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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187905249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790524
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790524
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-05
- Tag1879-05-24
- Monat1879-05
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1879
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Grschekl tSzttch früh 6'/. Uhr. «edatttt, Totza»»-8asir LS. »—»« WrmW-g« l«—12 Uhr. ^ch«UtatzS 4-S Uhr. I rvvj««dt« X»»L-- . der ^ü? dir nächst- Numin« destimmtrn <M Wochrutagen bis " v«. « Tom». shtS'/.dNhr. 'sist z»x Zttäuch»«: UmverfitLtSstr. 21. tlpuaer Anzeiger. OM» für Politik, Loealgeschichte, Handels- »ad GeschäMerkehr. Ausla-e 1L.S0Y. Xt-»»«»r»t,p«t» viertelt. 4»/ tutt. Uringettoda b! durch dir P«k de-ogeu 6 BL Jede «whchu Ramm« 2L Pf. «ctrge,e«hla,. 1» Pf. ErlMrmjür Lxttabcilagw ohne Postvestrdcxuirg Z« DL mtl Pogheffrdernog 4b Mt. rnjernte 5«sp. Pttit^ile 20 Pf. »röhere «Lchnsttn laut saferem preivverzeichaiß. TadeüarÄL«'. Sech »ach 'dödeuuu Dans »ect«iu, »nt« he» Ü«»«Ü»»»»rich die Svoltzetle 4h Pt. Juferate find sttt» an d. Gchedtil», zu fendru. — Rabatt wird mcht gegrden Aahlm»xr»«miu»«>r»uäo oder durch Pogvorfchuh. »R 144. Sonnabend den 2c. Mai 1879. 73. Jahrgang. DM- Zur gefälligen Venshlimg. -MD Unsere Expedition ist morgen Sonntag den 25. Mai nnr Vormittag» bis '-9 Uhr geöffnet. Bekanntmachung. DaS nach dem Hesse'schen Berrnächtniß a« 88. Diese» Mouat- akzuhaltende Waisenfrst muß wegen de- schweren Verluste-, den unsere Waisenanftalt durch da- Dahin- scheiden de» Herrn Direktor ve. Schloßhauer «litten hat, bi» aus Weitere- »ersetz*-«» werden. Leipzig, den 23. Mai 1879. De» «attz» DeDutatto« zu« «aiseutzause. Stockholzauction. Mittwoch, den 4. Juni >. e. sollen von Nachmittag- 3 Uhr an im Forstrevier« Connewitz auf dem Mittelwaldschlage in Aoth. 45 ». t». ea. Hausen klein gemochte- Etocktzolz unt« den im Termin öffentlich au-gehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meist bietenden verkauft werden. Zusammeukuusl: im sogen. Ritterwerder an der Plagwitzer Straße unmittelbar vor Plagwitz. Leipzig, am 21. Mai 1879. Des Rattz» Forfttze-utatto». Bekanntmachung. An unserer Gewerbeschule find einige Freistelle«» zu besetzen. Nur der Schule bereit» angehörige TcnwS- und Abendschüler können al» Bewerber auftreten. D«e Gesuche, denen Zeugnisse über die Be dürftigkeit der Eltern, die letzten Schulzeugnisse und insbesondere ein Zeugniß, dessen Formular auf unserer Schulexpeditton zu erhalten ist, beizufügen find, werden bi- Ende Dieses Monats auf unserer Schul- «xpedinon in Empfang genommen. Leidig, den 80. Mai 1879. Der «ath -er «tabt LeiDzt-. vr. Georgi. Lehne«. Bekanntmachung. Die am 16. d. M. aus Den «bdruch versteigerten vaultchketten der ehemaliaen «ngermützle find den Höchstbieteru zugefchlageu worden und entlasten wir daher in Gemäßheit der BerfteigerungSbedin- gungen die übrigen Bieter hiermit ihrer Gebote. Leipzig, den 2l. Mai 1879. Der «attz -er «ta»t Letpztß. vr. Georgi. Eerutti. Bekanntmachung. Während de- SchleußenbaueS in d« verlängerten Pfaffendori« Straße wird dieselbe für den Fähr verkehr auf d« Strecke von der Parthenftraße bi- »um Gohlis« Wege gesperrt. Leizqig, den 21. Mai 1879. Der »ath Der «tabt Letpzt,. vr. Georgi. Richter. Sie Setrri-ezöllr