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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187805287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780528
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-05
- Tag1878-05-28
- Monat1878-05
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1878
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UmverMrsstr. rr, Loais Lösche, »atharweastr. 18^. mer bis Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichtk, Handcls- md EcfchäMcrkchr. kkuflaxF 15,500. hd-onementoprft» viertelt. 4'/-Mr.. incl. Vrnraerlohn d DÜ., durch dlt Post bezog« 6 SN. Jede cmzelne Nummer 28 Pf. Belegexemplar 10 M Gedllbren für Lxrradetloge» ohne PostdeUIrderung 3« ML mit Postbeiörberung 4L M? Z»lrrate Lgesp Pctttzeil« 20 Pf Grössere Schnftea laut mrseam PruSocrzeichniß — Tadeüarchher Satz nach höhere» Lauf, Le> Ia»e» u»ter de» »edar1t»,ißchtz die Spallzeile 40 Pf. Inserate sind stet» an d. «rpedttt», zu senden. — Rabatt wird mcht geaedeu. Zahlung praonumoraaäa durch Po ' ' oder ßostvorschntz. 148. Dienstag den 28. Mai 1878. 72. Jahrgang. Bekanntmachung. Lorbehältlich der Zustimmung der Herren Stadtverordneten baben wir die zum Ver sauf an- freier Hand au-gebotenen Plätze Nr. 1, 8 und 8 an der Kleinen Burggasse und Harkortstraße, Nr. 33, 34, 88, 36, 87 und 38 im Block UI de- nördlichen Bebauungsplans ,»«geschlagen, was wrr. zugleich in Beantwortung der diesfalls an uns gerichteten An fragen, den nicht berücksichtigten Bewerbern hiermit bekannt machen. Leipzig, den 37. Mai 1878. Ger «attz per Stadt Letpzts. ! vr. Tröndlin. Kretschmer. Bekanntmachung. E» sollen in der Berliner Straße zwischen der Eutritzscher Straße und etwa 330« östlich der Blücher- kraß« circa 606 lfd. Meter Granitschwellen angeliefert, gelegt und an einen Unternehmer in Accord ver dungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserem Bauamte, Rathhaus, 3. Etage. Zimmer Nr. 1, auS und können daselbst eingesehen resv. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schwelenlegung in »er verliner Straße" versehen, ebendaselbst und zwar bis zum 31. Mal d. I., Nachmittags 8 Uyr, einzureichen. Leipzig, den 33. Mai 1878. Ger «ath »er Stapt Leipzig. vr. Tröndlin. Danaemann Bekanntmachung. In Gemäßheit von 8- L der Instruction für die Ausführung von Wasserleitungen und Wafferanlagen in Privatgrundstücken vom 7. Jul, 1868 bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß der Klempner Herr Carl «Luther, in Firma F. A. Schäfer Nachfolger, Nordstraße 3 zur Uebernahme solcher Arbeiten bei UN- sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vor richtungen nachgewiesen hat. Lewzig, am 81. Mai 1878. Ger «ath »er Stapt Leipzig. vr. Tröndlin. Harrwitz. Bekanntmachung. ES soll in der Berliner Straße von der Eutritzscher Straße biS 330» östlich der Blücherstraße die Fahr bahn gehoben und die Pflasterung mit bossirten Steinen, sowie gleichzeitig die Mosaikanpflafterung hergeftellt und an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserem Bauamt, RathhauS, 8. Etage. Zimmer Nr. 1, au» und können daselbst eingesehen, resv. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: Pflasterung in »er Berliner Straße versehen, ebendaselbst und zwar bch zum 31. Mai dS. Is. Nachmittags 8 Uhr eizureichen. Leipzig, am 23. Mai 1878. Der Math Per Statzt Leipzig. vr. Tröndlin. Wangemann Bekanntmachung. wegen Reinigung der Lokalitäten der sog. grotzen AathSstu/e auf dem Nachhause bleibt dieselbe Freitag, »e« »1. P. M., gefchlassen. Leipzig, den 27. Ma, 1878. Ger «ath Per Statzt Leipzig. vr. Tröndlin. Mefferschmidt. >aber «ne in Wahrheit seit etwa anderthalb Jahren tiefgehende principielle Differenz zwischen enpolittschen Anschauungen de- Königs und dl Kulturministers herausgedUdet und zu Schärfe zr de. ft. neter, früh: 1'. , loco ii»I ch-galizischei! 310—M /I do. gering«! loco hiesiger! >38-143 / bez. n. vr, hiesige U<> tter- 130 bs 160-180/> de», u. vr. 1S8-M/! f u. Br., h«. 138—140 / ach Qualitti 136-138/ 186-1-0/ de», u. vr. S8',.XH«.I > ohne stich lpril S4.rv/ 4 bez. e Faß m »c, 81.80 l Selb, 13. Mi loc» 3.10 /! Seid, nmehi Ar. 00 tr. I B 4 /4, Nogge» verband, M ach loc, U«I ocolS/lLrl Zmtcka». ramm. den Ta-es-rschichUiche Ueberficht. Leipzig. 87. Mai. Uebcr da- RücktrittSgesuch deS Cultusministers stalk bringt der „Hamburger Correspondent" folgenden sehr bezeichnenden und beachtenSwerthen Artikel: all sei- trüge- ch zu erweisen. AlleS deutet darauf hin, daß die m nu-sicht genommene Ernennung der Hofprediger Kögel und Stöcker zu Mitgliedern des Evangelischen Oberkirchenraths, welche zu contrasigniren vr. Falk Anstand nehmen mußte, nur den letzten Anlaß zur Einreichung de- EntlaffungSgesuchs gegeben hat, daß ren sich den denen nnmer zugespitzt hat, eine Differenz, deren chung unmöglich erscheint. Der König, der dre grundsätzlich« CultuSverwaltung deS vr. stalk. namentlich durch die angebliche Begünstigung der Simultan- und konfessionslosen Schulen die religiöse Volksbildung für bedroht erachtet, soll sich bei der größt« persönlichen Anerkennung der Neber- zeugungstreue feine- Ministers vollkommen klar darüber ausgesprochen haben, daß es sich bei ,m «ne der dem EultuSminister um die tief ste« persönlichen Neberzeugungen, um Gewissen-- fragen bandle, über welche em Pactiren der Natur s der Sache nach ausgeschlossen sei. Man erzählt, daß auch der Minister in seinem Entlassungsgel uche und eine« später eingeforderten Memoire diese principielle Seite der Sache mit ver ihm eigenen logischen Klar heit entwickelt habe. Liegt aber dte Sache so, dann erscheint auch ein nachhaltiger Ausgleich nicht möglich. Alles, was geschehen könnte, würde die principiellen Gegensätze, um dre eS sich hier handelt, nur sympto matisch und auf Zeit zurückdrängen oder verschleiern können. Bei Männern von der Art deS Kaisers und de» Ministers, bei welchen das Gewissen in so auS- ausgeprLgter Weise die Linie ihres Handelns be stimmt, ch nickt darauf zu rechnen, daß bei der Fortdauer deS Bewußtsein- eine» ihre tiefsten fitt lichen Motiv« beherrschenden Gegensatzes, der Eine das vertrauen, der Andere die Freudigkeit, ohne welch« ein gedeihliches Zusammenwirken mcht möglich rst, dauernd wiedergewmnen könnten. .. Wa» man auch an dem preußischen Parlament««/ muS auSzusetzen haben mag, jedenfalls ist er ein poli tischer Factor, ohne welchen kein Ministerium fertig »erden kann. Für die jetzige Regierung bildete vr. Kalk unbestritten den polltischen Schlußstein. Einerlei, »d mit ihm die Herren Friedenthal, Leonhardt und Hobrccht gleichzeitig auSscheiden oder nicht, die Fär bung de» Ministeriums muß mit absoluter Noth- weadigkeü durch Falk'- Ausscheiden ein« Nuance nach recht» annehmen, wer immer auch snn Nachfolger Für ein Ministerium die Itajorität im Al werden wird. ist aber eine Majorität im ieser Färbung bgeordnetenhaus« nur „Hindoo" st! bernian" »«»I etroffen: i» r „Der", ve» urr.-Damvw nion Dampf« Hoffnung: i LUY os M» /8.) der HnE aentina" veß nter- m Ms er „Camerou l ^ Zunächst neu« Aerhandtunaen lv»t Rom Uh«« unter welch ungünsÜMi, Eonstella- >onen! Ro« »nß sehr genau, ob man es braucht. Der Preis das Friedens wird ein sehr hoher sein. Was liegt der Tune an den Verlegenheiten eures preußischen Ministeriums? Sie wird die principielle Umgestaltung der Maiaesest« verlangen. Diese aber lacht gegen dir Lebensvedingungen des preußischen ftutteS. Das Gtaattkirchenrecht Preußens ttägt da- e des vr. Falk unauslöschlich an sich. Jeder es zu tilgen, mutz mttzlingen. Denn im nde ist dies Gepräge nicht Falkisch, sondern bisch, »r. Falk ist auf diesem Gebiete ein Typus, ist ein« Jncarnation deS specifisch preußischen, otestantischen Geistes. Und nun denke Man fick den Rückschlag auf die lrmmung in Preußen! Es giedt hier sogenannte »nservattv« genug, welche dte Achseln zucken und een: was bedeutet uns Falk? Sie verwesten dar- f, datz wir schon einmal einen Eonslict gehabt !»en, ohne daran zu Grunde gegangen zu sein, »llein es lohnt kau« der Miihe, auf di« Unterschiede d>« Jetzt und Damals hinMwesten. Damals ein« roß? Idee, die endgültige Auskämpsung der deut ten Frage und die entsprechend« technisch unan- "ire Organisation der. Armee, ohne welche Deutschland nicht zu constituiren war. Heute die Re gierung im Kampfe gegen eine ebenso große Idee, )ie Selbstständigkeit des Staats der Kirche gegenüber. Denn dahin würde doch die Regierung unausweichlich getrieben werden. Man sagt unS, kein einziger un trer Minister will daS. Daran zweifeln wir gar nicht. Aber sie werden es wollen müssen, oder sie werden dieselben Wege gehen, die jetzt der Kultus minister geht. Es ist möglich, daß der Weg zu dieser Zuspitzung bis zum Conflict noch durch viele Zwischenphasen geht. Man wird parlamentiren, zaudern, zu ver söhnen und zu mildern suchen. Aber leider steht zu fürchten, daß die Logik der Thatsachen mächtiger sem wird, als der gute Wille der Menschen. Am aller wenigsten liegt eS in der Absicht deS Kaiser-, den Weg de- Conflicts zu betreten. Möchte es ihm be- schieden sein, FriedenSwege -u finden und unser Volk die friedlichen Bahnen zu führen, die er mit seinem milden Herzen so gern wandeln möchte! Nach der „Rat.-Ztg." scheint bezüglich drS Rück tritts deS CultuSmmifterS die angebahnte Ausglei chung der Differenzen erfreulich sortzuschreiten, doch werde eine endgültige Beilegung der Sache nicht vor der Rückkehr deS Fürsten BiSmarck nach Berlin zu erwarten sein. — lieber die Reisepläne deS Letzteren steht noch nichts Bestimmte- fest. Nur so viel hört man mit Gewißheit, daß der Fürst vor dem Antritt der Badereise einen kurzen Aufent halt in Berlin nehmen wird. Es ist zu erwarten, daß dies vor der Abreise deS Kaisers nach Ems geschieht. — Auch die übrigen preußischen Minister werden nun der Reihe nach ihre Bade- und Erholungsreisen an- treten. ES Hertzt indessen, die Minister würden in diesem Jahre früher als sonst nach Berlin zurückkehren, weil umfassende Arbeiten für die nächste LandtagSsession in Aussicht genommen wären und eS überdies im Plane liege, gegenüber dem selten großen Arbeitspensum, welche- der Landtag erledigen soll, die Session zu einem mög lichst frühen Termin zu berufen und wenn irgend thunlich, jede« Zusammenwirken mit dem Reichs tag zu vermeiden. Diese und ähnliche gute Vor sätze sind freilich nach dem Schluffe jeder Paris- nlentscampagne hervorgetreten, bisher aber nie mals verwirklicht worden. Die „Nat.-Ztg." bemerkt, daß die Verhandlungen im Reichstage eine ernstliche Warnung für die Socialdemokraten sein müßten, sonst werde der dieSmat noch zurückgehaltene Schlag sie ein andere- Mal mit um so größerer Wucht treffen; wenn die Socialdemokraten selbst nicht Wandel schaffen, so werde der Staat sich sein Recht zu wahren wissen. Der Kaiser hatte, wie verlautet, ursprünglich persönlich den Wunsch gehabt, die diesjährige Session des Reichstage» m Person zu schließen, um vom Throne noch einmal seinen Dank der deutschen Nation für die anläßlich de- Attentats ihm an- allen Theilen der Bevölkerung zuge kommenen Glückwünsche und andere Zeichen der Theilnahme a«-zusprechen. Wenn Hers Hofmann den Dank de- Kaiser- und der verbündeten Regie rungen dem Reichstage für feinen großen Elfer au»sprach. so batte der Reichstag insofern vollen Anspruch daraus, als er vyn allen bi-her taaeupen Reich-tagen die größte Anzahl bearbeiteter Druck- sachm, uämlich 28 S aufzuweisen hat, und, wa- seine 56 Plenarsitzungen anbelangt, nur von dem Reichstage 1875/76 mit 61 Sitzungen übertroffen wird. Es ist bemerkenSwerth, daß auch au- Elsaß Lothringen und zwar nicht nur von dert ein- aemandertcn Dentschen,-sondern auch von selbst ständigen Corporationen de- Reichsland«- dem Kaiser anläßlich der Vereitelung de-Rttentat- die herzlichstun Glückwünsche übermittelt worden sind. Sofort nach dem Attentat hat sich u. N auch der autonomistische Reich-tagsabgeordnetc Bergmann i» da- im Vorzimmer de» Kaiser» austiegeude Buch eingezeichnet. NachAeußerungen socialdemokraiischer Reichstags abgeordneten soll in London, fall» die socialistisch« Presse io Deutschland unterdrückt werden sollte, ein socialistisches Wochenblatt speciell für die Vertretung der deutschen Socialbemokratie gegründet werden. Wie das „D. MtgSbl." hört, bleibt Gras Stol- berg in Wien, biS die zur Zeit schwebenden Ver handlungen wegen deS Zusammentritt- de- Con« gresses zu einer Entscheidung nach der einen oder andern Richtung geführt haben, lieber den Nach folger deS Grasen auf dem Wiener Botschafter- Posten ist eine Bestimmung noch nicht getroffen. Jedenfalls aber scheint es sicher, daß Gras Watdersee nicht der Auserkorene ist. Die Socialdemokraten Berlins — so melden dortige Blätter — hatten am Sonnabend Vormittag eine Versammlung einberufen, welche in dem großen Busse'schen Bierlocal am Moritz platz abgehalteu wurde und ungefähr um die Zeit begann, als die Glocken zur Kirche riefen. Herr Motteler, Derjenige, zu dessen Vortrag die „Ge sinnungsgenossen" emgetaden waren, ist den Kirchen nicht freundlich gesinnt. „In den Kirchen wird auch gegen den SocialiSmnS gepredigt", meinte er, „und woher nehmen die Prediger den Muth dazu? Weil dort Niemand nach solcher Rede dem Geistlichen zurusen kann: Ich bitte um- Wort!' Der kleine sehr geckenhaft gekleidete Mann, er trägt ein hübsch bunt gemusterte« Hemd und goldene Schnallen auf den Schuhen, förderte eine Anzahl neuer Phrasen, die nun wahrscheinlich in das Lexi kon auch der anderen jüngeren und älteren Agita toren Aufnahme finden werden, zu Tage. Die Socialdemokratie, rief er, findet sich nicht wohl am murmelnden Bächlein, am sanft dahingleitenden Zluß; die Socialdemokratie sieht viel lieber die lösende und brüllende Sturzwelle herankommen, um sich, dem kühnen und geschickten Schwimmer jleich, auf ihrem Rücken tragen und halten zu affen. Deshalb hat sie keine Furcht gehabt vor »em gegen sie versuchten Attentat, welche- im Reichstage durch da- Ausnahmegesetz ihr angethan wurde. Die Socialbemokratie kann muthvoll hin- unterdlicken in die vor ihr geöffneten gähnenden Abgründe und ihren Engeln vertrauen, den Engeln allen Recht» und aller Freiheit; diese Engel wer den, dcclamirte Redner nach einer bekannten Bibel stelle, „diese Engel werden darüber wachen, daß sie die Socialdemokratie) ihren Fuß nicht an einen Stein stößet". Herr Motteler unternahm eS dann auch, die Art deS Herrn LaSker zu sprechen nach zuahmen, indem er reproducirte, wa- dieser Abge ordnete gesagt, indem er da- AgitationSshstem der Socialdemokrntie als besonder- gefährlich bezeich nete. „Ja, ries Herr Motteler, wir legen die Finger in die Wunde, aber da- ist nur deswegen so schmerzhaft, weil der gegenwärtige GesellschastS- körper so unzählig viele Wunden trägt. Die Anderen wollen diese leiblichen Wunden durch geistlichen Balsam lindern, wir sind für die na türliche Hcilart: Gleiches mit Gleichem zu curi- meine Herren, die Regierung hat bereit» im Ministerium de- Innern eine Liste ansertigen lassen, eine Liste derjenigen socialbemokratischcn Blätter, welche jetzt unterdrückt werden sollten" — Pfui, Pfui! — schrie hierauf ein halbwüchsiger Bursche. Der überwachende Lieutenant ließ sich «ber in diesem Falle sofort den Namen de- Cla queurs seststellen und eS wird diesem Socialdemo- kratenlehrlina vielleicht klar gelegt werden, daß auch ein „Pfui!" zum Verhängnitz werden kann, „wenn wilde Kräfte sinntoS Watten". In der letzten Versammlung der christlich- socialen Partei aab Hofprediger Stöcker die ErNärung ab, daß seine Partei dem Socialisten- Gesetz in der von der Regierung beliebten Form nicht beistimmen könne und sprach sich für Beibe haltung des allgemeine« und direkten Wahl recht- au-. Die hochofsicivfe Wiener „MontagSrevue" meldet, daß über den Inhalt der zwischen Schuwalofs und SaliSbury gepflogenen Besprechungen weder von Seiten Rußland- noch England- Mlttheilunaen an die übrigen Mächte gelangt seien, deren Zu flimmung zum Congreß jedoch sicher sei, sobald da- günstige Resultat der Mission Schuwalofs'» außer Z,veifel stehe. Londoner und Petersburger Nachrichten gestatten die Annahme, daß weitere Verhandlungen angeknüpft wurden, welche Tchu- walosi veranlaßten, trotz seiner weitgehenden Voll warten lassen und widersprechende Nachrichten umlausen. AuS Orsova, 25. Mai, wird berichtet: Heute Mittag haben 140 Mann de- hier stationirten Regiments SokcsevicS die Douauinsel Ada- kaleh besetzt, nachdem die türkischen Truppen das Fort vollständig geräumt hatten. Der hiesige Stuhlrichter ging evenfall- hinüber. Die türkische Besatzung zählte 600 Mann und schiffte sich mit tels Dampfer ein. Au» Wien, 2s. Mai, medet die „Post": Neuer lich aufgetauchte pessimistische Gerüchte werden von guter Seite für unbegründet erklärt. Der Zu sammentritt des CongresseS wird positiverwar tet. Rußland hat unlängst der österreichischen Be setzung Adakalch'S zugestimmt. Die in der Jnselscstung befindlichen Kanonen werden österrei chischer Bewachung übergeben; die türkische Gar nison wird donauauswärt- nach Bosnien einge schifft. Der nächst Orsova die Eisenbahn entlang gelegene bisher neutrale Landstrich wird ebenfall« von Oesterreichern besetzt. In Paris hegt man noch die Hoffnung, den Besuch eines Mitgliedes der kaiserlich deutsche» Familie bei der Weltausstellung zu erreichen, für den iFall, daß ,die »rieatalischc Frage sich in Gleichem zu curi- ibr^>. sinnlichen Tendenzen dauernd erhalte Man reu. Die leibliche Magenfrage läßt sich mcht mit mmmt an, daß dann entweder Prinz Karl »der himmlischen Tröstungen sättigen. Die Socialdemo-! Prinz Georg nach Pari- kommen würde, kratie hat keine Furcht Sie wird sich den durch ^ ^ ^ da- Gesetz gezogenen Grenzen fügen, wie sie sich seither ihnen gefügt, sie wird innerhalb derselben ihre Ziele erreichen; und wenn diese Grenzen enger gesteckt werden, dann wird auch sie. die Socialdemo- kratie ihre Kreise verengern und immer vorsichtiger und ruhiger in ihnen wandeln, bis ihr Tag ge kommen ist, bi- sie rufen kann: Vorwärt«, die Feinde fliehen, und sie bewegt sich doch!" Die Rede deS Herrn Motteler fand, besonder- bei den Lraftstellen, den üblichen Beifall. Aber es genügt den GesinnungS-Genoffen bekanntlich nicht nur da- „Bravo"; es giebt auch eben so eifrige „Pfui" - Rufer, die genau darauf zu achten haben, wenn der Redner gewisse Beschuldigungen oder auch nur Verdächtigungen gegen die änderen Par teien oder die Regierung vorbringt, um die Wucht dieser Anklagen durch da- betreffende möglichst laute „Pfui" der allgemeinen Verachtung zu em- Herr Motteler erklärte: „Ja denken Sie, ava«" versendet die Nachricht, daß sich die erfokate Verständigung zwischen England und Rußland bestätige und daß der Erlaß der Einladungen zum Congreß in Ber lin erfolgen dürste, sobald die Zustimmungserklä« rungen der Mächte, von denen diejenigen Oester reich-, Italiens und der Türkei noch im Rückstände seien, auch eingegangen sein würden. Letztere dürften voraussichtlich schon bi- moraen vorliegri Nähere- Über die Grundlagen der englisch-russischen * Verständigung und Über die Formel für die Ei, ladung zum Congreß sei noch nicht bekannt. -Au« London, 26. Mai, meldet man: Die gestern coursirenden Gerüchte von beabsichtigen Veränderungen im Cabinet werden von dem „Observer" für unwahr erklärt. Der Staat* secretair des Kriege-, Lord Stanley, hat an dem gestrigen CabinetSrathe nicht Theil genommen. Abweichend von den au- Pari- verbreiteten Na<!> richten will der „Observer" wissen, daß bezüglich
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