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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187208268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18720826
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18720826
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1872
- Monat1872-08
- Tag1872-08-26
- Monat1872-08
- Jahr1872
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1872
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/ ' l* GrschetrU riiglich früh 6'/» Uhr. Le>«ctt»» »»t Gepetttt»» JoharmiSgasse 33. verantw. Nedacleur Fr. hüll»«. Sprechstunde d. diedactum «okmulag» »o« N—t! Uhr NaüimM^I »v, 4—d Uhr- Zunahme der für die nächft- iolgrndc dtummer bestimmte» Inserate in dm Wochentage» dis 3 Uhr Nachmittags. M 239. Mpziger JagclilaN Anzeiger. Amtsblatt dcS Königs. BczirkSgmchts und des Raths der Stadl Leipzig. Montag den 20. August. «uNagc 1N10V. Adeaarmrateprei« vierteljährlich l Thlr. 7'/, Ngr.; incl. Bringerlohn l Tblr. li» Agr. Jede einzelne Nummer 2'/, Ngr. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbefvrderung 9 Thlr. Mit Postbefvrderung 12 Thlr. Zoserate 4gespalteneBourgoiszeile > '/»Ngr. Größere Schrrften laut unserem PreiSverzeichniß. Lrclame» anter d. vedactioarkrich die Spaltzrile 2 Äigr. Filiale: Otto Klemm, UnwersitätSstr. 22, LouiS Lösche. Hainstr 2>. part 1872. ds 882 u 6. u. v » L Zt) ). L Zesuiten-llmtrübe iu Amerika gegen das Deutsche Reich. Wie dir llltramoutaveu am Rhein Alle- in Zeweguug zu setzen suchen, um sich gegen da- Jesu,tengesetz aufjnlehuru, so treibe» sie »S jetzt auch in Amerika Dort find di» ersten Sendboten der oertriebenea Loyoliteu au- dem Deutschen Reich angekommrn und rufen die deutschen Katho liken um HUlfe an wider Kaiser und Reich. In Folge dessen hat am 4. August im großen Saale der Mozart-Halle zu Ciuctuuatt riur Massen versammlung dir dortigen deutschen Katholiken stattgesunden, welch» gegen da- im deutschen Reichs tage genehmigt» und von dem deutsche, Kaiser auctivntrle Jesuiten gesrtz Beschlüsse faßt». Die Versammlung erwählt» »inen Herrn F. Spring- m«her zum Vorsitzenden. Derselbe übernahm da« Präsidium mit »irer ziemltch gemäßigten An sprache, indem er hervorhob, er bedauere, daß diese Versammlung ftatifinden wüste, um gegen das Verfahren de- Reich-rag- Protest etnzulegru. Er hoffe jedoch, daß btese Versammlung Beschlüsse srste, dir nicht zu extrem seien. Zum Vicrpräfi- denlen wurde »in gewisser John Todar erwählt. Derselbe sagt» u A. in seiner Ansprache an die Versammlung: Sr, Godar. sei »iu Rheinbayer und habe weder mit Frankreich noch mit Deutsch land sympathifirt. Napoleon der Erste habe dt» ganze Welt «robrrt. Al- er jedoch di« katholisch» Religion angegriffen und den Papst vertrieben habe, sei er untergegaugrn. Er, Govar, hoff«, daß dem Kaiser Wilhelm dasselbe pas- strr. (Stürmischer ApplauS.) Die- die Einleitung zu dieser sauberu Ver sammlung, über welch» da- „Ciucinuatt BolkS- blatt", ein durchaus freistnuigrS Organ, riurn vier Spalten umfangretcheu, durchaus objectiv s i gehaltenen Bericht verkffrutltcht». Wir »utnrh- men letzterem da- Wesentlich«. Da- Lomitö der ' ^ Vnsammlnng riif al- Sprecher diu Jesuitrupater ' Leopold v^n der AugusttuuS-Gemeiud» auf dt« Tribüne. Dieser begann damit, daß er sich rut sch uldigte, indem er sagt», daß er