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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188007296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800729
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-07
- Tag1880-07-29
- Monat1880-07
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1880
- Autor
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Grscheiut täglich früh 6V. Uhr. «d «kpeUtto» JohauniSgass« ZS. Lprrch-»»tr, »er »edattto»- vormittag« 10-12 Uhr. Nachmittag- 4—6 Uhr. Für dt« Rückgabe eingrsandter Mamr» kcrt»U «acht stch d»e Slrdaclton nicht verbtndltch. Nnnabme der für die nächft- ft»laende Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis 8 Uhr Nachmittags, an Sonn- «nd Festtagen früh bis '/»st Uhr. 2a »c, Filiale» für Zas.vXaaatimr: Otto Klemm, UuiversttätSstr. 22, Louis Lösch^Kat^armenstr. 18,p. «ur Uhr. .>? 238. .. . - MMer TaMatt Anzeiger. Organ für Politik, Loc-Igcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Donnerstag dm 29. Juli 1880. Auflage 16,150. /.dsaanacatsPrel, vtettrst.4'/,«L^ iucl. Bringerlohu L ML. durch die Post bezogen « IN. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für ExttabeUag« ohne Postbefvrderung SS ML Mit Postbefvrderung 48 ML Zaferatr Lgesp. Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem PreiSverzeichniß. — Tabellarischer Sah nach höherem Tarif. Uecla»ra »Mer dn» »«»acitoooßehtz di« Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stet- an d. <eptttt1»» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pntonnmonuui« oder durch Postvorschuß. 74. Jahrgang. Bekanntmachung. In Gemäßheit deS 8- 6 der Ausführungsverordnung vom 8. Juli 1863 zu dem Gesetze, da» wegen polizeilicher Beaufsichtigung der Baue zu beobachtende Verfahren betreffend, vom 6. Juli 1863, haben wir mit Zustimmung der Gemeindevertretung für die drei mit geschlossenen Häuserreihen zu besetzenden Baublöcke an der Vtümarckftratze die nachstehenden Bauvorschriften als obrigkeitliches Bauregulativ festgeftellt, was hiermit zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird. Leipzig, den 24. Juli 1880. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wilisch, Ass. Bauvorschriften sür die drei mit geschlossenen Häuserreihen an der Bismarck« ratze zu bebauenden, zwischen Haupimann- und Marschner-, zwischen Marschner- und David-, und zwischen David- und Moscheles-Stratze gelegenen vaubläcke. 1) Jede Verkleinerung der einzelnen Bauparcellen ist auf so lange untersagt, bis dieselben in der vom Rathe der Stadt Leipzig genehmigten Weise bebaut worden sind. Ausnahmen hiervon können vom Rathe der Stadt Leipzig nur mit Zustimmung der Stadtverordneten gestattet werden. 2) Gewerbliche Anlagen der im 8- 16 der Gewerbeordnung vom 21. Juni 1869, bez. im Reichsgesetz vom 2. März 1874 bezeichneten Art, sowie solche, welche sonst durch Entwickelung von Rauch, Ruß oder üblen Gerüchen eine Belästigung für die benachbarten Grundstücke herbeiführen, desgleichen solche, deren Betrieb mit ungewöhnlichem Geräusch verbunden ist (8. 27 der Gewerbeordnung) und Dampfkesselanlagen dürfen aus den hier fraglichen Parcellen nicht errichtet werden. 