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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.11.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187811287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18781128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18781128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-11
- Tag1878-11-28
- Monat1878-11
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.11.1878
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GrjchttKt tii-Uch früh k'/, Shr. «chm»«««a JoyamrtSgaffr U. ItzschßW»«, »« »«»«11«»: vormittag» 1»--2 Uhr. Nachmittag» »—» Uhr. , tzer für die uiichft» Bdnmser tzestimattr« «» «ocheatai» di« NachmMa-S. «» Sou». eftta»easrähtzi«'/,S11hr. B, w>Fl»tolr, ML«si^««ch»r: Ott» Klemm. llaiverMtsstr. rr, «Lssche.Kachariueastr 18»-. AchMtr Jagcblall Anzeiger. VrM flr Politik, Localgtschichte, Haudrlk- wd GeschästSvcrkrhr. K«ft«ge 1L,Lvv. -d«»»r»r»tmrtt» viertelt. 4'/, Mt. tucl. BrU>gerlohn b Ml. durch di« Post bezöge» 6 ML Jede eiozclne Nummer 2- Pt- Belegexemplar 1V Pf. Lrdübreu für Extrabeilagen ohne Postdefbrderullg 3« ML mit Postbrfvrderung 4b Ätk. lostratr Sgefp Petitzeile ro P? ^rbher« Schritten last unseren, Prnoverzrlchniß — Labellantver Satz »ach döl-ercm Tarif. TrrUonea «Irr de« NediuttmuAttr- die Spaltzeil« 4o Pf. Jnferat« fiud stets an d. Trpedttt«, zu senden. — Rabatt wird mcht gegeben. Zahlung? oder durch Po >pr»so -ostvorjchuß. ^ SSL. Donnerstag den 28. November 1878. 72. Jahrgang. Bekanntmachung. Hur Ergtimmg d«» mit dem 2. Januar 1879 ausscheidenden DritttheilS der Herren Stadtverordneten, ,nal«chen »ur Wilderdesetzung der durch den Tod de« Herrn Friseur ». Schulze erledigten Stelle ist die gesetzlich« Neuwahl VI veranstalten. Di« deshalb angefertigte und in Druck aegebene Wahlliste liegt vom 24. Novenher d. I. ab 14 Tage lang in folaenden Seschäftslocalen, deren Inhaber sich der mit der Auflegung uitz Aushändigung ver bundenen Mühwaltung mit dankenswert her Bereitwilligkeit unterzogen haben, als: bei Herrn M. v. «aumau», Tauchaer Strahe 6 b. bei Herrn Nun. Kühn. Dorothenstraß« 8. » F. «. «tltmanu, Dresdner Sttaße 38. . . Arte-, «-letz. Ransttdter Steinweg 13. « G. Letzter, Sternwartenftraße 34 und - - Jul. Hoffman», PeteNfteinwea S. Windmühlenstraße 17. - - Turl Aottzsch. Gerberfraße «1. . Erz. «Mich, Windmühlenstraße 81. - . «uft. Iucknst. Hainftrase 18. . »Ült«« WetSke vormals Louis Pfau. - TU. Echnbert Nachf., Brühl «1. Windmühlenstraße 8/9. - - G. »uh. Grimmaische tztraße 1«. . v. H Leutema««, Körnertzraße 18, Süd« - - ». Autzer«, <2rimmaisch« Straße S. straß« 11, sowie Bayerische Straße 20. - - H«hu K Scheibe, PeterSfstaße 3«. - T. r*tzt, Petertfteinweg 18. auS und wird vom 24. November ab auf verlangen nicht nur in diesen GeschäftSlocalen, sondern auch im Nal-Haus« I. Stock in der Rathsnuntiatur den Stimmberechtigten in je einem Exemplare aulgebändiqt. Bis zu End« de« siebenten Tage- nach Bekanntmachung und Beginn der Auslegung, alp bi» zum LT «»vemtzer tz. I. steht jedem vetheiligten frei, gegen die Wahlliste bei dem Unterzeichneten Rath« Einspruch zu erheben, über weiche» dann binnen der nächsten sieben Tage