ohne — Vor bereitung zur Versammlung spreche! Er hob nun bervor, er habe erst vor orei Wochen da- alt« Vaterland verlosten, und vor sich- Wochen sei er noch mitten in dem Lande gewesen, in dem jetzt hauptsächlich die Verfolgungen stattfäadeu, tu P eußen, und zwar iu der Stadt Bre-lau. Er selbst Hab« iu Folge dev JesuüeugtsrtzeS sein Vaterland verlassen mksten. Di« meisteu der in der Versammlung anwesenden Leut« kennte« frei lich in allgemeinen Grundzügeu di« Vorgänge i» Deutschland, aber fi» wüßten noch nicht dt« Halst«. Man wolle ein großartig,- Atteuta» auf die katholische Kirch» begehen und sie total ersticken. „BiSmarck ist jetzt nicht mehr der Lenker, er ist zum machtloseu Werkzeug einer großen Partei herabgesuukeu", sagt« der Redner, „er leitet nicht mehr, er wird ge schoben! Er macht eiueu Bock »ach dem andern, und wird schließlich den Weg de- Napoleon geh«»." Al-dauu sprach der fromme Pater über deu deutsch-französischen Krieg und den Patriotismus der Jesuiten: „Wir ver sprachen bei unseren Pfarrkivderu unser Mög lichst,- zu thun, uud lösten unser Wort auch «tu. Dt« deutschen katholischen Regtmeuur standen im Kampfe immer au der Spitze, uud thueu ver dankt mau iS, wenn mau aefieat hat. Uud warum tkaten wir dir«? »eil wir hoffte», daß Preußen unfern Wunsch «rhöreu uud «rn gute« Wort für uusereu heiligen Vater PiuS IX. «iulege» würde. Wir dielten de» Krieg mit Frankreich für einen Glaubenskrieg! und hofften, daß man in Berlin noch die alte Politik befolgen und mit der katholischen Kirche rechnen würde" Nun besprach der fromme Pater den vom Reick-rag auf Antrag de- bayerischen MiuisterS v. Lutz allg,nowm»vru Kanzelparograph, uatür- v sich in sophistischer Weis«, uud sügt, hinzu: „Nach d esrm schändlichen Erlaß kam da- Schulaufsicht-- gesttz. Preußen« Schulen find tv drr ganzen Well berühmt. Ader wem verdanken st« dies« guten Schule«? Dem katholischen Kleru«, derauS ihnevgemacht hat, Wa ste jetzt sind. Aber nachdem man biese- schmachvolle Gesetz angenommen halt«, kam eine Cabiurt-.Ordr«, Alle- beim Alle« zu lasten, denn d,e Leut« hatte» eben Niemaud, der an die Stell« der katholischen Priester trete« konnte. Mau wollte nur «in drohrutr- Schwert über unserem Haupt, »ushängen. Da« war ein schnöder Ein griff in unsere Rechte, ein« U»aer«chtigk«it, eine ungeheuer« Undaukbarkett uud Dummheit. Denn »er hat die Frauzosn» geschlage» ? Etwa di, deutschen Soldaten? Keiue-wea«, denn Soldaten habe» di, Frauzofeu auch, uud zwar sehr gut«. De, deutsch, Gehorsam uud dt« deutscheGotte-surcht ' tde, sie r,schla,«,l'i führt» P«er Leopold au-, daß der katholisch« KleruS den Deutschen diesen Gehorsam und dies« Gottesfurcht deigrbracht babe. „Schließlich", fuhr der Redner fort, „kam da- berüchtigte Jesuileugrsetz und setzte allen diesen Schändlichkeit»» dir Krone auf. Ich bin genau mir den Jesuiten bekannt, denn ich bin ihr Zögling! ES find äußerst harmlos», ungefährliche Leute, di« ihres Einfluß nur im Guten und zum Besten de- Lande« auSübten. Dir Jesutten haben nie an Politik gedacht und standen früher auch bei Hofe sehr gut angrschriebeu, wo sie durch den Einfluß der Familie de- Fürsten Ravztwil, von der selbst ein Mitglied zu dtestm Orden gehört, in hohem Ansehen stand. Und wozu all' dieser Spektakel? BiSmarck will da- Heft in den Händen behalten, denn er