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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.05.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187905230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790523
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790523
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-05
- Tag1879-05-23
- Monat1879-05
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.05.1879
- Autor
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Erscheint IS-lich fr«h S»/. Uhr. JohcmMsgast« -- Bm,i1>-W»«> »a Kedurlt»»« «.omrmg« i^-rr llhr. ««tmüttag» 4—« Uhr. L--L?ZV«SL.' der für -1e »Lchsi- Linumer -esttmmteu UriWM.Tagkblall Wacheniaße« bl« >. ao S<«a- ««'/.-Uhr. >»»», KUL«, flr I^-Lumchmr: UuiversitätSstr. Anzeiger. Vktt «kteurm. rr. »Lfi-ße LL.S00. viertelt. «»/.Mt, MLl. «nuocrlohu b »L. durch di« Po- dczoqen k Ml. Jede riuzelne Rümmer Lk Pf. VelHexemplar 10 Pj. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbefdrderrmg 3K Mt. mtl Postbesdrderuug 4b Mt. I^erlr bgefp Petit-ekle ro Pf Größere L<bnfteu last nuferem PrciSv«r>i>»nrtz — Tabell-rilch«! Satz »ach höbe«« L«mf »nimm, »Rer in» «lru» di« Spallzttlr 40 Pf. Inferatr Aud stä» an d. Grpe-rkv» L-iche,«atd«cturnfir. id.p. EIE? gegeben. Zahlung p»»«»iu»»»u4o oder durch Postvorschech. 14S. Freitag dm 23. Mai 1879. 73. Jahrgang. Zur Lujreehterhaltung der öffentlichen Ordnung bei Gelegenheit der am »4. und 25. d.M. stattfindrnden »ue« habe« wir für nöthig erachtet, folgende Anordnungen ,u treffen: 1) Ln diesen Lagen sind Nachmittag- von 12-8 Uhr der Scheibenweg vom Echleußiger Wege bi- »um Johannaparke und der Echlrußiger »eg von der vrandbrück» ab bi- »um Kirschwehr für den öffentlichen Fahr- und Reitverkehr, ingleichen der Scheibenweg vom Echlrußiger Wege ab bi- »um Scheibengeböl» auch für den Fußverkehr gesperrt. 2) Wagen, die in die Rennbahn gelangen wollen, haben den Hinweg durch die Münzgaffe und am Fl»tzpl«tz recht-, den Rückweg durch da- Scheibengehöl» und den Johannapark »u nehmen. 8) Diejenigen Wagen, welche nur bi- an den Eingang »ur Rennbahn bei der Einmündung de- EcheibenwegS in den Echlrußiger Weg fahren, haben den Rückweg durch dir Körnerffratze »u nehmen. 4) Auf dem Hinwege haben alle Wagen recht- zu fahren und sich streng in der Reihenfolge »u kalten. 5) Auf dem Echlrußiger Wege darf kein Wagen halten. Wir bringen diese Anordnungen hierdurch »ur öffentlichen Kenntniß mit dem Bemerken, daß unsere Organe angewiesen find, die Beobachtung derselben auf da- Strengste »u überwachen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis »u 30 oder Haft bestraft. Leipzig, den 22. Mai 1878. Der Rath »nb -a- Polizei«»« -er «tadt Letpzt,. De. Georgi. vr. Rüder. Daegner. Secr. Bekanntmachung. Am heutigen Tage find Frau Johanne Marie «rützncr, aeborene Kühn, Burgvraße Nr. k, IV wohnhaft. - Elise «walte Hermine Woilblock, geborene Helwer, Lützowstraße Nr. 25, IV wohnhaft, - Auguste «malte »ornahl. geborene »röschel, Windmühlenstraße Nr. 28 c, IV wohnhaft» und Fräulein Iohauue Wtlhelmtne Echmt-t, Schuhmachergäßchen Nr. 7, Ul wohnhaft, al- Hebammen für unsere Stadt mrpstichlel worden. Leipzig, den 18. Mai 187». »er «nttz »er «ta-t Leipzi,. vr. Lröndlin. Kretschmer. Bekanntmachung. Ln unserer Gewerbeschule sind einige Freistellen zu besetzen. Nur der Schule bereit- angehörige Tane-' und Abendjchüler können al- Bewerber auftrelen. Die Gesuche, denen Zeugniffe über di« Be dürftigkeit der Eltern, die letzten Schulzeugnisse und insbesondere ein Zeugniß, dessen Formular auf unserer