Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188202080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-02
- Tag1882-02-08
- Monat1882-02
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.02.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Grfckeiut täglich früh 6'/, Uhr. Ae-arkion und Expedition JohanneSgaße 33. Aprechlinndrn der Redartion: BorinilkagS 10—12 Uhr. Nachmittag —8 Uhr. PIK die Kück^-i^^n^klandikr »acht sich der Inr »te «ichM'lgeuKe N»M«er bestimmte« 2nser«re «n ttsche«»ch«e» bis 3 ttdr Na»»tna»s. o« k«nn- un» Festtagen früh bisUtzr. 3n de» Filiale» fitr Ins.-Ännahmn Ltt« Klemm, UniverlltätSftrahe 21. Laui» Lische, Katharinenstraße 13, p. nur bi» ',3 Utzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage 17,10«. Adonannelltsprris Viertels. 4'/, Kid. tml. Bringerlobn S Mt., durch die Post bezogen 8 Mk Jede einzelne Nun, in er 25 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren iür Crtrabeilaqe, »tzue Postbeiürderung Oil Mk. «,t Poswcjvrveruug 43 Mk. Inserate Sgeipaltene Petitzeile 20 Ps. Gröbere Schrill«, laul unserem PrnS- vcrzeicyniß. labellarischer Satz nach höherem Taris. Nkliamen unter den iiedaltionslirich die Lvaltzcile 50 Pf. Juserate sind sieis an die Frpe»«ri«n zu ieadeu. — Rabalt w,rd »ichl gegeben. Zahlung praeuuineraniia ober durch Post- »achualiine. Mittwoch den 8. Februar 1882. Amtlicher Theil. Vekünntmachlmg. Da» >. Stück des diesjährige» Gesetz- und BcrordnungS- dlattes tür das Königreich Sachse» ist bei »n« «»gegangen »nd wird bt- zum >8. ds». Mon. auf dem Nat- dautzfaale zur Einsichtnahme öffentlich auShängcn. Das selbe enthält: Nr. l. Bekanntmachung, die Festsetzung deS Betrages der für die Natural-Bcrpflcguiig der Truppen im Jahre 1882 zu gewährenden Vergütung betreffend; vom 28. DeceIn der 1881. Nr. 2. Bekanntmachung, die Feststellung der Beiträge zur Deckung des Bedarfes des LandeSculturrathe» be treffend; vom 5. Januar 1882. Nr. 3. Verordnung, den Reiseanswand der Special-Eominissare bei agrarischen VluScinaNdersetzungen betreffend; vom 12. Januar 1882. Nr. 4. Gesetz, eine Abänderung des Gesetze- vom 29. Sep tember 1831 über die Einrichtung der SlaatSschulden- casse betreffend; vom 18. Januar 1882. Nr. 5. Gesetz, die Umwandlung der aus den Staat über gegangenen 4> »procenligcn PrioritätSanleike der vor maligen Lcipzig-DrcSkncr Eiienbahncompagnie vom Jahre 1872 in «ne 4procentige Staatsschuld, be ziehentlich di- Tilgung derselben betreffend; vom 23. Januar 1882. Leipzig, den 4. Februar 1882. Der Natb der Stadt Leipzig. Or. Tröndlin. Slöß. Vekanntmachuns. Ungeachtet der Vorschrift in 1. Abs. 2 der revldirtcn Sparcasten-Ordnung vom 21. Juni 1877, wonach die bei der hiesigen städtischen Sparcasse aus ei» und dasselbe Sparkassen buch deponirten Beträge die Sunime von 1500 »ichl über steigen dürfen, baden die Inhaber einer größeren Anzahl von Sparkassenbüchern, deren Nummern nachstehend unter G ver zeichnet sind, durch rum Theii wahrend längerer Zeit unter bliebener Abhebung der Zinsen ihre Einlagen über den Be trag von 15,00 L anwachsen lassen. Unter Hinwels auf die obcngctachte statutarische Bestim mung, sowie daraus, daß rücksichlsich der über 1500 .<t über schießenden Beträge die Verzins»»; weggesallcn ist. sordern wir demgemäß die Inhaber der belreisinden Sparcasfenbtlchcr aus, die entsprechenden Mehrbeträge ekebaldigst zurückzunetimen. Leipzig, den I. Februar >882. Der Natb der Stadt Leipzig. I)r. Gcorgi. Frcygang. . o Sme 1. Nr. 11059 31495 32671 3783? 