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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.02.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187802091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-02
- Tag1878-02-09
- Monat1878-02
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.02.1878
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. NeH«rtft» m,» SrprKltim Johanntszasse 3». r»rrch-in»dt» ftr vclaeii»,,: Bormittag- 10—12 Udr. Nachmittags 4—6 Uhr. »mm-me der für die nächst ftttsende Nummer besttmmien Jmcrare an Wochenlagen dis N Udr Nachmiitugo, an Zonn- mrd Festtagen früh bis ',,9 Uhr. Z, »e, Mtalk» für Jas. Xaaaywe : Otto Klemm. Univrrsitätsstr. 22. Louis Lüsche, Katharinrnstr. 18,p. > nur bis >/,8 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. A»fi«ge 1L.SL«. IU»»»»r»ea»«,rk1» viertelt. «V-ML, incl. Bringerlohn 5 Mr.. durch die Post bezogen S Mk. Jede einzeln« dtummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» sttr Extrabeilagen ohne PopbefVrderung Z6 Mk. mit Postbefbrderung 45 Mk. Inserate 5gesp Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preisverzeichniß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif, tleclamca unter dem Sedacttauaslltch die Spaltzeile 4V Pf. Inserate sind stets an d. Grpedtti«» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung pr»«aun>«r»0i1o oder durch Postvorschuß. .1° 4V. Sonnabend den 9. Februar 1878. 72. Jahrgang. Zur gefälligen Veaihtmg. Unsere Expedition ist morgen Sonntag den 10. Februar nur Vormittags bis '!-9 Uhr geöffnet. Bekanntmachung. Die auf den Straßen verkehrenden Lastfuhrwerke sind häufig so mangelhaft geladen, daß Theile der Ladung, Fässer, Colli, Kisten, vorzugsweise aber Ziegel- und Bruchsteine während der Fahrt herabsallen. Zur Vermeidung der hieraus augenscheinlich erwachsenden Gefahren wird hierdurch Folgendes verfügt: 8 t. Lastfuhrwerke aller Art, mithin auch die Rollwagen, muffen so geladen, und die Ladung muß so verwahrt werden. Hatz Nichts von Her Ladung herabfalten kann. 8 2. Hierfür ist sowohl der Geschirrführer, als derjenige, welcher die Ladung zu besorgen hat, ver antwortlich. 8 8. Insbesondere ist es verboten die Hasen Her Rollwagen zu beladen. 8 4. Zuwiderhandlungen werden mit vtelbstrafe bis zu Vst Mart ober entsprechender Hast ge ahndet werden. Besonders hoher Strafe haben Geschirrführer sich zu gewärtigen, welche von den Wagen berabgefallene Steine auf der Straße liegen lassen. Leipzig, den 7. Februar 1878. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. ve. Reichel. Holz-Auction Montag Heu 11. Februar 1878 soften im Forstreviere Rosenthal 1) von Vormittags st Uhr an 17 eichene, 15 rüsterne, 1 buchener, 1 lindener, I ahorner und I ellerner Nutzklötze «egeu die übliche Anzahlung und 2) von Vormittags II Uhr an 18 Raumcubikmeter eichene Nutzscheite, ferner 117'/, Raummeter eichene, 35 Rmtr. buchene, 24 Rmtr. rüsterne, 7 Rnttr. ellerne, 4 Rmtr. lindene und 21 Rmtr. aspcne Brcnnschettc vnter den öffentlich ausgehangenen Bedingungen und gegen sofortige Bezahlung an den Meistbietenden erkauft werden. Zusammenkunft: Vormittags um u und 11 Uhr am Rosenthalthore. Leipzig, am 4. Februar 1878. LeS Raths Forst-Deputation. Leipzig, 8. Februar. Alter schützt vor Thorheit nicht und auch die Unfehlbarkeit schützt nicht vor dem Tode. Beides mußte der Alte im Vatican erfahren, der dein Irdischen nun auch seinen Tribut bezahlt hat. Dem Todesengel hat es in Rom gefallen, und nachdem er den „ketzerischen Krvnenräubcr" dahin gerafft, stellte er sich vor dem Vatican aus und pochte mit dumpfen Schlägen ans Thor, um den geheiligten Träger der Tiara abzurufen. Dieser wehrte sich nach Kräften und rang tapfer mit dem Würgengel; endlich, am 7. Februar Nachmittags 3 Uhr schien es auö zu sein, und der Telegraph