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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187202155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18720215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18720215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1872
- Monat1872-02
- Tag1872-02-15
- Monat1872-02
- Jahr1872
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1872
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chni. me esctzL h«ckl cbe iij viesellaj men h lschiii karholi öecnikei > -k»»z lei wik rm/tz lg!» Sw bah L« im hallt, deude Lc »d ! L«I Lltdl §t. HL»!,, , s-rl. r».^ H z. Nnü j au» Näi Sl. Fn-k« St . ce»l°ll, cg, v-üjl chbrrg, »I! »erg, r. °»d Inerverk», d Lhtm-itz, i w. SchllT ! Nüllch«», a M , nt Lrdw« ad « Pros «.Z« «g, lkau, Ist!,. »- 3»ia, ^talt psrtm rbllrg !. ktlx'1 dllk» Su» '« ««»üre , «Meter «rüffeln -»s roßwim H-wdiig. St. ffE v>. S«»a>. «.er»»., > jwtäai. Suttl -. Sit», z «ntt H k», tzolel j al. Pri».!, w. Sch»;L 6t.B,a»iick»I H de ««»»1 Thürwzn Pit >« St Erscheint tSzlich früh 6' r Uhr. »rwrii«, I»t Lr»k»tllo» Zehmmi-gaff« 33. Rcdactrur Fr. HSttorr. kprcchstllnte d. Redaction rcn ll—N Ukr «vn t-L Ud>. drr für die nächst er Nummer drftimmleu »ir in drn Wochentage» > 3 Uhr Nachmittags. D 4«. MpzigerLageblalt Anzeiger. Awtsblatt drs Königs Bezirksgerichts und des Raths der SM Leipzig. Donnerstag den 15. Februar. A»fl«-e S450. ^l>ovllrmrnt»prri« DierteljäNrlick l Tblr. 7'/, N?r, incl. «riiigertohn l Lhtr. Io Si.,r. Jede einzelne Rümmer 2'/, Ngr. Hcbüdren sür lLnradeilaaen ohnr Postbeförderung 9 Ihlr. Mit Postbeförderung 12 Lhlr. Zlstralr die Spalt-eile 1'/, Ngr- keclame» »ater d. Lehactto«s>itlch die Spaltzcile 2 Rgr. Filiale: Slto Stemm. UnwersilLtsstr. 22, Local-Comptoir Hainstrahc 2t. 1872. runj ie Siegin ie N j im oteselbe ovstllM Lie Ga> . Nach !t da- zi Aimahvi.1 nkläne i 'itoriWi, j irzahliiig, Bekanntmachung. Tn Straßentraet von der Pfaffendorfer Brücke biS zum Gohliser Wege, welcher bisher al- ^fsvjfmdorf" bezeichnet wurde, ist zu der Pfaffendorfer Straße geschlagen worden, und führt von s- all auch die Benennung „Pfaffendorfer Straße". Di« an diesem Tract gelegenen bebauten jeetstüike sind in Lessen Folge mit veränderter Straßeuuummer zu versehen, nainlich: ui Nr. >3 d der Pfaffendorfer Straße da- städtische Baumschulengrundstück, da» vormalige Gut Pfaffendorf unter Nr. 50 Abth. 6. de- Brand-Catasters, bisher Pfaffendorf Nr. 2, die Kammgarnspinnerei Nr. 49 Abth. 0. des Brand-Cat., bisher Nr. 3 von Pfaffrndorf, die Kammgarnspinnerei Nr. 48 Abth. 6. d«S Brand-Cat., bisher Nr 4 vsa Pfaffendorf, da» Grundstück der Herren Gibr. Götze, Nr. 47 Abth. 6. de- Brand-Cat., bisher Nr. 5 von Pfaffendorf, da» von Herrn Kretzschmar rrpachtrte Commuugruudstück Nr. 46 ö Abth. 6. de- Brand-Tat. Dev Rath der Stadt Leipzig. vr. E. Stephant. G. Mechler. l4 » 15 » » » « l!b » » , > 16 » « » » 16b » » » Leipzig, cm 8. Februar 1872. Realschule. U»««l-»»gen neuer Schüler für Ostern d. I. werden DonnerStag deu 15., Freitag den 16 tzmelevd drn 17. Februar Nachmittags 3—5 Uhr und Sonntag den 18. Februar vormittag» 1§-ir>, Uhr gegen Vorzeigung de» Tauf« oder Geburtsschein», beziehentlich