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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.02.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19120225026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1912022502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19120225
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1912022502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-02
- Tag1912-02-25
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!_o_II ^! I ^ 11 ^ 1111o11o11oijoi ici,jo,,ll,ill,jlli,llj,o,,c>i,c>iicijiciiicijjlljsol Dt»f»» Via« wtrd d»n Leser, von Dnod», und Umgebung am Tag« vorher bereit» al» 56. Jahrgang. 54. HbrnS H«rgrbr «r »ich»»»« »» die P»tz>»d«nn«n1»n a« in einer Eesamlausgabe erhallen. Sonntag, 25. Februar 1912. Bezug«-Aetützr »iertelllhrl. für Dree- den de> iS glich ^»»' maliger Zutragung <on Sonn- und Montagen nur etninal) r,s» M., durch ou.warltgeNom- mMümLr« dt, »,«> M. «et einmaliger Zu stellung durch die Post !>M.<°dn««eftell,e>»>. Die den Ledern »»» Dekaden u. Umgebung am Tage vorher p>- gestegten Adend-ilua- gaden erhalten die aua- »Irtioen Bezieher mit der Morgen riuagobe zusammen zuaesteilt. Nachdruck nur mit deut licher lluelienangabe <„Dre»d. N-chr."> ,u< Mg. — Unverlangte Manuskrh»e werden nicht ausdewahrt. Telegramm-Adresse: Nachrichten Treavr«. 1858 Druck und Verlag von Liepsch 6c Reichardt in Dresden, ksauxtgesichäftsstelle: Marienstraste 28/^0. Fernsprecher: 11» 2or>« . Qslsris -^rriolcl Auzrtgen-Tarif. Annahme von Anlün- digunaen dir nachm :> Uhr. Sonntag, nur Marienstrahe dtt von 11 di. >/-l Uhr. Di« einspaltige Grundzeit« (ca. « Silben» 00 Pf., Familien ülachrichten aus Dresden 2L Pl i die zweispaltig« Zeile aus leitseile 70 Ps.. die zweispaltige Reklame- zeile i.bO M. — In Nummern nach Sonn und Feiertagen die einspaltige Grundxile N> Ps, Familien- Nachrichten ans Dre» den die OirunbzeUe 0» Ps. — Auswärtige Austriige nur gegen Aorausbezahiung. Jedes Belcgbiatt kostet 1» Ps. OsmLlLKs - lioIIsiLtlsnsn: 34 Zekloss-Llrasss 8ctiIoss-81»'ÄLSs 34 V. vsn k^. vl'6^6»'. > I > I Aüv erNgo Lefov, Der Konzessionierte Sächsische S ch i s s e r v e r e i n hielt heute in Dresden seine Hguptversammlung ab. Bor Sem Reichsgericht «begann heute die Ver handlung der Revision des Rittergutsbesitzers Artur Becker. Der frühere Staatssekretär des Kolvnialamts von Lindequist ist jetzt auch aus der Armee aus- geschieden. In Berlin wurde heute die Ausstellung »Tic Frau in Haus und Berus" in Gegenwart der Kaiserin feierlich eröffnet. In der P r o v i n zi a l i r r e n a n st a l t in P r.-S tar - garö sind 200 Erkrankungen und 30 Todesfälle an Typhus frstgesicllt worden. Der Herzog Arthur von E v n n o u g h t stürzte bei der Fuchsjagd mit dem Pferde und erlitt s ch >v e r e Berlctzungen. Sein Zustand gilt als bedenklich. Einer Londoner Meldung zufolge beschlossen die Dele gierten der Bergarbeitcrverbände die Aufrecht- erhallung des General st reiksbeschlusses für den I. M ä r z. In Mulden ist eine M o n a r ch i st e nb e w e g u u g gegen die Republik China im Gange. Bei einem Schncesturme im Gouvernement -Omsk in Russland sind zahlreiche Personen er froren. Neuerte vrafttmelümgen vom 24. Februar. Der Fluchtversuch des englische« Lpions Brandon. Berlin. iPriv.-Tel.f Die „Rhein.