3) Bei den Gebäuden an der Bismarckstraße ist bezüglich deren Höhe und der Dachgestaltung nach der Skizze welche gleich den später erwähnten Skizzen auf dem Rathhause (1. Etage, Zimmer Nr. 7) eingesehen werden kann, zu bauen und zwar dergestalt, daß durch die Gesammtheit der Gebäude eines BaublockeS die für dieselben vorgeschlagene Silhouette zur Erscheinung gebracht wird. Demgemäß wird vorgeschrieben: ». bezüglich des vaublocks I. Das Mittelgebäude diese- Blocks (Varcelle 3 der Skizze hat zu bestehen aus Ergeschoß (Parterre) und vier Stockwerken mit gewöhnlichem Dach (Satteldach) und muß demselben eine Höhe von 22 Meter bis zur Oberkante des Hauptsimses gegeben werden. Die Gebäude auf den Parcellen 1, 2, 4 und K deS BaublockS l haben zu bestehen auS Erdgeschoß (Parterre) und drei Stockwerken mit hoher Stempelwand und flachem Dach (Pultdach). Diese letztgedachten Gebäude haben eine Höhe von 20 Meter bis Oberkante (Attika) zu erhalten. d. bezüglich des vaublocks II. Die beiden Eckgebäude (Parcellen 1 und 5 der Skizze ^," ) haben zu bestehen auS Erdgeschoß (Parterre) und drei Stockwerken mit Mansardendach und ist denselben eine Höhe von 19,6 Meter bis Oberkante des Haupt- simses zu geben. Die Mittelgebäude de- Baublocks II (Parcellen 2, 8 und 4 der Skizze ^) haben zu bestehen aus Erd geschoß (Parterre) und drei Stockwerken mit gewöhnlichem Dach /Satteldach). Es ist den Gebäuden auf den Parcellen 2, 3 und 4 eine Höhe von 18,6 Meter bis Obcrkm.te deS Hauptsimsrs zu geben. e. bezüglich des vaublocks III. DaS Mittelgebäude (Parcelle 4 der Skizze ^,'," ) hat zu bestehen auS Erdgeschoß (Parterre) und vier Stockwerken mit gewöhnlichem Lach (Satteldach) und ist demselben eine Höhe von 22 Meter bis Oberkante des Hauptsimses zu geben. Die beiden Eckgebäude (Parcellen 1 und 7 der Skizze ^" )haben zu bestehen auS Erdgeschoß (Parterre) und drei Stockwerken mit Mansardendach und ist denselben eine Höhe von 19,5 Meter biS Oberkante des HauptsimseS zu geben. Die Gebäude auf den Parcellen 2, 3, 5 und 6 des BaublockS Hl haben zu bestehen auS Erdgeschoß (Parterre) und drei Stockwerken mit gewöhnlichem Dach (Satteldach) und ist denselben eine Höhe von 18,5 Meter bi- Oberkante de- HauptsimseS zu geben. 4) Die Gebäude auf den Parcellen 6 und 7 deS Baublocks I an der Hauptmannstraße und Marschner- straße, inaleichen die Gebäude auf den Parcellen 6 und 7 deS Baublocks II an der Marschnerstraße und Davidstratze, ferner die Gebäude auf den Parcellen 8 und 9 deS Baublocks lll an der Davidstraße und MoscheleSstraße haben zu bestehen aus Erdgeschoß, Parterre und drei Stockwerken und dürfen eine Höhe von 17,0 Meter biS Oberkante des HauptsimseS nicht überschreiten ä) Die Errichtung von Dachwohnungen an der Vorderfront, ebenso die Errichtung von Wohnungen, sowie von Werkstätten und Verkaufslocalen im Keller und Souterrain ist nirgends gestattet. Dagegen ist die Herstellung einer Dachwohnung zur Unterbringung des Hausmannes an der Rückfront der Haupt gebäude zulässig. 1») An den Fronten der BiSmarckstraße sind Vorgärten in der Tiefe von 12 Meter zu belasten. Die Benutzung dieser Vorgärten zu Cafös, ReftaurationS- und sonstigen Gcschäftszwecken ist untersagt. Auch dürfen an den Fronten der BiSmarckstraße Verkaussläden in den Patterreräumen nicht errichtet werden. Die Vorgärten sind mit Einfriedigungen zu versehen, deren Höhe das Maß von 2,5 Meter nicht über steigen darf, und welche weder aus Holz noch auS Mauerwerk bestehen dürfen; Abweichungen hiervon, z. Ä. Herstellung eines theilweisen Mauerwerkes, unterliegen besonderer Genehmigung. 7) Die sämmmtlichen Bauplätze sind in geschlossener Häuserreihe zu bebauen und wird die Bauflucht linie vom Rath alS Baupolizeibehöroe vorgeschrieben. 