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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188201266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-01
- Tag1882-01-26
- Monat1882-01
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1882
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«krfchelnt täglich früh 6'/, Uhr. -Nklicliin und Lkpr-itio IoyanneSgasse 33. Aprrchliiiiidr» -er Ne-arli«»: Bormitiaq« 1l>—13 Uyr. NachmütaaS —6 Uhr. Mir »t« Nua-at« «m-N-nrrer riarulcnyt» »«che Sch >>ie ttttocl»» i-,»i »rrduukch A«««tz»e »er für die «Schfts»Iße»d« Nm»»rr »rsttnimkkn Inserate a> Wacheutaarn bis S Uür Nachmittag«, «ui»««» und Festtagen früh bis '/,v Uhr. 3» -r» Filialen snr Ins.-Ännahme: ktt» Klcmni, UniveriilätSstrahe 31. Lagt» Lösche, Kalharinenstraße 18. p. nur bi» '„L Uhr MMtr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage L7,L0V. Ltzenlirmentunn, vierlelj. 4'/, Mit. i»cl. Bri»aerl«l»n 5 vtt.. durch die Post bezöge» 6 Mk. Jede einzeiae Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühre» iür Extrabetleae» «hur PostdesSrderung 39 litt. »It Postbesörderuag 48 Mt. Inserate -gespaltene Petitzeile 20 Pf. »rShere Schriften laut unserem Preis, verzrlchaih. lab«llarischer Sah nach höherem Parts. Leklamen nntrr den Urdarlioaostrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stet» aa die vxpedttta» za seade». — Rabatt ivird uichl gegeben. Zahlung prreuumenuuto oder durch Post- »achaahmr. 2«. Donnerstag den 26. Januar 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Witscn-Verpilihtnng. Dir der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen Wiese» ta der Ttadrflnr Leipzig 1) 4 «ck. 273 Q.-N. -- 2 Hekl. 71.73 Ar Abthetl. I der Alten Pfinastwiescn. einschließlich der Fluthriune, 2) 3 «ck. 3» O.-N. - > Hekl. 71.56 Ar Abthetl. » der Alten Pfingstwiesen, 8) 4 «ck. 14 O.-N. -- 2 Hekl. 23.95 Ar Abthetl. ^ der Gohliser Müklwiese, am linken User des Pteißenflulhbellcs unterhalb des Wehres am Rosenthal. Fahrwege, einschließlich des Flulhvorlande» und der Böschungen des HochstutkdammeS, tn der Flur Gohlt» 4) 1 «ck. 97 O.-N. Hekl. 73.24 «r Gohliser »anerwiese, Parcelle Nr. "ß'dcs^cu^i Nurbuchs bei Möckern, L) 4 «ck. 9l Q.-R. — 2 Hekt. 38.16 Ar Gohliser Daurrwiese, Parcelle Nr. Flurbuchs. bei Möckern zu beiden Seiten der verlegten Thüringischen Eisenbahn, in der Flur Leutzsch» 6) 7 «ck 234 Q.-R. — 4 Hekl. 30.56 Ar Abtheil. 1 der Frauenwiese, in der Flur Connewitz 7) 3 Ack. 289 Q.-N. 2 Hekl. 19.31 Ar Abthetl. I der Heyderwiese«, an der Pleiße seitwärlS des LinienwegS. 3 Ack. 7 O.-R. - 1 Hekt. 67,32 Ar Abthetl. 7 S) 2 - 258 - — 1 . 58.28 - - 12 10 2 - 218 - — 1 - 50,90 - - iz m 2 - 175 - --- 1 - 42.97 - » 17 '2) 1 - ,50 - — — . 83.v,l - - 18) sollen zur anderwetten Verpackt««» aus die zwöls Jahre 1882 bis mit I8»rr Sonnabend, den 28. d». Mo», von DormittagS 1V Uhr an t« Gaale der Alten Waage, Kalharmenstraße Nr. 29. 2. Etage, versteigert iverden. Der BerstcigerungStermin wird punctlich zur angegebenen Stunde erössnet nnd die Bersteigerung bezügl. einer jeden der in obiger Reihenfolge zur Verpachtung auSzu bietenden Wiesen geschlossen werden, wenn daraus nach dreimaligem Ausrus« lein weiteres Gebot mehr ersolgt. Die Verpachtung«- und VcrstcigerungSbedinqungcn sowie die betr SitnationSpläne liegen tn der Expedition unserer Oekonomte-Infpectton im alten JohaimiS- hoSpilale, Hospitalstraße Nr. 2 b. zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 12. Januar 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Trönvlin. Cerutti. Bekanntmachung. Die