39308 40531 40652 41219 4I46S 43123 52666 55168 56852 5,8624 64918 65291 68229 72713 76341 80122 82158 84l26 85419 87909 9265.8 93992 94962. Serie II. Nr. 2380 3326 5122 6060 6063 9799 12713 15513 16777 16891 19222 19289 19994 26259 27472 27896 31382 32212 32322 38167. Vekanntmachnng. Im Interesse des sparenden Publicum» haben wir be schlossen, außer den bis jetzt bestebendrn drei Filiale« der städtischen Sparkasse noch zwei «eitere Filiale« zu errichten, unk zwar die vierte Filiale: Peter4strt«»eg Nr. :t bei Herrn Hermann Lobmann, in Firma Julius Hojsnian», Matcrialwaarrn-, Tabak- und DesttllatlonSgeschäst, und die fünfte Filiale: Grtmmatfcher Stetnweg Ecke der Querstraße Nr. 1) bei Herrn LouiS Apihtch, Eolonialwaaren-, Tabak-, Üigarren- und Productcnhandlung. Entsprechende Aushängeschilder werden auch diese neuen Filialen als solche kennzeichnen. Dom 1. Februar d. I. an können daselbst jeden Werktag von früh 8 bis Nachmittag 3 Ubr statutenmäßige Spar kinlagen von k .E bis 150 niederaelcgt oder Kündigungen angebracht werden, wogegen die Rückzahlung gekündigter Beträge nur bei der Sparcasse selbst erfolgt. Die über die Einlagen ausgestellten neuen oder die schon vorhandenen alten Bücher — welche letztere gleichzeitig mit de« Einlagen oder mit Anbringung von Kündigungen an dir Filialen abzuaeben sind — werke» an der Sparcasse mit legaler Quittung über die Einlagen brz. mit Bcrmerk über die Kündigung versehen, »nd könne» sodann in der vierten Filiale jeden Sonnabend, in der fünften Filiale ;cdcn Mittwoch, von Mittags 12 Uhr ab, wieder in Empfang genommen lverden. Ucber Einlagen und Kündigungen werden von den Filialen interimistische Bescheinigungen rrtheilt. welche letztere bei Ab- holung der Quittungsl'ücber wieder zurückzugeben sind. Leipzig, den 27. Januar >882. Der Natb der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Harrwitz. vermiethung. In dem der Stadlgenieinte gehörigen HauSgrunbstücke Sletch-strage Nr. äl soll ein in der Han-flur desselben befindlicher Derkanftzstand aus die Zeit während der diesigen Messe« von und mit der Asterwesse 1882 an nebs« der dazu gehörigen, für das ganze Jade zu benatzende« Niederlage ebendaselbst sofort gegen einhalbsährltche Kündigung Montag, den IS. dss. Mt-., Vormittags II Uhr, auf dem Rathbauke. I Etage. Zimmer Nr. 17. an den Meistbietenden anderweit vermietbet werden Die DermierhungS- und Pcrsteigernngsöevinqungen liegen ebendaselbst auf dem groß«! Saale schon vor dem Tcrmme zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den ». Februar 1852 Der Natb der Stadt Leipzig I»I Georgi. Slö^ Vrkaimtmachung. Die im Laufe de» JahrrS 1867 mit Leichen Erwachsener, owie die im Jahre 1872 mit Leichen von Kindern besetzten Gräber aus den hiesigen Frietbvsen komnicn im gegenwärtigen Jahre zum verfall. Leipzig, am 28. Januar 1882. Der Natb der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Harrwitz. Vekaniltmachlmg.