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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187808210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780821
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780821
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-08
- Tag1878-08-21
- Monat1878-08
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1878
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—— l. »XI«»». >. l. l. i. » » i. U.M.» « a. ll. r. I. ..1vr,S0!-Ü r. r. r. r. i». r. 1. » ?. t3«X>^ ML w.o.xl/1'zl ».6.pl/4-7l m.Ü.xl/l'-Sj l. I»0vl, ! ».0^1/l«. j. i ».^y, fplfl». 17.L4.80i« L* «0! .v. ,. 6. e V. ».0 Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lesattt»» »ad -rpcbttto« Jehauuivgasi« itS. HrM»»r, »er »r»«6^i Sormntag? lu—12 Uhe. -tachunttagS 4—« Uhr DuiLdmr der für dir näitfft- «lqnidc Nummer desttmmrrn t?icnuc an »iiiochnttagtn dto r lltzr Nachminaao. an Sonn- wt Krsttagen früh dis '/.v Uhr. z, »c» KMe» för Zos.-.^aaatnx ltt« -lrmm. Uuiversirarsstr. 72. Läsche.xathanuensrr. 18.v bis '/^ Uhr NWgrr,T«Ml>laü Anzeiger. OlM für Politik, LocaigcschichU, Haadciß imd Gesckäflrvcckrhr. Auflage 15,500 Li«»i,»r«nü»»re<» «rrtelj. 4^/, I»t e. iucl. Brmgerlohn b Mki. avrch die Post bezogen S Mk Jede einzelne Nummer 2S Pf Belegexemplar 10 Pf ^dübrru für Extradettager nhne PostveMveruug » Mk mil -ohbef-rderung 4» Ml lulir-lr Lgetp Petitzeile 2» Pf ^rol>err Schriften laut unseren prereverzeichmh. - TadeLansche- Satz »ach höherem Tarn »cUE, »Mer »em »e»«lt,u»-rt» di« Spaltzcil« «q Pf. Iulerat« stad stet» an d. Er^ltts» zu sende». — Rabatt wird iuchl gegeben Zahlung pr»voao»«^»»ck «der durch Postvorsckmtz, ^ L33. Mittwoch den 21. August 1878. 72. Jahrgang. Dir Lage tu Äl-auir». Da- Verfahren der Pforte Oesterreich gegen- tdtt steht nicht vereinzelt da. In gleich zwei- xuttger Weise weigern sich die Staatsmänner von Dol»a Bagdsche, Montenegro gegenüber die Bestimmungen deS Berliner Friedensvertrages zur Ausführung zu bringen. ES werden dadurch Ver hältnisse geschaffen, welche Möglicherweise neue Mtbäder unter diesen verwilderten Völkern im Hefolge haben. Die leidenschaftliche Ungeduld der Löhne der „Schwarzen Berge", daS ihnen gesprochene Territorium nun endlich mit allen srmm Bortheilen nach so großen Opfern in die Hand zu bekommen, wird bei dieser Lage der Dinge «s eine harte Piobe gestellt und Fürst Nikita mrd all seine Besonnenheit zusammen nehmen Men, um den homerischen Heldenmuth seiner Zernagorzen zu bändigen. Ein frappante- Süd der Lage giebt ein Bericht der „Politischen isorrespondenz", jenes Organe- der österreichischen Regierung, welche- den Orient förmlich gepachtet E baden scheint, so vielseitig und wohlinformirt s diese» officiöse Blatt über jeglichen Vorgang, «lHer den ursächlichen Zusammenhang der ichwlerigen Orientverhältnisse erklärt und auf hellt. Die Correspondenz ist aus Scutari vom t. August und lautet wie folgt: Ae Albanien betreffenden Bestimmungen des -erlmer Frieden-Vertrages haben die hier herrschende Aufregung gan, außerordentlich gesteigert, besonders «idem Montenegro sich anschickt, das ihm zuer- ünnte Gebiet Miliiairisch zu besetzen und sich