8) WaS die etwaige Bebauung der Höfe anlangt, so bleibt für jeden einzelnen Fall, nach erfolgtem Gehör des Stadtbezirksarztes, Entschließung auf da» diesbezügliche Eoncessionsgesuch ausdrücklich Vorbehalten. ») Die Gebäude find binnen vier Jahren fertig zu stellen IV) An allen Straßenfronten find längsten- binnen zwei Jahren, wenn aber der Platz innerhalb dieser Frist bebaut wird, sofort nach Beseitigung der Bauplanke dre Fußwege mit Trottoir- von Granitplatten und sonst in der vom Rath der Stadt Leipzig vorzuschreibenden Weise anzulegen Auch ist da- Eigenthum an diesen Gramtplatten sammt Anpflasterung bez. Schwelleneinfastung an die Stadtgemeinde ohne jede Entschädigung abzutreten und wird die Uebernahme seiten- der Stadt den die-- fallfigen Bestimmungen gemäß erfolgen. 1t) Die Einführung von Privatschleußen in die Hauptschleußen ist nach Vorschrift deS Raths der Stadt Leipzig und gegen Ausstellung deS üblichen Reverses gestattet. Der Anschluß an die Hauptschleußen ist jedoch durch da- RathSbauamt auf Kosten deS betreffenden Grundstücksbesitzers zu bewirken. IS) Abweichungen von den vorgedachten Bestimmungen unterliegen der Genehmigung deS RatheS und der Stadtverordneten. Bekanntmachung, den Verlust der Stimmberechtigung wegen AbgabenrLckstanden betr. Nach Vorschrift der Revidirten Städte-Ordnung 8 44 unter g sind von der Stimmberechtigung bei den Wahlen alle diejenigen Bürger, welche die Abentricbtuna von Staats- und Gemeindeabgaben, ein schließlich der Abgaben zu Schul- und Armen-Casten, länger alS zwei Jahre ganz oder theilweise im Rück stände gelasten haben, ausgenommen. Unter Hinweis auf diese gesetzliche Bestimmung fordern wir daher aus Veranlassung der in nächster Zeit vorzunehmenden Aufstellung der tztadtvcrordnetenwahlliste und der dann bevorstehenden ErgänzungS- wahl deS Stadtverordneten-CollegiumS alle Abgaben-Restanten, welche davon betroffen werden, zur un gesäumten Abführung ihrer Rückstände auf. uelpzig. den 24 Juli 1880. »er «ath per Etapt Lelpst». vr. Georgi. Nitzsche. Bekanntmachung. Der zum hiesigen Lagerhofe gehörige, neben dem Lagerschuppen für feuergefährliche Gegenstände stehende Breterschuppen soll Mittwoch, den 4. «ugnst d. I. vormittags 11 Uhr im «athhause hterfelbst, I. «tage, Zimmer «r. I«. auf den «bdruch versteigert werden Die Versteigerungsbedingungen liegen in unserm Bauamte, Hochbauverwaltung, RathhauS, U. Etage, »ur Einsichtnahme auS. Leipzig, am 24. Juli 1880. Ter «ath der «ladt Leipjt». vr. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung. Die Neupflasterunq der Nürnberger Straße von der Hospital- bis zur, Sternwattenstraße soll in Accord vergeben werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen im RathhauS, ll. Etage, Zimmer Nr. 18, auS und können daselbst eingeseben rcsp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: . Pflasterung der «ürnderger Ttratze" versehen ebendaselbst bi- zum II. August d I. Nachmittag» 5 Uhr abzugeben. Leipzig, am 27. Juli 1880. Per «ath der «ladt Leipzt». vr. Georgi. Harrwitz. Die gepflasterten Hauseingänae der Vorstädte, welche in städtische Verwaltung übernommen find, sollen mit Trottoirplatten belegt und diese Arbeiten an einen Unternehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen im RathhauS, 2 Etage, Zimmer Nr. 18, auS und können daselbst eingeseben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Trottoirplattenlegung vor HauSetngängen in den Vorstädten" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 14. August d. I. Nachmittags 5 Uhr abzugeben. Leipzig, den 27. Juli 1880. Der «ath der «tadt Lettzzi«. vr. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung. Zum Behuf der gegen Ende jede» akademischen Halbjahres zu haltenden Revision der Universität-« Bibliothek werden diejenigen Herren Etudirenden, welche Bücher au» derselben entliehen haben, aufgefordert, diese am 29., 30. und 31. Juli gegen Zurückgabe der EmpfanqSbffcheinigung abzuliefern. Die Ablieferung wird m der Weise zu geschehen haben, daß Diejenigen, deren Namen mit einem der Buchstaben von 4—ll anfangen, am 29. Juli, die, deren Namen von 4—ll beginnen, am 30. Juli, und die Uebrigen am 31. Juli in den Frühftunden zwischen zehn und ein Uhr (Freitag, den 30. Juli, auch Nachmittag von 3—5 Uhr) abliefern. Alle übrigen Entleiher werden aufgefordert, die an sie verliehenen Bücher am 5., 6. oder 7. August (während der gewöhnlichen OeffnungSstunden) zurückzugeben. Während der RevifionSzeit (29. Juli b,s 11. August incl.) können Bücher nicht auSgeliehen werden. Ebenso muß während derselben das Lesezimmer geschloffen bleiben. Leipzig, den 26. Juli 1880. Die Direktion der UniverfitStS-vtbltvttzek. vr. Krehl. Das Ende -er Hocial-emokralie. Die Anhänger de- ZukunftSstaateS sind wieder einmal bei der Arbeit, einer Arbeit, die freilich nur Abscheu und Widerwillen erregen kann, denn sie besteht in dem trostlosen Schauspiele, vor aller Well ihre schmutzige Wäsche zu waschen. Die Enthüllungen auS dem socialdemokratischen Lager, die beinahe täglichen Anschuldigungen und schwe ren Verdächtigungen der Führer unter einander, welche in ihrer Scham- und Ehrlosigkeit zu star ken b»ut zoät haben, um noch dre Bezeichnung de- Pikanten zu verdienen, nehmen schließlich doch da politische Interesse in Anspruch. Diese Dinge haben zur Stunde, wie uns scheinen will, eine größere Bedeutung als diejemge deS gemeinen Klatsche«; sie sind auch nicht blos da durch heachtenSwerlh, well sie mit erschreckender Deutlichkeit die naive Gutgläubigkeit der deutschen Arbeiter zeigen und weil sie -«gleich die Hoffnung erwecken, daß die letzteren in der Erkenntniß be wahren Werlhel ihrer „Führer" sich von diesen abwenden werden; sondern da- dankcnSwerthe Resultat, welches au- dem jetzigen Gebühren der socralistischen Agitatoren zu ziehen ist, liegt vor nehmlich darin, daß die socialdemokratisch« Partei als in rascher Zersetzung befindlich anzusehen ist und daß der demagogische Hexeusabbalh sehr bald sein Ende finden muß. Zu allen Zetten ko«nte man die Beobachtung machen, daß politische Bestrebungen, die sich scheuen mußten, frei an« Tageilicht zu treten, dann am ge fährlichsten nicht blo«, sondern auch am kräftigsten sind, wenn sie sich in Schweigen hüllen. Sobald die Geheimnisse der Parteileitung, ohne daß eine äußerliche Nöthigung hierzu vorliegt, auf die Straße gezerrt werden, kann man die Desorganisation at« vorhanden annehmen. Und da» letztere ist bei der deutschen Socialdemokratie zur Zeit im vollsten Maße der Fall. Daß sich eine ganz respek table Masse schmutziger Wäsche in derselben ange sammelt hatte, war für Jeden, der diese Partei und ihre Leiter auS längerer Beobachtung kannte, nicht befremdlich. Extreme Parteien rekrutiren sich eben nicht auS dem Durchschnitt normal bürgerlicher Existenzen, sondern wer in sie eintritt, hat meisten- theils einen Bruch in seiner Vergangenheit, eine nicht ganz saubere Stelle in seinem Leben mit der rothen Fahne zu verdecken. Der Kenner revolutionärer Bestreb«ngen ist denn auch nicht überrascht, daß jetzt der eine dieser Demagogen sich als ehemaliger »gent provocateur entpuppt, der Andere (Hasenclever) mit wahr haft naiver Charakterlosigkeit au« der socialisti- schen Agitation in den osficiösen Prrßdievft und aus diesem wieder in da« Gewerbe als revolutio- nairer Agitator zurücktritt. Wa« diese Herren jetzt zu ihrer erbitterten Fehde treibt, da« ist das be klemmende Gefühl, daß ihnen allmählig der Boden unter den Füßen entschwindet. In dem Verdruß über die aufgezwungene Un« thätigkeit, die den Zusammenhalt der Partei er schüttert, sucht ein jeder von ihnen die Ursache dieser letzteren Thatsachc in den Kehlern der Ge nosse«. Inwieweit nun der gegenwärtige Nieder gang der Socialdemokratie al« eine Frucht deS Ausnahmegesetzes anzufehen sei und ob er sich al« ein nachhaltiger und dauernder erweisen oder mit dem Schwinden de« Druck-, der jetzt auf der socialistischen Demagogie lastet, wieder aufhören werde, da- ist eine Frage, die nicht leicht zu beant worten sein möchte. An sich ist die Wirkung deS Gesetze- aber eine überaus heilsame. Wo sich ein Stichwort findet, da- die Massen elektrisirt, da versagen diese freilich auch gegenwärtig nicht. Der Sieg de« sociatdemokratischen Abg. Hart man« in Hamburg, gerade in den Tagen, wo die Zollanschlußsrage un Vordergrund de- Interesse« stand, hat oa« gezeigt. Andererseits beweist die Apathie der Berliner Arbeiterbevölkerung anläß lich der jüngsten Reichstagsersatzwahl im II. Be zirk, wo du Stimmen der Eocialdemokrateu auf ein Viertel im Vergleich zu de» Wahlen de- Sommer- 1878 zurückgingen, daß sich die Gleichgültigkeit dieser Krerse durch du All gemeinheit abgestandener Phrasen nicht auf rütteln läßt, sondern ein directe« greif- und sicht bare« Agitation-mittel verlangt. E« wäre ebenso verkehrt zu sagen, die Socialvemokratie ist durch da« AuSnähmegesetz allein erstickt worden, wie e« voreilig wäre, im entgegengesetzten Sinne zu behaupten, daß sie durch dasselbe zwar scheinbar geschwächt, innerlich aber noch mehr gekräftigt wor den sei. Einstweilen kann man sich nur an die äußerliche Thatsachc halten, daß ein rapider Rückgang un verkennbar ist und daß die brodlosen Führer den selben durch ihr Treiben noch beschleunigen. Die Gemüthlichkeit hört eben aus bei diesen Herre», wenn nicht« mehr zu verdienen ist. Es ist auch bei dem gegenwärtigen Tischlerstreike in Berlin trotz eifrigsten Nachforschens nicht mög lich gewesen, die Spuren demagogischer Auf reizungen zu finden. Fast scheint es, al» sei nun mehr der Anfang de« Ende« herbeigekommen und die Stunde nicht fern, in welcher du mit den raffinirtesten Künsten der Agitation und mit den Arbeitergroschen aufgebauschte Bewegung kläglich in sich selbst zusammenfällt. Ein freudige« „Glückauf" darf man dieser Wahrnehmung im Interesse unsere« Bolk-thum- hinzufügen. politische »lrbrrsicht. Letp-t«, 28. Juli. Unsere Bermuthung hat sich bestätigt, denn die Pforte verharrt bei ihrem Widerstande gegen die präci« ausgesprochenen Forderungen der Mächte. Der Großherr der Gläubigen selbst scheint da« Signal dazu gegeben zn haben. DaS „Reuter'sche Bureau" läßt sich (wu wir im Zusammenhänge wiederholen) au« Konstantinopel melden, du Antwort der Pforte auf die Collectivnote der Mächte sei dem Sultan zur Genehmigung vor gelegt worden, der ursprünglich von den Ministern genehmigte Text der Antwort habe aber nachträg lich wieder Abänderungen erfahren. E« ist evident, daß damit eine Politik de« Zaudern« und de« Widerstande« eingeleitet ist. Auch in der türki schen Presse herrschte während der letzten Wochen wieder eine aufgeregte, feindselige Stimmung gegen die europäischen Mächte. Da» Palast-Organ, der
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