- ES sollen die bei der Rcgulwung erS Obstmarkte» und der angrenzenden Slraßentracte auSzusuhrenden Thonrohr» chleußrn bergcstellt und an einen Unternebmer in Accord verdungen ivrrden. Die Bekingungeil und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RallihanS, Zimmer skr. 14 auS und können daselbst eingcschcn resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und i»it der Aufschrift: „Tkvnrobrschleusien am Abstmarkt" versehen ebendaselbst »nd zwar bi» zum 20. laufenden MonatS NachmittagS 5 Uhr einzurcichen. Leipzig, den 3. Februar >882. DcS NatheS der Stadt Leipzig Straften bau-Dcputation. VolMction. Montag, den II. Februar o. sollen von Vormittag» 9 Uhr au in, Forstreviere bonnewitz aus dem Mittelwald- chlage in Ablb. 29 und 3l ca. 8 Railinmeker Eichcn-Nntzscheite, 257 Rmtr. Eicken-, II Rmtr. Rüstern-, 2 Rmtr. Ellern-, 2 Rmtr. Linden- und 5 Rmtr. Aspen-Brcnnscheite unter den im Termine öffentlich auSgebangcnen Bedingungen und der üblichen Anzablung nach dem Meistgebote verlaust werden. Zusammen-nnft: aus dein Holz'cklage in der Conne- witzer Linie unlerbalh der schwarzen Brücke. Leipzig, den 1. Februar 1882. D*S NatkS Forstdoputation. Vrennholr-Auction. Donnerstag, den v. Februar o. sollen von Vor mittags 9 Uhr an im Forstreviere Eonnewitz auf dein Holz schlage in Abtb. I9ck ea. 70 starse Adranmbanfen unter den im Termine össentlich aliSgchaiigeneil Bedingungen »nd der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle nach dem Meistgebote verkauft werde». Ausammeasunft: aus dem Holzschlage im sogen. Stempel bei Eonnewitz. hinter der neuen Fillcranlagc. Leipzig, au» 25. Januar 1882. De-^Natb- Forst Deputation. Höhere Schule kür Mädchen. Die Pruiuna der für die Clanen IX bis I angeineldeten Schülerinnen findet Sonnabend den 1e>. Februar morgens 9 Uhr stall. Außer Papier und Feder sind die MichncliSzeugnilie initzubriiigc». Die sür d«c zehnte Classe angemcldelen Mädchen bitte ich an dein, selben Tage Nachmittags zwischen 3 und 5 Uhr in der Schule vorzustellen. Leipzig, den 7. Februar 1882. ftn W. Nöldete. Schule zu Köhlis. Die Anmeldungen der sür nächste Ostern schulpflichtig werdenden Kinder nimmt der Unterzeichnete entgegen in der Zeit vom 13. bis 17. Februar nnd zwar Vormittag« von 11 — 12 und Nachmittags von 2—4 Uhr. Schulpflichtig sind diejenigen Kinder, welche bis Ostern a. o. das 0. .Lebensjahr erfüllen; auch kömen aus Wim-ch der betr. Erzieher solche Kinder ausgenommen werden, welche bis zum 30. Juni t876 geboren sind. Bei der Anmeldung ist der Jmpischein und außerdem für jedes a«»t»ärt» geborene «lnd noch ein OleburtSzeugniß etn- znreichen. Anmeldungen durch Kinder werden nicht angenommen. Der Sch»Il>1rrct»r. I-otne. vank. Sin« liebe Heimgegangene Freundin unserer «emelnde hat, wie ste ein halbe« Jahrhundert hlndurch «»tes stiftend und Segen spen dend, der Kleinen unserer Gemeinde sich onnahm und vieler Be- kümmerten Thränen trocknete, in ihrem leplen Willen noch eia Legal von »OK- Mark auSgesetzt, besten Zinsen alljährlich an arme würdige Consirmonden »nserer «Sememde verweilt werden sollen. Der «hruren Verblichene» rulen wir den innigsten Dank kn die Ewigkeit nach. Ihr (Nedächtniß bleibet unter un« in Segen. Connewitz, den 6. Februar >662. Der klrchen«orftan» daselbst. Nichtamtlicher Theil. Die kirchenpolitische Lriiis. Nickt nur in Preußen, sondern im ganzen weiten deutschen Reiche ist den am Dienstag im preußischen Ab- ge ordneten kaufe begonnenen Verhandlungen über dir Kirche »Vorlage der Regie,mng mit höchster Spannung entgegen gesehen worden Unter den liberalen Parteien herrscht Uebrreinslim inung, daß in der kircheiipolitischen Frage der Weg der „dis- cretionairen Vollmachten" nickt ferner z» betreten