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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 21.06.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19120621024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1912062102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19120621
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1912062102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-06
- Tag1912-06-21
- Monat1912-06
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Dies«, «alt wird den Leiern von Dreeden und Uw,»bun, a« Lag» vorher bereit» at. UdenüHurgade zugestellt, während „ die Poft-Sbonnenten am Morgen in »in« Selamtaurgade erholten. s«. Jahrgang, ^ir 169. Vei«,»-Ge»üdk »tert^itlhrl. sür Dre». den b«i «tl«Itch ,we> m»II»»r Zutraau«, <»n Sin»- »nd Mnnlaaen nur «Inmay Ü,K0 M., durch aunwürtt,« »um. mIMenLre »>»»,«> M. Bet einmaliger Zu- ktellun, durch dtePog » M. tohneBeltelgeld). Dt« den Leiern o»n j Dreaden u. Umgebung am lag« vorher zu- »»stellten Abend.«u»> gaben erhallen die aua- wLNigen Bezieher mit der Morgen-Nurgabe wiammen zugeilell«. Nachdruck nur mit beut. Itcher Quellenangabe <„Dr«»d. Nachr."> zu- Wlg. — Unveriangle Manuskripie werden nicht aufbewahrt. Freitag, 21. Juni 1912. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Druck und Verlag von Liepsch öc Reichardt in Dresden. Hauptgcstchäftsfteüe: Marienstrahe 28/^0. Fernsprecher: 11. L«»6 . .r«0«. Anzeigen-Taris. Annahme von AnkUn. diaungen dis nachm U Uhr. Lonntaqs nur Marienitrahe von I I dis >/-l Uhr. Die etnspaliine 6»rundzeile ira. X Eilbtn) Pf . FamMen Nachrichten aus Dresden uü Pf.; die zweispaltige Zeile aufreriseilc7NPf..dic zwcijpaltige Reklame- zeile l.5»o M. — In Nummern nach Sonn und Feiertagen die einspaltige (krundzcile '15 Pf. Familien. Nachrichten aus D»er- den die ls.rundzeile 30 Pf. — Auswärtige Aufträge nur gegen Vorausbezahlung. Jedes Belccchlall kostet w Pf. Dresdner kank uricl Reserven 261 DM1. IVlsrk. Oresckea-l^ , lLünig-3oksnn-8trLS8e 3 „ „ krager Ltraage 45 :: :: „ „ Ltriesener 8trn»»e 44 :: Vre»cken-Vl„ Lsutrner 8lrLSL« 3 :: :: SIssewitr, Lurorl KVeisser Uirsck, Meiosen unck Kütrsekendrocka. Lareinta^eo, ^llnntzmo nur Vor/insun^. 8ctieck-Verleetir, lilrolluun^ von Lokodrkollten. Werlpspiere, ^n- unä Vorlcauk, Leleikun^. Ooupoas, lilinlösun^ unck Vorivortunx. Depots, ^utbovvakrim^ ollenor u. vorsotziiossbnror«, Kreditbriefe »ut niio Ifsuptpliiti'.» ckor VVvlt. :.r Avrv oitrgo Lesork. Die Wahl des Herrn Tr. Külz zum Oberbürger meister von Zittau ist vnn der Bautzner Kreishaupt- mannschaft bestätigt wvroen. Der Staatssekretär des Rcichskvlonialamtes Tr. Sols ist in Smakopmund eingctrvsfcn. Ter bisher in Metz stationierte Militärlnstkrcnzer »Z. >" soll in der kommenden Woche eine große Dauer fahrt von Metz nach Königsberg anlrclcn und dort stationiert bleiben. In Elberfeld sind über 50 Personen unter V e r g i f t u n g s c r s ch c i n u » g c n »ach dem Genüsse von Pferdefleisch erkrankt. Kür einen Teil besteht Lebensgefahr. Tie Zarin hat von einem diesjährigen Aufenthalt in Deutschland ans Anraten der Acrzte abgesehen. Neueste Irahtmeldungen vom 20. Juni. Die Kaisermanöver. Berlin. lPriv.-Lct.i Bor Beginn der Äaiscr- manvver findet am 1. September aus dem Lempelhoser Felde bei Berlin in Gegenwart des Kaisers ein Fcld- g o t t e S d i e n st siaii, zu dem Abvrdnnngen des GardckorpS »nd dcS 3. Armeekorps erscheinen werden und auch die Kriegcrvcreinc und Lanitätskulonncil in einer voraussicht lichen Gesamtstärke von :>0 000 Mann zugelassc» werden sollen. Am Tage darauf ist auf dem Tempclhvser Felde gemeinsame Parade des GardckorpS und des 3. Armeekorps. Am Abend findet vor dem Schlosse großer Zapfenstreich aller Schellente und Mnsikkorps der beiden Armeekorps statt. Es werden daran tcilnehi.icn an 130 Schellente, 050 Hoboisten der Infanterie, 240 Trompeter der Feldartillerie und 100 Hoboisten und Trompeter der Fußartillerie, der Jäger, Pioniere, der Eisciibahntriippcn und des Trains, insgesamt also ungefähr 2000 Instrumente. Taucrsahrt des „Z. 1" von Meß nach Königsberg. Berlin. iPriv.-Tcl.t Eine große Dauerfahrt soll in der kommenden Woche der aroßc. bisher in Metz statio nierte Militärlnstkrcnzcr „Z. I" von Metz nach Königsberg antreten und dort stationiert bleiben. Es werden sür seine Ankunft nur geringe Vorbereitungen getroffen werden, da die Lustschisshallc in Königsberg sür zwei Luftschiffe ein gerichtet ist. Ftcischvergiftnngc». Elberfeld. Hier sind über 5 0 Personen unter V e r g i f t u » g s e r s ch e i n n n g e n nach dem Genuß von Pferdefleisch erkrankt. Bei einzelnen ist Lebensgefahr nicht ausgeschlossen. Verschwundener Schausviclcr. London. Aussehen erregt das plötzliche Ver schwinde» des französischen Schauspielers Galipanx, der im Little-Thcatrc in der Bolle des Schlafwagenkoiitrirl- lcurS auftral. Das Theater wird infolgedessen seine Pforten schließen. Berlin. lPriv.-Tel.i Dem Restaurateur Müller aus der Flottwellstraßc ist heute früh ein acht Seite» langer Brief Zinkes aus Leipzig zngegangcn. In dem ziemlich konfusen Schreiben schüttelt Zinke seinem Freunde Müller sei» Herz aus. Er schiebt alle Schuld auf seine Schwieger mutter, die ihm snstematisch das Herz seiner Fra» ent fremdet habe, um die letztere mit einem anderen Manne zu verheiraten. Bon Selbstmord enthält das Schreiben keinerlei Angaben. Die Kriminalpolizei, die durch Mütter von dem Eintreffen des Schreibens benachrichtigt worden war, hat den Brief beschlagnahmt und stellt weitere Er hebungen an. Die Recherchen der Leipziger Polizei nach Zinke sind bisher ergebnislos geblieben. Auch eine gestern abgehaliene Razzia führte zu keinem Resultat. Berlin. In einem Hause der Invalidenstraße wurden heute nacht drei Diebe von Schutzleuten und einem Hansbcivvhncr überrascht. Bei der Verfolgung wurde einer von ihnen durch einen Schuß eines Beamten verletzt. Rach ansrcgendcr Jagd, teilweise über die Dächer, gelang cs, die Einbrecher zu verhaften. Bremen. Die Bürgerschaft lehnte den Antrag ans Etiiführnng des allgemeinen Wahlrechts zur Bürgerschaft in namentlicher Abstimmung mit 57 gegen SV Stimmen ab. Köln. iPriv.-Tcl.t Ter Papst hat an das Episkopat des lateinischen Amerika eine Enzyklika erlassen, in der er der „Köln. Volksztg." zufolge die Geistlichen ersucht, sür die Besserung der Lage der Indianer zu iorgcn und den Verfolgungen, denen diese Unglücklichen ansgcsctzt seien, Einhalt zu tun, indem sic sich mit den Regierungen ins Einvernehmen setzten. München. iPriv.-Tcl.t Hier zirkulierten besonders im Vandtagsgcbände vormittags Gerüchte, wsnach der Prinz-Regent Luitpold in Berchtesgaden von einem Schlaganfall betroffen worden sei. Diese Ge rüchte entbehren jeder Begründung. Wie«. Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht eine Be kanntmachung des Ackerbauminisicrilims vom 18. d. Vits., durch die wegen Bestehens der M anl - und Kla u e n - sei, che ini Deutschen Reiche die Einfuhr von Klanen- ticrcn zu Zucht- und Nntzzwccken nach Oesterreich ver boten wird. Iiinöbrnck. Der Statthaltcrcirat Gras Gesclti, Hof meister des Erzherzogs Joseph Ferdinand, fuhr gestern abend von Gossensaß nach Innsbruck. Am Brcnncrpaß st ü rztc der Kraftwagen um. Der Graf wurde leicht ver letzt. Seine Begleiterin erlitt lebensgefährliche Verletzun gen und wurde nach Innsbruck übergesührt. Madrid. Ter Minister dcS Acnßcrcn Garcia Pricto ertlürle ans Befragen, die französisch-spanischen Verhandlungen seien im Gange. Sic machten in dessen so geringe Fortschritte, daß man nichts darüber sagen könne. Es stehe indes zu hoffen, daß die Verhandlungen glücklich zu Ende geführt würden. Sertliches und Sächsisches. Dresden, 20. 2nni. —* Sc. König!. Hoheit der Prinz I ohan n <0 cvrg begab sich heute vormittag 7 Uhr 20 Min. in Begleitung des persönlichen Adjutanten Hauptmann v. Eltcrlein nach Ehemnitz, um die 4. Graphische Ausstellung des Deutschen Küiisileröundes zu besichtige». Der Prinz wurde in der Ausstellung von dem Vorstände der Kunslhüile, den Herren Ploß und Professor Tr. Vuschke, sowie dem Letter der Aus stellung, Herrn Schreiber, enipsangen. Er sprach sich sehr anerkennend über die Ausstellung ans. II Uhr 34 Mi», reiste Se. Königl. Hoheit zurück nach Freiberg, wo 12 Uhr 2 Min. auch Ihre Königl. Hoheit die Fra» Prinzessin in Begleitung Ihrer Erzellenz der Frau Oberhvsmeislerili Freisran von Fincl ans Dresden eingetrvssen war. Hier folgten die Prinzlichen Herrschasten einer Einladung des -Herrn Antts- hanptmanns Dr. Vollmer zur Mittagstafel und hesnchten danach die Erzgebirgische Ausstellung. 4 Mir 25 Min. reisten die Herrschaften wieder nach Dresden zurück. - * Zur Zittauer Obcrbürgermeistcrwahl. Tic Wahl dcS Herr» Tr. Külz zum Oberbürgermeister von Zittau ist von der Bautzner Kreishauptmannschait bestätigt worden. Das betreffende Schreiben ist beim Rate der Stadt Zittau eingegangen. —* Ein schweres Eisenbahnunglück hat sich, wie bereits in einem Teile der Auflage des Mvrgenblctttes kurz berich tet, gestern Mittwoch abend in der Rahe von Gaschwitz bei Leipzig ereignet. Tie amilichc Meldung besagt: „Gestern abend gegen 8 Uhr ist in Gaschwitz, wahrscheinlich '.»folge Nichtbeachtens des -Haltesignals, der von Leipzig kommende Personenzng Rr. 214 dem ans Gaschwitz aus- fahrenden Personenznge Rr. 25W in die Flanke gefahren. Drei Personen wurden getötet, darunter der Zugführer Erler aus Leipzig, und etwa 10 Per sonen mehr oder weniger schwer verletzt. Ein Hilsszug mit Aerzten und Samaritern war schnell zur Stelle. Tic Untersuchung ist cingclcitet. Ter Verkehr zw, sehen Gaschwitz und Leipzig-Eonncwitz wird eingleisig aus rechtcrhaltcn." — Eine weitere amtliche Meldung lautet: Wie die Untersuchung ergeben hat, ist der gestrige Eiscn- bahnunfatl auf das Uebcrsahren des Haltesignals aus Bahnhof Gaschwitz durch den Zug 2l4 znrückzusührcn. Ter Zugführer ist noch nicht vcrnchmnngssähig. Zwei Wagen sind völlig zertrümmert. Die Maschinen beider Züge sind beschädigt. Sämtliche Gleise waren heute morgen wieder frei. Die Betriebsstörung ist behoben. Bon den in das Leipziger Krankenhaus eingelicserten Personen ist bisher niemand gestorben, doch ist der Zustand mehrerer Ver-, lctzter ernst. — Wie uns weiter berichtet wird, sind die Toten der verheiratete Zngsührer E r l er ans Leipzig, der 33jährige Kaufmann Walther P a n l R c n h v s ans Thum, setzt in Böhlitz-Ehrenberg bei Leipzig wohnhaft, und eine bisher unbekannte Frau. Man vermutet in letzterer eine Frau S ch ö n s e l d ans Leipzig. Schwer oder minder schwer verletzt sind: Gastwirt Becrlwld ans, Leipzig, Maurerpolier Beier aus Lcipzig-Lindcnau,' Monteur Berg ans Kleinzschocher, Reisender Burger aus Leipzig, Dachdecker Tietze ans Dölitz, Gärtner Frenzel aus Oetzsch, Straßenbalmschassner Granpncr ans Leutzsch, Dach decker Grill aus Leipzig-Lindenau, Monteur Innglttut aus Möckern, Glaser Münchner aus Leipzig-tzonnewttz, Frau Rcnhvs aus Böhlitz-Ehrcnberg, Dachdecker Piclro aus Leipzig, Maschinenarbeiter Reimer ans Leipzig, Fräulein Gertrud Schönseld aus Leipzig, Alfred Lchönfeld lKindj ans Leipzig, 'Maler Werner ans Leipiig-Lttidenau, ferner eine männliche Person, deren Raine noch nicht sestgestcllt werden konnte. Leicht verletzt sind drei männliche Personen, Kunst «nd Wissenschaft. 7* Mitteilung aus dem Bureau der Königl. Hosthcatcr. Die Generaldirektion Hai Gcrhart -H a n v t m a n n s „Gabriel Schillings Flucht" zur Ausführung sür das Königl. Lchampiclhans angenommen. 7* Stiftung. Fräulein Emma G r a in in a n n , die Schwester des verstorbenen Komponisten Karl Grammann, lwt ein Kapital in -Höhe von looon Mark gestiftet, dessen Zinsen sür crlwlnngsbcdürstige Mitglieder der Königlichen nutsikalilchen Kapelle verwendet werden sollen. Sc. Mas. der König hat genehmigt, daß die Gabe unter dem Titel „K ü n ig - F r i c d r i ch - A u g u st - St i f t n n g" eingetra gen wird. 7* Rcsidcnzthcatcr. Ein fröhliches Spiel will Kurt K ü ch l c r mit seinem vieraktigcn Bühncnwcrk „Sommer- spuk" dem Publikum gebe», und im großen ganzen ist cs ihm auch gelungen. Kein satirisch veranlagter Geist, keine lächelnde Ironie zeigt sich in den munteren Szenen, wohl aber eine liebenswürdig harmlose Begabung, GeschgnteS in gewandter Form wicdcrzugebcn und einnehmende Freude am Ulk. Er steht ans keiner hohen Warte, aber mittendrin im bunten Leben, und sein Lachen ist fröhlich ge nug, daß cs auch in anderen wciterklingt. Ans einem kleinen Rciscpcch von Elvira Lvtti ist das Lustspiel auf- gebaut. Elvira Lotti trank im Wartcsaal des Bahnhofs von Jena — man denkt, daß cs Jena ist — eine Tasse Kaffee und versäumte die Abfahrt ihres Zuges. Nu» sitzt sie in dem Sommcrfriedcn einer kleinen Universitätsstadt und bringt nur durch ihr Erscheinen bedenkliche Unruhe in diesen Frieden. Sic verdreht alt »nd jung die Köpfe, vom ehrwürdigen Professor der Philosophie Johannes Reimers bis zum Jakob Vvllinann. acnannt „Romeo", Eonlenr- diencr a. D. der „Markoma»»ia". Doch sic selbst nimmt sich den Jüngsten und Feurigsten, den Stud. phil. Walter Dill, eine rechte kleine Tichtcrsccle. „Doch mir, mir dem Philo- logus, gab sie in Züchten einen Kuß." Die kleine Univer sität sicht Kops Uber die interessante Fremde, die sür eine Studentin der Philosophie gehalten wird, und eigentlich eine Tänzerin des Brcttl's ist. Als solche produziert sic sich auf dem Gartenfest des Professors und ist nun natürlich endgültig dem Ostrazismus der kleinen Stadt verfallen. Sie hat auch innerlich aenug von dem Reiscintcrmczzo, dem übermütigen Sommcrspuk, dessen Heldin sie war. Da sic in, Grunde ein braver, tüchtiger Mensch ist, nimmt sic ihren Abgang in allen Ehren. Jung Walter Dill hat das Schönste gehabt, die Erinnernna an eine» wirklichen süßen Lommerspiik, die ein ganzes Leben vergolden kann, und die kleine Universitätsstadt hat ein unerschöpfliches Gesprächs thema, „wissen Sic nvch, damals, als diese unglaubliche Person, diese Dingsda, diese Tänzerin, sich aus dem Garten fest von Professors produzierte". — Das studentische Milieu hat Kurt Kücktter mit antcr Kenntnis des Znständlichen ge schildert, auch in Kleinigkeiten osscnbart sich ein frcinid- licher Humor. Sobald er satirisch werden will und der „Moral" der kleinen Stadt, die doch ans einer gewissen Ge bundenheit der Lebensformen erklärlich ist, z» Leibe gehe» will, wird er grobkörnig, und wenn er poetisch werden will, wird er redselig, wie eine Schriftstellerin im Feuilleton- rvman. Als nette sommerliche Unterhaltung im Stil von „Alt-Heidelberg" kann man das Werk dennoch gelten lassen. Es war von Direktor Witt sehr hübsch inszeniert, in dem gute» Zusammcnspiel standen einige vortreffliche Einzel heiten. Grete Bäck, die gestern wieder ganz merkwürdig und nicht nur äußerlich an die junge Irene Tricsch er innerte, zeigte sich als liebenswürdige, hcrzcnswarmc, takt- und geschmackvolle Lchauspiclcrin. die auch in gewagte» Situationen Dame blieb. Dem alücklichc» jungen Philv- lvgns gab Adolf Wagner, die Hauptsache: Jugend, Frische. Uberschäumcndes Temperament. Eine viel belachte, in Anlage und Ausführung hoch ergötzliche Figur gab Wilhel m Hansch m a n n als Eand. theol. Elias F-rncht- banm. Die Leistung mit ihrer echten Komik hätte in jedem Ensemble Aufsehen gemacht. Oswald Wolf als älteres Scmcstcr derb, breit und sastia, und Hermann Wie land als philosophischer Eoulcurdiener Romeo und namentlich auch der allzu tentschc Professor Rvthhart des Herr» Ehr ist wären »och hcrnorzuheben. Die Kleinstadtlupcn wurden dnrchwca nicht ohne Geschick charak terisiert. Trotz des ersten weichen Sommcrabends nach langer Zeit, war das Ha»ö fast ausvcrkanst. Die Stim mung war dem Spiel lehr srenndlich, namentlich nach dem dritten Akt, in dem Frl. 'Bäck eine schauspielerisch heikle Szene mit viel Ehnrme und Geschick gespielt hatte. üg. 1* Ein Wedekind -'Bankett, schreibt die „Deutsche Tgsztg.", fand als Abschluß und Krönung der Berliner W e d c k i n ü-K a m v a g n e in, Hvtel „Eiplanade" statt. ES waren etwa 7» bis 80 -Herren erschienen, außerdem hatte sich als einzige Dame, trotzdem die Einladung aus-- drücklich mir die 'Beteiligung von -Herren Vorsatz, die Frauenrechtlerin Fräulein Dr. -Helene Stöcker eingefuii den. Die Z n s a in in e n s c tz u n g der Gesellschaft war recht intercs s ant. insvsern sie zeigte, wo bisher das unzweifelhaft Rene und Starte, das sich neben der überreichlichen Schlackeiibiidnng in Wcdetinds Schassen findet, am meisten Anerkennung gefunden hat und von welcher Seite Wedelind für seine Zninnst eifrige Förde-, rnng zu erwarten hat. Wir iahe» ». a. den Direktor der Königl. Akademie der Künste Pros. Arthur Kamps, seiner Pros. Gaul, Tuaillvn, Llevvgt, Wilhelm Bölschc, Oscar Fried, Gcheimrat Lanteiil'iirg, uv» der Literatur -Heijer- mann, Georg Hermann u. a.: die Presse war ziemlich »oll ständig vertreten. Pros. Max Liebermann und Louis Eoriitttz hatten sich wegen Kranltzett einschuldigt. auch Gerhart -Hauptinann, der die Einladung mttnnterzcichnet hatte, fehlte. Ter Verlaus der Veranstaltung war durch-, ans wnrdlg und man hielt sich, wie es bei einer Vereini gung meist ernsthafter Männer selbstverständlich war, von übergroßen Lvbhiimiien und jeder Uebertreibnng der bis her erreichten Erfolge des Dichters fern. Dagegen winde mehr geredet als eigentlich nötig war. War Kerr der Prophete links, so saß rechts »o» Wedelind. dem Jubilar, Prof. Werner Lvmbart, der sich in einer längeren Wein rebe so trocken wie möglich über die von ihm entdeckte' Aehnlichkett zwischen Dichtkunst »nd Voltswirtt'cliast ver breitete. Er meinte, beide seien darin verwandt, daß ihre früher festgefügte» Ideale in Fluß geraten seien, und daß sie die Aufgabe hätten, zu sagen, was ist. Daß Wedelind darin ein erheblicher, wütiger und sgnatischer Vorkämpfer, ist, wird ihn« niemand bestreiten wollen. Wedelind dankte- für die ihm gebotene Ehrung. Er benutzte die Gelegenheit,, nin mit echt wcdckindschcm -Humor Pro?. Max Reinhardt^
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