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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.01.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187801280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-01
- Tag1878-01-28
- Monat1878-01
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.01.1878
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-rschtiul täglich früh 6'/. Uhr. Niöattt»» »»> Te»kRrl»> J»haaniSg>ifie SS. >»mv5»»^c« »er vctacttei: Bormittags 10-12 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. Nona-me der für die uüchft- «olarnde Nummer dcsttmmten Inserate an Wochentagen bis 3 Uhr Nachmittags, an Lonn- »ud Festtagen früh dis V,v Uhr. Z» »rn Mtiüe, flir Z»s. Tmiahme: Otto klemm, Uawersitätsftr. 22, Lauts Lbfche.Latharinmstr. 18.P. ,«r dis '/^ Uhr. KiMger TaMM Anzeiger. OlMN für Politik, Localgcschichtc, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Autln«, 15.25V. rb-»»rmeal»prr«,vicrtelj.4'/,Ml^ incl. Brinarrlohn 5 Ml., kiircti dir Post bezogen 8 Ml. Icke einzelne Nummer 2S Pf- Belegexemplar in Pf. Äediidre» für Lxttabrilagen oline Pvstdetvrderung sv Mt. mit Posibtlördtrung 4L Lik. Znleralr Lgcsp Petitzeile 2b Pf. Größere Schriften laut unserem Preisocrzeichniß. — Ladcllarijcher Satz nach höherem Tarif. Ncclaiucu niiter de«Lrtactii>a»k:i«t> die -Lpaltzrile 4ü Pf. Inserate sind stets an d.twk-i:üm zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zabluim pi-«,uur»»-ria,.l« oder durch Postvorschuß. 28. Montag den 28. Januar 1878. 72. Jahrgang. Bekanntmachung. An Stelle de- Herrn Stadtrathes Winter haben wir anderweit Herrn Stadtrath Philip- Schlechuer als vorfta»- des Ttii-ttfchea StchamteS deputirt und als solchen nach erfolgter Bestätigung durch die königliche Kreishauptmannschaft hier heute verpflichtet. Leipzig, den 2«. Januar 1878. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Ceruttt. Aus Stadt und Land. * Leipzig, 27. Januar. Der Weser-Ztg. wird vou einem hiesigen Correspondenten geschrieben: Gegenwärtig wird hier ein Artikel der bekanntlich der Negierung nahestehenden, von einem höheren Regierungsbeämten geleiteten „Leipziger Zei tung" viel besprochen, worin dieselbe für Ver wandlung des BundeSratbes in ein „Staatenbaus" vlaidirt, und zwar „durch Hinzuziehung von Dele- girten der Landtage!" Man erinnert sich, daß. als ein ähnlicher Antrag im Reichstage 1871 «stauchte, Bismarck sich dagegen erklärte und dabei u. A. wörtlich sagte: „Der BundeSrath repräsentirt dis zu einem gewissen Grade ein Oberbaus, in rvelchem Se. Majestät von Preußen primns luter pru-e-z ist, und in welchem der Tbeil des hohen deutschen Adel«, der die Landeshoheit bewahrt hat. seinen Platz findet. Dieses Oberhaus nun dadurch zu vervollständigen, daß man ihm nicht souveräne Mitglieder beisügte, halte ich praktisch für zu schwierig, um die Ausführung zu versuchen. Dieses souveräne Oberhaus aber so weit herabzudrücken, daß es einer Pairskammer ähnlich würde, die von unten vervollständigt werden könnte, halte ich für unmöglich, und ich würde niemals wagen, Das einem Herrn gegenüber, wie der König von Sachsen (!!) ist, auch nur anzudeuten." Und jetzt macht ein officiöses Organ Sachsens selbst diesen Vorschlag! Das Merkwürdigste dabei aber ist. daß der Vorschlag zuerst in der „Leipziger Bvlkszeitung" stand, dem Preßorgane der hiesigen sich so nennenden Leipziger Fortschrittspartei, die aber in