und daher der vortiegenve Gesetzentwurf abzn lehnen sei. In wie weit sich au« den devorstekrnkcn Verhandlungen ein liberale» „Revision-Programm" zur Maigesetzgel'ung er- giebt, in wie weit bestimmt diejenigen Puncle dieser Gesetz gebung hervortretrn, die nach liberaler Anschauung dauernd ausgehoben oder abgeändert lverden können, müssen wir ab- ivartcn. Mit liberaler Hilfe ein Kirchengesetz unter den gegenwärtigen Verhältnissen und aus der Grundlage de« vorliegenden Entwurf» zu Stande zu bringe», kann nickt mehr in Erwägung gezogen werten. Kommt «» «Hesel» zu Stanke, ko wird e» nur mit Hitse de» Crntrnm» grscbel«». und trotz der ablebncnten Haltnna, wclcke anck kiek- Part« vorläufig zu den: Enlnurf cinmmint, herrscht die Meinung vor. sie werde schließlich zu einer Verständigung in irgend einer Form die Hand bieten. , DaS kann man deutlich au« der „Germania" bcrauS- lesen, wenn sie sagt: „Eö kann nickt zmeiselbast sein, daß da» Eentrum taS Gesetz, wie es vorliegt, zurückivellen mu«; die Fraktion hat aber auch die Pflicht, dahin zu wirken, da^ für die in, Notbsiandc befindliche katholische Bevölkerung Erleick- terungen durch feste gesetzliche Bestimmungen geschallen werde». Ob cö möglich sein wird, dem Gesetze eine Gestaltung zu geben, welche, ohne Verzicht aus eine weitere Revision zu leisten, vielleicht zur Nvth genügen könnte, bängt wesentlich von dem guten Willen und der Friedensliebe der Eon- ervativcn und Liberalen ab. Was die Regierung anlangt, ö glauben wir, daß sie sich den über ihre eigenen Vorschläge hinaus,lebenden Beschlüssen deS Abgeordnetenhauses nickt widersctzcn kann, wenn ;ie nickt fortan anck den Tl>«l des Odiums des EulturkampscS. de» die Liberale» bis jetzt ge tragen haben, ans ihr eigenes, ohnedies schwer belastetes Haupt übernehmen will." — . Wohl wird da» Gesetz unter Mitwirkung deS EentrumS chlimmer auSsallcn als unter Mitwirkung der National- > beraten, die vielleicht r. B. den Bisckossparagraph bc- eiligcn könnte; allein das kann ei» zwingender Grund nickt ein, einen sür erfolglos und nachlboilig erkannte» Weg zu betreten. . lieber die unmittelbar vor dc» Bcrallmngen m Ab- acordnclcnkreisen herrschende Sliinmung wird un» aus Berlin vom Montag geschrieben: „Ein bervorragender liberaler Poliliker faßte beute »» Foyer deS Abgoortnelenbauscs sein Urtheil über die kirchen- politlsckc Frage in die Worte zusammen: ..Ei» Gesetz wird zu Stande kommen, aber eS wird clwaS grundsätzlick Anderes sein als Das. waS die Negierung verschlägt und als TaS. waS der andere Hauptsaclor, das Eentrum, verlangt; niemals wird eine Politik der Eompronnsic die paclirenkcn Theile weiter von ihrem ursprünglichen Standpunct hinweggesührt haben, «IS cs dicsinal der Fall ist." Welcher Arl das ^o in Aussicht gestellte Ergcbuiß sein wird, daü zu ergründen in im Augenblick in der Tbal mehr eine Ausgabe der Phantasie als tcü' Verstandes. Allgemein steht man vor einem dunkeln Un gewissen. Zwischen den „diScrctivnalrcn Vollmachten" des Herrn v. Goßt er nnd dem uUramontanen Verlangen nach grundsätzlicher Revision gicbl eS anscheinend keine Vermiltclnng. und wenn anck beite Tbci.e nachgebc». so muß doch inuner da» Ccntrnin cinen Theil der DiScretivuSpolilik mit in den Kauf nehme», die Regierung cinen Theil der Rcvisio»»- bestrcl'unarn sich gefalle» lassen, Möglichkeiten, von welchen bis zur Stunde Beite »ichis winen