de» ConfirmattonS- MauMrr ilvochrudericht. Tie Lörse hatte eine schwere Woche zu über- jiehtll. Der Rückgang der Course, welcher schon L»de der vorigen Woche begonnen hatte, nahm «wr größere Dimensionen an. Die Spekulation s»h den Horizont, welcher ihr noch vor kurzem so feunglLnzrnd erschienen war, plötzlich sich immer «chr verfinstern, und da» allstit» heranztehende Geakll droht« mit einem Gewitter, da» um so verderblicher für die Hauffeblülhen werden mußte, je höher st« vorher emporgeschoise» waren. Die ShecMutm hatten Reichthümer in ihrem SLoUz- Kchlei» vrrzrickuet uud erblickten diese gleich einem EM» hmschwiuden, den erträumten Gewinn s in Ealiß sich verkrhte». Maffeuhafle Sngage. «alt waren von Lame« eiugeaangen, dl» keine viltel hatten eiuen irgendwie avsehnlichen Verlust u erttage», und dieser wuchs von Stunde zu tzlMe. Immer größer wurde der Zwischenraum zwischen dem AukausS- und dem TagrScourS, ein »b-rnnd schien sich zu eröffnen unter drn Tritten der kühnen HimmelSstürmer. Zn solchen Lagen, wo Alle- waS erst gut schien plötzlich eine schlimme Physiognomie anuimmt, reicht die bloße Augst rn dem unbekannten Komuunde» hin, um die trzßen Erscheinungen verwirrter Flucht zuwege zu tragen, auf der Alle» weggeschleude« wird, wa» rorhn so werthvoll erschienen war, um von dem kelterte» nicht ereilt zu werden. Die Frage, wo fie enden werde, wird unter solchen Verhältnissen ei:e weit drängendere als früher di» weaen der Dauer der Hausse, und sie mit Sicherheit zu teanlworten vermag Niemand. lieber dir vollständige Uvgesuudheit der Börsen haben wir un» so oft schon auSgelaffen, daß wir wertere Worte sparen können. Diese Ungeiund- hril wird nicht bloS durch die überMevenan Tourst, sondern auch durch die Ueberbürdung mit Uumossen rieugeschaffeuer Werth« hervorgebracht, rou lenen jedenfalls ein großer Theil in den Hinten der EmessionShäuser sich noch befindet. Es ist usuiöglich, sich einen richtigen Begriff von den LerhLltriffen zu machen, die in dieser Hin sicht obwalten mögen. Der kolossale Schwindel, welcher mit dem GründungSunwesen getrieben »arte, hat einen dichten Schleier über die Sach lage gezogen und AlleS läßt erwarten, daß ei» böser «rankheit-stoff der Börse eiugeimpft worden, besten Abstoßung, ohne tiefe Wunden zurückzu- lasten, nicht möglich ist. Der HeilungSprocrß durch die unerläßlichen Krisen wird freilich lange Zeit dauern und erst allmälig sich entwickeln. vorerst gilt eS durch da» allgemeine Herunter- dHiten drr Preise da« aufgehobene vrrhältniß »wischen ter Effectenmaffe und drn vorhandenen Mtteln der Spekulation einigermaßen wieder «ehr in eine Art Gleichgewicht zu bringen. Zu de, Ueberschwenglichkeitrn der Spielerwirthschaft tzchvrie, daß, wenn von irgend einem Cisenbahn- nimiehmru die Ausgabe neuer Aktien erwartet wilde, baL Agio derselben eScomptirt wurde, alS w nu die neuen Unternehmungrn gleich so pro- tunio wären wie daS alte nach langen Zähren de» kestrhevS. Dadurch kamen CourSbewegungen zu kiulde, die auf Flugsand sich aufbauten uud wit diesem von einem irgendwie lebhaften Winde«- husch Hivwkggeweht zu werden Gefahr liefen. Die vörsenspieler meinten die Geldfülle, welche sich überall kuodgab, könnte kein