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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188002169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-02
- Tag1880-02-16
- Monat1880-02
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1880
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Erscheint tlgUch früh 6'/, Uhr. »»» «»vrdM», JotzanniSgass« LS. Lprrchß»«»«, Kr vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—8 Uhr. «Kr dir «Itckgad, rtnqrtandtrr Womr- ,n»t< «ach, stch dir Rrdacttoa nlch, »rrvlndlich. M«>atz«e drr für die nächst- fotaendc Nummrr befttmmle« Znvrntr an Wochentagm dt« S Uhr Nachmittags, an Smm- «a» Festtagen früh dis '/,i> Utzr. 2» »ra Rtlalr» für Z»s OttaKtrmm. UnivirfitätSstr. 22. LouiS Lösche. Xatharinrnstr. I8.P. UM dis '/«3 Uhr. M'Pttgcr TagcblaN Anzeiger. Orzin für Politik, Lvcilgeschichte, Hrndkls- und GeschäDvcrkthr. Auflage 16.V0V. r^K»m»t,»«»r«Nvtertelt.4^LL, mct. vrinaerlohn 5 DÜ., durch die Post bezog«, S DL Jede einzelne Stummer 2» Pf. Belegexemplar 10 Pf. Vedührrn für Extrabeilagen Ohne Postbefvrdrrung SO DL Mil Postdefvrderung 48 DL Inlerale »gefp. Petttzeilr 20 Pf. Größer« Schritten laut unsere» Prtisverzeichmß. — Tabellarischer Satz nach böberrm Tarif. Arrlame, vaier »rm «e>aeti»n«ch4ch die Spaltzeil« 40 Pf. Inserate sind stet« an d. Lrprdttt»» zu senden — Rabatt wirb nicht gegeben Aablunapr»onuw«r»a<la oder durch Poftvorschuß. .1? 72. Montag den 16. Februar 1880. 74. Jahrgang. Bekanntmachung. Mit Zustimmung der Gemeindevertretung haben wir den für die Bebauung des Areals des Grund stückes »um „Kurprinzen" von der Leipziger Immobiliengesellschaft ausgestellten Bebauungsplan genehmigt und denselben in unserem Bauamt (Tiefbauabtbeilung) zu Jedermanns Einsicht vier Wochen lang ausgelegt. was hiermit in Gemäßheit H. 33 deS Regulativs, die neuen städtischen Anbaue rc. betreffend, zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird. Leipzig, den 13. Februar 1880. Der «ath her Stadl Leipzig. De Tröndlin. Wilisch, Aff. Die ,m Jahre 187b gegründete Städtische Fortdildungsschule für Mädchen in Leipzig beginnt Ostern 1880 einen neuen Kursus. Dieselbe gewährt jungen Mädchen, welche aus der Volksschule entlassen sind, Gelegenheit, sich eine umfassendere und tiefere allgemeine Bildung anzueignen, wie auch sich für lohnendere Thätig^it in gewissen, dem weiblichen Geschleckte zugänglichen Berufszweigen vorzubereiten. — Das Ziel des allgemeinen Kursus erreichen die Schülerinnen >e nach ihrer Vorbildung in 1—3 Jahren. In demselben wird in deutscher Sprache und Literatur, französischer und englischer Sprache, Rechnen, Buchführung, Realien, Singen, Turnen und weiblichen Arbeiten Unterricht errtheilt. Ein daraus folgender einjähriger Höherer Kursus bezweckt die Wetterführung der sprachlichen Bildung und bietet außerdem den Schülerinnen Gelegenheit, sich specicller für das kaufmännische Geschäft vorzubereiten, oder sich mit der Kindergartenerziebung bekannt zu machen, — zu welchem Zwecke von Ostern ab ein Kindergarten mit der Anstalt verbunden werden soll —, sowie die weiblichen Arbeiten gründlich zu erlernen. — Das Schulgeld beträgt jährlich 30 Mark. Anmeldungen nimmt der Unterzeichnete Montag, den 18, und Dienstag, den 17. Februar, Vormittags von 10—13 Uhr und Nachmittags von 3—4 Ubr im Directorialzimmer der >. Bürgerschule für Knaben entgegen. Derselbe ist ebenda auch sonst regelmäßig Vormittags von 10—11 llhr und — ausgenommen Mittwoch und Sonnabend — Nachmittags von 3—4 Uhr zu sprechen. Leipzig, den 13. Februar 1880. V. Neimer. Direktor. Gewölbe-Vermiethung. Das zeitder an den in Concurs verfallenen Kaufmann Arthur Eisensch nten Nermiethung gegen einhalb- enschmidt vernnethet gewesen» «ewälte im Nattzhause, Naschmarktfeite, soll zur sofortigen anderweiten jährliche Kündigung Montag, den 2Z. Hs«. Mt«.. vormittags