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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188204026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-04
- Tag1882-04-02
- Monat1882-04
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.04.1882
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X Grfcdetnl täglich ftüh «'/, Uhr. Lrdaclio» uatz LrurLitioa IoyanueSgaffe A3. Sprrchlinudru -rr Urdactiou. Vormittag- 10—13 Uhr. Nachmütagt —6 Uhr. >»k >t» «i-St-d- »,«»et«n»vr M«nuici,„e «och, stch ll« ii!»d»ct.o» »utl »«rduidU-. «»nähme »er sür »,e »ächsts,l«ende Nummrr bestimmte« Änieralr an Wechentage» bi« 3 Uhr Nachmittags, a« Soun- un» Festtage» früh b>» ',,0 Uhr. 3» drn ^ittalr» für 3ns.-Annahme: Ltt« Ulemui, UniversitätSstraße 21. L»Nl« Lasche, üatharinenüraße 18, p. «ur bi» '„3 Uhr. Tagclilatt Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L?»rSV. Avonnemrnisvrns Viertels. 4'/, Md-, incl. Urmqerlohn L Rk.. durch d>« Pos« bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pj. Belegexemplar 10 PI. Gebühren jür Extrabeilage» »hur Postdesorberung 39 Ml. mit Posibeiordernng 48 Mt. Inserate «qeipaltene Pelitzeile 80 Pf. Größere Schriften laut uajerem Preis« verzeichniß. Tabellanicher Satz nam höherem Daris. ticciamen unter den Uedactionsltrich die Svaltzerle 50 Pf. Jujerate sind stets an die CrpeSllioil zn lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuuinerunäo oder durch Post« Nachnahme. s». Sonntag den 2. April 1882. 76. Iadraang. Amtlicher Thcil. Sessentliche Sitzung der Silldtlierordlietkn Mittwoch, am S. April 1882, Abends 0'. Uhr, im Saale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Bericht de» StistungsauSschuffeS über a. deS Speeial- Budget Johannis - Hospital deS diesjährigen Haushalt- planes bez. die Borlage wegen Erhöhung der Poi. 41 der Bedürsnifse dieses Epccial-BudgetS, b. SicherkeilS- maßregeln gegen Feuergefahr ii» neuen Ivl'aiiniS- Hospitale, c. die Ausnahme der nnvcrchcl. Näherin Cäcilie Kutschers in das Johannis-HoSpital. II. Bericht deS Stiftung»- und OekonomieansschusicZ über: n. Conto 33 (nördlicher Friedhof) deS HauShaltplancS pro l882. d. die Aushchnng der Bezirköciiilhciluug der Friedhof Ordnung vom 13. April l88l. Bericht deS OckonomieausschusseS über Conto 27 (Jag den und Fischerei) deS HaubaltplancS pro 1882. Bericht teS Oekonomie- uad FinaiizansschuffeS über die Drainirung deS zum Riltcrgule Cunnersdorf gehörigen sogen HaidcteicheS und der sogen, acht Acker. Bericht des Bau- n»v Finanzausschusses über die Projekte zur Herstellung cineS Wellblechvorhanges im neuen und eines dergleichen im alten Theater. Bericht des Finanzausschusses über die HauShaltvläne der vier Parocdialkirchcn und Ausbringung des ans 155,000 .-t festgesetzte» Fehlbetrages durch Kirchensteuer. VII. Bericht deS SwulauSschuffes über die Sleueiregulirung der Obcrlehrcraehallc au der höheren Schule für Mädchen. Vekallntmlllhllng. Die Hälfte der einjährigen Zui'eu de» „Glockenstistung" ist von uns an vier würdige, hilfsbedürftige Witlwen, welche hier ihren bleibenden Wohnsitz haben und nicht schon Unter stützung auS der Anncnanstall erhallen, gegenwärtig zu vcrkbcilen. Wiltwen. welche den angegebenen StistnngSbestimmungen entsprechen und sich um die zu vcrtheilenven Spenden bewerben wollen, haben ihre Gesuche längstens bis zum 8. April er. schriftlich bei uuS — Eingangsburcau, RathhanS, 1. Etage, Zimmer Nr. S — einzureichen. Leipzig, den 21. März 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Harrwitz. III. IV. V. VI. Vrkannlliwilillug. Der ossicielle Anfang der diessahrigon Ostcrmcsse fällt auf den 24. April und eudlgt dieselbe mit dem