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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188203309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820330
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820330
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-03
- Tag1882-03-30
- Monat1882-03
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.03.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ut-arlion uu- Lrorditioll JohanneSgasse 38. LprrchÜim-r» drr Nrdactiou: Vorinlttags 10—12 Uyr. OcackinitkagS —6 Uhr. fttk dt« N»a,,b? »i-«ei«nr!er ^.«iiuicrir-i, m»chi sch du itiktacno» «»>,! «erdmdUch M»«atz«e »er sür die „ächfts«l,eude N«»«er s>esti,u»tcn Inserate an Wachentaae» bis 3 ltlir Nachmittags, an iann- »nd Festtanru früh bis '/«S Uhr. 3u den Filialen für Ins.-^nuatimt: ktto Nie»»», UinverlilätSstroße 21, Lsnis Lüsche, Kaikarinenstraß: 18, p. nur bis ' ,1 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Donnerstag dm 30. März 1882. Auflage L7,25v. Adsnnrmriitsvrris viertelj. -l'/» Klk. incl. Br>ngerlodn ü Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren iür Extrabeilage» ahne Posibesürdcrung 33 Rk. unt Postbesörverung 48 Mk. Inserate Ogeipaltene Petitzeile L0 Pf. Gröbere Schristen laut unserem Preis- verzeichnib. Tabellarischer Tap nach höherem Tarif. Keelamen unter den Uedartionsllrich die Svallzcile 50 Ps. Inserate sind neiS an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuunieraixia oder durch Post. Nachnahme. 10. IaüMNg. Zur gefälligen Veachlmg. Uni bei Ausgabe der LeqitimationSkarten zum Abholeu des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, das; Karte und Rechnung bereits von beute an in Empfang genommen werden können. LxpeäMou <Ii»8 laklp/lxor '1'u^El>1iitlE8. Amtlicher Theil. Vekannlmachnng, die An- und Abmeldung der fremden betr. Die bisherige Einrichtung, wonach bei An- und Abmeldung der Fremde» (einschließlich der sogenannten Meßsremdcn) aus Gasthäusern, mit HerbergSberecktigung versehenen Wirthsckasten und Privathäuscru die Anfzclchüung mehrerer Personen aus einem und demselben Zettel zulässig war, bat bei der geschäft lichen Behandlung der Meldungen und insbesondere bei deren Eintragung in die alphabetisch geordneten Register zu zeit raubenden Weiterungen geführt. DaS Polizeiamt sieht sich deshalb veranlaßt, zur 'Vereinfachung des Geschäftsganges Folgendes zu verfügen: 1. Die An- und Abmeldung der Fremden auS Gastbäuser», mit HerbergSberecktigung verlebe»?» Wirtbscbasten und Prival- häuscrn erfolgt für jeden fremden einzeln auf den für die Meldungen bestimmten Formularen (vergl. Punkt 3). Befinden sich jedoch in der Begleitung deS Fremden Fa milienmitglieder. Dienerschaft oder sonstige Personen, so sind dieselben aus dem nämlichen Zettel mil zu verzeichnen. Meldungen, welche der Vorschrift unter 1 nicht entsprechen, find vom Melde-Amte zurückzuweisen. 3. Die gegenwärtige Verfügung tritt mit dem I. April l882 in Kraft. Bon diesem Tage an können die für die Meldungen bestimmten Formulare im Melde-Amte (Abkheilung für Fremden- Vcrkebr) unentgeltlich in Empfang geuommcu werden. 1. ' Bei den übrigen Vorschriften in Betreff deS Fremden- MeldewesenS hat eS bis aus Weiteres sein Bewenden. Leipzig, den 10. März 1882. DaS Polizei-Amt der Ttadt Leipzig. Richter. W'.illllltMllMg.