Schülexpedition zu erhalten ist, beizusüaen find, werden btS Ende -tese« Monats aus unserer Schul» expedttwn in Empfang genommen. Leipzig, den 20. Mai 187». »er «ath -er Tta-t Leipzig. vr. Georgi. Lehneri. Vermiethungeil. Folgende in den nachver»eichneten, der Stadtgemeindr gehörigen Hausgrundstücken zum 30. Septbr. d. I miethfre» werdende Lokalitäten, nämlich 1) da- dermalen an Herrn Carl Wilhelm Müller «en. (früher Albert Müller M.) vermiethet« GewSlbe nebst «teperlage in dem Hause «eichSstraste «r. KV. 2) die »eitber an Herrn Fr. B. Schilde als GeschßftSlocal v/rmirthete, au- 5 Zimmern, 5 Kam mern, 7 sonstigen Räumen und Zubehör bestehend- 1. Etage nebst st Rte-erlage» im Hofe der Häuser NetchSftr-tze Nr. 50 und Salzgllhchea Nr. S (Eingang von der ReichS- ftraße au-), 31 eine Niederlage im Hofe de- Hause- NetchSstratze Nr. 51 und 4) zwei Nte-erlagen im Hofe de- Hause- Ealzgätzche« «r. 1 sollen riuzein, eine jede Nummer für sich, vom 1. Oktober -. I. an gegen halbjährliche Kündigung an die Meistbietenden anderweit vermiethet werden und beraumen wir hierzu einen BerstrigerungStermin an RathSstelle auf Montag den -8 Mai d. I, vormittags 11 Uhr an, in welchem Miethlustige sich rinfinden und ihre Gebote auf die nach einander in obiger Reihenfolge auSzubietenden Mlethlocafttäten thun wollen. Die Bersteigerung wird bezüglich eine- jeden MiethobjecteS geschloffen werden, sobald darauf nach dreimaligem Au-rufe ein weitere- Gebot nicht mehr erfolgt Die BermiethungS- und BersteigerungSbedingungen nebst Jnventarium der »u vermiethenden Lokali täten liegen auf dem RathhauSsaale l. Etage zur Einsichtnahme auS. Leipzig, am 13. Mai 187». »er «ath -er Eta-t Leipzig. vr. Georgi. Cerutti. Bekanntmachung. Der am ö. November 1878 hier zur Haft gekommene und seitdem behuf- Feststellung seiner Persönlich keit im hiesigen Georgenbause detinirt gewesene, angebliche Paul Schulze, gen. wtltzschek auS Mährisch-Ostrau ist am 7. d. M. au- gedachter Anstalt unter Mitnahme der Anstalt-kleiduna entwichen Wir ersuchen, denselben im BetretungSfalle zu verhaften, dann Nachricht anher gelangen zu lassen. Echul»e ist von mrtteler Größe, gelber Hautfarbe und ohne Bart, hat Stumpfnase, aufgeworfene Lippen und auffallend niedrige Stirn. Bekleidet war er mit grauer Tuchjack«. schwarzer Tuchhose und brauner Tuchmütze mit Schirm. Leipzig, am 2l. Mai 187». »a- Poltzetumt -er Eta-t Leipzi,. vr. Rüder. Hennig, Rsdr. Vtk Netz muh Ciurvstü. Wie ein Unwetter am Frühlingshtmwel hat sich die parlamentarische Krise der letzte»Lage Schlag auf Schlag vollzogen. Der 21. Mai bezeichnet ein« hochbedeutsamen Wendepuuct in unserer politischen Entwickelung. Bon einer Majorität von 195 gegen 129 Stnnmen getragen, hat der confervative Präsident, da- Schooßkind der neuen »ltramon tan-konservativen Coalrtioa, die Leitung de- Reichstag- übernommen. Soweit sich die geheime Abstimmung coutroliren läßt, haben Confervative und Centrum geschloffen für Herrn v Seydewitz gestimmt; nur von den Freiconservativen find einige Wenige seitab gegangen. AlS in der vorigen Woche die gleiche Kerbrüderung die Candidatur Bennigsen für den Vorsitz in der Tariscommission zum Scheitern brachte, suchte mau die politische Bedeutung de- Ereignisse- durch da- Hervorkehren rein wirth« schastlicher Motive zu vertuschen. In Bezug auf den letzten Vorgang wird man sich diese Mühe hoffentlich sparen. In allen Parlamenten der Welt gilt di« Präsidentenwahl al- eine poli tische Angelegenheit ersten Range-. Und wenn sie im deutschen Reichstage je der vollgültige Aus- druck der