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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.04.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187804195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780419
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780419
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-04
- Tag1878-04-19
- Monat1878-04
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.04.1878
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Erscheint täglich früh ü'/, Uhr. 4««— >,» «i»»«tt», >L... >h«»m»gafir -ns i>Pu»Ze» Ur Rrs«ttt»,: 633 ^Mittag« 10-12 Uhr. «M«ch»tttag» 4-0 Uhr. der fttr die nächst- s»»»»rr Rrstlmmteu te »» Wochentage« bis Ihr Nachmittags, an Sonn- »Kesttage» frä-dis VL Uhr. I Dl sr« stücke» che I,1X»»ck»«r: I tttt Ktnmn. Umverfitätsstr. 22. kmts Lösche. Kachartnenstr. 18.P. nur dtsV^ Uhr. WpMrr JagMM Anzeiger. OM» skr Politik, Localzeschichtk, HaudclS- und GrschäMerkchr. 109. Ar-it-a dm 19. April 1878. Auslage 15,LVV. rdo»»nne»1^rri» »tertelt. mcl. Bringertoha b Ml., durch die Post bezogen « Mt. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Sebübren für Lxlrabrilageu ohne Postbesörderung Zü Lck mit Poslbrsvrderung 4b Mt. )»srratr Laesp. Petitzrile 20 Pf. Größer« Echristyl laut unsere», Preisverzeichnis. —T.>dellarisckt.e Satz nach höberem Tarif, «tertame» -atrr de« »r»attl-'-»stli^ dir Spaltzelle 40 Pf. Inserate find stet« an d. «„rdllie» zu senden. — Nadatt wird mLt gegeben. Zahlung pe»«^>mlrr»icko oder durch Postvorstbuß 72. Jahrgang. Bekanntmachung. Für du Droschken-Tonrsahrten nach Möckern einschließlich der «aserne daselbst (Fahrtaxe lll. deS Regulativs und Tarifs für das Droschkenwesen in Leipzig, vom 39. September 1874) haben wir folgende veränderte Taxe festgesetzt: Personeurahl. » S » 1« Pf. 15« Pf. 175 Pf. S«« Pf. Dies« Taxe tritt mit dem 30. April dieses Jahre- in Geltung. Leipzig, am 15. April 1878. Der «ath und das Polizei-Amt der Stadt Leipzig. De. Tröndlin. vr. Rüder. Wangemann. Oetl'entlielie Hanlielslekrün^alt. v», neue 8ckusislie beginnt in üvr dükvrn ^kldolluox, seren Kvlr«nvuxni88« rum vinMdrixvo ^rolrellltxonäisoslv dorvedtixon, »n, 25. ^prii. Xnmelsuogeo für äie«elde erbittet »ick ser lluterreicknete in sen Vockentagen von 10 dis 13'/, 1-ke, »ns Prospekte »ins im 8ckulgebsuse ru baden. O. Avlkrum, Direktor. Leipzig. 18. April. Der neue Finanzminister Hobrecht spielt eine kigcnthUmliche Nolle; daß sie uns besonders imponirte, können wir nicht gerade sagen. Warum ist denn Caniphausen gefallen, ohne daß irgend jemand einen ernsthaften Versuch gemacht hätte, ihn zu halten? Das kam von der Halbheit, in dw der wackere Mann unter dem Drucke der Zeit wirren schließlich gerathen war. Halb zog es ihn zum Monopol hin, halb widerstrebte er ihm; mit dem einen Fuße stand er noch im altgewohnten Gebiete de- Freihandels, mit dem andern strebte er bereits in das „alleinseligmachende" Reich des Schutzzolls hinüber. So kam der Mann ins Straucheln, und weder die Anhänger der seit- derigen Wirthschaftspolitik, noch die Förderer und Förderer einer neuen fühlten sich gedrungen, ihm chren stützenden Arm hinzuhalten. Immerhin muß ihm uachgesagt werden, daß er in seiner guten Zeit ein ganzer Mann war, der nach den Grundsätzen und Zicken, die er für die rechten erkannt halte, selbstständig arbeitete und sich nie die Initiative, die einleitende und leitende That in wirtschaft lichen und steuerlichen Kernfragen nehmen ließ. Als nun die Finanzleitung nach mancherlei Irr fahrten beim Oberbürgermeister der Reich-Haupt stadt anlanate und dieser auch nicht zögerte, das von sieben Vormännern auSgeschlagene Portefeuille anzunehmen, da durfte man doch wohl hoffen, daß der neue Finanzminister, der so getrost daS Steuer ruder ergriff, den lange gesuchten Steuer reform plan entweder schon in der Tasche habe ober