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Dresdner Nachrichten : 26.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192305260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19230526
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19230526
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1923
- Monat1923-05
- Tag1923-05-26
- Monat1923-05
- Jahr1923
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 26.05.1923
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37. Aahrgang. ^ 143 So««aben», 2«. Mai 1«gl Gegründet 1856 *»»K«nIchrilI: »achrtchl«, Dr«»»«». S»rns»r»ch»r-S«mm«inwnm«r 20 241. «u» sür M»chl,»s»r^«i 20011. ds täglich» ZutroMM, i» Sr«d»p «d» durch dt» Pol «»»lltch w. 5200,-» Eluz»Iuumu»»r 52l. L00,—, 6o»uta^au-gab» tM. 200,—. »n» M. M — gomUi«. i«r»n A-doN, «ll. IM,—. V°rzö,»»lStz« laut Loris. VuMvIrlig» «lultrag» ,^»n D«rau»I>»iadlu»,. Bezugs-Gebühr , „ „ »i« IlpoMgk«mm drrt,.Z»il» «.«0^-. mch»rd,U>Sachl, Anzeigen-Preise. SchrV-Nun. und L»»»«^>chitft»ft»»«: »orieoslrod« S»/40. Grnck u. D«rlag von vtopsch 4 «richortl in Lr«»4«. Poftlchnk-Kont» 10SS Lreidon. Nuchdruch nur «N t.Dr«d»«r Lachr.1 »E>» — Unverton^« SchriMlitch, ««»«» nicht iribSoLAbL« HVb1LsibK)-Or*LLLLblAbi*LLb r» r». mit 6sr patentierten Wellsisb-^suerung -- i<6ir> keine Kolile, kein 62s mslisi! vsutron, ^or-ngasse 2 !ntz.: Lurt Alitrnek ^reibsrg, ^ikinsng32S6, Lcks ^srersb" Frankreich Mrzl Deutschland in Anarchie. Die Franzosen hinter den anMn-ischen Kommunisten im Ruhrgebiek — Erbitterung -er Einwohnerschaft gegen -ie angeblich „neutralen" Desatzungskruppen — Der Anfslan- nimmt bedrohliche Ausdehnung an — Poinearä hat aus MMerands VorskeMmg seine Demission zurückgezogen — Zuspitzung -es griechisch-türkische« Konflikts. Die AilckkMskomö-ie Poincares. Die Franzosen tragen -ie Äauplschul- am Aufruhr -er Kommunisten. (Drohtmeldung unsrer Berliner Schristleitung.) Berlin, 25. Mai. Nicht die Neichsrcgiernng, sondern die preußischen Regierungsstellen in Münster und Düsseldorf haben, wie wir im Gegensatz zn anbcrweiten Mel dungen feststcllen können, bei den Franzosen beantragt, daß Schupo and Düsseldorf, Hamborn, Duiöburg und Elber feld nach Gelsenkirche» geschickt werde, um dort die Ruhe und Ordnung wieder hcrzustcllen. Das Ergebnis dieses Antrages ist zurzeit noch nicht bekannt. Aus dem Nuhrgebiete wirb gemeldet: Anläßlich der Vor kommnisse der letzten Tage hat sich im Ruhrgebiete eine steigende Erregung unter der Bevölkerung bemerkbar ge macht. Die Arbeiterschaft in ihrer großen Mehrheit miß billigt bas Treiben der Unruhestifter aus das entschiedenste. An verschiedenen Stellen sind auch bereits Maßnahmen ge troffen worden, um derartigen Ereignissen vorzubeugen und «ntgegenznwirkell. Trotz der Versuche zur Wiederherstellung orünungsrnäßiger Zustände ist die Läge stach wie vor ernst. Mit der Beunruhigung der Bevölkerung hat sich auch die Erbitterung gegen die französische» Besatzungstruppeu ver mehrt. Es wird keineswegs erwartet, daß diese Truppen sich an der Wiederherstellung der Ordnung und Ruhe beteiligen. Die Bevölkerung ist überzeugt, daß die Hauptschuld an de» jetzigen Zuständen die Besatzungstruppeu tragen, die die staat lichen und kommunalen Polizeiorganisattonen zerschlagen haben und nach wie vor kommunistische Fanatiker und Groß- stadtgcsiudel durch ihr Verhalten begünstigen. Münster. 