Vorschriften über den Verkehr auf TrottotrS und Fußwegen werde» nicht gehörig befolgt, obwohl gegen Zuwiberlu ndlungen fortwährend strafend cingeschritten wird. Wir bringen datier diese Vorschriften, und zwar mit einigen zur Sicherung der Passanten gegen Beschmutzung oder Be schädigung ndthigen Zusätzen, zu strengster Nachachkung hier durch in Erinnerung. Aus Trottoir» «nd Fußwegen ist verboten 1) da» Reiten, Vas unbesuglc Fahren mit starren und Wage» icver Art, insbesondere »ul Kinderwagen oder Rollstühlen; 2) das Tragen von umfangreichen Gegenständen, wie Trag- und Marklkörbe», Koffern, Kisten, Tragen, Ballen, Fleischermulden und dergleichen. sowie von solche« Lachen, dnrch welche Vorübergehende beschmutzt oder beschädigt werden könne«, wie Farbentöpse, spitze oder schneivende Werkzeuge, GlaStaseln und dergleichen; 8) daS Gehen in Kleidern, wodurch Vorüber gehende beschmutzt werden können; 4) bas Stehenbtetde«, wenn dadurch der Verkehr ge stört wird. Zuwiderliantelnde werden um Geld btS z« OU Mark oder mit Haft biS zu 14 Tagen bestraft werden. Leipzig, am 18. Januar 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Hennig. Bekanntmachung, die Anmeldung schulpsltchtiger Kinder betreffend. Nach tz. 4 des Gesetze« vom 26. April 1873 hat jede» Kind die Volksschule seines AusentlmtlSorles acht Jahre lang, »o« vollendeten sechsten bis zum vollendeten vierzehnten Lebensjahre, ununlerbrocken zu besuchen. ES sind daher diejenigen Kinder, welche btS znm L. April d. 3. da» frchSte Lebensjahr vollenden, zu Ostern diesÄ Jahres der Schuie zuzusüyre» und vom 2U. bis 28. diese» Monats Vormittags 10 bis 12 Uhr und Nachmittags 2 bi» 4 Ubr bei dem Direktor der Bürger- oder Bezirksschule, welche die Kinder besuchen sollen, anzumelden. Dabei ist für jedes an- rumelbende Kind ein Taus- oder GeburtSzeugniß, sowie ein Impfschein und von Seilen der keiner ReligionSgescllsckast angehvrenden Dissidenten eine schriftliche Erklärung darüber vorzulegen, in welcher ReligionSIehre die Kinder unterrichtet werden sollen. Wer für sein Kind die Befreiung vom Besuche einer städtischen Volksschule in Anspruch nehmen und dasselbe einer höheren NntcrrichtSanstalt, einer concessionirten Privatschule überweisen ober von einem geprüften Privatlehrer unter richten lassen will, hat solche- dem SchulauSschusse schriftlich anzuzeiaen. Sollen gebrechliche, kränkliche oder geistig unreife Kinder vom Besuche der Schule über das gesetzliche Eintritt-alter hinan» zurückgrhaltcn werden, so ist die Genehmigung dazu bei dem Schulau-schuste unter Beibringung ärztlichen Zeug niste» schriftlich nacbzusucken. Wer dielen Vorschriften zuwiderhandelt, hat sich der gesetzlichen Maßnahmen zu gewärtigen. Leipzig, am 2l. Januar 1882. Der SchnlauSsebuß der Stabt Leipzig. Dr. Panitz. Lehnert. Mnkle Berirksschule. Die Nnmetbungen für diese Schuft finden in der zweite« Be» »irkSschnle statt Tire.lor I)r. Krtesmaun. Petrikirche zu Lcipjig. Submission. Für den Neubau der Petrikirch« zn Leipzig solle» folgende «rveitrn vergeben «erden: 1) Erd- und Maurerarbeiten einschließlich aller Materialien 36SL56.19 ^ 2) Stemmetzarbeiten, Granit- und Sandstein» arbeite» . 252,694.03 ^l 8) Schmiedearbeiten, Mauerklammeru und MMwtsl» . 