Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.05.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187805025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-05
- Tag1878-05-02
- Monat1878-05
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.05.1878
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich ftLH H'/, Uhr. Riöartw» «it Ewrötüsa JohaauiSgasir r>j. flvrrcülhmöe» der Uchacltoai BorurMagL !ü—U Nl-r. A«hunttage 4-6 Uhr der für dir uüchit- «xmmer drfkduwtrn r«A an Wvchrutagrn bis r Nachmittags, an Emm- uad Feftlatzn, frühtts'/.» Uhr. I« -«» /Male» fiir Z»l.AN«ümrr: Ltt» «learm. lluiverftunr-str. rr. Äavß« Lösche, «acharweuflr. I8.p. «rr »ts Nhr. tiWM TagMM Anzeiger. Organ für Politik, ilocelzeschichte, Handels- Md Gcschlistsmke-r. Auflage 1ä,ZtU). Ai>.,nne'neni,pttt»vieneft.4'/,Kk nicl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk Je-e einzelne Nurmner 2L Pf Brlcgexenrplar io Pf AeUtdreu sür Errrabenagen ohne Posldesbrveruilg :w> ML mit Postbefvrterung 45 Mb lujcratr öaesp Pctirzcrle 2c» Pi Größere Lchriften laut unserew Preisverzeichnis — D-rdellarü ve> Lay nach höherem taril NrNawe» noirr den, Rrsattto»»2cia lne Hpaltzeile 4«> Pf Inserate sind Lew an d Trve»«nor zu senden — Nadatt wird nrchr gegeben. Zahlung pnumawor»^ t- oder durch Postvorfchuh «R 122. DonneEag den 2. Mai l878 ' 72 ZghsMNg Bekanntmachun a. -e»rr auko«»e«de Fremde, welcher hier übernachtet. Ist am Taue seiner Ankunft und. wem, diese erst t» de« Abendstunden erfolgt, am anderen Tage vormittags von feine« «trttze bei „asrre« Kremdcntureau anzumelden. Fremde aber, welche länger als drei Tage hier sich ans- -alte», habe« Anmeldeschein zn lösen. Vernachlässtgnngen dieser Vorschriften werden mit etuer «eldbntze von IL Mart oder verholtutstmätztger Haftftrafe geahndet, vetpjtg, am -7. «prU 1878 Las Polizei«» ui t Ser Stadt Leipzig. vr. »i über. Taegner. Arer. Bekanntmachung. Aus dem zwischen der Zeitzev Straße und dem Floßplatzc gelegenen Iracte de, Albertstraße sollen die Fahrstraße mit boistrten Steinen gepflastert, di« Fußweaanpflafternng »nt Mosaikpflaster hergestellt und die hierzu erforderlichen Arbeiten an einen Umernehmer in Accord vergeben werden Die betreffenden Bedingungen und Anschlag-formulare können auf unserem Bauamte. Ralbbans L. Etage, ringcseben werden, woselbst auch die Offerten mit der Aufschrift: „Pflasterungen in der Aldertstratze" b«S zum 7. Mai d. I. Nachmittags 5 Nbr unterschrieben und veistegelt einzui-ricken sind. Leipzig, den 18. Aprü 1878. Der Rath der Ltadt Leipzig. 1>r. krön dl in Wangemann. Bekanntmachung. Wir beabsichtigen bei Ueberwölbung deS Elstermühlgrabens den Ranstädter Stemwcg neu zu pflastern pid ergeht deshalb an die Besitzer der angrenzenden Grundstücke und bez. an die Anwohner hierdurch die Aufforderung, etwa beabsichtigte, den bczeichneten Straßenlract berührende A-beiicn an den Privat-, GaS- und Wasserleitungen und Beischlcußen ungesäumt und jedenfalls vor der Neupsiasierung ansrufübren, da «il Rücksicht auf die Erhaltung eineS guten StraßenpflasterS dergleichen Arbeiten während eincS Zeitraumes von G Jahren nach beendeter Neupflasterung in der Regel nicht mehr jugelassen werden. veipzig, am 28. MLrz 1878. Ler Rath der Stadt Leipzig. 18. Georgt. Wangcmann. Bekanntmachung. Lus der Dresdner Straße sollen 660 Qu.-Mcter Gerinnpsiaster von Bruchsteinen dergestelll und an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen können in unserem Ingenieur-Bureau, RathhauS. 11. Etage, Zimmer Nr. 1«. ern- gesshen werden, woselbst auch die Offerten mit der Aufschrift: ..