doch über Ideen und Materialien dazu verfüge und sich nun alsbald an deren selbstständige ^Verarbeitung machen werde. Jetzt heißt eS auf einmal — und wir haben der seltsamen Nachricht schon gestern Erwähnung gethan —. daß Fürst BiSmarck die verschiedenen preußischen Fachminister ausgesordert habe, Steuern, die ihrem Verwaltungs- attnete nahe lieaen, vorzuschlagen und diese Vor schläge dem Gesammtministerium zu unterbreiten. Da möchte man doch die Verirfrage stellen: Wo ist der Finanzminister? Wo bleibt Herr Hob- recht mit seiner Initiative und mit seinen Steuerreformvorschlägen? Mag nun aber die Nachricht, der biS fetzt noch nicht widersprochen wurde, in Richtigkeit beruhen oder nickt, mag »er Kinanzminister, wie es sich gebührt, den neuen Plan vorbereiten, oder mag dies über seinen Kopf hinweg Fürst Bismarck thun —, sicher ist, daß der Steuerreformplan noch in den ersten Anfängen, noch in dem Stadium unsicheren Um- hertastenS und vorbereitender Experimente steckt. WaS dabei herauskommen wird, weiß noch Nie mand: nur DaS schimmert deutlich durch, daß die neue Regierung stark daran denkt, die bisherige Steuer, und Zollpolitik aufzugeben, den ganzen Boden der bisherigen Wirtschaftspolitik zu ver lassen. And da muthet man unserer Partei zu, den Spuren der Regierung nach wie vor zu folgen, mit dem alten Vertrauen, mit der alten Treue! Die entschiedenen Gegner der Regierung wie Die jenigen, die ihr blindlings folgen, geben sich jetzt m gleicher Weise Mühe, die Nationalliberalen der Inconsequenz, des Widerspruche- zu zeihen: wer A gesagt, müsse nun auch B sagen; wer einmal der Regierung gefolgt, dürfe nun auch nicht von ihr abspringen; entweder habe er früher gefehlt oder er fehle jetzt. Auch die neueste halb amtliche „Provmzialcorrespondenz" bringt einen Artikel, in welchem sie deS Langen und Breiten uachzuweisen sucht, daß die Nationalliberalen ein« Schwenkung gemacht, daß ihre jetzige Haltung che« früheren nicht entspreche. Diesen Vorwurf gebe» wir einfach der Regierung zurück. Nicht unsere Partei hat geschwenkt, sondern die Regie- r»»g stckjt im Begriffe, die- zu thun. Unsere Ziele sind dieselbe» nationalen, dieselben liberalen ge- Eiiebe». die sie gewese» sind seit der Begründung der Partei «uv die ganzen Jahre hindurch. Vleibt dtr Regierung trotz der augenblicklichen diesen Ziele» treu, kehrt sie Bekanntmachung. Aus dem zwischen der Königs- und Hospitalftraße gelegenen Tratte der Stephanstraße sollen die Fahr straße mit bosjirtkn Steinen gepflastert, die Fußweganpflasterung von Mosaikpflaster hergestellt und die hierzu erforderlichen Arbeiten an einen Unternehmer in Äccord vergeben werden. Die betreffenden Bedingungen und Anschlagsformulare können auf unserem Bauamte, Rathhaus, 3. Etage, eingeseben werden, woselbst auch die Offenen mit der Aufschrift: „Pflasterungen tu der Stephauftratze" bis zum 1. Mat d. A. Nachmittags k Uhr unterschrieben und versiegelt einzureichen sind. Leipzig, den 17. April 1878. Der «ath der Stadt Leipzig. Dar De Tröndlin. »ngemann. entschieden auf die Bahn zurück, auf der wir bisher mit einander gegangen —, so liegt kein Grund vor, weShalb unseie Wege sich trennen sollten. Wir haben bereits gestern gesagt, daß wir die Hoffnung auf Verständigung noch immer nicht aufgeben. Aber freilich darf man nicht ver langen, daß die Partei die Verständigung nicht etwa mit einzelnen Opfern, sondern mit dem Opfer ihrer selbst, mit ihren Grundsätzen, ihrem Bestände und ihrer Zukunft erkaufe. An den Patriotismus der nationalliberalen Partei ist noch niemals vergeblich appellirt worden; aber eben der Patriotismus ist es, der ihr verbietet, mit Auf opferung ihrer selbst eine Wendung herbcifiihren zu Helsen, die nach ihrer innersten Uederzeugung verhängnißvoll für daS Vaterland werden könnte. Die Stellung der Nationalliberalen zur Tabaks steuerfrage ist Gegenstand