politischen Lage gewesen ist, so ist sie e» heute; denn siebringt aller Welt zu klarer An- schammg, wa- lange nebelgleich in der Lust schwebte, unermüdlich abgeleugnet ward und nun doch äl- da- weitreichendste Ergebniß der politi schen Wirren dieser letzten Monate sich herau-ge- stellt hat: DaS Bündniß der Conservativen mit den Ultramontaneu. Wer will dies Büudniß Angesicht- des vorliegenden Wahlresultat» noch in Abrede stellen ? Wer will unS glauben machen, das Centrum — „die stärkste Fraktion de- Recch-tags", wie eS sich so gern nennen läßt — würde nicht auch jetzt wieder, wie zu Anfang der Session, den Präsidentenstuhl für sich in Anspruch genommen haben, wenn chm nicht von konservativer Seite Garantie für die erste Bice- prafidenteustelle, von welcher Freiherr von Staus send erg ohne Zweifel zurücktreten wird, geleistet wäre? So ist denn mit dem 21. Mai die Partei, welcher vor wenigen Jahren noch vom Fürsten Bismarck die geistige Urheberschaft de- Kullmaun'schen Attentate- schuld gegeben ward — „mewe Herren, er hängt doch an Ihre» Lockschößen!" —, die Partei, welche bis in die iüvgste Zeit herein nach der gemeinsamen An- schauung aller auf dem Boden unserer nationalen Akuaestaltung stehenden Elemente al- berechtigte Pvliüfche Partei überhaupt nicht anerkannt wurde, ewgetreten in die Reihe der „maßgebenden" Factoren unsere- politischen Lebens. Wunderbarer Wechsel! Da- neue Präsidium de- Reichstag-, wie es vorau-ficbtlich m wenigen Tagen vor uns stehen wird, hat «ur noch in der bescheidenen Stellung des zweiten Licepräsidenten einen Man«, welcher der Umgestaltung der deutschen Dinge seit dem Jahre 188« wohl von Anfang an mit ganzem Herzen zugethcm gewesen ist; der Präsident und der «it Sicherheit zu erwartend« erste vicepräsi- dent gehören ihrem politischen Glaubensbekevvtuiß nach Parteien an, die lang' Jahre, wenn nicht, fowikit da- Emetin« in Betracht kommt, bis auf den heutigen Tag. zu jener Politik de- Fürsten Bi-marck, die ihm die Liebe des deutschen Volke- erwarb, in mehr oder minder feindseligem Gegensatz gestanden haben. Ohne Zweifel wird e» nicht an Leuten fehlen, die sich über diese Erscheinung mit dem genialen Einfall der „Norddeutschen Lllgem. Zeitung" trösten, welche f. Z. da- Eintreten Bapabüler's in die Tarif- commission de» Reichs!»«-!«- als einen Sieg de- nationalen Gedanko»-über den Württemberg»« fchen Particulari-mu» feierte. Möchte ihnen nur der Trost nicht durch die fatale Kehrseite de- bleudenden Argument» verdorben werden! Bekannt lich hatte Herr v. Varubüler, al- er den Borsitz der Tarifcommission übernahm, nicht seinen wirthfchaftUchen Standpunkt verlassen, sondern er hatte den Kanzler von den: diametral entgegen gesetzten Standpunkte zu sich herübergezogen. Wie, wenn e- sich jetzt mit dem „Siege de- nationalen Gedanken-" in dem größeren politischen Rahmen ähnlich verhielte? Durchaus unmöglich ist »nS natürlich der Gedanke, daß Kürst Bismarck sich jemal- auf vollständig denselben politischen Boden mit dem Ultramontauismus begeben könnte. Luch die ausgesprochen reactionaire Tendenz, welche der DeutfchconservatiSmuS vertritt, wird schwerlich seinen Plänen entsprechen. Aber wer bürgt dafür, daß die mit der neuen »ltramontan - conservativen Verbrüderung eingeleitele Entwickelung nicht stärker wird, als selbst unser großer Kanzler? Wer bürgt dafür, daß nicht wenigsten- dann, wenn un- dre fiaai-mänmfche Kraft de- Fürste» Bi-marck auf immer fehlen wird, da- Reich in Bahnen geleitet wird, die seinem Ursprünge durchaus wider sprechen ? Wie immer man sich aber die Zukunft