FiaSco für sie mskommtn lasten, sie würde sich ihnen ohne Sträuben alle Zeit zu Gebote stellen. Diese Geldfülle ist uoed unvermindert, aber nicht für I«oe Spielkreise, die van der Hand in den Mund leben uad zuerst daS Opfer jeder Debacle werden. Me immer bei dergleichen Gelegenheiten begann die Coutremme au» ihrem so langen Todes- 1chl»»««r wieder zu erwachen und zu neuer Thätistkeit sich aufzuraffin. Endlich schien die Zeit schein», sowie eine» Schulzeugnisse» oder der letzten Schulcensuren in meinem Amtszimmer (1. Bürger schule rechter Hand 1. Stock) von mir angenommen. Zu drr N»f«ah«eprüf»»O haben sich darnach die avgemeldeten, in Leipzig oder dessen nächster Umgebung wohnhasien Schüler Mittwoch den 21. Februar, früh 8 Uhr, mit Schreib-Papier uud Federn versehe», riuzusin-e». Zn die 5. Claffe hde< in «jpr der Uber dieser stehenden Claffen können nur Diejenigen zuge- laffrn werden, welche außer anderen Erfordernissen auch die Elemente drr lateinischen Sprache sich angeeignet habe». Prof. Vw. rahner, Direktor. Holz-Auktion. Freitag, am L«. Febraar d. Z, sollen Vormittag« von v Uhr an in Lonne- witzer Revier, und zwar tm Mühlholze und im sogen. Haken an der Linie, ca. 45 Stück meist starke eichene -kntzklÜ-e, 66 buchene, 60 lüsterne, 44 erleve, 1 eschener, 1 aSpeaer und 3 lindene Klötze, 3 eichene Kahakniee und 470 Hebebaume unter den im Termine an Ort und Stelle öffentlich angeschlagenen Bedingungen an die Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: im Mühlholze. Leipzig, am 31. Zanuar 1872. De- Rath« Forst-Depatattoa. Holz-Auktion. DoanerStag de» 32. d. M. sollen Vormittag« von 9 Uhr an ans der Lonne- witzer Lhanisee vom ThorhauS bis zum Kreuz bet Connewitz 511 Stück pappelne Stämo e und 9l Abraumhauseu unter deu im Termine an Ort und Stelle bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung verkauft werden. Leipzig, den 13. Februar 1872. De« Rath» Lhauffee-Drputatio«. für dieselbe gekommen zu sein, um wieder den Lommandostab zu ergreifen, Verwesung« - Geruch machte sich bemerkbar uud di« Nachtvögel der Baisse, angelockt von dem heretubrechendrn Dunkel, wagten sich wieder hoffnungSmut hig hervor, ihr Opfer umkreisend. Die Erfahrung hat früher gelehrt, daß die Baisse-Spekulation in den schweren preußlschen Eisenbahn - Aktien, wenn fie nicht durch politische Abnormitäten unterstützt wird, gefährlich, wenig sten» nicht für zu weite» AuSspinnen geeignet ist. Freilich ist, wie wir vorher bemerkt, auch diese Kategorie vou Papieren ein Gegenstand verrückter Manipulationen schwacher Hauffe-Speculanten ge worden. — Der rapid« Sturz der uoch eiu paar Tage vorher so hoch gepriesenen Lredilacticn, der Darmstädter uud Oesterretchtscheu zeigte, wie schwach di« Kräfte waren, welche die Spitz« ge wonnen hatte». Unter den neuen Baukschöpfungen wüthete rin arger Sturmwind, welcher Procente hiuwegwehte und ringsherum den Boden mit ab- gerissene» Zweigen und Arsten bestreute. Lom barde», wwche «a» fast bi» pari getrieben hatte, wurd«u eben so feig aufgegeben, al» sie vorher mit leichtsinnigem, vrrstandSlosem Uebermuthe hausßrl «orbrn waren. Galizier verfielen ohne allen Widerstand dem allgemeinen Schicksale, eben so Böhmische Wrstbahn und Oesterreichtsche Nord- wistbahn, und selbst Franzosen erlitten eine arg« Niederlage. 