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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 17.07.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19120717021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1912071702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19120717
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1912071702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-07
- Tag1912-07-17
- Monat1912-07
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rieft« Via« «irb den Lesern von Dre»den und Umgebung am Lag« vorher bereit« al« S6. Jahrgaits. 19S. -Ibensi-^urgabe tugestew, während «« die Post-Abonnenten am Morgen in »in« »esamtau«gab« erhalten. Ve,«g«-Gtebühr »i»r«el,>,r,. ste Dre«. »en bei UPtch ,we« »«Il»erZutt«,un,<an Senn- und Monl-ie» nur «lomast 2,50 M , durch auewl eil,e«em< mMentre di» 8,50 M. »et »tnmalieer Au- steluna durch dl« P»st »M.tobneAelteloeld). Di« den L«s,rn oon Dr«»d«n u. Un>««duna «m 2a«» »orher pc «gtellien «ldend-Nu»- «ab-n ««hatten di, au»- «iiriiaen ve,i«er mit d«r Dlorge» Au»,ad» xisammen «uarltel». Nachdruck nnrmiideut- licher Ou«ll«nanaabe <.vr««d. Rachr."> ,u- IW,. — Uno«rlan,t« vlanustrtpte «erden nicht ausd«»»hrt. Mittwoch. 17. Juli 1912. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden, ^auptgeschäftrstelle: rNarienstraste S8/js0. Fernsprecher: 11 » 2VS« « »SOI. ««letgen-Darif. Annahme »an AnkLn. diaungen dt« »achn, L Uhr, Sonntag» nur Marienitrod» 28 «an II »I« </,: Uhr, Die »tnspaittge Erundreiie «ca. 8 Silben» 80 Pi. AamtlieoNachrichiin au- Dr«»V«n 25 Pt-, die rweiipaliiae Zeile -uf2er,Iei,e7«Pt..di- zweistmliige NeName- rette ,,5» M. — Zn »Nummern nach Sonn und Feiertagen die rinspailige ibrundzeiie SS 'ps, Familien. Nachrichten au- Dre». den die 0>rund>elle S» Ps, — Bu-ruörttge Aufträge nur gegen Noran-bezahlung, — Jede» Belegblall tostet U> Pf. WiiMilk rar Lr3UlLU88lLttll0etzl! empsieklt in grösster ^urrvsstl :-r unci jener Preislage V. Vedrlv. llsisisilpoi-rellsisi. ^ M ^ Xomßfl. l^osllsssrÄlll 0«8lvktiguag ostti« Xaulrvragg «rdoloa. Zlü-V ertrgo Zum Borsitzenden der Handelskammer Dresden wurde Geh. Kommerzienrat Haensel in Pirna gewühlt. Das Lustschi ff „Viktoria Luise" kehrte von Hamburg nach Frankfurt a. M. zurück. Nachdem Tartar OSmon-Pascha im letzten Augenblick abgelehnt, ernannte der Sultan den fr tt Heren Marin c- mintstcr Mahmud Muchtar - Pascha zum Kricgsministcr. Der italienische Kreuzer „San Marco" Lom bardierte den Hafen Budrun. Durch den Wolkcnbruch in Mexiko sind über 10 00 Menschen umgekommen. Neueste Drahtmeldungen vom 16. Juli. Der Jernslug Abramowitschö. Berlin. sPriv.-Tel.) Der Wright-PIlot Ahra in o w i t s ch konnte gestern mit dem Rcgicrungsbaurat Hack- stetter seine Reise von Driesen nicht fort setzen, da eine gröbere Reparatur seines Motors notwendig war. Er stieg heute früh 0 Uhr 27 Minuten zum Weiterflug auf, obgleich cs ziemlich böig war. Voraussichtlich wird Abra- mowitsch nur bis Schnetdemühl fliegen, dann dort bis zum Abend rasten, um erst, wenn die TagcShthe geschwunden ist, die Reise fortzusetzcn. -- Dchneidemühl. ' Der Flieger Ab ramo witsch Ist mit seinem Begleiter um 10 Uhr 20 Min. aus dem Exer zierplätze glatt gelandet. Er war um 0 Uhr 20 Min. von Driesen abgefahren. Die Strecke wurde somit in einer Stundcngeschwindigkcit von 7ö Kilometern zurttckgclcgt. Die Landung erfolgte wegen starker Sonnenbestrahlung und Böen. Die Flieger beabsichtigen, heute abend wenig stens bis Prcnßisch-Stargard und wenn möglich nach Maricnwerder oder Elbing zu gelangen. Bauuuglück. Gpanda«. Auf dem Ban des städtischen Wasserwerkes stürzte heute vormittag eine Betondecke ein und er schlug einen etwa SO Jahre alten Arbeiter. Der Fall Softewitsch. Petersburg. jPriv.