eingehender Besprechung in der Partechresse und lebhafter Kritik in den gegnerischen Blättern. Diesen würde die Verwerfung deS Monopols schon gefallen; doch wollen sie NichtS von einer Enquete wissen, der unsere Partei nicht unter allen Umständen entgegen ist. Sie sagen: die Nationalliberalen lehnen daS Tabak-monopol sowie eine annähernd den gleichen Ertrag liefernde Fabrikatsteuer ab, aber sie nehmen die ausgesprochenermaßen zur Vorbereitung eines dieser beiden Ziele bestimmte Enquete an. Das wäre allerdings ein unlösbarer Widerspruch. Ader die nationalliderale Fraction (dies constatirt neuer dings daS Organ der Partei, die „N.-L. E.") denkt gar nicht daran, diese Enquetevorlage mit diesen Zwecken anzunehmen. Im Gegentheil, wenn sie von vornherein erklärt, weder daS Mo nopol noch eine entsprechend hohe Fabrikatsteuer annehmen zu wollen, so lehnt sie damit selbstvcr- stündlich zugleich die Betheiligung an allen Schrit ten ab, welche dieselben vorbereilen sollen. Anders aber verhält es sich mit der Frage, welche Stellung man zu einer behufs anderweitiger Besteuerung des Tabaks überhaupt anzustellenden Unter- suchung nehmen soll. Wenn die nationalliberale Fraction einerseits sagt: da wir Monopol und entsprechende Fabrikatsteuer ablehnen, so hat für unS eine auf dieselben gerichtete Enquete keinen Sinn, — so sagt sie andererseits: wenn die Re gierung aber behufs Ausfindigmachung der zweck mäßigsten Besteuerung innerhalb derjenigen Gren zen, welche durch die Lebensbedingungen der ver schiedenen mit dem Tabak befaßten Gewerbezweige gezogen sind, noch besonderer Ermittelungen zu bedürfen glaubt, so sind wir bereit, ihr die Mittel dazu zu bewilligen. Die Beurtheilung dieser Frage muß der Regierung überlaffen werden, weil ihr in dieser ganzen Angelegenheit naturgemäß die Leitung zusällt. Erklärt dieselbe, daß eine Enquete, welche nicht auf das Monopol oder eine gleich- werthiae Fabrikatsteuer gerichtet sein soll, siir sie keinen Werth habe, so stehen sich die beiderseitigen Standpunkte unvereinbar gegenüber und die ganze Angelegenheit muß zur Zeit fallen gelassen werden. Wünscht sie aber, statistische Erhebungen in den angedeuteten Grenzen vornehmen zu lassen, so wird eS darauf ankommen, sich in einer Commission des Reichstags über eine entsprechende Abänderung der Enquetevorlagc zu verständigen. Jedermann er kennt, daß diese Position von einer Annahme der Enauete schlechtweg, wie man sie der Fractro« vor wirft, himmelweit entfernt ist. — Freilich, auch diese Position wird, namentlich in fortschrittlichen Organen, heftig getadelt; aber unS scheint, als ob Diejenigen, welche die Consequenz als oberste poli tische Maxime verehren, diesmal der nationallibe ralen Fraction die größte Inconsequenz zumuthetrn Die Redner der Fraction haben in der Debatte über die Steuervorlagen rückhaltlos zugegeben, daß in einem umfassenden Steuerreformplane eine ein träglichere Besteuerung de- Tabaks einen hervor ragenden Factor werde bilden müssen. Welcher Un befangene würde es da verstehen, wenn die Ratio- nalliberalcn jetzt, soweit eS m ihrer Macht liegt, der Regierung die Vorarbeiten zu einer in diese» Bekanntmachung. Auf dem zwischen Königs- und Hospitalstraße gelegenen Tracte der Stephanftraße sollen Granitschwellen gelegt und die hierzu erforderlichen Arbeiten einschließlich der Schwellenlieferung an einen Unternehmer ver geben werden. Die betreffenden Bedingungen und Anschlagsformulare können auf unserem Bauamte, Rathhaus, 2. Etage, eingesehen werden, woselbst auch die Offenen mit der Aufschrift: „SÄwclleulegung tn Ser Steptzanftratze" bis zum 1. Mai d. I. Nachmittags 5 Uhr unterschrieben und versiegelt einzureichen sind. Leipzig, den 17. April 1878. Der «ath der Stad» Leipzig. Dr. Tröndlin. War Sinne gehaltenen Tabaksteuer unmöglich machen wollten ? Später, wenn die Regierung mit fer tigen