3n der letzten Zeit überstürzten sich die Grün- duvaSconsortten förmlich mit ihren Emissionen, gleichsam al» wenn sie noch vor Thorschluß die goldeur Ernte einheimsen wollten. Eine naive Emission ist die von 600,000 Thlr. Obligationen der projecttrten Eisenbahn von Borg» »ach Kiews, Zweigbahn drr finnländischen Eisenbahn. Die klein e, von ein paar tausend Menschen bewohnte Stadt Borgs ist unverschämt genug, die Zinsen und Amortisation der Obli gationen garantiren zu wollen. So steht wenigsten» tm Programm zu lesen. LS girvt also Stützt», wa» man dem Publicum nicht auzubieten wagt, in der Hoffnung, unter drr in dergleichen Dingen unglaublich uuwiffenden großen Menge doch leichtgläubige Abnehmer zu finden. Auf die Actienbraurrei „Königfiadt" in Berlin wurden statt 800,000 Thlr. Aktien über 10'/, Mill. gezeichnet. Dagegen suchten sich bei der eiuge- riflenea Flauheit die Zeichner auf eine neue Berliner Maklerbank theilrvnse ihrer Verpflichtung »u entziehen. Die Aktien der Dresdner WrchSler- vank wurde» fast zwanzigfach Überzeichnet. Zn Wien gelaugten trotz drr beginnenden Flau heit während der lichtern Momente nicht bloS, sondern selbst mitten in ärgster Mißstimmung immer noch neue Bankgründuugen zur Actieu- emissiou, wenn e» auch, wie die dortigen Berichte meinen, vorläufig uur darauf ankam, eine CourS- notiz zu bewirken, während die Papiere selbst bi» auf beffrre Zeit in Händen der Gesellschaft ver- blieben, wo e» leichter gelingt da» Publicum an zuschmieren. Zedr Sradt in Deutschland wird bald mit dem Elend einer Anzahl neuer Banken beglückt sein, die von dem Gründungöwesen existirrn und ihren Theil zu der Auretzung einer ungesunden Speku lation beitragen. Für die Gründer-Bankier» kommt e- bloS auf Befriedigung ihre» Bedürf nisse» am Agiogewiun an; wa» nachher folg', kann ihnen gleichgültig sein. Die Setten» der Berliner Bank durch alle Zeitungen verbreiteten Reklamen über die Berliner Nordbahn habe» allerdings den Zweck, Abnehmer für die anderweitigen 1'/i Millionen zu finden, welche den bei der Sudscription ausgefallenen Zeichnern angeboten werden. Wie bei diesrm unrentabel» Unternehmen, so werden wir e» auch bei ähnlicher maffenhast sufraucbcnder für unsere Pflicht erachten, daS Publicum vor der Theil- nahme zu warnen. Reklame wird auch Seiten» der Thüringer Bank in SonderShausen getrieben. Dieselbe hat eS allerdings nicht nöthig, wie die Braunschweigische gethan und die Geraer eS beabsichtigt, eine be sondere Creditbank neben sich zu gründen; die Thüringische Noten-Bank scheint selbst ungenirt diese Functionen zu versehen, betheiltgt sich an Consortten für neue Unternehmungen, rühmt selbst, daß sie an vielen neuen Unternehmungen betei ligt sei, und dergleichen. Dabei bedarf sie bloS eine Viertelsdeckung ihrer Noten, und dir klein- staatliche Oberaufsicht gestattet ihr überhaupt viel Spielraum. Und diese Sorte vou Notenbanken findet uoch Verteidiger. Die Woche schloß »ach eiuer Erholung am Freitag auSgesprocheu matt. Mochten auch einige Papiere von dem tiefsten Punkte ihre« Falles sich wieder emporaerafft haben, so begaben sich andere dagegen aus die Flucht, nachdem fie vorher einiger maßen Widerstand geleistet hatten. Zu dergleichen Lagen steht Nicht-, was der Spekulation unterlag, fest, und wenn aucd sträubend, entgeht eS dem allgemeinen Schicksal» doch nicht. ZedenfaÜS ist die schwache Stell« der Hausse vrrrathen. Sie befand sich keinem Bedarf gegenüber; bet den hohen Couisrn, welche sie forcirt hatte, stand sie einsam und traf Niemand, drr Lust gehabt hätte, ihr die Last abzunehme». Stach der Meinung der Spieler bildet allerdings die eingetretene Baiffe bloS ein vorübergehende» Intermezzo, dem bald eine kräftige Reprise folgen würde. DaS Uebelbrfiuden drr Börse wäre also keine nothwendige kritische Ausscheidung, lein innerer Proceß, sondern bloS Folge einer zu fälligen äußere» Verletzung. ES ist möglich, daß DeckungSoperationen der leicht einzuschüchternden, außer Uebung gekommenen Contremine vorüber gehende Besserungen veranlassen; die iuner« Lage wird aber damit nicht geklärt, die Unmasse der schwebenden Effecten nicht weggrschafft. Die Börse würde, wenn sie weiter keine Concessionen an die CourSherabsetzung machen wollte, in einem siechen Zustande verbleiben, der immer wieder schlimme Anfälle zur Folge haben müßte. Die Spekulation hatte vergessen, baß die Maste der vorhandenen Waare nothwevdigerweise den Preis derselben afficiren und alS Gegengewicht functioniren mußte. Die neueste Stummer der Berliner Börsen- »eitung enthält, «in« bemerkenSwerthe Erscheinung, seit langer Zeit zum ersten Mal kein Gründungö- lnserat, mir Ausnahme de» EtrouSbrrg'schen BiehhofeS. In Wien, daS sich auf den SpeculationSeifer Deutschland- stützt, traten ganz dieselben Erschei nungen zu Tage und zwar au» denselben Grün den. Wahnsinnige Haussespekulation und Grün- dungSwuth hatten sich auch in Wien die Hände gereicht, um die nothwendige Reaktion zu erzeugen. DaS SpeculationSpublicum dort ist bekanntlich der Art, daß man die ärgsten Ercentricitäten von demselben erwarten kann. Noch fehlt aber viel, daß e» in der bisherigen Baiffeactton Dem, wa« geleistet, eS in der umgekehrten Richtung an Extra vaganzen irgendwie gleichkämr. In Berlin war dir Nachricht auSgrsprengt wor den, daß Strousberg sich nach London zurück- ziehen wolle. Spater wurde sie indeß dementirt. In England mag man nie viel von seinen Spe kulationen wissen, und die Verluste der englischen Bauunternehmer bei seinen ofiprrußischen Bahn bauten waren geeigner genug, von ihm abzu schrecken. Nachdem die rumänische Eisenhahnan- geleger.heit ihn nicht- mehr angeht, hat er wohl zunächst kernen Grund, da» Pflaster in Berlin zu heiß zu finden. Anders verhält eS sich mit einem SpeculationS- collegen von ihm, dem berüchtigten Langrand, welcher sich freilich auf ein ganz andere- Feld warf und nur Unheil säete und Ruin hinlerließ, während StrouSbergS Thätigkeit doch jedenfalls productiv war, mochte sie dem Publicum auch noch so theuer zu stehen kommen. Langrand wird unter der Anklage de» betrügerischen Bankrott» vor den Appellhof zu Brüssel geladen. Die Bekannt machung enthält daS Berieichniß der von ihm au- den Caffen seiner Gesellschaften mitgenommenen Wertheffectrn. Bekanntlich hat eS viel« Mühe gekostet, ehe r» gelang, die belgischen Gerichte zum Angriff gegen den von der ZrsuUenpartei beschützten Finanzschwmdler zu treiben. Die ProceßverHand lungen gegen denselben werden natürlich iu cou- tamatüun verlaufen. vor den österreichischen Gerichten spielte sich in den letzten Wochen ein Proceß gegen einen Bankier ab, welcher ein Spiegelbild liefert der verderb lichen, alle Bedenken htntenansetzenden Specula- tionSwuth, drr Sucht unter jeder Bedingung, sei eS auch mit verbrechen, reich zu werden. E» ist allerdings darin Nicht» enthalten, waS nicht bereit- öfter vorgckommen, wa» nicht allen dergleichen Fällen typisch wäre, uud die Summen, um die r» st-b handelt, erscheinen in unserer Zeit uur unbedeutend. Der Unterschied ist bloS der, daß der Schuldige dem Arme de- Gericht» erreichbar gebliebeu ist. Richard v. Menschik hatte «S durch glückliche« Börsenspiel im Zahre 1868, dem großen Schwindrl- jahre, so wett gebracht, daß sein vermögen von 50,000 Gulden auf 277,000 Gulden gestiegen war. Doch der Umschlag erfolgte, alS er flch mit neun Millionen in Engagement befand. Er war verloren. Trotzdem stellte er, um Orden und Adel zu erhallen, im Zahre 1869 ein große« Fest zur Geburtstagsfeier drS Kaiser» an. Seit 1866 batte er keine Inventur, noch Bilanz anzrstellt. AlS Leiter einer mit 35,000 Gulden gegründeten SpirituSraffinerir zog er für 300,000 Guv«a Wechsel in deren Namen, verwendete aber daS Geld für seine eigenen Spekulationen, und die Creditbanken, welche durchaus Geschäfte zu machen angewiesen sind, nahmen diese Wechses ohne An- stand. Um die Schande deS Geständnisses mög lichst lauge hinanSzuschiebrn, schritt er von einem verbrechen zum andern, verunkraute die ihm an- vertrauten Depot», biS endlich die Wogen über ihm zusammenschlugen. — Sieben Jahre schweren Kerker», verschärft mit zweimaligem Fasten in >edem Monat und Verlust de» Adel- lautete da» Urtheil über den Schuldigen; doch waS mag davon in der AppellattonSinstanz übrig bleiben ? Gewiß wird auch die gegenwärtige Schwindel- epoche noch manche solche GerichlSscenen veran lassen und bittere Thräuen kosten. Wie manche-, waS äußerlich noch wohl erhalten erscheint, mag bereits total uvterhohlt sein. Di« Erleichieruug de- Credit- für die waghalsigsten Spekulationen durch die mit einander concurrireuden Banken er öffnet den Weg zum vielleicht vorübergehenden Glück, gewisser aber noch zum Ruine. Wer sich auf den Zufall zu bauen gewöhnt hat, der schreckt in eitler Verblendung, biS zum letzten Augenblick auf eine Wendung rechnend, vor keinem Ver brechen zurück, um oaS Ende zu verzögern. Zn London brach gleichfalls eine Pani! unter den SpeculationSdevisen au«. Die verhältniff« der Börsen sind derart in einander verschlungen, daß keine sich der Wechselwirkung zu entziehen vermag. Dir Privatguthaben bei der Englischen Bank haben stark abgenommen. Geld hat dort anzuziehen angefangen. Die Panik verpflanzte sich von London au» auch nach Paris. Von Januarrinnahmen drr Eisenbahnen notiren wir: Märkisch-Posrner 11,336 Tchlr. Plu». Ber lin-Görlitz 12,563 Thlr. PluS. BreSlau-Freiburg 42 385 Tdlr. Plu«. Rechte Oderusn 39,72 l Thlr. P uS, Lstxreußischr Südbahu 6591 Thlr. Plu»,
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