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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187802134
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-02
- Tag1878-02-13
- Monat1878-02
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1878
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l «I»0I 6 «.dH, 1 7«? SL l7>^ 17- l 7>. 1» ll. .»e I>. v l — Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. UttzacÜ», >»> Lr,c>ttt,, JvhanniSgassk SS. P»«chß»»dn> «rr Resarttoo: L»rw,ttagtz 10—12 Udr. Nachmittag 4—v Uhr. Nmuchms der für dir nächst nde Nummer deftlmmien rate an Wochentagen bis Ihr Nachmittags, an Sonn- >md Festtagen früh bis '/,L Uhr. Z, den/Utatea für Ins Lmuchme: Otto Klemm. UnioersitLtspr. 22, Laut- Lösche. Katharinenstr. 18, p. nur dts '/.8 Uhr. — — ' ^ ->>>--- > KiW-er Jageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Lvcalgcschichte, Handels- und GcschästSvnkchr. «uftage 15,251». Ld»«n»mtM»»rei» viertelt. 4V.ML, incl. Bringerlohu b Ml., durch die Post bezogen S ML Jede einzelne stummer 2L Pf. Belegexemplar lü Pf. Ncblihrcn für Extrabeilagen ohne Postbewrdcrang SO ML mit Postbrförderung 4L ML Zkstratc 5gesp Petitzeile 2« Pf vlrSßrre Lchrifteu taut unserem PreiSverzcichniß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Nrellimru vnttr dem krdaettouftrich die Spaltzrile 4V Pf. Inserate sind stets an d. Lepediti«» zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zablung prasunmanmät, oder durch Postvorschuß. 44. Mittwoch den 13. Februar 1878. 72. Jahrgang. Bekanntmachung. Bon, 15. Februar ab beträgt die Packetbestellgebühr in Leipzig für gewöhnliche Packete bis 5 Kilo einschließlich: 15 Pfg.. für schwerere Packete: 20 Pfg. Geboren mehrere Packete zu einer Adresse, so wird für das schwerste Packet der ordnungsmäßige Satz, iür jedes weitere Packer aber nur eine Gebühr von 5 Pfennigen erhoben. Leipzig, II. Februar 1878. Ter Kaiserliche vber-Post-rtreetor. Bekanntmachung. Bon den am 89. vor. Mon. zur andcrweiten Vermiethung versteigerten Ahtheilungen Nr. 7, 12 der Fteischhale a« Hospttalplatz ist die erstere unter Ablehnung des darauf gethanen Höchstgebotes dem nächsthöchsten Bieter, letztere dem Höchstbieter zugescblagen worden und es werden daher in Gemäßheil der Aersteigerungsbedingnnaen die unberücksichtigt gebliebenen Bieter hiermit ihrer Gebote entlassen. Leipzig, den S. Februar 1878. Ter «ath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Ccrutti. Holz-Anction. Mittwoch den 20. Februar ». e. sollen von Vormittags 9 Uhr an im Burgauel Forstreviere ea. 00 »braumhausen, sowie 120 Langhauscn, darunter 22 starte eichene rurchforstungShaufen. unter den an Ort und Stelle öffentlich ausgehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. änsammenkunft: im verschlossenen Holze, hinter dem neuen Lchützrnhause in der Nähe der Thüringer Eisenbahn. Leipzig, am II. Februar 1878. Tcs Naths Forst-Deputation. Leipzig. 12. Februar. Die englische Flotte ist nicht in die Dar danellen einaelaufen; dafür ist gestern Abend die Nachricht cingelaufen, daß die Pforte sich den Be such der englischen Sänfte verbeten habe, weil dieser ofort den Einmarsch der Russen in Konstantinopel nach sich ziehen würde. Die Nachricht, die von zwei Blättern („Dailv Telegraph" und „Pall Mall Gazette") zugleich gevracht wird, entbehrt zwar noch der amtlichen Bestätigung; doch da sie aus London kommt, wo sic von der englischen Negierung sofort hätte dezncntirt