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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187810244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18781024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18781024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-10
- Tag1878-10-24
- Monat1878-10
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1878
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> Erschcütt tiglich früh 6'/. Uhr. »Ltant-, »»L -rordttt-, JohauniSgasi« 33. I »er Ukdecttoa, BormtttagS to-12 Uhr. «LchmiUagrj 4—* Uhr. lesaüme der sür die nächst- -sarndr Nummer dcjtimmtru wsrratt au Wochentagen dis führ NschmittugS, au Toni»- «d Festtagen früh bk'/.S Uhr. z, »e» Ftltcktk» für Zas -Xmuchiu: zfto Klemm. Universitärrstr. 22. NutAL^chr.rtatharinensir l8,p. uur vrs v,ö Uhr- ,i- r»r. Anzeiger. Organ sür Politik. Localgcfchichte, Handels und GrschWderkkhr. Donnerstag den 24. October 1878. Wuslagr 15,LOS. ädooenxottprrt» vicftelj. 4^/, -L mct. Brmacrlohn 5 BL, durch die Post bezogen L Ml. Jede einzelne Nummer 25 dH Belegexemplar Ul M. KcdtUixen sür Extrabeilag-i otine Postbesvrderung 3« '^kl. inlt Posibefbrdermig 4b stttt. ^«srratr bgcsp. Petitzeile 20 M dosiere «chnftru laut unserem preioverzeichmst —Tabellarrtäc Latz nach bök-crem Tant Nectamca »ater dem Lcdaclüwvft- die Spaltzeile 40 Pj. Inserate sind stets an d. Lrpe'uto« zu senden. — Rabatt wirb mcht gegeben. ^ohtuuqpi-rccnumsrl.. äo oder durch Postvorschnsi. 72. Jahrgang Anmeldung znr Kirchenvorstehcr-Wabl in lerParochieSt. Petri. Für dre au- dem Velerskirchenvorstande nach Ablauf der Wahlperiode infolge Loosung auSsebelden- den Herren: Geh. Hofrath Prof. vr. «. LurtiuS. Direclor vr. Kühr, Reich- OderhandelSgeriLtsrath Mohr- «anu. Kaufmann F. B. Teste, sowie für die freiwillig auSgeschiedenen Herren Commerz,enrath Paul Veuustarf und Oberlehrer vr. F. M. Schuster. die inSaesammt wieder wählbar find, soll durch die Kirchengemeinde eine Neuwahl stattfuiden. und außerdem infolge von der Kircheninspection genehmigten Beschlüsse- der vereinigten KlrchenvorstLnde ein siebenter Kirchenoorstehcr juaewählt werden. Stimmberechtigt zu dieser Wahl sind alle selbstständigen, in der PeterSparvchie wohnhaften Männer evaugclisch luthenscheu Bekenntnisse-, welche daS 25. Leben-iahr vollendet haben, verheiralhet oder mrvt, .mft Ausnahme solcher, die durch Verachtung d»S Worte- Gotte- oder unehrbaren Lebenswandel öffentliches, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobenes Aergernisi gegeben haben oder von der Stimmberechti- gung bei Wahlen der politischen Gemeinde ausgeschlossen sind." Wer sein Stimmrecht bei der bevorstehenden Wahl auSüben will, hat sich zufolge gejetzltcher Vorschrift zunächst mündlich oder schriftlich dazu anzumelden Die mündlichen Anmeldungen werden Tountag den 27. Oktober d. I., von 11 bis I Uhr. und Montag, de» 48. Oktober, von S bis » Uhr. in der Sakristei der Peterskirche entgrgengenommen. Bei schriftlichen Anmeldungen, welche während dieser Tage, sowie schon vorher auch in d,e AmrSwoh- 'mng de- Pastor Prof. 0. Fricke (Albertstraße 8, l.) abgegeben werden können, muß genau angegeben werden: 1) Bor- und Zuname, 2) Stand, Gewerbe u. s. w., 3) GeburtS-Tag und Jahr, 4) die Wohnung. Zur PeterSkirchenvarochie gehören folgende Straßen und Plätze der Stadt: Albertstraße. Arndtstraße. Baperischer Platz, Bayerische Straße, Bauhofstrabe, Brandweg. Brand- Lützowstraße, Lüßniqer Straße, Mahlmannstraße, Moltkestraße, Nürnberger Straße (Nr. 23 tü rmt 52), Schletterftraße, Sidonienstraße, Sophienstraße, Eüdftraße, Schleußiger Weg, Teichstrabe. Thalstraße (Nr. « bis mit 29), Waisenbau-straße, Webergaste, Windmühlenstraße (Skr. l8 bi- m,t 28c). Windmühlenthor und Zeitzer Straße. Wir fordern die stimmberechtigten Glieder unserer Gemeind' herzlich und dringend auf, sich an der bevorstehenden Wahl zahlreich zu detheiligen, und damit sie die- können, die Aumrtdung in der ange gebenen Weise bi- spätestens Moutog den 48. October. Nachmittags K Uhr. bewerkstelligen zu wollen. Leipzig, den 15. October 1878 Der Atrcheuvorstanh zu St. Petri. v. griffe. Die Assführuutz des Socialifteu- Hesetzes in Sachsen. Der deutsche Kronprinz hat al- Stellvertreter seme4 erlauchten Pater» eiu Gesetz vollzogen, wel che- eiae Bewegung «indämme» soll, die unsere Eultur bedroht »ud de» Lö»ig«mord al» a» poli- tische- Dogma predigt. iS- wäre aber eine thvrichte Borstellrmg, auzu- nehmen, daß die Handhabung de-Socialrstengese-e- seiten- der Behörden eine leichte ist. Ein Gesetz von solcher Tragweite, welche- die gesammte revo lutionäre Propaganda zu überwachen und jegliche SraukheitSerscheinuug an dem wunden OrganiSmuS eine- Theile- der Gesellschaft, wo e- geboten ist, mit dem Messer zu beseitigen hat, erfordert Um sicht, Energie und schneidrge Initiative. Dieser Grundgedanke, welcher die Paragraphen des Ge setze- zu einem Ganzen verbindet, der oft nur zwischen den Zeilen zu lesen ist, läßt einen Au-spruch de- Reichskanzler- in hellstem Lichte er scheinen. Kürst BiSmarck äußerte sich, wie eS heißt, zu dem Abg. v. Bennigsen während der zweiten Lesung: „Lieber gar kein Ausnahme gesetz. wenn nicht eiu schneidiges; aus die Gültig keitsdauer kommt eS mir nicht an?" Der leitende Staatsmann hat mit dieser Srntenz ohne Zweifel da- Richtige getrosten. Auch wir sind der Ansicht: quock awäüLwenta non sruiLut, kernim sanal. Die Heilung der Krankheit muß eine radikale sein, um zu verhüten, daß sie nach einer mühevollen Behandlung repetirt und damit den Staat als ohnmächtig der Revolution gegenüber erscheinen läßt. Die Organe desselben müssen sich au- diesem Grunde ihrer großen Verantwortlichkeit vollauf bewußt sein und idr-rall, ohne Au-nahme da einareifen, wo sich die Wurzeln des UebelS eingesenkt haben. Am weitesten vorgeschritten, auf breitester Grund lage entwickelt und am geschlossensten organisirt ist die Bewegung in unserem Sachsen. Unser Land ist die Versuchsstation für dieselbe geworden; in der That mit einem Ei folge ohne Gleichen. Den Gründen dieser Erscheinung stetig nachzuforschen, ^ die Pflicht aller staatserhaltenden Faktoren des Lande-, unter denen die Presse mit Recht eine gewichtige Stelle behauptet, wenn sie ihrer Ausgabe gerecht wird, welche darin besteht, die Wünsche und Bedürfnisse unsere- Bolk-thumS zur Sprache zu bringen. Sie ist mit dazu berufen, fte Au-sührung de- Gesetzes dem Staate zu er leichtern und diesen auf frühere Versäumnisse hin- Mweisen. Zu diesen rechnen wir — und da- gilt «m; speciell von Sachsen — die dauernde In- ß«ioa der Gemeindevertretungen durch Mitglieder str Socialdemokratie in den Städten wie auf dem statten Lande. In den besonder- durch