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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.07.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188007285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800728
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800728
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-07
- Tag1880-07-28
- Monat1880-07
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.07.1880
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Grfchrbtt tLglich früh S»/. Uhr. L«S«ttt», n»d Gezebtti«, JohamnSgasse SS. V»achß»»tt, brr Lebuctt««» vormittag- 1»—12 Uhr. Nachmittags 4—« Uhr. Wr dte NÄck»at» k»n«j»»dt«r M»>m» sm»U »acht sich dt« «cdactt»» atcht v«r»«dltch. Annahme der für die «Lchst- sotarude Nnmmrr bestimmten Snirrate an «ochenla,rn dt» 8 Uhr Nachmittag». an Sonn- «nd Festtage« früh bi» '/,9 Uhr. 2» »r,FUl,lr, M Ins. Lamchmr: Otto «emm. UmimrstttttSstr. 22. Laut» Lüsche, «athariueustr. IS.p. »nr di» '/.8 Utzr. Wpzigcr.Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Lvcalzcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 1«,1Ü0. rbenmmeMqneia vtertelj.4'/,««. incl. Bringerlohn L Mt, durch die Post bezogen 6 ML Jede einzelne Nummer 2» PH. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen »h«e PostbefVrderung ZV ML Mit Postbeförderung 4» ML Lnserate öaesp. Prtitzeile 20 W. Größere Schriften laut uns«» Preisvrrzrichniß.—Labellamcher Satz nach höherem Tarif. LtkUnne, „ter de, «edartimnßMch die Spaltpil« 4» Pf. Inserate sind stet» an d. »WtM«N zu smden. — «abatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»o»L««e»ch» oder durch Postvarschnß. .R 235. Mittwoch den 28. Juli 1880. 74. Jahrgang. Bekanntmachung. Herr Friedrich Wilhelm Echrodt beabsichtigt in seinem an der Sidonienstraße unter Nr. 13 gelegenen Grundstücke Nr. 944 s des Flurbuch- und Fol. 3»50 deS Grund- und HypolhekenbuchS für die Stadt Leipzig eine »letnbtehschlSchteret zu errichten. Wir bringen dieses Unternehmen hiermit zur öffentlichen Kenntniß mit der Aufforderung, etwaige Ein- Wendungen dagegen, welche nicht auf privatrechtlichen Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen bei uns anzubringen. Einwendungen, welche auf besonderen Vrivatrechtlichen Titeln beruhen, sind, ohne daß von der Er ledigung derselben die Genehmigung der Anlage abhängig gemacht werden wird, zur richterlichen Ent scheidung zu verweisen. Lechzig. «n 31. Juli 1880. Der «attz der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Uhlmann. Bekanntmachung. Die Herstellung einer Schleuß« Hl. Eiaffe in der Pleißengaffe soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen im RathhauS, Zimmer Nr. 18, auS und können daselbst eingesehen resp. enmommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schleutzeubau in der Plettzengasse" versehen, ebendahin und zwar bi» zu« 7. August «r. Nachmittags 5 Uhr einzureichen »eipzig, am 83. Juli 1880. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung. Zum Behuf der gegen Ende jedes akademischen Halbjahres zu haltenden Revision der UniversitätS- Bibliochek werben diejenigen Herren Etudirenden, welche Bücher aus derselben entliehen haben, aufgefordert, diese am 89., 30. und 31. Juli gegen Zurückgabe der Empfangsbescheinigung abzuliefern. Die Ablieferung wird m der Weise zu geschehen haben, daß Diejenigen, deren Namen mit einem der Buckstaben von ü anfangen, am 39. Juli, die, deren Namen von ä—k beginnen, am 30. Juli, und die Urbrigen am 31. Juli in den Frühftunden zwischen zehn und ein Uhr (Freitag, den 30. Juli, auch Nachmittag von 8—5 Uhr) ablikfern. Alle übrigen Entleiher werden aufgefordert, die an sie verliehenen Bücher am K., 6. oder 7. August (während der gewöhnlichen OkffnungSstunden) zurückzugeben. Während