im Reichstage. q-*. Berlin, 22. Mai. Zwischen den indu striellen und landwirthschaftlichen Mit- cliedern der MehrheitSfractionen de- ReichStaae- smd Compromißverbandlnngen im Gange, welche die vorgeschlagene Erhöhung de- Roggenzolls von 50 Pfennige auf 1 Mark pro 100 Kg. zum Ziele haben. Ein vielgenannte-, dem Fürsten BiSmarck nahestehende- Mitglied de- Bunde-rath- bildet den Mrtlelpnnct der Verhandlungen. AuS seinen Äußerungen geht hervor, daß der Reichskanzler schon deshalb einen sehr hohen Werth auf die Äunahnre de- Mirbach'scheu Amendement- legt, weil der Reichsregierung in der nächsten Session d,e Einbringung eine- Gesetzeutwnrf- wegen Er- höhuuG de- lSetreidezoll- erspart «Arve. E« wurde ferner von derselbe« Seite darauf hin gewiesen, daß die gestern vom Reichskanzler gehal tene RQe in Hunderttausenden von Extra-Abdrücken unter die Landbevölkerung vertheilt und von einem Flugblatte begleitet werden soll, welche- eine weitere Erhöhung der Kornzölle al- eine Maßregel der Gerechtigkeit darstellt. Der Kanzler sei aber nicht in der Lage gewesen, dem BundeS- rathe in der Tarifvorlage einen höheren Getreide zoll zu unterbreiten, weil er nicht wissen konnte, inwieweit er auf eine Majorität innerhalb de- Reichstage- rechnen durfte. Wie wir hören, sind heut« maßgebende Mitglieder der Mehrheit-Parteien zusammengetreten, um die letzte Hand an da- Kompromiß zu legen, da- vielleicht mit einer Er höhung aus 75 Pfg. zu Stande kommt. Ein Theil der Industriellen und de- Centrum- dürfte diesem Satze nicht zustimmen, aber die Majorität de- Hause-, wenn auch nicht mit einer starken Ziffer, demselben sicher sein. Wir heben au- dem Sitzungsbericht nach träglich noch die folgenden Reden au-führlich hervor: Aba. vr. Frege (deutsch'konservativ): Die Frage über die Getteidezölle, für Viele ein Stein de- An stöße-, für Andere eine eoväitio »Ine ovs uon, läßt sich nur vom Standpunkte de- praktischen Bedürf nisses au- lösen. Die Höhe der Getreide,ölle ist eine so minimale, daß von Schutzzoll dabei keine Rede sein kann. Auf dem Gebiete der direkten Steuern kann die Verbesserung, die man im Interest« de- Grund besitze- unternommen hat, immer nur eine theilweise sein, und rS ist daher mit allgemeiner Zustimmung begrüßt worden, daß die Regierungen da- Ge- biet der indirekten Steuern al- da- be,eichnet haben, auf dem in Zukunft operirt werden muß, um zu einer möglichst gleichmäßigen Besteue rung zu gelangen. Nach der Berechnung des vr. Franz hatten wir bis zum Jahre 1888 mehr ausgeführt. Mit dem Jahre 1k68 tritt plötzlich eine Mehreinfuhr ein, die in der ersten fünfjährigen Periode 4 und in der letzten bi- 1877 27'/, Millionen Eentner beträgt. Don einer allmäligen Zunahme de- Imports und allmäligen Abnahme des Exports kann also nicht die Rede sein, es tritt uns vielmehr «in plötzlicher Heber- gang «ataegen. Die Erklärung liegt wohl darin, daß von dem Augenblick an, wo da- G» treibe zollfrei in das Zollvereinsgebiet einaina, auch die Statistik sehr wesenl- uche Lücken aufzuweiftn hat. Diese angebliche Mnrder- Production von 27 Millionen beruht also auf einem Jrrthum. und ich bin fest über»eugt, daß seit der Herrschaft de- Isieier lsire-Princip-, seit 1888, dir angeblich« Mehreinfuhr nur durch die in progressiver Steigerung begriffene Unausfübrbarkeit der «u-fuhr- statistik erklärt werden kann. Aber selbst zugegeben, daß Deutschland diese 