II Uhr an Rathsstelle versteigert werden. Die Versteigerungs- und Bermiethungsbrdingungen liegen ebendaselbst (Saal der 1. Etage) schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 14. Februar 1880. Der Nath her Staht Leipzig. Dr. Georgi. kerutti. Oetlentliclie HandolKl^liran^talt. Legion «es 80 8eku>jskres um 8. äpeil ö. .1. Die keilereuffvisse üer Xnstolt bereelttigen iv« eüzj»iuix- veiHvillitzen Dienst. In äee kökeeen >l»tkeil»n^ (Ofikeiger Ouesus) betrügt üus 8elmlgelä für ängebärige äee äeuisckeo keiekes 340 lue äie 3 , 300 ./t tue sie 3 , 380 für öie 1. tilssse. püe fnuge l.eute. velebe siel, >Ien D, reekligungssekein rum einjäkrig sreireilligen Die»s> ermorden Kuben, ist ein 1a< k^ issenseliastliekee Ouesus rn» ^skeesäsuer bei 30 Delirstunäen in «ier IjVoeke eingeriektet, tür n^eleke» «iss 8ekulgel<1 340 keieii^i. änm» läungen riellle man ßelulligst sn äen Direeior clor >»«islt beiprig, im ^»»usr 1880. 4»rl dValTrm». politische Uebersicht. Leipzig. 15. Februar. Der friedliche Charakter derdeutschenThron- rede wird nicht nur von der französischen und russischen, sondern auch von der englischeu Presse betont. ES erscheint uns angemessen, die Aus führungen einiger Londoner Blätter hier wieder ru geben. Der „Standard", der zum Cabinet Beaconsfiekd enge Beziehungen unterhält, schreibt: „Der Schlüffe! der Rede deS deutschen Kaisers, anläßlich der Wiedereröffnung deS Reichstages, ist Frieden. Etlichen wird der Nachdruck, der aus dieses bedeutungsvolle Wort gelegt ist, unerwartet kommen, aber für Jedermann wird er will kommen sein." Daß sich die Thronrede in so schmeichelhafter Weise Uber den friedlichen Charakter und die be friedigende Wirksamkeit des Berliner Vertrages äußert, kommt dem Tory-Organ äußerst gelegen, und es hofft, die Auslastungen de« deutschen Kaisers werden den englischen Liberalen, die neben den Russen die einigen seien, denen der Berliner Ver trag nicht gefalle, endlich den Mund stopfen. — Der Schluß des bereit« durch den Telegraphen erwähnten Artikels der „Times" Uber denselben Gegenstand lautet: „DaS große Ziel eines deutschen Staatsmannes muß es sein, achtungsvolle und freundliche Be ziehungen zu den beiden großen Ländern zu er halten, zwischen denen daS „Vaterland" liege. ins besondere zu Frankreich. Die französische Nation kann nicht vernichtet werden, und es würde ein Unheil für die Welt fein, wenn zwei Länder, denen die Civilisation Europas so viel verdanke und noch verdaniken werde, durch gegenseitige Feind seligkeiten beunruhigt würden. Deutschland wird sicherlich jene Feindschaft nicht hcraufbeschwören. und es ist kein Ding der Unmöglichkeit. daß im Verlauf der Zeit die Vorsicht in Frankreich den Sieg Uber die Verlockungen bloßer militairischer Ehre davonlrage. Ueberdies läßt der Hinweis der Thronrede aus die Nothwendigkeit, die Gültig keit des Socialistengesetzes zu verlängern, aus innere Besorgnisse schließen, die, wenn auch vor übergehenden Charakters. dock sicher durch eine kriegerische Politik vermehrt werden dürften. Es ist aber im Ganzen aller Grund vorhanden, den kaiserlichen Versicherungen Vertrauen zu schenken, daß der Einfluß Deutschlands beharrlich ru Gunsten de« Friedens ausgeübt werde; und glücklicherweise liegt für den Augenblick kein Anzeichen vor, daß irgend eins andere Nation andere Ziele verfolgt." * Berlin, 14. Februar. Nachdem das Abgeord netenhaus in der gestrigen Abendsitzung ohne er heblich« Debatte das Extraordinarium des Eultus- etatS und damit die zweite Berathung des ganzen Cultu-etat», sowie ferner den Etat der Eisenbahn- Verwaltung und den Etat der allgemeinen Finanz- ^rwaltung erledigt und damit die zweite Lesung des Etat- beendigt und daS Etatsgrsetz angenommen worden, nahm daS Haus in seiner heutigen Sitzung zunächst den Gesetzentwurf betreffend Bestimmungen über das Notariat nack kurzer