wolle». Erfreulich i» diesem Wirrwarr ist nur die Ein- müthiqkctt, mit der die liberalen Parteien sich aus einen geineinsamcn Boden der Stellung nahme zusanimengefunden haben. Sic sind bereit zu einer Milderung der Härten der Maigesetze. für welche sich unschwer die nähere» BersiändignilgSpunclc werden scststellen lassen, ein VollmachlSgesetz aber verwerfen sie. Der Schwer punkt der ganzen Frage fäll« nalurgemäß in die bevorstehende com in iss arische Bcrathung; die morgen beginnende Generaldebatte wird viel Leidenschaft, aber wenig ttlä- rung bringen, viele hervorragende Reden mit grundsätzlichem „Neu," nnd „Ja" (nainenllich deS Herrn v. Goßt er und des Herrn Winkt Horst), aber wenig AnSknnst über die cndgiltigcn Entschlüsse. Die Redner der Parteien sind bereit- bestimmt; sür die Nationalliberalen die Abgg. Gneist und von Bennigsen, sür Vir Fortschrittspartei Hänel und Virchow, sür die Srressionisten Gringmulh, sür da« Eentrum Winkt borst und Freiherr von Sckor- lcmrr-Alst, sür die Eonservativcn Herr von Rauch- Haupt und Slöcker und sür die Frelconservative» Gras Wintzingerode. Diele letztere Disposition ist nicht ohne Interesse. Bor zwei Jahre» war e« der heißspornige Abg. v. Zedlitz-Neu- kirck, welcher die Freiconservativrn anläßlich der Putlkamer'sche» Vorlage vertrat und dabei durch seine Ausfälle gegen da« Eentrum dieses in wahre Mull) versetzte. Heute ist das Entgegenkommen der Fraktion gegen die Ultra- niontaiien schon weit genug gediehen, um die „Schonung" einer so rabiaten Kraft und deren Ersah durch den miid ren Abg. Grasen Wintzingerode rätklicl, erscheine» zu lassen. Aus Herrn v. Goßler'S Debüt ist man einigermaßen gespannt. Derselbe hat im Abgeordnetenhaus«; bisher nie das Wort genommen, auch nicht in seiner Eigenschaft als Unter siaatosccrctair im Eultuoininisterillin. Ten kirchenpolilischr» Debatten vor zwei Jahren hatte er überhaupt nicht bci- gcwolmt."— Soweit unser Bericht. WaSnnnLic Haltungder Na klon «il liberalen spcciell anbelrisst, so unterzog die Fraktion am Montag in einer Versammlung de» Entwurf deS Gesetzes ibrer Bcrathung. I» sä >» ml licke» Rede» gelangte die Änsicht zum AnSkrucke, daß man der StaalSrcgicruiig au dem Wege, welche» sie in der Behandlung de» kirckenpoliti- scheu Streites gegenwärtig, insbesondere durch Wictcrvorlage de» bereits früher von ibr ausgegebenen Bischossparagraphen. eingeschlagcn habe, nickt folgen könne. Die Fraktion wird also der Vorlage gegenüber eine ablehnende Haltung an- nchmen Leipzig, K. Februar 1882. Die Frage der Wiekerbesetznng der deutschen Gesandt schaft in Washington, di« nach Herrn v Scklvzer'» römischer Mission varanl geworden ist. beschäftigt unsere diplomatische Welt um so mehr, al« jenem Posten durch die neu erworbene Weltstellung Deulschlanb» »nd durch die stet» wachsenden geschäftlichen und socialen Beziehungen unseres Lande» zu Amerika eine weit höhere Vedentung al» seither zukomml. Die Angaben, nach welchen der Reichskanzler be reit» eine Persönlichkeit für die Nachfolgerschaft de« Herrn v. Scklözer in» Auge gefaßt habe, lasten 'ich nickt controliren: wenigstens steht denselben mit nicht minderem Grund die Be hauptung gegenüber, daß die Eanbidatensrage für Waftmigton bisher in ossleieller Form noch gar nicht attsgeworsen worden fei. Man verhehlt sich nickt die Schwierig keiten. einen passenden Vertreter de« deutschen Reicks bei dir