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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.03.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187803025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-03
- Tag1878-03-02
- Monat1878-03
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.03.1878
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. LcSatttrii »»> LrprLitt», Jobannisqasse33. -prtchß»»dro d» Nrdactioa: Vormittags ia—12 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. «nnadmr der für die nächst- eisende Rümmer bestimmten )ai.rale an Wochentagen bis 8 Uhr Rachmittaas. au Lonn- nad Kesttagen früh bis'/,9 Uhr. Z« de« /itiatea für Zas. ^anahmr: Ott« Atem«, Umvcrfitätsstr. 22, LvuiS Lösche. Katbannenstr. Ib,p. anr bis '/»8 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Lvcalgeschichtc, Handels- and Geschäftsverkehr. »«finge 1S.2SV. Itvoiiaemr»t§»rri§ viertelt. incl. Pringerlohn 5 Mki. durch die Post bezogen 6 Ml. Jede einzelne Nummer 2S Ps. Belegexemplar 16 Pf. (Kebübren für Extrabeilagen ohne Postbeibrdermig 3V Mk. mit Postbesbrderung 4S Mk. Znfteate Lgrsp. Petttzrile 2V Pf Kroger« Schriften laut unfereni Preisverzcichnrß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif, lleclamcn ualer dem Ntdarstonostrtck die Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stets an d. -rvcSttiev zu senden. — Rabatt wird mck t gegeben. Zahlung pr»«lluiuer»i.ao oder durch Postvorschuß. Zl? tzt. Sonnabend den 2. Mürz 1878. 72. JahlgÜNg. GM- ZU gefälligen Achtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag den 3. März nur Vormittags bis ',9 Uhr geöffnet. Holz-4luction. Freitag, den 8. März 1878, sollen von Nachmittags 3 Uhr an im Forstreviere Connewitz auf dem Mittelwaldschlage in Abtheilung «-» und 12 ca. 250 Stück klar gemachte Stockholzhaufcn '.mter den an Ort und Stelle öffentlich ausgehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Holzschlage im sogenannten Apitzsck, unweit der hohen Brücke an der Conne- witz-Zwenkaucr Cbauffee. Leipzig, am 26. Februar 1878. TeS Raths Forst-Tepmation. Lckaimtmachung. Längs des Grundstücks der höheren Töchterschule am Schlettcrplatz sollen circa 300 Hjm Trottoirplatlen und 154 laufende Meter Granitschwellen veilegt und die 'Ausführung dieser Arbeiten auf dem Wege der Submission vergeben werden. Diejenigen Stemmetznieister, welche gesonnen sind, sich bei der Submission zu betheiligen, können Plane und Bedingungen auf unserem Bauamt (Rathhaus, 2. Etaae, Zimmer Nr. I) einsehen und haben ihre Offerten mit der Aufschrift „Trottvirlcgung bcz. Schwellcnlegniig an der Töchterschule" spätestens bis 5. März d. I. Nachmittags 5 Uhr, unterschrieben und versiegelt, ebendaselbst einzureicbcn. Leipzig, den 25. Februar 1878. Ter Rath Ser Stadt Leipzig. Oe. Tröndlin. Wangemann. Steuer-Zuschlag zur Deckung des Aufwandes der Handelskammer. Auf Grund von tz. 17, Punct 2» und 8 des Gesetzes vom 23. Juni 1868, die Abänderung mehrerer Bestimmungen des Gewerbegesetzes vom 15. October 1861 betr., haben wir beschlossen, zur Deckung unseres Verwaltungsaufwandes — und zwar, in Gemäßheit von 8- 7 der Börsenordnung für Leipzig vom 28. Mäiz 1870, einschließlich des Aufwandes der Börse — für das laufende Jahr von den für die Handelskammer Wahlberechtigten (d. h. von den als Kaufleute oder Fabrikanten mit mindestens 30 ./l ordentlicher Gewerbe steuer Besteuerten in Leipzig und dem Bezirke der Amtshauptmannschaft Leipzig) einen Zuschlag von zwei Pfennigen auf jede volle Mark des ordentlichen «rwerbr- fteuersatzcs zum ersten Hebetermine erheben zu lassen, und es wird derselbe, nachdem das königliche Finanzministerium an den Kreissteuerratb das Erforderliche verfügt hat, hierdurch ausgeschrieben. Leipzig, den 