Entschließung gefaßt und dem Einsprechenden errffnet werden wird. Rach Ablauf obiger 14 Tage wird die Wahlliste geschloffen und ist den zu diesem Zeit-uncte etwa noch nicht erledigten Einsprüchen für die bevorstehende Wahl keine weitere Folge zu geben; euch können Bürger, welche in der geschloffenen Liste nrcht eingetragen find, an der Wahl nicht Theil nehmen Die Scktzl selbst ,st direct und hat jeder Abstimmende 11 ansässige und 10 unansäsfige Bürger zu wählen; fte erfolgt durch Stimmzettel, welche bei der Abgabe uneröffnet in ein verschlossenes BehLttnitz ein- »ulegen sind. Auf denselben find die zu Wählenden so zu bezeichnen, daß über deren Person kei, Zweifel ubng bleibt. Insoweit Stimmzettel dieser Vorschrift nicht entsprechen, oder Namen Nichtwählberer ent halten, find dieselben ungültig. Werden zu viele oder zu wenige Namen, also die Namen von mehr oder weniger Hausbesitzern und unansäsfigen, als oben angegeben, auf einem Stimmzettel gesunden, so wird hierdurch zwar die Gültigkeit desselben nicht aufgehoben, e« siud aber die überzähligen Namen al» nicht vorhanden zu betrachte«. Die Stimmzettel find an einem der hierzu festgesetzten drei Wahltage, ^ tze« 12. IS uotz 11. Keeemder tz. A in den Vormittagsstunden von 9—IS'/, Uhr, oder in den RachmittagSstunden von S—« Nbr in tze« Vurterresaul -er Buchtz«»tzlertzörse vor dem Wahlausschuss« von den Abftimmenden t« Person bei Verlust de» Stimmrecht» für diese Wahl abzugeben und wäre e» i» Interesse einer raschen Abserti-ung sehr wünschen«werlh, wenn vorzugsweise di« zwei ersteren Lage von allen Wählern, denen dieselbe» irgend paffen, »ur Stimmabgabe benützt würden, da außerdem erfahrung-mäßig immer am letzten Tage ein atzzu- aroßer, di« Abfertigung verzögernder Andrang zu de» StinnuAtHe» HMftndet. Nach Auszählung der Gtimmzettel werden die Gewählten durch den Wahlausschuß von der Wahl ^-nachrichtigt werden. Leipzig, den 19. November 1878. Der Math der Statzt Leipzig. vr. Georgi. Mefferschmidt. Bekanntmachung. Au» Anlaß der Einschätzung zur Einkommensteuer auf da» Jahr 1879 werden den Vorständen von juristischen Personen und Vereinen aller Art, sowie Arbeitgebern -c. gegenwärtig Formulare zur Anferttgvng von Lohnnachweisungen behändiat, welche nach Maßgabe der Vestrmmunaen in 8tz. 3« und 37 de» Em kommenfteuergesrtze» vom 2. Jul» 1878 verbunden mit 8- 28 der dazu gehörigen Ausführungsverordnung vom 11. Oktober c. auSgefüllt ttnne« 8 ragen, -o« der erfoltzte« vetzändtguuG atz ,«rechnet, bei vermeitzuug etner Geldstrafe bis zu .7« «art. tzte bei veratzf-nmun« tzes LerminS unnachstchtltch tzetgetrieden werben wirb, an die Stadt-Steuereinnahme, Brühl bl, UI. Stock, Zimmer b, abzugeben find. Sollten obgenannte Vorstände, Arbeitgeber rc. Formulare in nicht genügender Anzahl »der b»S »um 29. diese- Monat» überhaupt nicht erhalten haben, so wollen Dieselben dergleichen nach Bedarf an oben genannter ExpeditionSstelle m Empfang nehmen. Leipzig, am 2«. November 1878. Ser »attz tzer Statzt Leipzig vr. Georgi Koch. Bekanntmachung. In Gemäßheit des 8- 1 der Instruction für die Au-führung von Wasserleitungen und Wafferanlagea in Privatgrundstücken vom 7. Jul» 1868 bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß der Klempner Herr Hermann »utzolptz valke, Windmühlenstraße 28, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un» fick, angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrich tungen nachgewiesen hat. Leidig, oen 8. November 1878. Ser »attz tzer Statzt Leipzig vr. Georg». Harrwttz. Bekanntmachung. An den hiesigen Volksschulen find nächste Ostern S8 pr»»if»rische Letzrerftrle« zu besetzen, mit denen bei 26 wöchentlichen Unterrichtsstunden ein jährlicher Gehalt von 1800 verbunden rst. Bewerber, welch« die WahlfähigkeitSprüfung bestanden haben» wollen Gesuche und Zeugnisse bis zum 2s Seeemtzer tz. I bei unS einreichen. Leipzig, am 27. November 1878. Ser SchnIauSschntz tzer Statzt LetpztO. vr. Panitz. SichneN. Bekanntmachung, tzte Aufnahme schulpflichtiger »tntzer in tzte «entzlerffche -retfchnle tzetreffentz. Diejenigen Eltern und Vormünder, welche für Ostern 1879 um Aufnahme ihrer Kinder und Pst^g- befohlenrn »n die Wendler'sche Freischule nachzusuchen gesonnen find, haben sich entweder am «antage tze« 2. Seeemtzer 2 Utzr oder am Donnerstage »en h. Seeemtzer 2 Uhr rn der Kreischule, Zöllner straße 8, persönlich mit den Kindern einzufinden >7»d zugleich Taus- und Impfschein der Kinder vorzu legen. In d»e unterste Elaste der Schule können nur Kinder Ausnahme finden, welch« zu Ostern 187» da» 8. Lebensjahr vollendet und da« 7. noch nicht überschritten haben. Kinder, welche schon vorher Schulunter richt genoffen haben, können nur, soweit Raum noch vorhanden ist, in eine obere Llaffe der Schule ausge nommen werden. Leipzig. 24. November 1678. Sa« Direktorium tzer «entzler-Sttftnng Die Aufregung in Italien /Rom, 23. November. Kaum hat sich da» Entsetzen über da« ruchlose gegen den König von Italien unternommene Attentat gelegt und der Freude über dessen glückliche Errettung au« drohender Todesgefahr Platz gemacht, und schon laufen Nachrichten von neuen Attentaten ein, welche gegen friedlich«, die Errettung de« König» feiernde Volk-maffen unternommen werden. In Florenz, Pisa und, wie e» heißt, nun auch in Livorno wurden Orfini-Bomben in da» dlcht- gchrärrgte, dem Köniae eine begeisterte Ovation bringende Bolk geworfen, wobei e» leider an Tod« ta» «ud Verwundeten nicht fehlte, sowie auch in anderen Städten feindselige Gegendemonstrationen stattfanden, welche den Beweis lieferten, daß eine verbrecherische, aus den Umsturz de- Bestehenden hin- arbeitende Seele ihr Haupt erhebt und kühn die Ge fühle der immensen Majorität der Bevölkerung her auSfordert. E» scheint keinem Zweifel zu unterliegen, daß die in letzter Zeit begangenen schändliche Atten tate nicht da» Werk einzelner Wahnsinniger oder Verworfener sind, sondern daß hinter denselben eine verbrecherische Association steckt, deren Streben dahin gerichtet ist, da-Bestehende über den Haufen zu werfen, ihren verwerflichen Doctrinen nöthigen- fall» mit Gewalt Eingang zu verschaffen, daß »an eS mit einem Worte mit einem Nebel zu thun hat, welche- die Existenz der Gesellschaft bedroht. Internats ovale »ndSocialdemo- Iraten rühren sich auch in Italien in sehr alarmireuder Weise, und nicht blo« in den letzten Tagen, sondern seit längerer