amerikanischen Union zu finden: die Staatsmänner, wctcke mit dem Diplomaten auch den praktischen Geschäftsmann, mir dem Aristokraten auch da» Wesen der bürgerlichen Bonhoinmic ,n verbinde» wistr». wie sie in der ko ganz ander» gearteten Gesellschaft jenseits des OceanS erforderlich sind, woge» in 76. Jahrgang. Deutschland vielleicht nicht seltener sein al» in benachbarten Ländern, aber selten sind sie immerhin. Was die Frage a»- langt, wen die amerikanische Regierung zu ihrem Verlreler in Berlin ernennen werde, so ist dieselbe gleichfalls »och in der Schwebe. Die Gerüchte von der Ernennung eine» ge wissen Mr. last, die durch ein Berliner nutergeordneleS Börsenblatt anSgrfprengt worden waren, entbehren der Be gründung. Man schreibt un» auS Berlin: Innerhalb der libe ralen Parteien mache» sich schon jetzt die Anzeichen bcmerk- lick. daß man von der Nothwendigkeit eines gefthlossciien nnd energischen Vorgehen» hinsichtlich der Land tagswahlcn dieses Sommers durchdrungen ist und dcingemäß zu hanteln gedenkt. Anck die Nationalliberalen dürsten sich in nickt zu ferner Zeit in geeigneter Weise über die beste Form der Wahl- und Parteiorganisation schlüssig macken. Secessioiiisten und FortscbritlSparlei ihrerseits bereiten schon jetzt ihre Eadre» zum Kampfe vor. So beabsichtigt »nker Anderi» di« letztgenannte Fraction noch vor Ostern, also während der gegenwärtigen Session, eine Reibe von Provinzial- varteikagcil abzubalten, aus welchen die Organsiation bc- estigt, Eomproiisissc mit den besrenndcten Parteien er örtert. Ecmdidatensrage» vertraulich öcsplvchen und Wabl- Programmc in Form von Resolutionen entworfen werken ollen. Bei dieser Gelegenheit mag anck eine von berufener Seite auSgebknte Richtigstellung erwähnt werden, die Manche» zu denken gicbt. Durch die Presse ging kürzlich die Meldung von einem in EberSwatde stattgchabten poli tischen Feste, bei welchem Delegirte der drei liberalen Fractionen erschienen waren und I)r. Mar Hirsch im Namen der Forlschriltspartci gesagt haben sollte, daß seine Fraction die volle Einigkeit aller Liberalen, die Eonstituirung der einen liberalen Partei anerkenne und die FraelionS unterschiede vergesse» seien Die von den Abgg. Richter und Parisiu» hrranSgegtbene „Part. Corr ". da» ossicielle Organ der Fortschrittspartei, gicbt Dem gegenüber Izeute die Erklärung ab. daß Dr. Hirsch jedenfalls »ur im eigenen Namen und ohne Auftrag gesprochen habe und „nicht verstanden" Word«, sei. Von dem Abg. Richter Hagen, unterstützt durch die ForlschrittSparwl, ist folgende Interpellation ciiigebracht worden: „Ick richte an die königliche StaatSregicruna die Anfrage: Aus wie hock ist der Ncberschuß deS am 1. April ablaufendni Elal-jabreS zu veranschlagen'?" Ferner wurde von demselben folgender Antrag eingeörachk: „Das Hau« der Abgeordneten wolle beschließen: die Erwartung auszusprcchni. l) daß die Eisenbabnbehörden bei Zuwendung von Inseraten für Zeitungen oder Beilegung von Fahrplänen in denselben nur die Zweckmäßigkeit der Verbreitung und nickt die politische Parteirichlung der Zeitungen in Betracht ziehen; auch nickt den Balmhossrestaurateilrcn da« Auflegen bestimmter Zeitun gen nnlrrsagen; 2) daß die Eisenbalmbchörden ihren unter gebenen Beamten nicht da» verfassungsmäßig allen Preußen gewährleistete Petitionsreckt verkümmern, insbesondere auch nicht die Beamten wegen Ausübung dieses