rrug bereit- die Todeskunde durch die Welt; aber der Papstwarnoch immer nicht todt, und ein späteres Tele gramm, daö in der fünften Stunde von Rom ab ging, meldete, daß der letzte Augenblick noch nicht eingctretcn sei. Aber nur eine kurze Weile hatte daö matte Lebenslichtchen fortgcflackert, und beute wird nunmehr endgültig verkündet, daß der Papst gestern Nachmittags 4 Uhr 57 Minuten gestorben ist. So hat er denn endlich selbst das Zeitliche segnen müssen, nachdem er so oft das Zeitliche verflucht bat; so bat er denn in der Todesstunde noch erleben müssen, daß alle Unfehl barkeit der Menschen, selbst der hohen und heiligen, Nichts ist gegen die Unfehlbarkeit des TodeS, gegen die Untrüglichkeit des Naturgesetzes vom Sterben, dem wir Alle unweigerlich das Haupt beugen müssen. In Wahrheit war Pio Nono schon längst der Zeitlichkeit entrückt, schon längst dieser Welt abgestorben. Sein Leben und Wirken, das unsere Leser weiter unten ausführlich berichtet finden, war ein großer Anachronismus, ein ungeheurer Zcit- irrthum. Vom Jubel der Römer als Befreier, von einen, günstigen Vorurtheil der ganzen gebildeten Welt als Fortbildner der Kirche begrüßt, ließ er sich von seinem Glauben an die überirdische Hoheit der römisch-katholischen Wunderwelt, von seiner Schwärmerei für die Macht und Größe der Kirche zum Widerstande gegen die nationalen Bestrebungen, zu inimer heftigerem und härterem Kampfe gegen die freien Ideen der Zeit, gegen die Bildung des Jahrhunderts, gegen die moderne Staats- und Gesellschaftsordnung überhaupt fortreißcn. Und immer tiefer stieg er die Stufen hinab und immer weiter verlor er stch, an der Hand seiner jesuitischen Führer, in den katakombenartigcn Gängen einer weltfernen, lichtscheuen, mystischen Anschauung. Nur von Zeit zu Zeit setzte er sich mit der Wett, die Uber ihm sortbrauste, in Verbindung durch Er klärungen und Proteste, durch Bullen und Ency- kliken, die freilich kein Entzücken, aber auch keinen Zorn bei den Kindern der Welt erregten, sondern höchsten- Mitleid und Lächeln. Dieser Eindruck erreichte den höchsten Grad, als er 1870, mitten >n ernster gewaltiger Zeit, unter Donner und Blitz, die letzte Consequenz seines tragikomischen ZeitirrthumS zog und sich die Krone der Unfehl barkeit aufsctzte. Damals, als er sich im carne- valistischen Pompe des vaticanischen EoncilS den Ueberirdischcn beigcselltc, fiel ein^reller Lichtstrahl auf den unterirdischen, zeitfremdcn Aandpunct, den der Arme in Wirklichkeit einnahm; damals zeigte sich noch deutlicher als je zuvor, wie fern er der Welt stand, di« zu beherrschen er sich vermaß. Wer herrschen will, mutz vor Allem Diejenigen, die er beherrschen will, begreifen. Pio Nono hat unsere Zeit nicht verstanden; darum hatte er keine Gewalt über sie, und je mehr er sich von ihr wegrückte, je mehr er ihr fluchte, je mehr er die Formeln seiner Macht emporschraubte und ausdehnte, desto tiefer sank diese Macht. Er wollte die ganze Welt zu eine», einzigen Kirchenstaate machen, und darüber verlor er den kleinen Kirchenstaat, der ihm in Wirklichkeit gehörte. Er wollte Rom immer mehr zum Mittel punkte der katholischen Welt machen und mußte erleben, wie die Ewige Stadt zur Hauptstadt eines irdischen Ketzerreicbes wurde und wie der König von Italien sich in seinem Palaste häuslich einrichtete. Er wollte die Macht der Kirche zu nie dagewesencr Fülle steigern und den Unglauben ausrotten, und er brachte es eben dadurch dahin, daß er nun eine Kirche hintcrläßt, in die der Unglaube einqedrungen ist, wie das Wasser in ein leckes Schiff, eine Kirche, die fast in allen Staaten Europas einen Kampf um Tod und Leben kämpft und die, in sich selbst gespalten, der Zersetzung anbeimgesallcn ist. Er hat ausgerungen. Dürfen wir boffen, daß sein Nachfolger es bester verstehen wird, die Zeichen