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Dresdner Nachrichten : 09.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192301095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19230109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19230109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1923
- Monat1923-01
- Tag1923-01-09
- Monat1923-01
- Jahr1923
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.01.1923
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87. Jahrgang, S Dienstag, S. Januar ISA Vegrün-ek 1SSS »>»dk«i,s«rMr 8»n>spr»ch»r. Samm,Inummrr 2V 241. «u, Nr «»»I,es,r,<i>«! SO011. d«t I»,»ch«r A»Ira,un, in Dr,»d», »d»r Lurch dt, P,» m«n»NIch «. 1050. LikAUgL-WkvUI)t 2lll. AO,—, So»ntag»«u,gab» 2kl. 7O,—. <b>« >I»alNl» x> mm ,r,I>» zw» «. <«>>—. «utzrr»«>d Sochlrn, s" " Anzeigen-Preise. W;^und W^d^^ »Id Sachln,, ». 1».—. g-mtlt»». ilrrrn N«d«tt« M. M,—. D»rau»t«.v>dlun,. Nachdruck nur mV »«ulltchn ourlena«-,»« i.rrrsdn« <1«chr."> ,uldM». - vn-^-l,n,l, «chrlMMck» wrrdrn nicht auld»»»hrl. «ichrW»v»nq und 1Z<n-ch>»tch«l»iI»lI»! «ortnGr»!,« S»/^0- Druck u. V»rlae von Lt»»Ick ck «etchardk In PaNchack-ckant» 1OSS Dr«d»-U Der Riesenapparat für die Ruhrbesetzung. Tanks, Panzeraulos, Aulomobil- milrailleusen. lLtaner Draytbericht der .Dresdner Nachrichten".! Paris, 8. Jan. Die Besetzung wird mit einem Nieien- anfmavd erfolgen: Lanks, Antomobilmitrailleusen. Panzer» «nto- «nd Flugzeuge werden zur Verwendnna kommen, ferner ei« paar Schwadronen Kavallerie, dagegen wenig Artillerie. Renn Divisionen sollen nach einer Brüsseler Mel, dnna deS Journal" aufgewendet werden, sieben kok Krank» reich «nd zwei Belgien stellen, das auch einen Jahrgang feiner Landwehrlente ausrnsen wird. Di« Anwescnl»eit der englischen Trupven im Gebiete von Köln ist den Franzosen unbequem: da England an der Durchführung der beabsichtigten Maßnahme nicht tetlntmint. Müllen französische Soldaten und Zollbeamte am Rhein und an den Bahnhöfen den englischen Soldaten und Beamten gegenübrrgestellt werden, und man sucht Massnahmen zu treffen, um Zwischenfälle zu vermeiden. Ein anderes Problem ist das der Bezahlung der deutschen Arbeiter. Die Frankcnbrzqhliing scheint man aufgegeben zu haben, weil die Kosten hierfür zu gros, sind- Wahrscheinlich wird eine lokale Währung geschaffen werden, die bloh in gewissen Grenzen Kaufkraft haben soll. Wie der » New ?1ork Herald" mittetlt. sollen die deutschen Arbeiter dadurch gewonnen werden, bah man ihnen Nah rungsmittel zu billigen Preisen zur Verfügung stellen will, aber aus Kosten der Nergwerksbcsitzer. In Krankreich er wartet man. dass, wenn einmal die produktiven Pfänder er- grifsen worden sind. England an deren Ergebnis auch seinen Anteil wird nehmen wollen. Weiterhin errechnet man in Pari« nach der ..Dailn Mail" ein Ergebnis von etwa einer Milliarde Goldmark. Der ganze Plan soll der ..Daily Mail" zufolge in sechs Tagen durchgcführt werden. Der Einmarsch -er erslen Besahungslrup-en in Düsseldorf. Dllffekbors. 8. Jan- An Düsseldorf find heute die erste» ,SonktionS"-Truppc» eingerttckt. Au den Strassen herrschte ein lebhaftes militiirischeS Treiben. Bisher find 1400 Mann in Düsseldorf einquartiert worden. Alle in der Stadt bcsindlichcn Garagen wurde» von den Fran zosen für militärische Zwecke requiriert. Die Franzosen be haupten. sür 2- bis 8l!l> Autos Unterkunft zu be nötigen. Kür über 80» Offiziere wurden Quartiere gefordert. Auch in DuiSbnrg macht sich die bevorstehende Nuhrbcsetzung bemerkbar. Auf Grund eines Befehls der dortigen Be satzungsbehörde müssen aus dem Bahnhof in Duisburg grobe Bcrladerampen hergestellt