gegen roenttielle Angriffe sicher zu stellen. In der Thal Hoden die Montenegriner nickt nur ihre Posten auf »er -anzm Linie verstärkt, sondern auch größere De- uchrment» »wischen Katrokol und Goritza aufgestellt, «r GebirgS-Geschutze in St- llungen oberhalb Zogai'S »edrrcht, die ganze Moratscha-Lmie besetzt und vor btihkopolje Schanzen aufgeführt, welche bestimmt sv». diesen Ort zu decken und ein größeres Opera- watCorpS, dem wahrscheinlich die Besetzung Pod- -mtzas zugedacht ist, aufzunehmen. Düsen montenegrinischen Vorbereitungen gegenüber » nonstrirt Hussein Pascha mit seiner angeblich.in trostantinopel angebotenen Entlastung, um nicht ge- Dnmgen zu sein, die Räumung Podgoritzas und der ttriaen Srenzsestungen auszuführen: Trotzdem setzt er aber seine Vorbereitungen zum eventuellen Wider liche gegen die Abtretung der nn Berliner Friedens- oertrage Montenegro zugesprochenen GebutStheile in Albanien fort. Sollten nicht gemessene Befehle auS Konstanttnopel die Räumung der gedachten Mtze verfügen, so müßte eS zu sehr ernsten Collr- Men kommen. Auch die Einwohner von Gulsinie »ollen von ihrer Uebergabe an Montenogro ebenso renia etwas wissen, als ,ene von Podgoritza und Spuz. Leibst wenn die Pforte die Abtretung ehrlich durch- wführen beabsichtigen würde, müßte es ihr heute Mver fallen, ihren Befehlen Gehorsam zu verschaffen. Selbst einem außerordentlichen Pforten-Comnnstar Süchte dies kaum mehr gelingen, da die Bevölkerungen Ser abzutretenden Gebietstheile zu systematisch erregt ind bearbeitet worden find, um sie heute noch be schwichtigen zu können. Wohl dürfte ein Angriff der Albanesen auf die Montenegriner in der Krarna oder «gen Antivarl kaum gelingen, dafür dürfte eS aber auch Sen Montenegrinern schwer werden, fick der im aus- «zeitneten Stande befindenden Befestigungen von tz-uz und Podgoritza zu bemächtigen, wenn sie nicht sieiwillig geräumt werden. Nichts ist aber der Pforte lnchter, als die freiwillige Räumung zu vereiteln, sie braucht nur ihre Truppen in jenen Festungen schein bar meutern und sie durch bewaffnete Freischaren aus Gcutari unterstütze» zu lassen, deren Zuzug von den Montenegrinern kaum verhindert werden könnte, so lange die Eommunication über den See und die Zugänge in die Ebene von Podgoritza zwischen ^bl,ak und Hotti in den Händen der hiesigen Be ladung sind. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Montenegro um den Besitz von Podgoriza und Spuz, wenn von türkischer Seite ein ernster Widerstand beabsichtigt wird, kämpfen müssen, wobei der Erfolg für Montenegro noch sehr fraglich bleibt, da für einen Belagerungskrieg die montenegrinische Kampf- weise Nicht ausreickt und zu einer regelrechten Beja- aerung es Montenegro doch an den erforderlichen Positions-Geschützen gebricht. xack dem ganzen Stand« der Sachlage wird Mon tenegro die Besitzergreifung der ihm in Albanien zu- qestandenen Territorien keiner wegS leicht fallen und wird eS hierzu eventuell einen Feldzug zu unterneh men genöthigt sein. Sollte die Pforte und die Be- Rlkerung wtder alle- Erwarten sich nicht in daS Un vermeidliche fügen, so scheint der Wiederausbruch der ffeindseligkeiten wahrscheinlicher denn