20. Februar 1878. Tie Handelskammer. Oe. Wacbsmuth, Vors. Oe. Gensel, S. Bekanntmachung^ Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kcnntniß, daß wir mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten das jährliche Schulgeld für die Schülerinnen der an unserer höheren Mädchenschule neuerrichteten Ele mentar- oder Vorclaffen X, IX und VIII auf 120 für Einheimische und auf 150 für Auswärtige fest gesetzt haben. Als auswärtige Schülerinnen werden diejenigen betrachtet, deren zur Bezahlung des Schulgeldes ver pflichtete Angehörige in hiesiger Stadt nicht wohnen und zu den persönlichen Gemeinde Abgaben hier nickt beitragen. Leipzig, den 31. Januar 1878. Der Rath der Stadt Leipzig. Ist. T röndlin. Wiliscb, Rfdr. Oeislöntlictio Uaii(tel8lotiiAN8trrtt. 0,-» neue 8etiussi,tie beginnt in «Ivr liütiorii ^dldsllung, «lt-er-n Kklrv/vaxnl8»v /UI» «In^Lkrlx«» k'relnlllixenilil'nxtv dvrsodtigsu, SNI 25. ppill. ^nm« ltiunsken lue stieselbe ertiiitei üiet, >Ier Liilerreick n»te in iten 15'octienlsgen von 10 bis 12'/, Llir uns Oeoiipecte «inst im 8c>iu!gotiüu«Ie r» t>»t»n. Itr. 0<lerl»uuu, Oireetor. Leipzig. 1. März. Eamphausen hat den Kaiser um seine Ent lassung gebeten. So wird heute positiv aus Berlin genieldet. Es kann nicht Wunder nehmen, daß der Minister diesen Schritt gethan hat; er mußte ihn nothwendig thun, nachdem er erst in der letzten großen Stcucrdebatte in aller Form erklärt hatte, er wolle nur bleiben, wenn er der Zustim mung der parlamentarischen Majorität gewiß sei. Daß er Nichts weniger als diese Zustimmung be sitzt, darüber kann er sich keiner Täuschung hin- gebcn. Seine Stcucrprojecte sind in den Brunnen Hksallen, und selbst zur Verhandlung über neue «teuerentwiirsc wirb sich die liberale Majorität nicht eher herbeilassen, als bis sic Sicherheit dar über hat, daß die Steuererhöhung iin Reiche wenig stens einigermaßen ausgewogen wird durch eine entsprechende Steuerentlastung in den Einzel- staatcn und durch die Gewährung constitu- tioneller Bürgschaften, namentlich des Stcuer- bewitligungsrecbts im größten Bundesstaate. Der Reichstag wird von seiner Forderung Nichts ab- lasien, und auch die nationallibcrale Partei ist nicht gewillt, das Odium einer beträchtlichen Steuer erhöhung und zugleich einer Verkürzung deS parla mentarischen Bewilligungsrechtes auf sich zu nehmen. Das aber verlangt Eamphausen, indem er die Tabaksteuer als Durchgangspunct zum Monopol und ohne irgend welche Gegengabe vorfchlägt. Zwischen diesen Standpunkten giebt cs keine Ver mittlung, und darum bleibt dem Minister RichtS übrig, als sich beim Wort zu nehmen und um seine Entlassung zu bitten. Wird der Kaiser bas Gesuch gewähren oder ablehnen? Und wird Camp- bauscn, wenn das Letztere eintritt, sich mit diesem Vertrauensvotum von oben begnügen und ini Amte bleiben, obwohl er die Fühlung nach unten verloren? Die meisten größeren Berliner Blätter beantworten diese Fragen noch nicht, sondern melken einfach die Tvatsacke, so tue „Nat.- Zlg." und die „Post." Nach der „Tribüne" seil daS EntlaffungSgcsuch in so dringender Form abgefaßt und so entschieden gehalten sein, daß seine Annahme unausbleiblich erscheine, zumal, wie man wissen will (und wie die „Post" bestätigt) Herr Campbausen persönlich das Gesuch dem Kaiser unterbreitet habe. Dagegen telcgrapbirt man der „Franks. Ztg.", das Eutlassungsgesuck werde abge lehnt werden, und auch nach der „Magdcb. Ztg." nimmt man an. der Kaiser werde ähnlich wie bei kcnr Gesuche des Grafen Eulenburg verfahren und dem Finanzminlster den Wunsch zu erkennen geben, er möge noch länger im Staatsdienste ver bleiben. Da aber Camphausen nicht Krankheit- halber wie Gras Eulenburg um Entlassung bitte, sondern auS constitutionellcn Gründen, so