- Die Hälfte der einjährigen Zinsen der ..Glockenstiftung" ist von uns an vier würdige, bilssb, dürftige Witlwcn, welche liier ihren bleibende» Wohnsitz haben und nicht schon Unter stützung cmS der Armcuanslalt erhaUcu, gegenwärtig zu vertbeilcu. Wiltwen, welche den angegcbcncn StisinngSbesiimmunacn entsprechen und sich um die zu verweilende» Spenden bewerben wollen, babcn ihre Gesuche längstens bis zum 8. April or. schriftlich bei un-Z — Eingangsburcau, RalhhauS, 1. Etage. Zimmer Nr. 0 — rinzureichen. Leipzig, den 21. März 1882. Der Aatb der Ltadt Leipzig. Iw. Gcorgi. Harrwitz. Vckannlmachung. Die Anlieserung von 0 Stück Waffcrwagen ist vergeben und werden deSkalb die unberüctsichligt gebliebenen Herren Beiverber hiermit ihrer Offerte entbnntcil. Leipzig, am 27. März >882. Der Ratb der Ttadt Leipzig. Di. Gcorgi. EichoriuS. Vekanntmachuug. Die Herstellung einer Lchleuße III. Elaste in der Gustav- Adolf-Straße zwischen der Rofcnlhalgasse und dem Elster- müblgrabcn soll an einen Unternehmer in Accord verdungcn werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RatbhauS, Zimmer Nr. 14 auS und können daselbst entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt nnd mit der Aufschrift: „Lchleuftrnbau in der Gustav « Adolf» Straße" versehen ebendaselbst nnd zwar bis zum 15. April er. Nach mittags 5 Ubr einzureichen. Lecpzig, am 2'.». März 1882 De» Stath» der Stadt Leipzig Straßenbaudeputatio«. Anction. LounerStag, de» 1v. MSrz 188?, 3 Uhr Nachmittag» und folgende Tage soll nn gerichtlichen AuetionSlocale, Eingang von der Kleinen Bnrggasse, eine große Partie Porzel«»- und Ltetn- autwaareu, darunter Tasel. und Kaffeeservices. Teller, Schüsseln, Tasten, Kannen, Eimer, Eomvotiörr», ÄaichserviceS re., östcnliich an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlnng versteigert werden. Leipzig, den 20. März 1882. Der «erichtSvollztehcr de» königliche» Amtsgerichts. Thierbach Auktion. 2onnabcn», den 1. April 1882, 10 Uhr Vormittags sollen im arrickt iche» AuclionSIocale, Eingang von der Kleinen vurggane. 4.1 isoupoiiü moderner Herrrnkleiderstsste öffentlich a» den Meistbietcndcn gegen so'ortige Vaarzayluiii »ersteigert werden. Leipzig, den 28. März 1882. Ter Slrrichtopollzietzer de» Königliche» Amtsgerichts. Thierbach. Bekanntmachung. I Die Herstellung einer Schleuste III. Elaste läng» der Ost-1 eite des Marktes, sowie in der Grimmaischcn Straße vom Markte bis zur Kreuzung deS Ncumarkte« soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau - Verwaltung, RatbbauS, Zimmer Nr. l 1 auS und können daselbst cingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Lchleußcnbau an» Markt und i« der Grimrnaische« Straße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum l5. April dsS. 2«. Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 20. März 1882. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßeubaudeputatzon. Bekanntmachung. Die Herstellung einer Schleuste III. Elaste in der Linden- iraste soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS. Zimmer Nr. 14 aus und können daselbst cingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und niil der Ausschrift: „Schleußenbau in der Lindrastraße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 15. April d. 2. Nackmittags 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 20. März 1882. DeS Rath» der Stadt Leipzig Straßenbaudeputattom König!. Sachs. Standesamt. Wegen Reinigung der Lokalitäten bleiben die Expeditionen des Standesamtes