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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187805279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-05
- Tag1878-05-27
- Monat1878-05
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1878
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»richclnl ILgUch früh 6»/. Uhr. Ktsattt«» «» »P«»««-, JvtzaumSqaffe 3Z -»rtt»-»,sr, t«r LcsacN»»! vormittag« l »—N Uhr. Nachmittag« 4—« Uhr. Nun *«la L»l, e der ftk die «Lchst- Nummer destimmk« träte an Wocheutageu bi« a Uhr Nachmittag«, a» S«m- «d Festtag» früh bi«'/.» Uhr. »» »r, M«tt, sk 1,s. Lml-d-r: Ott« Klemm. UmmrsttLtbstr. rr. Leut« L«fche,La1hari»mstr. 1S.P. «ur »»«^8 Uh« UtiMer Mgelilaü Anzeiger. ÖM« für Politik, Localgcschichtc, Hcmdclß- wd Gffchästkvnkehr. «»»«^ lL.L»«. Lbo»m»e«lmrri« vterirlt- mcl. Brinaerloha b ML, durch di« Po- bezog« « ML Jede einzelne Nummer r» Pf. velrgeremplar tu Pf. »ediwren für ErNadeuag» ebne Postdefürdrrung M LA. mit Postbeivrderung 4d ML Zufrretr Lgrsp PekUz«,k LÜ Pf. <Urü»«re Schnsten laut auf««» PreiSverzrichnlß — LadellarUcher Satz nach böherrm Lanf. «rclanr» »alte sr» »ebarNo^ßrtch die Spaltzrile 40 Pf. Inserate find stet« an d. Terrbttio» zu smden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahluna proaaawanwöo oder durch Postvorschuß. 147. Montag den 27. Mai 1878. 72. Jahrgang. Bekanntmachmq. Anweisung »ersehen worden, die in den .. . . öffentlichen Kenntniß und fordern alle hiesigen Grundstücksbesitzer auf, auch in ihren Gebäuden, Privatschleußen rc. für Beseitigung derselben besorgt zu sein und sich zu diesem Behuf entweder direct an rc. Röser oder unsere Marstall-Expedition, HoSpitalstraße L b parterre, wo Bestelungen entgegen genommen werden, zu wenden. Leipzig, den 25. Mai 1878. »er »ath der Stadt Letpzta. vr. TrSndlin. Lichorius. Zum Waisenfest < Hessestiftung) LtcnStag den 2tZ. Mai, Nachmittags von 2 Uhr an im Tivoli allhier sind Freunde, Gönner und Pflegeeltern unserer Waisen hiermit höslichst eingeladen von der «atsenhansverwaltung. Tagestz-rschichtliche Uebersicht. Leipzig. 26. Mai. Der RcickStag hat bisher niemals ein behagliches Stillleben geführt. Arbeitsvoller, mühseliger aber, al- diese letzte Session, ist kaum eine ihrer Vor gängerinnen gewesen. Und doch haben die Abge ordneten und mit ihnen daS Volk niemals mit ge ringerer Befriedigung auf die erzielten Ergebnisse bücken können, alS heute. Don größeren Aufgaben bat nur eine, diejenige einer Durchsicht der ge schlichen Bestimmungen über daS gewerbliche Leben, einigermaßen ihre Rechnung gefunden. Die da- Lehrlingswesen und die Arbeiterverhältnisse betreffenden Abschnitte der Gewerbeordnung sind unter Berücksichtigung der aus den detheiligten Kreisen laut gewordenen Wünsche einer maßvollen Umgestaltung unterzogen worden. Dagegen ist Ser Versuch, besondere Gewcrbegcrichte zu ersch ien, noch nn letzten Augenblicke gescheitert. Die cHewerbeordnungS - Novelle ist unter allen Um ständen eine dankenswerthe Frucht der parlamen tarisch« Arbeiten. Aber sie bildete nicht den Kern der Session. Eine ungleich umfassendere und tiefer- greifende Aufgabe war derselben gestellt. Die letz ten Jahre hatten in der bisherig« Organisation