IS. Mai. Während dieser drei Wochen können alle in- und anü ländischen Handelsleute, Fabrikanten und Gewerbetreibende ihre Waareu hier öffentlich seilbielen. Doch kann der Großhandel in der bisher üblich ä. Weil, bereits in der zum Auspacken besinn».ten Vorwoche, vom 17. April an, betrieben werden. DaS NuSpacken der Waarcn ist den Inhabern der Meßlocale in den Häusern ebenso wie den in lZuteu und auf Ständen feilhaltcnten Pcrkäusern in der Woelce vor der Böttcherwoche gestattet. Zum Vinpacke« ist das Osfcnbalten der Meßlocale in den Hausern auch in der Woche nach der Zahlwochc erlaubt. Jede frühere Eröffnung, sowie jedes längere Ofsenbaltcn eines solchen BcrkausSlocaleS. ebenso VaS vorzeitige 2luö- packe» air^dcn Ständen und in den Buden wird außer der sofortige» Schließung jcdeSmal, selbst bei der ersten Zuw'iker- handlung, mit einer Geldstrafe bis zu 7Z Mark oder ent sprechender Hast geahndet werde». Auswäriigen Spediteuren ist von hör hauptzollamtlichcn Lösung des WaarenverschlusscS an bis, mit Cure der Woche nach der Zahlwochc daS SprditionSgcscnast hier gcstaltcl. Leipzig, den 10. Februar 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. I>r. Gcorgi. Harrwitz. dclrannlmlrllsnng. Die Herstellung einer Schleuste lil. Etaffe längs der Ost seite deS Marktes, sowie i» der Grimmaischen Straße vom Markte bis zur Kreuzung deS NcumarklcS soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Tic Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liege» in unserer Tiefbau - Verwaltung, RathhauS. Zimmer Nr. 14 auS und können daselbst cingcschcn rcsp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt »nd mit der Aufschrift: „Schlcustcnbau ain Markt und in der <yri,„maische» Straße" verleben ebendaselbst und zwar bis zum 15. April dsS. IS. Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Leipzig am 20. März 1882. DeS RathS der Stadt Leipzig Ttraßenbaudeputation. toilcurrknr-Allsschrcibcll zu einem monumentalen Brunnen in Leipzig. Wir beabsia tigen zur Erlangung von Entwürfen zu :tadt verschönernden Brunnen von monumentaler Concnrrcnz unter deutsche» sollen mit je einem l500 Mark honorirt einem die Architektur eine allgemeine Künstlern, ohne Rücksicht auf deren politische Zugehörigkeit, zu eröffnen. Die beiden relativ besten Arbeiten Preise in Höhe von 2000 Mark und bez werden. DaS Preisgericht wird gebildet durch zwei Mitglieder unseres Collegiums, Herrn Pros. Anton Springer u> Leipzig, Herr» Bildhauer Prof. Iw. (».nst Hädnel in Dresden und Herrn Baukirector Huge Licht in Leipzig. Das Programm und die Situation sind durch unsere Nuntiatur (Nalhbaus. 1. Etage) zu beziehen. Leipzig, den l5. März 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. I>o. Georgi. Harrwitz. Vekamilmachimg. AuS der Apel'schen Stistnng zur Bestreitung der Kosten des AufdingenS und LoSsprcchenS und zur Beschaffung von Lcbrbclten für arme Knal welche die Schneider- oder Schuhmacher-Prosession erlernen wollen, sind einige Spenden zu vcrlbeilcn. Bewerbungen darum sind längstens bis zum 8. April d. I. schriftlich bei unS (Cingangsburcau, RakvhanS. l. Etage, Zimmer Nr. S) einzureichen. Hierbei bemerken wir, daß solche junge Leute, welche be reits in der Lcbrc stehen oder außerhalb Leipzigs in die Lebrc treten wollen, nicht berücksichtigt werden könne» und daß hier ortSangcbörigen Bewerbern in der Regel vor aus wärtigen der Vorzug zu geben ist. " ' " 14. März 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. 