Debatte in erster und zweiter Lesung an. Alsdann folgten Wablprü fungen. D,e Wahl des Aba. Wißmann (10. Wie« baden) wurde für gültig erklärt. Eine längere De batte veranlaßt« die Prüfung der Wahl des Abg. Seyffardt (Krefeld), welche die Kommission für un schreibe. Abg. Lauenftein beantragte, d,e Wahl für gültig zu erklären, und wies auf die Unmöglichkeit hin, die Vorschrift, daß auf je 350 Seelen ein Wahlwann zu wählen sei, unter allen Umständen strict zur Aus führung zu bringen; auch m zahlreichen anderen Fällen sei diese Vorschrift straflos überschritten worden. Abgg. v. d. Gröbcn, Bachem und v. Mever- r ArnSwalde sprachen für den CommissionSantrag. Abg. Pannus beantragte, umerstützl von dem Abg. Köhler, die Wahl zu bcanltanden. In namentlicher Abstim mung wurde darauf der Amrag Paris ius abgelehnt durch die Stimmen deS Kentrums und der meisten sonjervallvcn gegen die der Nationalliberalen und der Freiconservailven,, und alsdann die Wahl für ungültig erklärt. Die Wahl des Abg. Herwig (I. Marienwerder), welche die Kommission für un- güllig zu erklären bean.ragte, wurde aui Antrag des Abg. Schmidt-Sagan beanstandet. Ebenso wurden die Wahlen der Abgeordneten v. Wedell-Pies doif (8. Merseburg) und Schmidt (Sauger- Hausen) dem Antrag der Commission gemäß bean standet, die Wahlen der Abgg. Günther, v. Langen- dorfs und Bilter-Fraustadt für gültig erklärt. — Der Laizdlag tritt letzt in die letzte Woche seiner Thätig- keit ein. Am Montag und Dienstag wird wohl die dritte ElatSberathung erledigt pnd dis zum Schluffe der Loche um den übrigen unaufschiebbaren Ge- 'chäften aufgeräumt werden. In der Frage der Nach- ession scheint bas letzte Wort immer noch nicht ge brochen; drr Gang der Berathung in der Verwal tungsgesetzcommission konnte jedoch die Regierung nur in der Absicht bestärken, die Verwaltungsorgam- sauon mit Hülse einer Nachsession durchzusüoren. In Bezug auf die Uebungöfahrlen ver NeichS- marine «st durch allerhöchste CabinetS Ordre vom 10. d. M. die Indienststellung folgender Schiffe befohlen: Corvette „Gazelle" zur Ausbildung von Maschinen-Personal im Bereich der Marine-Skation der Nordsee, Fregatte „Niobe" zur Ausbildung der Cadetlen, Corvette „Nymphe", Brigg „Musquito", Brigg „Rover" zur Ausdtldung von Schiffsjungen, Danipfkanonendool „Drache" zu Vermessungen in der Nordsee, Dampskanonenbool „Fuchs" als Ten der des Artillerieschiffcs „Renomn", Panzcrsregat- ten „Friedrich Karl", „Preußen", „Friedrich der Große", Panzercorvetle „Sachsen" und Aviso „Grille" zur Vereinigung zu einem UebungS- Geschwader, Torpedosahrzeug „Zielen" zu Torpcdo- zwccken, Tjacht „Hohenzollern" zur Disposition des Kaisers, Corvette „Ariadne" zur Entsendung nack der Westküste von Amerika, Corvette „Victoria" zur Entsendung nach der westindischen Station. * » » Wie Wiener Blätter berichten, soll in den von österreichischen Truppen occupirten Theilen des Lim-ThaleS seit einiger Zeit unter der dortigen Bevölkerung eine gewisse Aufregung herrschen. Dieselbe soll sogar Veranlassung zu militairischen Vorsichtsmaßrebeln behufs Deckung der im Sandschak von Novl-Bazar epponirten österreichischen Garnisonen geboten haben. Die Aufregung der Bewohner deS Lim-Thale- soll übrigens von Agitatoren provocirt und genährt werden. „Man wird nicht irreaehen". schreibt die „N. F. P." „wenn man die Erregung im Lim- Thale als eine Rückwirkung der Ereignisse be trachtet, deren Schauplatz in jüngster Zeit Gus sin je und Plava waren. Wird diese Angelegenheit in befriediaender Weise geregelt, so dürfte sich wohl auch die Aufregung der Gemüther im Lim-Thale legen. Allerdings scheint diese Aussicht für den Augenblick wieder in die Ferne gerücst, da Ruß land erklärt, es werde einem in Vorschlag ge brachten Arrangement zwiscken Montenegro und der Pforte zusnnimen, falls Fürst Nikita, der „hervorragendste