werden können, und da die aus gestern angekündigte Einsal,rt noch bis zu diesem Augenblicke nicht als vollzogen gemeldet wird, so wird es wohl seine Richtigkeit damit haben, daß die Pforte auf das Anpochen der eng lischen Schiffscapitaine nicht mit einem vernehm lichen „Herein!" geantwortet hat. Die Pforte bat die Abweisung damit begründet, daß ein Ankern englischer Schiffe vor Konstantinopcl die Besetzung dieser Stadt durch die Russen zur Folge haben würde. Daß Das nicht etwa nur eine leere Aus flucht ist, acht aus einem Telegramm hervor, welches Fürst Gortschakosi an die russischen Bot schafter gerichtet hat, und in welchem angekündigt wird, daß, da Großbritannien und andere Mächte zum Schutze ihrer Unterthanen Flotten naä, Kon- ttantinopel entsenden wollen, nunmehr auch die russische Regierung beabsichtige, zum Schutze der Christen einen Theil der russischen Truppen in Konstantinopel einrücken zu lassen. Die officiöse „Agence Russe" fügt dieser Meldung noch hinzu, daß dem Großfürsten bereits entsprechende Befehle zugcgangen seien. Hiernach scheint cs, als ob Rußland gar nicht erst abwarten wolle, bis eng lische oder sonstige Sänfte mit oder obne Zu stimmung der Pforte in den Dardanellen er scheinen, sondern aus alle Fälle zur Be setzung der türkischen Hauptstadt schreiten werde. Der Trumpf, den Lord Beaconssield im Verein mit der englischen Parlamentsmehrheit <zegen Rußland ausspieltc, wäre also von diesem noch übertrumpft; während der frühere Busen freund, schnöde abgcwiescn, vor der Tbur stehen bleibt, wird der bisherige Erzfeind mit offenen Armen ausgenommen. Das ist eine Wendung, wie die lebhafteste Phantasie sie nicht drolliger, aber Zugleich auch nicht ernsthafter erfinden kann. Denn ehr ernsthaft ist die Lage durch diese Wendung geworden, die mit Einem Ruck das Consc. renzproject in den Hintergrund schiebt und den Verdacht eines in aller Stille vollzo genen oder sich vollziehenden russisch-tür kischen Bündnisses aufsteigen läßt. Ein solches Bündniß lag schon seit mehreren Tagen in der Luft, und man wußte, daß die türkischen Minister, erbost über die Hinterhältigkeit und Unzuverlässigkeit Englands, ihm günstig gesinnt seien. Ein Wiener Blatt, daS sich freilich nicht durch vorsichtige Quellenforschung auSzeichnet, das „Neue Wiener Tagblatt", will sogar von de», schon erfolgten Abschluß eines Schutz- und Trutzbündnisses zwischen den, Ezaren und dem Sultan wissen. Das Document sei russi- scherseitS von Staatsrath Nelidoff, türkiscber- seit- von Server Pascha gezeichnet. Es enthalte nnr drei Artikel. In dem einen werden die Gebietsabtretungen präcisirt, welche der Sultan, um seinem Alliirten einen Beweis seiner freund schaftlichen Gesinnungen zn geben, an <Ärbien, Montenegro und eventuell an Rumänien zu machen bereit sei. In dem zweiten Artikel übernehme der Czar in feierlichster Weise die Verpflichtung, alle Besitzungen deS Sultans, wo immer sie sich be nutzen mögen, gegen welchen Feind immer niit allen Mitteln und auch mit den Waffen in der Hand zu beschützen, also die formelle Garantie für den Be sitzstand der Türkei von Seiten Rußlands. In dein drillen und Echlußartikel verbünden sich beide Mächte zu gegenseitiger Abwehr, so daß. wenn die Pforte von irgend welcher Macht angegriffen wer den sollte, Rußland zur Hülfeleistung verpflichtet sei, und daß, wenn irgend welche Macht an Ruß land den Krieg erklären sollte, der Sultan ver pflichtet sein solle, seine Macht mit jener