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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187809211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780921
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780921
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-09
- Tag1878-09-21
- Monat1878-09
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1878
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Grschei»l tüzltch früh 6'/. Uhr. »«»«Ni»» »t TwedMo, - - Joh<uilliSgaste SS. »Pttchst»»»«, »er Ar»«»«»: vormittags U>—ir Uhr. Nachmittag« 4—« Udr. Nauabme der für die nächst, folanidr Nummer bestimmten Imerate an Wochemayeu di« 8 uhr Nachmittag«, an Sonu- «ld Kestlagen früh bi« VF Uhr. r» »r, Bttale, für Zul. Xuuich»«: vtt» Klemm, Universitütsfir. 22. Saat« Lösche, itatharirwustr 1S,p. fe.itatharineastr 18,; di« VF Uhr UtiWM.TagMM Anzeiger. Organ für Politik. Localgcschichtc, Haudckr- und Geschäftsverkehr. «»flage 15^00. Xdeuonneuteprtt» viertelt-4AML, mcl. Brtnaerlohn 5 ML. durch di« Post bezogen 6 ML ged« einzeln« Nitmmcr 2L Pf. Belegexemplar lü Pf Vedübren für Extrabeilagen ohne Postbefvrderung Z« ML mit Postbesörderung 4L Mk Inserate bgesp. Petitzeile 20 Pf Größere Schriften laut auf««» Prrioverzeichnift. — Tabellarischer Satz nach höherem Tont- «ert««eii unter »na lle»aetto«j»rtz» die Spaltzeile 40 Pf. Inserate find stets and.«me««-» zu senden. - Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pe»«nmner»»ch» oder dur' «)!§ 284« Sonnabend den 21. September 1878. 72. Bekanntmachung. Die von un» zur Submission ausgeschriebene Lieferung der Granittrottoirplatten auf dem link» Elfter ufer de» Ranstädter Steinwrg» und die der verlängerten Canalftraße ist vergeben und werden die unberück sichtigt gebliebenen Herren Bewerber hiervon in Kenntniß gesetzt. Leipzig, am 19. September l87u. Der »ath der Stadt Leipzig. vr. Seorgi. Wangemann. «m- Westen der Messe -m» ist unsere Expedition morgen Sonntag Bormittags bis 12 Uhr » ii«t L,pe«N<l»i» Ne» l elprlirer V»ireI»I««e8. Bekanntmachung. Die »on unS zur Submission ausgeschriebene Herstellung von Schleuß» III. Claste um die Schulbau Plätze deS aroßen JohanniSgartenS ist vergeben und werden daher die unberücksichtigt gebliebenen Herren Berwerber hiervon in Kenntniß gesetzt. Leipzig, am 19. September 187». Der Nattz der Stadt Leipzig. vr. Seorgi. Wangemann. Logis-Vcrmiethung. In Folge erneS eingetretenen Todesfalles soll die zweite Stage im „Petrinum", PeterSftraße Skr. 19, au» Borsaal. 7 Zimmern, Küche und Kammern bestehend, nebst KelU r und «odcnran» vom 1. April au bis auf halbjährliche Aufkündigung im Wege der Licitatron.kunter Vorbehalt der AuSwahl unter bei Biete» und der Entschließung in der Sache überhaupt, anderweit vermiethet werden. Reflektanten werden ersucht Freitag den 27. September d. I. vormittags 11 Uhr. im vntversitiltS'Nentamte zu erscheinen und ihre Gebote abzugeben. Die LicitationSbedingungen liegen daselbst zur E-nsicht aus. Leipzig, am LO. September 1L78. UuiversitlltS - Rentamt. Graf. Bekanntmachung. Die Maurer, und Zimmerarbeiten an dem Neubau der 7. Bürger - und 7. vezirisschule soll» mit Vorbehalt der Auswahl unter den Bietern an den Mindeftfordernd» vergeben werden. Die AnjchlaaS- formulaie und Arbeitsbedingungen können bei Herrn Hofbaumrifter Brückwald, Nürnberaer Straße 44, 11. und zwar für die Maurerarbeiten vom LI. d. M. an, für die Zimmerarbeiten vom L4. d. M. an in Empfang genommen werden. Die Gebote sind mit der Aufschrift „7. Bürger- und 7. BezirkSschule" bis zum 2. Octbr. d. I. Abends 5 Uhr auf dem Bauamte versiegelt einzureichen. ES können Gebote auf beide oder aus nur eine der Schulen erfolgen. Leipzig, den 9. September 1878. Die «audepntati,n des RathS. Die Lage in der Herzegowina. isMostar, 1l. September. Seitdem sich Trebinje m österreichischen Händen befindet, befestigt sich die Ueberzeugung, daß die einstigen herzegowinischen Insurgenten, die eine Zeit lang eme durchaus verdächtige Haltung beobachteten und eine unter Umständen nicht gleichgültige Position bei Bilek occupirlen, die verlorene Sache der mohamedanischen Fana tiker in der Herzegowina kaum mehr unter stützen werden. Die Situation hat sich für die österreichischen OccupalionS» Truppen jetzt bedeu tend geklärt und vereinfacht. Die Reste der an vielen Orten von der XX. Division des FML. Baron Iovanovit» geschlagenen und zersprengten Banden halten sich zumeist an der montene- gtiuischeu Grenze ans. und hei der Haltung, welche Fürst Nikolaus den hiesigen Ereignissen gegenüber beobachtet, ist e- mehr al- wahrschein lich, daß dieselben kaum mehr gefährlich werden dürsten. ES ist ein Symptom gesunder Beurtheilung der Lage seiten- der ehemaligen christlichen Insurgen ten der Herzegowina, daß sie jeden Gedanken an Widerstand, wenn derselbe wirklich bestanden haben sollte, völlig aufgegeben haben. Peko Pavlovits »nd Siwonit», sowie VukalovitS und Pe- trovitS haben den größten Theil ihrer Leute ent lassen vnd warten nur eine günstige Gelegenheit «b, »« ihre Unterwerfung auch formell zu er klär». Die hiesige christlich-orthodoxe Gemeinde hat in ihrer Mitte sehr angesehene Persönlichkeiten, welche den slawischen Insurgentensührern wieder holt den Rath ertheilt haben, so bald wie möglich die Spuren der Insurrectiou, die längst jede Berech tigung verloren hat, zu verwischen. „Jetzt kehrt Ge setzlichkeit in unser Heimathland ein," schrieb unter Anderm ein hiesiger christlicher Notable an den Peko PavlovilS, «und wir Alle danken Gott und dem Kaiser »ou Oesterreich, daß die böse Zeit der Willkür (oamorolj») vorüber ist und die Freiheit «ns zu bescheinen aufängt. DaS Kreuz erstrahlt im neuen Glanze, und da ist eS die Pflicht eine« Jeden von uns, mit allen Kräften deizutragen säoprioeti), daß da- Werk unseren Befreiern er leichtert werde. Wir bitten Euch, die ihr so lange für unS gekämpft habt, nunmehr die Waffen nieder zulegen und vereint mit unS an der Wiederaus- richiung der theuren Heimath zu arbeiten." ES heißt, daß Peko PavlovitS im zustimmen den Sinne geantwortet habe, und die hiesigen christlichen Rot adeln versichern, daß man öfter- reichischerseitS bald faktische Beweise dieser Gesin nung der gewesenen Insurgenten in Händen haben werde. In der Herzegowina schreitet Überhaupt da» Werk der Pacification ziemlich vorwärts. Die christliche Bevölkerung beider Confessionen unter stützt die Bemühungen deS FML. Iovanovit» auf das Eifrigste, und waS die Mohamedaner be trifft, so sind und bleiben sie allerdings ein unzuver lässige» Element, allein sie haben größtentheilS die Hoffaung auf Erfolg anfgegeben. Bon den bedeu tender» BegS steht nur noch Bajraktarovit» i« Felde. Seine Schaar besteht höchsten» au» 100 Mann, und die klein« Band», welche sich m Gebirge bei Bilek herumtreiben, sind mehr Freibeuter al» Insnrgeatea. FML. Iovanovit« dürste noch vor Eintritt de» Herbstes mit dies» Rauflustigen fertig werden. Sollte die eine oder die andere Schaar auS sicherem Berstecke beranS ihr Unwesen noch eine Weile treib», so wird sie bald genug dnrch Kälte und Hunger kirre gemacht «nd gerwungen werden, die Ebene auszusnch», wo ihrem Treiben rasch ein Ziel gefetzt werden wird. In der Stadt selbst bewegt sich daS Leben in seinem gewöhnlich» Geleise. Die Tscharscbija macht sehr gute Geschäfte, alle Gewölbe wimmeln von Käufern, die Handwerker sind vollauf beschäftigt und die Han» und Meana« sehen äußerst animirt aus. Jedermann geht seiner Beschäftigung nach, und das Gefühl der Sicherheit durchdringt alle Kreise in wohlthuendster Weise. Die hiesige christ liche Einwohnerschaft fühlt sich überaus glücklich über die eingetretene Veränderung ihrer Lage und giebt bei jeder Gelegenheit ihren Empfindungen treuen Ausdruck. Auf die Loyalität der herzego- winischen Christen darf mit einiger Sicherheit ge zählt werden. Politische Ueberstcht. Leipzig, Lo. September. Die Manöver in Hessen nehmen einen ffänzenden Verlauf. Eine große Anzahl von Fiirst- ichkeiten, der Kaiser an der Spitze, wohn» den selben bei. Es liegen folgende Meldungen vor: »«fiel, 19. September. E« k. k. Hoheit der Kron prinz traf heute Nachmittag 4 Uhr auf dem Bahn hof WilhelmShöhe ein und begab sich von da in Be gleitung deS Generals von Bose dinct nach Schloß WilhelmShöhe, überall von der Bevölkerung mit lebhaften Zurufen begrüßt. Der General-Feldmar schall v. Moltke und der Krieg-minister v. Kameke verließen den Zug erst auf dem Bahnhofe in Kassel. Um 5 Uhr findet Hostasel statt. Die bereits hier ein- getroffcnen sremdherrlichen Oifi^iere wurden von Sr. Majestät dem Kaiser heut« Mittag empfangen. — Wilhelm-Hilde. 19. September. Gleichzeitig mit Sr. k. k. Hoheit dem Kronprinzen sind auch Prinz Albrecht von Preußen und die Groß- herzöge von Hessen und Sachsen-Weimar, sowie mehrere fremdherrlicbe Officiere hier angekom men. General Feldmarschall von Moltke wurde bei der Fahrt durch die Straßen der Stadt Kastei von der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt. — Seine Majestät unternahm nach dem Spazierritt am heu tigen Vormittag, mit Ihrer Maj. der Kaiserin noch eine AuSfabrt nach dem Luftschloß WilhelmS- tbal. Ln der Tafel nahmen nur die hier an wesenden Fürstlichkeiten und der General v. Bose Theil. Ein Besuch des Kasseler HoflheaterS findet heute nicht statt; die Kasseler Sängervereixe werden heute Abend VF Uhr den Majestäten im hiesigen Schlöffe eine Serenade darbrinaen. Am Sonntag soll ein großer Zapfenstreich ftattfmden. Wie bereit» erwähnt, hat der Kronprinz de» deutsch» Reichs am Sonntag den 15. d M. Mittag» die z»r Zeit in Berlin anwesenden Mit glieder deS Eomits für die Wilhelmspende in besonderer Audi») empfang» »nd auS den Händen de« FeldmarschaUS Grasen Moltke den Dis- positionSschein über die Summe von 1,739,418 Mark 42 Pf. entgegengenommen, welche bei der See- bandlung eingezahtt und auS den Beiträgen von wst 12 Millionen Zeichnern hervorgegangen ist. Der Feldmarschall betonte die großen Schwierigkeit», welche bei der Ausführung dieser Pfenniasammlung entstanden sei», sprach die Bitte au», Se. kaiserl. Hoheit möchten die Gnade Hab», Sr. Majestät dem Kaiser Kennin,ß von dem Resultate zu geben, und gab der Hoffnung Ausdruck, daß dieses Re sultat, welches nicht nach der eingegangenen Summe, sondern nach der Menge der Zeichner beurtheilt werden wolle, Sr. Majestät dem Kaiser als ein Bewei» für die Liebe und Treue seine» V«lke» gelten möge Die Be stimmung über die Verwendung de» einaegangenen Geldes stellt« da» Comitö der Weisheit Sr. kaiserl. Hoheit ganz unterlhänigst anheim. Se kaiserl Hoh. antwortete hierauf in warm» Wort» zunächst für die Person des Feldmarschalls und de» ComitL, u»d wie Allerhöchstderselbe von Anfang an durch den Ge danken der Wilhelmspende sympathisch berührt gewesen sei, daß Er es auch besondrr» angenehm empfunden habe, daß gerade Er. Sr. Majestät diesen Beweis der Liebe unv Treue für daS Staatsoberhaupt übermitteln könne, und baß Ihm die Berwenvung der Gelder anheimgestellt sei. Er werde zu diesem Zwecke die U> theil« erfahrener Männer zu Rathe zieh», und hoffe, daß einMittel gefunden werde, wie der dringendsten Noth gerade derjenigen Classen des Volke» abzu helfen sei, bei denen Irrlehren Eingang gefunden hätten, welche auf Untergra bung und Zerstörung de» gesammten Volksleben» gerichtet seien Zum Schluß überreichte Se. Excellenz der Feldmarschall noch einen anonym au« Königsberg i. Pr. eingegangenen silbernen Trauring, welchen da» Comitö nickt ge glaubt hatte zu Gunsten der Sammlung veräußern zu sollen. Der Kanzler erfreut sich anscheinend der besten Gesundheit, seine Haltung ist weit straffer und rüstiger als bei seinem Auftreten in der letzten Session. Seine Gestalt hat an Umfang noch zu genommen. Fest steht schon jetzt, daß der Fürst nach Schliß der jetzig» Session, also etwa gegen M tte de« Oktobers, sich zu einem läm;eren, ver- muthlich fast vierteljährig» Aufenthalt nach Varzin begeben wird. Wenn nicht außerordent liche Vorfälle seine Anwesenheit in der Residenz absolut nothwendig macken, so dürfte der Kanzler die ganze Landtag-scssion Uber und bi- in den Februar hinein, also bis zum Wiederbeginn der Reichstag-Verhandlungen, in ländlicher Zurück gezogenheit verweilen, um erst bei den voraussicht lich dann zur Debatte gelangenden Steuergesetz entwürfen wieder seinen Platz am Tische deS BundeSrathe» einzunehmen. Graf Beust hat seinen Abschied; die Nachricht wird alS „verfrüht" bezeichnet, indessen sie ist authentisch. Die ossiciöse „P. C." meldet: Wien, 19. September. Den durch die Journale gehenden bezüglichen Gerüchten gegenüber ist die „Polit. Eorresp." in der Lage zu bemerken, daß allerdings ein theilweises Revirement der aus wärtigen Vertretungen der Monarchie in Aussicht aenommen, jedoch nicht so weit gediehen sei, um positive Meldungen zu begründen. Es seien deshalb die bezüglichen Personalnotizen al» verfrüht anzuschcn. Die „Polit. Corresp." enthält folgende Mel dungen. Au« Bukarest: Dem Vernehmen nach steht die Veröffentlichung eine» fürstlich» DecrelS bevor, wonach der Fürst das Prädikat „Königliche Hohheit" annimmt. Die diptomatisch» Agenten Rumänien» in Wien, Pari» und Berlin sollen al» be vollmächtigte Minister accreditirt werden. — Au» Belgrad: Nach Berichten a»S Bosnien ist Hadji Loja rn Zwornik angekommen. Die au» dem District von BrecSka vertriebenen Insurgent» haben sich nach Bjelina zurückgezogen, wo sich dieselben ver schanz». — Aus Konstantinopel: Der neu ernannte deutsche Botschafter, Graf Hatzfeld, hat am Mittwoch dem Sultan seine Beglaubigungsschreiben überreicht. — Die Nachricht, da» asiatische Ne- formproject sei von der Pforte angenommen, ist v rsrüht, die Pforte ist noch mit der Prüfung desselben beschäftigt und dürfte erhebliche Aenderun- aen vornehm». Dagegen soll da» von General Klapka ausgestellte asiatische Eisenbahn-Project im Principe genehmigt sein. Nach einem Telegramm auS Kingston in Ja maica vom Mittwoch sind in Port-Royal vereinzelte Fälle de- gelben Fiebers constatirt, die Krankheit tritt aber bi» jetzt nicht epidemisch auf. Die ankommend» Schiffe müssen mit einem Certificat versehm sein, daß sie von einem nicht inficirtm Orte kommen. Die neuerlichen Nachrichten über Bewegungen chinesischer Banden gegen den District Kulvscha — so meldet der Telegraph au» Petersburg — betreffen über zwei Monate alte Thatsachen. Wie die „Türke st an er Zeitung" meldet, rückte am 29. Juni zur qrößeren Sicherstellung de- District» Kuldscha eine Truppencolonne von dort nach Scharkoveh auS, wo dieselbe am 14. Juli eintraf. Gleichzeitig wurden in Folge der Gerückte, daß eine Bande Chinesen und Dunganm die sämmtlich» Artillerie depot« und die Pulverkeller zu Kulvscka anzu zünden beabsichtige, um den Russen die Möglichkeit zu benehmen, kriegerische Actionen gegen d,e Chinesen auszuführ», die Wachen verstärkt und daS Kriegsmaterial nach sicheren Orten über- gesührt ' Vom Reichstage. * Berlin, 19. September. Die heutige erste E'tzung der Commission für daS Socialistengesetz nahm im Allgemeinen einen durcbuuS günstigen Ver lauf. DaS Vorhandensein einer Gefahr, zu deren Be kämpfung die in der bestehenden Gesetzgebung vor handenen Mittel nicht auSreichen, wurde von allen Seiten anerkannt. Jndeß lehnten auch heute die Mit glieder des Centrums und der Fortschritts partei aus den in der Plenarberathung bereit- entwickelten Gründen principlell ab, den von der Re gierungsvorlage eingeschlagen» Weg zu betreten. Von beiden Seiten wurde statt besten eine Ergänzung deS Strafgesetzbuches in Aussicht genommen. Wäh rend aber die CentrumSpartei ihre in dieser Richtung gehegten Wünsche nur ganz allgemein andeutete, lag seitens der Fortschrittspartei bereits ein sormulirter Gesetzentwurf vor, welcher den 8-180 deS Strafgesetz buchs ergänzt und Vereine, welche gegen diesen s» ergänzten Paragraphen verstoßen, durch die Polizen behorde verboten wissen wollte; doch sollte binnen acht Tagen eine richterliche Entscheidung über die Frage erfolgen, ob daS Verbot aufrecvtzuerhalte» oder aufzuhrben sei. D>e Ergänzung deS 8 180 hatte die Tendenz, nicht allein die in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise erfolgende Anreizung verschiedener Classen der Bevölkerung zu Gewaltthätig- ketten, sondern auch die unter der gleichen Voraus setzung erfolgende Anreizung zu ..feindseligen Partei ungen" unter Strafe gestellt zu sehen. Die Regierung glaubt in diesem Vorschläge genügende Handhaben zur Bekämpfung der in der socialdemokratischen Agi tation liegenden außerordentlichen Gefahr nicht er blicken zu können. — Wenden wir uns nunmehr zu der eigentlichen Diskussion über 8.1 der Regierungs vorlage. Derselbe lautet: „Vereine, welche social- demokratischen, socialiftische« oder communistischen, auf Untergrabung der bestehenden Staats- oder Gesellschaftsordnung gerichteten Bestrebungen dienen, sind zu verbieten. Den Vereinen stehen gleich Verbindungen jeder Art, insbesondere genossenschaft lich« Caffen." Von natwnailiberaler Seite wurde« die Bedenken dieser Fassung hervorgehoben, vor Allem aber die Ausscheidung der genossenschaftlich» Lasten auS diesem Paragraphen für nothwendig ge halten. Die in der Vorlage weiterhin vorgeschrieben« ConfiScation dieser Cast» wurde alS unzulässig be zeichnet, wohl aber eine staatliche Administrativ» oerseiben in AuSstcbt aenommen. Nack dieser Aus scheidung wurde alS 8 l folgende Fassung vorge schlagen: „Vereine, welche durch socialdemokratische, socialistische oder communistische Bestrebungen den Um sturz der bestehenden Staat»- und Gesellschaftsordnung bezwecken, oder in welchen diese auf den Umsturz ge- , . ' den'" - richteten Bestrebungen in einer oen öffentlichen Fried» oder die Eintracht der BevöllerungSclast» gefähr denden Weise zu Lage treten, find zu verbieten." Die in dieser Fastung enthaltene schärfere Piäcifirum, Dessen, wa» durch da» Gesetz getroffen werden soll, liegt auf der Hand, Der dehnbare Autd' uck „Unter grabung", unter welchen die JnterpretationSkunst mancher Polizeibehörde leicht all« politischen und socialen Resormversuche sudsumiren könnte, ist ersetzt durch den bedeutend enger umgrentten, daS Kriterium der Gemeingefährlichkeit in sich selbst tragenden Begriff „Umsturz." DaS gleichfalls sehr dehnbare Wort „dienen" ist beseitigt; statt besten ist rin klar erkenn- barer Thatbestand geschaffen. Durch die Nebeneinander- ftrllung von Vereinen, welche d» Umsturz bezweck» und solchen, in welchen ohne daß sie einen derartigen Zweck als ihr Programm ausstellen, die entsprechend» Bestrebungen zu Tage treten, ist verhütet, daß durch eine bloße NamenS- oder Statutenänderung da» Ge setz umgangen werden könnte. Die nähere Charakte- risirung „in einer den öffentlichen Frieden oder die Eintracht der BeoölkerungSclaffrn gefährdenden Weise" trifft die eigentliche Methode der social- demokratischen Agitation; sie dient zugleich «it Rücksicht auf den gegen die Presse gerichtet» 8. « der Vorlage alS unterscheidendes Merkmal, um di« adftract-wistenschastliche socialiftrsch« Literatur
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