Steuerplänen hervortritt, wird die national- liberale Fraction die volle Freiheit des Urtheils über dieselben haben; für jetzt aber eine Enquete in den bezeichneten Grenzen, vorausgesetzt, daß die Regierung eine solche fordert, zu verweigern, würde der Logik inS Gesicht schlagen heißen. Eine bessere Handhabe für eine gewisse Sorte von Verleumdern der nationalliberalen Partei ließe sich gar nichtdenken. Die Nationalliberalen würden dastehcn als Leute, welche jahrelang eine Steuerreform verlangten, in dem Augenblick aber, als die Regierung mit der Vor bereitung derselben Ernst machen wollte, ihr die unverfänglichsten Mittel dazu versagten. Die Entschuldigung, daß zur Zeit keine Aussicht sei, die unerläßlichen konstitutionellen Garantien zu erlangen, würde ihnen dabei wenig Helsen. Die Versagung dieser Garantien seitens ver Regierung würde und müßte ein Grund sein, dereinst die fertigen Steuervorlagen abrulehnen; ihre ausdrück liche Gewährung aber zur Vorbedingung bloS vor- bereitender Ermittelungen über künftige Steuern zu machen, würde den Bogen viel zu straff spannen heißen. Die nationalliberale Partei findet auch heute ihre Aufgabe nicht darin, parlamen tarische Kraftproben änzustellen, sondern soviel an ihr ist, positive- Schaffen zum Wohle der Ge- sammtheit zu ermöglichen. Tagesaeschichtliche Ueberstcht. Leipzig, 18. April. Der Kaiser ist von seinem Unwohlsein jetzt völlig wieder hcrgestcllt und macht täglich in ge wohnter Weise seine Spazierfahrten. Die Reise nach Wiesbaden wird voraussichtlich in der nächsten Woche erfolgen. Auch spricht man davon, daß daS Kaiserpaar sich möglicherweise an dem 25 jährigen Regierungsjubiläum des Großherzogs von Weimar, des Bruders der Kaiserin, persönlich betheiligen wird. DieseS Fest, zu dem großartige Vorberei tungen getroffen werden, findet am 8. Juni statt. Die Not», daß der Gedanke der Ernennung de- deutschen Kronprinzen zum Regenten von Elsaß-Lothringen in Rcaierungskreifen noch nicht in Erwägung gekommen sei, wird der „Post" von kompetenter Stelle als irrthümlich bezeichnet. Die nach der im Reichstage am 5. d. M. seitens des StaatSministerS Hosmann abgegebenen Erklä rung geplante Einführung der süddeutschen Bier steuer in Nord« und Mitteldeutschland gründet sich aus Art. 35 der Reich-Verfassung, wonach die Bundesstaaten ihr Bestreben daraus richten wer den, eine Uebereinstimmung der Gesetzgebung Über die Besteuerung des inländischen BiereS und Brannt wein- herbeizuführen. DaS neue Project ist, wie die „Bossische Zeitung" hört, hauptsächlich dadurch veranlaßt worden, daß der Reichstag den ihm im Jahre 1875 vorgelegten Gesetzentwurf wegen Erhöhung der Brausteucr abgelehnt hat. Man hofft jetzt durch Einführung der süddeutschen Biersteuer in Nord- und Mitteldeutschland eine Mehreinnabme auS der Bierabgabe zu erzielen, wie auch eine Verbesserung deS Breres. Fürst BiSmarck deutete dies bereits bei der ersten Berathung de- gedachten Gesetzent wurf- in der Reichstagssitzung vom 22. November 1875 an, indem er sagte: „ES ist Ihre Sache, die Steuern so aufbringen zu helfen, wie es dem Lande am nützlichsten ist, und wenn Sie nicht unserer Meinung sind, so müssen wir unS mit der Hoff nung trösten, daß Sie eS künftig sein werden. Also in diesem Sinne möchte ich Äic bitten, zu nächst daS Gesetz für die Bierbefteuerung anzu sehen, daS noch den großen Vortheil hat, daß cs die Besteuerung für Nord- und Süvdeutschland einander nähert, und daß es der erste in der Verfassung vorgesehene Schritt ist auf der Balm einer künftigen Gleichstellung, die zwar noch immer nicht zu erreichen sein wird, so lange der nord deutsche Verzehr in Bier dem süddeutschen nicht gleicbkvmmt. Die Süddeutschen haben eine sehr viel höhere Einnahme, weil in Süvdeutschland viel ingemann. mehr getrunken wird per Kopf; es ist aber auch viel besser." Hierauf entgegnete damals