-Wests. Ztg." hält ihre AngMen über den Fluchtversuch des eng lisch c n S p i o n s B r a n d v n in Wesel gegenüber dem Dementi des Kommandeurs von Wesel vollkommen auf recht. Der Fluchtversuch sei in einer dunklen, stürmischen und regnerischen Nacht geschehen. Der ans Posten stehende Soldat habe bei seinem Rnndg-ange um das.Gebäude eine aufreclsistchcndc Gestalt gesehen, die er anrief. Der Än- gernsene habe aber die Flucht ergriffen und sei einen Damm hinaufgeklettert. Erst auf die Drvlmng des Sol daten, schiefen zu wollen, sei er stehen geblieben, und er habe ihn festgenvmmen. Weiter lmbe er dein Soldaten Versprechungen gemacht: wenn er ihn laufen lasse, so soll das sein Schaden nicht sein. Der Soldat habe aber seine Pflicht getan und Brandon zum Schilderhaus gebracht, wo er ihn noch über eine Stunde bewacht habe, bis die Ab lösung kam. Dann sei der Spion nach der Wichtstubc ge führt worden, wo er dem Wachtlmbenden überwiesen wurde. Die Wache war erst nach der Flucht des Hauptmanns Lux in Glatz eingerichtet wurden. Auch das Gitter vor dem Fenster des Zimmers des Brandon war erst nach dieser Flucht angebracht worden. Brandon hat das Gitter mit einer Feile durchsägt und sich dann an einem Seile aus dem zweiten Stockwerk hernntergclassen. Angeblich hatte Brandon die Erlaubnis, sich mit Knüpfarbeiten zu be schäftigen. Es wird angenommen, daf; er ans dem Mate rial zu diesen Arbeiten das zu seiner Flucht benutzte Seil angesertigt hat. Lindequists Austritt aus der Armee. Berlin. tPriv.-Tel.) Der frühere Staatssekretär im Neichskolvnialamt v. Lindequist ist jetzt auch aus der Armee ausgeschiedcn. Nach seinem Rücktritt von der Lei tung des Kolonialamtö aing das Gerücht, dast er in der schlossen Form der offiziösen Prestangrisfc gegen das Ko- lvnialami und in dem Vorwurf der Indiskretion eine Kränkung seiner persönlichen Ehre erblicke und deshalb bei seinem militärischen Ehrengericht eine Entscheidung gegen sich selbst beantragt habe. Eröffnung der Ausstellung „Die Fran in Haus nnd Berus". Berlin. tPriv.-Tel.) In Gegenwart der K a i s e r i n wurde heute die Ausstellung „Tic Frau in Haus und Beruf" im Ausstellnngspalaft im Zoologischen Garten eröffnet. Die Ausstellung ist vollständig fertig und in allen Teilen glänzend gelungen. Zur Er öffnungsfeier ivarcn etwa 2000 Einladungen ergangen. Ansprachen hielten die Vorsitzende der Ausstellung, Frau Hedwig H cyl, und die Vorsitzende des Deutschen Frauen- tongresses und des Bundes Deutscher Fraucnvereine, Frl. Tr. Gertrud Böhmer. Die Ansprache der Frau Heyl jchlosi mit einem dreifachen Hoch aus den Kaiser, der „in bedrängter Zeit Len «Frieden Deutschlands wahren konnte und damit überhaupt die Möglichkeit stiller Sammelarbcit zu dieser Ausstellung gab". Schwerer Unfall des Herzogs von Conuaught. London. lPriv.-Tcl.) Der Herzog Arthur von E o n n a u g h t. ein Onkel Kaiser Wilhelms, ist bei der Fuchsjagd mit dem Pferde gestürzt und hat s ch m e r r Ber te tz u n g c n erlitten. Sein Zustand gibt zu ernstem Be denken Anlasi. Ein spanisch französischer Zwischenfall. Paris. Aus Tanger wird gemeldet: Der fran zösische Instruktionsofsizier Leutnant Thi- riot, der sich mit einer Abtcilungstruppe bei Si el Hauri, etwa 30 Kilometer von Elksar, aufhält, erhielt von den spanischen Behörden den Auftrag, den Platz inner halb 24 Stunden zu räumen. Thiriot weigert sich, diesem Ansinnen iiachzukvmmcn und hat seinem Vorgesetzten über diesen Vorfall Bericht