PctitionSrechte» bei der Vcrtheilung von WeihnacbtSgralisicalionen benach- thciligen." Der Abgeordnete Böbni von Offenbarst bat bei der Zweiten hessischen Kammer dc» Antrag ciiigebracht, die Regierung zu ersuchen, bei dem BnndcSralh gegen Ei»- jührung des TabakmonopvlS zu wirken. Es ist wahr scheinlich. daß dieser Antrag schon bei der nächsten, am l5. d. M. zu oröffnenden Session der Zweiten Kammer zur Verhandlung kommen wird, da diese Session inclircre Worbe» dauern wird. Den Hauptgegenstand der Berallning bildet, abgesehen von den WahlprÜsliiigen, das Staatsbudget, von welchem der Finanzausschuß zahlreiche Abstricke und dezw. Arnderungen vorschlägt. Ein Privat-Delegramm an» Eattaro vom 5. d. meldet, daß gegen den Fürsten Nikolaus von Montenegro ein Attentat verübt worden sei. Dasselbe soll am -i k. um 3'^ Ubr Nackmittaa stattgesuntcn habe». Ei» Individuum Namens Mickael Tneodorowitscb scnerle aus den Fürsten, der einen Spazierritt unternehmen wollte, cinen Revolversibuß ab. ohne ihn zu treffen. Der Adjutant des Fürste», Ma- tanowilsch. ein Bruder de» inTnesl verhafteten Agitator», stürzte sich sofort auf den Angreifer, der entfliehen wollte Es gelang jedoch, ihn zu verkästen. Einem Verhör unterzogen, gab er an, daß er nicht die Absicht gehabt, aas de» Fürtten, sondern aus einen da» Haupt de» Fürste» umkreisenden Raub vogel z» schießen. Tkeodorowitsch ist ei» Schwager des be kannten Jemertschitsch. der Schatzmeister der KriegSpartci ist. Der Fürst behielt sich die Leitung der Untersuchung vor »nd gab Befehl, da» Attentat selbst, wie auch die Unter suchung geheim zu halten. LaS Tclegrapheiiamt in Eet- tinje verweigert die Beförderung aller aus diesen Vorsall Bezug habenden Depeschen. AuS Belgrad wird Vom 5. d. gemeldet: „Die Regierung bat alle- Eigcnthnm der „Union gvnorale" in Serbien unter Siegel gelegt. Wie c» heißt, sollen serbische Eisi-nbabnactieil ini Nominalwerlhe von 17 Millionen gesäl'rtel sein. Die Aniregung in Belgrad ist durch eie Agilalien der Partei Ristic'S in Zunahme begriffen Sein Blau „Serb. Ncsaw." sucht nach,»weisen, daß Serbien «ne» Schaden von 300 Millionen erleide." Am Sonnabend Abend stickte in Petersburg ein Mensch eine Audienz beim Geiikral-Proeiirator des beit Synok. Wirkt. Gek. Rath Pobedonoszew, narb. Dieser, den man vorher davon benachrichtigt hatte, daß am Sonnabend der Versuch gemacht werden solle, einenMorka»fall gegen ihn au»zusühren. benachrichtigte die Geheimpolizei, weiche daraus den betretienden Menlche» verhaftete. Man fand bei Demselben eine Pistole, so daß die Annahme, alo habe er ein«, Mordansall gegen PobcdoneSzew aucinbrcn wollen, mit RUckückt aus die cmderwcite» Umstände des Falle» allerding» gerechtfertigt erscheint. — Gegen wärtig wird lebhaft die Frage erörtert, ob dcr eigentliche Act dcr Krönung nickt zu Kostronia, der Wiege de» Ge schlechts Romanow, stattsinten soll Die übrigen Feierlich leiten würden sich, fall» auch dieser Gedanke durchginge, trotzdem in Moskau abspielen Kaiser Alerander III hat von jcber sür Kostroma eine große Vorliebe gebegk; er unter ließ es auch nicht, aus seiner letzte» R ite Kostroma und das Stammhaus seiner Ahnen daselbst z» besuchen In, klebrigen bürste Herr Katkow. der ne»get>ackene Gel'eimrath, jener Idee, den KrönungSart aus Moskau nach Kostrema zu ver legen, wenig geneigt sein.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite