folgt: „DaS Interesse an der heutigen Sitzung de- Reichstage- und an den auf der Tagesordnung stehenden Verhandlungen über die Getreidezölle wurde weit in den Hintergrund gedrängt durch die ReichStagSpräsidmtm-Krise. Die Amtsniederlegung von Forckenbeck'S alS Präsident deS Reichstag- kam trotz seiner Banketrede am Sonnabend einigermaßen unerwartet, denn e- war Eingeweihten bekannt, daß der betreffende Toast auf dem Städtetage durch persönliche Interpretation, welche Forckenbeck dem selben gegeben hat, ausdrücklich der Bedeutung ent kleidet worden war, Vorläufer der PräsidiumS-Nieder legung sein zu sollen. Zu diesem Schritte ist Herr von Forkenbeck vielmehr lediglich durch die Art und Weise veranlaßt worden, mit welcher sein Banket- Spruch von conservativer (und ultramon taner. DR) Seite auSgebeutet und kritisirt worden ist. Eö ist nicht überflüssig, im Interesse actemnäßiger Genauigkeit einen so wichtigen Wendepunct unsere- parlamentarischen Leben- auch in seiner historischen Entstehung zu präcisiren. Mit dieser thatsächlichm Feststellung entfällt ». A. auch die hier und da aufgetauchte Bemerkung, Herr von Forkenbeck hätte erst da- Präsidium niederlegen und dann seine Banketrede halten sollen. Die Präsidenten krise ist für den Reichstag überaus empfindlich, denn e- fehlt völlig' an geeigneten Persönlichkeiten für den Präsidentensitz Die» trat bereit- in den Versammlungen einiger Fraktionen hervor, die sofort nach der Plenarsitzung zusammentraten, um sich über die bevorstehende Wahl zu verstän digen. Die Deutschconservativen und die Fortschritt-Partei tagen erst morgen. In der natioualliberulen Fraktion machte sich die Auffassung geltend, daß bei der jetzt me thodisch betriebenen Desorganisation de- Reichstag- ein Präsident a«S ihren Reihen (man dachte dabei an Herrn v. Bennigsen) nicht «Vorschlag gebracht werden könne. Ap cinCompro- nrtß mit den Ultramontanen und Conservativen lei wichtzndenken. Die conservativ-klerikale Coa- lttton (die jetztze „Partei Bismarck". D. R.) werde ihre Latte als Eandidaten Vorschlägen und Dem gegenüber können die »ationalliberalen Mitglieder nur «it Abgabe weißer Zettel antworten. Wie wir hören, wird die Fortschritt-Partei dieselbe Taktü befolgen. DaS Centrnw beauftragte fei nen Vorstand, der Kraction morgen Vorschläge zu «ach«, weil e- sich sag« mnßte, daß die Er heb«»-eines Ultramontanen ans dm Prä. deutensttz eine Zumnthnng an dm Kaiser nnd das Reich wäre, der trotz aller BiSmarck'. sch« Compromißsacht mit einer Anflösung de« Reichstags geautwortrt würde (Wir er laub« uus ein Fragezeichen z« dieser Lus fassung. D R.) Die deutsche Reichspartei (Frei- konservative) hat denn auch in richtiger Er- kenniniß dm Beschluß in ihrer FractionSversammlung faßt, den ihrer Partei angehörigrn zweiten Vice- präsidentm vr. LuciuS in Vorschlag zu bringen und dem Eandidaten der Klerikalen, Abgeordneten von Frankenstein, nicht ihre Stimmen zu geben. Dieser hat seinerseits wohl oder Übel aus die Ehre einer Wahl im vorau- Verzicht ge leistet. (?) Die EmtrumSleute sehen sich nun ge müßigt, den deutsch-conservativen Abgeordneten von Sehdewitz zu wählen, obwohl sich dieser über die Annahme der Wahl vorher nicht erklären will. Fall- morgen ober in den nächsten Tagen die Ersatzwahl für den ersten Bicepräsiventen v. Stausfenberg auf die Tagesordnung gelangt, so werden wir ohne Zweifel da- für unsere parla mentarischen Zustände bezeichnende Schauspiel er leben, daß einer der Schwarzen zum I Bicepräsi- deuten de- deutschen Reichstag» gewählt wird." DaS eine der beiden ofsiciellm Parteiorgane der nationalliberalenPartei, die „N. L- E ", trifft dm Nagel auf den Kops, indem sie