Wahrheit, nach ihrem eignen Eingeständ nisse. mehr der süddeutschen „Volkspartei" (L In Mayer u. Cons.) gleicht, ja in manchen Stücken eben so unumwunden zur Socialdemokratie hin neigt. AuS dieser hat die officiöse „Leipr. Zeitung" ihn übernommen und zwar mit der beifälligen Be merkung: es sei das der erste eigentlich positive Vorschlag in dieser ganzen brennenden Frage. Natürlich thut sich die „Leipz. Bvlkszeitung" daraus nickt wenig zu Gute. »*« Leipzig, 28. Januar. Die Südstraße bildet mehr und mehr den Mittelpunkt des Ver kehrs zwischen Connewitz und der Stadt, was natürlich auf Kosten der Kochstraße geschieht. Letztere wird vom Publicum Sonn- und Wochen tags immer spärlicher frequentirt und wird, ist erst die neue Parallelstraßc durchweg fertig herge stellt, von dem zwischen dem Zeitzer Thor" und Connewitz yerkehrenden Publicum dann wohl nur noch ausnahmsweise benutzt. Mit dem herannaben den Frühjahr tritt natürlich auch die schon jahrelang schwebende Frage der Correction der Kochstraße in den Vordergrund, und dieselbe dürste, wie nunmehr verlautet, nicht allzulange auf fick warten lasten. Wird, wie ferner mit Bestimmtheit anzunehmen, diese Correction von allen Seiten gleichzeitig in Angriff genommen, so tritt auch in erster Linie an die Pferdebahn gesellschaft die Nothwendigkeit heran, sich über die Art und Weise der Fortsetzung deS Betriebes schlüssig zu machen. Da dieselbe keiner Zeit eine Verlegung der Geleise nach der Südstraße abgelehnt, der Rath aber für die nächsten fünf Jahre seit der Ncupflasterung die Straße nicht wieder aufreißen läßt, so ist zu vermuthen, daß der Betrieb während des Baues der Kochstraße nur bis zum Zeitzer Thor wird aufrecht erhalten werden können. Jedenfalls wird dann ein Unternehmer sich finden wüsten, welcher die weitere Unterhaltung des Verkehrs mittels OmnibuS durch die Südftraße vermittelt. —r. Leipzig, 27. Januar. Am gestrigen Abend veranstaltete der hiesige Allgemeine Turnverein ein Schauturnen seinnr, aus den Kreisen der besseren Riegenturner verstärkten Vcrturnerschaft, und es muß diese Ab- w- 4Mio von der Regel, nach welcher bisher nur i» /er Sommerszeit Schauturnen stattsanden, als «n " recht glücklicher Gedanke bezeichnet werden. Auf die an andere Turnvereine in Leipzig und Umgegend, sowie in den öffentlichen Blättern er lassene allgemeine Einladung hatte sich eine über aus zahlreiche Zuschauermcnge in der Turnhalle cingcfunden, die mit lebhaftem Interesse den zu erwartenden Vorführungen entgegensah. Da die Elite de- Vereins in turnerisch-technischer Beziehung sich produciren sollte, so konnten die Erwartungen selbstverständlich etwaS hoch geschraubt werden. Die Wirklichkeit der Leistungen entsprach nicht nur den Voraussetzungen, sondern man hatte eine prächtige Gelegenheit, wahrzunehmen, mit welcher Lust und Liebe und ernster Hingabe die Turnkunst von Denen gepflegt wird, in deren Händen vor zugsweise die Anleitung und Ausbildung des Gros der Vereinsgenosscn liegt. Das Turnen hat leider zu allen Zeiten auch Gegner gehabt, die heutige Zeit macht, wie erst vor Kurzem wieder Verhand lungen einer gewissen Kammer gelehrt haben, keine Ausnahme, und es wäre nur zu wünschen gewesen, daß diese Widersacher, die zum allergrößten Thcile aus Mißvcrständniß und Unkenntmß der Sache handeln, die prächtigen Bilder von körperlicher An- iiiuth, Kraft und Gewandtheit hätten in Augen schein nehmen können, welche