Rußlands zu vereinigen, um den Angriff abzuwebrcn. Dies gelte selbstverständlich auch für den Fall, wenn jetzt, da russische Streitkräfte auf türkischem Bo den stehen, diese von irgend einer Macht bedroht oder förmlich angegriffen werden sollten. — Nach dieser Sensationsnotiz wäre das Büiidniß also schon fix und fertig, was wir kaum für richtig halten; aber selbst die sehr gewissenhaft« „Presse" bringt folgendes Telegramm ans Petersburg: „Die Bedingungen des in Adrianopel abzuschließcndcn Friedens sind noch unbekannt, doch wird von unter richteter Seite versichert, daß der erste Artikel Rußland und die Pforte in ein Verhältniß bringen werde, welches einem Schutz- und Trutzbündniß sehr nahe kommt. Rußland übernehme vorläufig die Sicherung der Türkei gegen auswärtige Feinde und die Aufrcchterhaltung der Autorität der Pforte. Die russischen Truppen werden zu diesem Zwecke einige Städte und wahrscheinlich auch Konstantinopel zeit weilig besetzen, wohin die Rüsten jetzt schon vor- rücken. In keinem Falle wird die Besetzung von Konstantinopcl, welche bisher noch nicht erfolgt ist, einen feindseligen Charakter an sich tragen." Öffen bar geht etwas vor zwischen dein Serail und dem russischen Hauptquartier, und daß die Fäden, die herüber und hinüber gesponnen werden, ziemlich vertraulicher Natur sind, das scheinen die Vorbe reitungen zu bekräftigen, die für eine in Tschataldja (in der Nähe von Konstantinopel) abzuhaltcnde Zusammenkunft des Sultans mit dem Großfürsten getroffen werden. Aber ganz abgesehen davon, ob dieses Bündniß schon da ist oder nur erst geplant wird, scheint doch Das festzustchen, daß Rußland die maritime Action Englands mit dem Marsche nach Konstantinopel beantwortet und daß England in die Lage kommen kann, sich den Zugang zu den Dardanellen zu erzwingen. Letzteres ist bekanntlich ein sehr schwieriges, ja, wenn die den Zugang be wachenden Dardanellenschlöffer hinreichend bewehrt und vertheidigt sind, wohl kaum ausführbares Kunststück, und so sieht England jetzt die Waffe, die es zur Bändigung Rußlands geschmiedet glaubte, gegen gch selbst gekehrt. Eine tragikomische Nemesis, deren Erfindung dem größten Dichtergenius Ebre machen würde! Wie sehr wir aber auch geneigt sein mögen, dem selbstsüchtigen und durch die Ausbeutung der anderen Nationen üppig gewordenen Britannien eine Dcmüthigung zu gönnen, so dürfen wir doch auch das Maß der russischen Triumphe nicht über schäumen lassen. England möge seine Schlappe mit Würde tragen; aber auch dem überniiithig ei,»- herstiirillenden Sieger müssen Zügel angelegt werden. Dies zu tbun, sind Oesterreich und Deutschland berufen. An ein kriegerisches Eingreifen Deutsch lands ist auch jetzt nicht zu denken; die orientalischen Dinge liegen unS nach wie vor zu fern, alS daß wir um ihretwillen unsere Haut zu Markte tragen sollten. Oesterreich aber, dessen Interessen stark im Spiele sind, ist in diesem Augenblicke mehr als je verpflichtet, Rußland auf den Zahn zu fühlen, aus die Begrenzung deS russischen Einflusses in den Balkanländcrn, au; die Sickerung seiner Ostgrenre und auf die Freihaltung der Donauschiffsahrt Bedacht zu nehmen. Deutschland ist ebenso sehr interessirt an dem Bestände Oesterreichs wie an der Freundschaft Rußlands; cs nimmt, im Hinblick aus die lauernde Haltung des rcvanchclustigcn Frankreich, eine sehr schwierige Mittelstellung ein. Wir vertrauen aber zu der Genialität und weisen Mäßigung des deutschen Kanzlers, daß er