87 Millionen an Mehrernfuhr gebraucht» glauben Sie denn, daß der deutsch« Acker bau nicht nn Stand« wäre, 27 Millionen Eentner «ehr zu produciren? Wenn wir Da- nicht hoffen könnten, so wären wir allerdings in der aller- ernstesten KrmS. Die Behauptung unserer Geg ner, daß der Eingangs,oll von 50 Pfennigen mcht blo- diese 87 Millionen Eentner. sondern den ganzen inländisch«» Eonsum um die Hohe de- Zolle- ver- theuer» werde, ist unzutreffend. Die Selbstproduttion Deutschland- beläuft sich auf S7S Millionen, die Mehreinfuhr auf 27 Millionen Eentner, eine Ver- theuerung der 27 Millionen kann nicht eine Ber theuerung der 379 Millionen berbetführen. (Sehr richtig! recht-.) Unsere Gegner sagen ferner, der Ge- tre,behände! könne nicht mehr b. stehen; eS stände aber traurig um ihn, wenn dieser minimale Zoll ihn in serner gesunden Entwickelung erschüttern sollte. In den letzten dreißig Jahren hat er sich um da- Fünffache seines Umsatzes ver größert. Ich gebe zu, daß die augenblickliche Ent wickelung de- Handel» eine gewiffe Beeinträchtigung erleiden wird, hauptsächlich aber für Den, der sich auf da- Getreidemischen eingrlasten hat und glaubt, seine Zwecke durch groß« Spekulationen zu fördern. Ich bin ein Gegner ,eder Spekulation, die dazu beittagen kann, notwendige Lebens bedürfniste zu verteuern. Wenn wir sie abschasfen. so werden wir auch eine kund« Handei-outtvickeluug haben können bei diesen M», ««M Wir da- System der Rückvergütung ein- hren, wa- ich auf- Wärmste befürworte, gar» be- .ander- im Interesse der Mühlenindustrie. Not wendig wird dam aber sein» daß man, wie wir Vor schlägen, dem Roggen und Wetzen einen gleichen Zoll zukommen läßt. Daß der Zoll von 50 da- Brod de- Consumenten, deS armen Manne» ver teuern soll, leugne ich entschieden. Der Eentner Roggen kostet jetzt 7 ^l, und da bekanntlich ein Fünftel davon als Kleie zurückgeht, so beträgt der Prei- 5 ^tz 50 Au» 100 Pfund Roggen werden bekanntlich 100 bi» 105 Pfd. Brod gebacken und dies» kosten durchschnittlich in den Städten 10 >l, ,- bleten also dem Zwischenhändler, dem Müller, dem Bäcker 4,50 an einem Eentner Roggen übrig. Ich aönne dem Bäcker seinen Ver dienst, ich glaube, daß er nicht einmal den Verdienst bat, den er haben sollte, DaS liegt aber einfach in der krankhaften Ausbildung de- Zwischenhandels. (Sehr richtig! recht») Der Import wird mit diesen Zöllen weiter fortdauern, weil der Export unverändert fort- dauern wird. Rußland und Amerika können den deutschen Markt nicht entbehren. Wir brauchen die russischen Häfen den reißen werden, dagegen Construction der russischen den Anschluß mit Deutsch- Der Abg v. Maltzahn-Gültz sagte neulich, daß seiner HeimathSprovinz Schweden und England näher stehe, al» die deutschen Vinnen- Plätze. Ich würde im Hause nicht die Behauptung wagen, daß un- etwa Eger und Prag näher lägen, al- Norddeutschland. Wir wüsten vor Allem daran denken, daß wir ein WirthschaftSgebiet geworden sind. Die große Gegnerschaft gegen die Getteidezölle läßt sich dadurch erklären, daß Deutschland bi» vor einer Reih« von Jahren in zwei Wirthschaft-gebiete ge spalten war, in den Rohprodukte producirenden Nordoften und in den Jndustrieprodutte produciren den Südwesten. Nach der Einigung Deutschland- müflrn sich beide Gebiete gegenseitig den in ländischen Markt erhalten. An den statistischen Zahlen der Production Amerika- und Rußland» m zu