erstattet. Der drohende Generalstreik in England. London. (Eig. Trahtbericht.) Einer Meldung der „News" zufolge beschlossen gestern abend die Delegierten der Bergarbeitervcrbände, ungeachtet der Bereitwilligkeit der Arbeitgeber zu neuen Einigungsversuchen, die Aus rech t h a l t u n g de s G e n e ra l st r e t k b e s ch l u s s c s für den 1. März. Persien und die englisch-rnssische Note. London. Die „Morningpost" meldet aus Teheran vom 23. d. M.: Die persische Regierung hat sich be reit erklärt, die Bedingungen der englisch-russischen Note anzunehmcn unter der Voraussetzung, dast die Erhaltung der Integrität grundsätzlich in dem Abkommen aner kannt werde. England und Rußland verlangen die Ver bannung des Emir Mufacham auf 3 Jahre. Die Revolution in Mexiko. Köln. Wie die «Köln. Ztg." über Newyork aus El Paso meldet, bat General Orozco die Führung der Revolution und die vorläufige Präsidentschaft Mexikos übernommen. Vielfach wird die baldige Ab dankung Maderos erwartet. Eine Monarchistenbewegunfl in China. Mukdcu. Die sogenannte Gesellschaft der Un erschrockenen Hai Iuanschikai benachrichtigt, sie würde mit den Waffen in der Hand gegen die Republik kämpfen. Der Gesellschaft gehören als tätige Mitglieder Tschaoerhsün und Prinz Tsailse an. Kiel. iPriv.-Tel.) Der Kaiser geht diesmal zur M i t t e l m e e r r e i s e nicht in Venedig, wie in den Vor jahren, sondern in Pvla an Bord der,„Hohenzollcrn". Neuenahr. Bei dem Preisausschreiben des Neuenahrer Mannerchors zur Erlangung eines volkstümlichen Ahrliedcs erhielt den ersten Preis der Schriftsteller Max B c w e r aus Drcsden-Laubegast für sei» Ahrlieü. Der zweite Preis wurde dem Professor Klaus Schneider in Eupen und der dritte Preis dem Schriftsteller Kurt Schulze in Dresden zucrkannt. Tübingen. Der verstorbene Kreisgerichtsrat Freiherr v. Breitschwerdt Hai der Universität eine Stiftung von 35,0 000 M k. hinlertassen zur Unterstützung württem- bcrgischer Juristen evangelischer Konfession. Washington. Die Negierung von Columbien hat nach träglich den Wunsch ausgesprochen, daß Staatssekretär K n o x aus seiner Lüdamerikareisc Earthagena besuchen möge. Man nimmt an, daß er dieser Ausfordcruug ent sprechen werde. vrlilicim unä SScbmcber. Dresden. 24. Februar. —* Se. Majestät der König wird heute abend 7 UHr dem Vorträge des Königl. Bavr. Oberleutnants Giehrl über „Jugendfürsorge" im „Linckcschcn Bade" beiwohnen uuö hieraus mit Ihren Königl. Hoheiten dem Kronprinzen und dem Prinzen Friedrich Christian eine Abend- gcscllschgst bei der Frau Oberhosmeisterin von der Gabclentz- Linsingcn besuchen. —* Sc. Königliche Hoheit Prinz Johann Georg ist heute früh 7 Uhr aus Wien wieder hier eingetroffen. Der Prinz wird heute abend dem Bortrage des Herrn Professors Hügg über: „Zeitgemäße Stilsragcn" im Verein „Sächsischer Hcimatschutz" beiwohnen. —* Der Konzessionierte Sächsische Schisser-Verein Dresden hielt heute in einem mit Flaggen und Wimpel» reich geschmückten Saale der „Drei Raben" seine 67. ordent liche H a ii p t v e r s n m m lung unter zahlreicher Beteili gung seiner Mitglieder ab. Herr Direktor Fischer- Dresden erössncte die Versammlung mit begrüßenden Wor ten und dankte insbesondere Herrn Oberbaurat Ringel vom Finanzministerium für sein Erscheinen. Er gedachte zu nächst der im Lause des vergangenen Falircs verstorbenen Mitglieder Clemens Esther. Robert