der Revistonszeit (39. Juli bis 11. August ,ncl.) können Bücher nicht auSgcliehen werden. Ebenso muß während derselben das Lesezimmer geschloffen bleiben. Leipzig, den 36. Juli 1880. Die Direktion der UntversitStS-Bibltothek. vr. Krehl. Neuwahlen in Amerika. Die große^itpublik jenseit de» OceanS steht am Borabend eines für die Zukunft deS Landes rpochr- maa enden Ereignisses. Die politischen Parteien in len Bereinigten Staaten haben bekanntlich kürzlich ihre Conventionen abgehalten und ihre Caidivaten für die nächste Präsidentenwahl ernannt. Düse Wahl findet am Dienstag, den 2. November, statt, an welchem Tage in d«n 38 Staaten der Union die Wahlmänner gewählt wervtN, die dann später in den Hauptstädten der verschiedenen Staaten zusammentreten, vm den neuen Präsidenten und den Bicepräsiventcn, die am 4. März 188l die Nachfolger von Präsident Hayes und Vicepräsident Wheeler werten, zu wählen. An demselben Tage werden auch, ausgenommen in em paar Staaten, die Mitglieder des neuen Repräsentantenhauses, die gleichfalls am 4. März nächsten JahreS ihr Amt antreten, und ferner in den meisten Staaten die Beamten und Legislaturen gewählt, so daß das Land also am 4. März einen neuen Präsidenten, Vicepräsideuten, ein neues Repräsentantenhaus und mindesten- ein Drittel neue Senatoren erhält. Bei den Wahlen machen nur die sogenannten Octoberstaaten, Ohio und Indiana, eine Ausnahme, die am 12. Oktober ihre Wahlen abhalten. DaS System, welches bei der Präsidenten wahl beobachtet wird, ist Folgendes. Jeder Staat wählt eine Anzahl Wahlmänner, welche der Gesammtzahl seiner Senatoren und Congreß- mitglieder genau gleichkommt ; diese Wahlmänner, die aber nicht auS den Beamten krnannt werden dü'fen, bilden in ihren Staaten Collegien, welche den Präsidenten und Bicepriisidenten erwählen. So ernennt beispielsweise Pennsylvania, das zwei Senatoren und 17 Abgeordnete wählt, 29 Waht- männer. Die Wahlen finden in jedem Staate nicht nach einzelnen Distrikten, sondern im Allge meinen statt, so daß also die stärkst« politische Partei auch die ganze Macht bei der Präsidenten wahl hat, während die schwächere Partei im Wahlcolleaium gar nicht vertreten ist. Die Resul tate der Abstimmungen in den Collegien werden nach Washington gesandt, wo vre Stimmen in Gegenwart de- CongresseS von dem Vierpräsidenten gezählt und der neue Präsident, sowie der Bice« Präsident die absolute Majorität sämmtltcher Stimmen haben muß. Bei der diesjährigen Wahl ist die Gesammtzahl der Wahlmänner 369, die absolute Majorität beträgt also 185 Stimme»; doch unterliegt e» gar keinem Zweifel, daß dieselbe vorhanden sein wird, weil e» eben nur zwei große Parteien im Land« giebt. Die Theorie der amerikanische» Consti tution geht dahin, daß da» valk noch nicht klug genug ist, um den Präsidente» durch direete Wahl zu nomiuiren, daß e» vielmehr einer Der einer Weise zusammengesetzt, die den kleineren Saaten verhä.tnißmiißig mehr ^ ^ dl.-, größere» iü»d ai» ihnen ^ Bevölkerung zvkommen würde tantenhauL ist nach der Zahl ter Bevölkerung, der Senat nach der Zahl der Staaken, die ;e zwei Senatoren wählen, zusammengesetzt. So wählt r. B. Delaware nur 1 Abgeordneten, New-7-ork 33, dagegen ernennt erstereS 3, letz teres 35 Wahlmänuer. Bei diesem System erhalten die kleineren Staaten mehr Bedeutung, die sich noch mehr zeigt, wenn eS sich um zusammentiegende Theile deS Lande- handelt, wie bei den sechs Neu er, gtandstaaten, die 28 Congreßmitglieder und 40 Wahlmänner ernennen, während das weit stärker bevölkerte Pennsylvanien 27 Abgeord nete, aber nur 29 Wahlmänner wählen darf. Während aber der Theorie nach die Wahlmänner die Präsidentenwahl vornehmen, ist in der Praxis gerade baS Gegentheil der Fall. DaS Volk er nennt die