gestern an dem ge nannten Orte vor den Augen der Anwesenden vör- überzvgen. Nachdem die Turncrschaar mittels eines auf das Beste klappenden, die verschiedensten Durch kreuzungen zeigenden Aufmarsches im Mittelraum der Turnhalle Aufstellung genommen hatte, erläu terte der Vorsitzende der Pereins-Borturnerschast, Herr Gvmnasial-Oberlehrer vr. Stürenburg, in einer kurzen herzhaften Ansprache das Programm der Vorführungen. Es kam zuvörderst eine Gruppe von Stab-Freiübungen, unter der Leitung des Herrn Turnlekrer Erbes, zur Darstellung, an welcher selbst das Auge des schärfsten Kritikers Nichts aus- rusctzcn gehabt haben wird. Es war, als ob die Maste der liebenden nur von einem Willen erfüllt sei und sämmtlichc Hebungen waren wie aus einem Gusse. Die Betheiligung selbst der geübtesten und gewandtesten Gcräthturner an den Freiübungen documcntirt eine glückliche und erfreuliche Wande lung in den Anschauungen der betreffenden tur nerischen Kreise. Bor zehn und mehr Jahren be schränkte sich die Antheilnahme an den Freiübungen in der Regel auf Anfänger und ältere Vereinsmit glieder und cs wurde von Vielen mit einer gewisien Geringschätzung auf die Freiübungen hcrabgescbcn. Auf die Stabübunqen folgte Voltigiren an einem Pferde, welches mit einer aufgeschraubtcn Längen- pausche versehen war, darauf tbcilten sich die Turnen den in zwei Riegen, von denen je eine am Barren und an den Ringen turnte, und eine Gruppe von Hebungen am Reck beendete daß Schauturnen, welches die hohe S -se technischer Vollendung der Vorturnerschast des Allgemeinen Turnvereins aufs Neue in überzeugender Weise hervortrctcn ließ und namentlich bekundete, daß dieselbe nicht von dem Ruhme der Vergangenheit zcbrt, sondern deS Sprüch- worts „Stillstand ist Rückschritt" eingedenk, fort und fort bemüht ist, unter der Anleitung der ihr zur Verfügung stehenden ausgezeichneten Lehrkräfte vom Guten zuni Besseren zu schreiten. Nach Be endigung der Vorführungen verfügten sich die Vereinsmitglicder mit ihren Freunden nach dem Schützenhaüse, wo sich in dessen Trianonsaal ein bis spät in die Nacht hinein dauernder fröhlicher C o m mers entwickelte. * Leipzig, 27. Januar, lieber das Testament der am 14. d. Mts. in Ni schwitz verstorbenen Frau v. Ritzenberg erhalten wir von wohl unterrichteter Seite folgende dankcnswerthc Mit- heilnng: Laut des vom 4. Dcccmber 1842 datirten, von dem im Jahre 1849 verstorbenen Gemahl der Verstorbenen, Herrn v. Ritzenbcrg, errichteten Te staments sind, wenn die Frau v. Ritzenberg sich wieder vermählt oder stirbt, an die Stadt Berlin 400,000 Mark baar oder daS Rittergut Niscbwitz, an die Stadt Halberftadt 200,000 Mark, an Halle an der Saale 100,000 Mark, an Dresden 30,000 Mark, an Leipzig 24.000 Mark zu bezahlen, mit der Bestimmung, daß Berlin für ewige Zeiten an die Stadt Wurzen jährlich 300 Mark, Halberftadt desgl. für ewige Zeilen an die Gemeinde Nischwitz ebenfalls 300 Mark an die Armcncasscn daselbst zu bezahlen haben, während Halle, Dresden und Leipzig in der Verwendung ihrer Legate Beschränkungen nicht unterworfen sind. Ferner sind von der Frau v. Ritzenberg für die Kirche zu Nischwitz 6000 Mark bestimmt, mit der Bedingung, daß dieselbe! von den Zinsen dieses Capitals das im Park zu Nisch witz in kostbarem italienischen Marmor ausgcführtc Mausoleum in baulichem Stande zu erhalten hat, der übcrschießende Tbeil aber, welcher nicht ge braucht wird, zur