«eriniipflaUer tu dcr Dresdurr Strafte" bis zum fl. Mat 1. I. Nachmittag- 5 llnr unterschriebe», und versiegelt einzurrichen sind. Leipzig, den 25. April 1878. Der Rath der Stad» Leipzig 1>r. Trdndlin. Dangemann. Bekanntmachung. I» Gemäßheit deS 8. 1 der Instruction für die Ausführung von Wasserleitungen rn Privatgrund- -Hten vom 7. Juli 1865 dringen wir hierdurch zur öffentlichen Kcnntniß. daß der Klempner Herr vmtl Hartmann, Waldstraße ">»b zur Uebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der erforderlichen Vorrichtungen „achaewiesen hat. Leipzig, den 26. April 1878. Der Roth dcr Ltadt Leipzig l>r. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung. Ans der Win^ener Ehauffee sollen an der Grenze mit der Flur Anger, in der Nähe der Grünen Schenke 226 Qu.-Metcr Bruchsteinpflaster neubergestelli und tll Ou.-Meier desgleichen umgclegt und diese Arbeit*« an einen Unternehmer in Accord verdungen »erden. Dir Bedingungen für dies« Arbeit können rn unserem Ingenieur bureau, RathhauS, 2 Etage, Zimmert», einaesehen werden, woselbst mich die Offerten mit dcr Aufschrift: „Pflasterung auf der Wxrzencr flhauffee" bis zum fl. Mai S. Nachmittags s Uhr unterschriebe» und versiegelt einzureichen sind. Leipzig, den 25. April 1878 Der Rath der Ltadt Leipzig. l>r. Iröndlin. Wangetnann. Bekanntmachung. Nachdem wir beschlossen haben, den 8- « der ContractS-Bcdinaungen, unicr welcl-en unsere Deputation « der GaSbrleuchtungS-Anstalt Leuchtgas an Private übei läßt, dabin abzuändcrn, daß daS verbrauchte Gas Mch de« 8- 2 normiiten Prelle fiel« allmonatlich zu bezahlen ist, >o bringen wir solches unter Hinweis auf >11 der genannten Bedingungen mit dem Bemerken zur öffentlichen Kcnntniß, daß vorstehende Abänderung de« >. 4 cll. mit dem l. August d. I. in Kraft treten wird. Smppg, den 30. April 1878. Der Rath der Ltadt Leimig. vr. Georgi. Wangemaun. BcrkansSlocal- nnd Wohnnngs-Bermiethuug. In dem UniversitittsgrnnSstück Ritterstraße Nr 11 ist ein verkausStocal un Parterregeschofse und c,nc Wohnung im Hintergebäude, Stube^ zwei Kammern. Küche, Boden und Keller enthaftend, vom 1. ve- toder d. I. an, nach Vesindrn auch früher, auf drei ,1at,rr anderweit meistbietend zu vermiethen. Reflectanten iverden hiermit eingeladen, IDo den «. Mai d vsrmttiags ll Uhr. im Untversitats-Rcntamte (Paulinum) sich cinzusinden und ihre Gebote abzugeben. Die LicitationSbedingungen liegen daselbst zur Einsicht aut. Die Auswahl unter den Licitanten und die Entschließung in der Sache überhaupt bleibt dem Reittamte Vorbehalten. Leipzig, am 29. April 1878. UntvcrfltätS-Reirtawl, Graf. ^ Bekanntmachung. Diejenigen Personen, welchen «harten i« Iohanuidttzale ' fest »»gesprochen worden sind, werden hierdurch zur Vollziehung und Entnahme ihrer Pachtcontraete auf- -rindert. Leipzig, den 29. April 1878 Die Deputation znm Iohannishospitnte. Zur inner« Lage schreibt die „N.-L. C.": Mit der Wiedereröffnung de« Reichstag« ist man in die Page verseht, über b«e Slimniung im Lande in möglichst zuverlässiger Weise oricntirt zu werden. Mag man selbst unter' flllc». daß die heutige Reichstag-majorität nickt w vr der vollständig deckende Ausdruck deS Volks willens sei. auf keinen Fall wird man bestreiten können, daß die soeben aus ihren Wahlkreisen zu- rstckgekehrten Abgeordneten die kompetentesten Be- urttzeiler der dort vorherrschenden Anschauungen sind Nun wohl, wir können Denjenigen, welche in jkiugsier Zeit mit dem Anscheine höheren Auf trags so maßlos gegen die RcichStaaSmehrheit, inS- besondere gegen die nationalliberale Partei, zu Felde gezogen sind, nur ralhen, sich in den parlamentari sche,, Kreisen umzulbnn; ihre zur Schau getragene Zuversicht auf