Präsidentfchaftscandidaten selbst und läßt die Wahlmänner nur sei nen Willen regiftriren! Nach dem Conven tionssystem wählt jede Partei ihre Candidaten und ernennt dann erst die Wahlmänner, die sich bestimmt verpflichtet haben, für diese und keine anderen Candidaien zu stimmen. Die Wahlmänner sind vollständig Nebenpersonen. Die von den beiden großen und den beiden kleineren Parteien ausgestellten Candidaten sind die folgenden. Die Republikaner baden zum Präsidenten General JameS A. Garfield auS Ohio, zum Vrcepräsidenlen General Chester A. Arthur auS New-^ork, die Demokraten zum Präsidenten General Winfietv Scott Hancock auS Pennsylvania, zum Vicepräsidknten William H. Engtlsh aus Indiana, die National- Grecnback-Labour-Partei zum Präsidenten General JameS B. Weaver auS Iowa, zum Vicepräsikenten General E. I. Chamber auS TexaS, einen früheren Officier der consöderirten Armee, und die Prohibition-Partei zum Prä sidenten General Real Dow aus MaiNe, zum Bicepräsidenten A. M. Thompson aus Ohio aufgestellt. Die National-Greenback-Labour-Partei hat je doch nur in Jndiaua und California, die Prohi bition-Partei fast gar keine politische Bedeutung; erstere stand im Jahre 1878 auf ihrer Höhe, hat nachher aber an Wichtigkeit abgenommen und wird vielleicht einige Abgeordnete zum Repräsentanten hause wählen, ihre Wahlmänner für die Präsi- dentschaftSwahl aber in keinem Einzigen Staate durchbringcn und die Wahlschlacht wird auch dies mal wieder, wie seit Jahre», direct zwischen den Republikanern und Demokraten, zwischen Gar field und Hancock, geschlagen werden. Die Graenbackpartei kommt überhaupt nur in einigen zweifelhaften Staaten in Betracht. I« Allgemeinen läßt sich schon jetzt mit nem- Sclaveustaaten, der „Solid South", für den demokratischen Candidaten stimmen werden, obgleich drei derselben, Florida, Louisiana und South-Carolina, im Jahre 1876 in Folge der Manipulationen de- „Returning Board«" für den republikanischen Präsidenten HayeS vo- tirten. Zum demokratischen „Solid South" gehören Alabama mit 10, Arkansas mit 6, Dela ware mit 3. Florida mit 4, Georgia mit ll, Kentucky mit 12, Louisiana, Maryland nnd Mis sissippi mit je 8, Missouri mit 15. North-Carolina mit lO, South-Carolina mit 7, Tennessee mit 12, TexaS mit 8, Virginia mit 11, West-Virginia mit 5 Wahlmännern. Diese 16 Staaten haben also 138 Stimmen, 47 weniger als die absolute Majorität von 185 Stimmen zu vergeben. Vorkommnisse, wie 1876 in den er wähnten drei Staaten, werden sich nicht wieder holen können, und sonst ist dort wenig Hoffnung für die Republikaner, ausgenommen vielleicht in Florida, wo sich, weil seit 1876 dort keine Wahlen stattgefunden haben, die Stimmung schlecht con- troliren läßt. Augenblicklich sind Gouverneur und Legislatur dort demokratisch; wäre aber General Grant als liberaler Candidat ausgestellt, so würde derselbe vielleicht in Florida Chance gehabt haben. In Louisiana erhielten die Demokraten bei den letzten allgemeinen Wahlen im Jabre 1878 77,212 Stimmen, während die Republikaner nur 34,064 erhielten, erstere haben daher den Gouver neur ernannt und die Majorität in der Legis latur. Dasselbe ist in South Carolina der Fall, wo General Grant vielleicht, ein anderer republi kanischer Candidat aber keinenfall« durchzubrinaen wäre. Es wird daher auch allgemein von rcpuvli- kanischer Seite zugegeben, daß der „Solid South" den Demokraten gehört. Den Stimmen deS „Solid South" stehen 231 Stimmen deS Nordens gegenüber, die voll- >r Macht ertheilt al»j ständig genügen würden; dek-VSieg d nach der Zahl ihrer' Republikanern zu verletzen, To^nn di . DaS Repräsen- selben ihrer nur ganz sicher wären! L Mittelung in Gestalt deS Wahl«, ännercolle-1 licher Bestimmtheit Voraussagen, nach welcher Seite gium« bedarf, um