je zu sein, eS wäre denn, daß Montenegro selbst sich mit dem Ge danken vertraut macht, auf dm Besitz der albanesi- lchen Festungen zu verzichten und sich mit dem Besitze von Lulcigno, de« unteren Laufe der Bojana und Rnamalil zu begnügen. Huffem Pascha hat ftch nach Podgoritza be- Feben und nach Jnspicirung der beiderseitigen biellungen an der Moratscha. längs deS BefrftigungS- aürtels, in Dinoschi und Milosch einige fortlficato. nicke Arbeiten bei Podgoritza aufführen lasten. Vi« verlautet, hat er den dortigen Einwohnern omdrnde versprechunaen in Bezug auf ihr verbleiben unter türkischer Herrschaft «macht. Die- Alle» wider- spricht der angeblich bevorstehenden Räumung, welche türkischerseits offenbar nicht beabsichtigt wird. Auch bsdauptet Hussein Pascha, bi- heute noch ohne alle »fsieull« Verständigung rückstchtlich diese- GegenstandeS sem. Man fast offenbar in Konßantinopel die vorläufige Ausrechthaltung d«S bisherigen militairifchen »tslu» ,,o inS Auge. Ob eine europäische Macht diesen zähen Wider stand der Pforte unterstützt, steht dahm. Wir glauben e- nicht, denn wer vermöchte dtc Berant» antwortung zu übernehmen für die Erneuerung eine- Zustande- auf der Balkanhalbiusel, der so lange Zeit die Welt mit Sorge erfüllt hat! TagesgrschichUiche lleberfichr. Leipzig, 80 August. AuS Te plitz wird vom l9. August gemeldet: Se Majestät der Kaiser Wilhelm brachte bei dem auS Veranlassung de- GeburtSsesteS de- KaiserS von Oesterreich gestern stattgehabten Diner den Toast auf den Kaiser Franz Joses und dessen Armee auS Nach der Tafel trat der Kaiser auf den Balcon hinaus, worauf daS zahlreich ver sammelte Publicum dem Kaiser von Oesterreich und dem deutschen Kaiser enthusiastische HochS auS- brachte. — Gegen Abend machte Se Majestät noch eine Spazierfahrt nach der Rosenburg; heute Morgen hat der Kaiser ein Vollbad genommen, daS Befinden Allerhöchstdesielben ist ein gute- Einer aus Salzburg anlangenden Privat depesche zufolge ist Fürst BiSmarck dort am Sonn tag Mittag eingetroffen und im „Hotel Nel- doeck" abgeftiegen, um dort zu übernachten. Wie eS heißt, gedenkt Fürst BiSmarck drei volle Wochen in Gastein zu verbleiben und erst nach Confti- tuirung des Reichstages in Berlin einzutreffen, sich dann jedoch jedenfalls an den Debatten über das Socialistengesetz zu betheiligen. Zur Berliner Nuntiatur wird der „M.-Z." geschrieben: Vor einigen Tagen wurde für möglich gehalten, dem Reichstage könnte außer dem Socia- listengesetz eine interessante finanzielle Vorlage Zu sehen, keine andere nämlich, als die Forderung einer GehaltSquot« für einen Vertreter de- Reichs beim päpstlichen Stahle. Es ist jedoch nach An deutungen von gutunterrichteter Seite anzunehmen, daß bis zum nächsten Monat diese Fraae noch nicht zum Austrag gebracht sein wird. Eben so ist ungewiß, ob der Kanzler an dem Project einer Nuntiatur für Berlin festhält. Er darf be- orgen, hier einen uttramontauen Mittelpunkt zu chaffen, der auf die Dauer viel Unannehm- ichkeiten Hervorrufen könnte, -äme ein Nuntius sierher, dann wüßten die mißverwrügten wirklichen geheimen Räthe und Minister a. v., auch Kammer- Herren und deren Anhang, ganz genau, wie sie