8.056L0 ^l Zeichnungen und Vedingungen kSnuen tn dem Bureau der Vau- leittmg (Archirecten Härtel 4 LipsiuS, Westftraß« 44) eiugeseheu werde». Die Bedingungen nebst Anschlag4au«zügen kS»»ea ebendaselbst aege» Zahlung von je 3.00 für 1 und 3 und IckO ^l sür 8 in iainpsaag genommen werde». Die Offerte» find versiegelt bi» spätesten» de« 15. Februar Mittag» 13 Ubr unter der Adresse de» Kirchenvorstande» in der Expedition der Petrikirch« abz»gebrn. »nd werden dieselbe» d»rch die Vaudepulaiioa de» Kirchenvorstande» erSssaet. Leipzig, de» 34. Januar 1882. Ler Kirche«»«rfta»v. v. Fr icke, Pfarrer. Nichtamtlicher Theil. Der Erlak vom 4. Januar. Der Reichstag hat die dritte EtatSberatbung mit einer umfangreichen hochpolitischen Tcbatlc über den allerhöch sten Erlaß vom 4. Januar eingeleitet, einer Debatte, welche in allen Kreisen einen lebhaften Widerhall finden wird. Im Grunde wäre vielleicht da» preußische Abgeord netenhaus ein noch geeignetere» Forum sür diese Verhand lung gewesen: indessen nahm jener Erlaß de- Kaiser- Sönigs auiv>zuk1ich auch aus da» Reich Bezug und e« war erklärlich, daß dir gerade versammelte gesetzgebend« Kvrper- chast eine Angelegenheit, die seit Wochen alle Welt beschäf tigt. nicht spurlo« an sich vorübergeben lasten mochte. Wenn man in diesem Erlaß den Ausgangspunkt eine» stoßen BersastungSconflicke» erblickt oder aus manchen Seiten <n Wunsch gehabt hatte, ihn zu einem solchen zu machen, o wird der Verlaus der Verhandlung dieser Auffassung nicht Recht gegeben haben. Jedermann wird den Eindruck ge wonnen haben, daß zu einem „Eonslirt" in dem Sinne, den die« Wort mit der Zeit angenommen, weder Stoff und Anlaß, noch auch bei allen Besonnenen Neigung vorhanden ist. Der Erlaß vom 4. Januar besteht aus zwei Theilcn, die man Wohl einen theoretischen und einen praktischen nennen kann. Tertbcoretische Theil.dcr von derNcchl-und Machtstellung de-Königthu mS im constitutionellen Staat handelt und da- ttgen Verwahrung einlegt, als ob die Krone zu einer »logen Dekoration herabgewürdigt sei. wurde von Niemandem bestritten, sondern e» wurde allgemein anerkannt, daß der Erlaß in diesem Punct nur wietergiebt, wa» deutschem Recht und deutscher Anschauung entspricht. Man fragte sich dabei nur. wozu es einer so feierlichen Kundgebung in solcher Macht vollkommenheit bedurfte, um Zeugn'iß sür etwa« abzulegen, was Niemand bestritt und bezweifelte'? Die monarchischen und die konstitutionellen Beslandlhcile in der preußischen Vcr astung sind so sorgfältig und besonnen gegen einander ab, zcwogen und abqegrenzt; eS sind ja auch fortgeschritten iberale Parteien so wenig geneigt. Ansprüche zu erheben, die m die RechlSsphäre anderer versastungSmäßiger Factoren übergreifen, daß e« wirklich der Anregung so unsruchlbarcr Fragen nicht bedurft hätte. Die falsche staatsrecht liche Legende, von welcher der Reichskanzler sprach, die sich neben den, klaren Wortlaut der Verfassung eingeschlichcn haben soll, epistirt eigentlich nur in conservativ-osficidsen Vorstellungen. Die preußische Monarchie bedarf nicht deS Schutzes gegen Angriffe seiten- dc» Parlamentarismus; denn solche Angriffe werden in der Thal nicht gegen sie gerichtet. Aber auch der zweite, praktische Theil de» Erlasse» erschien unter den Darlegungen de» Reichskanzler» in einer Beleuchtung, die viele Bedenken beseitigen muß. welche sich an die Worte de- Erlasses und ihre Deutungen geknüpft hatten. Wenn man befürchtet hatte, c- solle den Beamten die Zumulfiung gemacht werden, sich zu willen-- und Uber zeugungslosen Werkzeugen jeder wechselnden Regierung her zugeben, ihrer politischen Denksrriheit z» entsagen und mit allen Krästen actio in die Agitation für gouvernementale Wahlen einzutreten: so klang es doch ganz ander», wenn der Reichskanzler erklärte, die Äu-Übuna de» eigenen Waklrechl» ver Beamten solle in