-Tel.) Die Entscheidung über die Freilassung des Hauptmanns Kosten, tisch wird hier am 20. Juli erwartet. Wie es heißt, will Koste- witsch, falls er frctgesprochen wird, von der deutschen Negie rung einen Schadenersatz von 100 000 Mk. verlangen. Zum Streik in Zürich. Zürich. lPriv.-Tcl.) Die gestern verfügte Durch suchung des VolkshaufcS führte in der vergangenen Stacht zu wiederholten Volksauflänfcn. die die Heranziehung von Militär notwendig machten. Die Aussperrung ist heute beendet. Verhängnisvoller Zusammenstoß. Mailand. Der Wagen dcS Grafen Rasponi, eines Assistenten des Professors Murrt, stieb bet Bologna mit dem Automobil eines Gutsbesitzers aus Casalechio zu sammen. Beide Wagen wurden zertrümmert. Bon den Intasien wurden sechs schwer verletzt. Opfer der Hitze. London. Die ungewöhnliche Hitze, die in den letzten Tagen im Schatten bis aus 8» Grad Fahrenheit stieg, hat mehrere Opfer gefordert. Gestern wurden 10 Todes fälle an Hitzschlag gemeldet. Der Ausstand in Albanien. Saloniki. Wie Privatmeldungcn aus Monastir be sagen, hat Tahiar-Bcy, der Anführer der dortigen Meute rer, eine» seiner Genossen zu Dschavtd-Pascha gesandt, um mit ihm über die endgültigen Bedingungen sür die R ücklchr zu verhandeln. Dabei soll ein Einverständnis erzielt worden sein. Denn bald daraus sei der Lennant Jömail-Effcndi von der Nntersuchungskommissivn in einem Automobil abgereist, um Tahiar-Bcy den Entschluß Dscha- vid Paschas mitzutcilen. Die Meldungen aus Pristtna und Ghilan lauten immer ungünstiger. Die Bemühun gen des Walis von Kossvivo, in Ghilan und Umgebung die Ruhe aiifrcchtzuerhaltcn, sollen fruchtlos gewesen sein. lieber 1000 Menschen durch Unwetter getötet. London. lPriv.-Tcl.) Nach den letzten Nachrichten über den über Mexiko nicSergcgangcncn Wolkcnbruch ist der grösste Teil des südlichen Staates Guana- iuato vollständig unter Wasser, und mehrere Ort schaften sind gänzlich zerstört. Der Berlnst an Menschen leben wird auf über 1000. und der angcrichtetc Schaden ans über 80 Millionen Mark geschätzt. In einigen Ort schaften soll nicht ein einziges Haus stehen geblieben sein. Nach der Katastrophe wurden die cingestiirztcn Häuser von Räubern geplündert. Der italienisch-türkische Krieg. Die Friedensbedingungen und die auswärtige Politik der Türkei. Koustautinopel. In seinen gestrigen Ausführungen über die Politik der Regierung bczcichnete der Großwcsir als Programm des Kabinetts in bezug auf den Krieg die uneingeschränkte und tatsächliche Anerken nung der Rechte der Türket. Das Kabinett habe beschlossen, im Kriege zu beharren. Die Besetzung der Inseln des Ncgäischcn Meeres werde natürlich nicht von Dauer sein, wenn auch manche daraus Nutzen zu ziehen wünschten. Tic Türket würde dies als einen Angriff ans ihre Unantastbarkeit ansehcn, die alle Osmancn verteidi gen würden Wenn Italien andere Inseln angreifen sollte, so würden die Dardanellen zur Vorsicht wieder geschloffen werden. Zu ihrem Schutze seien beträchtliche Truppcn- masscn zusammcngczogen worden. Der Grohwesir habe den Mächten mitgeteilt, daß die Türket Angriffe aus Pilger