der Zeit zu deuten? Wird Dieser seinen Frieden machen mit der modernen Weltanschauung? Wird er aus weltliche Gewalt verzichten, sich der Eingriffe in das staatliche Leben enthalten und sich bescheiden, als ein echter Statthalter Ehristi durch Lehre und Beispiel die Gewissen zum Guten zu lenken, die Gemüthcr zu beruhigen, reine Religion und Sitte auszustreuen? Unsere Hoffnung aus eine so glückliche Wendung ist nur schwach. Pio Nono war ja auch nur das Werkzeug der jetzt in der Kirche herrschenden Partei. Woher sollte dieser plötzlich eine so wunderbare Sinnesänderung kommen? Wenn der Papst gestorben ist und die Eardinäle sich zur Papstwahl versammeln, werden sofort die Zugänge zuin Vatican »erschlossen, und die hohen Wähler bleiben abgeschlossen von der Welt, bis der neue Papst aus ihrer beschaulichen Wahlarbeit hervorgegangen ist. So ist dafür ge sorgt, daß nur ja kein Strahl von außen in das Wahlcollegium dringe. Von diesem also erwarten wir wenig. Wohl aber vertrauen wir aus die Haltung der Mächte, die nach vollzogener Wahl ihr Wort sprechen werden. Mit ihnen wird sich der neue Papst auseinander zu setzen haben, ihre Zustimmung wird er zu erlangen suchen müssen. Und wenn nicht Alles täuscht, so bestehen über diesen Punct unter den gcsinnungsverwandten Mächten (Deutschland, Italien, vielleicht auch Oesterreich) bereits Abmachungen zur Sicherung der staatlichen Rechte und Interessen. Schon die nächste Zukunft wird uns darüber belehren, ob der Tod Pio Nono's den Beginn einer neuen, einer besseren Zeit im kirchlichen und kirchcnpolitischen Leben der europäischen Völker bezeichnet. Tagesgeschichtliche Ueberficht. Leipzig, 8. Februar. Der Reichskanzler Fürst BiSmarck wird, wie mit Bestimmtheit verlautet, in den ersten Tagen der nächsten Woche in Berlin eintreffcn, so daß er bei t'er tatsächlichen Ausnahme der Arbeiten dc- Reich ttages anwesend sein wird. Der Bundcörath dürste frühestens Mitte nächster Woche in die Berathuna des Entwurfs über die Reichskanzler- Stellvertretung ««treten, und deshalb wird noch einige Zeit vergehen, bis der Reichstag Gelegenheit findet, mit diesem Gegen stände sich zu befassen. Die preußischen Bevoll mächtigten zum Bundesrath legen großen Werth auf die unveränderte Annahme der vom Reichs kanzler vorgeschlagenen Fassung, und vertrauliche Aeußerungen mittelstaatlicher Commissarc geben der Vermuthüng Raum, daß sie den Entwurf zu amendiren nicht Auftrag haben. Damit würde Preußen auf eine Majorität mit einiger Sicherheit zu rechnen haben. — Der Reichstag wartet noch auf die Tab als steu er - Vorlage; sie wird wohl zusammen mit dem Entwurf über den Spielkartenstempel zur ersten Lesung gestellt werden, aber erst zur Diskussion ge langen, nachdem die Etatsbcrathungen längst be gonnen haben. Beide Entwürfe sieben glücklicher weise in keinem Zusammenhänge mit dem Etat, wenigstens nicht mit dem nächstjährigen, und aus den Etat von 1879—1880 könnten beide Steuern für den Fall ihrer Genehmigung auch nur relativ einwirken. Die Genehmigung der Steuern bleibt problematisch und von der Erledigung wichtiger Vorfragen abhängig; namentlich besinnen sich alle Parteien des Reichstages aus die vorjährigen Aus führungen des Abgeordneten v. Bennigsen über die Nothwendigkeit der Errichtung eines Reichöfinanz- amtes, und hat es mit letzterem gute Wege, so schweben auch die Stenerprojecte des Bundesrathes völlig in der Luft. Die zweite Reichstagssitzung verlief sehr rasch, da das Präsidium wie daS ganze Bureau der vorigen Session auf Antrag des Abg. Windt« Horst durch Akklamation wiederaewählt ivard. Als Präsidenten fnngiren demgemäß die Abgeordneten v. Forckenbeck, Frhr. v. Stauffenberg und Fürst Hohenlohe-Langcnburg. Die nächste Sitzung findet erst am DienStag statt. Für dieselbe steht zunächst die Rechtsanwal'toordnung