Knti-BlSmarck'sches verwerthe« und wo sie es ab lagern könnten. Zu einem fremden Diplomaten können sie nicht gehen, da- fiele aus und würde den Diplomaten geniren, auch würde sich da- der Kanzler verbitten dürfen. Aber so ein Nuntius ,st zugleich als Priester Seelsorger, und man denke sich den Andrang zu einem solchen ultramontanen Geistlichen, der überdies Keinem Rechenschaft schul dig wäre. ES ist also doch wohl da- Beste, man läßt hier nicht eine diplomatisch-klerikale Klatsch gesellschast sich etabliren. General Mesenzow, Chef der sogenannten dritten Abtheilung von Sr. Majestät eigener Kanzlei, dem Wesen nach Chef der geheimen Polizei deS Reiches — so wird der „K. Z. aus Peters burg vom 16. d. M. gemeldet — wurde, wie bereits telegraphisch gemeldet, heute Vormittag am Michaelsplatze von zwei Männern angesallen und durch einen Dolchstich tödtlich verwundet (und ist auch bereit- gestorben). Die Mörder sind bisher nicht ergriffen worden. Mesenzow hatte da- Amt inne, welches vor ihm vom General Potapow und vor diesem vom Grafen Schuwalow verwaltet worden war und m welchem sich die weitverzweigte und gewichtigste Waffe des Staate- gegen die von vielen Seiten her anstürmeuden innern Feinde concentrirt Nihilisten und Panslawisten haben sich nickt verschmolzen, arbeiten aber einander in die Hände durch die Verbreitung der Unzufriedenheit gegenüber der Staat-regierung. Die herausfordernde, drohende Haltung der Mo-kauer Slawisten steht an oppositionellem Trotz nicht nach dem revolutionaireu Fanati-muS unserer Nihilisten. Mancherlei An Zeichen deuteten darauf hin, daß die StaatSregie- rung nach Beendigung der äußeren Wirren sich energisch gegen die inneren Wirren zu wenden be absichtige Dann aber war Mesenzow der Feld- Herr de- Heere», welche- gegen die geheimen Wüh lereien und da- besonder- in Petersburg weit ver breitete Netz der Revolution-Männer au-gesandt werden mußte Die Aufstände im September 1878 in Petersburg, im vorigen Jahre in Mo-kau und Kiew, die Affaire Saffulitsch; dann die revolutionairen Erscheinungen der neuesten Zeit in Odessa, Petersburg; die Ermordung de- Gendarmen-Obersten v. Heyning in Kiew; der bewaffnete Widerstand gegen die Polizei in Odessa, der so eben den Gerichten zur Ab- urtheilung Vorgelegen hat. — da- ist Alle- eine lange Kette vulkanischer Erschütterungen, au welche sich gegenwärtig da- Attentat aus Mesenzow an schließt. Nimmt mau den Einfluß Hinz«, welche» auch die Vorgänge m Berlin vom Ma, und Juni hier an-geübt haben, so leuchtet der Ernst ein, mit dem dieser neueste Angriff gegen die staatliche Ge walt hier austritt- Hauptbeschäftigung Mesenzow'- war, den Czaren persönlich mit möglichstem Schutze zu umgeben. Wer weiß, welche Ziele sich diese kühne Rotte von Verbrechern gesteckt hat! Bielleiäst aber liegt eine bewußte, kluge Berechnung darin, die Mordwaffe nicht gegen da- Haupt deS Czaren selbst, sondern gegen die Männer zu erbeben welche als unmittelbare Werkzeuge der Ord nung ihm nahestehen. Der Crar ist noch immer daS „Väterchen Czar" de- russischen Volke-, dessen Person jedem Bauer und Arbeiter geheiligt ist. Trotz aller Agitation würde ein Unternehmen gegen ihn einen AuSbruch fanatischer Wuth im Volke unfehlbar Hervorrufen, der von der Regierung leicht zu einer gefährlichen Waffe gegen die An stifter, gegen all diese nihilistischen öder pansla- wistischen Agitatoren verwandelt werden könnte. ES ist wohl möglich, daß die Revolutionsmänner diese Rechnung klüglich gemacht haben Aber die Politik de- Revolver- und Dolche- ist nun einmal in Angriff genommen worden gegen eine Staatsordnung, deren Hauptkrast in der Gewalt ruht, und die, einmal in den Augen deS BolkeS dieses Nimbus entkleidet, leicht inS Schwanken kommen könnte. Wie sehr die Staatsregierung die Nothwendigkeit selbst anerkennt, mit den VolkSströmunaen zu rechnen, bezeugt da- merkwürdige Actenftück, welches jüngst der Regie rung--Anzeiger über den Berliner Vertrag ver öffentlichte. Schwerlich ist e- ihm gelungen, damit jene slawistischen Feinde zu versöhnen. Und nun erhebt sich mit weit größerer Rücksichtslosigkeit so fort der andere radikalere Gegner. In solchen Momenten lauscht man mit angehaltenem Athem auf jede Regung der angegriffenen Macht: welch« Entschlüsse werden angesichts dieser Begebenheiten an allerhöchster Stelle gefaßt werden? Wir schließen hieran nach der St. Petersburger Zeitung eine Beschreibung de- Hergang- von dem Mordattentat: General-Adjutant Mesenzow pflegt sehr früh auf- zustehen. alsdann eine Promenade zu Fuß zu machen und auf derselben die beim Gostinny-Dwor befind liche Capelle zu besuchen. Auch heute (am Freitag, den 1«. August) hatte er daselbst zwischen «und 9 Uhr Morgens fern Gebet verrichtet. In Begleitung seine- früheren Dienstkameraden, des OberstlieutenantS a. D. Makarow, machte er sich aus den Heimweg (über die Michaelstraße und den Michael-Platz). Kaum trat General-Adjutant Mesenzow auf daS Pflaster der Großen Jtaljanska,a hinaus — es war beim Hause Kotschkurow, dicht vor den Fenstern der dortigen Conditorei — als ihm zwei höchst anständig gekleidete Männer entgegen kamen. Einer derselben velwundete den General-Adjutanten Mesenzow mit einem Dolche und eilte mit seinem Gefährten alSdann in ein schon bereit stehendes Fuhrwerk. Makarow machte den Versuch, die Attentäter handfest zu machen und einer derselben schoß auf ihn seinen Revolver ab. Die Kugel ging fehl. Die Urheber der Katastrophe vermochten eS, unaufgehallen zu entkommen. Polizei oder Publicum waren nickt auf der Straße. Für die Wohlhabenheit der beiden Verbrecher sprechen die hübsche Equipage, das gute Pferd, dessen silberne Aufzäumung. Einer der Beiden hatte einen grauen Paletot an. Der Wagen fuhr über die Große JtaljanSkaia und die Große Gartenstraße aus den NewSki-Prospect, aus dem letzteren längs dem Katharinen-Denkmal, über den Theater platz und sodann in die Theaterstraße hinein. Dort verlor man ihre Spur. Ein aus unbestimmte Zeit beurlaubter Soldat, der Zeuge des Attentats gewesen, hatte sich sofort dem Gefährte nach in Laus gesetzt. B»S zum Denkmal langten seine Kräfte; dort fiel er erschöpft auf eine Bank nieder. General- Adjutant Mesenzow verlor nicht die Geistesgegenwart. Aus die Fragen der auS der Conditorer auf den Schuß hin hinauSgeeilten Leute, wer verwundet .' antwortete Mesenzow. daß er verwundet worden. Hierbei wies er auf sein blutiges Hemd. Bon Ma karow gestützt, ging Mesenzow sodann bis zur Ecke der Kleinen JtaljanSkaja. Dort stieg er in einen Wagen und fuhr in seine Wohnung. Bei dem Bett deS Verwundeten hatten sich bald zehn, meist in der Näh« lebende Aerzte eingestellt. Die Mehrzahl derselben war unaufgefordert zur Hülfeleistung erschienen. Nach angestellter Besichtigung constatirlen die Herren vltr. Professor BogdanowSki und Mamonow, daß die Dolchwunde in die Brusthöhle eingedrungen und da- Bauchfell ein wenig verletzt sei; die Wunde gehört zur Kategorie der gefährlichen. Nachdem er eine kleine Dosts Morphium erhalten hatte, schlief er kurz vor 2 Uhr ein. Der Verlauf nahm aber eine raschere und schlimmere Wendung, als ursprünglich zu er warten war. Um 4 Uhr fing General-Adiutant Mesenzow an heftige Schmerzen zu fühlen und starb um 6 Uhr 18 Minuten unter entsetzlichen Qualen. General-Adjutant Mesenzow bat vor Kurzem sein 50 Lebensjahr überschritten. AuS Warschau wird vom 14. Augustgemelvet: Vor einigen Tagen wurden hier in der Marschall- und in der Fürstenstraße bei mehreren verdäch tigen Personen umfassende polizeiliche Revisio nen vorgenommen, bei denen e« sich um Ermitte lung von Socialisten handelte. Die gesuchten Socialisten wurden zwar nicht gestruden, doch fielen bei dieser Gelegenheit der Polizei zahlreiche fran zösisch«. deutsche, russische und polnisch« Vrochureu socialistischen Inhalts, sowie einige Schießwaffen in di« Hände. Die am Helle« Tage abgehaltenev Nachsuchungen hatten eine große Menschenmenge anaeloctt, welch« lärmend und tobend die Straße» füllte. Die Polizei trieb die Menge aber nicht auseinander, sondern behandelte sie mit auffalle» der Nachsicht, worin wohl hauptsächlich der Gr«»d zu suchen ist, daß'sie bald von selbst auseinander ging Die socialistische Strömung tritt auch unter den hiesigen Handwerkern immer offener hervor, indem sie durch Agenten auS Petersburg »nd Berlin gefördert wird. Der hiesigen Presse ist »ie Bekämpfung dieser verwerflichen Richtung von der Ccnsur nicht gestattet. Der „Polit. Corresp." wird au- Konstanti nopel, 18. d., gemeldet: Nach Andeutungen au« dem russischen Hauptquartier soll der Abmarsch der ersten russischen Truppenabtheilungen am 20. d beginnen. Der englische Botschafter, Lavard, soll dem russischen Botschafter, Fürsten Lobanoff, in Aussicht gestellt haben, daß nach dem Abmarsch mehrerer größerer russischer Abtheilungen der Rück zug der englischen Flotte erfolgen werde. Der passive Widerstand der Pforte gegen die Ausführung der Berliner CongreßbeschlÜsie dauert fort. In dem bösen Willen der Pforte aber stellt sich der innerste Quell all der Hindernisse und G« fahren dar, die überall im Osten noch sich bemerk bar machen. Die Räumung der den Russen ver tragsmäßig zu übergebenden Festungen geschieht mit möglichster Langsamkeit, wegen BatumS wer den allerlei dilatorische Einredim gemacht Die Verhandlungen mit Griechenland sind gänzlich tnL Stocken gerathen, obgleich die Mächte in gleich lautender Weise gegen den Versuch der Pforte remoustrirt haben, sich ihren Verpflichtungen gegei- Griechenland und Europa zu entziehen. Man wartet in Konstantinopel offenbar immer noch aus ein «nvorheraesebeneS Ereigniß. einen Zwischen fall. der den Berliner Vertrag zerreißen soll. AuS Wien treffen vom 19 August folgende Nachrichten ein: Der Kaiser bat anläßlich der Meldung Über da- siegreiche Gefecht vom 16. d- dem Obercommandirenden Baron Philippovich telegraphisch für da- ihm dargebrachte freudige Geburtstagsgeschenk gedankt und zugleich dem Ober commandirenden und den braven Truppen für ihre Hingebung und Bravour feine herzlichste Anerken nung ausgesprochen — AuS mehreren Städten de» occupirten Gebiete-, u. A. au- Mostar, Bau jrluka und Berbir werden Loyalitäts-Kundgebungen anläßlich de- GeburtSsesteS des Kaiser- gemeldet Die Bischöfe, sowie die christlichen und tür kischen Notabel« brachten dem Commandanten Glückwünsche für den Kaiser dar. Nach in Madrid eingegangenen Nachrichten ist inFer, Meguinez und Tetuan die Cholera an gebrochen. — In Folge räuberischer Streiszüge der Kabylen haben sich mehrere bedeutendere Kausleute von Tanger nach Gibraltar und Cadi» begeben. — Der Pariser „Moniteur" erhält In formationen bezüglich Egyptens, auS denen re- sultirt, daß Enmand daselbst radical vorzugehen beschlossen hat. Wenn daS Einkommen de« Lande- nicht hinrcichen sollte, die vom Khedive eingegange nen Verbindlichkeiten zu realisiren, so will da englische Cabinet angeblich den gcsammten Grund besitz de- Khedive und seiner Familienmitglieder zur Deckung heranziehen. Außerdem soll der egyptische Verwaltungsdienst von Grund auS um gestaltet werden Der „Moniteur" nennt Nudar Pascha als künftigen Premier, Mr River-Wilson a!S künftigen Finanzminister und hört, der Posten de» BautenministerS sei einem Franzosen vorbe halten. Hesiuitive Resultate -er Lüchwahle». Req.-Bez. Magdeburg. 7. Wahlkreis. (Kalbe). Abgegeben 24,849 St. Gewählt KreiSrichter Traut mann in Stabfurth (nat.-lib.) mit 14,308 St. gegen Amlsrath Dietze (deutsche ReichSp.) mit tOchlt St. 10. Potsdamer Wahlkreis. (BeeSkow-Storkow- Teltow-Eharlottenburg.) Abgegeben 88,328 tzl Gewählt Wöllmrr (Fortscbr.) mit 18,458 St. gegen Feldmarschall Moltke (cvns) mit 10,878 St. Reg.-Bez. Marienwrrder. 5. Wahlkreis. (Sch wetz). Abgegeben ltM8 St., davon für v. Goroon (cons.) 5704 und für v. PerzewSki (Pole) 5514 St. Königreich Sachsep. 9. Wahlkreis. (Freiberg.) Abgegeben 15,076 St. Gew. Mar Kavser (Soc.) «u 8098 St. gegen August Penzia (nat.-lib.) mit «»78 St. — 83. Wahlkreis. (Plauen.) Abgegeben 10,501 St. Gew. Landmann (nat.-Ilb.) mit 5458 St gegen Meusel (cons.) mit 5043 St. Gotha. Abgegeben 13,585 St., davon für Rechts anwalt Müller (Fortschritt) 8831 St. und für v. Holtzendorff (deutsche ReichSp.) 4588 St. Provinz EchleSwig-Holstein. 8. Wahlkr. (Altona- Stormarn.) Abgegeben 88,618 Sl., gewählt Prot. G. Karsten m Kiel (Fortschr.) mit I3M4 Et. gegen Zeitung»-Expedient R. Prasst in Hamburg (vor.) mit 13^84 St. Außerdem werden noch folgend« Wahlen bekannt: Schönau: Bei der Stichwahl im hiesigen 7. Lieanitzer Wahlkreise wurde vr. v. Bunsen (nat -Ilb.) gewählt. — Hannover: Bei der Stichwahl ,m 13. hannoverschen Wahlkreise siegt« Kaufmann List (nat. lib.) mit bedeu
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