an seiuer Statt die Wahl I hin die Staaten sich bei der Wahl erklären werden, vorzunehmen. Dabei ist aber daS Collegium i» > So erwartet man allgemein, daß die 16 fiüheren e- Bis jetzt können sie aber von ben 22 Staaten mit Ge wißheit nur auf 17 rechnen, und zwar sind dies Colorado mit 3, Illinois mit 21, Iowa mit tt, Kansas mit 5, Maine mit 7, Maffachussets mit 13, Michigan nnt 1l, Minnesota mit 5, NebraSka und Nevada mit je 3, New Hampshire mit 5, Ohio mit 22, Oregon mit 3, Pennsylvania mit 29, Rhode Island mit 4, Vermont mit 5 und Wis consin mit 10 Stimmen. An den 160 Stimmen dieser 17 Staaten fehlen also noch 25, um den Republikanern die absolute Majorität zu geben. In einigen dieser Staaten, so z. B. in den Neu england Staaten mit Ausnahme von Connec ticut, Hessen die Demokraten zwar noch auf den Sieg, doch sind die Aussichten nicht sehr groß. Bei der Wahl sind also 138 Stimmen auf demokratischer, 160 Stimmen auf republi kanischer Seite sicher, ersterer fehlen 47, letzterer 25 Stimmen, die zur Erlangung der absoluten Majorität in den 5 zweifelhaften Staaten deS Nordens gewonnen werden müssen. Diese 5 Staaten haben zusammen 7l Stimmen zu ver geben, und zwar California und Connecticut je 6, Indiana 15. New-Jersey 9 und New-Nork 35 Stimmen. Gewinnen die Demokraten New-Uork und Indiana, so haben sie 3 Stimmen mehr als die Majorität; sie können aber auch mit New-?1ork, New-Jersey und Connecticut, oder mit New-2)ork und zwei der drei kleineren Staaten New-Jersey, Connecticut und California siegen; unter allen Umständen müssen sie aber New-?)ork und wenig ste«» einen der anderen Staaten haben. Dahingegen können die Republikaner New-?)ork entbehren, wenn sie 25 Stimmen auS den anderen vier Staaten erhalten, die mit New-Uork zusammen naturgemäs den eigentlichen Kampfplatz der Wahlschlacht bilden. Um New-Vork zu gewinnen, haben die Republikaner einen Eingeborenen zum Candidaten für die Vice- Präsidentschaft ausgestellt, dasselbe haben die Demo kraten gethan, um sich Indiana zu sichern, während beide Parteien in ihren Platformen sich gegen die Chineseneinwandcrung ausgesprochen haben, um Californien zu gewinnen. Connecticut und New» Jersey wählen gewöhnlich wie New-2)ork, wo die Demokraten Trtden aufgegeben haben, um die große Tammanypartei nicht zu verlieren, so daß eS nicht unwahrscheinlich ist, daß diesmal alle fünf Staaten sich für den siegenden Can- didaten erklären. In den genannten fünf zweifelhaften Staaten fielen die letzten Wahlen in California und Connecticut zu Gunsten der Republikaner, in Indiana und New-Jerstv zu Gunsten der Demo kraten au», während in N«w-Hork beit»« Parteien etwa gleich stark waren. Soweit sich mit Wahr scheinlichkeiten rechnen läßt, scheinen die Demo kraten in New-York und Indiana, in welch letzterem Staate die Abstimmung zum großer Theile von der Stärke der Greenbcck Parte abhängt, die meiste Aussicht zu haben, während Connecticut sich den Republikanern uneigen dürfte. Alle diesbezüglichen Anzeigen önnen sich aber noch vor November ändern, denn die rm October stattfindende Wahlschlacht in Indiana kann als der EntscheidungSpnnct der 1880er Präsidentenwahl betrachtet werden. Die in Indiana gewinnende Partei wird nach der Ansicht deS New «Yorker Time-- Correspondenten, dessen Mittheilunacn wir Vorstehende- im Aus züge entnommen haben, auch bei der Präsidenten wahl siegen, bei welcher vielleicht mehr als 0,000,000 Stimmen abgegeben werden dürften. Im Jabre 1876 stimmten 8,424,112 Wähler, fast 2 Millionen mehr als im Jahre 1872. Die peciellen Wahlberichte werben unter diesen Ber- -Lltnissen seiner Zeit ein ungewöhnliche- Interesse in Anspruch nehmen, Grund genug für un», um die complicirte politische Lage un Voraus ausführ lich