ersehen, daß uns «ine große landwirthschastliche Kris« droht» wenn wir nicht Maßregeln zum Schutze der Landwirtbschaft ergreifen. Es steht un- «ine Aera de- Sinken» d«S Weltgetreidepreise- bevor. Diese Zölle werden ein gute- Mittel sein. Ferner das Moment, daß durch diese minimalen Zölle dem Kleinbetrieb überhaupt der Absatz im Inland« wieder gesichert ist. ES wird eine Loeruna des inländischen Markte» von dem angehäuften fremden russischen und amerikanischen Product vattfinden. Der kleine Mann wird sein« Waaren wieder zu den officiellen Marktpreisen lo» werden können, wa- jetzt nicht der Fall ist. Endlich aber wird durch drese Zölle vor Allem eine genau, Statistik ermöglicht werden. Mit diesen nirdngen Zöllen ist der Landwirtbschaft keine»- weg- geholfen, e» wird nur «in Hemmschuh dem vom Berge herabfahrenden Wagen unteraelegt. Wa- die Oftseeprovinzen anlangt, so bin ich überzeugt, daß die Regierungen Mittel und Wege finden werden, den dorti gen «xceptwnellen Verhältnissen Rechnung zu tragen, daß der Getreidehandrl geschont wird und durch di« Handelsverbindung gesichert bleibt. Der Ab«, v. Treitschke hat ganz befand«- die social« Bedeu tung der Frage bervorgehoben; ich unterschätze sie auch nicht, ab« ich halte un- verpflichtet, daß wir un- insbesondere der Millionen von landwirthschaft- nicht zu fürchten, da Getreidehrndel an si schützt unS schon die Eisenbahnen, die auf land hingen»,esen sind lichen Arbeitern annehmen, die durch die jetzigen Verhältnisse brodloS acworden find. Wir müssen cegen die ungesunde Centralisation der Arbeiter in den Städten eine Gegenströmung schafft». Der Reichskanzler hat damit, daß er sich zur agrarischen Bewegung in ihren Gvundprincipien bekannt hat, eine nationale That begangen, für welche die Ge schichte ihm danken wird und die ihm mindestens so hoch angeschrieben werden wird, wie seine enormen Verdienste auf dem Gebiete der auswärtigen Politik. (Beifall rechts.) Abg. Delbrück: Der letzte Herr Redner hat von fernem Standpunkte aus vollkommen Recht, wenn er den von der Regierung vorgrschlagenen und von seiner Partei empfohlenen Getteidezoll als eine äußerst geringe Lbschlogszahlung anstedt. Die Confe- quenzen seiner Prämisse, daß im allgemeinen Jnter- ffse ein stabiler, für die Landwirtbschaft lohnend« Getreide preis erstrrbungöwerth sei, hat er nicht ge zogen, rch will es für ihn thun. Sr empfiehlt damit in erster Linie eine gleitende Scala, wie sie in England durch Jahre bestand. Unbedingt Recht bat er darin, daß er alle jetzt vorgeschlagenen Zölle für vollkommen ungenügend hält, um daS von ihm be- zeichnete Ziel zu erreichen. Ein einfacher Rückblick ! auf die Bewegung der Preise in den letzten Jahren : beweist DieS. Wenn man von den Prämissen deS Vorredners auSgeht. ist d« Landwirtbschaft nicht mehr oder nur zu helfen, wenn man die Einfuhr fremden Getreide» verbietet od«, da man DieS nicht wird thun wollen, eine gleitende Scala einführt, die etwa einen RoggenpreiS von 200 gegenüber der fremden Einfuhr garantirt. Dann wird eS aller dings möglich sein, daß nach und nach die landwirth schaftlichen Maschinen wieder abgeschafft werden (hört! hört!), daß man sich nicht mehr der Dresch maschine bedient, sondern wieder nach dem Ideal des Vorredners die Arbeiter auf der Tenne dreschen läßt. — Der Herr Regierungscommistar hat gestern argen die Berechnung polemisirt, welche