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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.02.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187202097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18720209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18720209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1872
- Monat1872-02
- Tag1872-02-09
- Monat1872-02
- Jahr1872
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.02.1872
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St. Hm»»» ding. Hotet »» H ,. Noedd H ein, w. Schau. ,etg, H»r6p» eff«. g «et. «er an« HM» Erschet»t täglich früh 6' r Uhr. Irdarttoi -nd -epcdtlto» Ivbanniszassc ZZ. Herrn»? Rctactcur Fr. Hüttarr. SprMunte d. Rcdaction ko« n—>r ubr 0>,rmmaj« »c» 1—L Uhr. »mdme dcr für dir nächst- hisnidc Nummer bestimmten Kieme y, Wochentagen »ts 3 Uhr Nachmittags. Tageblatt W II,. Anzeiger. Amtsblatt des Kömgl. BczirksMichts und des Raths der Stadt Leipzig. Freitag den Februar. Auslage U4.'»0. ^bollllkmrllioprri« Bierteljäl'rlicb I Tl'lr. 7'/, Nqr., i»cl. Vringcrlohn l Thlr. loNqr. Jede einzelne Nummer 2'/, Nqr. Äcbüyrcii für Extrabeilagen otmr Postbcsbrteriliig Tblr. mit Pastbesörbrriiug t2 Tblr. Inserate die Spaltzcile 1'/, Ngr. tlkclamrn »ntcr i». tlcsaclionrürich die Spaltzcilc 2 Ngr. Nllalr: Otto Klemm. Umvcrsitätsstr. 22, Local-Comptoir Hainstraßr^l. 1872. Neues Theater. sltipsig, 7. Februar. Die Handlung der Oper .«Iiiixriuhr" von Carl 'Maria von Weber ßisl sich nachweisbar aus die altsranzöfiscke Er- Mllng des t3. Jahrhunderts „Iliswire cke 6s«rä äe Revers et äe In bette et vertuende kr)M äe Lavove, 8» wie", welche Boccaccio z, euer Nocelle und Shakespeare zum drama tische» Werke „Cvmbeline" benutzten. Nachdem Helnuna von Chezy dib „Geschichte dn tugendsamen Euryanthe^ nach dem Urtexte dcilich dtarbeiler und den anziehenden Stofs dem Schöpfer d«S Freischütz mitgetheill harte, entschied sich Weber zur Comvosition desselben für das Lerer Karnchnerthor - Hofoperntheater. Die Dichterin ist mit ihren besten Kräften dem musika- üschrn Amor bei der dramatischen Gestaltung dienstbar gewesen; nicht weniger als elf Um- ardeMvgen unternahm die Schriftstellerin zur Ärrnchmg des vom Tonsetzer angestrebten ZirtcS. Vriorde'.s wünschte dieser recht mannigfaltige Konre» in den Metren, wie auS seinem Bries- mit der genannten Verfasserin hervorfleht. ,Li«nn es an daS AuSarbeiten beS Textes geht^, i- sänüb er an sie, „macken Sre mir in GolteS Namm daS i'eben mir schwierigen VerSmaßen, tukrirarleien Rhvlhmen rc. recht sauer, daS zwingt dre Gedanken auf neue Wege unv lockt sie auS chrev Schlupfwinkeln heraus." In dem Be streben, dieser Aufforderung im vollsten Umfange irelge zu leisten, verfiel die geplagte Libretto- «edierül aus manche Absonderlichkeiten, welche sich rer musikalischen Au-gestaltung nicht immer Mstig erwiesen. Eine Schwierigkeit erwuchs ihr auch durch die HrLnderimg deS in der Fabel vorhandenen, auf der vtchne aber durchaus ntchr darstellbaren Grund- Mul, welches sogar in einem einfachen Referate nicht gut anzuführen ist, so daß sich also schon d» drauNischen Grundrisse manchirlei Hindrr- iiißt nitMnstemmten. Namentlich litt durch dir ilsälldming der Fabel die Verständlichkeit der Dickung, dle logische Folge in den Situationen körnte nicht immer festgehalten werden