diese Stellung auch fernerhin glücklich und ehrenvoll auSsüllcn wird, und sehen den Aufschlüffen, die Fürst BiSniarck hoffentlich noch im Lause dieser Woche vor dem ' ersammclten Reichstage geben wirb, mit Spannung, aber auch mit fester Zuversicht entgegen. Die vom BundeSrathe vorgeschlagene Erhöhung der Taba lösten er hat in den Kreisen der In teressenten eine hochgradige Aufregung heivorgerusen. In den zahlreichen Zusammenkünften derselben streitet man sich, ob grundsätzliche Zurückweisung oder Amendirung der Vorlage die richtigere Taktik sein würde. Inzwischen scheinen die thatsächlichen Aussichten, welche das Projekt im Reichstage hat, ganz übersehen zn werden. Seit Jahren erwartet man eine durchgreifende Steuerreform, deren Pro gramm — Vermehrung der eigenen Einnahmen des Reichs und entsprechende Entlastung der Einzel- staatcn, bezw. der Connnuncn in den Emzelstaatcn — längst eine landläufige Forderung ist. Wenn nun jetzt verschiedene neue Stenern in Vorschlag ge bracht werden, welche nach der Schätzung der Re gierungen einen Gcsammtertrag von -Ul Millionen Mark liefern sollen und demgemäß, nach Abzug der im Elatsentwurf für 1878/79 angenommenen Erhöhung der Matricularbciträge uni 28»» Mill. Mark, die Beiträge der Einzelstaaten zu den Aus gaben des Reichs von ihrer bisherigen Höhe im Betrage von 8l Millionen nnr auf Millionen ermäßigen würden, so kann darin die Erfüllung jener Erwartung unmöglich gesunden werden. Vor aussetzung einer wirklichen Reform würde vielmehr sein einmal eine Vermehrung der Reickscinnahmen in einem Grade, daß die Matricularbciträge bis auf einen mäßig zu bcmessenden Marimalbetrag ganz beseitigt und außerdem noch eventuelle Ueber- schüffe an die Einzelstaaten abgesührl werden könn ten, sodann eine Organisation, welche eine Gewähr dafür bieten würde, daß die also herbeigeführte Entlastung der Einzelstaaten in denselben auch wirklich zu einer entsprechenden Verbesserung des Steuerwesens benutzt würde. Im Gegensatz hier zu stellen sich die jetzt vom Bundesrathe an genommenen Vorschläge im Grunde als eine bloße Steucrerhöhung dar, bestimmt, den im Etatsentwurf veranschlagten Mehrbedarf einerseits und Einnahmeausfall andererseits zu decken. Da drängt sich denn die Frage auf, ob wirklich eine zwingende Nothwendigkeit vorliegt, eine solche Steucrerhöhung ohne Steuerreform vorzunehmen. Ein erster Üebcrblick über den vor liegenden Elatsentwurf macht den Eindruck, als ob die Ausgaben im Großen und Ganzen so reich lich bemessen seien, daß sich bei genauerer Erwägung an dem veranschlagten Mehrbedarf von l l V, Mil lionen doch nicht unwesentliche Abstriche machen ließen. Außerdem wird zu untersuchen sein, ob nicht auch der Einnahmcauösall mit 17 Millionen zu hoch veranschlagt ist. Der Ertrag der Zölle und Verbrauchssteuern ist z. B. uni 7'/, Millionen niedriger als im Vorjahr angcsetzt worden. Es wird sich fragen, ob man dabei nicht von allzu pessimistischen Anschauungen ansgegangcn ist; jeden falls wird man zugcben müssen, daß die geringere Erlragssähigkcit der Zölle und Verbrauchssteuern nur aus vorübergehenden Ursachen beruhen kann und deshalb an sich eine dauernde Steuererhöhung nicht rechtfertigen würde. Bei den „Ueberschüssen aus früheren Jahren" nimmt der Etatsentwurf eine Mindereinnahme von ll»', Millionen an. Hier werden indcß zunächst noch die Mittheilungen der Rcichsnnanzverwaltung über die bis jetzt feststehen den Ergebnisse des laufenden Etatsjahres abzuwartcn