am Noten Meere als inhuman betrachte. England habe diese Erklärung günstig ausgenommen und sei in Nom vorstellig geworden. Der Grohwesir rühmte dann die Haltung der türkischen Soldaten, insbesondere Envcr Bens, sowie der Araber und betonte, der Krieg würde ein mal mit dem Frieden endigen, aber das bedeute nicht, oas, die Türkei sofort Frieden machen wolle. — Die Veröffent lichung eines Jradc, durch welches der frühere Marine- minister Mahmud Muchtar Pascha zum Kriegs- minister ernannt werde, stehe unmittelbar bevor. Der Grohwesir betonte weiter, man habe der Türkei gewisse Anerbietungen für den Frieden gemacht, darunter die Anfrechtcrhaltnng der Autorität des Padischah, aber diese Bedingungen genügten der Regierung nicht. Bei dem Präzedenzfalle mit Bosnien hätten die Verhält nisse ganz anders gelegen. Das Ziel der Regie rung sei jedenfalls die unbeschränkte und tatsächliche Anfrechtcrhaltnng der Souveränität. Das lLand könne nicht sür Gelb verkauft werden. Der Sultan ' erinnerte an die Gerüchte über einen Schritt RublandS wegen der Dardanellen und über einen Schritt der Pforte in Petersburg, wobei diese ihr Erstaunen ausgedrttckt habe. Der russische Minister des Acuhern habe geantwortet, cs habe sich um eine persönliche Initiative gehandelt, die von der Stellungnahme der Regierung verschieden sei. Auch wegen der strittigen persischen Frage habe ein ausgedehnter Schriftwechsel zwischen Ssasonow und der Türkei statl- gesnnden, und Rußland habe anerkannt, daß eS sich um ein Mißverständnis handelte. Zur Beseiti gung einiger Meinungsverschiedenheiten mit Eng land über Eisenbahn- und andere Fragen feien Verhandlungen im Gange, deren Ergebnis hoffentlich für beide Teile zufriedenstellend aussallen werde. Der Groß wesir betonte dann den g ü n st i g e n S t a n d d e r Kreta frage und erklärte, der griechische Ministerpräsident Beni- zelos halte freundschaftliche Beziehungen zur Pforte auf recht und werde Griechenland nicht in die Gefahr stürzen, ans dem Frieden für Griechenland Vorteile ziehen zu wollen. Auch Oesterreich-Ungarn, das ernsthaft den Frieden wünsche und zu dem er das größte Vertrauen habe, hätte in diesem Sinne an andere Valkanstaaten gute Rat schläge gegeben. Bombardement eines türkische« Hafen». Rom. lPriv.-Tcl.) Ans Samos wird gemeldet, daß der in den dortigen Gewässern stationierte Panzer kreuzer „San M a r c o" die Anker gelichtet habe und nach der klcinasiatischcn Küste in See gegangen sei. Gestern abend soll der Kreuzer auf den Hafen Budrun. der von einer türkischen Garnison verteidigt wird, ein lebhaftes Bombardement eröffnet haben, das nach einer Stunde abgebrochen, beim Morgengrauen aber wieder aus genommen worden sei. Metz. Das Kriegsgericht der 8. bavrischen Jnftmterte- brigade hat gestern den Hauptmann Wcstermayer» von der 7. Kompagnie des 8. bayrischen Infanterie-Regi ments in Metz von der Anklage freigesprochcn. durch ttcbcraiistrengnng beim Manöver unweit Mörchingcn im Mai dieses Jahres den Tod mehrerer Soldaten verschuldet, zu haben. Die Verhandlung erfolgte wegen Gefährdung militärdienstlichcr Interessen unter Ausschluß der Oeffent- lichkcit. London. <Priv.