werden. Die französische« Truppen stammen, soweit sich bisher feststellcu lieb, nicht aus der linsrheinischen Besatznngsarmee. Sic kommen direkt aus Kraukreich «nd find in Metz verladen worden, wo die sür die Besetzung von Essen bestimmten Truppen konzentriert wer den. Die belgische« Truppe», die an der Besetzung teilnchme» solle«, werden in Lüttich zusammengezogen, «nd ein Teil von ihnen soll bereits ebenfalls im Anrolleu begrissen sein- Die Bevölkerung verhält sich vollkommen ruhig und ab wartend «nd zeigt keine Nervosität. An den Berliner amt liche» Stellen war in den Abendstunden noch keine Mitteilung über die Besetzung Düsseldorfs eiugelausrn. B»rtzere»en0e rr«ppe»itl»uii,en hei 1ler»ln-««. Esse«, 8. Jan. In der Gegend von Uerdingen finden gröbere Truppenübungen statt zur Vorbereitung des französische« Einmarsches in däs Nuhrgebiet. der sür Mitte dieser Woche erwartet wird. Die französischen Militärbehörden haben im Bcrkehr zwischen dem rechten und dem linken Rheinufer eine scharfe Post-, Telegraphen- und Telephonzensnr eingerichtet. A-reise eines frnnzWchen IngenieurlrupPS. <T lauer Trahtbcrlchl der .Dresdner Nachrichten"! Paris, 8. Jan. Der erste Schritt zur Durchführung dcö französischen Planes ist im Nuhrgebiet erfolgt. Wie sie fran zösische Telegraphrnagcntur Radio mittcilt, ist gestern eine Ab teilung französischer Truppen und Marincingenicure nach dem Nuhrgebiet abgcreist. Diese unvorhergesehene Hast, mit der Pointare zur Ausführung seines Planes schreitet, wird vielleicht durch einen kleinen Satz erklärt, den der „Petit Parisicn" bei der Besprechung dieser Frage ansülirt und in dem darauf hingewicscn wird, dah Potncarö am Donnerstag der Kammer Bericht erstatten wird und bis dahin bereit ist, den Abgeordneten mitzuteilcn. welche Massnahmen bereits durchgeführt sind. Auch dass der „Petit Parisicn" in ostenta tiver Weife mittcilt, dass bas 140. Jnsantcciercgimenr und das 62. Artillerieregimcnt, die beide in Epinal in Garnison liegen, sich in Marsch setzen und sich Mittwoch am Rhein befinden werden, ist als Zeichen sür die angstvolle Eile des französischen Ministerpräsidenten anzusehen. Der diplomatische Mitarbeiter des Eablogramme schreibt: Die grobe Frage sei die. ob man ohne die deutschen De^huike« di« Ansbentnng des Nuhrgcbiets organisieren könne. Die französischen Techniker seien nicht imstande, ohne eine Lehrzeit von wenigstens einem Monat auch nur einen der Schächte anszubenteu. Trotzdem scheint man sranzösischer- scits wohl hanptfächlich im Hinblick ans die kommende Kammcr- debatte den Verlauf der Dinge beschleunigen zu wollen. Die Et«m«rsch»»rhereilnn-en odgeschl,ssen. Paris. 8. Jan. Der französische Generalstab gibt be kannt, dass bereits die Vorbereitungen zum Ein marsch in das Nuhrgebiet abgeschlossen sind. Wie verlautet, sollen die Franzosen sogar die Absicht haben, auch Frankfurt a. M. zu besetzen, um dadurch Nord- dcutschland im wichtigsten Verkehrspunkt von Süddcutschland zu trennen. Die militärische Teilnahme Belgiens an der französischen Aktion ist nunmehr beschlossen. Deutsche Sachverständige vor der Revaratlonskommission. Die Verhandlungen über -ie Widerlegung Kohlenlieferungen. Sachneferungs-Denkschrisl. Zurückweisung der unberechtigte« französische» Ausstellungen. Paris, 8. Jan. Heute nachmittag 8 Uhr hat die Repko in einer offiziellen Sitzung über die deutschen Kohlen- licferungen verhandelt- Die Sitzung begann um 8 Uhr. Ihr wohnten unter Führung deS Vorsitzenden der KrtegS- laftenkommission, Staatssekretär Fischer, die aus Deutsch land gekommenen Sachverständigen bei, die über die Kohlen- lieserungen Auskunft erteilen