darzulegen. v-titijchr Ueberjiilit. Leipzig, 87. Juli. Der kaiserliche Statthalter im Reichslande verfährt bei der Ausübung der ihm übertragenen Negierungsgewalt mit einer Art von Souveränetät, welche an den „aufgeklärten DeS- wti-mu-" heranstreift. Der Feldmarschall-Regent ist kein Freund der Bureaukratie. An Stellen, wo man einen Widerhall der Anschauung de- FcldmarschallS von Manteuffel vermuthen kann, wird neuerdings sogar versichert, daß eine Wieder- besrtzung deS StaatSsecretarratS für Elsaß-Loth ringen einstweilen nicht bevorstehe. Vielleicht hat inzwischen dieser Wunsch nicht wenig an Aussicht gewonmn durch die persönlichen Schwierigkeiten, welche sich einer Wiederbesetzung de« Posten- ent gegenstellen. ES ist sogar davon die Rede, daß an entscheidender Stelle die Frage erwogen^ werde, ob und in welcher Weise der Verwaltung--' ' organi-muS, welchen daS Gesetz vom 4. Juli v. I. eingeführt hat, schon nach der ersten kurzen Probe einer Aendcrung zu unterziehen sei. Wenn Die- zunächst im Sinne deS Statthalters gemeint iss, so dürfte die Frage vom entgegengesetztem Stand punkte kaum weniger berechtigt fern, ob Jemand die Neigung zur Nachfolge deS Herrn Herzog haben möchle ohne eine befriedigendere Abgrenzung der Competen; deS SlaatssecrelairS. Diese letztere Stellung ist schon bei der Berathung im Reichstage als eine bedenklich zwitterhafte und zu Reibungen ge eignete bezeichnet worden. Der StaatSsecretair von Elsaß-Lothringen ist bald der bureaukralische un verantwortliche Ministerialdirector — ein Unter gebener also, wenn auch mit den höchsten Titeln geehrt —, bald der verantwortliche Minister, je nachdem der Statthalter den Schwerpunkt seiner Functionen in die technische Verwaltung verlegt oder die halbsouveränc Stellung eine- Vicekönigs einnimmt. Etwas von dieser letzteren Institution hat unleugbar dem Fürsten Biömarck sowohl wie dem Reichstage vorgefchwebt, als sie die bürgerlich schlichte Oberpräsivialregierung durch die glänzen dere Statthalterschaft mit ihrer reichen Re präsentation nach außen hin und mit dem bedeutenden Apparate mehrerer Ministerial- RessortS ersetzten. Nur war und ist Freiherr von Manteuffel nicht gesonnen, sich mit der inhaltlosen Repräsentation zu begnügen, woran» denn die Reibungen mit seinem „verantwortlichen Minister" sich von selbst ergaben. ES ist auch für die Zukunft kaum abzusehen, wie diese vermieden werden sollten, e- s« denn, daß der Statthalter einen durchaus gefügigen und innerlich unselbst ständigen StaatSsecretair zu gewinnen vermag. Uno dazu fehlt vor der Hand jede Aussicht. WaS hier und da von einer gewissen Gespanntheit zwischen dem Reichskanzler und dem Feldmarschall von Manteuffel berichtet wird, trägt, wie man un- berichtet, durchaus den Stempel der Erfindung an sich. Fürst Bismarck hat sich seit der Ein führung der Statthalterschaft so durchaus fer» von den reichständischen Angelegenheiten gehalten, daß wohl kein Beamter de» Reichs sichfreier von seiner Einwirkung fühlt als eben Herr v.Manteuffel. Die Vermuthung, daß die in den nächsten Tagen beginnende Finanzminister-Eonscrenz in Coburg sich mit der Frage de- Tabakmono pol S beschäftigen werde, hat bisher keine Be stätigung gefunden, vielmehr stimmen eine Reihe von Mittheilungen in der Presse darin überein, daß dies nicht der Fall sein werde. Man wird es natürlich nur mit Befriedigung begrüßen kön nen, wenn der Reichstag nicht m die Lage ge bracht wird, diese» wiederholt zurllckgewiesene Pro jekt abermals abzulehnen. Da auch die Aussicht, in dieser Beziehung je einen gefügigeren Reichstag zu finden als den, der die „Zoll- und Steuer reform" de- JahreS 1879 beschlossen hat, ge ring genug ist, so wäre eS im Inter- 'S!
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