und selbst in der Charesterzerchllung »er einzelnen Personen schlieu llolbwendige Begründungen für manche SliwumllkSbildtr. Tretz solcher Hauptmängel im dramatischen Bor- Mzeltreckte Carl Maria v. Weber nicht vor der schwierigen Aufgabe zurück, im Gegentheil vollendete er daS Ganze mit Ausbietung aller ihm zu Gebote stehenden Mittel. Er vertraute, wie er sich allsdrückte, „auf Gott unv seine Euryanthe", men, ihn auch oft die bange Ahnung nieder- lMe, daß er nach dem Freischütz schwerlich eine Lreipcrllng deS Beifalls erzielen könnte. Und in cer Thal vermochte er wenigstens in Wim nicht tu gehoffte Gunst deS PublicumS zu erringen, beste» Wesen der bedeutende Kritiker Hofrath siochlitz mit scharfen Worten geißelte. Dieser Mgevofse warf nach der Leipziger Aufführung iw Ai« 1825 die Frage auf: „Warum drang SllMlllhe iu Wien (wo die erste Wiedergabe am 2L. Octobrr 1823 stattfand) wenig, an einigen Ouu säst gar nicht, in Dresden und Leipzig io gewaltig durch'?" und dann beantwortet er dieselbe mu den Worten: „darum, weil man an -'»ei- Orten theilS mit leerem, ganz oberflächlichem Mse», theilS mit bestimmten und falschen Lr- »ntllngen daran ging, hier mit Aufmerksamkeit »d ttchlllvg im Allgemeinen." letzten» Lob würde der um Leipzig« Kunstlebrn I» hochmrdient« M«mn auch gestern dem hiesigen Ihwterpllblicmn gezollt habe», welche« die Schön- dntn, der musikalischen Compofitiou d«rch »ärmste Mnshme anSzeichnet« und mit Enthufiaßmu« vlftahm. — Für di: Wiedergabe der Euryanthen- miie war früher die Reprodnction der unver gleichlichen Schröder«Devrtent allen Sän- gemme» Muster und Vorbild. Ob Fräulein «»hltnkcht wohl dieselbe Meinung hegt wie tditberühmte Künstlerin de« Dre-duer Hoftheater«, s »stui wir nicht ; drastisch genug aber lautete da« Illnheil der genialen Frau, welche« sie in einem lu tzr. von Raumer gerichteten. letzt dem vrr- lhnßvoürn Berfaffer de« Werke« „Carl Maria '»hchn ü, seinen Werken von Fr. Wilhelm JähnS" agchcnnden Briefe äußerte: „Oft Hai e« mir in tes Wgern geiuckt, durch eine wohlangebrachte AialsSrile dem wahnsinnigen Machwerk der Hel» wim aiLnde zu machen ; doch Weber'« Meister- ! Alligehitllrn dir erhobene Hand zurück und man gkbt mr fie gern seinen letzten LebenShauch." Unter ! dem „letzten LebenShauch" verstand sic ledenfall« Idit großen Anstrengungen, welche die außerorvint- Ilich schwere Partie von der Leistungskraft der l,-«führenden Künstlerin verlangt, und sicherlich Igiebt es nicht viele unter den heutigen Sängerinnen, Iwelche der gestellten Aufgabe gewachsen find ; denn licht allein die Schwierigkeiten in der technischen ith-ung und iu der musikalischen Deklamation, auch du Forderungen an da« Darstellung«- talent sind in jeder Beziehung so bedeutend, daß man dre Reproduction deS Charakters als einen wahren Prodirstein für die dramatische Fähigkeit betrachten kann. Fräulein Mahlknechl halte mit vollstem Brrständniß die Haupnnomente der Rolle aufgefaßt; die Einfachheit im Auftreten, die Innigkeit ihrer Liebe zu Avolar, die Treue und Hingebung an den verblendeten Geliebten, der GesinnungSadel und die Größe im Unglück, welche ibr die Macht der Unschuld verleiht; alle diese Eigenschaften traten in der Charakterisirung klar hervor und verbanden sich in der Action zu einem äußerst fesselnden Gesammtbilde, so daß man selbst von einigen kleinen Versehen