keiner Weise beschränkt werden; sie sollten nur entgegentreten, wenn die Absichten der Regierung entstellt und verleumdet würden, und wenn sie nicht für einen regierungsfreundlichen Candidaten stimmen wollten, so sollten sie sich wenigsten- von Agitationen gegen die Regierung fern halten und nicht in würdeloser Weise sich an dem Wabltreibcn belhciligen. Mit Recht konnte Herr von Bennigsen aus diese ab- schwächende Auslegung de» Reichskanzler» aufmerksam machen. Aver auch hier mutzte man sich fragen, ob e» denn nvthig war. die Beamten in so feierlicher Weise aus eine Pflicht de» politischen Anstands aufmerksam zu macken, die in der milden Deutung, die ihr zu Theil wurde, im Grunde cbensall- Niemand bestritt. Fälle einer würdelosen Agitation von Beamte» gegen die Regierung sind in der jüngsten Wahl, bewegung schiverlich irgendwo vorgekommen; «her kann man Uber da« Geaentheil fingen. Nack alledem wird man den Eindruck der Debatte dalsin z«san>inenfassen: sie hat bewiesen, daß zur Anregung so schwer wiegender und d,e politischen Leidenschaften erhitzender Principiensragen ein sachlicher Grund nickt vorhanden war. daß zum Theil Uber die Grund sätze de» Erlasse» allgemeine Uebereinstimmuna beliebt, zum Theil die Meinungsverschiedenheiten durch Mißdeutungen und schroffe Auslegungen über Gebühr verschärft worden sind Man kann den verlaus der großen Debatte — abgesehen von eiucr überau» peinlichen durch ein Mißvcrständniß yervor- gernsenen Scene zwischen dem Reichskanzler und der Fort schrittspartei — insofern einen befriedigenden nennen, al» er die Besorgniß nicht bestätigte, daß der Zündstoff zu einem qroßm VersassungSconflict vorhanden sei. in dem, wie der Abg. Hänel sagte, entweder da» Königtbum oder da» con- stitutionelle Leben unterqehen müsse. Besser wäre eS sreilich gewesen, die preußische Regierung hätte die ganze Frage nicht angeregt. » * » Dir knüpfen an diese Betrachtung noch die folgende Eor- respondenz aus Berlin: „Sollen wir die große Debatte de» Reichstags Uber den Erlaß vom 4. Januar mit einem einzigcn Wort ckarak- lcrisiren, so muß von jedem Parteistandpunct au» anerkannt werden: Sie ist durchaus würdig verlausen, insofern die Reden, die von den Mitgliedern des Hause» selber auSgingen, in Betracht kommen. Wieder einmal ist im vollsten Lichte der Ocsiciitlichkeit sestgestellt worden, wie frivol jene ossiciösen llnterstellungen gegen die Liberalen sind, als ob diese einen Feldzug gegen die Vorrechte der Krone unternehmen möchten. Der schöne und wirkungsvolle Bortrag de» Herrn Bennigsen, die staatsrechtlichen Ausführungen de» Abg. ^änel, die Reden der Abgg. Richter (Hagen) und von «taussenberg, sie alle hatten einen gemeinsamen AuS- gangSpunct, nämlich die unerschütterliche Verehrung vor dem Hohenzollcrnhause, vor den monarchischou Traditionen Preußen», vor dem überlieferten leqilim er worbenen Machtumsang der Krone, welcher die bedingungs lose Ueberlragunq der parlamentarischen MchrheitSberrschast aus deutschem Boden nicht zuläßt. Vorzugsweise dieser Mäßigung der liberalen Redner (einer Mäßigung, die nicht da» Ergelmiß taktischer Berechnung war. sondern ungezwungen au» dem Gefühl sich ergab) ist eS zu danken, daß die Redner der Rechten mangels euicr geeignclen Handhabe zu partei- polemischen Auseinandersetzungen sich gleichfalls in Grenzen hielten, welche die Linke in einem gewissen Grade anerkennen konnte. Ausdrücklich constatirte beispielsweise Herr v. Bennigsen eine llebereinstimmung mit der Bemerkung Treitscbkc'S, daß da- monarchische Bewußtsein