0r. Georgi. Harrwitz. Mtlillltumchllllg. Tie Herstellung einer Schleuste iil. Elaste in der Linden straste soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Tie Bekinauugen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen unserer Tieshau-Vcrwallung, RathhauS, Zimmer Nr. l4 aus und kennen daselbst cingcschcn resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Ansschrift: „Schlenßenbau in der Ltndcnstraßc" verlebe,, rkeuvaw-lbst u»»c> z,var Via zum 15. April d. I. Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 2V. März 1882. DeS RathS der Stadt Leipzig ' Straßenbandeputation. Dtkanntlillichung. Der am 1. d. M. hier verstorbene Privatmann Herr Heinrich Theodor Held hat der hiesigen Biener siben Blindenanstalt ein Legat von 20.000 .// lctztwillig auSgesctzt »nd haben wir beschlossen, diese Zuwendung für die genannte 'Anstalt anzunedmen. Indem wir dies hierdurch zur öffentlichen Kenntnis; bringe», geben wir zugleich unserer dankbaren Empfindung Ausdruck, mit welcher die von dem Verewigten bewiesene hochherzige und menschenfreundliche Gesinnung unS ersüllt hat. Leipzig, am 20. März 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. 1>r. Gcorgi. Hennig. ständigkeil und Unabhängigkeit ihre» Vaterlandes zum Galgen vcrurlhcilcn ließ oder zu Pulver und Blei begnadigte. Nun soll auch plötzlich eine polnische Hochschule in Warschau gegründet werken. Man könnte sich kaum denken, wo diese plötzliche und so stark hervortretende Biuderlicbe sür da» bisher so schwer gemißbandelte und unterdrückte Polen ihren Ursprung haben sollte, wenn man sich nicht daran erinnerte, daß jetzt gerade in Rußland die Dcutschenhetze im Gange ist. Man hat sich erinnert, daß auch die Polen Slaven sind und man gedenkt sic zu dem großen panslavistiscben Bund heranzuziehcn, der in Polen gerade eine besondere Stütze an der Ostgrenze Deutschlands haben soll. Der Krieg gegen die deulschcn Elemente in Rußland ist nun einmal erklärt und die Panslavisten scheuen kein Mittel, um dem Deutschthum Abbruch zu lbun, dieser „Schlange am Busen Rußlands", wie die panslavisliscbe» Hetzblätter sich auSdrücken. Man ver gißt dabei freilich, daßRußland »och weiter zurück wäre, wenn nicht deutsche Elemente an seiner Fortentwickelung mitgcarbcilct hätten. Aber werden die Polen so ohne Weiteres indicdargebotcne Handeinschlagc» '? Schwerlich. Es würde im schreiendsten Wider spruche zu allen bis jetzt gemachten historischen Erfahrungen stehen, wenn ein unterdrücktes Volk die ihm von seinem Unter drücker widerfahrene Behandlung so ganz vergessen sollte, um sich bei», ersten freundlichen Lächeln bezaubert in Vesten Arme zu stürzen. In diesen Tagen Kat einer der größte» Dichter, die Polen bervorgebracht, Zaleski, seinen 80. Geburtstag im Eril gefeiert, im Eril. in dem er seit nichr als 30 Jahren leht, weil er an einem polnische» Ausstande belbeiligt war. Sollen die Polen, wenn die Kunde von dieser Feier zu ihnen dringt, wirklich glauben, daß cS Rußland darum zu lbun sei die schätze der Künste und Wissenschaften den Söhnen Polens lcickler zugänglich zu machen'?" DaS Compliment sür die Polen ist so plump, wie es ruh fische Art immer gewesen ist. Es wird den Herren Katkow und Akjakow niemals gelingen, die Polen in die wahnwitzige Propaganda gegen den „verfaulten Westen" hinrinzureißen. Die Hoffnungen der Polen aus eine Wiederherstellung ihrer Selbstständigkeit und Unabhängigkeit sind erklärlicher Weise sehr gering; aber diese geringen Hossnungen der Polen beruhen »ur aus dem von den Panslavisten so wülbcnd angeseindeten Westen. Denn daß die polnische Freiheit niemals von Osten tominen wird, das weiß auch der letzte Pole nnd der letzte polnische Bauer ist nicht so thöricht, von einer russischen Re gierung die Wiederherstellung eines national-polnischen Staates zu erwarte». Wenn man aber alle diese Demonstrationen zusamme»- bält: die