in der GesangStechnik nicht weiter berührt wurde. Den Höhrpunct erreichte die Wiedergabe deS Fräulein Mahlknecht iu der Arie deS dritten ActeS „Zu ihm, zu ihm", deren Vortrag durch Leiden schaft und Feuer, durch Begeisterung und aus gezeichnete künstlerische Durchführung daS Pu blicum zu stürmischen Ovationen hinriß. Der Preis gebührt aber unbedingt Frau Peschka- Leulner, welche als „Eglantine" aufS Neue bewies, daß ihre LeistungSkvast unstreitig eine ganz unersetzbare ist. Die Reproduction der Eglantine tst technisch noch schwerer, als die d:r Euryanthe und hinsichtlich de« dramatischen AuS drucks verlangt sie ein Abstreifen aller Lyrik, aber ein gänzliches Aufzehen im dämonischen Element deS HasseS und der Vernichtung. In der Factur und in der Gedankenerfindung vermochte zwar der Tondichter seinen Vorgänger Cherubini durchaus nicht zu erreichen, dessen „Medea" ein« noch ganz ander« Bedeutung und musikalische Macht in sich trägt; icdoch gelang eS ihm, ein fertiges, iu allen Thetlen wohl auSgearbeileteS Charakterbild binzustellen, welche- bei richtiger Vorführung den Zuhörer überwältigen muß. Frau Peschka- Leutner löste nicht allein alle der ÄrsangStechuik zngemuihete» Probleme mit unfehlbarer Sicherheit unv mit dem höchsten Glanze der ave Hindernisse besiegenden Herrschaft über daS Material, sondern sie erhob sich während ihrer Thätigkeft auch' im Außvruck zu wirklich genialer künstlerischer Größe empor und feierte in ihrer Eigenschaft al« dra m,tische Sängerin einen ihrer höchsten Triumphe. Die große Scene „Bethörte, die an meine Liebe glaudl" und da« alle Dämonen zu Hülfe rufende Recitativ und Duett „Der Gruft enrronnen" offenbarten die Gewalt der Künstlerin in be- wundcrn-werther Weise. Neben ihr entfaltete Herr Gura ebenfalls den Umfang seiner werthvollen Mittel, die Schönheit seine« Organ«, die mächtige Gestaltungskraft seiner reichen Individualität, die herrliche Technik seiner GesanaSkunst. Der Bösewicht Lhstart, ein wahrer Teufel in Menschengestalt, konnte gewiß keine bessere Vertretung finden, al« durch unfern so hochbedeuteuden Baritonisten, welcher al« eben bürtiger Kuastgenofle der Frau Peschka-Leutner mit dieser vereint alle Intentionen de« Tondichters in mustergültiger Weise zur Geltung brachte. Declamation, Phrasiruna, Charakteristik erschienen auf dem Gipfel der Vollendung und gaben unS die Utberzeugung, daß Herr Gura nicht allein al« lyrischer Säuger, sondern auch als Musika lischer Charakterdarsteller keine Rivalität zu scheuen hat. Mt Vorliebe behandelte Weber die beiden Gestalten Eglantine und Lyftart, deren geniale« Zusammenwmen gestern einen so großen Enthusias mus hervorrief. Wie Hüon im Oberon, so ist auch Adolar eigentlich die am wenigsten gelungene Figur der Oper; eigenchümlich ist e« überhaupt, daß Weber nimmt« da« Heldenhafte mit einer Tenorstimme »enügmd «msdrücken konnte, — und Adolar soll doch trotz der lyrisch« Stimmungen ein ritterlicher Held sein, welcher gern da« Schwert zur Ber- theidianug der Ehre und Unschuld zieht. Herr Groß interpretirt« deu Charakter durchaus nach Vorschrift und mit besten Kräften; feiner edlen und technisch vorzüglichen Ausführung ist e« auch zu danken, daß die verbältnißmäßig vom Com- pouisten nicht recht gut bedachte Partie da« regste Interesse erweckte. Die übrigen Rollen: König Ludwig (Herr Ehrke), Rudolph (Herr Weber,, Bertha (Frl. Gutzschbach) erfüllten ihre Pflicht sehr anerkennenSwerth, der von Herrn Neßler vorzüglich einfludirte Jägerchor, verstärkt durch die prächtigen, frischen Stimmen de« Verein- ..SängerkrrrS", die Ensembles und da« virtuose Orchester unter der präciseu, ganz ausgezeich neten Leitung de« Herrn Capellmeister Gustav Schmidt verdienen gleichfalls solche Beachtung, daß e« die Kritik für ihre Pflicht halten muß, Uber dir nächste Aufführung noch einmal zu referiren, "Zumal «S ja auch einem Werke gilt, welches dir höchste Potenz der Schöpferkraft eines von der ganzen deutschen Nation geliebten und ver ehrten Meister« offenbart. vr. L«:ar Paul. Concert der paulmer. * Leipzig, 7. Februar. Am gestrigen Abend hielten im Saale deS Gewandhauses die Mit glieder deS UnioersitälSgesargveretn« zu St. Pauli ihr Winterconcert ab. Die auf deutschen Uni versitäten bestehenden akademischen Gesangvereine, unter denen die Leipziger Pauliner einen der ältesten und angesehensten bilden, pflegen ihre Concerttage nicht leichchin als mühclohnende und ehrenreiche Erntefeste zu betrachten. Wie an dem guten, gebildeten Sinne und an der thatensrohen Jugendfrische, welche in diesen Instituten zu Hause sind, der künstlerische Thetl deS Männer- gesangS überhaupt eine wesentliche Stütze findet, so haben sich diese Vereine namentlich bei ihrem öffentlichen Auftreten in neuerer Zeit durch gute Ausführungen werthvoller Novitäten um den Männergesang große Verdienste erworben, die schnelle Verbreitung der neuen Werke gefördert und den SchassenSmuth talentvoller Componisten erfolgreich angeregt. So batte ebenfalls der UniversilätSgesangoereiu zu St. Pauli auch die diesmalig: Grl:genheit nicht vorübergehen lasten, ohne die zahlreich anwesenden Freunde emeS guten MännergesangS mit einer Auslese neuer Blüthen, welche dieser Zweig der musikalischen Kunst jüngst getrieben, zu erfreuen. Nachdem daS Gewandhausorchester unter Di- rection deS Herrn Capellmeister« Reineckr mit der in dem eben verlaufenden Minier zum zweiten Male in Anspruch genommenen Ouvertüre von Cherubini da« Coreert eingeleitet halte, brachten die Pauliner unter Vr. Langer'S Leitung die neulich bereit« in diesem Blatte erwähnte neue Composiiiou von Rheinberger: „DaS Thal de« ESptngo" zu Gehör. Vom Orchester trefflich und schlagfertig unterstützt, erzielt« die Sänger mit Hiesrr pretSwürdigen Novität eine ersichtlich große Wirkung. Der sehr schwierige mittlere Theil wurde durch eine geschmackvolle Temponahme und durch einen lebendigen Wechsel im Tonvnbrauche gut znsammengehalten, Orchester wie Chor regten durch eine accentreiche, au-druck-volle Declamation da« Interesse an dem langgrzogenen Gemälde immer wieder frisch an. Einige Stellen verlangen von den hohen Tenören mehr Munterkeit, al« sie vielleicht in Folge vieler Proben von den Stimmen gestern sich äußern ließ. So wurde, um ein Bei spiel anzuführen, au« dem verzückten Schleifer, in welchem die Erinnerung an „Engadin" die Tenöre nach dem hohen b hinaufführr, ein zweifel hafter Laut de« Jammer«. Eine zweite in neuerrr Zeit entstandene, breit angelegte Compofition füz MLvnerchor, Solo stimmen und Orchester „Heinrich der Finkler" von F.Wüllner, dem Münchener Hofcapellmeifier, bildete den Schluß de« Concerte«. Da« Grvtcht zu demselben rührt von C. Lemcke her und behan delt