Freitag, deu 31. Mürz und Sonnabend, den I. April d. I. von Mittags 12 Ubr an geschlossen und es werden in diesen Vormittagsstunden bauplsäctüich die Ainnetrungen von Sierbe- >ällen und die angcse>-le» Eheschließungen cxpedirk. Leipzig, deu 20. März 1882. Der Sta«de»bea«te. Dir. 2uliu« Burckhardl. Städtische?ortbildvngslchnle liirRliidchkN. Freitag, den 31. Mürz, werden in den Llasienzimmern der 2. Etage der Schule (ThomaSkirchhos 21/22) die »eidlichen Ar beite» der Schülerinnen, dcSgl. in der 1. Etage die äeichn»«»e» und die Arbeite« der den Kindergarten besuchenden jungen Mädchen ausgestellt sein. Znm Besuche dieser Ausstellung in der Zeit von 0—12 Uhr Vormittags und von 2—5 Uhr Nachmittags labet ergebenst ein Leipzig, de» 2V. März 1582. C. Reimer, Direktor. Königliche Baugcwerkenschule." Die Ausstellung der im vergangenen Semester angefertigten Lchülerarbelten sinket Freitag, den 11. März, »on V—1 und 8—S und Sonnabend, den I. April, von v—1 Uhr in den Parlerrccaumcn der Realschule II. Ord., Nordstraffe LI, stall. Leipzig, den 25. Mürz 1852. Die Direktion der König! vaugewcrkenschule. Atll,. »05. Nichtamtlicher Theil. Berlin nnd Nom. 2n den Verhandlungen zwischen Berlin und Rom ist eine bcdentnngSvolle Wendung eingetreten, deren Spuren sich in einer geheunnistvoll freudigen Bewegung in deu Reihen des EcntrumS zeige». Die in Aussicht gestellte Ernennung de« ehemaligen Erz- bischosS Melchers zum Cardinal und die damit gegebene Möglichkeit ciuer Verständigung zwischen Staat und Curie über die Wickcrbesctzung de» Kölner Stuhle- werfe» ein Helles Streiflicht aus die Erfolge oder, wenn man will, aus die Anbahnung eines Erfolges, deren Herr v. Schlözer sich aus dem glatten Parket tcS VaticanS rühmen darf. Die römischen Telegramme auS den letzte» Tage», wonach jene Verhandlungen ergebnistlos verlausen sollte», gelten in vorsichtiger »rtbeilcndcn Kreisen als nicht der Wahrheit ent sprechend. Wird auch davor gewarnt, die Erzielung eine« Ausgleiche- über die kirchenpolitische Vorlage alö schou vorhanden anzunchmcn. so wird man doch andererseits mit der Thatsachc rechnen dürfen, daß der Papst die Brücke der Verständigung, sei cs auch durch Eoncessioiien, die nur Schein- conccssivnen sind, osscnzuhalte» sich bestrebt, und daß dem Centrum die Parole größere» Entgegenkommens gegen den Fürste» BiSmarck crtbcilt worden ist. Eine kürzlich stattgesuiidcnc Bcrathung deS StaatSmini- steriumS über die DiScrelionSvollmachtrii und den Antrag Windtborst (betreffs Straflosigkeit deS MeffelesenS) basirte, wie bestimmt verlautet, bereits ans dieser veränderten Sach lage und führte deshalb zu einem Eraebniß, von welchem cS heißt, daß die Illtramontanen mit demselben nickt unzufrieden zu sei» brauchten. Scho» daß der Aba. W'ndt Horst am DienStag im Abgrordnclcnhause bei der Feststellung der Tages ordnung aus dic Beratbung seine-Antrages in drr Mittwoch- Sitzung Verzicht leistete, deutet da« plötzliche Umspringen der kirchenpolitischen Windrichtung klar genug an; daß er ferner den Wunsch äußerte, aus die Tagesordnung vom Donnerstag die zweite Lesung deS Di-cretion-rntwiirss gesetzt zu sehen, spricht für La- überraschende Steigen der Aussichten, welche jene Vorlage, die man schon für adgethan und begraben wähnte, wieder erlangt hat. Die nächste Zukunft wird nach alledem an politischer Aus beute ungewöhnlich reich sein. Gelingt eS der preußische» Regierung, sich