Hetzreden Skobelew'S, die Dcutschenhetze. die Polen schmeichele: nnd daS Säbclrasieln der russischen Junker, so erkennt man dock', daß System darin liegt, eine Wahr iiehmniig, über die unS der entgegengesetzte Charakter öjsenl lieber Kundgebungen nicht täuschen kann. Es giebt rin mili tairilchcS Abenteurerlhuin in Rußland, welche- den Krieg wünscht, wie die Generale Napoleons IN . nur daß das russische Abenteurerlhuin ungeschickter und brutaler ist als das französische. "e Stiidtilche Gtlvcrbcschnlr. Die Prüfung der Schüler soll Dienstag, den 4., und Mittwoch, Sc» April ». e., Vormittags von 9—12 Uhr im Schullocal vorgenommc» werden. ES beehrt sich hierdurch ergebenst cinzuladcu Leipzig, ain 31. Mürz 1882. Das Lchrrr-Kollegium. Die Schularbeiten sind an genannten Tagen von 13 Uhr Mittags an ansgestellt. Sie allgemeine Attsllellung von sämmtlichen Schlllrrzcichniingkn dcr stäviischcn Schulen: 2 chimiiiasien, 3 Realschulen, 1 höhere Schule sür Mädchen, l Fort bildungsschule sür Mädchen, 1 RaibSsrciichule, 0 Bürgerschulen »nd 7 Bezirksschulen, ist geöisiiet: Palmsonntag, de» 2. April, Nach mittags 2—« Uhr. Montag und Dienstag von früh « bi» <» Uhr Nachmittags, in den Räumen dcr 1. Etage der 1. Bürger schule sür Knaben. Eintritt srei für Jedermann. F. Fliiizer, städt. Zeicheninspector. Auction. Montag den 3. April 1882, 10 Uhr Vormittag» Fortsetzung dcr Versteigerung von Porzellan- und Stcingutwaarc im gerichtlichen Auctionslocale. Leipzig, de» 1. April 1882. Ter «Gerichtsvollzieher de» königl. Amtsgericht». Thierbach. Leipzig, den VtkanlltulaHnkig. Die .Herstellung einer Lchlcuße Iil. Eiaffe in der Gustav Adolf-Straße zwischen dcr Rvscntbalgasse und de»: Eiüer- Mühlgraben soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RathhauS, Zimmer Nr. 14 auS und können daselbst entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schle«Oe»bau t» der <yustav - Adolf-Straße" »ersehen ebendaselbst und zwar bis zum >5. April cr. Nach mittags 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 29. März 1882. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbaudeputatiou. Nichtamtlicher Theil. Die Auferlitliung Polens. WaS ist'S mit diesem Traum so vieler polnischen Patrioten? Teil cS wirklich wiekerkehrcii LaS alte Königreich Polen mit seinem verworrenen Reichstag und seinen sonderbaren Partei- verhälliiissen? Wer sollte daran denken! Dreifach zer'paltcn und zerrissen, an drei große Mächte vertbcilt, wie sollte lick- Polen wieder erheben, wie sollten sich seine Trümmer wieder zusanimensiiiden können ? In blutiacn Kämpfen haben die Polen eS »ersticht, Freibcit und Sctdstsiändigkcit zu erringen und den russischen Despotismus abzukchültcln — vergeblich. Die Bataillone der Zaren waren mächtiger als die vatriclische Begeisterung und der Henker triumphirtc über die beste Ueberzeugung. Wenige Völker haben wohl so gelitten, wie dies Polen unter dcr rustischcn Knechtschaft, und heute noch liegt eS ohnmächtig am Boden. Da, horch, man spricht von Begünstigung der Pole», von Versöhnung mit ihnen, von der Herstellung alter polnischer National-Iw stitulionen, kurzum, man will den Pole» ein Slück ihrer im Blut erstickten Selbstständigkeit wiedcrgeben. lind da- will Niemand anderes Il'n», als dasselbe Rußland, welche- Polen leine Selbstständigkeit aenomme» bat! Seltsame Wandlung der Tinge! Neck' nicht zwanzig Iabrc sind »erstesst», seitdem der berüchtigte Mnrawiew in Polen hauste und eine Menge polnischer Kämpfer für Selbst 'cipzisi, 2. April 1882. AlS Termin der Einberufung des Reichstags wurde in der „Prov -Eorr." die Zest Ende April oder Anfang Mai angegeben. Tic „Nvrdd. Allg. Ztg." ist dem gegenüber in den Stand gesetzt, mit Bestimmtheit zu erklären, daß die Versammlung deS Reichstags in dcr dritten, spätesten- in der vierten Woche deS April erfolgen wird. Von sehr beachtenswertster Seile wird dcr „Pol. Corresp ur Lage auS Berlin. 