-Tel.) Prinz Arthur von Connaught erklärt, daß an der wiederholt bestimmt verbreiteten Nachricht von seiner bevorstehenden Ver lob u n a mit einer Nichte des Zaren oder überbaupt mit irgend einer anderen hohen Dame kein Körnchen Wahrheit sei. Seitliches und Sächsischer. Dressen, 16. Juli. —* Here Oberbürgermeister Tr. Külz in Zitta» er hielt vom Fürsten zu Schanmburg-Lippe das Ehrenkrenz z»m Schaninbnrg-Lippischen Hausordcn. —* Die Handelskammer Dresden hielt heute vor mittag N Uhr in ihrem Gebäude an der Albrechtstraße eine öffentliche Gesamtsitzung ab. die vom ersten stellvertretenden Vorsitzenden Geh. Kommerzienrat Haen sel-Pirna eröffnet wurde. Vor Eintritt in die Tages ordnung verlas Gebcimrat Haensel ein Schreiben deS Vorsitzenden der Handelskammer, Geh. Kommerzienrat Eollenbusch. in dem dieser anzeigt, infolge Auslösung seines Geschäftes seine Mitgliedschaft und seinen Vorsitz niedcrlegen zu müssen. Er scheide mit dem Gefühle tiefen Schmerzes von de» Kammermitglicdern und dem ihm bgger'Lienz und die Mouumentaltuuft. Von ElsaAsenisef f.*) Egger-Lienz hat sich merkwürdigerweise den Sommer ausgesucht, um sich im geistigen Schnceballcnwcrfcn an markanten Persönlichkeiten der Kunst zu üben. Wie den Lesern seiner Aeußcrungen über die „Monnmcntal- m a l e r e t a u f b c r D r c s d n c r K u n st a » s st e l l u n g" noch erinnerlich sein wird, hat er sich Hodlrr, Klimt. Kltnger und Corinth zu „schonender" Kritik vor genommen. Er lagt summa iummarum: vier falsche Größen — ein ganzer Kerl — ich!! lVcschcidcnhett wirkt immer gut, auch im Sommer!) Und nun beginnt ein amcrikanisch- htnterwäldisches Htnaufspucken: Hodlcr (Egger-Ltenzifchc Worte) ist der Erzgrets mit dem entschwundenen Zcu- gungsgctst: Klimt ein fader Puppenmaler im Traumbüchl- stil,' Kltnger der diletticrendc Protzenbarbar lwenn's nur mehr solcher Dilettanten gäbe!): Corinth der malerisch ent zückende Pinsclkraftmeier! Die mit dem künstlerischen Schassen Vertranten amü sieren sich natürlich über solche Tiraden, aber es sind immer noch viele Menschen, die über Kunst und gar über bas Wesen des Monumentalen wenig orientiert sind »nd einem Werk ganz saffungslos gegenübcrstehcn. Man hat mit der diesjährigen Dresdner Ausstellung den Versuch des Monumentalen gemacht. Da tritt die Frage heran: Welche Künstler sind ihrem artistischen *> Anm. d. Red. Wir glauben unseren Lesern, denen wir in Nr. 188 vom 18. Juli iklbcndblatt) dt, tcmperamcntvotten Aus führungen de« Wetmartschen Maler» Albln Egger.Lienz über di« Monumentalmaleret ans der Dresdner Kunstausstellung mlttetl- ten, schuldig zu sein, auch noch einer anderen Stimme über diesen Gegenstand Gehör zu geben. Fra» E l 1 a A s e n i 1 e s f, di« be kannte Leipziger Schriftstellerin, hat sich außer in Dinge» der Frauensragc auch als Kiinstsa'irlitstellerin inamentllch mit der Ar- belt: „Max Kltnger» Beethoven". ><18S> hervorgetan, io das, ihre obigen Darlegungen zweifellos großem Interesse begegnen werden. Wesen nach ldas Wort im Nietzschcschcn Sinne gebrauch»! befähigt genug, einer Monuinciltalklinst zu genügen — siel zu fördern? Wenn da einer mit Stolz genannt sein darf, ist eS Hodlcr. Freilich, das muß gleich dazu gesetzt werden, nicht nach der alten Schulbüchelmanier, denn die älteren Theorien verlangten die flächen- und ranmgliederndc Verwendung der Gestalten. Wie die moderne Dichtung sich vom alten unzniätlgltchcn Schema lvslöste und eine eigene Metrik fand, so hat auch die moderne Komposittonsmethodik andere Anhaltspunkte als früher. Und seien wir nur stolz darauf, daß wir endlich wieder einmal so>weit sind, etwas ans eigener Zeit und eigener Kraft zu schassen und daS rttckgratlosc Epigonentum aus allen