Interessent", dasselbe «cceptire. Das klingt wie eine nack Cettinje adressirte Ermuthiaung zur Hartnäckigkeit, abgesehen davon, daß die Pforte denn dock noch ein „hervorragen derer Interessent" ist, als Montenegro." Wie telegraphisch aus Nisck gemeldet wird richtete in der Sitzung der Skupschlina Jovan BoScovic an die Regierung eine Interpellation über den Stand der Verhandlungen mit Oester reich-Ungarn. In Beantwortung dieser Inter pellation erklärte der Ministerpräsident Ristic, es sei die Hoffnung begründet, daß die Eisenbahn frage und die Frage betreffend den Handelsvertrag bald eine günstige Lösung finden würden. Oester reich-Ungarn hege keine feindselige Disposition gegen Serbien. Die Skupschlina erklärte sich durch die Mitteilungen des Ministers befriedigt. In Italien sind die Irriden ten-Putschc an der Tagesordnung. Aus Udine wird gemel det, daß dort in letzterer Zeit Sendlinge der In ternationale im Bunde mit Anhängern der„ItLlia irrc-äeutÄ" ihr Unwesen treiben. Dieselben wußten sich unter der Maske von Arbeitern in die .Zociotä operkim" (Arbeiter-Verein) von Udine cinzuschlei- chen, wo es am 10. d. zu lumultuarischen Scencn kam, welche das Einschreiten der Polizei veran- laßten. Ein fremder Arbeiter aus Triest kün digte nämlich in dem genannten Vereine einen Vortrag über „das wahre Vaterland" der Arbeiter und die „Vollkommenheit deS Staates" an, welche der Arbeiterstand anzustreben hätte. Der Vortrag de» socialistischen WanderrednerS wimmelte von den gröbsten Ausfällen gegen Staat, Königthum. Kirche, und gipfelte in dem Satze, daß daS einzige und wahre Vaterland des Arbeiters die , Uepubllca unirorsLls" sei, worin er die Re gierung selbst in die Hand zu nehmen hätte. Als der in der Versammlung anwesende Polizei beamte dem socialistischen Agitator das Weiter« sprechen verbot und die Veriammelten ermahnte, sich solcher rhetorischer Ausschreitungen zu ent halten, entstand ein unbeschreiblicher Tumult. "Der zur Ordnung gewiesene Redner sprang aus einen Tisch, zog aus seiner Tasche ein rotheS Tuch, schwang es über seinem Kopse und brüllte mit Stentorstimme: „b>vivL la Uepublie» !^, in welchen Ruf ein Theil der Versammlung einstimmte. Man warf Stühle und Tische um, sckrie: „b uors I» Loliriu!" (Hinaus mit der Polizei!) und drehte schließlich die Lampen aus. In der Dunkelheit wurde der Polizeibeamte hart bedrängt und soll, wie es heißt, verwundet worden sein. Erst nach dem Erscheinen einer starken Polizei-Patrouille konnte die Ruhe hergestellt und daS Local ge schloffen werden. Der Präsect in Udine hat am nächsten Morgen den Verein ausgelöst und den Vorfall der Regierung in Rom gemeldet. Weh' Geistes Kind Gambetta ist, beweist neuerdings wieder das von ihm geleitete Organ. Die „R^ublique Franz;aise." vom Sonnabend bringt an der Spitze deS Blattes einen Leitartikel über die in'ganz Frankreich öffentlich angeschlagene Amnestie- Rede de« CabinetSchess Frey einet. Das Blatt behauptet, daß die Rede an manchen Stellen vage, ja sogar unlogisch sei und die Regierung einen Fehler begangen habe, den Taa der destnitiven Lösung der Amnestie-Frage inS Unvestimmte hinaus zuschieven. Die Regierung habe sich aber nun mehr verpflichtet, Alles zu lhun, damit die Amnestie binnen kurzer Zeit realisirbar werde. Die Re gierung verlange zu diesem Behufe blos, daß sie erst kräftig werde und es sei deshalb die Pflicht der Republikaner, sie ohne Knickerei zu unterstützen. An demagogiscker Zweideutigkeit lassen diese Worte wohl wenig zu wünscken übrig. Die im englischen Parlamente erfolgten Mittheilungen der Minister stimmen darin überein, daß die vtelberufene Besetzung Herats zwischen England und Persien em Gegenstand der Unterhandlung ist. Nur stellen die Räthe Ihrer Majestät in Abrede, daß die Verhandlungen sckon so weit gediehen seien, um zur Veröffentlichung reis zu sein. Die russische