steht einen neuen Krieg voraus und will sich den Einfluß der Ungläubigen sichern. Er opfert uv» den Prote stanten, den Ungläubigen, den Juden und Frei- maurerv. Fordert doch selbst die fromme Krruzzeitung ,um Kampfe gegen Rom auf und scheut nicht, sich mit Denjenigen zu verbin den, die sie stet- bitter bekämpft bat. Die- hatten wir nicht erwartet! Aber trotz Alledem wird die Kirche doch nicht fallen! BiSmarck ist nur der Affe Napoleons Hl., uud wie dieser geendet hat, wird auch er enden! Im heiligen Kriege sind alle Katholiken begeistert. Erst sind wir katho lisch und dann erst deutsch — und eher stürze daS ganze Deutsche Reich in Trüm- mer, alS daß auch nur rin Stein von der katholischen Kirch« gelöst werde." (Großer anhaltender Beifall) Nachdem sich Pater Leopold gesetzt, wurden di« Resolutionen vorgelrgt und drei Beschlüsse gefaßt, die auf Folgendes hinauslausen: t Pro- test argen daS Jesuitrngesetz, daS alS »iu Schand fleck tu den Annalen der deutschen Gesetzgebung bezeichnet wird; 2) Dank an die CentrumS- Fractiou de- deutschen ReichStagrS; 3) VetleibS- verficherung an di« Katholiken Deutschlands in der Hoffnung, daß „gewiß endlich «in Steinchen herabfallen wird, welche- dem Koloß d»S kirchen- feindlichen Liberalismus di« Ferse zerschmettert!" Diese Beschlüsse wurden mit einem donnernden Hurrah angenommen. Ein Herr von der Hryde stellt, nun den Antrag, man solle einen Beschluß fassen, drr er kläre, daß mau in Anbetracht der schrecklichen Prahlerei der deutschen Zeitungen in Deutsch land sowohl wie hier zu Lande (Amerika), im Deutschen Reich die wahre Freiheit nicht recht verstäub». Mtt Applaus angenommen. Auf Antrag wurde ferner beschlossen, Coptrn der angenommenen Resolutionen an den Kaiser Wilhelm und Bis marck zu senden. Angenommen. Nun wurde eiu Antrag gestellt, der am besten den craffen Fanatismus, vou welchem dt» Ver sammlung beherrscht wurde, kennzeichnet, nämlich den Brief an BiSmarck, au den Reichkanzler von „Schtßmarck" zu adressiren. Nach einiger Debatte wurde jedoch dieser Antrag abgelrhut. Dt» Schlußrede drr Maffen-Bersammluna hielt ein Herr GrtmmelSmann, iu der er du Ler- dienst« drS katholisches Kleru- hervorhob und unter Lnderem sagt«, daß ihm die „Schwarz- röcke", wie sie ihr« Gegner schimpften, stet- wie Engel iu Menschengestalt vorkämen. Dies« Erklärung wurde mit großem Applaus ausge nommen, worauf sich dir würdig« Versammlung vertagte. Ueberdie Person de- JesuitenpaterS Leopold lagt daS „Cincinnati Volksblatt": „ES ist ein blutjunger Mann, vou kleiner, schmächtiger Ge stalt, mtt einem glatten, bartlosen Gesicht, aber scharfgrschnittenen Zügen. Er trägt ein« Brtll« und kurz geschnittenes Haar." Also «in Mepbtsto in jungen Jahren! bl. Tagesgeschichtliche Ueberficht. Di« „Weser-Zeitung" sagt über den Empfang de- deutschen Kronprinzen in Süd deut sch land Folgende-: „Der Empfang, deu drr deutsch« Kronprinz in SüddeutschlavV ge funden, zeigt, daß denn doch die Stimmung dort anders Ist, alS ein« gewisse Presse glauben wachen möchte, dt, tagtäglich und bet jeder Veranlassung die Erinnerung an dir Ereignisse de- Kriege- und di« auS demselben hervorgegangene Neu gestaltung Deutschland- in den Koth zieht uud überall nur »inen großartigen Katzenjammer wit- tert. Drr zurückhaltendst» und eigenartigst« deutsch« BolkSflamm hat dem