werde der Minister entweder aus seiner Entlassung beharren oder mit dem Fürsten BiSmarck sich darüber in Einklang setz-m müssen, ob Beide dem Kaiser die Auflösung des Parlaments und Neuwahlen zur Erzielung einer anderen Majorität vorzuschlagen für ge raten halten. Daran, daß Campbausen seine konstitutionelle Pflicht mit der Einreichung deS Entlassungsgesuchcs erfüllt glauben und im Falle der Nichtannahmc derselben ruhig im Amte ver bleiben sollte, glaube man nicht. Die Frage, wer der eventuelle Nachfolger desselben werden dürfte, beantwortet man sich — da die auf Delbrück abzielenden Gerüchte auf absolutem Irrthum beruhen — ziemlich allgemein dahin, daß zu nächst ein Fachmann, eine politisch möglichst farblose Persönlichkeit, den Posten zu übcrneh. men hätte. Wie aber ist dies wieder in Ein klang zu bringen mit den neulich ausgesprochenen Plänen des Kanzlers, wonach der zukünftige Vicc- kanzler, der Picepräsident des preußischen Mini steriums, der Chef des selbstständig zu machenden Reichsfinanzamtcs und der preußische Finanz minister eine und dieselbe Persönlichkeit sein soll? Außer der des Reichskanzlers selber ist keine Stellung im Reiche denkbar, welche höhere politische Bedeutung hätte, als diese! Die Nachricht des „H-mb. Corr." von einer Unterredung des Kaisers mit Herrn v. Bennigsen auf dem Hofseste am ver gangenen Freitag, worin der Kaiser gesagt haben soll, er könne sich nicht von seinen alten Ministern trennen, wird mit großer Sicherheit als durchaus unrichtig bezeichnet. Und da ist es kein Wunder, daß aufs Nene die Combination Bennigsen auftaucht, — wie denn bei der jetzigen Lage deS Reiches der Erfindungsgabe überhaupt Thür und Thor geöffnet ist. Die Erfahrungen, die wir mit den Varziner Verhandlungen gemacht haben, sollten uns aber denn doch Vorsicht in der Aufnahme solcher Sensationßgcrüchte gelehrt haben, und wir schließen daher für heute mit folgendem Warnungsrufe, den die Nat.-Ztg." ergehen läßt: „Auf dem Boden der letzten Vorgänge im Reichs tage sproßt eine solche Menge von Erdichtungen und Mythen auf, daß ihr darin nur die Zeit gleich kommt, als Herr v. Bennigsen von Varzin zurückkehrte. Wer sich erinnert, was von allen Erzählungen übrig blieb, die damals über die intimsten Vorgänge mit solcher Sicherheit verbreitet wurden, der hat den Maßstab dafür, was an den heutigen „Enthüllungen", die mit nicht minderer Sicherheit auftreten, wahr ist. Wir haben uns damals daraus beschränkt, die einfache Thatsache mitzutheilen, um die cS sich ge handelt hat und die heute allgemein als allein übrig geblieben zugestanben wird; wir verwahren uns heute, gewarnt durch eine allerjüngste Er fahrung, vor allen diesen Gerüchten und Enthül lungen, die nur dazu beitragen können, die Ver wirrung zu erhöhen und der Lösung, die doch schließlich gesunden werden muß, Hindernisse zu bereiten." Das Organ der deutschen Rcichspartei, die ,Post", ist in anerkennenSwerther Weise beinübt. die bedauerliche Situation, welche sich am Schluffe der Steuerdebatte ergeben, wieder günstiger zu gestalten. In dieser Richtung veröffentlicht daS Blatt jetzt einen Artikel, welcher, der Vorgesetzten Chiffre nach zu urtheilen, der Feder des Abg. v. Varnbühler entflossen zu sein scheint. Der Artikel bezeichnet den Kern der Krise richtig; weniger zu treffend ist die Kritik der Stellung, welche die nationallibcrale Partei zu diesem Kern eingenom men. Der Artikel führt auS, daß weder die Frage der zweckmäßigsten Besteuerung des Tabaks, noch diejenige der verfassungsmäßigen Bürg schaften, soweit das Reich in Frage komme, ru einem jede Möglichkeit einer Verständigung auS- schließenden Meinungszwiespalte zu führen geeignet sei. Im Großen und Ganzen mag dies richtig sein, obgleich man cs