sollen. Es waren deutscher seits zugegen Ministerialrat Nuppel vom Wiederaufbau- Ministerium, LegationSrat Frowein vom Auswärtigen Amt, Geheimrat Richter vom NetchSfustizministcrinm, sowie für den NeichSkohlenkommissar die Herren Direktor Wall michrath undBronikomski, ausserdem von der Kriegs- lastenkommission NegierungSrat Dr. Meyer. Von inter alliierter Seite waren die ersten und zweiten Delegierten an wesend. Nach Eröffnung der Sitzung legte Herr Wallmichrath in längeren Ausführungen mit Hilfe von Zahlenmaterial dar, welche Anstrengungen die deutsche Negierung gemacht hat. um das volle Mab der geforderten Koks- und Kohlenmcngen zu liefern, und welche Ursachen dafür mahgebcnd waren, bab eine vollständige Erfüllung der angesordcrten Lieferungen nicht ftattgefunden hat. Er hat besonders im einzelnen begründet, bab die Repko bei der Festlegung der Liefernngsprogramme die Leistungsfähigkeit der deutschen Kohlenzechen übcrschätzt hat, dass die deutschen Delegierten hierans von vornherein a«s«erksam gemacht haben, dass aber trotzdem die deutsche Regierung alle mögliche« Versuche machte, den gestellten An forderungen zu genügen. Es könne keinem Zweifel unter liegen, dass die getätigten Kohlenlicsernnge» die Grenzen dessen darstcllcn, was mit der deutschen Wirtschaft vereinbar ist. Der Sachverständige wies ferner darauf hin, wie gering der Prozentsatz der unausgeführten Lieferun gen ist und datz ein grosser Teil der Fehlmenge auf »»berechtigte Zurückweisung angebotener Kohlenmenge» von französischer Seite zurückaesllhrt werden muss. Der deutsche Sachverständige hat die offiziellen Ziffern der französischen Delegation an- ge»weifelt. Am Augenblick vergleichen deutsche und französische Sach verständige die Ziffern untereinander und suche» die Differenz zu klären. Auf einzelne Fragen des Vorsitzenden der Repko sowie anderer Mitglieder wurden die gewünschten ergänzenden Mitteilungen gemacht. Dem Antrag von Staats sekretär Fischer, die Sitzung bis zum Eintreffen von Dr. Lübsen vom Kohlcnsyndikat zu vertagen, damit auch er in der Lage sei, seinen Standpunkt zu erläutern, wurde statt gegeben. Morgen vormittag wird auch der gesamte Tat bestand von deutscher Seite einer juristischen Würdigung unterzogen werden. lW. T. B.j Berlin, 8. Jan. Die französische Presse veröffentlichte eine Denkschrift der französischen Negierung über die deut schen Sachlieferungen, die den Nachweis erbringen sollte, dass Deutschland bei der Lieferung von Kohle. Holz, Pflastersteinen, Schotter und Stickstoff und in der Behandlung der sogenannten Le Trocqucrschcn Pläne gegenüber den ihm obliegenden Verpflichtungen sich systematisch absichtliche Ver fehlungen habe zuschulden kommen lassen. — Den Behaup tungen der Denkschrift ist bezüglich der Kohlenlicfcrungen bereits in einer ausführlichen Veröffentlichung cntgegen- getrcten wurden. Auch die H o l z l t e f c r u n g c n werden in ähnlicher Weise in einer offiziösen Erklärung deö W. T. B. be handelt. an deren Schluss cs heisst: Es wird zugegeben, dass die deutsche Negierung die ihr seitens der Neparationskommission auserlegtcn Verpflichtun gen auf den Gebieten der Holz-, Kohlen- und Pflasterstcin- lieserungen nicht in vollem Umfange erfüllt hat, trotzdem die sämtlichen beteiligten deutschen Dienststellen von Anfang an den festen Willen gehabt und ihn auch in allen Stadien der Durchführung immer wieder an den Tag gelegt haben, die Lieferungen bis zur Grenze des Mög lichen auszusühren, auch wenn dadurch der deutschen Wirtschaft unerträglich erscheinende Lasten ansgcbürüet wur den. Das teilweise Versagen dieser Bemühungen ist daraus zurückzusühren, dass