30. März, geschrieben: Rcucrdiiigs wiederhole» sich die Angaben, cS hätten die Ver bandluiige». welche Herr v. Lchlözer im Austrag der preusti schen Regierung mit dem päpstlichen Stuhle sührt, ein Resultat weder bisher gehabt, noch ließen sie ein solches über hauvt erwarten. Solche Vermuthungen werden immer laut, wenn die Träger irgend einer Mnsion daS neugierige Publicum lange warten lassen: aber darum sind dergleichen Vermuthungen noch lange nicht immer begründet. Ein Telegramm, daS man nachher nicht aus znver lässige Quelle» zurückzusührc» vermochte, hatte dem Papste bei Herr» v. Schlüzcr'S Empfang das Wort in den Mund gelegt: wen» eS von ihm abhinge, wäre der Friede mit Preußen länglt geschlossen. ES solche» dann verschiedene Versuche, diese Neußerung zu com« menttrcn. Ob sie nun in der berichteten Art gesallc» ist oder nicht, jo viel steht lest, daß dcr Papst, gleichwie der deutsche Reichs- kanzlcr bei diesen Verhandlungen eine ganz ungewöhnliche Ver antwortung trogen, und daß dieselben schon deshalb »ur äußerst langsam unter dem behutsamsten Tasten vorrücken können. Die Früchte eines Feldzug-, wie eS der Culturkamvs war. Früchte, die, mag man sie noch so ost als giftig bezeichnen, doch reichlich er schienen sind, setzt man nicht ausS Spiel, wenn man nicht weiß, was man dasür erhält. Der Papst andererseits weiß sehr wohl, welchcS weittragende Präccdenz er schafft, wenn er dem preußischen Staate auch nichts Anderes bewilligt, als was andere» Staaten längst bewilligt worden ist. Seit den großen Papstkämvsen des Mittelalters waren die Augen der Welt niemals aus einen Streit zwischen Staat und Kirche mit solcher Spannung gerichtet, wie aus den lLnlrur- kampf. Dies gilt selbst von dem «ampsc Napoleon I. mit Pius VII., so dramatisch derselbe war. Den» allen Rapoleonischcn Actione» gegenüber halte die Welt das Gesühl, daß ein Schauspieler über die Bühne streite, der keine dauernden Spuren zurücklasse» werde, daß dasjenige, was er in Trümmer legt, sich wieder aus richten, die Werke, die er schafft, wieder zusammensallen werden Dagegen hat die Welt heute da- <8esühl, daß der deutsche Eulturkamps z» einem großen Beispiel, vielleicht zum TnpuS des Verhältnisses zwischen Rom und den heutigen Staaten werden kan». Dabei bleibt immer dcr Vorbehalt in Geltung, daß etwas Andere» als ein so genannter mocku« vivenäi gar nicht zu erstreben ist, daß von einem principiellen Ausgleich gar nicht die Rede sein kann. Alle diese Schwierigkeiten wohl im Auge behalten, dürfte es dach sehr irrig sein, jedes positive Resultat der Ver handlungen, wie langsam dieselben auch vorwärts kommen, als ausgeschlossen zu betrachten. Denn beide Tteile haben allerdings das größte Interesse, keinen Fehler zu begehen, aber auch das Bewußtiein, daß cs wahrscheinlich der größte Fehler wäre, aus Furcht vor einem Fehler den Streit un aeichlichtct zu lassen. Den Kanzler nehme» jetzt Sorgen in Ayspruch. die größer als selbst der Streit mit Rom sind. Doch ist er nicht der Mann, um gehüllter Sorgen willen ein Schlachtfeld als Besiegter zu verlasse«. Er weiß, daß er die Kraß des Geistes und des Willens übrig hat und die Mittel dazu besitzt, den Eulturkamps,wenn dic llurie es nicht ander-will, nölhigen'alls in einem wirksameren Stile wieder auszunehmen. Ob die Luric dasselbe Bewußt sei» habe» kann, wenn sie auch die Miene davon annimmt, muß bezweifelt werden. Im Vatikan muß man Wiste», daß man das Grösste aus das Spiel setzt, wen» man das deutfche Reich in den heutigen Weltumständen zur Wiederaufnahme de« Kampfes zwingt So bleibt denn, Alle- i» Allem genommen, die Wahrscheinlichkeit überwiegend, daß die Verhandlungen nicht mit der Noth- wcndigkcit erncntcr Kämpfe ende», sondern mit einem Ausgleich. In dieser Situation beobachtet die Presse deS Eentrnms rin« Haltung, sei es aus Verlegenheit, sei es aus Parteiintercsse, die den befremdlichsten Eindruck macht. Man erweck! immer deslusent- lichcr de» Verdacht gegrn die friedliche Absicht des Kanzlers. Man ll,ui. al- ob e« das leichteste Dmg aus dcr Welt wäre, die Mai- gesetzgcbuiig mit einem e»i>chloiieiiru Striche verichwinde» zu lasten: mau droht »nt Kalakoiubc». mit irischen Jnstanden. mit Trennung der Kirche vom Staate, welche durch die BunüeSgenostrnschichast des Fortschrittes erkämpsl werde» soll. Als od die Trennung der Kirche vom Staate nicht die tödtlichstc Waffe in der Hand des Staates wäre, deren Gebrauch sich der Staat allerdings sür den äußersten Rothsall aussparcn wird und muß. ES wird gut sein, einmal Ratur und Eonsequenzen dieser Maßregel unter den deulschcn Vcrb.rtti'iffen zu beleuchten, damit alle Welt >nne wird, wie wenig sich die Maß regel in de» Augen dcr Kundigen als Drohung von römischer Leite verwenden läßt. AuS Fulda wird unS vom 31. März geschrieben: „Wenn man in ultramontancn Blattern Tag sür Tag Lamen tationen über die „Trümmer" liest, welche der Eullur» kamps geschaffen haben soll, so darf dabei nicht übersehen werden, das; cs der UltramontaniSmuS, namentlich aber der ullramontane Klerus, sehr wobt versieht, aus kiesen „Trümmern" und „Ruinen" ein neues Leben nach dem Sinne dcr insallibi« listischcn Kirche erblühen zu lasten. Ein neues lehrreiche- Epcmpel dicict in dieser Richtung wiederum unsere Stadt. AlS im Jahre l873 in Folge dcr Maigesetzgcbnng da» hiesige, zu Anjang der fünfziger Iabre gegen den Willen deS damaligen Domdcckanten gegründete bischöfliche Knabenseminar aufgelöst wurde, glaubte 'Niemand daran, das; dieses vom IesuittsmuS durchsetzte Institut vor Ablauf eine- DecenninmS in einer nur etwa« abweichenden Form wieder erstehen werte — nnd heule sehen wir unS vor dieser Thalsache! Mitte April tritt im Priesterseminar ein „bischöfliches Eonvict" inS Leben, daS von dem Eaplan Paul» gcleilel wird und sich die Ausgabe stellt, „katholischen Gymnasiasten neben einer sorgsamen körperliche» Pflege eine religiöse Erziehung und eine angemessene Ucberwackung ihrer Studien angekeibcn zu laste»." Kundigen leuchtete aus den ersten Blick em. daß inan cS vorwiegend nur mit einer veränderten Auslage des ehemaligen KnabenscininarS zu tbun hat, indem sich der KlcruS unter den allen Forme' die „Erziehung" der Schüler aneignct. wen» auch der Schulbesuch hiervon getrennt ist. Dem Convicte sollen reichliche Mittel zu Gebote stehe». — Ter projcctirte Bau einer katholischen Kirche i» Eisenach läßt die Eiferer in der Diaspora nicht schlafen. Sv ist jetzt die Errichtung einer lathot'schrn Kirche iil Rinteln geplant, und zwar nnicr ausdrücklicher Gutheißung seitens des Papste» Ein Ausruf zur Spendung von Beiträgen ist bereits rrdigirt." Au» Bremen wird der „Franks. Ztg." geschrieben: „Die ttntcrlialtnng de» Publicum», namentlich der Kauimannschast, ist sehr eifrig aus die plötzlich gemachte Bestellung von sechs Torpedobooten bei der hiesigen AcliengescUschast Weser" gerichtet. Besteller ist die deutsche Marine. Was am ausfälligsten dei der Sache ist. ist die kurze Lreserungszeit von vier Monaten, während die Marine sich sonst Zeit nimmt und auch während des Bane» oft »och au den Projeclen ändert. E» kommt Hinz», daß da» genannte Unternehmen ohnehin mit Arbeiten überbaust war nnd ankere Aufträge schon vorher abgetebilt hatte. Wenn es jetzt plötzlich noch kiese große, i» so kurzer Zeit auSzilsübrende Bestellung annahm. so must die Marine einen ansehnlichen Preis bezahlt haben und wiederum würde sie ohne zwingende Gründe da» nicht tbnn. Man hört, das; die Fahrzeuge sür die Ostsee bestimmt sein sollen, und cs liegt allerdings nahe, Betrach tungen daran zu knüpfen." Zn bemerken ist, das; im Marine- Etat iür 1882—83 die Erbauung dreier Kanonenboote, welche zugleich zum Dienst als Torpedoboote eingerichtet werden sollen, als Ersatz für auSrangiile Sclusse, und außerdem der Bau von drei specicll für Torpekonvccke bestimmten Booten vorgesehen ist. Die Bestätigung der Meldung von besonderer Beschleunigung deS Baues der Schisse bleibt abznwarlcn. Tie ungarischen Ionrnalc kominc» bezüglich de» deutschen Sck'ulvcrcinS nnd der jüngsten Dcmonstra» tionen in TcmeSvar und Teteny noch iiunier nicht zur Ruhe. „EgyctcrteS" meint, e» wäre auch angczeigt, wenn die patrio tischen Deutschnngarn specicll einen geharnischten Protest gegen die „ebenso lächerliche wie »nverschämlc Tentschlhiimelei" der Siebenbürger Sachsen loSließcn, damit daS Ausland sich überzeugen tonne, daß die sächsischen Forderungen ganz gegen standslos und keinerlei Rückstau unter den übrigen Tcntsckcn Ungarns besitzen. DaS genannte ungarische Blatt wendet sich sodann gegen die sächsischen Abgeordneten, an denen cS kein gutes Haar läßt. Znmal ist es der sächsische Abgeordnete Zay, der arg niitgcnoinmcn wird. Dieser „Sachse" Zav. beißt cS unter Ander.». ist gar k.i» Sachse, sondern, wie cS schon fein echt magi'arischer Name Zav lbatsäcl'lich beweist, ein ungarischer Apostat, der »nr aus persönlichem Interesse, seines GelkläckelS wegen zu de» Sachsen übergelaiisc». Und von solchen Leuten ließen sich die Gelehrten des trntichcn ScbnlvereinS naSsnhre»! In diesem Tone gehl eS echt ungarisch zwei Spalten lang fort. Wie Wiener Blätter wißen wollen, würde da» General- commando in Serajcwo imniittclbar »ach der BewilligunA deS CrekitS in den Delegationen unk unter dem »»»ttlteb- bare» Eindruck dcr Wasfcnthaten der österreichische» Truppen, sowie i» Rücksicht ans die loyale Haltung Serbien« und Montenegros mit der Durchführung der Nekrulirung in den occupirtcu Ländern beginnen. — In einer Meldung auS Ecttin je wird die Zeitungsnachricht, daß der „GlaS Crnagorza" Oesterreich scindlichc Artikel nnd ein Telegramm de» SenalSpräsidenten PctrovicS an den General Skobcless veröffentlicht habe, als vollständig erfunden bezeichnet. Durch rin amtliches Aclenstiick ist e» nunmehr erwiesen, daß die Insurgenten in dcr Herzegowina und der Eri- voScie nick'l nur die Leichen österreichischer Soldaten schän deten. sondern auch die Lebende», die in ißrc Hände sielen, grausam verstümmelten. In dem vierten Verwnndeten-AuS- ivcisc, welchen daS KriegSministerini» in der „Wiener Ztg." veröffentlicht bat, ist nämlich bei dem im Trnppenspitale zu Avtovac liegenden Verwundeten de» böhmische» Insanterie- RegimcnIS Prinz Georg von Sachsen Nr 1t wörtlich z» lesen: „Karl Stwapil, cLcbuß durch den rechten Unterschenkel. Streifschuß in der rechten Hank, ab geschnittene Nase und Rißwunde am Nacken, schwer" Tie Disjerenzcn bezüglich der Donansragc wcrsen Bukareit noch immer allerlei Blase». So schreibt bei- m spielswcilc t-r Art. ll deS Berliner Vertrage- die Schleifung der Donaiiscstungrn am rechten User vor Seit der Eongretz anseinander ging, lind vier Iabre verstellen nuk trotzdem ge schah seit damals nichts, wiewobl die Zeit dazu nicl'I-S weniger
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