de» preußischen Volkes sich iark genug erweisen werde, um auch im Falle schwerer Krisen, die dem Neiche drohen könnten, al- Bindeglied und Hilfe zu dienen. Da- Centrum schwieg sich aü», und auch das ! bezeichnend; die Ullramontonen glaubten offenbar bei dem roceß „BiSmack contra Liberale" die Rolle de« vergnügten Zuschauer» spielen zu können. Wa» den Reichskanzler anlangt, so gestehen selbst unbefangene Mitglieder der Rechten u. daß er in der Thal durch die Leidenschaftlichkeit seine» lustrctcnS da» Möglichste dazu beitrug, der Partei Windt- borst diese Rolle m die Hand zu liefern. Fürst BiSmarck (die- ist die wohlwollendste Erklärung seiner ungewöhnlichen Erregung) hat vermuthlich den Abg. HLnel und die Zurufe von der Linken mißverstanden. alS er an- denselben den Vorwurf der „persönlichen Feigheit" herauSgehvrt zu haben erklärte. An der Auslegung der König-rechte, wie er sic gab, war das Fesselndste nicht sowohl der verdienstliche Inhalt der AuSsührungcn al» vielmehr da» persönliche und gleichsam HerzenSvcrhältniß. in welche» sich der „Kanzler als Diener und nicht al- Bormund der Krone znm Monarchen stellte." Leipzig, 26. Januar 1882. In der unter dem Vorsitze de» Staatsminister- von Bötticher am 23. d. M. abgehaltenen Plenarsitzung de- BundeSrathS wurden zunächst mehrere Mittheilungen de» Präsidenten des Reichstag» über die Beschlüsse de- Reickü- tagS, betreffend die Uebersicht der Ausgaben und Einnahmen deS Reichs sür da» EtalSjahr 1880/81, die Rechnungen der Lasse der OberrecknunaSkammer sür 1878/79 und sür 1879/80, die allgemeine Rechnung über den RcichShauShalt !Ür 1877/78, sowie die Aushebung de- Gesetze» über die V, Hinderung der unbefugten Ausübung von Kirchenämtern, den zuständigen Ausschüssen nnd eine gleiche Mittheilung, be treffend Petitionen wegen de- internen Rebenverkehr- dem Herrn Reichskanzler überwiesen. Nachdem sodann auch der Bericht der ReickSschuIden-Eommission über die Verwaltung de» SchiildenwesenS des norddeutschen Bunde» und de» Reich», owie der ihrer Beaufsichtigung unterstellten Fond» dem zu- sündigen Alissckusie überwiesen worden war, nahm der Be vollmächtigte sür Hamburg mit Bezug aus den Anschluß Hamburgs an den Zollverein Veranlassung zu einigen AuS- ührungen in Betreff der unbehinderten Verbindung de» Hamburgischen Freihasenbezirk- mit dem Meere, welchen die Versammlung beistimmte. Schließlich nahm die Versamm lung Stellung zu den in zweiter Berathung gefaßten Be schlüssen de» Reichstag- über die Gesetzentwürfe, betreffend die Erhebung einer Vcrussstatistik, sowie die Vornahme einer Viehzählung im Jabre 1882, und den Beitrag de» Reich» zu den Kosten de» Anschlusses von Hamburg an da- deutsche Zollgebiet. Am Donnerstag wird voraussichtlich der Reichstag geschlossen werden. Eine FrühiahrSsesfion scheint zwar feilen» der Regierung noch nicht cndgiltig ausgegcbcn m sein, indessen will Niemand daran glauben, daß die Fertig stellung deS UnfallversicherungSgeseßeS. VcS Tabaksmonopob entwurs» und wa» sonst noch für die gesetzgeberische Thätig keit de» Reichstag- in nächster Zeit in Aussicht genommen ist, so rasch zu bewerkstelligen sei, um schon nach wenigen Monaten an den Reichstag gebracht werden zu können, und wenn man da» ungewöhnlich große und schwierige Arbeit«. Pensum de» preußischen Landtag» erwägt. Etat, Kirchenvorlage Eisenbahnverstaatllchuna u. s. w., so wird man nur wünschen können, daß von einer FrübiahrSsession deS Reichstag», welche die Leistungsfähigkeit der Volksvertreter ganz übermäßig in Anspruch nehmen würde, abgesehen wird. Im Herbste kann der Reichstag früher, als e- diesmal möglich war, rin- bernsen werden und wird dann mehr Muße zu den in Bor bereitung begriffenen großen GcsetzgcbungSarbeiten haben. Ueber Len an anderer Stelle noch besonder» erwähnten Zwischenfall in der Sitzung de» Reichstage» vom Dienstag bemerkt ein Berichterstatter der „Nat.