diese Forderungen von vornherein die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft weit überstiegen, dass Streiks, TranSportschwicrigkeiten und andere nicht von der deutschen Negierung zu vertretende Umstände und nicht zum wenigsten vertragswidrige Handlungen französischer Dienststellen die Lieferungen geklemmt haben. Von einem Verschulden oder gar einer absichtlichen Verfehlung der deut schen Negierung kann hiernach nicht im entferntesten die Rede sein. Bei den Stickstofflicfernngen und dem Le Trocquerslhen Projekt handelt es sich um Vorverhandlungen, bei denen die deutsche Negierung vollkommen korrekt vcrsabrcn ist. Eine Verfehlung gegen Bestimmungen deS FrledenS- vertrages kann um so weniaer in Frage kommen, alS eine Anforderung der Reparationskommission in dieser Hinsicht überhaupt nicht vorlaq Das StinneS-Lubersac-Ab- kommen ist ein reiner Privatvertrag, dessen Ausführung allein den beiden Vertragsparteien überlassen und bestim- mnngSgcmäss -er Einwirkung der deutschen Negierung ent zogen ist. Im übrigen hat dieses Abkommen bisher nicht versagt, sondern die praktischen Ergebnisse erzielt, die sich bis her in dem kurzen Zeitraum seiner Geltung erwarten ltessen. Dollar (Hmlliok): 94S0 lm pevlvckrkcktze »dsnck» s Ukrr ssso Polncarö al» Kitter von Versailles. PoincarS ist Advokat, und mit Advokatcnkntfsen kann mau manchmal die Dinge sogar aus den Kops stellen. Aber mit Advokatenkniffen kann man keine Politik führen, wenigstens auf die Dauer nicht. Das internationale Rechtsempfinden versteht nur das Einfache, und auch die unnachahmliche Rhetorik, mit der der französische Ministerpräsident sich in Parts Bonar Law gegenüber als Anwalt der „ewigen Ver träge" ausspielte, die, wie das Versailler Dokument, „die Wethe eines internationalen Aktes" erhalten haben, muss ihre Wirkung verfehlen, wenn in demselben Augenblick in dem französischen Pfänderplan die ungeschminkteste Naubsuckt und Vertragsverletzung verschleiert werden soll, die die Welt je gesehen hat. Niemand, ausser einem eingefleischten Fran zosen. kann einsehen, warum der heute in Scherben liegende Orientfrtedcn von Sövres kein „ewiges Recht" darstclle, warum dort die Weihe des internationalen Aktes durch die französische Unterstützung der türkischen Nevisionsbestrcbungen in der denkbar profansten Weise gestört werden durste. Und als es galt, den österreichischen Frieden von St. Germain in der westungarischen Frage gegen alles Recht zu verletzen, war Frankreich ebenso an erste: Stelle, wie es die Abenteuer Karls von HabSburg entgegen dem Trianon-Vertrage gar zu offensichtlich begünstigte. Es fällt uns schwer, die Grenze zu erkennen, wo bei einem Staatsmann wie PoincarS die Telbst- bcrauschung an der Phrase und die Autosuggestion aufhört und die bewusste Lüge anfängt. Aber die Zeiten sind vorbei, in denen man durch derartige Unwahrhaftigkeiten und Ver drehungen wirken konnte, und nachdem selbst in der Neujahrs- Botschaft des Papstes das geheiligte Dokument von Ver sailles ein verfälschter, auf dem Papier geschlossener Frieden genannt worden ist, der die Nachcgctster verschärft und die Gier nach materiellen Gütern geradezu legitimiert hat, ver fängt es nicht mehr, wenn man emphatisch erklärt, dass auch nicht eine Zeile an einem derartigen Instrument geändert werden dürfe. Wenn trotzdem die Advokaten-Taktik in den nächsten Tagen die giftigsten Blüten zeitigen wird, so gelingt cs heute auch der kunstvollsten „Vcrfehlungs"- und Sank tionspolitik nicht mehr, aus Unrecht Recht zu machen und die übelste Wegelagerct als Versailler Vertragsrccht hinzustellen. Die Bajonette sind PoincareS