ö« Eenlralderwaltuna deS Reichs die bedenklichsten Mm und Mängel aufgewiesen. Einerseits «ahnte die andauernde Erschütterung der Gesund- beit de- Reichskanzlers, für den mit dem dereinstig« Hmscheiden der gewaltig« Persönlichkeit deS Fürsten Bismarck dem Reiche drohenden Verlust bei Zeiten m einer zweckmäßig organisirtm Bertheiluna der in dem Kanzler bi« jetzt zusammmgefaßten Uebcr- süile von Befugnissen den allein möglichen Ersatz zu schaff«. Andererseits drängten die finanziellen Bedürfnisse zu einem entscheidenden Fortschritte in dem inneren AuSbau de« Reichs. Die auS der Natur eines großen StaatSwesenS sich von selbst eigenen HülfSq Rothw«d,gkeit die Frage einer umfassenden Reform des Steuerwesen- im Reich und in den Particnlar floaten hervor. In diesem innerlich zusammen hängenden Problem der Organisation«- und der Steuerreform war der diesjährigen Session die «g«tliche Aufgabe gegeben. Nicht die Schuld des Reichstag« ist e-, daß sie ungelöst geblieb«. Die anfangs von der Regierung gemacht« Steuer vorlage« bezweckt« lediglich eine mit dem augen blicklich« Ausfall in dem Ertrage der Zölle und Verbrauchssteuern motivirte Steuererhöhung, nicht eine Steuerreform. Die vernichtende Kritik, welche an denselben in den Februar-Debatten geübt wurde, beantwortete die Regierung mit der schlecht verhüllt« Forderung deSTabakSmonopol«. Auch darin konnte für den Reichstag nur ans« Neue dieLnregung zu einer ablehnend« Kritik liegen. So war die Signatur der eben geschaffenen Session f NechtSanwaltSordnuna und Gerichtskostengesetze, ^ al» uothweudige Folgen der großen Instizgesetze, können ihr kaum al- Verdienst ang>.rechnet wer den — eine traurige Unfruchtbarkeit, Verbund« mit einer stet- wachsenden Uneinigkeit zwischen Regierung und Reich-tag. In letzterer Beziehung sollte noch im äußersten Augenblicke der Session allem Borangegangenen die Krone aufgesetzt werden. Der Verlauf der letzt« Sitzungen hat die schlimmsten Besorgnisse, welche sich an die Socialistenvorlage bmsicbtlich de- Verhältnisse- zwischen Regierung knüpft«, wohl einige Zuständigkeit der Schwurgerichte die Aburtheilung über politische Attentate und Gewaltthätig- keit« gegen Beamte in Au-sührung ihrer Amts pflicht zu entziehen, ist man jetzt mit der Aus arbeitung der entsprechend« speciell« Entwürfe beschäftigt. »en und ermaß« bc- Reich-tag rnttpst«, wohl eima schwichtiat. Aber die Zukunft unserer inneren Diuge ist heute dichter und trostloser verhüllt, al- je zuvor. Au- Berlin, 24. Mai, meldet die „Allg. Ztg": Der Koffer hat da- Evtlaffungsaesucd de- CultuS- minister- Kalk nicht zurückgennes«. Falk legte «ne Denkschrift über seine Stellung zur evange lischen Kirchenpolitik vor und macht sein Verbleib« vo« der Billigung derselben abhängig. Der Kaiser An ihrer Besprechung "der Socialisten- bedatte legt die„R. A. Z." besonder« Werth auf die Aufforderung ve- Abgeordneten v. Bennigsen » «m die Regierung, erst d«e bestehend« Gesetze aus reichend zur Unweuduvg zu briugen. DaS Blatt meint, die nationalliberale Partei habe damit „ein Engagement vollzogen, dessen bindenden Verpflich tungen sie sich nicht mehr wird entziehen können, ohne sich vor dem Lande für vollkommen bankerott u erNären." Die nationalliberale Partei hat noch niemals der Regierung, wo sie sich in der Anwen dung der Gesetze befand, ihre Unterstützung ver- agt; im Gegentheil, sie hat dieselbe stet- allen da* Staatsleben bedrohenden Gefahren gegenüber zur rücksichtslosen Anwendung der Gesetze aufgefordert. Wir müßt« also nicht, welche- neue Engagement die nationalliberale Partei jetzt eingegangen wäre. Wmn die „N. A. Z." etwa der Ansicht ist, daß die Partei nunmehr auch eine Handhabung der Gesetze decken müsse, welche sich bei Licht besehm alS eine Uebcrschreitung derselben Herausstellen würde, so befindet sie sich freilich stark im Irrthum Zu unserem Bedauern ist gestern unter den drei Mitgliedern der nationalliberalen Fraction, welche für daS Amendement Bescler gestimmt haben, irr- thümlich der Aba. Harnier ausgezählt. Herr Harnier hat sowohl gegen die Regierungsvorlage wie gegen den Befelerschen AbäuderungSantrag gestimmt. Dagegm stimmte der der naUonallibe- ralen Fraction angehörige mecklenburgische Abg. Moeller für da* Amcndcmeut Bffelcr. Die vom Untersuchungsrichter de* Stadtgericht« geführte Voruntersuchung wider Hödel ist, soiveit dieselbe den gegen den Kaiser gerichteten Mord versuch betrifft, nunmehr beendigt; die Acten werden auch der OberstaatSanwaltsckaft beim Kammer gericht zur weiteren Veranlassung in dieser Sache zuaehen. Nach den während der Voruntersuchung erfolgt« Ermittelungen in Bezug auf daS Atten tat ist nicht der geringste AnhaltSpunct für die Annahme vorhanden, daß noch andere Personen außer Hödel an dem Attentat direct betheiligt sind, und die Staatsanwaltschaft hat eL auch aus- gegeben, nach dieser Richtung hm weitere Ermitte lungen anstellen zu lassen. Dagegen sind dafür, daß Hödel den Mord schon einige Zeit vorher geplant bat, besonder« folgende drei Thatsachen durch die Voruntersuchung ermittelt worden. Ersten« hat, wie zeugeneidlich feststeht, Hödel in einer Volks versammlung, welche in Schkeuditz bei Leipzig stattgefunden hat, mehrere Sätze auSgesprocben, in welchen er seine „Feindschaft" gegen den deutsch« Kaiser hervorhob, ferner spricht er in dem an seine Mutter einen Tag vor dem Attentat gerichtet« Briese die Absicht auS, zu einer verhängnißvollm That zu schreit«; am gravirendst« sind seine be kannten Aeußerung« dem Photographen gegen über, wonach dieser mit seinem Bilde binnen Kurzem ein gute- Geschäft machen würde. Diese letzte Thatsache wird übrigens von Hödel zugestanden, mit der Motivirung, daß er bei dieser prahlerischen Aeußerung sich gar nichts gedacht habe. — Trotzdem daß nach den erwähnt« Ermit telung« da« Attentat ausschließlich von Hödel au-geaanaen ist und andere Personen daran nicht betheingt sind, daß da« gerichtliche Verfahren also mit besonderen Schwierigkeit« zur Klarlegung der Thatsachen nicht zu kämpfen haben wird, wird doch der StaatSgerichtShos die Sache an sich zieh« und seinem Urtheil-senate zur Aburtheilung zu- weisen. — Die Verhandlung vor dem StaatS- ««chtShofe wird voraussichtlich öffentlich statt find«. AuS Stockholm, 25. Mai, wird gemeldet: Der Reichstag ist heute ohne besondere Feier lichkeit und ohne Thronrede geschloffen worden. Die in da« Budget eingestellten Einnahmen und AuSaabm schließen mit dem nämlich« Betrage ab, zur Aufnahme der neuen Anleihe von 18'/, Mil lion« Kronen hat der Reichstag seine Zustimmung ertheilt. Der französische Minister der auswärtigen An gelegenheiten, Waddington, ist am Sonnabend Morgen auf einem Spazierritte mit dem Pferde gestürzt und hat dabei einige «mig erhebliche Eon tusionm erlitt«. In der spanisch« Provinz Geronna ist von etwa 30 Individuen, angeblich Republikanern, der Versuch gemacht Word«, eine aufständische Be wegung bervorzurufen. Die Ruhestörer werden eifrig verfolgt. I» dem ganzen übrig« Eatalonien herrscht vollkommene Ruhe. Au- Petersburg meldet man: Nachdem von der Regierung die Nothweudigkeit anerkannt, der Landtag. — ek. Dresden, 25. Mai. Die heutig Sitzung« der Ersten und der Zweit« Kammer boten außer einzelnen Episoden kein hervorragende* In» teresse dar. Die Erste Kammer setzte die gestern abgebrochene Berathuna des revidirt« Einkommen steuergesetze- fort, dessen erste 13 Paragraph« gestern angenommen wurden, wie Die- die Depu tation-Majorität vorgeschlagen hatte. Heute kam man bi- zu tz. 33, dem ebenso wie den vorher gehenden im Sinne der Deputation zugestimmt wurde. Der Referent Kammerherr v. Erd mann-- dorff war beute ganz wider seine sonstige Ge pflogenheit auffällig undiSponirt, um nicht zu sagen zerstreut, wie denn die ganzen Verhandlungen, bei denen immer und ewig die Grundsteuer daä A und daS O bildete, überhaupt nicht« weniger als an regend waren. Um so auffälliger erschien eS, daß genannter Referent sich gelegentlich eine- Ver besserungsantrag« deS Bürgermeisters Martini zu 8- 27, betr. die Wahl der Mitglieder der Ein schätzungscommission, der Waffe der Malice bediente. Erwähnter Bürgermeister hatte nämlich, weil die Deputation die Hälfte dieser Mitglieder vom Stadlrath und die andere Hälfte von den Stadt verordneten gewählt wissen wollte, unter Hinweis daraus, daß Meißen und Plauen einen beide Eor- porationm in sich schließend« Gemeinderath be sitzen, für die gedachte Wahl eine ergänzende re daktionelle Aenderung beantragt, die auch An- nähme fand. Antragsteller hatte dabei die Worte gewählt: „in Städten, die ein« Gemeinderath vesitzen". Diese Ausdrucksweise wurde vom Ober bürgermeister vr. Stübel bemängelt; eS müsse heißen: „die unter einem Gemeinderathe stehen", waS jedoch Bürgermeister Clauß in völlig zu treffender Weise alS auch nicht der tatsächlichen Sachlage entsprechend bezeichnete. Die Stübel'sche Fassung wurde jedoch von dem Antragsteller und der Kammer acceptirt. Kammcrherr v. Erd- mannSdorff konnte sich in seinem Schlußworte nicht entbrechen, dm wohlfeil« malitiösen Witz zu ! machen, man habe auch sagen können „in Städten, die sich eines GemeinderathS erfreuen." Es wurde I heute überhaupt viel Silbcnstecherei und Wort klauberei executirt. Beendet ward die Berathung noch nicht, sondern bei tz. 34 abgebrochen und aus Montag Vormittag 10 Uhr vertagt. Die Zweite Kammer überwieS zunächst heute m Vorberalhung das dem Landtag neu zugegangene kgl. Dccret, betreffend einen Nachtrag rum Budget de« StaatSauswandes Abtheilung 6 (Departement der Justiz) auf die Jahre 1878 und 1879 — durch dasselbe wird infolge Nebernahme der Schönburg- schen Gerichte gemeinjährig ein Zuschuß von 29,513 Mark gefordert — der Finanzdcputation ur Berichterstattung und beendigte sodann die öerathung über daS AuSgabebudqet betr. Ministe- sterium de- Innern. Eine größere Debatte ent stand zunächst bei Pos. 22 cl (Aufsicht über Fabriken und Steinbrüche, sowie für technische Beaufsich tigung von frage Schn daß die Mitglieder der in ih Sachsen zugelaffenen Dampskesselvereine von den regelmäßig« Revision«, nicht aber von den An lagerevisionen befreit seien. Gegen die Höhe der Revisionsgebühr sprechen Ullrich, Roth und Grahl. Uhlemann erklärt, die entfernt wohnenden Dampfkesselbesitzer würden durch die Revision-Vereine mehr geschädigt al- gefördert. Bunde ist gegen eine Beseitigung der Gebühren, die Revision« soll« dem Staate kein Geld kosten. Schreck: Der Staat habe allerdings da- Recht, Hebelgriffen seiten* der Steinbrucbbesitzer zu be gegnen, aber durch die Art und Weise, wie daS namentlich seiten- de- Finanzministers geschehe, werde vielfach in Privatrechtc eingegriffen. Der ausgestellte Hochuferplan hat den Zweck, die fernere Errichtung von SteinbrUch« und Schutt halden zu hindern, dock verletze derselbe in mehr- sacher Beziehittia daS Eigenthum der Adjacmtm. Er bitte daS Ministerium de- Innern, den Hoch ufer-NormirungSplan, insoweit bei deniselbm Privat rechte in Betracht komm«, nochmals in Erwägung zu zieh«, auch von Zeit zu Zeit feststellen zu lass« inwieweit da« Eigcnthum der Abjacent« aus da Uferland sich erstrecke. Minister v. Nostitz Wall Witz: Bisher sei nur immer darüber ge klagt Word«, baß die Regierung nicht scharf genug argen die SteindruchSbesitzer vorgehe. Angenehm sei ihm die Aussprache Schreck'-, welche beweise, daß die Frage eine schwierige sei. Der Stand punkt der Regierung sei, daß Niemand berechtigt sein könne, fern Eigmthum so zu gebrauch«, daß dadurch ein großer Berkehr-wea. wie der Elbstrv« gefährdet werde. (Sehr wahr!) Zu Pos.24, Medicinalwesen befürwortet St arke- Mrttweida die Ausbildung von Heilgehülf« und spricht sein aufrichtige- Bedauern über da- Berhalt« de- Leipziger ärztlichen Krei-verein- zu dieser Frage auS. Er verliest den Schluß de- betr. PrvtokollS de* Leipziger Krei-vereiu-, wo selbst eS heißt, der Verein habe die ständischen Be schlüsse emeS näher« Eingehens nicht für würdig erachtet. Redner beantragt gemeinschaftlich mit mehreren anderen Deputat,on-mitgliedern, d,e Re gierung um Erwägung darüber zu ersuchen, ob e- nicht zweckmäßig sei, für die Heilgehülf« bestimmte Bezirke anzuweffen. Scheller ist der Ansicht, daß die chemische Centralstelle für öffentliche Gesundheitspflege dem darauf verwendeten Auf wand bezüglich ihrer Erfolge nicht entspreche. Der Antrag Starke wurde gegen Stimm« angenommen und die einzelnen Positionen alle iu gewünschter Höhe bewilligt, auch die Regierung bei Pos. 24 ä ermächtigt, Bezirksthierärzten nach 15- jähriger Dienstzeit StaatSdiener - Eigenschaft z» verleihen. Die nächste Sitzung findet Montag Abends K Uhr statt, und wird in derselben die Schlußberathung vorgenommen über den Gesetz entwurs, betr. die Besteuerung de* Gewerbebetrieb« im Umherziehen. Gelegentliche vemerkunge« an 2 Ltzcrnobe«»«». Ouvertüren zu Opern schreiben scheint al« etwaö einer gewissen Richtung Feindliche- ange sehen zu werden und wohl mit Recht. Eine wirk lich künstlerisch gehaltene Ouvertüre, nicht jene Potpourri-, die man dafür auSgiebt und gang und gäbe sind, erfordert die Kunst der oraanffchc» Tbema-Entwickelung. während die bewußte Richtung lose- Verwenden von Formeln liebt. Der Mang« an Uebung in der Instrumentalmusik, beruhend eben in der fehlenden Begabung dazu, kann aber den Opern-Componisten leicht dahin führen, den 'elbstständigen,^vom TextauSdruck unabhängig« en. Aller- etwaS ganz Singstimmm e, nun aufgegeb«, statt dessen functionire eine Art von musikalischer Deklamation, illustrirt durch daS Orchester, namentlich auch vermittelst ewisser immer und immer wiederholter stereotyper formeln. Darum wird die Textdichtung so weit außg. dehnt, erhält eine solche Anlage, daß sie zur stkalffchen Concentration gar nicht befähigt ist. Durch eine solche Zwitterschopfung wird aber die Gefahr heraufbeschworen, nach beiden Seiten hiu anzustoß« und weder Dichter „och Musiker zu be friedigen, wie die- auch tatsächlich der Fall ist. Welches Mißverhältniß zwischen Orchester «ad GesangSpersonal! In Ersterem sind alle Effecte massirt, namentlich die gewaltigsten der aiebt e- weder Blechmafl« gehäuft, und Dem gegenüber giebt e- weder EHSre noch Ensemblesätze, ja, ein ganzer Act ist au-gefüllt von einer männlich« und emer weiblichen Stimme. — Allerdings ist e- möglich, mit dies« Orchester mitteln gewisse Klangeffecte zu erziel«, ganze Harmoniereihen mit einer Klangfarbe au-zusüü«, und für allerlei äußerliche Malereien mag da* ganz gut zu verwenden sein, aber wenn auch dem Einzel- efang gegenüber, der doch allein stattfindet, solche Nechmassen zur Illustration diene« müssen, so ruft da* den Vorwurf der Uebertreibung hervor, der monotonen Uebersülle, welche freilich ,n der vollständig unmotivirten UeberwucherunadeS Or chester- über die Singstimmm wurzelt. Mit welch geringeren Mitteln wußten andere Operncompo^ nisten dem menschliche Herzen viel näher stehende Vorgänge wahrhaft musikalisch zu schildern! — Die Kraft lag aber in den Gedanken selbst. Diese Anwendung massenhafter Instrumentation ist iudeß da- Einzige, was an die neuere Zeit rrinnert; der Bocattheil mit seinem Mangel an jedem stimm lich« Zusammenklang weist auf eine gänzlich primitive Musikgeftaltuna hin, der wir doch längst entwöhnt sind. ES ist Die- nun allerdings em« höchst bequeme Arbeitsweise, die aber unausbleib lich eine Motonie zur Folge hat, die dm Hörer in dm weit geöffnet« Rachen der Langweile zn versenken droht. Die stereotype Wiederholung ge wisser Kvrmeln ist übrigen» eine der pedantischst« Ideen, wmn sie im Uebermaß Anwendung findet, und von höchst zweifelhafter Wirkung. Wenn zwei Personen nun ein ganzcS Dutzend Seit« mit einander in solcher Weise conver- siren, nirgends eine Abwechselung eintritt, wmn die bi* zum Aeußersten auSgesponnenen Einzel red« ganze Seit« au-füllen, so muß de* Hörer- Aufmerksamkeit erlahm«, dem Musiker aber, welcher die mit dem Reiz der Mannichfaltigkeit geschmückten und doch auf- Tiefste gehend« Leistungen anderer Eomponistm dagegen hält, muß da- angeblich Neue al- ein arger Rückschritt er- schein«, der aber ebe» nur dnrchau- vergänglicher
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