der geschaffenen Lage wie folgt Ausdruck giebt. Ww erklären un» ausdrücklich mit diesen Ausführungen einverstanden und sind der Ueberzeugung, daß dieselben überall in der Partei Zustimmung finden werden. DaS Blatt schreibt: „Ueberrascht, wie der Reichstag, wird auch daS Land die Kunde entgegen aenommm haben, daß der Präsident v. Forckenoeck sein Amt nieder- gelegt hat. Und doch war dies Ereigniß seit Sonnabend vorherzusehm. Den Nüherstehcnden war eS längst kern Geheimniß mehr, wie tief Herr v. Forckenbeck von den schwcrm politischen Ge fahren der Situation überzeugt war. Lediglich die Rücksicht auf den ungestörten Gang ber par lamentarischen Geschäfte bewog ihn, aus dem Prä sidentensitze auSzuharren. Nach seinem Auftreten auf dem Banket deS StädtetageS aber konnte Niemand mehr in Zweifel sein, daß er den Augen blick gekommen hielt, in die Reihm der Kämpfen- dm zurückzukehrm. In seinem Schreiben an den Reichstag ist als ein Grund de- Rücktritt- ein dringender ärztlicher Rath angeführt. In der That, da- Amt de- Präsidenten hat in dieser Session fast übermenschliche An forderungen an Herrn v. Forckenbeck gestellt; kein Wunder, wmn der mediciuische Beobachter jetzt ein unbedingtes Halt gebot. Aber dm gesund heitlichen Rücksichten voran steht in dem Schreiben ein anderer Grund, daß der Präsismt sich in Bezug auf tiefgreifende Fragen im Gegensatz mit der Majorität de» Reichstag« sah. ES ist als» in erster Linie ein politischer Schritt, um den es sich handelt, ein Schritt, der un- sagt, daß der bewährte Vertrauensmann der obersten Volksvertretung Deutschlands, der hervorragende Führer der vationalliberalen Partei die Ueber zeugung von einer grundsätzlichen Wandlung unserer politischen Lage gewonnen hat. Gewih wird ihn jeder liberale Mann mit aufrich tigem Schmerze von dem erhabenen Platze scheiden sehm, den er mit so viel Würde au-gefüllt. Nicht allein der hochverehrten Persön lichkeit Forckenbeck'S gilt die-Gefühl; mit ihm tritt jener zugleich nationale und liberale Geist von der Spitze de» Reichstags zurück, der feit den Anfängm unseres nationalen Staatswesen-, seit der Errich tung de- Norddeutschen Bunde« im Präsidenten de» Reichstag- verkörpert war — sicherlich ein Ereiauiß von geschichtlicher Bedeutung und nur zu sehr danach angethan, die Herzen aller frei sinnigen Patrioten mit Trauer zu erfüllen! Dennoch, wie die Dinge heute liegen, begrüßen wir Forckenbeck'S Schritt al« eine wahrhaft aufhellende und erlösende That. Die nationalliberale Partei ist nicht mehr jene „maßgebende" Partei, um die jenige Verantwortung für die Gesammthaltung des Reichstag- zu übernehmen, welch« die Part« übernehmen muß, die de« Reichstage dm Präsi denten giebt. Dies durch die Thatsackkn «ehr und mehr erhärtete Verhältnis konnte durch da- Weiter- fuugiren eine- nativnalliberaleu Präsidenten I nur verdunkelt wer dm. Und darum hat der heutige I Tag ein gut Thell Klarheit in die Situation ge bracht. Der morgige wird, dmkm wir, da- Werk vollenden. Au» dem vorstehend Entwickelten ergirbt sich von selbst, daß die nationalliberale Fraktion nicht die Absicht haben kann, für die Neuwahl einm Eandidaten auß ihrer Mitte aufzustellen. Im Uebrigm wird sie ruhig abwarten können, wa» der Gang der Dinge weiter bringt." DaS Organ der Berliner Nationalliberalen, die „National-Ztg.", findet sich mit dem Zwischen falle wie folgt ab: „Die Schwierigkeit seiner Stellung gegen über einer Regierung, mit der er sich in grund legenden Fragen im Gegensatz wußte, konnte durch ein vorkommmß, wie daS, in welchem der Reichs kanzler sein Urtheil über die Handhabung der DiSciplin im Reichstag dem de» Präsidenten aus drücklich