Gebieten als charakter los unbedingt abzulehnen. Hodlcr ist wie kein zweiter ge eignet, die moderne Auffassung vom Monumentalen zu geben. An Stelle der überguellendcn Masse von Figuren, wie wir sic in alten Bildern sehen sFignrcnsalat ist das schlimme Berliner Wort dafür), stellt er nur das unbedingt Not wendige an Figuren hin. Dadurch erzielt er dieses großartige Verbunden- und Eingesühltsein mit der Natur, das vor seinen Bildern in dem Beschauer pathetische Stim mungen auslöst. Auch das Wctb schildert er auf eine ganz neue Art. ES ist nicht die mit sinnlicher Kraft versührcndc Tizianische, noch der vergeistigte Typus eines Holbein — co ist das animalische Weib sin naturwissenschaftlichem Sinne genommen), das Geschöpf, das Blut, Endlichkeit »nd ein Schicksal hat. Das Wesen, das dem anderen Un bekannten — der Natur gegrnübcrsteht und sich ihm etnfügt. Hobler weiß diesen ewigen Viel- »nd Zwcitakt der Natur durch die Art seiner Malerei aber zu einer Einheit zu versöhnen. Einen anderen Zug unbedingter Nciiauffassiing des Geschlechtes hebt Rudolf Klein in dem Buche „Ferdi nand Hobler und die Schweizer" hervor. Er sagt, daß Hobler das Weib als den aktiven Teil schildert. Diese vodlerschc Ansicht findet den stärksten Ausdruck tu seinem Bilde „Jüngling vom Weib bewundert", das wohl noch vielen im Gedächtnis sein wird. Ein bezeichnendes Moment Hodlcrscher Eigenart ist der Rhythmus, der in seinen Gestalten liegt. Wenn man vor den Bildern mancher Maler steht, wirb einem der ganze Jammer des Modells klar. Der Künstler cmp- findet eine Bewegung, das Modell aber empfindet sie nicht, sondern fälscht sic. Bei Hodlcr bat man stets das Gefühl einer zwar stilvoll gemäßigten, aber von jeder Mnskclgrnppc ans die andere übertragenen erlebten B c iv c g n n g. Es ist, als lebten alle Muökclgrnppen ngch den Takten einer geheimen Menschheitsmclodie. Und, da muß ich cs anSsprcchcn: der Hodlcr der zweiten Stilperivde ist einer, der unbedingt ohne Jaqnes-Dalcroze undenkbar wäre. Sv sehen wir, daß Hodlcr dadurch, daß er einen malerisch verbindenden Ausdruck zwischen „Weiß — Mann. Mensch — Natur" fand >dcr in nns das Gefühl erlösender Einheit anslös», einer der berufensten Monu- mrntalmaler ist. Und der Wiener Klimt? Etwas raffiniert. Hnpcr- kultnr, zu subtil, um von derben Biedermeiern gonttiert zn werden. Niemand weiß lwie er in seinen Porträts! den Charme dcS Weibes zn schildern als er. Niemand weiß das Leuchten und Blitzen Heller Francnaugcn. das kleine „roscnblatthcllc Echauffement" aus Müdchenwangen besser wtcderzngeben als er. Und — das sei speziell allen Damen gesagt: niemand kann das Franenkleid als etwas so mit dem Körper EinSbildcndeS darstellen als er. Kein Mobebild in Schneiüermanicr. Als Monnmcntalmaler ist er ja leider ans der Dresdner Ausstellung nicht vertreten. Aber wer seine groben Monnmentalwerke sah, wird sic nicht vergessen. Um Klimt ganz zn verstehen, muß man ein bißchen was vorn Wienerischen wissen. Nirgends hat das Bürgertum eine größere Lcbensversctnerung wie in Wie». Man gönnt sich ein vornehmes Leben und läßt sich Zeit dazu. Der rastlose Deutsche ist zn sehr Vvrivärtödränger, um sich Zeit z» all den LebcnSverfeincrungcn zn nehmen, die einem Urwicncr wichtig sind. In solcher schon gegebe ner Atmosphäre ist dann manches, was in Deutschland als Hyperknltnr erscheinen würde, das natürliche Element.
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