immerhin auffallend finden muß, daß von Seiten der Reichsregicrung im Ver laufe der Debatte auch nickt die leiseste Andeutung gemacht wurde, wie der Reichstag für daS bei voll ständiger Abschaffung der Matricularbciträge ihm verloren gehende Stcuerbewilligungsrccht zu ent schädigen sei. Tie Quintessenz deS Streikes findet der Artikel in der Frage, waS mit den in Folge der Vermehrung der eigenen Einnabmen deS Reiches sich ergebenden Ersparnissen der Einzelftaaten an zufangen sei. Ganz richtig wird hervoracboben, daß eS sich hier eigentlich nur um eine specifisch preußische Frage handle; denn während nach dem Staatsrechte der meisten deutschen Staaten über jene Ersparnisse bezw. über die Frage, ob eine Steucrverminderung vorzunehmen sei, unzwei felhaft im Wege der Vereinbarung zwischen Re gierung und Volksvertretung zu befinden ist, be stimmt in Preußen bekanntlich der Art. 109 der Verfassung: „Die bestehenden Steuern werden forterhoben." Der Artikel der „Post" meint nun, daß diese „specifisch preußische Frage" in den Ent scheidungen des ReickslagS keine Rolle spielen dürfe. So getrennt stehen aber Reich und Einzel starten denn dock nickt neben einander, daß in der Gesetzgebung des einen Theils auf die Verhältnisse des andern Theils gar keine Rücksicht zu nehmen wäre, am allerwenigsten da, wo es sich um die vom Volke u tragende Steuerlast handelt. Man bat gut agen, daß der Einzclstaat sich in Allem, was seine innere staatsrechtliche Organisation angeht, selbst helfen müsse; das preußische Volk würbe cs seinen Vertretern im Reichstage nimmermehr verzeihen, wenn dieselben ihm neue Steuern auserlegt hätten, ohne die Gewißheit, daß in Preußen eine ent sprechende Erleichterung der Steuerlast wirklich druckgeführt werden würde. Selbstverständlich ist nickt die Rcichsgesetzgcbung im Stande, etwa den Art. 109 der preußischen Verfassung aus zuheben oder sonst wie durch eine entsprechende Vorschrift in das preußische SlaatSrecht einzu greifen. Wohl aber könnten bei der Organisation des Reicksfinanzwesens sachliche und persönliche Garantien gegeben werden, welche den preußischen Abgeordneten die Zustimmung zu einer Vermehrung der eigenen Einnahinen des Reiches gestatten würde. So lange diese Garantien nicht gegeben werden, wird auch diese Zustimmung wenigstens den libe ralen Abgeordneten nicht möglich sein. Diese Sach lage ist so klar und ergiebt sich so unmittelbar aus den praktischen Bedürfnissen, daß die Versuche, die Nationalliberalen einer doctrinairen Principien- rciterei anzuklagen, diesmal beim Volke weniger als jemals verfangen werden. Tagesgeschichtliche Ueberjicht. Leipzig, 1. März. Fürst Bismarck hat befreundeten Abgeordneten gegenüber lebhaft geklagt, wie sehr ihn die Rcichs- taaSverhandlungcn, die zu den gegenwärtig gerade besonders anstrengenden Geschäften der auswärtigen Politik hinzukommen, angrcifen und aufreiben. Sobald die ihn näher berührenden Theile des Etats und die Stellvertretungsvorlage im Reichs tage erledigt sein werden, wird der Reichskanzler voraussichtlich seine active Bethciligung an ven parlamentarischen Verhandlungen im Interesse seiner Gesundheit wesentlich cinsckränkcn. Beim Reichstage ist von Seiten der General versammlung ver„Steuer-undWirthschasts- refsrmer", die vor Kurzem tagte, eine Pe tition um Einführung deS Tabakmonopols eingegangen. Daß man daS Tabakmonopol als traurige Nothwendigkeit über sich ergehen lassen kann, vermögen wir unS zu denken; weniger, wie man darum petitioniren kann. Die Verdienste der Reichsregierung um die Durchführung der Münz re form erkennt jetzt selbst die dem Reiche nickt sehr grüne „Franks. Zeitung" an; sie sagt: „Soweit eS sich um die Beschaffung deS Materials zu den neuen Münzen und um die