entgegensetzte, nur wachsen. Daneben mochte Herr v. Forckenbeck sich wohl schwerlich verhehlen, daß die Mehrheit im Hause sich inner lich verschoben habe, selbst gegenüber dem Momente seiner l-tzten Erwählung. Unter diesen Umständen gebot ihm seine parlamentarische Auf fassung, auS einer Stellung zu scheiden, in der ihn einzig daS von ihm dankbar anerkannte persönliche Wohlwollen politischer Gegner er hielt- Vielleicht hätte Herr v. Forckenbeck angesichts der Schwteriakeiten deS Augenblicks noch einige Zeit mit derAuSführung seines Entschlüsse- gezögert,wenn nicht die übergroßen Anstrengungen der letzten Zeit sich bei ibm gellend gemacht und die Besorgnisse seiner Familie wie scincS ArzteS wach gerufen hätten. Wir können atS unzweifelhaft versichern, wie eS Jedem, der Herrn von Forckenbeck kennt, schon ohne Die» klar ist, daß die traurige Skandalmacherei deS Herrn v. Ludwig absolut von seinen Erwägungen ausge schlossen geblieben ist. (Dieser Skandal hat sicherlich dazu beigetragm, die Ausführung deS Entschlüsse- deS Herrn v. Forckenbeck zu beschleunigen. Die Red. deS Leipz. Tagebl.) So schmerzlich w«r daS Scheiden deS vieljährigen Präsidenten auS seiner Stellung empfinden, so können wir dm von ihm getbanen Schritt nur voll und ganz billigen. Im öffentlichen Leben ziemt eS dem Manne von Charakter, resolut au- Stel lungen zu scheiden, deren wesentliche Voraus setzungen abhanden gekommen find; Minister, Präsidenten, Abgeordnete, ja Parteien sind diesem Gesetze unterworfen und nur Der, welcher sich diesem Gesetz fügt, ist sicher, seine Persönlichkeit auS allen politischen Situationen zu retten. Ein auS den Reihen der Mehrheit genommener Präsident wird für Freund und Feind dem gegenwärtigen Reichstag die richtige Etiguette geben. Die live- raleFlagge, die bis jetzt über demReichS- tag wehte, wird feierlich herabgezogen; warten wir, welche andere nun aufgehißt wer den soll." Forckenbeck erfreute sich bei den Parteien deS Hause» (mit Ausschluß der Ultramontanen und der Sociatdemokratm) der höchsten Achtung. So widmet die frcic onservative „Post" dein auS dem Amte geschiedenen Präsidenten dm fol genden Nachruf: ..Wie sehr sich vielleicht auch un sere Wege und diejenigen unserer politischen Freunde von denen scheiden mögen, welche Herr v. Forckenbeck am 17. Mai betreten hat, so werden wir niemals vergessen, welche großen Verdienste der bisherige Präsident deS Reichstag- sich um die nationale Entwickelung in einer überaus schwieri gen Periode erworben hat. Die Unparteilichkeit, die Verstandesschärfe, die Energie und Schlag- fertigkeit, welche er auf seinem Posten bewährt hat, sichern ihm in der Reihe hochbegabter Parla mentarier, welche auf die rednerische Thätigkeit verzichteten, um der höchsten Ausgabe de« Paria- mmtarischm Manne-, der Leitung der gesammtm Geschäfte, sich zu widmen, einm Platz unter keinem Anderen." Wir sind der Ansicht, daß die na tional li beral e Partei unter dm gegebmen Verhältnissen weder Herrn von Forckenbeck, noch Herrn von Stausfenberg Nachfolger a»S ihrer Mitte geben kann; daß auch der erste Bicepräfi- deut aus seine Stellung als solcher resignirm wird, verlangt die polrtisch« Consequm». In diese« Sinne wird un» denn auch geschrieben: „Der erste Dicepräsidml de» Reichstag-, Abg. von Stausfenberg, welcher zur Erholung von seinem längeren Unwohlsein auf acht Tage in seine Heimatb gereist war, ist dort aufs Neue an eine« Tichtaufalle erkrankt so daß seiner Rückkehr leider so bald nicht mtgegmgesehm werdm kann. Rach dem Rücktritt von Forckenbeck'S ist übri gen- kaum zu bezweifeln, daß auch er sein Amt niederlegen wird." Die nationalliberale Partei steht nach diesen Vorgängen