denke, für Alles, was sich in Deutschland liberal nennt, ist die Stellung in den Verhältnissen vor- aezeichnet: e- ist die Stellung de» Kampfe-! Selbstverständlich wird die na tionalli berate Partei niemals nach einem Anlaß zur Opposition suchen; aber sie wird ihm nicht auSweichen. wenn er ihr in den Weg tritt. Selbstverständlich wird die nationalliberal« Partei die Regierung auch ferner bereitwillig unterstützen, wenn die selbe eine Maßregel zur Befestigung de- Reiche rn der bisher eingehalteuen Richtung vorschlägt; aber sie wird sich nicht mehr zu dem AmboS bergeben, auf welchem die Compromtffe ge schmiedet werden. Fürst Bismarck sprach im vorigen Herbst die Hoffnung au-, dag die Majorität, welche da- Soccalistengesetz anuehme, auch darüber hinan- als eine zuverläsfiae Stütze der Regierung sortbesteben werde. Jene Majorität bildeten die Nationalliberalen unddieCon- fervativen; der stärkste Befiaudtheil der Mino rität war das Ce nt rum. Heute ist da» Centrum der stärkste vestaudtheil der Majo rität, aber einer Majorität, aus welcher die nationalliberole Partei in demselben Augenblicke mit Naturuothwendigkeit »«-scheidet. Eine kon servativ-klerikal-liberale Majorität wäre e.n Un ding. Seit Monaten stand unsere innere Entwicke- lang vor der Alternative einer konservativ- liberalen und einer konservativ.klerikalen Mehrheit Der 21. Mai hat für die letztere ent- schicven, und glücklicherweise so unzweideutig, daß nunmehr wohl endlich auch Denjenigen die Augen ausgehen werden, welchen in der letzten Zeit durch den Staub te» wirthschaftlichen Interessenstreites der Blick für die politischen Dinge nur zu sehr getrübt war. Die Gefahr der politischen Reaktion, noch bi» in die jüngsten Tage herein von ehrlich liberalen Männern al- ein Ammenmährchen be spöttelt, steht heute leibhaftig vor un». Fürst Bismarck, der bisher stets mit einer wunder baren politischen Divination den deutschen National- gedanken getroffen, hat heute den ersten großen politischen Fehler gemacht, der einen finsteren Schat ten aus seine glänzende Laufbahn wirft. Noch mals: „Allen liberalen Elementen ist damit die Stellung zu der „neuen Aera" vorgezeichnet, seit der Reichskanzler den Weg nach Canossa ange- tretcn hat. politische »Übersicht. Leipzig, 22. Mai. r*» Berlin, 2l. Mai. Parlamentarische Lage. Das sogenannte Sperrgesetz bildete gestern Abend den ersten Gegenstand der Berathung in der Tariscommission drS Reichstages. Bon den Regierung--Commisiarien wurde der Gesetz-Entwurf nachdrücklich zur Annahme em pfohlen und in-besondere auf die praktischen Er fahrungen hingewiesen, welche man mit ähnlichen Einrichtungen in England gesammelt hat. Im Lause der Diskussion ergab sich, daß die Re gierung noch selbst nicht schlüssig war, aus welche Gegenstände sie, wenn ihr die Voll macht da- Gesetze- erlheilt würde, dasselbe anzuwenden beabsichtige. Insbesondre wurde die Commission im Dunkeln darüber gelassen, ob die Regierung die Maßregel auf den Tabak anwenden wolle. Au- den Miltheilungen der Commisiarien ging hervor, daß die Reichs« regierung die Nachsteuer nicht auszugeben gedenke, somit für die Commission ein Grund «ehr vor handen sei, die Aufnahme der Artikel, welche der Sperre unterworfen werden sollen, in das Gesetz selbst zu verlangen. Unter diesen Umständen schien es der Commission nach kurzer Dißkussion ange messen, die Verhandlung von der Tagesordnung abzusetzen. Die Commission trat hierauf in die weitere Berathung de-Tarif» ein. E- folgte da- Reserat über die Positionen 3. Blei, 42. Zink, 43. Zinn. Für gewalzte» Blei (3d) gewalzte» Zink (42b), aewalzte-Zinn (43d) nahm die Com mission die frühere Tarifirung an und lehnte den Zoll von 3 Mark ab. Bei den übrigen Thetlen wurde die Regierungsvorlage angenommen. Gestern Abend trat die Commission rur Be rathung der Tabaksteuervorlage zusammen. Bestimmte Vorschläge über Höhe de- Zolle- resp. der Steuer wurden nicht gemacht, aber die vorge schlagenen Sätze von den meisten Rednern al- zu hoch bezeichnet Gleichzeitig wurde daraus hinge wiesen, daß bei Feststellung der Zoll- und Steuer sätze eine größere Differenz zum Schutze de- in ländischen Tabakbaues nöthig sei. Die Erklärungen, welche in dieser Beziehung von mehreren Seiten abgegeben wurden, erfolgten mit der größten Re serve. Mehrfach wurde der Besorgniß Ausdruck ge geben, die Vorlage bedeute den letzten Schritt zum Monopol. AuS der Gesammthaltung, welche die Mehrheit der Commission zu der Vorlage an nimmt, wollen erfahrene Mitglieder derselben ent nehmen , daß die Sätze unwesentlich vermindert — besonder» für Steuer — angenommen und Licenz und Nachsteuer fallen werden. Entsprechen die Re- sultate der Commissions-Verathung dieser An nahme, so wird der Reichskanzler, sobald daS Hau- denselben beitritt, sein Veto nicht dagegen rinlegen und das Zustandekommen deS Tabak- steuergesetzes dürfte alS gesichert betrachtet werden Gegenüber den Klagen und Forderungen der Interessenten, die um jeden Preis auS der Unsicherheit der gegenwärtigen Geschäftslage her auskommen wollen, dürfte sogar diese- Resultat ein Gewinn sein. In der vrausteuer - Commission des Reichstage-, welche gestern ihre erste Berathung hielt, wurden zunächst vom Vorsitzende» die aus die Vorlagen bezüglichen Petitionen mitgetheilt und beschlossen, dieselben bei den einzelnen Ab schnitten der Vorlagen, aus welche sie sich beziehen zu berathen. Man ging dann aus die Erörterung der Frage über, ob bei der Geschäftslage de» Reichs tage» und bei der von den verschiedenen Par teien kundgegedenen Absicht, die Vorlagen ab zulehnen, Überhaupt in eine specielle Berathung deS Entwürfe- eingetrrten werden sollte. Ab geordneter Eysoldt beantragt«, dieselbe so lange auSrusetzen, bi- sich die Tariscommission über d«c konstitutionellen Garantien geeinigt haben würde. Seiten» der RegierungScommissarien wurde erklärt, daß von den verbündeten Regierungen auf die Durch- berathung deS Gesetzes in der Commission Gewicht gelegt werde. Nach mehrstündiger Debatte, in wel cher man auch der vielen materiellen Bedenken ge- dachte, die gegen die Biersteuervorlage herrschen, wurde schließlich der Antrag deS Abg ' Evsoldt mit Stimmengleichheit abgelehnt und die nächste Sitzung auf Freitag anberaumt. Daß sich die Majorität im Großen und Ganzen ablehnend gegen die Vor lagen verhielt, ging auS der Debatte hervor. Ziemlich allgemein wurde betont, daß ohne gleich zeitige Erhöhung der Branntweinsteuer eine Er höhung der Biersteuer nicht eingeführt werden könne. Der Reich-tag setzte heute nach vollzogener Präsidentenwahl die Getreidezolldebatte fort, ohne sie zum Abschluß zu bringen. Der Sckwer- punct der Verhandlung siel in die Reden Del brück'- und Bismarck'-. In der Sache selbst wurde von ihnen freilich kaum etwa- Wesentliches beigebracht, was die publicistische Debatte der letzten Monate nicht bereit» erörtert hätte. Da» eigentlich Bedeutsame dk» Tage- lag in der aus- geprägt agrarischen Tendenz der Rede deS ReichS- karnlers. (Soweit der Bericht.) Es darf nicht Wunder nehmen, daß die Ber liner Ossiciösen die Lesopifche Fabel zur
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