Herstellung derselben handelt, sind die Maßregeln der Reichsreaierung richtig durckge- sührt und von gutem Erfolge begleitet gewesen. Wir erkennen die» bereitwillig an. Dagegen können wir nicht so günstig über die Münzpolitik der Reichsregierung urtheilen, soweit die Realrsirung des Silbers in Frage kommt... Hätte auch hier bedeutend gespart werden können, und wären uns hierdurch die Folgen einer mehrjährigen Ueber- füllung deS Marktes mit gemünztem Gelve erspart geblieben, so ist doch im Ganzen das Opfer, wcl ches die Münz-Reform der Ration auserlegt, kein unverhältnißmäßig großes. Die Consequenzen der gemachten Fehler sind vielfach dadurch gemildert worden, daß die Operationen der Reichsregierung verhältnißinäßig vom Glücke begünstigt waren. Im Großen und Ganzen darf man daher auf den Verlaus der Münzumwandlung mit Befriedigung zurückblicken. Kür die bedeutenden Opfer, welche dieselbe den Steuerzahlern auferlegt, ist in 5 bis 6 Jahren auch Bedeutendes geleistet worden und was die Hauptsache ist: heute kann unsere Münz- resvrin als dem Wesen nach als glücklich durchge- sührt betrachtet werden." In Oesterreich werden nach der „N. Fr. Pr." die Vorarbeiten für eine Mobilisirung mit aller Emsigkeit betrieben und die detaillirtesken vorbereiten den Maßregeln getroffen, um die gcsammten Wehr kräste in kürzester Zeit auf den Kriegsfuß stellen zn können. Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß bereits Verfügungen getroffen werden und getroffen worden sind, welche nicht mehr in den Rahmen der Mo- bilisirungs-Vorarbeiten allgemeiner Natur gehören, die von jeder Heeresleitung auch im tiefsten Frieden getroffen werden müssen, sondern welche sich bereits aus einen concrcten Mobilifirungssall beziehen. Im Reichs-Kriegsministerium wie in den verschiedenen Gencralstabs-Bureaur herrscht daher auch eine fieber hafte Thätigkeit und finden ununterbrochen Sitzungen und Beralhungcn statt. Die Kriegseintheilungen für alle bei den Hauptquartieren uns Stäben rur Ver wendung gelangenden Organe sind bereits festgestellt und den betreffenden Personen mitgetheilt worden; in gleicher Weise sind auch schon die Grenzen für das erste Avancement strikt. Die Heeresverwaltung ist mit mehreren Unternebmern wegen Lieferung größerer Bvrräthe von Vcrpflegsbebürfnissen isi Unterhandlung getreten. In Ungarn und Galizien werden durch die Intendanzen gleichfalls Maß; regeln wegen Ansammlung von Verpflegsvorräthcn getroffen. Durch die VerpflegSmagazine wurde bereits die beurlaubte Mannschaft zur Dienst lcistung einberufen. Ebenso sind wegen möglichst rascher Durchführung der Truppen- und Kriegs material-TranSporte die Vorbereitungen in vollem Zuge. In dem Bureau des GeneralstabeS für Eisenbahn- und Telegraphenwescn werden im Ein vernehmen mit den Bahnvcrwaltungcn die Kriegs- Fahrordnungen entworfen, und zwar aus Basis der größtmöglichen Leistungsfähigkeit jeder einzelnen Bahn und m der Weise, daß beim Beginn der Mititair-Transporte der gewöhnliche Verrehr ganz eingestellt oder nur thcilwcise beschränkt wird. Das erforderliche Pserdeniaterial ist gleichfalls sicher gestellt und auf die verschiedenen Länder und Pro vinzen verthcilt. Im ungarischen Unterhause richtete Simonyi eine Interpellation an die Regierung wegen der angeblich durch die Rüsten erfolgten Hinrichtung österreichisch-ungarischerUnterthanenin der Türkei. Der Ministerpräsident erklärte, cr werde die Interpellation später beantworten: das Ministerium deS Auswärtigen werde vorerst Er Hebungen veranlassen, um die Richtigkeit der Thal sacke zu ermitteln. Von Seiten der FriedenSpartei in London ist beschlossen worden, am 17. März ein neues Meeting im Hydepark zu veranstalten.
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