eine entschieden gouvernementalc Gesin nung der Mehrheit der Bevölkerung dürste a lSdann ein wenig erschüttert werden. Soweit wir unsererseits rin- haben unterrichten können, steht daS Land vor wiegend unter dem Gefühl einer unerträglichen llimchcrheit. Die unbestimmten und widerspruchS- d-mev Phrasen der „Provinzialcorrcspondenz" über die „wnthschastlichc Politik des Fürsten Bismarck" haben nirgend- verfangen, geschweige denn be friedigt. L aS man überall ausS dringendste ver> l«Gl, ist ein klare- Programm der Re- «ir-ung. Der RnchStaaSmehrheil wird so oft der Vorwurf einer Politik deS schrankenlosen laiwor-LUor (GebenlassenS) gemacht: das schlimmste Ziehen- und Gcschehenlasscn aber ist seit I-rhr und Tag ans Seiten der Regierung. Lange Zeit hat man »ort zu den Unterstellungen einer von Grund «< geänderten Wirthschastspolitik unthätig ge- Ichwieam. AlSdann kamen die mehr oder weniger «uSgeshrochen ossiciösen Organe mit allerlei vagen NndeuNlngeu; die Regierung selbst aber hüllt sich bis «s den heutigen Tag namentlich mit ihren zollpoliti- fhen Absichte» in eine undurchdringliche Wolke. Aus welche» wirthfchastlichen Standpunct man sich auch Dellni „löge, überall ist das Volk der unsicheren Hoffnungen und Befürchtungen müde und verlangt adlich bestimmte Ziele zu sehen — Einstimmig Scht ?a« Urtbcil dahin, daß die Ungewißheit der «P unberechenbaren Schaden verursacht hat. Mg . ldnetc, die au- Distrikten mit einer hoch, «kielten TabakSindustrie kommen, entwerfen ch> UaurigeS Bild von den Wirkungen, welche die Hk Zeit aus diesem Gebiete geübt bat. Gerade die TabakSindustrie batte die allgemeine Krise b,S *>r »kurzem am günstigsten Überständer,; jetzt liegt «ub sic darnieder. Ganz abgesehen von den großen Acitlheilen, welche die unvcrhältnißmäßige Einsubrin ^i mienMonaten de-Jahres nach sich ziehen mußte, 2>rrkt die Unsicherheit über die Zukunst lähmend, man w5Lle fast faden demoralisirend aus die Industrie, ^-bne Zweisel haben sich die Tabak-industriellen Wasach selbst einer unglücklichen egoistischen Specu. l««» «»zuklagen. Aber mit vollem Recht erbebeu sie gegen die Regierung den Vorwurf, daß so, wie j es geschehen, der Plan einer höheren Besteuerung ' deS Tabaks nicht ins Werl gesetzt werden durste. Die Regierung mußte vor allem Fühlung suchen mit der parlamentarischen Majorität, und erst wenn sie hier der erforderlichen Zustimmung sicher war, mußte sic mit ihrem Plane an die Oesfent- lichkeit treten und denselben so schnell wie möglich zur Durchführung bringen Statt denen wurde be kanntlich bei der Vorbereitung des zu Anfang dieser Session eingebracbten Tabaksleuerenlwurss jene Füh lung mit einer gewissen Absichtlichkeit Unterlasten und erst die öffentliche DiScussion über denselben ent hüllte zur allgemeinen Ueberraschung daö eigentliche Ziel, aus welches cs abgesehen war. Wie immer man sonst über die Stellung der Tabakinleressenten znr Frage einer ausgiebigeren Besteuerung deS Tabaks urlbeilen mag, daß sic sich über dieses änzlich verfehlte Verfahren beschweren, wird ihnen kiemand verargen können — Äehnliche Vorwürfe von Seiten anderer Industrien werden thcils heute schon laut, tbeilS wird man sic in Zukunft in noch weil größerem Umfange zu hören bekommen, wenn nicht bald die volle Klarheit über die von der Regierung angestrebtcn Bahnen verbreitet wird. Die Regierung kann sich über die Beunruhigung der Gemülhcr im Lande nicht täuschen. Man wird also vertrauen dürfen, daß sie tie nunmehr im Reichstage vorhandene Gelegenheit zur Kundgebung ihres wirthschastlichen Programm- nickt ungenutzt vorübergchen lasten werde. Noch schärfer äußert sich die „Nat.