wieder ganz auf freim Füßen; mögen die nächsten Beschlüsse der parlamentarischen Fraktion derselben diejenige Umsicht, Mäßigung und Würde aufweisen, welche da- freisinnige Element deü deutschen Volkes nach dieser KrifiS von ihr erwartet. Politische Aebersicht. Leipzig. Ll. Mai. Der Kaiser hat bestimmt, daß sämmtliche Oberpräsidcntm und die commandirmdm Generäle an der Feier der goldenen Hochzeit theil- nehmm. Auch sollen außer den von dm preu ßischen Provinzen zu entsendenden Deputationen auch die Deputationen der Residenzstädte Berlin, PotSdam und Coblenz empfangen werden Oester- reichische Blätter melden die Ankunft deS Kaiser« Franz Joses. Mau hatte DaS zwar, wie er innerlich, al» eine Möglichkeit stet« offen gehalten Aber eS scheint darüber noch Nichts bestimmt, und die Meldung in dieser bestimmten Form ist, wie eS heißt, offenbar verfrüht. Wie man„indirect" hört, war davon kürzlich in dm Krcism der österreichischen Botschaft zu Berlin noch nicht» Nähere» bekannt. Eine Anfrage wegen de- Kronprinzen von Schwe den, der sich auf Reism befindet, soll noch vor Kurzem die Andeutung veranlaßt habm, daß Ein ladungen nur an die Verwandten der kaiserlichen Familie ergehen würden. Die Zahl der Gäste wird trotzdem, wie bei dm letzten Hochzeit »festen am Berliner Hofe, gegen 60 betragm. Der Kaiser von Rußland wird mit drei Großfürsten er scheinen und auch mit der Herzogin vonEdin- burg und ihrem Ge«ahl zusammmtressen. ES ist, wie bemerkt, natürlich nicht ausgeschlossen, daß sich der Kaiser von Oesterreich im letzten Augen blick ankündige oder daß die gegenwärtig inS Äuge gefaßten Bestimmungen weiterhin eine Abänderung erfahren. Aber bis jetzt hat in diesem Sinne Nicht» verlautet Die Berufung de» Freiherrn von Manie «ff et aus dm Posten eine» Statthalters von Elsaß- Lothringen wird — so schreibt man un» aus Berlin vom DimStag — noch in dieser Woche vom Kaiser vollzogen werden, der Feldmarschall wird aber in seiner neuen Stellung weniger „Statthalter" in der gewöhnlichen Bedeutung de» Wortes, als vielmehr „Gouverneur" sein. „Die Sicherheit deS Landes ist der in erster Linie zu berücksichtigende Punkt und diesem muß denn auch die Reconstruction der Verwaltung ent- sprechen. Deshalb ist die Wahl de- Feld- marschall- für diesm neuen Posten nach mehr denn einer Richtung bezeichnend. Wie man in Straßburg annimmt, soll nach der dem BundeS- rath gemachten Vorlage der Delegirte deS ReichS- lande» zum BundeSrathe nicht von der elsaß- lothringischen Landesregierung, sondern von dem LandeSauSschuffe bestellt werdm. Man übersieht aber dabei, daß die Spitze der elsaß-lothringischen Verwaltung wie bisher, so auch unzweifelhaft in Zukunft im BundeSrath vertreten sein wird. Herr Herzog als künftiger StaatSsecretair für Elsaß- Lothringen wird auch fernerhin dem BundeS rath angehörm. Die Stimme deS Delegirte» wird übrigen-, wie die Motive zu der jetzt dem BundeSrathe gemachten Vorlage ausdrücklich hervorheben, stets nur eine berathmve sein. Die Befürchtung, daß die Zulassung eines Delegirte» mit berathmder Stimme über kurz und lang zur Ertheilung einer beschließenden Stimme führen werde, erscheint durchaus unbegründet. Die staats rechtliche Stellung de» ReichSlandeS schließt eine besondere, dm Bundesstaaten gleichberechtigte Ver tretung desselben im BundeSrathe principiell auS." *ReichStag Berlin, 20 Mai. Der erste Tag der Getreidezolldebattelittsichtlich unter dem Eindrücke der Rücktrittserklärung de» Präsidenten v. Forckenbeck, welche der zweite Biceprästdevt Lucius am Anfang der Sitzung verlesen hatte Dazu kam, daß die einleitende Motiviruug d«S
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