Zeit macht sich deren ver brecherische Thätigkeit in drohender Weise bemerk bar. Man hat d,ese Bewegung bisher entschieden in Italien unterschätzt, und jetzt erst wird e- klar, daß da« Uebrl viel gefährlicher sei. al- bisher ge glaubt wurde, und daß blo- die äußerste Energie die Verbreitung desselben zu hindern im Stande wäre. Diese Erkenntniß beginnt sich mit unwider- stehlicher Kraft der öffentlichen Meinung der Be völkerung auszudrängen und die Besorgniß wach zurufen, vaß die verbrecherischen Attentate blo- die Vorläufer größerer und gefährlicherer Unterneh mungen fein könnten, wenn die Regierung sich »icht dazu entschließt, der Bewegung mit Strenge «d Entschiedenheit entgegenz»treteu. Diese sich immer entschiedener manifestirende Er- kamtniß hat auch nicht verfehlt, in der öffentlichen Meinung einen Umschwung betreff- der BeurtHeilung der bi»herigen Haltung de- Ministerium- Cai- roli-Zanardelli hervorzurufeu und deffenStel- lung einigermaßen zu erschüttern. Es scheint aber die Regierung selbst, wie diefe- au- den in der Kammer gesprochenen Worten des Minister- de- Innern hervorgeht, zur Einsicht ae- laugt zu sein, daß es mit dem bisher von ihr ve- folgten Systeme nicht mehr gehe und es an der Zeit sei, gegen die Revolution und die Verschwö rung den Kampf aufzuuehmen. Ohne zu außer ordentlichen oder gar reaktionären Maßregeln zu schreiten, wird die Regierung in einer strengeren Interpretirung der beftchotzen Gesetze Mittel und Wege finden, die drohende Gefahr zu beseitigen. * » » Die Au-führunaen de- Herrn Correspondenten werden Vvllauf bestätigt durch ein Telegramm, welch«- wir gestern unseren Lesern mittheüten und da- wir hier im Zusammenhänge wiederholen: Rom, 26. November. In einer gestern hier statt- gehabten Versammlung von etwa «0 Senatoren, ist beschlossen worden, zunächst da- Ergebnis» der Untersuchung in dem Proceffe gegen Passa nt ent e abzuwarten und «rst dann darüber zu ent scheiden, ob es nothwendig sei, den König um Erlaß eines Decretes »u ersuchen, durch welche« der Senat als höchster Gerichtshof behuf« Aburiheilung Passa nten te'- den verfassungsmäßigen Bestimmungen ge mäß conftituirt wird. Bei der inFloren»in dem Ler- sammlungSgebäude der Internationalisten vorg^ nommenen Haussuchung find verschiedene Verzeichnisse von Anhängern der Internationale aufgefunden wor den, zugleich auch ein Verzeichniß der Namen de« He- cutivcomitö. An der Spitz» de« letzteren BerzeichniffeS befand sich der Name eine» sehr bekannten Advocaten, welcher mü dem Titel eine« rechtsverständigen Be- rather« bezeichnet war. Ferner wurde ein zur Fabri kation von Kugeln eingerichteter Tiegel aufgrfunden. Außerdem wurden mebrere Schriftstücke mit Beschlag belegt, unter welchen sich die Protokolle über die Ver sammlungen und die Rechnungsbriefe über die wöchent lichen Emzahlungrn der Anhänger befanden. Auch wurde ein Protokoll darunter voraefunden, in welchem über eine in der ganzen Verbinduna angestellte Eollecte zu Gunsten eine« verarmten Affiliirten Be richt erstattet wird. » * » Uebrr da« Scheusal selbst, welche» die Mord waffe geßen seinen König führte, Pafsamente, dringen jetzt eine Reihe Nachrichten in die Oeffent« lichkeit, welch« den Nachweis erbringen, daß dieser Meuchelmörder vom Schlage der Hödel durchs«- da- Kind einer weitverzweigten socialistischen Be- gelüftelt, die wohl de» Interesse- unserer Leser wertb ist. Der „Pungolo" von Neapel hat au- den schriftlichen Aufrechnungen, die bei dem Verbrecher und in dessen Wohnung gefunden wor den sind, so viel entziffert al- genügt, um eine Neine Ahnung von dem neuen Weitst),tem diese- verkommenen Menschen zu bekommen. Die Ent rifferuna muß nicht leicht gewesen sein, denn Schönschrift und Rechtschreibung scheinen bei dem speculirenden Koche auf gleicher Höhe mit der Klarheit seiner Gedanken gestanden zu haben Die leitenden Ideen au- solchem Wüste zu ent wirren, war von «ehr al» keilschriftlicher und hieroglyphischer Schwierigkeit. Zwei sind der Schriftstücke, die man erwischt hat. DaS eine ein halbzerfetztes Stück Papier, auf beiden Seiten mit blauer Tinte beschrieben. DaS andere, ein Notiz buch in kleinem Octav, mit derselben Tinte be schrieben, sowie mit derselben kalligraphischen Fer tigkeit. DaS Papier tr«a er bei sich, al- er fest genommen wurde. Da» Notizbuch wurde in seiner Wohnung gefunden. Ans dem Papierfetzen steht eine Art von socialem Statut, da- in eine Unzahl von Artikeln zerfällt. Sein Anfang lautet etwa so: „Theure Brüder, Menschen der ganzen Welt, euch kommt e- zu, die Frage der Ge sellschaft und de- Weltall- zu lösen." Dann kommen die Artikel. Bedingungen für da» Glück der beiden Welten sind: der Tod der Kaiser, Könige und Prinzen, und die Oekonomie der nationalen Familien. Da- ist die Hauptsache, aber e- thut noch mehr Noth. Die dem Kriege dienen den Vorbereitung-mittel müssen abgeschafst werden, und die Folge davon ist die Abschaffung der Gene räle. Zum Dritten müssen abaeschafft werden die Präsectm, Gendarmen und Polizisten. Der Welt verbesserer vergißt dabei nicht, daß er selbst Koch ist. Schreckliche Strafe soll Uber die Kleinverkäuser kommen, die falsches Maaß und Gewicht üben. Er will einen Generaltarif für die Eßwaarcn, die in drei Classen einzutheilen sind, mit festen Pressen, so daß Jeder wählen kann nach seinem Geschmack, mit richtigem Preise und Gewicht. Dann folgt eine vierte Abschaffung. Ein weiterer Artikel de» Statut- der universalen Republik decretirt näm lich au- der Welt hinaus „die Geizhälse, die Heuchelei, den Wucher und überhaupt alle Tyran nen in irgend welcher Gestalt". Eins aber schafft der Koch nicht ab: die Steuern. Steuern bringt man, «ud was für Steuern! Nur müssen sie alle in eine einzige verdichtet werden, eine Art von Kopfsteuer. Der betreffende Artikel setzt fest, wie viel und in welcher Art jeder Bürger monat lich zu zahlen habe in die kommunale, provinziale, universale GesrllschaftScasse für da» Heil de» Volke- und den Reichthum der öffentlichen Lassen. Zum Entgelt werden abgeschafft da- Elend und die Vor käufer, einerlei ob alte Männer oder alte Weiber. Die universale Republik, konsequent wie sie ist, schafft ferner stimm tliche Pensionirte ab und be schließt: „Wittwen und gesegnete Frauen er halte« Pension, ohne daß sie dafür Eingaben aus Stemp^papier einzureichen haben". Der Civilstand bleibt, eben so die Arbeiter - Ver eine, die sogar obligatorisch sind. Eine fernere Errungenschaft ist ,>a- Recht auf Arbeit oder auf Pension oder auf Paßfchein." Schließlich kommt da- Strafgesetzbuch, und wa» für ein-! Der Gesetz geber am Kochherd hat einen großen Respect vor dem Eiaenthmn. Seine Gesetze bestrafen den Diebstahl und den Betrug, „indem sie den Schul digen in die Flammen werfen." Falschmünzer werden gehängt, und zwar nach einer ganz funkel nagelneuen Methode Dennoch kommt auch die M,lde zu ihrem Rechte. Der Betrüger, wenn er mildernde Umstände für sich hat, wird nicht verbrannt, sondern auf kaltem Wege vom Lebm zum Tode gebracht. In seinem Notizbuch« bekennt er sich al- einen Verehrer von Christus al- Modell der Standhaftigkeit, von BrutuS als Muster von Selbstverleugnung und Muth Passamente bewahrt in dem neuen ge richtlichen Kerker, in den er m»S den Verließen der Polizei gebracht worden ist, dieselbe Unerschütter- lichkett und dieselbe cynische Ruhe, die er von An fang an bewahrt hat. Beim ersten Verhör hatte der InstructionSrichter einmal die Feder nicht z«r Hand. Der Verhörte sprang aus und reichte dem Beamten dienstbeflissen eine Feder, die er selbst vorher in die Tinte tunkte. Der Beamte ergriff sie zögernd und warf sic dann, von Abscheu üoer- wältigt, zur Seite. Der Mörder hat verschiedene Verhöre zu bestehen gehabt, in denen er auf die Frage de- Untersuchung-richterS, warum hast Du den König tödten wollen'? folgendermaßen ant wertet: „So viele Vorbereitungen, so viele Feste entrüsteten mich. Ich habe mir gesagt: Wie, er wird zehn Ge richte essen und ich nicht em»! Deshalb habe ,ch ihn tödten wollen." Auf die Frage, welches sind Deine Meinungen, erwiderte er: „Ich bin socialistischer Republikaner. Mein Glau- benSbekenntniß war auf daS Stück rothe Tuch ge schrieben (welche» den Dolch umgab): ES lebe die allgemeine Republik! Ich verlange, daß in daö Protokoll ausgenommen werde, daß ,ch auch auf das selbe geschrieben batte: ES leb« Orsini. Untersuchungsrichter. „War rS Deine Ab sicht, den König zu tödten, oder wolltest Du ihn blos verwunden?" Passamente. „Ich wollte ihn umbringen, wenn ich Geld gehabt hätte, würde ich einen Revolver ge kauft haben und der Schuß wäre nicht vorbeigegangen." N. „Ungl, cklicher, fühlst Du denn keinen Abscheu vor diesem Verbrechen ?" P. „Nein, ich bin ein Feind der Kaiser und Kö nige wegen ihre» LuxuS. Nach dem wa» ich gelesen habe, ,ft mir klar geworden, daß die Köniae zu viel Geld gebrauchen." U. „Warum Haft Du denn fortgefahren. Stöße zu führen?" P. „WaS soll ichJhnen sagen, ich habe nicht mehr darauf geachtet, wa- ich that." U. „Hast Du nicht gesehen, daß Dich da- Volk zerreißen wollte, daß Du nicht mehr unter den Leben den wärest, ohne die Polizei?" P. „DaS Bolk ist «n Narr, e- macht dies immer so." U. „Wer sind Deine Lomplicen ?" P. „Ich habe keine, wenn ich welch« hätte, so Hütte ich mtt dem mir gegebenen Geld« einen Revolver kaufen können." In einem anderen später mit ihm vorgenommeue« Verhör bat Passamente folgende Antworten gegeben. U. „Seit wann bist Du in Neapel?" P. „Seit Monat Mai". U. „Was Haft Du hier in Neapel seit Monat Mai thun wollen?"
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