25. Mai. In Gelse nkirchen ist cs im all gemeinen ruhig. Der Ausverkauf der Läden zu den von den Kommunisten Herabgesetzten Preisen dauert an. lieber die Haltung der Franzosen an den Unruhetagen ist fest- gestellt, daß sie de« Aufrührern unmittelbar und mittelbar Unterstützung zuteil werden ließen, unmittelbar durch Ab gabe von Schreckschüssen und Vorgehen gegen Feuerwehrleute, die mit -er Räumung der Straßen beschäftigt waren, mittel bar dadnrch, daß die Anführer sich offen mit Waffen auf der Straße zeigen und Versammlungen ohne vorherige Einholung von Erlaubnis abhalten dürfen. — Der Schiedsspruch für die Metallindustrie wurde heute nachm, in einer von etwa 4000 Personen besuchten Versammlung der freien Gewerkschaften mit 2075 gegen 285 Stimmen abgelehnt. Fm Bannkreis Dortmund haben Kommunisten heute nachmittag die Zeche Preußen I bei Lünen besetzt. Polizei säuberte die von den Aufständischen mit Revolvern und Zeitungen. falls sie erscheine«, die Betriebe zu zerstören. Sämtliche Bochumer Blätter könne« daher morgen nicht er scheinen. iW. T. B.s Bochum, 25. Mai. Fm Bochumer Bezirk streiken 8l Zechen anlagcn und 15 Metallbctricbe mit insgesamt 80 000 Arbeitern. Essen, 25. Mai. In Bochum sind heute morgen sämt liche Geschäfte und Wirtschaften geschlossen worden. Im Rathausc hat sich der S e l b st s ch n tz a u s g c l ü st. Kommunisten haben in Prtvatwohnungen Namensltsten von Angehörigen des Selbstschutzes gesucht, ohne jedoch Erfolg zu haben. (W. T. B.) Este», 25. Mat. Hier kam es heute nachmittag zu Plün derungen auf dem Marktplatze. Der Selbstschutz mußte ein- grcifcn und den Platz mit der Waffe räumen. — In einer Versammlung kommunistischer Bergarbeiter in Essen wurde gegen den imperialsischen Kohlcnraub Frankreichs Stellung genommen und verlangt, dast der Beschluß des Betriebsräte- kongresseS, der die Notwendigkeit ganz energischer Maß nahmen gegen den Kvhlenranb anerkennt, unbedingt durch- gesührt wird. lW. T. B.) sie v> ehren, von denen die Polizei eins erbeutete, bc- Anlage, wobei Maschlnengewe schossen wurde. Die Aufrührer hatten sllnf Schwerverletzte. Fm Bezirk Lünen sind gestern 10, heute 00 Hanpträdelsführer festgenommen worden. Der gestern von den Aufrührer» ans der Zeche Preußen festgesetzte Bergafsessvr Schulte konnte noch gestern durch die Polizei befreit werden. Am 23. Mai räumten die Franzosen in der Wohnung des Direktors Kesten der Bergwerk A.-G. Saalbusch-Netthansen. der eine ihm im Krupp. Prozeß aufcrlegte Geldstrafe nicht gezahlt hatte, drei Zimmer vollständig auS. AuS den anderen Zimmern nahmen sic die wertvollste» Gegenstände mit. sW. T. B.) Der Kommuntskenkerror in Bochum. v » ch « m» 25. Mai. Fm Laufe des heutigen Vormittags »nrde durch kommunistische Hundertschaften der Betrieb des Bochumer Vereins stillgelegt, ferner die Zechen Sarolinenglück. Eugelsburg. Prinz-Regent. Danncnbanm I und II, Eilenbaum. Karl Friedrich und weiterhin sämtliche tubustriellen Werke. Ein sehr großer Teil der Arbeiterschaft zeigte wenig Neigung, der Streikparolc zn folge«, «nrde aber durch den Terror der Hundertschastcn dazu gezwungen. Auf Zeche Prinz-Regent wie auf Zeche Karolincn- gluck siud Beamte und Rctricböratsmitglicder schwer miß- haubelt