al- Ergebnis? der letzten oder vielmehr der ersten Aufnahme der Ernte- statiftik und nach der Getreideeinfuhr als Eonsum 9 Eentner Getreide pro Kopf der Bevölkerung er hält. Ich gebe zu, daß diese Berechnung sehr anfecht bar ist, und ich will den Satz von 5 Eentner pro Kopf acceptiren. Die Staaten de» alten Zollverein- Halten Ende der dreißiger Jahre 27 Millionen, jetzt haben sie 36 Millionen Einwohner; der Bedarf wäre demnach von 135 Millionen auf 180 Millionen Eentner gestiegen. Zu Anfang der Periode fand eine MehrauSfuhr von 7 Millionen, zu Ende d« Periode eine Mehremfuhr von 23 Millionen Eentner statt. Von den 180 Millionen Centnern bleiben also noch 15 Millionen ungedcckt. Diese müssen durch eine Erweiterung de- inländischen Getreidebaues beschafft worden sein. Der Herr Regierungscommistar meinte ferner, daß, wenn die Mehreinfuhr ihren Grund wesentlich in der Vermehrung der Bevölkerung habe, doch eine Mittelzahl da sein müsse, die den Ueber- gang von der Ausfuhr zur Einfuhr darstellt. So mechanisch läßt sich die Sache aber nicht construiren. Auf die Höhe der Ausfuhr und Einfuhr bat den allerwichtigften Einsiuß di« eigene Ernte, die von Faktoren abhänat, die ganz außerhalb der vom Re- aierungScommiffar angetzcllttn Berechnung liegen. Der Regierunascommiffar hat nun, da nach seiner Ansicht die vermehcte Einfuhr von Getreide nicht au- der Ver mehrung der Bevölkerung zu erklärtn ist. nach anderen Gründen gesucht und ist auf die Autorität deS englischen Premierministers zurückgegangen. Die Autorität be setzteren in deutschen Angelegenheiten bestreite ich, « versteht daran gar Nichts. (Heiterkeit) DrrEom- missar bat zu der Frage, wer den Zoll bezahlt, ein Beispiel gegeben. Man stelle sich eine Stadt vor, die vou zehn umliegenden Rittergütern mit Getreide ver- sorgt wird, neun von ihnen können di, Straß? Pas- siren ohne Mauthnhebung, der zehnte müsse die Mauth bezahlen. Nun sei doch nicht daran zu denken, daß. wetl der zehnte für sein Getreide Mauth bezahlt, der Preis de- Getreide- d« übrigen neun um den Betrag der Mauth steige. Da» Beispiel würde ganz schlagend sein, w«nn di« Sach« so läge, daß der zehnt« Gutsbesitzer überhaupt nirgend anderswohin verkaufen kann al- nach der Stadt. Wenn aber dies« zehnte in d« Nähe ein« anderen Stadt wohnt, wo er keine Mauth bezahlt, so fährt er natürlich sein Getreide dorthin. Wärm wn Deutsche die Einzigen, die den Russen, Oesterreichern und Amerikanern ihren Weizen abnehmen, so müßten diese freilich den Zoll, den wir auflegen, bezahlen. Wir concurriren aber in diesen Ländern mit allen Käufern der Welt. Hrer- nach ist eS nicht sehr wahrscheinlich, daß der au'- ländische Producent und Händler dm Zoll zu zahlen haben wird. Der Centn« Roggen wrrd zwar nicht wegen de» Zoll- von 25 oder 50 Pf. in ganz Deutsch land genau um dmselbenPrei-vertheuert: «wird ab« für «inen großen Theil Deutschland- direct um diesen Be trag für einen anderen Theil um ein Geringe- theurer. Nimmt man Die- nicht an, so ist in der That vom land- wirihschaftlichen Standpunkt nicht der allermindefte Grund vorhanden, sich für Getteidezölle überhaupt zu er wärmen. (Sehr richtig! link».) Entweder daS Ge treide wird theurer und dann wird für die Land- wirlhschast ein Gewinn eintreten, oder daS Getreide wird nicht theurer, weil zu wenig eingeht od« weil der Producent, wie man sagt, !die Kosten trägt, dann ist für die