-Zlg.": „Aus dem Lande erhalten wir zahlreiche Anfragen, wie denn die augenblickliche Lage überhaupt zu begreifen sei, was der osstciöse Lärm eigentlich bedeute. Wir können dabei nur den Ausspruch eines Politikers citiren, der erklärte, daß er weder die orientalische Frage noch die innere Frage irgend zu verstehen vermöge, die orientalische Frage aber immer dock noch eher als die innere. Die inneren Wider sprüche in der Situation liegen offen. Vor einigen Wochen hat man Nationalftberalen Portefeuilles angeboten — heute denuncirt man sie der Be- völkerung als die wahren Störenfriede und Schadenstister im Reiche Man lärmt gegen die Nationaltiberalcn, west sie eine Enquete nur in beschränktem Maßstab zulasten wollen, während cs für Niemanden mehr zweifelhaft sein kann, daß es mit der ganzen Steuerreform für dieSmal wie der absolut nichts »st. Der Reichskanzler läßt nach seinem bekannten Wort alle Hunde los. die bellen wollen, aber wenn daS Gekläff zu Ende ist, we.ö dann? Die Steuerreform, die durchzusühren war und welche d>e Matricularbriträgc überflüssig gemacht hätte, wird zurückgewiesen und die Schat tenjagd nach Plänen betrieben, für di-, wie heute die Dinge liegen, nie und nimmer eine Mehrheit in, Reichstage zusammenzubringen ist. Der Reicks kanzler. der noch vor Kurzem die Absicht kund qab, sich von der Uebcrlast der Geschäfte zu befreien, stellt sich an die Stütze einer formell und materiell neuen Bewegung, von noch unfaßbarer, aber jedenfalls außerordentlicher Tragweite. Die materiellen Ziele jener Bewegung werven nur mit dunklen Worten angeveutct, dagegen beginnt man formell bereit- mit tobendem Ansturm den Angriff gegen Diejenigen, die man a!S ,,Feinde" bezeichnet. Die liberale Miltelpartci soll discrcditirt unv zer nichtet werden — waö hätte man. um eS an die teile derselben zu setzen? Welchen Vortbeil verspricht man der Nation von diesem allgemeinen Durckeinanderrühren der Parteien und Inter essen? Kann auS diesem Ehaos etwas Ersprieß liches herauSlominen und wer wird den Vorthcil ziehen? Etwa der Reichskanzler mit seinen teuerpläncn? Wird sich die deutsche Wähler schaft für die Ausbringung von ein paar hundert Millionen neuer Stenern begeistern lasten? Der Faden, der durch dicS Labvrinth führt, ist bis jetzt noch nicht aufgesnndcn. Die Verhandlungen, welche eben über Congreß und Frieden geführt werden, haben eine unverkennbare Achnlichkeit mit der Be handlungsart der inneren Fragen durch die Ossi ciösen Die letzten Beweggründe und Ziele bleiben verdeckt; man dreht sich m Aeußerlichkeiten herum und die Frage bleibt immer offen — gerade wie zwisckwn England und Rußland —, ob man nicht eben desivegcn zum Kriege kommt, weil mau den Frieden nicht gewollt bat." Tagesgeschichüiche Uederficht. Leipzig. >. Mai. Seit dem Bekanntiverden der päpstlichen En- cyklika ist man mit Recht doppelt gespannt daraus, etwaS Zuverlässiges über die angeblichen Ver handlungen zwischen Deutschland und der römischen Curie zu erfahren. Leider scheint die Regierung-Presse sür diese Angelegenheit gar kein Auge zu haben. Die „Nordd. Allgem Ztg." dcmentirt zwar heute daS Gerückt, daß der Baseler Professor Gelzer, dem bereit- früher Vcr- mitlklungSdicnste,! besonders zwischen Baden und Rom. nachgesagt wurden, für seine gegenwärtige Reise Aufträge von der deutschen oder der preußi schen Regierung erhalten habe, aber damit sind wir in Betreff der Frage, ob Verbandlungen über haupt geführt werden und welcher Art dieselben sind, genau so klug wie zuvor. Vor längerer Zeit wurde in anscheinend ossiciösen Notizen die als baldige Veröffentlichung des bei der Thronbesteigung Lco'S