Spaltcholz, Struppel scn.. Ed. Kvpprasch und Gelbhaar, zu deren Andenken sich die Versammelten von ihren Plätzen erhoben. Der gedruckt vorliegende Jahresbericht und die Jahresrcchnniig wurden einstimmig genehmigt und dem Vereinsvvrstniide Entlastung erteilt. Mehrere neu angemeldcte Mitglieder fanden Auf nahme in den Verein. Danach fand die Ehrung mehrerer Mitglieder statt, die dem Verein über 25> Ialirc angehürt haben: des langjährigen Ehrenmitgliedes Herrn Kom merzienrats Gustav T o n n e - Magdeburg, sowie der llunrt unä MrreincdaN. Emile Beihaeren-Abe»id. (Vortrag: Julius Bad. Rezitation: Paul Wieckc.) In der langen Reihe literarischer Vortragsabende, von denen sich die meisten als recht überflüssige Unterneh mungen Herausstellen, verdient der E m i l e -V e r h a c r c n- Abend ganz besonders hervorgehoben zu werde». Er brachte in künstlerisch vornehmer Weise die Einführung in das LcbcnSwcrk eines Dichters, der zu den Ansiighmc- rrscheinnngen unserer Tage gehört. Was die Königl. Hof- schgiispiclcrin Hcrminc Körner vor einigen Wochen anläßlich ihres an künstlerischen Werten reichen Vortragsabends von Dichtungen Vcrhacrens bot. war nur eine Vorprvbe — Julius Vab und Paul Wlecke brachten die ganze Persönlichkeit in großen Umrissen, ein Unternehmen, das den Dank aller Freunde der großen weltliterarischen Er scheinungen verdient. Julius Bub, der zn einzelnen wichtigen Lebens abschnitten Verhaercns die einleitenden Wort sprach, gehört zu den begeisternngsstarken Menschen, die zu leidenschaft lichen Verkündern einmal erkannter Schönheit werden. In seinen Ausführungen trat dieser Zug wehr als einmal zu Tage trotz der leicht ermüdeten Stimme. Erfreulicherweise hielt er sich von dem Futter für die Neugier, den Persona lien, fern. Der Lebcnsgang eines bedeutenden Menschen hat gewiß auch Interesse, aber erst in zweiter Linie bei er schöpfenden Betrachtungen, wichtig und wesentlich bleibt das Werk, das losgelöst von dem Persönlichen der Welt gehört. Verhaercns Kunst wurde in den achtziger Jahren zur Zeit der großen ngtiiraltsttschcn Bewegung geboren, die von Paris ansging und in Belgien und Deutschland namentlich Wicdcrhall und Verbreitung fand. Emile Ver harren wurde ihr eifriger Vertreter, er dichtete, in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre stehend, als reine Impressionen Stimmungen von Land und Leuten seiner belgischen Heimat. Das stark Künstlerische seiner dichteri schen Natur zeigt sich sehr in diesen Stücken, „Die Kuh" ist eine Impression von bildhafter Kraft, die nur einem ganz Starken in dieser Weise gelingt. Sie steht in erster Reihe der Dichtungen und dürfte durchaus nicht in die „Jugendarbeiten" eingelästelt werden. Eine andere Stim mung atmen die Proben aus der Gedichtsammlung dluiw" Vcrhaercn ging durch die Klostcrschule (das Jesuitenkollegium) und den kirchlichen Zwang seiner Heimat. Er wachte sich frei davon, aber die Bewunderung für die Größe der Institution, für die Feierlichkeit, die stille, abgeklärte Ruhe in der Hast unserer Tage blieb ihm. Sie findet in ergreifenden Gedichten lDic Mönche — ein Klosterbild) stark bewegenden Ausdruck. Um de» Hörern den Dichter möglichst nahe zu bringen, hatte Vab eine schematische Einteilung der Lebensabschnitte gewählt, gegen die sich manches cinwcnden läßt. Durch Sturm und Drang, durch Leiden der Verzweiflung und Selbstgiiälcrei ist Vcrhaercn gegangen, das Gold seines Künstlertums wurde geläutert, aber nicht eigentlich in der Qualität geändert. Bezeichnend aber für die außerordent liche Kraft der Natur Vcrhacrens ist der Antrieb zum Dichten und Gestalten in seinen schlimmsten Tagen, wo ihm die Dornenkrone rot und blutig a»ss Haupt gedrückt war. Herrliche Dichtungen, die in -er Weltliteratur ihresgleichen suchen, sind ihm in dieser Epoche gelungen: „Der Schnee", ein Gedicht, das man nie ohne innere Be wegung hören kann, die Legende, das Gebet. Stefan Zweig, der Dichter des am Königl. Schauspielhaus guf- gcführtcn ergreifenden Dramas „Tersitcs" hat diese Dich tungen deutsch so nachgcdtchtct, wie es eben nur ein Dichter kann, mit bestrickendem Wohllaut der Sprache und über zeugender Klarheit und Feinheit der Bilder. — Aus den Zeiten des seelischen Zusammenbruchs gelangte der Dichter langsam, aber seiner innersten Natur entsprechend, zur Lebcnsbejahiing. Das Leben der Gegenwart mit der Fülle seiner neuen Erscheinunq, seinen Verkehrsmitteln. Fa briken, der mächtig aufschäiimendcn Dascinslust erschien ihm in einem neuen Lichte. Das Ergebnis dieser Wand lung waren große, in künstlerische Form gebrachte Impressionen aus dem Bande „k-es Villcs Tentaenlaires": „Die Singspielhallen — Tic Fabriken". Ta§ moderne Leben greift in diese Dichtungen mit stürmischen Akzenten hinein — cs ist, als ob man Zusammenhänge mit Kunst von Peter Paul Rubens spürte und zwar mehr durch die Ucppigkcit der Ausdrucks-Mittel, nlö durch den sinnensreudigcn Inhalt. Tenn mcrtwürdig: sinncnsrcuüig im einfachen Wortsinn ist Vcrhaercn nicht. Es ist vielmehr etwas von moralischer Abwehr in ihm. Das Liebesgedicht, von dem sonst die Lnrik in her vorragender Weise lebt, Hai er nie frcguenliert. Was die Literatur in den „lichten Stunden" und den „Stunden des Abends" an Liebeslyrik Vcrhacrens besitzt, sind Stim mungen, wie sie das abgeklärte, ideale Zusammenleben der Gatten ergibt. Fn dieser Hinsicht hat er sich das Leben erobert wie ein Glücklicher. Und aus der starken heiligen und geheiligten Gliicksempsindung heraus ist das geboren, was Julius Vab „die neue Religion" nannte. Diese Be zeichnung mußte man leicht als Phrase empfinden, denn „neu" ist der Pantheismus, das Fühlen der ganzen Welt mit allen ihren Erscheinungen in sich selbst keineswegs. Das Wort Goethes „Wer immer strebend sich bemüht, den i können wir erlösen", ist in der Lcbeiisanschanung Vcr- haercns in andere Form abgewandclt „Wer immer strebend sich bemüht, der erlöst sich selbst" und empfängt damit das Recht ans Freude. Das Recht aus Freude, die Freude an sich ist der Kernpunkt der neue« Religion und einer ihrer Hauptsätze „Menschen bewundert einander". Es wäre schon gut, wenn die Menschen damit den Anfang machten, wenn auch nicht gleich mit der Bewunderung, so doch mit der Achtling und zwar nicht mit der landläufigen Hoch achtung. sondern mit der Achtung vor dem „Inwendig" des Nächsten. Ob die Religion 'Verhaercns, deren Verkünder und erster Priester er ist. einen Erlüscrgcdankcn sür die Allgemeinheit birgt? Wohl tanm — das Recht auf Liebe hat auch der Gedrückte. Abhängige — das Recht auf Freude im Sinne Verbnerens kann sich nur der in jeder Hinsicht Freie erwerben. Immerhin muß man wünschen, daß Verharren als Erzieher kraftvolle Wirkungen aiislöien möge. „Der Baum" und
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