noch in letzter Stunde i»lt dem Eentrum zu verständigen, dann verändert sich die jetzt so verworrene Lag« in einem Grade, der allerdings durch nichts andere« als durch seine Klarheit, i» dieser letzteren Beziehung aber nur allzu reichlich, zu befriedigen geeignet ist. Als vortrefflicher Prüfstein sitr die Haltung der Ultra- montanen bietet sich schon Mittwoch die Bcrathung de» An- > iragS Dirichlct auf Beleit'gniig de« Welsensouds dar, cin Antrag, an dem Herr Windlborst in erster Reibe inter tssirl ist. und der nur durch seine Selbstverleugnung zu Fall gebracht werten könnte. Leipzig, 30. März 1882. 2n liberalen Kreisen beginnt man immer energischer aus die endliche Reform deS MilitairstrafvcrsahreiiS zu dringen, welche« in der Thal den Anforderungen der bcntigen Zeit in nichts mehr entspricht. Das; die Relorm nöthig sei, hat schon im Jahre l862 der preußische 2uslizmi»ister Gras u r Lippe anerkannt. Dasselbe ist später seile»? der Minister Äras Roon und von Käme kc geschoben. Ncicb dem Rück tritt Fleck'S vom Gcncralauditoriat hoffte man ciilc» schleu nigere» Fortgang der Verhandlungen: aber auch die eingesetzte 2i»mcdiatccmmissioii kommt mil ihren Arbeite» nicht vom Fleck, weil man sich eben nicht zu zeitgemäße» Ecncessioncn, namentlich der Mündlichkeit, nicht versieben will. Die Frage beginnt indessen immer mehr die Oeffentlichkeil zu beschäf tigen. So hat bereits am DienStag eine große Versa»»» lung in Ebarlottcnburg sich dabin ausgesprochen, daß daS Milikairstrasvcrsabrcn mit den Formen tcö bürgerlichen StrasproccsicS zu umgebe» und aus Dienstsache» zu beschränken ei. Ohne daß die öffentliche Meinung einen kräftigen Druck auSUbt, wird schwerlich die dringende Reform im nächsten 2ahrzehut zur Ausführung gelangen. Trotzdem das Monopolproject durch die bekannten Vorgänge der jüngsten Zeit seinen acuten Eharallcr sebr wesentlich cingebüßt hat, werden die Freunde tcS Tadak- monopolS nicht müde, für die Verbreitung ibrcr 2dee» i» den weitesten Kreiselt zu sorge». So hören wir, daß binnen kurzem eine populär gehaltene, vorzugsweise aus die länd liche Bevölkerung berechnete Broschüre zur Vcrthcitigung de- Tabakmonopols erscheinen soll. AlS Verfasser derselben gilt ein in einflußreicher Stellung bcsindlichcr Politiker, welchem Sackckunde und Darstellung-latent nachgcrübmt werten. Für die Liberalen, welche dem Monopol widerstreben, muß diele Rührigkeit der Gegner zum wiedcrbotten und zwingenden Antrieb werde», auch ihrerseits nicht saumselig zu werden oledern die letzte Niederlage deS Kanzlers im Volkswirtln chastSrath nur als eine Episode i» dem langwierigru Kampfe Für und Wider des Fürsten Bismarck „letztes 2tcal" zu betrachten. Wie den „Hamb. Nacbr." au» KarlSrnbe telegrapknrt wird, motidirtc in der Zweiten Kammer der Präsident Lainev die Beschränkung der Kaminrrserien aus eine Woche durch die Dringlichkeit der Anwesenheit der badischen Minister bei der wichtigen Maisesjion des Reichstages. 2n der jüngsten Sitzung deS österreichischen Herren Hause« ist die Wahlresori»-Commission gewablt worden. Die Rechte hat der VerfaffungSpartei sechs vo» den sünszebn Mitglicdcrstellcn aiigctrage». lieber die jüngste Versammlung der conscrvaliven Hcrreilkail-mitglicdcr wird aus guter Quelle berichtet, daß die Wahlreform deu Gegenstand ein gehender Vertändlungen bildete. Die Rechte de« Herren hauses beschloß, den Ausschuß, dem das Walüresormgesetz rugewiesen wird, zu beauftragen, seine Arbeiten zu be schleunigen. damit daS Gesetz so bald wie möglich vor da« Hau- gelange. 