die Agita- tun» zerwühlte» Wahlkreisen sitze» die socialistische» Führer al- Stadträthe und Stadtverordnete am püuen Tische, um über da» Wohl und Wehe ßr Bürgerschaft, über da- Communalvermvaen, üer die Interessen von Kirche und Schule «scheiden zu helfen. Wir wollen nur. um Be sch z« erbringen, an den 17. Wahlkreis erinnern, ftt Kernwerk de- sächsischen Socralismus. Im Etchtraths-kallegiu» zu Glauchau funairt als Ttadtrath der „Genosse" Schlesinger, Vorstand bn dortigen socialdemvkratischen Genossenschaft-« buchdruckerei, vor Kurzem wegen Gotteslästerung » dem skandalöse« Prorrsse Klemich und Ge nossen verurtheilt, in der Stadtverordneten - Ver sammlung der „Genosse" Franz, Disponent dieser Gesellschaft und Rebacteur der „Glauchauer Nachrichten"*), desselben Vergehen» wegen s. Z. unter Anklage gestellt. In mehreren kleinen Städten und sehr vielen Landgemeinden de- Bezirkes herrsche« ähnlich« Zuftch»»«. Unterbeamte, Elementarlchrer halten, ver- tbeilt über da- gauze Land, mehr oder minder osten zu der soclaiiinschen Bewegung. Woher diese Elscheinung? Man üttc stille Duldung, um de- lieben Frieden- willen und weil man sich all« mälig daran gewöhnt hat, die Socialdemokratie al- einen fast eristenzberechtigten Factor de- öffent lichen Leben- anzuerkennen. E« find unS Fälle bekannt, daß die UebcrwachMa der wichtigsten Per sammlungen, in denen Soctaftsteu »pd Ordnung- leute mit einander känchsdm. untergeordneten Bureaubeamteu übertragen worden ist, wei man — wie wt» annehmen wollen — die Ge fahr de« Sociali-mu» nnterschätzte. Wer sollte da noch Lust haben, für Recht und Gesetz zu kämpfen, wenn der moralische Eindruck, welchen da- Erscheinen de» kompetenten Beamten hervor bringt, also verwischt wird? Vielfach ist die Ansicht geäußert worden, daß Ausnahmegesetze in Orten, wo keine Garnison vorhanden sei, gar nicht durchzuführeu wären ». s. w. ES sind da- Anschauungen, di« einen ausfälligen Mangel an Mvth verrathen. Ja, man »st so weit gegangen, socialistischen Führern bezahlte Gemeinde-Aemtchen zu übertragen oder in Lu-stcht zu stellen, um sie mundiodt zu machen, mau hat sie seitens der Ge meindevorsteher mit einer gewissen Eonnivenz bc handelt, um nicht zum SÜchblatte in der socia listischen Presse zu werde». Diesem völlig unhaltbare» Znfiande muß au Grund sorgfältigster Erhebungen da- verdiente Ende bereitet werden, indem äioäplüuuffter gegen die socialdemvkratischen Gemeindevertreter seiten» der Aufsichtsbehörden vorgegaugeu wird. Wer den Staat anflösen will, darf kein Amt in demselben bekleiden. Wir fragen einfach: soll die Gemeinde- Organisation denjenigen Schutz der socialistischen Agitation gewähren, welchen da- Ausnahmegesetz ihr versagt ? Mit Nichten! Die zn« Theil ganz sarAo» «leitete Presse und da- wenig entwickelte Vereiv-leben m den k'eincrcn Ortschaften de- Lande- sind gar nicht im Stande, diese Dinge herzhaft anzusafien und bei dem rechten Namen zu nennen. Da- A1einbÜra«»thum, welche» sich gegen die Socialdemokratie stemmt, fürchtet den Terror,Smus derselben, der sich in der Ent ziehung von Arbeit «nd ähnlichen Erscheinungen kund gledt. In vielen hundert Ortschaften herrscht eine unentwirrbare Verquickung von sociali stischen Anschauungen mit dem Sinne sür Recht und Ordnung. Eine einzige Familie pflegt oft diese Gegensätze ft, sich zn tragen. Ein Mitglied derselben ist Social,st, da- andere Ordnung-mann, *) Der Stadtverordnete Franz, ist, wie die Re daction soeben au- einer Erklärung de- genannten Agitator» in dem Glauchauer Socialiftenblatte er- s Ht, auch Verleger sämmtlicher ftn Wahlkreise er scheinender socuttdemokralischer Organ« geworden. Bemerkt kann noch werden, daß die beiden genannten Herren einen uneingeschränkten Terrori-mu» al» Lentralleiter der deftigen socialistischen Bewegung au-üben. D. R. daS dritte ist indifferent, oder zwei Seelen woh nen, ach! in seiner Brust, und nur so ist die Ver- umpfung zu erklären, welche in politischer Be ziehung im Lande herrscht. Wo das BUrgerthum zur Selbsthülse zu schwach ist. muß die Majestät des Staate« ihr gewichtiges !Ze1o einlegen und der Gesellschaft vollen Schutz ;ewähren. Wir betonen dieS sine ir», aber oum Studio und hoffen, daß unsere Mahnung nicht unge- ,ört verhallen wird. Reichen die vorhandenen Gesetze der Einzelstaaten ;.u dem Zwecke nicht aus, so müssen die Landtage mit dieser Materie beschäftigt und Vorkehrungen zelroffen werden, die unS in dem Bestreben unter- tützeii, sür die Herbeiführung des Frieden- im Lande mit Erfolg thätig zu sein. Sachsen ist in erster Linie der der Ausführung de- SocialistengcsetzeS mit seiner Ehre engagirt, daS Uebel hat sich hier im Lande entwickelt, mit einer Intensität ohne Gleichen fortgesetzt und über ganz Deutschland verbreitet. Die Zeit zum Han deln ist jetzt gekommen und darum rufen wir: Oureuut Oonslil««! Politische Uedersicht. Leipzig, 23. October. Wie eS heißt, ist jetzt die in der Unter- suchungSsache. betnsfend den Untergang de- „Großen Kurfürsten", besonders zusammen gesetzte «nd aus dem Contreadmiral Kinder- lrng, dem Generalmajor Grafen v. Harden berg und dem Iustizralh Loos bestehende Unter- suLungS-Commilsion seit etwa vierzehn Tagen in unausgesetzter Thätigkeit, die vielen Zeugen und Sachverständigen zu vernehmen. Die nicht in Kiel befindlichen werden von Wilhelmshaven und anderen Orten dorthin citirt. da zur einheitlichen Behandlung der Sache eine Vernehmung derselben durch die Requisition anderer Gerichte nicht statt- sinden soll. Bemerkenswertst bleibt, daß Admiral Werner bereit» vor Beendigung der Arbeiten der Commission seinen definitiven Abschied nachgv- sucht und erhalten hat. Der Fürst-Reichskanzler hat sich am Dienstag nach FrievrichSruh begeben, wirv aber vor Eröffnung deS Landtages noch zur Hoch zeit seiner Tochter nach Berlin kommen und dann auf längere Zeit aus seine Güter gehen. Am Sonntag Nachmiltaa hatte der Fürst sich zum Vortrag inS kronprinzliche Palais begeben. Die enge Allianz zwischen der Fortschritts partei und dem Centrum, den Social demokraten, den P olen u. s. w. wirst nicht allein auf die Bestrebungen und Ziele der ersteren ein charakteristisches Licht; sie zeig! auch, wenn dies nach den Reden der Herren Windl- horst, v. Schorlemer-Alst und Brüel noch nöthia wäre, wa» von der zukünftigen Haltung des CentrumS zu erwarten ist. Wenn sich an die Klssinger Verhandlungen an manchen Stellen sanguinische Hoffnungen auf einen Ausgleich mit Rom geknüpft haben — schreibt die „N. A. Z." officiös — so dürsten dieselben jetzt aus ein sehr bescheidenes Maaß zu reduciren sein. So lange eine Partei existirt, welche sich äußerlich al- Vertre terin der katholischen Interessen gerirt, in Wirklich keit aber, wie die neulich« Abstimmung schlagend beweist, in feindseligster Haltung gegen die Reichs regierung, im Bunve mit allen dloS negirenden Tendenzen «nd deshalb im direkten Widerspruche mit den wahren Interessen der Kirche, lediglich politische Ziele verfolgt; so lange sich um diese Partei al» ihren Krystallisalionspunct alle Elemente gruppiren, welche die Institutionen de- Reiches und de- preußischeu Staate- mit blindem Hasse verfolgen, so lange wird selbstverständlich jever Versuch resultatlos bleiben, den Eulkurkamps im Wege friedlicher Verständigung zu beenden. Einer solchen Partei geaenüder wird auch bei den wohlwollendsten Intentionen de- römischen Stuhles keine Garantie da- f,ür geboten werden können, daß der kirchliche Friede in Deutschland zur Wahrheit werde. Dre kürzlich gerüchtweise gemeldete Ernen nung des Grasen Trautmann-dorf, Bice- präsidenten de- Herrenhauses, zum öfter reicht schen Botschafter in Berlin scheint nun endgültig feftzusteheu. Gras Ferdinand Trautmann-dorf, geboren 27. Juni 1825, ist mit der Prinzessin Marie von Liechtenstein vermählt. S«in Vater war in den vierziger Jahren aleichsall- Gesandter. Gras Ferdinand selb» war bi» 1859 al- Legation-rath m Berlin, später in München, und — ein Ultramontaner schwärzester Färbung — 1858-1872 Gesandftr bei« päpstuchen Stuhl. » O * Die Dmgr in Oesterreich habe» eine in hohem Grade Besorgniß erregende Gestalt angenommen, deren Tenor sich gegen Deutschland richtet. Der Sturz de-Grafen Andraish durch die heiß blütige Ti-za-Partei scheint eme sich allerding langsam aber sicher vollziehmde Thatsache zu fern. Die Orientpolitik des Grasen und die dannt ver knüpften sinanzieüen Schwierigkeiten sollen die Handhabe dafür abgeben und das Drama in Pest-Ofen zum Abschluß bringen. Als lX)a« ex mucüinL, als Führer einer feudal «ltramontau antideutschen, Ungarn zunergenden Clique würde Graf Brust aus der Bilkfläche erscheinen, um die Spitzen seiner Pfeile in weitem Bogen von der Donau bi» an die Sumpsfluth der verhaßten Spree zu schnellen. Ob daS geplante Iutftguea- spiel auch wirklichen Erfolg haben wird, wird von der Weisheit deS Kaisers Kranz Joses abhängen, der allerdings dem protestantischen Grasen Beust mit den ultramontanen Anwandlungen sehr wobl und mehr wohl als dem Grafen Andrassd will. Gras Andrassy ist bereit, den Kampf gegen seinen Sturz auszunehmen. Aber er ist nur Minister gegenüber den Delegationen, dort kann er seine Stellung wenigsten- vertheidrgen; gelingt e» seinen Gegnern, den Streit in dem ungarischen Ab geordnetenhaus« zum Entflammen zu bringen, io stürzt der österreichisch ungarische Ministerpräsi dent selbst ohne die Möglichkeit einer Gegenwehr Die Befürchtung eineS solchen AuSganges ist cs. welche vor Allem die Lage beherrscht Der Schwerpunkt der politischen Action liegt, wie bereits angedeutet, in Pest-Ofen. Eine temperamentvolle Nation wie die ungarische, wrtche mit Gluth und Leidenschaft Politik treibt, welche ihrer Mißbilligung der Andrasiy'schen Poli tik so entschiedenen AuSdruck gegeben hat, in deren Schooß zeitweise eine so hochgradige Gähruna ivahrzunehmen war. verurtheilt sich nicht selbst dazu, eine!nichtparlamentarstche, nur durch den Willen des Ministers begonnene Politik einfach zu ratificiren, sich selbst seiner politischen AÜqe walt zu beugen, anstatt ihre Rechte entschlossen zu wahren. Entweder der ungarische Reichs tag aiebt der in dem ungarischen Volke lebenden politischen Meinung Ausdruck, oder er abdicirt Im ersteren Falle wird er sich nicht damit be griügeu, zu wissen, daß der erste Theil der Occu- Palions-Ansgabe vollendet ist und der zweite Theil unter Inanspruchnahme von neuen Opfern gelöst werden soll. Er wird sich in einer Adresse gegen diese Politik kehren und im Namen deS magyari schen BolkSbewußtseins gegen dieselbe Verwahrung einlegen, im Namen eben jenes BolkSbewußtseins. das selbst den Sohn deS eigenen Landes nicht scboui Der Sturz des Grase,» Andrassy, aus den eiw seltsame Bereinigung von Kräften hinarbeiiet. würde schwerlich eine vereinzelte Thatsache bleiben Schon ist die Position zu engagirt, al- daß der Fall des Trägers der Politik der Hofburg nichr lawinenartig eine Reihe von Dingen mit sich in den Abgrund reißen müßte; und die Frage bleibt offen, was er überhaupt stehen ließe. Frondirt Oesterreich-Ungarn gegen da« deutsche Reich, so ist der politische Zustand Europas verändert und Fürst Bismarck aus eine neue Combination bingewiefen, die sich jetzt noch jed weder Beurtheilung entzieht. Telegraphische Meldungen: Wien, 22. October. Abgeordnetenhaus Präsident Rechbauer eröffnele die Sitzung mit e,mr Rede, in welcher er der ruhmreichen Armee für ihre lvahrhast antik« Tapferkeit, für ihren Heldenmnth und sür ihr« Opserwllligkeit im Namen deS HauseS den Dank auSsprach. Unter den eingegangenen Borlogen befindet sich da» Finanzgesetz pro >879 und daS Ge setz, betreffend die Ausgabe von 25 Millionen Gold- rentc für außerordentliche Bedürfnisse. Ferner wird eine Zuschrift de» Fürsten Auersperg verlesen, worin derselbe mittheilt, daß der Kaiser die De mission de- Ministeriums angenommen habe. Der Abgeordnete Kopp und Genossen stellen den Antrag, eine Adresse an den Kaiser zu richten, in welcher die Beunruhigung der Bevölkerung über die auswärtige Aetion anSgesproch«n und darum gebeten werden soll, daß die Regierung die Ziele ihrer au-wärt»gen Politik osten darlege und daß vor jedem weiteren Schritt der Berliner «ertrag der ver fassungsmäßigen Behandlung unterzogen werde. Pest. 22. October. Die „Petzer Correspondenz" ist ermächtigt, die Mittheilungen deS „Neuen Pester Journal»" über die Ausführungen de- Minister präsidenten Ti-za in der vorgestiigen Eon- ferenz der libeRnlen Partei für unrichtig zu erklären. Rehen znhlreiche« irrigen Behauptungen diese- Journal- sewn selbst die der Wahrheit t ar- sprechenden Behauptungen so lückenhaft und manqel- hast, daß dieselben nur zur Irreleitung führen müßten. Cm» förmlich« in- Detail eingehende Berichtigung sei au- demselben Grund« unmöglich, welcher den Ministerpräsidenten veranlaßt habe, die der Publi- cistik angebörenden Parteimitglieder darum zu er suchen, daß sie sich jeder Miltheftung enthalten. Meldungen der „Polit. Eorresp." Au» Bel grad, 22. d.: In Folge der Aufforderung Ruß tand- hat Fürst Milan die unverzügliche Räu mung der von den serbischen Truppen besetzten, zu dem neuen Bulgarien gehörenden Ortschaften aageordnet. — AuS Bukarest: In unterrichteten Kreisen wird versichert. daß die Beziehungen zwi schen Rußland »nd Rumänien in Folge der letzten Erklärungen der rumänischen Minister eine wett-ie Alterirnng erfahren hätten
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