XIII. zwischen demselben und dem Kaiser Wilhelm stattgehabtcn Briefwechsels in Aussicht gestellt; auch bnse Veröffentlichung aber ist bis jetzt incht erfolgt. So ist mau ohne je>n Anhalts- punct sür die Beurtheilung der Gerüchte, welche von einer beabsichtigten Schwenkung, wenn nicht gar vollständigen Umkehr in dem kirchcnpolitlschcn Kampfe wissen wollen. Die Befürchtung, daß eS zu einem förmlichen „Gange nach Eanoisa" kom men könne, ist freilich, wenn nicht von vornherein, so zum mindesten angesichts der Encvklika Leo'S Xtll. ausgeschlossen. Selbst die „Kreuzzeitung" meint, die Encvklika zeige, „was man von dem Entgegen kommen emcS gemäßigten Papstes zu erwarten hat", und bezeichnet dies dahin: „Temperament, Mittel nutz Sprache wechseln, die Principien blei ben dieselben. Zwischen dem Staate, der Herr bei sich i»r Hause bleiben will, unv der Curie ist keineprincipielleVerständignngmöglich." Umso mehr aber fragt man sich, auf welches Ziel die angeblichen Verhandlungen gerichtet sind. Das erwähnte veutsch- conservative Blätt ist der Ansicht: „Der Staat muß selbst sein Verhältnis; zur Kirche regeln; aber er muß dies in gerechter Weise lhun und die inner- kirchlichen Verhältnisse unberührt lasten. ES ist dadurch nicht ausgeschlossen, daß vertrauliche Ver« Handlungen über einen geeigneten mmtw» vivvmtk der Reform der staatlichen Gesetzgebung voran»- gehen." ES wäre doch von Intereste zu erfahren, ob dies etwr die BasiS ist, auf welcher sich die von dem gegenwärtigen Minister des Innern am 22. März angekündigtc Beendigung de- kirchen- politischen ConflicteS vollziehen soll. Noch in der letzten preußischen Landtagsscssion wurde der Stand pilnct der Regierung dahin bezeichnet: eru «hat- sächliche Befolgung der Kirchengesetze durch d»e katholische Geiülicbkeit und dann Prüfumg der Frage, ob diese Gesetze irgendwie rcoision-dedüistlH seien. Nach dem Programm der „Kreuzzeltuna' würde die« Verhältniß gerade aus den Kopf gestellt werden. Bei den Dentschconservativen, die >a von der „Ungerechtigkeit" der Maigesctze längst über zeugt sind, kann dies freilich nicht Wunder nehmen: von der Regiernng aber kann man, so lange der Cultuöminiiter Falk ihr angehört, unmöglich an- „ehmen, daß sie ihre bisherige Stellung nut dem Standpunkte der Kreu^zeitungSpartei vertauscht haben sollte. In einem Artikel „Znr Eröffnung der Pariser WeltauSstellu ng" sagt die „Post": Paris eröffnet ein Fest deS Friedens und der Ver brüderung inmitten der schwersten Sorgen um den europäischen Frieden, vielleicht am Vorabend eine» großen Krieges. Französische Stimmen haben m lüngster Zeit der deutschen Regierung mit großer Lebbastigkeil die Pflicht zuweisen wollen, den euro päischen Frieden zu erhalten. Unter diesen Stimmen hat eine Aeußerung deS „Journal b«S DebalS" vom 18. April einen großen Eindruck aus uns gemacht, mit welcher dieses io angesehene Blatt erklärte, eS habe die orientalische Frage als das Gebiet b»- trachtet, aus welchem Deutschland und Frank reich zu einem Einverständnis, gelangen könnten, dar dem traurigen Swte», deS /lcgwobns zwischen beiden Nationen ein Ende macken würde. Hoch geehrt soll uns sein und wohlbedankt, wer diese« Gebiet ausfindig mabt. Aber aus dem letsig-n Stadium der orientalischen Frage »st dasselbe nickt zu finden. Unter den elnnchügen Politikern Deutschland- wird aber die Aeußerung des „Journal deS DebacS" vom l8. April nicht in Vergessenheit kommen. Wenn dieses Jahr wirklich den AnSbruch eines weltum fassenden Krieges sieht, so braucht dieser Krieg doch kein Weltkrieg, ke,n Krieg aller Völker zu snn. Deutsch-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite