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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187802042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-02
- Tag1878-02-04
- Monat1878-02
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1878
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. »rt«Ko« mis Lrprtttto» Joyauuisgasie 33. S-rniBn«»ca der Nt-o«1tsa: vormittags IU—12 Ut»r. R^ctimittags 4—V Uhr. Annahme brr für die nächst, »otgendr Nummer bestt mutten I»rwra»e au Wochentagen dis A Uhr Nnchinittnqs. an Lonn- ond Mennigen frül, dis '/,/.) Uhr. ), »c>-. fi ialen für Zus.-^ull„ti«c: Otto U>cinm, Universitätsstr. 22. Louis l.'öiche,L.ttharineilstr. I».p. nur bis '/..!! Uhr. Orzan für Politik, Localgcschichte, Handels- md GeschäMcrkchr. ««ftage 1S,2bV. Ldo»»cn»rnt»rrri»vicrtrlj.4^Mk, mcl. Brinarrlohn 5 Mk., dnrch die Post bezogen 6 Mk. Icke einzelne Nnmincr 25 Pf. Belegexemplar Ui 'Vf. (Kcbütren für Exlrabetlagen ohne Postbeiörderung 36 DU. mit Postbrsörderung U» Mt. Ziilcrale ögesp. Pctitzttlc 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preisverzeichniß. — Tabülarisch« Latz nach höherem Tarif. Uecliimcu nnlee dem ttcbacttourstttch die Spaltzeile 40 Pf. Anserate sind stets an d. -rpeditis» zu senden. — Rabatt wird nickt gegeben. Zahlung pr^naiaerm.ct» oder dilrch Postvorschuß. .s? 3L. Montag den 4. Februar 1878. 72. Jahrgang. Im Monat Januar 1818 erhielten daß hiesige Bürgerrecht: Herr Thatmann, Johann Louis Theodor, Barbier. - GottwaId, Ernst Eduard Gustav, Hausbesitzer. - Herr mann, Franz Robert, Schneider. - Heising, Carl Otto, Schuhmacher. - Ebrentraut, Gustav Emil, Privatmann. - Bohnert, Carl Friedrich, Handelsmann. - Glöckner, Reinhold Hnao Alex., Lithograph. - Engelmann, Friedrich Theodor, Tischler. - Sonntag, Arno Edgar, Lehrer. - Glitzner, Emil Theodor, Kaufmann. - Lößner, Karl Woldemar, Oe ,»l,i>. u. Apotheker. - Lauterbach, Eduard, Bichhändler. - Richter, Gustav Hermann, Zimmerfrotteur. - Müller. Carl Wilhelm, Steindrucker. Her-r Netz sch, Friedrich August Georg, Restaurateur. - Rößner, August Robert, Kohlenhändler. Fähndrick, Wilhelm Ludwig, Kaufmann. - Bödcmann, Carl Franz, Kaufmann. - Frind, Paul Friedrich Wilhelm, Kaufmann. Fr euer, Hermann Hugo, Kaufmann. - Teichgräber, Carl Hermann, Buchbinder. Drechsel, Heinrich Ferdinand Ebm., Oe. pbil., Privatdocent an hiesiger Universität und Assistent am psockologischen Institut. - Grebel, Max Rudolph, Architekt. Leonhardt, Ebrcgott Heinr. Oskar, Destillateur. - Kirsch, Eugen Arthur, GericblSrath beim hie sigen königl. Bezirksgericht. Der Inhaber des abhanden gekommenen Zparcaffcn-Quittuugsbuches 'Nr. 82,483 wird hierdurch ans' gefordert, lick damit binnen 3 Monaten und längstens am 0. Mai d. I. zur 'Nachweisung seines Rechtes, bez. zum Zweck der Rückgabe gegen Belohnung bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, widrigenfalls der Sparkassen-Ordnung gemäß dem Anzeiger nach Ablauf obiger Frist der Inhalt des Buckes ausgezahlt werden wird. Leipzig, den 2. Februar 1878. Tie Berwaltnng des Leihhauses unv der Sparkasse. Bekanntmachung, die Anmeldung schulpflichtiger Linder betreffe»»-. Nack 4 des Gesetzes vom 2«. April 1873 hat jedes Kind die Volksschule seines