Landwirtbschaft absolut Nicht- ge wonnen. Eine Bertheuerung wird notbwendig durch die Einführung deS Zolle- — man kann ja über den Betrag sehr viel streiten — wenn der Zweck er reicht werden soll. Dies« Bertheuerung fällt nicht, so wird gesagt, auf den Consumenten, fie bleibt irgendwo in den Zwischmstadien bängen. Zu einer Zeit, d?e man die der ungezügelten Eoncurrenz nennt, soll man sich doch nicht vorftellcn, daß der Zwischenhandel so großen Gewinn machen könnte, um sie Steigerung zu tragen. Wäre der Zwischenhandel so außerordentlich lucrativ, dann würde es doch gegen alle Natur der Dinge fein, wenn er nicht so übersetzt würde, daß der Gewinn nach und nach sich vermindert. ES ist nun in den Motiven Bezug genommen auf die große Differenz, welche in den Börsenpreisen gewisser Gclreidemärkte herrscht. Da ist nur übersehen, daß die Grundlage für die PreiSbercchnungeil in jedem Getreidemarkte beinahe eine andere ist. Nun, nach diesen Voraussetzungen glaube ich nicht, daß der Getreideroll ein empfehlenSwerther ist. Ich will gegen die Schilderung nicht polemisiren. Nur darauf möchte ich aufmerksam machen, daß so ganz allge mein dieser Rückgang denn doch Nicht ist. In der letzten Session des preußischen Abgeordnetenhaufcs hat damals der Vertreter der Regierung in Bezug auf die Erträge der Domainenpachten mitgetheilt, daß die Pacht pro Hektar deS DomainenbcsitzeS 1849 13,96, 1859 17,60, 1889 28,18, 1878/79 37 49 brachte. Ich bin weit entfernt, diese Zahlen al- nor maleS Bild der allgemeinen Lage der Landwirtbschaft anzuseden, ich will aber damit »eigrm daß meisten- theilS doch auch diese Phrase vom Niedergang der Landwirtbschaft nicht in dem allgemeinen Maße gilt, wie sie hmgeftellt wird. Reichskanzler Fürst v. BiSmarck: In Betreff der letzten Worte deS Herrn Vorredner- will ich doch gleich darauf aufmerksam machen, daß bei dem un gewöhnlichen Steigen d« Domainenpachten im Durch schnitt hauptsächlich diejenigen Domainen ins Ge wicht fallen, welche Zuckerrübenbau und Zucker fabrikation haben, und baß nur durch die hohe Stufe, di« diese- Gewerbe durch den ihm zu Theil gewordenen Schutz erreicht hat, diese hohe Steigerung erklärlich wird. Im Allgemeinen hat der Herr Vorredner in seinem ganzen Plaidoher gegen unsere Vorlage haupt sächlich da- Argument geltend gemacht, daß das Ge- trerde theurer wirb, daß die Kornpreise steigen wer den. Er hat Die- al» «ne Ealamität angesehen, die vor allen Dingen vermieden werden muß. Nun drängt sich die Frage auf: Sind niedrige Preise, find niedrige Getrerdevreise in wirthschastlicher Beziehung al» «in Gluck anzuseheu? Wenn wir selbst Ta» al- richtig annehmen, worauf der Herr Vorredner sein Argument hauptsächlich bafirt, mußten die Länder rm Osten, welche die niedrrgstrn Getrrideprrise haben, di« Länder der unteren Donau, an der Theiß, Galizien und Süd- rußland in wuthschaftlicher Beziehung die glücklichsten, wohlhabendsten und am kräfttgtzen entwickelten sein. (Sehr ricktigl) Wir müßten auch innerhalb de- deutschen Reiche- einen erheblichen Unterschied empfin den im wirthschaftlichen Wohlbehagen, in unserer BermögenSentwickelung. Da» ist ganz unzweifelhaft, daß wn di« höchsten Getteidepreis« rm Westen de» deutschen Reiche» haben und daß fie nach Osten adnekmerr. Wäre der Satz richtig, daß wohlfeile Preise an und für sich ein Glück für
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