sein. Ferner ist zu erwägen, ob nickt dieser oder jener Posten des Etats richtiger aus die Anleihe zu übernehmen sein wird. Kurz, es ist, besonders nach den wiederholt gemachten Erfahrungen, die Hoffnung nicht unberechtigt, daß sich das sogenannte Deficit von 28»/, Millionen nicht unerheblich ver ringern lassen wird. Der etwaige Rest der Summe würde allerdings durch eine weitere Erhöhung der Matricularbciträge zu decken sein. Aber cs fragt sich doch, welches das größere Nebel sein würde: eine derartige vorübergehende Erhöhung oder die Bewilligung dauernder Steuern, welche nickt allein nicht auf der Grundlage einer planmäßigen Reform stehen, sondern einer solchen unter Umständen so gar in bedenklicher Weise vorgreifen könnten. — Nack alledem ist cs überflüssig, Uber die thatsäch lichen Aussichten, welche die Steuervorschläge deS BundeSraths im Reichstage haben, etwas Weiteres zu sagen. Dieselbe dürfte kaum annehmbar er scheinen. Am allerwenigsten kann der hervorragendste unter ihnen, das Projekt der Erhöhung der Tabaks steuer, eine Kritik unter dem Gesichtspunkte der Steuerreform vertragen. Daß der Tabak daS geeig netste Mittel zu einer sehr starken Vermehrung der Reichscinnahmen ist und als solches benutzt werden muß, darüber herrscht wohl in der großen Mehrheit der Bevölkerung Uebereinstiminuna. Gerade deshalb aber kann eine Maßregel, welche aus einen Mehrcrtrag von nur io Millionen Mark hinausläust, in keiner Weise genügen, und cs er scheinen somit die von den Intercsientcn gegen diese Berlage gerichteten Anstrengungen als ein ziemliä .i>zer Kraftaufwand. CagesgeschichtLiche Ueberficht. LeiPjts, 12. Februar. Das Präsidium des Reichstags, vertreten durch die Herren Präsident v. Forckenbeck und Vicepräsidcnl Frhr. v. Stauffenberg (der zweite Bicepräsident Fürst Hvhenlohe-Langenburg ist wegen Krankheit noch von Berlin abwesend), wurde am Sonntag vom Kaiser empfangen. Dieser be grüßte die Herren in sehr freundlicher Weise, sprach von der Wichtigkeit der dem Reichstage bevor stehenden Aufgaben und äußerte sich über die all gemeine Lage in ähnlicher Weise, wie dies in der Thronrede geschehen; die Lage sei allerdings ernst? doch hoffe er noch immer, daß eS möglich bleibe, den Frieden zu erhalten. Die genannten Herren wurden aus Montag zur kaiserlichen Tafel befohlen. Wann der Reichskanzler in Berlin eintrcff n wird, ist noch nicht mit Sicherheit bekannt. Es läßt sich daher selbstverständlich auch noch nickt sagen, wann die Interpellation Uber die orien talische Angelegenheit im Reichstage auf die Tagesordnung gesetzt werden kann. Be! der stets sich steigernden Verwickelung der erwähnten Frage muß man cs übrigens als zweifelhaft betrachten, ob Fürst Bismarch in den nächsten Tagen über haupt in der Lage sein würde, eingehendere Mit theilungen über den Stand der Dinge zu machen. Die Nationalzeitung" weist daraus hin, daß seit Herrn v. Bennigsen's Interpellation über die Luxem burger Frage die von den Vertretern „der fünf reichstreuen Fraktionen und Gruppen des Reichs tags" cingebrackte Interpellation der erste Fäll sei, daß die Regierung von der Mehrheit des Hauses über die auswärtigen Verhältnisse des Bundes und Reiches um Auskunft angegangen wird. Sie führt sodann aus, daß die bisherige Zurück Haltung eben so gerechtfertigt war, wie der Ent schluß, der in diesem Augenblick die Interpellation eingab. „Was bat und was hätte, schließt sie ihre Betrach tungen, in diesen sieben Jahren (seit 1871) über die Ziele der deutschen Politik nn Reichstage gesagt werden können, was nicht bis zur Verwässerung nur eine Um schreibung des ehrlichen und kernigen Satzes der Thron rede vom 21. März 1871 gewesen wäre. Aber waS hätte auck über die Mittel dieser Politik gesagt werden können, die nöthig waren, um unter den geschraubtesten Verhältnissen, welche Beschränktheit und Verrenknngs sucht der Diplomatie schaffen konnten, daS feste Ziel zn verfolgen — was hätte darüber enthüllt werden können, ohne dem Mißwollen dreifachen Anlaß zur Entstellung und Verdächtigung zu geben? Wenn jemals in der neueren Geschichte, so tritt im Ueber- blick dieser sieben Jahre ans Licht, daß die auswärtige Leitung der Staaten nur als Ganzes richtig und ge reckt beurtheilt werden kann. Wird heute unter den europäischen Staatsmännern noch einer dreist genug sein zu behaupten, daß Deutschland in irgend einem Augenblicke dieses Zeitraums etwas Anderes im Auge gehabt als die dauernde Beruhigung des Welttheils. nachdem die Aufrichtigkeit seiner Fricdensbestrebungcn von allen Seiten unter Umständen hat anerkannt werden müssen, welche einer Diplomatie der alten Schule als unschätzbare Gelegenheit erschienen wäre, im Trüben zu fischen und des Streites der Anderen fick, zu freuen ? Der Entschluß, der die Interpellation ein gab, welche jetzt von den liberalen und conservativen Parteien des Reichstages eingebracht wurde, scheint gerade nach dieser Vorgeschichte ein so ernster und bedeutungsvoller. Der Reichstag hat seine Stimme nicbt in unnützen Wortgefechten verzettelt; wenn er sie jetzt erhebt, so darf das als Beweis dafür gelten, daß ein entscheidender Wendepunct nabt und der Augenblick nickt fern ist, wo Deutschland im Gefühl seiner Verantwortlichkeit wie seines europäischen Be rufes sein Wort in die Waagschale zu legen hat. Nicki um die Friedenspolitik des Reichskanzlers zu er schweren, sondern mit dem Bewußtsein, daß es gilt, derselben den Nachdruck zu geben, welchen die Unter stützung der Mehrheit des Reichstages und die öffent liche Meinung geben kann, dürfen wir die Inter pellation als gestellt betrachten. Wir erfreuen uns der Einmüthigkeit, mit welcher die reichstreuen Par teien dieser wichtigen Angelegenheit gegenübergetretcn sind und hoffen, daß diese Einmüthigkeit sich erhalte!» wird, wenn und wo es gilt, der Sache des euro päischen Friedens, der Humanität wie den Interesse.» zu dienen, deren Schlitz die unabweislicke Aufgabe des Reiches ist". Die Steucrvorlagen des BundeSraths sind beim Reichstage nunmehr eingegangcn; dieselben sind aber von so bedeutendem Umfange, daß es sehr zweifelhaft erscheint, ob ihre Bcratbüng, wie beab sichtigt war, mit derjenigen dcö Etats, dessen erste Lesung über die laufende Woche dock nickt gut hinausgeschobcn werden kann, sich verbinden lassen wird. Da die Vorlagen in erster Linie bestimmt sind, die Deckung eines angeblichen Desicils im RcichshauShaltetat für 1878/79 zu ermög lichen, so würde eine solche Verbindung allerdings in der Natur der Sache liegen. Absolut zwingende Gründe sind indeß dafür um so weniger vorhanden, als der Etatsentwurf selbst die zu erwartenden Erträge der neuen Steuern einstweilen nicht ent hält, sondern das erwähnte Deficit behufs seiner Deckung aus die Matricularbciträge verweist. Es wird also kaum etwas im Wege stehen, die Sleuer- vorlagcn gesondert zu berathen. WaS die gcschäst- -D .l
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