2m Versa ssnngSverei ne der Deut sche» inBöbmen wurde folgende Resolution betreffs der Wallt re form de schloffen: „Die Schaffung der »e»c» Wäblcrclaffe des sidci commissarischen Großgrundbesitzes in Böbnic» stellt sich nicht alleiu in formeller Bezielmng als eine Abänderung des Grundgesetzes über die Reich-Vertretung dar. zu deren Gillig keit die Zwcidrittrl-Majorilät III beiden Häuser» des Reichs- raiheS erforderlich ist; cS wird vielmehr durch dieselbe einer kleinen Gruppe von Wählern, deren überwiegende Mehrheit obnedic« im Geimffe der erblichen RcichSralbswürdc ist nnd somit im Herrenbause einen schwerwiegenden Einfluß übt, eine privilcgirte Stellung cingerännit, welche weder in dem Principe der2ntcreffellvertrct»ng. noch in der Zahl und der Steiierleistung dieser Wähler ihre Begründung findet. Die Verwandlung der bisher einheitlichen Wählerclassc de» großen Grundbesitze- in Böhmen in Walükörper. deren locale Abgrenzung nicht etwa eine Folge gegebener Verhältnisse ist, sonder» als Er gebniß rein willkürlschcr Gestaltung erscheint, läßt die Tendenz die deutsch-liberale Partei für immer von der Majorität aus zuschließen, um so deutlicher erkennen, als entsprechende Maß nahmen zum Schutze der Wählerminorität in anderen Krön ländern mit ähnlichen Verhältnissen nicht ergriffen wurden Die Erweiterung de- Wahlrechte« in den städtischen nnd länb licken Wahlbezirken kann nur dann als wirklick freisinnige Maßregel begrüßt werde», wenn damit eine gleichzeitige Ver mehrung der Abgeordneten dieser Wablkatcgonc Hand >n Hand geht. 2nSbrsonterc scheint die Einbeziehung der volkreiche» Wiener Vororte in die städtische Wählcrgruppe »nd eine an- geincsiene Erhöhung der Abgcorknetenzahl für die RcichSha»vt und Residenzstadt als eine unabweiSliche Gerechtigkeit. Der BcrsaffungSvercin der Deutschen in Böhmen spricht den Ab geordneten der vereinigten Linken für die energische Be kämpfmig diese» WahlresormprojeclS seine volle Aiierke» nunq au- und giebt seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß kiese Vaiilret'orm eine ernste Bedrohung der nalionalen 2»lercffe» der Deutschen in Oesterreich ist und dem Staate selbst, indem sie den centrisugalen Elemente» zu dauerndem Ilcbcrgewicht verhilst, schwere" Gefahren bereitet". Wie man aus Petersburg berichtet, ist der russische Gcneralftab mit der Herausgabe einer neuen Militairkarlc der russisch-vreußischen Grenzprovinzei» beschäskigt. Tie Karte, an der schon längere Zeit gearbeitet wird, soll in un gefähr vier Wochen beendet sein >i»d wird alSdaim sür eine» geringen Preis a» scimmtllche Ojficirre und Militairbeamte der westlichen Gouvernement- rur Bertheilung gelangen. Ein ähnliche« kartographische» Werk ist sür Beßarabicn. Ru mänien und die ostgalizischcn Grenzstriche in Aussicht genommen. Nack Mittbcilungen aus Kischinew ist dort sowie in mehreren ankeren süvrussischen Städte» vom Krieg-nimi- sterium in Petersburg der Befehl eingegaiigeii, einen ansehn lichen Tbcil jener südrussischen Garnisonen Ende April zu vier großen IlebiingSlagerii zusammen zu zitben, von denen eine» in der Umgebung Kischlnews errichtet werde» soll. Wie e« beißt, wird das letztere Lager 25.000 Mann aller drei Waffengattungen fasse». Da solche Hebungen im Früblinge ziemlich außergewöhnlich, so fehlt eS bereits nickt a» Sli»> men, die hinter jenen eine gewisse politische Bekculnng vcr »luthen wollen. Znr Unterkunft eine- TbcileS der Truppen werken in Kischinew zwei große provisorische Kasernen aus Holz erbaut. Sckon seit längerer Zeit gingen in Petersburg Ge rückte ni», daß >m Belebciewscheii und Slerlitamakicken Kreise de- Usaschc» GouvenicmenlS ganze Gemeinden vom Ebristen- kbiim znm MohamedaniSnillS übergingen. Diese Ge- rüchlc haben sich »ach der „Nowojc Wremja" vollsiänbig be stätigt. 2m Dorse Konbjakowa sind >«"> Familien znm MobaincdanikmnS nbergelrelen. Der Abfall begann im Mar; I85l damit, daß sich die gelausten Tataren weigerten, den Uiikcrtbancncid nach christlichemRil»-zu schwören. Gleich daraus erklärten sich die Bewohner tcS Dorfes Melewowua als An hänger deS MobaincdaniSinuS. 2m Oclober vergangenen IabreS macble die Wolosierverwallung von Melcnsowa dem örtlichen Geistlichen die Milthcilnng, er möge in Zukunft bei keinem Bewohner deS Dorfe« mcbr zur Vornahme einer geist liche» Handlung erscheine». Zu gleicher Zeit begänne» auch die Tataren sich äußerlich als Moyamekaiier zu zeigen, indem sie sich da« Haar schceren ließen, aus dem Kops de» Fez trugen u. s. >v. Alle Vemübnilgcn de» örtlichen Geistliche», der sich auch an seine Obrigkeit wandte, haben bi- jetzt nichts gefriichlct. 2» den beiden genannten Dörfern crislirc» nur drei Familien, welche dem Ehristcntbnm treu geblieben sind. Etwa 20.000 2»den i» Rumänien werten nächstens nach Palästina zlirückwandern nnd wenn cS glückt Acker bauer werten. Daheim sind die meisten Hankwener. Kutscher nnd Brainiliveiiibäntlcr, und blutarm, Grund n»d Boden dürfen sic nicht erwerbe». ES sink ibrcr zu viele in Rumänien sür die eigene Wohlfahrt. Die wohlhabenden und reichen Glaubensgenossen gebe» daS Geld bcr sür die Aus wanderer »nd die Regierung gewährt freie Fahrt. Wenn sic sich mit den Türken vertragen, sollen Andere nacksolgen. Nack einer Belgrader Depesche soll die Rundrcisc deS Königs Milan in der zweiten Halste de« April in Be gleitung mehrerer Minister erfolge». — Da die Regierung in der Elsenb ab »frage »och zu keinem Enlschiusse gelangt ist, tritt die Opposition fast täglich mit nenen Bauproieclen hervor, in denen die 2tec eines Baues auS Staatsmitteln mil Zuhilfenahme einer Nationalbank in Staatsregic als leitender Gedanke wicderkcbrt. Vorläufig sind alle diese Prejcctc als uiiaiiSslihrbar znrückgcwiescn worden. Nack einer Mitlbeilinig au- Sofia bäte» die jüngsten Berständignligeversnche zwischen de» Liberalen und Eon- lervativen in Bnlgarien, welche eine Zeit lang als aus sichtsvoll gegolten hatten, ebenfalls nickt zum gehofften Ziele geführt. >'ii Felge dessen hat «S von der beabsichtigten Bil dung eines verantwortlichen Ministeriums nnlcr .sZerrn Nalschcvitsch wieder da« Abkommen gesunden, so daß die gegenwärlige Regierung wahrscheinlich »i ihrer bisherigen Z»sam»icnsetzi»ig verbleiben wird. DaS Ministerium TrikupiS scheint ganz ei» Mini sterium der Racke werken zu wollen. Stall sich den positiven 'Ausgaben der Regelung der Finanzen, der Vriciligung der erschreckenden Unsicherheit und des BandenlcrroriSiiiiiS znzu wenden, beschäftigt sich die griechische RcgieruiigSprcsse säst anSschlicßlick mit den Skandalgeichichlen der Vergangenheit und ist einig in dem vo» Haß diekiricn Verlangen, die gestürzte» Minister im Gefängnis; zu scheu. 2ent heißt cs. daß das Eabinct amlliche Aclcnslücke zur Vorlage a» die Kammer vorbereitet, welchen zu enliicbme» ist, daß die große llutcrschlagnngSgcschicktc i» Tbeben deshalb bisher gerichtlich nickt ansgclragcn wurde, weil mehrere in diese Angclcgcnbcil verwickelte Minister deS sriibercu Eabinclö das gerichtliche Einschrcilcii zu Verbindern Ivnßtcn. Der seit ciuiger Zeit zwischen dem Sultan nnd der Pforte bestehende Eonslict verschärft sich von Dag zu Tag. Wie ein Konstantinoplcr Eorrcspeiidcnt berichtet, bal der Großvezir vcrfloffene» Donnerstag in aller Form seine Entlassung gegeben, erhielt jedoch von Abdul Hamid den Befehl, ans seinem Posten auSznbarren. ES berrsthl in Folge dieser immer schärfer bervvrlrelciideii Gegensätze zwischen dem Sultan, welcher die ganze politische Gewalt an fick» bringe» will, und der Pforte, welche um einen Oie st vo» Einfluß aus die Slaalspolitik känipst, in lürlischen Kreisen eine große Aufregung. Tat» Volk ist den Bestiebungrn tcS Sultan« nicht günslig gestimmt; es cinpsindel tag täglich härter den Druck der Palastbeamlc» imd die Rückwir kungen der Obiimacht der Psorlc. Tic lürli'che Bevölkerung Koiistaiiliiiopels lebt nämlich zu einem großen T beste direct oder indirekt von der Psorle, welche m Folge dessen durch tausend Bande »nt dem Volle vrrtnüpsl ist. Dies ist viel leicht der Grund, weshalb der Sullan imincr noch zögert, Said zu entlassen und die Pi'orle zur vollständige» Veden tiingSlosigkeit berabsinken zu lassen. Er fürchtet eben die nicht liubetculliche Stimmung im Volke. Wie wcilgrciscnv übrigens die Resormpläne Abdul Hamid'ö sind, dazu lieserl ein Gespräch deS Sultans mil dem amerikanische» Gesandte», General Wallace. einen neuen Beitrag. 2>:i Verlause desselben fest sich nämlich der Sultan aus das Eingcbcntsic um die ad,»in, sirativcii Einrichtungen der Union erliuidigt und alle nur er denklichen Ausschlüsse darüber verlangt haben. Ter rbemaligc türkische Großvezir Mehemed Nuschdi Pascha ist in Smyrna gestorben. Mebemed R»schti Pascha war 1800 in Konstantinopel geboren; von armen Eltern, diente er mühsam von der Pike auf, lernte als Alilodidact die Mstikairwisteiischasten und um diese sich anzueigne». die französische Sprache, in welcher er binnen zwei 2ahrcn olme Lebrer sich so vervollkommiiclc, daß er französische Haiidbücber in« Türkische übersetzen konnte. Sultan Mabmud Hörle hier von, ließ sich deil..Ucbersctzer-SoldaIen" vorstcllen und beförderte lbn zum Major Er stieg nun rasch von Grad z» Grad und ward >853 KrieaSministcr, bekämpfte als solcher die von Meistichikoff gestellten Forkeriingen sehr nachdrücklich und überualnn nach Ausdruck des Kriege» das Eommaiiko der kaiscriickei» Garde». 1855 trat er wieder in da« Ministerium ein und wurde »ach Aal> Pascha'« Tobe Großvezir. behauptete sich aber nickt lange aus diesem Posten. Seither war er bei den am Goldenen Horn so rascb wechselnde» Ministerien bald Minislcrcanditat der Malconlcntcn. bald saclilch Mitglied der Negierung und als solches wiederholt von Neuem Groß vezir und dann wieder cxilirt. Die Feinde der französischen Deputirtenkammrr Wersen derselben Ziel- und Planlosigkeit vor; da« ist aber ein Vorwurf, den sie nickt verdient. Sie schwankt nie einen Augenblick über die Richtung, die sic cinznschlagen hat; sie hat einen uillrügiiche>l Eompaß, nach dem sic steuert; in jeder
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