in Formen, welche der musikalischen Bear beitung bereitwillig eutgegenkounnen, die bekannte Sage von der Uebergabe der deutschen KönigS- kione an den Sachsenhrrzog Heinrich. Dcr Stoff an und für sich schon liegt deutschen Herzen nahe, aber auch den directrn Appell an den Patriotis mus bat sich der Dtchtrr so wenig versagt, daß seine Worte heutigen Tage« auch einer weniger guten Musik möglicherweise zu einem unverdienten Erfolg verhelfen könnten. Wüllner'S Compofition jedoch bedarf der Unterstützung durch die patrio tischen Gefühle durchaus nicht, um sich eine« innigen Beifall« zu versichern. Nach Art der m Frankreich besonder« heimischen dramatischen Can taten entworfen, enthält da« Werk außer den selbstständigen, meist kurzen Orchestersäyen, Solo partien in theil« rein recitativischer, theilS menisch- aeschloffenerForm, Chorsätze uns höchst interessante Combinationen der beiden letztgenannten Faclorrn. Namentlich ist die Compofition reich an guten und wirksamen Chorrummern, für deren Bildung der Autor in den vom Dichter gebotenen Versen ein passend«- und der Gegensätze nicht ent behrende- Material vorfand. Die verschiedenen Gruppen der Pilger, Jäger und Bergleute sind vom Componisten wohl beachtet worden, ihre Ge sänge, tn Form und Wesen deutlich geschieden, bringen der Tondichtpng Elemente erwünschter Abwechselung zu. Vielleicht hatte der Componist auch in den einzelnen Nummern de- Chore-, bei der Ausdehnung deS Werkes, mehr von den äußeren Mitteln der Dynamik Gebrauch machen können; der Männergesang bedarf scharf gewürzter Estecte. Die Erfindung der Gedanken läßt nirgend- die selbstständige Schöpferkraft vermissen, welche der durch daS Gedicht empfangenen be geisterten Anregung und Stimmung wohl ge wachsen ist, die Ausarbeitung zeugt von großer formaler Gewandtheit und dem rechten Sinne für die Vertiefung der erfaßten Ideen durch die reichen Mittel belebender Polyphonle. Die Bildung der größeren Formen, dir untereinander, wie schon bemerk:, wirksam contrastiren, führt durch in schönen Gegensatz gestellte Thelle z« theilwetsc ge- walttgen Steigerungen, namentllch der Schlußchor Bon AdriaS Wogen zum Nordmeerstrand, Bon Steppen des Ostens zum welschen L nd, Aus Meeren, aus Fluren, aus «lpenwand — Ein deutsches Bott, Ein deutsches Land! dessen Worte die vaterländischen Gefühle der Zu hörer so stürmisch haranguiren, daß der Compo nist sich ihnen gegenüber, unbeschadet deS ErfolgiS, mit einer billigen Arbeit hätte abfinven können, kann innerhalb der MännergesangSlitrratur al- rin Meisterstück mächtiger Architektonik gellen. DaS Orchester betheiligt sich bei der Gesammtdar- stellung deS TonwerkcS theilS durch selbstständige, gut gearbeitete Sätze, theilS ergänzt eö und illu- strirl die Weisen der Solisten in dramatisch be wegter, lebensvoller Rede, hebt und färbt den Satz de« GesangSguarlett zu gesteigerter Wirkung. Die Solopartien sind in einer meistentheilö ausdrucksvollen Melodik gehalten, wo der Com ponist ihren Inhalt nicht tn geschlossenen Num mern fassen konnte, fließt die Declamation un gestört, ohne Stockungen. Wenn die kleineren Rollen deS Boten, welche gestern ein VereinS- mitglied, Herr W. Pielke, recht natürlich an genehm vorlrug, einem Sopran zugelheill würden, wäre damit ein Klangelement in daS Werk ein- geführt, dessen ablettende Wirkung den Eindruck der