Erben der Kaiser krone in hiraebender, herzlicher und enthusiasti scher Weise sein« Huldigung dargebracht, dt« nicht nur dem deutschev Kronprinzen persönlich gelten konnte, sondern zugleich der Au-druck der Freude über da- Geschehen« und der Hoffnung auf di« Zukunft war. Kaiser uud Reich habe» in Schwabe», und da- Gleiche würde sich i» Franken uud Bayern vffenbareu, Wurzeln ge schlagen, der Grvauk« der ReichSrinhrit, der Machtpell»»- uud freiheitliche» inneren Ent wickelung hat den Sieg errungen über di» Ab- »etgung vor dem Uedergewlcht de- Nordens, über da- eifersüchtige Bestehen auf voll« souv»,ata» Selbstständigkeit. Auf diesem, wie wir jetzt ver trauen dürfen, nachhaltigen Umschwünge d«S po litischen Denken- und FühlenS unserer süddeut schen SlammeSgrnostin gründet sich dir Hoffnung, daß di« Schwierigkeiten, welche der ferneren Em- Wickelung der Verfassung dort entgegentreten, überwunden, vte Versuch», störend in da- be gonnene Werk etnzugreifrn, schntrrn werden. Denn Da« laßt sich vorauSsehrn, daß dynastische und particulartstlsche Interessen noch oft mtt dem Reich« in Widerspruch geralhen werden, uud daß «S nur einem günstigen Zusammentreffen von Um ständen zu verdanken ist wenn dt» Klippen bis jetzt noch verhältnißwäßig glücklich umschifft sind. Wenn eS einmal wie rin« Natur nothwrnvrgkril erscheint, daß gewisse deutsche Dynastien immer nur mit Widerstreben sich Kaiser und Reich urtterordnen werden, so liegt momentan dir Sache so, daß zwar in vielen großen und kleinen Dmgen Zöge- rungen, Widerwärtigkeiten zu erwarten sind, daß aber Geduld und Ausdauer voraussichtlich sie stet- beseitigen und überwinden wrrbea. DaS kann sich indeß mit den Persönlichkeiten ändern, und da ist eS r»n Glück, daß gerade in Südbeutsch- land unsere politische Einheit nicht bloö Sache deS politischen Denken-, sondern auch in der Meng« gewissermaßen alS Glaubenssatz lebendig geworden ist, der ihr in drr Gestalt d,S deutschen Kronprinzen leibhaftig vor di« Au^en getreten ist. Zum 24. August bemerkt die ministerielle „Nordd. Allg. Zkg.": Der heutige Tag ist der 300 jährige Gedenktag eines blutigen Ereignisse«, an dessen finstere Geschichte die Welt vielleicht gerade im gegenwärtigen Augenblick» dringender alS je gemahnt werde» sollte: der sogenannten Bartholomäusnacht oder der Pariser Blut- hochzrit. Obwohl noch in d«v Kinderschuhen seiner Entwickelung stehend, feierte der jesuitisch« Geist damals sein« erst» entsetzliche Orgie, da- Vorsptel drr Dragonaden, dir hundert Jahre später Fraukretck mit Strömen BluteS besudelten und Tausend« seiner edelsten Bürger zur Flucht in fremd» Länder zwangen, in Lenen di» Weisheit der Fürsten und die Mach: d»r vorgeschrittenen Bildung den Verfolgten «inr freie S'ätt« ge währten. Heut, sind eS die Jesuiten selbst, dt, in Deutschland durch Recht un» Gesetz verhindert werden, die dunkle Saat confessionellen HaffeS uud arger Zwietracht auSzustreuen, und gegenüber den Protesten, die von irregeleiteten oder dem JesuttiSmuS geistesverwandten Grmüthern gegen diese Maßregeln zum Schutze freien Denkens und Glauben- erhoben werden, bedarf »S wahrhaftig nur einer leisen Mahnung an den JahreStag d»S ung»heuerltcheu Huqenott»nmordtS,um aller Orten die ungethetltrstr Anerkennung für i«n« Schritt» zu erwirken, Li« Deutschlands geistiges Leben vielleicht vor einer sittlichen Bartholomäusnacht bewahren helfen. Di« „Germania" kündigt eine neue BischosS- conferenz an. Wir v-m Blaue mttgetheill wird, weiden sich die preußischen Bischöfe im nächsten Monat wieder in Fulda versammeln. Die bayerische Ministerkrise ist voll- kommen in daS Stocken gerathen. Entschieden ist bi- jetzt nur. doß drr Vorschlag de- haupt- losen CabinetS, Herrn v. Lutz an die Spitz« uud Vr. FLustle auf den Posten deS Herrn v. Lutz zu stellen, definitiv abgelehnt ist. Traditionelle Rücksichten auf die Geburt eine- auswärtigen und HauSmintsterS, der bekannte begeisterte Toast de- Herrn v. Lutz auf Kaiser uno Reich und endlich dir Erkruntniß. daß mter den Ligen- schäften deS begabten CultuSministerö Thatkrast und Entschlossenheit mcht eben in erster Lrnte stehen, mögen zu diesem r egauveu Resultat gleich mäßig beigelragen haben. Den weiteren Rück schlag, nämlich die Entlassung drS jetzigen di- aus den KrirgSminlster Hrrcherrn v. Pranckh halbvationalrn Ministeriums zu verhindern, schnnt tn erster Linie den Bemühungen d«S Herrn v. Taffer gelungen zu sein, der jem» von auderer Seile her warm empfohlene Persönlichkeit und Pläne dem König nach mehrmaliger Audienz rbenso bedenklich wie mißliebig zu machen ver stand. Auch dies« Combinaüon wird jetzt alS gescheitert betrachtet und btS zum Zustanv,kom men »mer neuen dürfte wieder geraum« Zeit vergehen. AlS der Kronprinz deS Deutschen ReichS da- RathhauS in Augsburg besuchte, huß der Bürgermeister Fischer denselben mit einer An sprache willkommen und hob in derselben hervor, daß die ehemalige freie Reichsstadt Augsburg zwar gut bayeri ch geworben, aber stets auch gut deutsch grbltrbev «i. Dies» gleichzeitig gut deutsch« und gut bayerische Gesinnung könne um so weniger unvereinbar mit einander erscheinen, alS man ja reckt gut »tfie, daß Diejenigen, welche gegenwärtig unter dem Vorwände oer Sorg» für Erhaltung der Selbstständigkeit Bayern- mit scheelen Augen aus raS neu erstandene Deutsch» Reich Hinsehen, niemals Bayern- wahr» Freunde gewesen seien oder w«rden würden. Der Kronprinz dankt« für deu ihm gewordenen freundlichen Willkommen und erwiderte: „Zu jedem der bedeutungsvollen Wort», die Sie, Herr Bürgermeister, über daS Berhältuiß Bayern« zum Reich« gesprochen, sag« ich: Ja und Wahr! Die Einzrlstaaien tu ihrer Eigenart müsteu erhalten bleiben, ihr Zusammen wirken girbt dem Reich« Kraft. Wir haben Gro ße- errungen und ich schätze mich glücklich, al» Führer Ihrer »ackeren LanvSleute im Kliege be zeugen zu können, wie viel di« bayerische Tapfer keit zu den glänzenden Erfolgen deigetrageu hat. Die gut bayerische uud die gut deutsche Gesinnung, die ich überall in Bayern gefunden habe, hat meinem Herzen wohlgeihan und ick glaube met- neu Gesühleu einen besseren Au-druck nicht geben zu können, alS mit dem Ruse: „«seine Majestät, König Ludwig von Bayern, lebe hoch!" Vom 24. August wird auS Augsburg ge meldet: Nackdem der Kronprinz deS Deutschen Reichs im Laus« deS heutigen Vormittags deu Dom und dir Ulrichkkirche noch besucht hatte, ist derselbe hem« Mittag 1»/« Uhr, begleitet vom General v d. Tanu. nach Dtllingrn abgrreist. vor dem Eirsteigen in den ihm zur Verfügung gestellten königlichen Salonwagen richtet» der Kronprinz noch freundliche Wort« an di« auf dem Bahnhof« ausgestellten Veteranen; unter deu Kiäugeu der Militatrmusik und enthusiastischen Hochrufen der Versammelten setzte sich der Zug in Bewegung. lieber den Aufenthalt deS Kronprinzen in Ulm meldet der „Würt. StaatSanz." nachträglich noch, daß rach der T'uppentnsprclion drr Pr^nz in Be gleitung deS Oberbürgermeister- drr Stadt tu all.n ihren historisch merkwürdigen Monumrnteu ein« eingehende Besichtigung widmete: er ließ sich verschiedene alte Patrtcierhäuser und die anderes wichtigen Bauwerke zeigen und verweilte nament lich längere Zeit vor dem Münsterthurm. Am Abend fand ein Covcrrt im festlich brl-uchtelen Münster statt. EL sollen l0—12/00 Personen in den weiten Raumen drS Münsters Platz ge funden haben. DaS Münstrrponal und der Thurm waren bengalisch beleuchtet; daS Inner« drS DomeS strahle im Licht« von 8000 Kerzen und Lämpches. Dennoch war diese L.chtmeng« nicht im Stande, den Raum bis in dir oberste Wölbung zu erhellen, welch« bekanntlich nicht weniger als 146' über dem Fußboden sich erhebt. Die Orgel, die größte in der Welt, wurde zu Ehren deS hohen GasieS gespielt und 200 Sän ger sangen die Cantant» „D,e Himmel rühmen" in der Brethovevschen Composicion, und dann di« Motette von Bernhard Klein: „Wir Uebltch ist drin» Wohnung, o Herr". Der Kronprinz hatte tn dem Syrlir.'schen Chorgestühl Platz genommen und hörte dem Gesang mtt großer Aufmerksamkeit zu Beim HerauSrrttt d»S deutschen Kronprinzen auS dem herrlichen Münster strahlt« der Münster platz in der schönsten Beleuchtung; die Volks- menge, die sich dort drängte, war ungeheuer. An- Rom, 22. August, wird gemeldet: Dl« Expropriation de-J«iutt«n>G rneralat- tst in größter Ruh« und Ordnung vor sich gr- gangeu, ohne daß dt« Jesuiten den grringestn Ätdrrstand oder auch nur einen Protest entgegen ««sitzt hätten. Sie hatten nur ihren Ingenieur Garti an den Obersten dcS GeniecorpS, dem di« Expropriation übertragen war, abgesandt, um " i noch r,»igr Localiiäten für di, zurückbleiben- r Jesuiten auSzudtitev. Obnst Paravaglta r dazu gern rrbötig und überließ ihnen außer d..r bereit- verwilligten Räumlichkeiten noch e ne Küche, die Hälfte deS Refektoriums, riurn K-ai» keusaal, zwei Capellen und einen Sprechsaal uud auch den Haupteiugang. Die beiden Thril« uvterzrichueteu daun dir Ueberrinkunft in bester Form uud damit war die Sache abgevmckt, ohu» Kampf mtt der f emden Diplomat.e, dt« angeblich für daS Generalat «ivtreten sollte, auch oha« daß rin reicher uud vornehmer römi scher Bankier «inen Kaufconlract geltend ge macht hätte, vermöge dessen er daS Kloster im September 1870 käuflich trworben. Bisher wohnten ohugefähr 60 Jesuiten in dem Klost.r. Einig» von ihnen sind wieder zu ihren Fami lien geiogiu, ander« haben in den Häusern und Palästen frommer Römer und Römerinnrn Uaterkommen gefunden, und noch andere haben Missionen ang,treten; 10 b:S 1b Jesuiten sind für den Gottesdienst m der aa daü K.osrrr sto ßenden JesuSkirchr im Kloster verblttben. Gutem vernehmen nach haben di» spanischen Behörden di» französisch» Regierung benachrichtigt, daß sich gegenwärtig tn den Grenzdepartr» menlS zahlreich« Carlisten schalten, welche ein« Bewegung vorbereiten, dir gegen E"d« de- Monat- au-brechrn soll, und daran da- Er- suckeu geknüpft, gegen dieselben Maßregeln zu ergreif,u.
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