worden. Heute mittag zog ein Trupp Kommunisten zu« „Bochumer Anzcigcr", drang in Pie Geschäftsräume ein »Ud richtete dort große Zerstörungen an. Alle Papiere, ZeitungsbänL« «sw. wurden aus die Straße geschleppt, wo sie von den herbeleilkndcn Demonstranten wcggeschleppt wurden. Daun zog ein Trupp zur „Westfälischen Volközeitnng", nm auch hier de« Betrieb stillzulcgcn. Sie haben hier sämtliche Pulte zertrümmert, die Geschäftsbücher vsw. ans die Straße ge schleppt und versucht, sie in Brand z» setzen. Daranf begab sich der Trupp i» die oberen Geschäftsräume. Dort wurden Tür, fÜllungcn eingeschlagen und die dort liegende» Abrechnungs- gelder der Zcitnngsboten mitgcuommen. Mittler,vcise war di« Feuerwehr alarmiert worden. AlS sic hcrankam. wurde st« auf -er Straße von der Menge mit großem Hallo emp fange«. Es wurde versucht, die Feuerwehr i« ihrem Vor gehen zu hindern, so daß sic sich genötigt sah. von der Waffe Gebrauch z« machen. Fünf Personen wurden durch Rcvolver- schiisis schwer verletzt. Sic mußieu iuö Krankenhaus gebracht »erde«. Die Feuerwehr nahm fünf der Angreifer als Ge fangene mit. Die Feuerwehr ist erheblich verstärkt worden. Mau befürchtet einen Angriff aus die Brandwache, die sür biesen Angriff aber Vorbereitungen getroffen hat. Sie Gtraße« der Siadt sind dicht belebt. Man befürchte« sür den Atzend wettere Ruhestörungen, Die Sommnuilte« drohe«, de« Die PoUzeiexekutioe in Gelsenkirchen. Gelscnkirchc », 25. Mai. Die Polizeicxekutive ist heute in Tätigkeit getreten. Sic erließ folgende Bekannt machung: 1. Alls Bcvölkcruugskreise werden anfgcsordcrt, sich unbedingt den Anordnungen z» fügen; 2. Der Ausschank von Alkohol wird verboten: g. Von <0 Ukr abends bis 4 Uhr morgens sind die Straßen sür den Verkehr gesperrt: 4. Der Lebcnsmittelverkauf wird kontingentiert: 5. (Hegen Plünderer wird rücksichtslos mit denkbar schärfsten Maßnahmen vnr- gcgangcn werde«. Die Regierungsstellen haben sich an General Degouttc gewandt mit dem Ersuchen, sür Gelsenkirche» Schupo znzulasse«. Daraufhin hat der Erckntivansschuß erklärt, er lehne jede Verantwortung sür neues Blutvergießen ab. falls »ach Gelsetikircken Schupo gelegt würde. (W. T. B.« Die Lebensmittelversorgung gefährdet. ltziguer Drahtbcricht der „Dresdner Nachrichten".) ttzelsenkirchen. 25. Mai. Durch das Vorgehen der Kom munisten in den Geschäften von Gelscnkirchcu ist zu befürchten, daß in der nächsten Woche keine Lebensmittel zn haben sind, da die Grossisten sich weigern, weitere Lebens mittel in Anbetracht der gefährlichen Lage zu liefern. Zn weiteren Zwischenfällen ist es bisher nicht gekommen, doch haben die Kommunisten in der Stadt die Oberhand. Der Streik der Metallarbeiter. Dortmund, 25. Mai. In einer zahlreich besuchten Ver sammlung der Metallarbeiter wurde über die gestrige Lohnregeliing Beschluß gefaßt. Von den anwesenden Arbeitern stimmten 88 Prozent gegen und 17 Prozent für die Annahme, so daß der Streik w c i t e r g e f ü h r t wird. Jedoch ist dieser Beschluß noch nicht endgültig festgesetzt. Die Angelegen heit wird demnächst dem Allgemeinen Teulschcn Gcwcrt- schastslmnd vvrgciegt. lW. T. B.) Dortmund, 26. Mai. Fm Amtsbezirke Langendreer streiken seit beute mittag sämtliche Aechenanlagen. InHörde sind gestern eine Anzahl von Zechen im Anschluß an eine Ver sammlung auf den Phünirwerken von auswärtigen, meist jugendlichen Elementen stillgelegt worden. Es streiken hier heute morgen die Arbeiter auf den meisten Zechen. In Bochum sind heute zwei weitere Zechen in den Ausstand ge treten. In Wattenscheid-Stadt erzwangen gestern nach mittag in einer Reihe von Geschäften streitlustige Elemente Preisherabsetzungen, vor allem für Lebensmittel. F» diesem Bezirke stehen zwei Zechen im Streik. In Witten zogen gestern abend im Anschluß an eine Versammlung kommu nistische Trupps zum Wittener Gußstahlwerk und erzwangen hier die Stillegung einzelner Teilbetriebe. Heute morgen wurde überall gearbeitet, außer auf der Zeche Franziska, wo die Belegschaft aus Furcht vor Terror nicht eingesahren ist. Fn Buer kam es gestern abend gegen 10 Uhr zu Ansamm lungen und Demonstratlonszügen auf den Straßen. Zwischen fälle haben sich nicht ereignet. In Remscheid sind gestern abend auch die Arbeiter der M a n n e S m a n n - W e r k c in den Streik getreten. Fm Landkreis H a m m ist die Belegschaft der Zeche Sachsen heute morgen nicht eingcfahrc». Mit einer Strcikausdehuung ist zu rechucu. (W. T. B.s Skrafveror-uung gegen -ie Sta-k Essen. Esse», SS. Mai. Nach elner Auordnnng des Generals Degouttc ist der Stadt Essen für zwei Sabotageakte, die am 28. April und am 8. Mai an den Telephonlinien zwischen Essen-Süd und Effen-Stadtwald begangen sein solle«, eine Geldstrafe in Höhe »o« 50 Millionen Mark oder 1800 Dollar auferlegt worde«, bi« tu einer Frist von acht Tagen zu zahlen ist. Fm Falle der Nichtbezahlung «erden die Beigeordneten Seipel und Hahn sür die Dauer von zwei Monaten i« Hast genommen und wird ferner Zwangsvollstreckung in das Gcmcindevcrmögen angedroht. lW. T. B.) vollsr (kmlliek): S4300 Im ssr»iv«rst«tzr 6 Ukr: S4S00 Tie Nachricht von der im Verlaufe einer einzigen halben Stunde nngebotenen und wieder zurückgezogenen Demission Poincarös hat etwas derart Abenteuerlich-Sensationelles an sich, daß man sie in der ganzen Welt mit weit aufgerissenen verwunderten Augen ausgenommen haben wird. Und in der Tat. in keinem anderen Lande als in Frankreich, dessen führende Männer oft genug ohne Rücksicht auf Eindruck und Nachwirkung das Temperament bis zur Charakterlosigkeit, die Selbstvergessenhcit bis zur Naiveiät getrieben haben, wäre es denkbar, daß der erste Staatsbeamte au verantwortlichster Stelle in so lächerlich kurzer Zeit den bedeutendsten Entschluß, den er fassen kann, wie ein launisches Kind zurücknunini. Seinen Rücktritt bietet ein Ministerpräsident mit ernsten menschlichen Eigenschaften und unwandelbaren politischen Neberzeugungen nur dann an, wenn er sieht, daß die Grund lagen seiner Politik erschüttert sind und daß die Ziele, die er sich steckte, aus dem von ihm cingeschlagcnen, nach iciner An sicht einzig möglichen Wege wenigstens im Augenblick nicht mehr versvlgbar sind. Wer anders handelt, cs sei denn, daß ihn, wie Bonar Law. schwere gesundheitliche Schäden zum Rücktritt zwingen, wer sein Amt mit tiefernster Miene zur Verfügung stellt, um es im nächsten Augenblick lächelnd wieder in Empfang zu nehmen, der ist ein übler politischer Hanswurst, ein Komödiant von der schlimmsten Sorte- So Raymond Poincarö, der Beherrscher F rankreichs und Europas, der Mann mit der Seele des schmierigen Winkeladvokaten, die an Verkommenheit derjenigen des „Rechtsvertreters" in Eulcnbergs „Mächtiger als der Tod" um nichts Nachsicht. Ilm 8 Uhr beruft er nach der häßlichen Abfuhr in Kammer und Senat ergrimmt den Kabincttsrat ein, 8,80 Uhr sind er nnd seine Minister, Untergebene im wahrsten Sinne des Wortes, bereits im Elysee und übergeben dem Präsidenten Frank reichs ihre offizielle Demission und um 0 Mir läßt er sich von Millerand die biedere Rechte schütteln, weil er „im Fntercsie des Vaterlands" seinen Entschluß rückgängig gemacht hat. Was nicht in einer Stunde alles im Innern eines französi schen Ministerpräsidenten, den Ehrgeiz und Größenwahn blon den. Vorgehen kann! Es muß den Psychologen der Nachwelt überlassen bleiben, in dieses Labyrinth der Poincarsschcn Seele hineinznlenchten. die Mitwelt wird ihre volle Aufmerk samkeit dem politischen Hintergrund der Vorgänge widmen müssen, die nüc die Eisenspänc eines magnetischen F-eldeS ans den Kern, auf Poincarö, eingestellt sind nnd von ihm bestimmt werden. Das Nücktrittöangcbot de« französischen Minister Präsidenten, dessen wahre Bedeutung durch Millerands An nahmeverweigerung nur sür den Augenblick verdunkelt wer den kann, ist der Schlußstein der nunmehr beinahe ändert- halbjährigen Politik der offenen Gewalt, die die Acra Poincare in allen Phasen kennzeichnet. Es ist das erste greifbare Anzeichen dafür, daß sich diese Politik totgclaufcrr hat und weder vor der Meli, noch gegen die zunehmende Opposition in Frankreich selbst weiter verantwortet und be hauptet werden kann. Poincars war mit dem ungeschriebenen Auftrag der ihn unterstützenden industriellen Machtgrirppe zur Herrschaft gelangt, Deutschland durch Drangsalierungen, soviel cs irgend anging, zu schwächen und das, was der Ver sailler Vertrag in dieser Richtung noch ungetan ließ, mit allen Mitteln nachzuhvlcn. Ncreits in seiner Antrittsrcda vor der Pariser Kammer am 1v. Januar 1922 drohte er. Deutschland, das seine Staatseinnahmen „systematisch ver geude" und „ein scheinbares Elend" organisiere, die Er greifung neuer Pfänder und Garantien, die EinführuuL „neuer Sanktionen" an und versäumte es nicht, darauf hin- zilwciscn. -aß die RüumiingSfristen für das besetzte Rhein land bei weiterer Böswilligkeit Deutschlauös auf un bestimmte Zeit hinausgeschoben werden müßten. Voll diesem Geiste der Drohungen und Verdächtigungen ist seine ganz« Politik bis zu seiner Kaminerrcdc am vergangenen Donners, tag unentwegt beherrscht geblieben, in der er scststellen zu müssen glaubte, daß Deutschland bei einem dreijährigen. Moratorium nur seine geheimen Organisationen stärken und dann noch „größeren schlechten Willen" zeige» würde, als bisher. Aber all diese Verleumdungen und die ganze bvShast starre Taktik der Abkehr von allen vernünftigen politischen Möglichkeiten habe» doch nicht zu einem irgendwie gearteten praktischen Erfolg oder zu einem nennenswerten Vorteil für Frankreich geführt. Fm Gegenteil, die Besetzung dcS Ruhr- gebtcts, die gewissermaßen den höchsten Trumpf darstcllte, den Frankreichs überspannter Machthunger auSzuspielen hatte, führte zu einem ungeheuerlichen Fehlschlag, zu einem Ader, laß der französischen Steuerzghher^ -er sich erst in der ZMwkt ML «UyH. »ach«, «tkd,'
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