Presse spiegelt den verblüffenden Eindruck wider, den diese zuerst durch die „Times" gebrachten Nackrickten in St.Pe ters- burge r osficicllen Kreisen bervoraerusen haben. Während Lord Beaconsfield auf die wiederkolten Anfragen der Führer der Oppo sition im Obcrhatise bezüglich HeratS aus weichende Antworten giebt, ist der Peters burger Correspondcnt der „Daily News" in der Lage, auS glaubwürdiger Quelle, wie er behauptet, mittheilen zu können, daß der englisch- perfische Vertrag aus drei Artikeln besteht, welche lauten: 1) Persien erhält die Erlaubniß, Herat zu besetzen: 2) Persien leistet England in Afghanistan Beistand; 3- England verpflichtet sich, von Teheran nack einem noch näher zu bezeichnenden Hafen am Persischen Golf eine Eisenbahn zu bauen. Kleine Dienste erhalten die Freundschaft. Die Feindseligkeiten zwischen Chile nnd Peru haben der deutschen Regierung zu einem Courtoisie- Act gegen die österreichisch--ungarische Mo narchie Veranlassung gegeben, der, wie das Wiener „Frdbl." hervorhebt, neuerdings in erfreulicher Weise die Innigkeit der bewersntigen Beziehungen constatirt. Da sich niimlick gegenwärtig kein öfter- reichisch-ungarischks Kriegsschiff in den peruanisch- chilenischen Gewässern befindet, habe die deutsch« Regierung der österreichisch-ungarischen in der zu vorkommendsten Weise angeträacn, falls cS sick als nothwendig Herausstellen sollte, den Schutz der sick in den kriegführenden Ländern aushaltenden Nationalen letzterer durch daS deutsche Kriegsschiff „Hansa" besorgen zu lassen. Die österrelchisch- ungarische Regierung habe dieses freundliche An erbieten mit Dank angenommen. Die deutsche Regierung habe denn auch bereits dem Comman- deur der „Hansa", Capitain Heusner, die dies bezüglichen Instructionen ertheilt, denn, wie dem „Frdbl." gemeldet wird, hätte derselbe dem öster reichischen Generalconsul in Callao, Herrn Krüger, angezcigt, daß er sich ihm, wenn sich dazu die Nothwendigkeit ergeben sollte, mit seinem Schiff zur Verfügung stelle. Wie ferner aus Süd-Amerika gemeldet wird, hat sich eine weitere Entthronung vollzogen, näm lich die aus friedliche Weise erfolgte Absetzung des Generals Daza von seinem Amt als Präsident von Bolivia; die bolivianischen Truppen haben sich freilich sofort dem peruanischen General Montero in Arica unterworsen und zeigen den größten Enthusiasmus für die Allianz und die Be kämpfung deS gemeinschaftlichen Feindes; allein durck alle diese Umstände und Ereignisse ist eine Verzögerung und Verwirrung in der oberen Füh rung des Feldzugs entstanden, die von den Chilenen redlich auSgcbeutet werden wird, so daß heute die Chancen für die Alliirten noch schlechter stehen al« vor einem Monat. Dabei verliert man aber in Lima noch nicht den Muth; fortwährend treffe, neue Rekrutenzüge vom Innern ein und bald dürste die Armee in und bei Lima ans 20,000 Mann gebracht sein; an Waffen feblt e« nicht und bei dem zähen Festhalten aller Bevvlkerungsclaffen an einer Fortsetzung des Krieges liegt die Aussicht auf Frieden noch in weiter Ferne. vermischter. — Den «riginellsten Ball der Berliner Saison gab am Donnerstag Abend der General- Pvsttneister vr Stephan in den Räumen seiner Amtswohnung. Eine große Zahl distinbuirtcr Per sonen auS den höchsten Gesellschaftskreisen war i» den prächtigen Räumen versammelt, auch die jüngere tanzlustige Welt war stark vertreten. Der General-Postmeister im schwarzen Soiröcanruge mit dem Stern deS Kronen-OrdenS und de» eisernen Kreuze empfing die Gäste im ersten Sa lon, seine Gemahlin im anstoßenden. Frau Ste phan trug eine Toilette von königsblauer Seide. Die älteren Respektspersonen hielten sich in den vorderen Räumen aus. die junge Welt versammelte sick im Tanzsaal. Die Räume der Wohnung sind ebenso weit al- elegant. Aus den Treppen k-'? - ?
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