Bekleidung armer Confirmandcn u. s. w. verwendet werden kann; ferner sind der Dienerschaft, je nach deren Dienstzeit, Legate von 1500, 900, 600 Mark ausgeworfen, und den zuletzt eingetrctcnen ein voller Jahresgcbalt praeoomerancko auSgczahlt worden. — (Musikalisches.) Reinecke's „Dorn röschen" hat bei besten Aufführung in Würzburg einen Reinertrag von nahezu 1500 Mark ergeben und einen solchen Beifall errungen, daß bereits eine Wiederholung desselben geplant ist. Das Werk nird jetzt ins Englische übersetzt. H Leipzig, 27. Januar. In der Schloßgaffe veranlaßt? in vergangener Nacht ein Soldat da durch großen Mcnschcnauslaus, daß er aus eine Frauensperson, mit der er sich veruneinigt zu haben schien, mit blanker Waffe losschlug und die Geschlagene natürlich ein Geschrei erhob. Ein hinzukommendcr Schutzmann untersagte dem Sol daten dies Verfahren und verwies ihn zur Ruhe, obne aber die geringste Beachtung seines Gebotes zu erlangen, worauf er zur Arretur des Excedenten verschritt. Da kam er aber schön an: mehrere andere Soldaten, die der Exceß inmittelst heran- gclockt hatte, zogen blank und schlugen mit ihren Seitengewehren auf den Schutzmann los, daß ihm der Helm vom Kopfe fiel. Einen derselben nahm aber der Schutzmann trotzdem fest, während auch der Haupturbeber des Excesses, ein hiesiger Unter- osficier, von einem anderen Schutzmann arretirt und auf geschehene Meldung an die Militairbehörde von einer Patrouille nach Schloß Pleißenburg abgeholt wurde. Verschiedenes. — In Berlin war es nahe daran, daß im Gerichtsgebäude selbst am Mittwoch Mittag ein überlegter Mord verübt wurde. Der Bäcker geselle Gritt war, wie die Gerichtsreitung meldet, unter den dctinirten Bettlern und Arbeitsscheuen, deren 90 am Mittwoch vor dem Pvlizeirichter zu erscheinen hatten. Gritt erhielt >4 Tage Hast wegen Arbeitsscheu zudictirt und erklärte, sich hier bei nicht beruhigen, sondern appelliren zu wollen. Der dienstthuende Nuntius Otto wollte nun den Gritt hinausfiihrcn, um denselben nach dem Unter- snchungsarrest später überzubringen. Hierbei aber wurde Gritt renitent, und Herr Otto hatte Mühe, ihn in daS Detentionszimmer zurückzuschaffen. Dort zog Gritt, nachdem der Beamte das Zimmer kaum verlassen hatte, ein Brodmesser aus der Tasche, klappte auf und stellte sich hinter der Thür auf mit den, Bemerken an die Arbeitsscheuen, daß sobald Otto wieder hcreinkommen würde, er ihm das Messer durch den Leib rennen würde. Einer der übrigen Detinirten klopfte an die Thür, bat, etwas Wasser zum Trinken holen zu dürfen, und warnte bei dieser Gelegenheit den betreffen den Nuntius vor der ihm drohenden Gefahr. Jetzt öffnete man das Detentionszimmer, und wie ein Rasender wollte Gritt mit seinem Messer wirklich auf Otto losgehen, wurde aber über wältigt, entwaffnet und in ein separates, an das Detentionszimmer grenzendes Gemach geführt. Dort stand ein Eimer mit Kehricht und Papierschnitzeln; diesen setzte Gritt durch einige Streichhölzer, die er bei sich hatte, in Brand, so daß ein unangenehmer Rauch und Oualm sich entwickelte und anderen Zimmern mittheilte. Der wüthende Mensch wurde jetzt in das Untersuchungsgcfänqniß gebracht, und zwar hatte der escortirende Beamte den Säbel gezogen. Das von Gritt angelegte Feuer war in zwischen gelöscht worden. — Aufsehen erregt in Gera eine Entsüh- runqs geschickte. Der Hausknecht im Gasthof zur Sonne, Vater von zwei lebenden Kindern