Paragraphen, sein un geheurer Rüstungspanzer Frankreichs internationaler Rechtsschutz. Und doch scheut man sich, den Mantel der Ver logenheit abzulegen und als brutaler Rechtsbrecher vor die Welt zu treten. Aber wo sind die Krücken, mit denen man den Versailler Wahnsinn bis zur endgültigen Vernichtung Deutschlands steigern kann? Die von der ReparattonS- kommission fcstgestellte deutsche Verfehlung in den Holz- liefcrungen ist mit ihrem Wert von 200 Goldmillioneu doch ein zu fadenscheiniger Vorwand, über den das englische Mitglied der Kommission Bradbury die bezeichnende Acusse rung getan hat: „Seit das hölzerne Pferd von Troja gebaut wurde, ist Holz niemals zu einem solch abscheulichen Zweck verwendet worden." TaS ist deutlich gesprochen und wird auch am Quai d'Lrscy, zu Lessen Kenntnis die Aeusserung nach dem ausdrücklichen Bemerken der „Chicago Tribüne" gekommen ist, verstanden worden sein. Auch die M o r a to r i u m s f r a g e, mit der sich die Neparations kommission auf Grund des deutschen Antrages vom 14. No vember demnächst befassen wird, ist nickt ganz sicher. Zwar wenn das Moratorium abgelchnt würde, wäre die Ver fehlung offenbar, da Deutschland auf keinen Fall am 15. Januar die 500 Goldmillioncn des Londoner Zahlungs planes hintcrlegen kann. Aber die Ablehnung ist nicht so leicht, da selbst der französische Plan -ie Notwendigkeit cincö zweijährigen Moratoriums — allerdings aus Grund der bekannten „Pfänder" — anerkannt hat. Dass bei einer Be willigung des Moratoriums in der Neparationskommission Italien und Belgien der Pfändcrgarantte zustimmen, ist wahrscheinlich, aber bei der englischen ablehnenden Stellung nahme noch nicht ganz gewiss. Zum mindesten würden aber die bewilligten Pfänder kaum den Umfang rechtfertigen, in dem Frankreich anscheinend -ie Nuhraktion vornehmen will. Die Hauptwaffe sür die formaljuristische Begründung soll darum die deutsche „Verfehlung" in der Kühlenfrage bilden, mit deren Feststellung die Neparationskommission tm Augenblick beschäftigt ist. An der Tatsache, dass der Beschluss zustandckommt, ist nicht mehr zu zweifeln, ebensowenig daran, dass die Vorsätzlichkeit anerkannt wird, die allein Sanktionsmassnahmen rechtfertigt. Zudem würde sie den besten — allerdings dem Vertrage völlig zuwidcrlausenden — Vorwand gerade zu einer Nuhraktion bieten. Der beispiellose Vertragsbruch des Hüters geheiligter Vertrüge beginnt nun bei der Auslegung der Paragraphen, die die Massnahmen auf Grund fcstgestclltcr vorsätzlicher Ver schlungen vorschreibcn. „Wirtschaftliche und finanzielle, sowie im allgemeinen solche Massnahmen" können die betreffenden Regierungen sLouvernemem» respectils) ergreifen, „die sie durch die Umstände alS notwendig erachten können". Die eng lische Diplomatie, die anerkanntesten internationalen Nechtö- lehrer und auch I. M. Keyncs, der bei den Versailler Ver handlungen mitgewirkt hat und als kompetent gelten muss, heben hervor, dass mit den anderen Massnahmen nur solch« gemeint seien, die ihrer Natur nach wirtschaftlichen und finan ziellen Massnahmen gleichkommcii, nicht aber weitere Gebiets- bcsetzungen. Dieser auch von Deutschland vertretene Stand punkt wird durch den Art. 480 des Versailler Vertrages ge stützt, der die Frage einer etwaigen Gebietsbesetzung dahin regelt, dass im Falle einer Weigerung Deutschlands, di« Repa rationen zu erfüllen, bas nach dem Vertrag der Okkupation unterworfene Gebiet, soweit «S etwa bereits geräumt sein sollt«, wieder besetzt werden kann. Dieser Artikel wäre völlig gegenstandslos, wen» de« «Merten ganz allgemein -all R«bt
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