auf der Tagesordnung. — Das preußische Abgeordnetenhaus setzte, nach Erledigung der Krcisverfassung für Lauen burg, die Bcrälhung des Gcrichtsörganisations- aesetzes fort und nahm u. A. die Amtstracht der Richter an. Auch die österreichischen Blätter besprechen die Thronrede zur Eröffnung des deutschen Reichstages. Das „Fremdenblatt" meint, die selbe biete keinen Anhaltspunkt dafür, daß die deutsche Politik auö ihrer seitherigen Zurückhaltung herauszutreten gedenke. Die „Teutschc Zeitung" erblickt in dem Hinweis der Thronrede ans die Konstantinopeler Eonserenz eine Mahnung an die Petersburger Regierung, nüchtern und mäßig zu den Friedensverhandlungcn zu schreiten. Die Thron rede weise den Mächten das Recht zu, die von der Eonserenz aufgestellten Bedingungen wieder zu Ehren zu bringen. Die „Presse" jagt, die Dar legung des politischen Standpunktes in der Thron rede wirke frappircnd durch Einfachheit und Ob jektivität. Nur Das könne man mit Bestimmt heit hcrauölesen, daß Deutschland an den Grund sätzen der Konstantinopeler Eonserenz festzuhalten gedenke. Das Blatt ist überzeugt, der Einfluß Deutschlands werde sich ungeachtet aller schein baren Objektivität im Sinne einer mäßigenden und vermittelnden Politik geltend machen. Die Antwort der Signatarmächte des Pariser Friedens auf die Wiener Einladung zu Eonse renzen liegt allseitig vor. Alle Machte, Ruß land einbegriffen, haben die Einladung angenommen. Mit Ausnahme Rußlands nahm man auch Wien als Eonscrenzort an, Rußland zieht einen Ort in einem politisch gänzlich unbctheillgtcn Lande vor. — Die Aeußerung Rußland- giebt, wie von Wien ans ossiciös gemeldet wird, zu Bedenken keinen Anlaß und wird eine Berständigung über den Eonferenz- ort, nachdem die Eonserenz angenommen, kann» Schwierigkeiten bieten. Oesterreich hatte Wien nur vorgeschlagcn, weil cS mit der Aufforderung zu der Eonserenz selbst sofort einen Ort bezeichnen wollte, wo die Bevollmächtigten zur Eonserenz gern gesehene Gäste wären. Im englischen Unterhaus«: antwortete Schatz kanzler Northcoteauf eine Anfrage Lord Hartington's, die Russen seien bis aus eine Entfernung von etwa 0 deutschen Meilen von Konstantin opel vor gerückt und die Türken seien gezwungen gewesen, sich zurückzuziehen. ES möge das vielleicht den Be dingungen des Waffenstillstandes entsprechen, obschon die Türken vorgäben, überrascht zu sein. Die eng lische Regierung habe mit dem Hinweise aus dad Versprechen Kaiser Alerander'S, daß er Konstanti nopel nur im äußersten Nothfalle besetzen wolle, um Aufklärungen in Petersburg nachgesucht. — Von dem Deputirten Förster wurde das gegen die Creditforderung der Regierung gerichtete Amendement zurückgezogen. Die von dem deutschen Botschafter in London. Grasen Münster, zu Ehren deS Kronprinzen Rudolf von Oesterreich gegebene Ballfestlichkeit verlief sehr glänzer ; außer dem Prinzen und der Prinzessin von Wale- und anderen Mitgliedern des königlichen Hofes nahmen die Mitglieder des diplomatischen Corps, die Elite der Aristokratie und viele hervorragende Angehörige der deutschen Colonie an der Festlichkeit Theil. Die russischen Blätter veröffentlichen aus Adria nopel ein ofsiciclleS Telegramm des Großfürsten Nicolaus vom 31. Jan., welches die Punctationen des an dein genannten Tage abgeschloffenen Waffen- stillsta ndes genauer präcisirt. Dasselbe lautet: „Es werden die Feindseligkeiten bei Erhalt dieser Depesche aufhören. Nach den Abmachungen des Waffenstillstandes hebt die Türkei die Blocade der Häfen im Schwarzen Meere aus und es wird durch eine weitere Kundmachung die Handelsfreiheit erklärt. Außerdem räunien die Türken, wenn es das Eis erlaubt, Sulina, Rustschuk, Silistria und Widdin, und wir unsererseits geben die Schifffahrt auf der Donau frei. Folgende Meeresküsten werden den russischen Truppen übergeben: Im Schwarzen Meere von der russischen Grenze bis Baltschik, dann von Missivra bis Derkiöi. Die Russen be setzen die Häfen von BurgaS und Midia. Im Marmara-Meer von Bujuk - Tschekmedfche bis Tscharkiöi einschließlich. Im Archipel von Urscha bis Makri. Der Verkehr auf den türkischen Eisen bahnen ist den« Handel freiqegcben. Man kann Alles gegen die Häfen dirigiren, mit Ausnahme der Kriegscontrebande. Die türkische Regierung hat die Befehle zur Eröffnung der telegraphische, Verbindungen zwischen Kvnstantinopel und Odessa crtheilt. Dieselbe Weisung wird von unserer Seite gegeben. NicolauS." Der rumänische Senat soll in einer geheimen Sitzung eine Eommission eingesetzt haben, die einen an die Garantiemächte zu richtenden Protest gegen die Rückabtretung B efsarabien S vorbereiten soll. Der „Polit. Eorresp." wird in einer Meldung aus Athen bestätigt, daß die dortigen Gesandten der Regierung geratheu hätten, die Armee aus Thessalien zurückzuziehen, indem von denselben gleichzeitig die Sicherheit der christlichen Bevölke rung verbürgt worden sei. Die Regierung werde die Kammer darüber befragen. Ferner wird der selben aus Athen gemeldet: Die Zahl der zur Zeit jenseits der Grenze befindlichen griechischen Truppen und Milizen beträgt 18,000 Mann. Ein Theil der mobilen Nationalgärde marschirt nach Alben, nach dem Piraeus und nach Megara. Nack dem Be kanntwerden der Landung von türkischen Trnppcn in Volo hat die Regierung den Abmarsch von Freiwilligen einstellen lassen, da sie derselben zum Schutze Althens bedarf. Der türkilcbe Gesandte bat seine Abreise verschoben. Papst Pius IX. Rach dem Tode Gregor's XVI., der Reformen versprochen, aber keine eingesührt hatte, sondern mehr und mehr in die Hände der Jesuiten ge- rathen war. traten am 13. Inni 1840 die Car- dinäle zum Eonclave zusammen und wählten den Eardinal Giovanni Maria Mastai-Fcrretti, einen verhältnißmäßia sehr jungen und der Welt fast unbekannten Mann. Die Eardinäle und die Römer kannten ihn als einen frommen, wohl wollenden Mann, und noch am 10. Juni sprach er eine umfassende Amnestie aus, um zahlreiche Unglückliche aus Kerker und Verbannung zu erlösen, zu welcher der finstere Zorn seines Vorgängers sie verurtheilt hatte. Freude und Jubel ergreift die Römer; der neue Papst hat fast alle Herzen mit einem Schlage gewonnen, und das Volk erhebt ihn als den FreiheitShelden aus den Schild. Was ist im Laufe der Jahrzehnte aus diesem FreiheitShelden geworden! Geboren ist Giovanni Maria am 13. Mai 1792 zu Sinigaglia im Kirchenstaate, wo sein Vater, der Graf Hieronymus Mastai - Ferretti, als ein sehr wohlhabender Mann mit liberalen Ansichten und Familienlraditionen seinen Wohnsitz hatte. Elf Jahre alt trat der Sohn in daS Iesuitencollegium zu Voltcrra ein, verließ es aber im l7. Lebens«, jahre wieder, weil die Studien daselbst ihm nicht rusagten und epileptische Leiden sich einstellten. Mit dem 20. Lebensjahre bezog er die Universität Rom, wo ihn um 1815 die Äst anwandelte, in die prächtige päpstliche (berittene, Nobelgarde einzu treten; indeß ward er hier, vielleicht wegen seiner Statur, vielleicht wegen wiederholter Epilepsie, nicht angenommen. Eine Wallfahrt führte ihn zur wundcrthätigen Maria von Loretto, wo er Heilung suchte, um dann, in religiöse Stimmung versetzt, zuRom eine kurze Zeit hindurch Theologie zu studircn: am 19. April 1819 empfing er hier die erste Priesterweihe und fand als Pre diger von San Carlo am Corso wegcn seiner sonoren Stimme und seiner gewinnenden Sprache bald eine zahlreiche Zuhörerschaft, beson der- unter dem schönen Geschlecht. Schnell rückte er aus und bereit- 1827 wurde er Erzbischof vou Spoleto. wo er 1831 den Aufständischen mit Mutb entgegentrat. ' Da er aber zugleich ein Fürwort 'K, ^ -- - ^ ^ ^
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