und eines dritten, jeden Augenblick zu erwartenden, hatte ein Licbesverhältniß mit einem 16jährigen Mädchen angeknüpft. Das Mädchen, aus einer allgemein geachteten Familie stammend, hat am Mittwoch mit ihrem Verführer das Weite gesucht, nachdem es sich in den Besitz von Geldmitteln zu setzen gewußt. — In der ehemals vogtländischcn, jetzt böhmi schen Grenzstadt GraSlitz spielte sich dieser Tage ein Vorfall ab, der in allen Kreisen der Bevölke rung das allergrößte Aufsehen erregte. Dienstag vor acht Tagen in der Abendstunde wollte der dortige Bürger und Mühlenbesitzer Herr W. L. in der Post-Expedition eine Geldsendung zur Ab sendung bringen. Nachdem er dieselbe deponirt hatte und auf den Empfangsschein wartete, unter zog der Postvorstand die Noten (5-fl.-Scheine) einer sorgfältigen Prüfung und erklärte schließlich dieselben für Falsisicate, da auf besagten Scheinen die Scriennumnier statt in rother in schwarzer Färbung vorhanden war. Er eilte, die poli zeiliche Meldung zu machen, woraus Herr L. denn auch noch desselben Abends durch die GenSvarmerie mit Assistenz deS städtischen Gemcindediener« dem Gerichts- gesängniß eingeliefert wurde. Selbstverständlich unter zog man auw die Wohnung, die Eaffe, Papiere rc. deS Jnhaftirtcn einer genauen Untersuchung, wobei man nichts Verdächtiges fand; eine größere Summe in österreichischem und deutschem Gelds, welche Frau L. freiwillig übergab, überlieferte man andern Tags dem Bezirksgerichte. Eine abermalige, ge nauere Prüfung der bewußten Banknoten ergab jedoch, baß sie, zwar aus früheren Jahrgängen stammend und deshalb wenig circulirend, aber doch keine falschen seien. Die Farbe der Seriennummern jener alten Scheine sei schwarz gewesen. Darauf hin wurde Herr L. Donnerstag Mittag der Haft entlassen. Das Geld ist am Sonnabend vom k. k. KreiSgcricbt Egcr als vollkommen echt zurückgelangt und dem Eigenthümer wieder zugcstellt worden. — Zur Warnungsürdcutschc Erziehcrinnen ist der Schlesischen Zeitung aus Paris Folgendes geschrieben worden? Es Gesinden sich gegenwärtig wiederum so viele deutsche Erzieherinnen in Paris, daß nur der Neinere Thcil Stellen erhält, so be scheiden dieselben auch ihre Ansprüche stellen mögen. Kein Mensch hat Vertrauen in den Fort bestand, in die ruhiae Entwickelung der jetzige,: politischen Verhältnisse, deshalb schränken die meisten Familien ihre Ausgaben ein, ver schieben die Einstellung einer Erzieherin auf spätere Zeiten, behelfen sich ganz ohne eine solche oder mit einer Bonne. Erzieherinnen sind hier so gut wie alles Andere ein Gegenstand der Mode un) des Luxus. Daher diese Einschränkung selbst bei gutgestcllten Familien. Manche Erzieherinnen sind schon sechs bis acht Monate hier, ohne eine Stelle zu finden, leben seither fortwährend in Elend und Nvth oder haben alle HülsSquellen er schöpft und enorme Schulden angehäufl, müssen schließlich, um nicht zu verhungern, Stellen als Dienstboten annehmen. Eine Lehrerin, die das höhere Eramen in Preußen bestanden und dort schon einige Jahre gewirtt, mußte eine Stelle als Kinder- und Aufwartemädchen annehmen. Andere sind gezwungen, „trockene" Stellen zu 90 bis 100 Francs anzunehmen, während Kost und Woh nung kaum mit 120 Francs zu bestreiten sind. Für die geringste solcher Stellen melden sich dabei noch regelmäßig 30 bis 40 Bewerberinnen mit allen möglichen Empfehlungen. Möchte diese Warnung doch in den betreffenden Kreisen beachtet werden, denn eS kommen immer noch mehr dieser armen Geschöpfe hier an, um unabwendbar den, Elend zu verfallen. — Ein gut es Mittel gegen Dip htberitiS. Ein Correspondent der „Victoria-Zeitung" schreibt: „Sollte Jemand in seiner Familie von Diphtheritis (brandige Rachenbräune) befallen sein, so erschreck- er nur nicht zu sehr, denn sie ist leicht und schnell zu heilen, ohne einen Arzt. Al« vor einigen Jahren diese Krankheit in England herrschend war, be gleitete ich den Doctor Fielt» aus seinen Touren, um Zeuge zu fein von seinen sogenannten Wunder- curen, welche er verrichtete, während die meisten Patienten der anderen Aerzte hinstarbcn. DaS Mittel, welches so schnell wirkte, war einfach. Er nahm nichts weiter als gestoßenen Schwefel und cine^Federspule und damit keilte er jeden Patienten ohne Ausnahme. Er warf einen Thcelöffel voll Schwefel in ein Weinglas voll Wasser und rührte ihn mit seinem Finger, anstatt des Löffels, weil der Schwefel sich mit Master nickt schnell amal- gamirt (verbindet). Wenn der Schwefel gut ge mischt war, gab er ihn zum Gurgeln, und in lO Minuten war der Patient außer Gefahr. Schwefel tödtet jede Art von Schwämmen an Menschen, Thiercn und Pflanzen in wenigen Minuten. An statt das Gurgelwaffcr auszuspeien, empfiehlt er das Verschlucken desselben. In außergewöhnlichen Fällen, wenn die zu große Entzündung das Gurgeln nicht mehr erlaubte, blies er den Schwefel durch eine Federspule in den Hals, und nachdem die ent, zündete Haut zusammengeschrumpft, ließ er gurgeln. Wenn der Patient nicht mehr gurgeln kann, so nehme man eine Fcuerkohle, streue etwas Schwefel darauf und lasse ihn den Dampf einathmen. Auch ist es gut, das Zimmer mit Schwefeldunst zu schwängern, welchen dann der Patient einathmen kann." (Eingesandt.) Unsere Eisbahnen. (Eine Bitte an die Behörde.) Da die bisherigen hinsichtlich unserer EiS bahnen geschriebenen „Eingesandt" trotz de- guten Willens der Einsender bloS Beschwerden, nicht aber corrccte Befferungsvorschläge aussprcchen, so er laubt sich der Unterzeichnete, um die Angelegenheit einem Ziele zuführen zu Helsen, hierdurch einige Worte. Ueber die im Privatbcsitz befindlichen Bahnen und das dort geforderte Fahrgeld zu sprechen, ist insofern zwar zweckmäßig, als durch eine öffentliche Rüge ungerechtfertigten ThunS da« Publicum fern gehalten wird, der Pächter oder Besitzer kann aber trotzdem thun, was er will, und Niemand hat ihm Vorschriften zn machen. Etwas Anderes ist es aber bei den städti schen Eisbahnen^ denn auch auf diesen ist in diesem Winter e,n oft zu Hobe- Fahrgeld erhoben worden, so daß auf diese Weise daS so gesundheits fördernde Schlittschuhlaufen ein Vorrecht der Reichen und Wohlhabenden wird. Hier kann und sollte unsere Behörde eingreifen. Sie mache den Pächtern der städtischen Eisbahnen (Scbwanenteich, Rosen- thaltcich, Jvhannapark) zur Bedingung, an den beiden ersten Fahrtagen jedes Winter höchsten« 50 Pf., vom S. Tage an aber nie mehr alS 25 Pf. für Erwachsene, 15 Ps. für ein Kind zu nebnicn, wobei die strenge Aufsicht hinsichtlich der Tragbarkeit de« EiseS dieselbe zu bleiben hat, und die Verantwortlichkeit durch eine bestimmte Geldstrafe bei Einbruch des Eises noch erhöht bleiben kann. Selbstverständlich werden die Pachtgebote, also Pachtergcbnissc von diesen städti schen Eisbahnen dadurch um einige hundert Mark
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