ganzen Cowposition erfrischen müßte. Viel weniger ermüden würde der Genuß deS Werke«, für dessen BekannlschaftSoerminlung der Paultnrr- Verein großen Dank verdient, wenn an demselben einige Kürzungen vorgenommen würden, namentlich könnten die oft sehr auSgeführlen Monodien de« „Heinrich der Finkler" der Hauvtsolopartie, welche Herr Gura ganz musterhaft ««dtrgab, de« einen oder andern TheilS ihre« Inhalt« emrathen. Die kleine Partie de« Eberhard saug Herr Zehrfeld von hier schulgerecht und mit klangvollem Organ. Unter deu übrigen Nummern für Männer stimmen enthielt daS Programm noch zwei weitere Werke auS neuer Zeit, eine schlicht empfundene, in einfacher Form evel geführte und bequem dar zustellende Compostlion a capetla zu singen von L. Riedel. „Gebet vor der Schlacht" und Frühlingönetz von C. Goldmark. Da« letztgenannte Stück gehört unter bi« musikalischen ErholungSmittcl beffrrer Art, wie sie einem streb samen Gesangvereine nach der UebungSstunde Schweiß und Mühen wohl zu gönnen sind. Holde Anmulh hat dem Amor die melodischen Gedanken eingegeben, als eS galt von der Svcndc recht und sinnig den einzelnen Stimmen ihren Antheil zuzuweisen, haben die Grazien wieder die Hand deS Componisten geführt. Musikalische Zuhörer werden sogar zu gespannter Aufmerk samkeit durch die liegende Stimme in der beige- gebenrn, ansprechend wirkenden Pianofortebeglei- lung veranlaßt. Die drückende Farbenlast der außerdem noch accompagnirenden Hörner ist irdoch dem leichten Salongehalte deS ganzen Tonbaue« gegenüber nur von Uebcl, im Gefüge de« Satze« sind diese Instrumente als Träger nichtssagender Tautologien mindestens entbehrlich. Die Wiedergabe zweier Volkslieder, eine« »ayertschen „Der traurige Bua" von Silcher ge» etzt, und de« beliebten schwedischen „Die Braut- ahrt" hatte sich dcr Verein, welcher bekanntlich in dem feinen und sinnigen Vortrage solcher kleiner Gesangstücke ein« besondere Meisterschaft besitzt, für den Schluß de« ersten Theile« seines Concerte« aufgespart. In den Concert Programmen der Männergrsang- vercive darf und muß da« Privcip dcr Abwechse lung eine entscheidende Stimme führen. Schon die primitivsten Rücksichten auf dir Empfänglich keit mrnschlicher Hörorganr verlangen nach kleinen Abstechern, welche auS den tiefen ehrwürdigen Klangregionen der Bässe und Tenöre zeitweilig hinausführen. In ihrem gestrigen Concerte ver zichteten deshalb die Pauliner zu wieverholten Malen auf eigene Vorträge zu Gunsten eine« ViolinconcerteS von I. Svendsen. welches Herr Concerlmeister Heckmaun in vollendeter Aus führung mit großer Hingabe und Wärme spielte, und in welchem wir eine durch Momente ange borener Klangpoesie charakteristrte Bereicherung der neuesten Violinliteratur begrüßen können, und zweier sehe wirksamer Balladen für eine Smg- sttmme mit Pianofortebegleilunfl von C. Rri- necke, welche H«rr Gura ergreifend und schön vortrug. vr. Hermann Krrtzschmar. Aus Stadt und Land. * Leipzig, 8. Februar. Gestern verschied nach schwerer Krankheit der in den weitesten Kreisen alSSchulmann und Schriftsteller bekannte I)r. Mor. Alex. Zille, Direclor deS hiesigen Modernen GesammtgymnassumS, im bald vollendeten 58. LebenSiahrr. Cr war geboren zu Ober-UllerSvorf bei Zittau am 3l. März 1811. Vorgebildet auf dem «u -V'tan. studirtc er der
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