der Abg. vr. Löwe, er könne der Vorlage auch nicht aus dem Grunde beistimmen, weil sie einen AuSgleicii mit Süddeutschland bezwecke. Wolle man eine Ausgleichung, so müsse man vor Allem auch den Steuermodus, wie er in Süddeutschland in An wendung komme, bei uns einführen. ES liege dies selbst im Interesse der Brauer, deren Fabrikate durch die Surrogate nur verdächtigt würden. Die Besteuerung der Surrogate müßte daher, wie in Bayern, ganz in Wegfall kommen und so die Brauer gezwungen werden, Bier nur auS Hopfen und Ma» zu brauen. Der Bundcsrath ertheilte dem von Preußen beantragten Gesetzentwürfe wegen Abänderung der tztz. 30 und 33 der Gewerbeordnung, Conceffioni- rung von Gastwirthschasten, seine Zustimmung. Der Minister deS Innern, Graf (Botho) zu Eulenburg und der Finanzmimster Ho brecht sind nunmehr „an Stelle der auS dem Amte ge schiedenen Staatsminister" Graf (Friedrich) zu Eulenburg und Camphausen zu preußischen Be vollmächtigten zum Bundesrathc ernannt worden. Der neue Handelsminister, Maybach, gehört dem letzteren schon seit längerer Zeit an. Die „Magdcb. Ztg." schreibt: Wir haben schon wiederholt darauf hmgewiesen, daß es zur Be kämpfung der Socialdemokralie von Wichtigkeit sein würve, wenn es einem Schriftsteller gelänge, den bethörtcn VolkSmaffen klar zu machen, wie wenig die Menschen nach ihrer inneren Natur für ein Staatswcsen geeignet sind, welches von jedem seiner Bürger den aufopferndsten Ge meinsinn verlangt. Es ist von jeher ein ver- hängnißvvller Fehler der Weltverbesserer und zu mal der edelsten und begeistertsten gewesen, daß sie, die ihnen persönlich innewohnende Kraft und Einsicht ohne Weiteres bei allen ihren Mitmenschen voraussetzend, tief eingewurzelte menschliche Einrichtungen refvrmiren zu können glaubten, ohne die Menschen selbst zu refvrmiren Die Socialdemokratie spricht sogar in einem und demselben Athem von der intelectuellen und mora lischen Verkommenheit der menschlichen Gesellschaft und einem ZukunstSstaate, welcher die größte Voll kommenheit derselben zur Voraussetzung hat. Dieser schreiende Widerspruch ist nur dadurch zu erklären, daß man die Menschen nicht als Subjecte, sondern einfach als Objecte ansieht, welche für da- jeweilige Bedürsniß einer veränderten Weltordnuua sich zü- stutzen lassen. Hat doch auch die wissenschaftliche Nationalökonomie Uber die Beobachtunawirthschaft- licher Vorgänge die wirthschaftenden Subjecte mit ihren so manmchfaltigen, wirthschaftliche und ethische Ziele durcheinander verfolgenden Trieben, Neigungen und Fähigkeiten noch zu wenig in- Auge gefaßt; ihrer einseitigen Auffassung von dem Älbftinter esse alS der Triebfeder aller wirthschaftlichen Hand lungen steht unvermittelt die eben so einseitige Auffassung des SocialiSmus vom Gemeinsinn gegenüber. ES ist eben noch nicht gelungen, wissen schaftlich den Durchschnittsmenschen zu construiren, an tvclchem die Möglichkeit einer vollständigen Umgestaltung unserer heutigen ProductionSweise gemessen werden könnte. Ob diese- überhaupt ge- lingen wird, müssen wir dahingestellt sein lassen, aber jeder Versuch in dieser Richtung scheint unS der Anerkennung Werth zu fein, und alS solchen Versuch begrüßen wir beute die Broschüre: „Diellnverein- bar keil de- socialist ischenZukunftsstaateS mit der menschlichen Natur", von I>r. W Schaefer, Docent der Nationalökonomie am Polytechnikum zu Hannover. Der Verfasser bat seine Ioeen zunächst nicht in wissenschaftlicher Form, sondern in einer populären, für ein focialdemokra- tischeS Arbeiterpublicum bestimmten Rede nieder- gelegt, waS insofern zu billigen ist, als cs sich auf dem bislang noch so wenig angebauten psycho logischen Gebiete zunächst nur um Anregungen handeln kann. Zur Orientsrage schreibt die „Prov.-Corr.": „In der europäischen Lage ist eine wesentliche Ver-
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