-Ztg. „Während der Rede de» Fürsten BiSmarck kam e» zur beängstigendsten pailamcntariscken Scene, deren wir uns erinnern. Der Reichskanzler vatle sich in höchster Erregung gegen den Vorwurf verwahrt, daß rr sich durch da» Anschr> der Krone decken wolle; Zwischenrufe au» der Fort schrittSpartei, welche er dem Anschein nach mihvcr stand, reizten ihn außerordentlich, er avancirte von seinem Platze bi« zur Rednertribüne» und wohl eine Minute tönten heftige Worte de« Kanzler», einiger Abgeordneten der Linke» und deS Präsidenten, zum Theil unverständlich, durch einander. Nur mit sichtlicher Anstrengung gelang e- dem Fürsten Bis marck. sich wieder zu fassen. Dir Scene machte einen Augen blick den Eindruck, al» ob die Verhandlung sich in Tumult auffösen müßte. — Man kann sich diesen Vorgängen gegen über der Parallele zwischen Deutschland und Frankreich nicht entschlagen. In beiden Ländern sind durch daS Auswerscn von Principienfragen ohne jede zwingende Nothwenvigkeil die Leidenschaften aufgeregt worden und die Angelegenheit spitzt "ich hier wie dort um so mehr persönlich zu. al» keine nmittelbar zutreffende praktische und reale Entscheidung in Frage steht... Wie die „Nat.«Z." berichtet, dürste Herr v. Schlvzer ich bereit» in einigen Tagen nach Rom begeben, zunächst ohne dort formell al» preußischer Gesandter beglaubigt zu werden, da Die» erst nach der Bewilligung deS betreffenden Etat-Posten» durch den Landtag geschehen sann; die rasche Mederanknüpfung der direkten Verhandlungen mit der Eurie dürste im Zusammenhänge mit der neuen kirchenpolitischen Dorlage stehen. Die gemischte Commission für da« ReichStagS- ebäude wird demnächst die Bcratlmng de» von der Sub- eommission aufgestellte» Vauprogramms beginnen. Man hofft, m etwa zwei Sitzungen diese Beralhunacu zu beendigen. AlSdann würde die Thätigkeit der Commiffwn erst wieder inzutretcn baden, wenn die Pläne vorliegcn. Die nächste Sitzung de» preußischen Abgeord netenhauses findet nunmehr bestimmt Montag, 30. d. M., tatt. Tagesordnung: Etat. Di« bairische ReichSrathSkammer lehnte nach um- assenver Debatte den Antrag deS Ausschusses auf Zustimmung zu dem Beschlüsse der Kammer der Abgeordneten betreffend die Aushebung der Simultanschulc mit 30 gegen 24 Stimmen ab, nahm dagegen den Abänderungsantrag de« Eonsistorialpräsidcnlen Meyer aus rine Revision der betreffen den Verordnung mit 34 gegen 20 Stiinmcn an. DaS Begräbniß Dölk'S fand am Dienstag zu Augs burg unter ungewöhnlich großer Belheiligung statt. Die Leichenrede hielt der altkalholische Pfarrer von München Bürgermeister Fischer sprach ergreifende Worte im Namen der Stadt Augsburg und der bairischen Volksvertretung. Die Vertreter der Anwaltökammer, der Städte Kempten und Jmmenstadt und der Abgeordnete Buhl Namen« der drei liberalen ReichSlagS-Fraclionen legten Kränze aus den Sarg nieder. Auch die Tertil-Jndnstrie Augsburgs und der Central» verband deutscher Industrieller spendeten durch ihre anwesen den Vertreter prachtvolle Kränze. Im österreichischen Herrenbause legte am Dienstag die Negierung einen Gesetzentwurf betreffend die Abänderung einiger Bestimmungen VeS VotkSschulgcsctzcS vor. Der Entwurs bezeichnet die religiöse, sittliche Erziebung als die Aufgabe der Volksschule uno gewährt nach vollendeter fechs- äbriger Schulpflicht unter gewissen Umständen Erleichterungen insichtlich de» weiteren Schulbesuch». Im Fortgange der ritzung nabm daS Herrenhaus die provisorische HandelS- convenlion mit Frankreich an. — Wie die „Polit. Corrcsp." vernimmt, wird sich der SectionSches im Ministerium de» Auswärtigen, Gras Wolkenstein, demnächst nach Berlin begeben, um wegen der Regelung der Donausrage und einiger anderer Fragen bandel-polilischer Natur mit den maßgebenden Kreisen Fühlung zu nehmen. AuS Wien wird un» vom 24. weiter geschrieben: „Die Regierung scheint entschlossen, der sociästdemokratischen Bewegung, die zumal hier, in Böbmen und Mähren, immer drohender hervortritt, scharfzu Leibe zu geben. So ward gestern in Brünn in der Wohnung de» Redacteur» der zwei Arbcitcrblätler „VolkSsreund" und „Spravedlnost" eine polizeiliche Hausdurchsuchung vorgenemmen; die Polizei-Organe nahmen verschiedene Briese, Zeitschriften nnd Bücher mit, welche dem Lande-gerickt übergeben wurden. Die Untersuchung ist eingeleitet.— In Moskau sind jüngst, wie die „Gazrta Narodowa" erfährt, dreißig bei einer Zusammen kunft überraschte Nihilisten verhaftet worden. Die neueste Nummer der „Narodnaja Wolja", welche auch Lemberger Blättern zukam. veröffentlicht bisher gcheimgehaltene Einzel heiten aus dem Prvceß MrowinSki." Ein Telegramm au» Cettinje meldet, die österrei chische Regierung habe von der montenegrinischen abermals die Auslieferung mehrerer herzegowinischer Insurgenten gefordert, die nach Montenegro sich geflüchtet haben. Fürst Nikola bedauerte jedoch im Hinblick aus die Stimmung seine» Volke», dieser Forderung nicht entsprechen zu können; auch wieS der Fürst darauf hin. daß der zwischen Montenegro und Oesterreich - Ungarn abgeschlossene AuSlirse- rnngSvertraa ganz ausdrücklich nur von österreichisch-ungari schen Unterthancn spreche, al» welche wohl die CriwoSciäner, nicht aber die Herzegowiner betrachtet werden können. AuS Ragusa wird vom 23. telegraphisch gemeldet: „Am jüngsten Donnerstag empfing Fürst Nikola von Monte negro eine herzegowlnlsche Deputation in Dani- lowgrad, welche um die Unterstützung Montenegro« bat. In Gegenwart de- österreichischen Mmisterresidenten von Thömmel erwiderte der Fürst, daß aus eine solche Unter stützung nickt zu rechnen sei; er fordere vielmehr die Kerze- gowiner auf. allsoglcich in ihre Heimath zurückzukehrea, widrigenfalls er sich genvthigt sehen würde, all« in Podgo» riza zu interniren." '7 - Nach einem Telegramm au» Salon ichi vom 22. d. M. wurden fünfzehn Albanesen und sieben Bulgaren, worunter ein Priester, unter EScorte nach Konstantinopel einge- sckisft. Dieselben waren an den letzten Unruhen tn Make donien betheiligt, die durch panslavistische Eomit44, deren Hauptsitz Sofia, geschürt wurden. Man schreibt un» au» Wien dom 24. d. M.: »Fvlr haben jüngst gemeldet, der hiesige türkisch« Botschafter Evhem Pascha habe sich zu Graf Kalnoky begeben, m» Namen der Pforte gegen die Einführung de» öfter un reichiscken Wehrgesetzes in Bosnien und der Herzegowina zu protestiren. Wohl im Zusammenhang« mit dieser von un» au» guter Quelle gebrachten Nachricht, meldet auch beute der Krakauer „Cza<", dem e« aa unter richteten Verbindungen nickt mangelt, daß zwischen dem hiesigen Cabinete und der Pl'ort« Zuge, welche sich aus eine Abänderung von 1879 bezüglich der. Okkupation Herzegowina beziehen." Verhandlungen im der Eoaveatto» oSniea» und da
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