Aufenthaltsortes acht Jahre lang, vom vollendeten sechsten bis zum vollendete» vierzehnten Lebensjahre, ununterbrochen zu besuchen. Es sind daher diejenigen Kinder, welche bis rum I. April d. I. bas sechste Lebensjahr vollenden, zu Ostern dieses Jahres der Schule zuzuführen und vom 4 bis ». Februar d. I. Bormittags 10 bis 12 Uhr und Nachmittags 2 bis 4 Uhr bei dem Direktor der Bürger- oder Bezirksschule, wclckc die Kinder besuchen sollen, anzumelden. Dabei ist für jedes anzumeldende Kind ein Tauf- oder Geburtszeugniß, sowie ein Impfschein und von Seiten der keiner Religionsgesellschaft angehörenden Dissi denten eine schriftliche Erklärung darüber vorzulegen, in welcher Religionslehre die Kinder unterrichtet werden sollen. Wer für sein Kind die Befreiung vom Besuche einer städtischen Volksschule in Anspruch nehmen und dasselbe einer höheren Untcrrichtsanstalt, einer concessionirten Privatschule überweisen oder von einem ge prüften Privatlehrer untenicbten lassen null, bat solches dem Sck>ulansschuffe anzuzelgen. Sollen gebrechliche, kränkliche oder geistig unreife Kinder vom Besuche der Schule über das gesetzlich« Eintrittsalter hinaus zurückgehalten werden, so ist die Genehmigung dazu bei dem Schulansschusie unter Beibringung ärztlichen Zeugnisses nachzusuchen. Wer diesen Vorschriften zuwiderhandelt, hat sich der aesctzlicben Maßnahmen zu gewärtigen. Leipzig, den 2. Februar 1878. Ter Lchulausschufz der Stadt Leipzig. Oe. Panitz. Lehnert. TagesgeschichMche Neberstcht. Leipzig, 3. Februar. „Die Waffen ruh'n, des Krieges Sturme schweigen!" so können wir nun endlich, froh aus- athinend. rufen, nachdem der Waffen still stand und die Friedensgrundlagen von beiden krieg führenden Theilen angenommen und unterzeich net worden sind. Der Pariser „Agence HavaS" wird aus Konstantinopel vom 1. Februar über Kairo gemeldet: „Das Protokoll über die FriedenS- grundlagcn und den Waffenstillstand wurde in Adrianopcl unterzeichnet." Und ein ossiciclleS rus sisches Telegramm aus Adrianopel vom 31. Januar Abends K Uhr meldet: „Die Friedensgrundlagen und von der Pforte angenommen worden; dieselben wurden soeben vom Großfürsten und dem Bevoll mächtigten des Sultans unterzeichnet, ebenso der Waffenstillstand. Der Befehl, die Operationen ein zustellen, wird sogleich in alle Detachements, sowie nach dem Kaukasus entsendet. Alle Donau- sestungen, sowie Erzerum werden von den Türken geräumt." — Diese letztere löafsenstillstandsbedingung, die vielleicht mit an der ^Verzögerung des Abschlusses schuld sein mag, klingt l»art, entspricht aber vollkommen dem militairischen Stande der Dinge. Der Besitz der Donaufestungen ivar für die Türken wcrtbloS geworden, nachdem ganz Bulgarien in die Gewalt der Rüsten ge- iounncn, und auch der Fall von Erzerum »rar nur eine Frage der Zeit. Ucber den Abschluß selbst müssen wir uns für heute, wegen Raummangels, aller näheren Betrachtungen enthalten. Die gegenwärtig mit besonderem Eifer erörterte Frage, wie sich der BundeSrath zu der Vorlage iveqcn Stellvertretung des Reichskanzlers 'testen werde, schwebt schon deshalb in der Luft, ivcil, wie aus osficiösen O.uellen verlautet, die Be vollmächtigten noch keine Instructionen von ihren Negierungen erhalten haben. Der preußische Landtag soll schon Ende dieser Woche geschlossen werden. Das Gericbts- organisatlonsgcsetz bleibt unerledigt, und damit be schränkt sich das ganze Resultat der drittchalb- nionatkichen Session auf die Feststellung des Etats gesetzes und aus die Erledigung der Sitzgesetzvor- lage. Alle übrigen Vorlagen bleibe» unfertig liegen. Daß in dieser Weise die Session abschliestcn soll, Kat bei allen Parteien des Abgeordnetenhauses große Mißstimmung bervorgerusen. Für den Fall, daß Herrn v. Bennigsen die Vertretung des Reichskanzlers übertragen würde, wird als Eandidat für das Präsidium des preußischen Abgeordnetenhauses der Abg. Miguel genannt. Der französische Arbeitercongreß, welcher im Herbst 187k in Paris tagte, ist jetzt wieder in fchon zusammengetreten; er hält seine Sitzungen in dem dortigen Parists-Theater, das er um den be trächtlichen Preis von 25,00 Frcs. gemictket Kat, c»u Beweis, daß cs der Partei an Mitteln nicht fehlt. Alle größeren Städte und Fabrikorte Frank- rnchs sind m der Versammlung vertreten. Man muß sich angesichts aller dieser Erscheinungen fragen, ob der Ausspruch deS alten Thiers, der seitdem von der französischen Bourgeoisie wie ein Evangelium nach- aesprochen wird, daß in Frankreich die Socialisten- kcuche erloschen und von hier nach Deutschland hin über gezogen sei, nicht zu den Illusionen gehört, welche der verüymte Staatsmann als Geschichtschreiber und Denker sich und seiner 'Nation gemacht hat. Im Ganzen nahmen 200 Dclcgirte an dem Eongreß tbeil, worunter 41 von Lyon und 27 von Paris. Den Vorsitz führte der Bürger Ehspiet, unter den Secretairen bemerkt man eine Bürgerin, Fräulein Finet, aus schon. Auf den, Programm standen folgende Fragen: Arbeit der Frauen; Syndikats- kammern und Genossenschaften; die industriellen Krisen und die Arbeitslosigkeit: Gewerbeunterrickt; direkte Vertretung de« Proletariats im Parla ment; Altersvcrsorgungs- und Arbeiterinvaliden- Easieo; die ländlich« Arbeit und ihre Beziehungen zu den städtischen Arbeiten; Landstreichern und Sitten in den Fabrikstädten; Gewerksausschüste. Dem alten Haudegen Garibaldi, welcher Italien durchaus um den Besitz von Trient und Triest bereichern möchte, wird von der „Italic" der Text gelesen. Für derartige Ideen, die nach den bestehenden Gesetzen man Garibaldi auszu sprechen nicht verwehren köiuie, sei nur dieser ganz allein verantwortlich. Die italienische Regierung habe nickt die geringste Veranlassung, eine Vcrant Wörtlichkeit von sich abzulehnen, die Niemand in Ron, wie in Wien ihr aufzubürden gedenke. Wo solle man hinkommen, wenn die Icegierung für Ideen, die irgend Jemand an den Tag lege, ver antwortlich sein müßte. „Die österreichisch-ungarische Regierung", fährt die „Italic" fort, „weiß übrigens, woran sie sich in Bezug aus die italienische Politik zu halten hat. Unsere Regierung fühlt, waS sie den befreundeten Mächten schuldet: sie schlägt die guten Beziehungen, die zwischen Rom und Wien bestehen, sehr hoch an und ist entschlossen, dieselben u erhalten, indem sie Alles vermeidet, was dic- elben trüben oder ihre eigene Loyalität verdäch tigen könnte. Sie — und ganz Italien mit ihr — hat mit Dank die Herzlichkeit wahrgenommcn, womit der Hof und die Regierung von Wien an unserer nationalen Trauer theilgenommen haben und alle unsere Bemühungen werden nachzuweisen suchen, daß die alten Gegner aufrichtige Freunde geworden sind." Im rumänischen Senat brachte Demeter Ghika eine Interpellation an die Regierung ein bezüglich des Ausdrucks „von der rumänischen Un abhängigkeit mit einer genügenden Gebietsentschä- digung", welcher in, englischen Unterhause als Grundlage für die Friedenspräliminarien citirt worden sei und zwar namentlich darüber, ob Ru mänien als kriegführende Macht an der Forinuli- rung der Friedensbedingungcn theilgenommen habe und ob es gewiß sei, daß diese Bedingungen den Besitzstand Rumäniens nicht antasten werden. In der Deputirtenkammer wurde eine ähnliche Inter pellation eingebracht. Aus Athen meldet die „Times", der Minister der auswärtigen Angelegenheiten werde eine Depesche an die Mächte richten, um die Besetzung von Thessalien. EpiruS und Makedonien durch griechische Truppen zu rechtfertigen und namentlich darauf Hinweisen, daß in Makedonien ein Aufstand ausgebrochen sei und daß dessen Folgen nach den Grausamkeiten, die von den irregulairen türkischen Truppen bereits bisher be gangen worden seien, vorausgesehcn werden könnten. Griechenland könne solche Grausamkeiten nicht dulden und sei entschlossen, die drei Provinzen z» besetzen, bis dieselben in eine Lage versetzt worden seien, die sich mit der Ordnung und Ruhe und mit den Rechten der griechischen Stammverwandten vertrage. Landtag. -r- Dr esdcn, 2. Februar. (Erste Kammer ) Präsident v Criegern erstattet andcrweitcn mündlichen Bericht über das Gesetz, einige mit der Eivilproceßordnung vom 30. Januar >8-7 zusammenhängende Bestimmungen betreffend. Die Kammer tritt in Bezug aus die einzige, bei tz. 5» herrschende Differenz zwischen beiden Kam mern de», Beschlüsse der Zweiten Kammer bei. Bei der hieraus folgenden Berathung deS Be richts über Abthciluna ^ des ordentlichen Staatsbudgets, allgemeine StaatSbe- dürsnisse betressend, cntfpinnt sich eine Debatte über die für die Ethnographisch-Anthropologische Sammlung geforderten 10,000 .4 Herr Mein hold hält es für besser, die älteren Sammlungen zu vermehren, statt durch die Er richtung neuer die Mittel zu zersplittern, die für wissenschaftliche Zwecke vorhanden seien. Reg.- Commissar Geb. Ratb Roßmann erklärt, die Sammlung sei keine Neuschöpsung und die Regie rung beabsichtige dieselbe in bescheidenen Grenzen zu erhalten. Die Kammer bewilligt die Forderung von 10,000 Mark und ebenso die übrigen in Ab theil. A des AuSgabebudgcts geforderten Summen. Die Einweihung des neuen Dresdner Hoftheaters. Dresden, 2. Februar. Hört Ihr bcn Sang? — es scheiden unsere Brüder, Dem Haus „Ade", dock. Euch: „auf Wiederseh'n", Tenn morgen tönen Helle Iubellieder, Wenn neuen Tempels Pforten offen steb'n. Das waren die letzten Worte des Epilogs, mit welchem gestern die letzte Vorstellung im königlichen Rundbauthcater schloß. Heute feierte die Muse deS Hoftheatenp-^ren Einzug in die fürstliche Wohnung, welche ihr die allerdings sehr stark in Anspruch genommene Opserfreudigkeit des Landes bereitet bat. Zum ersten Male strotzte das neue Haus heute von unten bis oben von Lichtcrglanz, Blumen, rcichgewählten Toiletten, glänzenden Uniformen und funkelnden Ordensstcrnen. Beim ersten Blick in den Zuschauerranm war das Auge geblendet, so vornehm prächtig nahm sich der blaßgrüne, reiche Goldvcrzierungen tragende Grundtvn der Logcnbrüstungcn, von einem wahren Lichtermeer übergossen, ans; Kopf an Kopf füllte ein er wartungsvoll gestimmtes Publicum das Haus. Frack und wetße Eravatte, die im Parquct und I. und II. Rang fast ausschließlich herrsch ten. hatten sich sogar bis in den IV. Rang verstiegen. Wurden doch noch heute Mittag für einen Sitz im letzterer» in einer hiesigen Restau ration 45 Mark bezahlt. DaS Gerücht, daß man von den Seitengalerien des IV. Ranges aus Nichts sehen könne, fand Ihr Berichterstatter leider im vollsten Umfange bestätigt. Eine Fanfare machte das Summen vieler Hun dcrte von Stimmen im Hause verstummen, und der Präsident der I. Kammer, von Zchmcn, brachte beim Eintritt der königl. Familie in die große Galaloge ein Hoch aus Se. Majestät den König aus, in welches daö Publicum begeistert cinstimmte. Nun hob sich der Vorhang. Aus der in eine Säulenhalle in edlem Stil verwandelten Bühne waren die fämmtlicben Mitglieder des königlichen Schauspiels und der Oper im doppelten Halbkreise — vorn die Damen, im Hintergründe die Herren — ausgestellt; nur Herr Hofschauspicler Dettmer stand im Mittelpunkt des vorderen Halbkreises. Nachdem ein vom Hosrath vr. Pa bst gedichteter und vom Eapellmeistcr Schuch compo- nirtcr Hymnns gesungen war, trat Herr Deit mer vor und sprach mit schönem Pathos den vom Hosrath I)r. Pa bst gedichteten Prolog, der mit folgenden Worten schloß: Wir treten aus der engbegrenzten Zelle Hervor auf dieses Tempels hccl'gc Schwelle, Ins Reick der Täuschungen und doch der Wahrheit, Und möchten gleich erleuchteten Propheten . Die Zukunft schau» in ungetrübter Klarheit, Erfüllt erblicken, was wir leis erbeten, Daß einst zu diesen kunstgeweihten Hallen Geschleckter aus Geschleckter dankend wallen, Die, durch die Kunst vom Irdischen ei hoben, Dies kehre Haus und seinen Meister loben, lind König Albert und Johann den Weisen, Die mit dem Volt vereint es schufen, preisen. Drum, Geist der Kunst, in alle Zeit verleih', Daß unsre Kunst des Tempels würdig sei! Nun erscholl die Sachsenhymne, und der Act der feierlichen Eröffnung, welcher im Ganzen etwa 20 Minuten in Anspruch nahm, war vorüber. Es folgte die Aufführung von Gocthe's „Iphi- genia aus Tauris" mit Fräulein Ulrich in der Titelrolle. Die Kritik darf an einen« Abende, wie der heutige, wohl Urlaub nehmen; nur soviel sei erwähnt, daß, nach dieser ersten Ausführung im neuen Hause zu urthcilen, dasselbe nur für solche Schauspiele geeignet se n dürste, bei welchen ein großer scenischcr Aufwand nothwendig ist. Aber jetzt noch einen Blick hinaus ins Foyer deö I. Ranges. Das ist die Krone des Theaters! Und vollends heute, wo eine glänzende Menge, darunter Minister und andere hohe Würdenträger, Abgeordnete. dieSpitzen der staatlichen und städtischen Behörden :c. in den Zwischenacten den marmor- gcläfelten Rundgang mit den prächtigen Decken gemälden füllte. Auch Baumeister Semper und die beiden Regisseure Marks und Eichbcrger bemerkte man da, geschmückt mit dem Ritterkreuz des Albrecbtordens, das ihnen, sowie dem Ober landbaumeister Hänel eben verliehen worden war. Baumeister Semper wurde am Schluffe der Vor stellung stürmisch gerufen. Luust-Gewerbe-Museum. /Leipzig, 1. Februar. Allerorten in Deutsch land tauchen jetzt Kunst-Gewerbe-Museen auf; das Gefühl, daß etwas geschehen müsse, um die gesun kene Leistungsfähigkeit des Kunsthandwerks wieder zu heben, macht sich in immer weiteren Kreisen geltend. Nicht mit Unrecht wird jedoch vielen der artigen Anstalten vorgeworfcn, daß sic ihren Zweck verfehlen, weil sie mehr daraus zugcschnitten sind, das Interesse des Antiquitätensammlers zu erregen und zu befriedigen, als dem Handwerker zu dienen. Unser Kunst-Gewerbe-Museum hat seit seiner Be gründung thcils die Heranbildung junger Kräfte, t Heils die Förderung selbstständiger Gewerbetreiben den bei ihren Arbeiten in den Vordergrund gestellt. Dem erstercn Zwecke dienen die unter Leitung des Herrn Professor Schefsers stehenden Untcrrichtscurse für junge Leute beiderlei Ge schlechts. Der unmittelbar praktischen Hebung des Kunstgewcrbes war von vornherein die Thätig- keit des Herrn Professor zur Straßen vorzugs weise gewidmet: Ertheitung von Rath und Auskunft, Entgegen nähme von Aufträgen zur Anfertigung von Zeichnungen und Modellen zu kunstgewerblichen Arbeiten. In dieser letzteren Richtung hat nun die Thätig- keit des Museums in jüngster Zeit eine bedeutsame Erweiterung erfahren. Die Benutzung der Anstalt durch Gewerbetreibende war in den drei Jahren ihres Bestehens in kaum gehoffter Weise gestiegen. Die Aufträge zur Anfertigung von Entwürfen häuften sich so, daß die zur Ausführung verfüg baren Kräfte nicht mehr auSreichten. Der geschäfts führende Ausschuß mußte deshalb auf Heranziehung neuer Kräfte bedacht sein. Es ist ihm gelungen, in Herrn Baumeister Jum mel, welcher sich schon früher durch seine Entwürfe, namentlich für Bau- tischlerarbeitcn, vortheilhaft bekannt gemacht, neuer dings aber sich ganz dein kunstgewerblichen Schaffen gewidmet hat, den geeigneten Man» für diesen Zweck zu gewinnen. Gleichzeitig ist die Zahl der Zeichner, welche nun unter Leitung der beiden zuletzt genannten Künstler theils in den Räumen des Museums, theilS in einem eigens dafür eingerichteten Saale arbeiten, vermehrt, auf solche Welse aber die Leistungsfähigkeit der Anstalt wesentlich erhöht worden. Gleichzeitig hat der Ausschuß noch eine andere Einrichtung getroffen, von welcher er sich einen gedeihlichen Einfluß auf die Hebung deS Kunst handwerks verspricht. Die Räume oeS MuseumS werden an drei Tagen der Woche gegen Abend (vcrgl. das Inserat)' für Gewerbetreibende eöffnet sein, welche die Entwürfe für die ihnen bertragencn Arbeiten selbst, jedoch unter künst lerischer Leitung und mit Benutzung der vor handenen Sammlungen, ansertigen wollen. Die Leitung ist ebenfalls den Herren Professor zur Straßen und Baumeister Jummel übertragen, welche je nach Umständen die Arbeit nach Branchen theilen, aber auch Hand in Hand arbeiten werden. Es ist dadurch ein weiterer Schritt angebahnt zur Erreichung besten. waS bisher unserem Kunsthand- werk vor allen Dingen gefehlt hat: der innigen Verbindung zwischen Kunst undHandwerk. Der Künstler, welcher für die Kleinkunst arbeite»
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