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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188204228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820422
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-04
- Tag1882-04-22
- Monat1882-04
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1882
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Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Kköactisn »nt Lr»kdttis» IohanneSgasse 33. LPrrchkondru ter Uetarti«»: Borniittag« 10—IS Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. WN V, «pck^»« »NniN-ntikr Nl-m-ica»«, sich tx tled»«i»» »xdl »n»iiLllch, »er für »ie «SchMai^»», M«««er seftimmte, Inserat» an Wachen,aaen »i» 2 Uhr Nachmittag, n»T,nn- un» Festtage» srütz di«Uhr. I» -en Filialen für 3us.-Ann»h»r: vtt« Klemm, ffniversttätSstroße 21. La«>« Lischt, Katharinrnstroße 18, p. nur bi» 'l,s Uhr. ^ 112. Wegen der Nesse ist unsere Expedition morgen Sonntag Bormittags bis 12 Uhr geöffnet. Lxpvältlor» ües I,e1p2lxer ^a^edlnttes. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Am 24. dies. Mon. wird mit der Pflasterung der Rar» »rtarstrafle begonnen werden, und zwar zunächst aus der Strecke zwischen der Tbür de» Grundstücke» Nr. 15 und der Windmüklenstraße. Tie Kurprinzstraße wird daber von ge dachtem Tage ab, je nachdem die» die Pflasterarbeiten nvtkig machen, streckenweise für den gesaarmtea Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 20. April 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Georgi. Hcnnig. Nichtamtlicher Theil. ttmigtr.MMaü Anzeiger. MeO rluflase 2ldonarmknt»»rei» viertelj. 4'/, Mß., inet. vnngerlodn 5 Mt. durch die Post bezogen 6 ML Jede einzelne Nummer 35 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren lür Ertrobellea«, »dne Postbeiürderung 39 ML »tt Poftdriörberung 48 ML Instraie Sgrivaltene Petitzrile 20 Pf. «rüdere Schrillen laut aaierc» drei«, verznchniß. Tabellarischer Sah noa, höherem Tarif. Ksctamrn unter -rn Nrdarii«»«Krich die Lvaltzeile 50 Ps. Ioi,rate sind frei« an die Eypedttton z, ieade». — Rabatt wird ni»l gegeben. Zahlung praeuuwenmaa oder durch Post- aachnabme. Sonnabend dm 22. April 1882. Zu der akademische« Feier des Geburtstage- Deiner Majestät de» König-, Sonntag, den 23. dieses Monats, Vormittags 11 Uhr, in der Aula der Universität, bei welcher Herr Consistorialrath Domherr Professor vr. Luthardt die Festrede t-alten wird, beehrt sich der Unterzeichnete die Freunde und Gönner der Universität hiermit ergebenst einzuladen. Der Nector der Universttät. Vr. Fr. Zarncke. 76. Jahrgang. Königliches GyninaKum. Zur Nachfeier de» Geburtstage» Lr. Majestät de» König» Montag, den 24. April. Vormittag» 10 Uhr Aeiu« (Festredner Herr Vr. Klotz), wozu im Namen de- Lehrerkollegium» ergebenst rinlatct Leipzig, ain 21. April 1882. Richard Richter. ScwSlbe-vcrmietljllng. Da» zur Zeit an Herrn Valentin Donath au« Eckttnvlln venniethete, mit GaSrinricktung versehene Derkaus» gewdlbe im Erdgeschosse de» Ltockhause» am -tafth- markte link» de» Burgkeller-DurckgangeS soll vvm <1. Ok tober d. I. an gegen einhalbjährltche Kündigung DtenStaa, den LI. diese» Monat», Vormittag» LL Uhr auf dem Ratbhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 17 an den Meistbietende» anderweit vermtethet werden. Die Bermiethuags- und VersteizerungSbedingungrn liegen ebendaselbst aus dem großen Saale schon vor dem Termine zur Einsichtnahme an». Leipzig, den 5. April 1882. Der Rath der Stabt Leipzig. Cerutti. vr. Georgi. Leipzig, 22. April 1882. Die Berathungen der BundeSrathSauSschstsfe über da« Tabakmonopol gelangten am Mittwoch bi« rum tz. 28 und zwar erfolgte bi» dabin die Annahme der Vorlage unter mlweienttichcn Modifikationen. Aus Antrag de» Vor sitzenden. de« königl. preußischen Finanzminister» Bitter, nahm man von einer allgemeinen Debatte Abstand und trat sofort in die Einzclberatbung ei». ES wird mutkmaßlich eine Debatte über das Princip erst im Plenum stattfinbe», webei die Anwesenheit de» Fürsten Bi»marck erwartet wird. Hier wirp dann auch der Standpunkt der Gegner de« Mono pol» in dollem Umsang entwickelt werden. Inzwischen ist nicht unbemerkt geblieben, daß gerade von solcher Seil, welch« nch besonderer Warme für da» Monopol «intntt, mit einer arnnsscn Aengstlickkrit daraus gehalten wird, bei künftigen Nusücvts- und V«rwaltung»iragen vie Befugnisse der Einzel» staale« im Gegensatz zu der Vorlage, welche da» Reich mehr in den Vordergrund stellt, so ausgiebig wie möglich zu ge stalten. Am Donnerstag lag ein Antrag von Hamburg und Bremen vor. welcher dahin geht, für den Fall der An nahme de» Monopols Hamburg und Bremen bezüglich der Ueoernahme ter Vorrälbe wie der Entschädigung gleich« Recht« wie dein Zoll-Inland zu gewähren. Anträge von minder principieller Bedeutung sind vielfach eiugebrackt vmrden; die Abstimmungen gestalten, sich dadurch oft recht verwickelt und der Vorsitzende hat eine anstrengend« und schwierige Ausgabe zu lösen. Da» Plenum wird sich an sang» der nächsten Woche mit dem Monopol zu beschäftigen haben. Dem Anträge de» Reichstage» gemäß hat der Bundes rath sich damit einverstanden erklärt, daß dem Reichskanzler in allen Fällen, in welchen die Verhaftung eine« ReichStagS-Abgeordneten während einer Sitzungs periode erfolgt, davon unverweilt und unter aedränater An- aabe der Gründe behus» Miltheilung an den Reichstag Kenntniß gegeben werde. Rach den Dispositionen, die im preußischen Herren- Hause getroffen sind, erscheint e» neuerdings kaum möglich, die Landtagssession in der kurzen Frist, vie noch in Aus sicht genommen war. zu Ende zu führen. Die Blenar- berathung über die kirchenpolitische Vorlage wird im Herren bause vor Ende der nächsten Woche nicht beginnen. Kommt da« Gesetz, wie zu erwarten, an die Zweite Kammer zurück, so ist ein weiterer Aufschub de» Schluffe- selbstverständlich. Unter diesen Umständen hat die Nachricht Manche» für sich, wonach die Absicht bestände, in den Sitzungen de» Reichs tag» gleich nach dessen Constituiruna eine längere Pause ein tret«» zu lassen, um den Landtag seine Arbeiten mit Mutze vollenden zu taffen. E» bleibt alSdann nur unerfindlich, weShalb nicht bester von vornherein ein späterer Einberufung» termin für den Reichstag beliebt worden ist; di« Hinaus' fchiebung der Session in den Spätsommer ist aus die ein« wie auf die andere Weise unvermeidlich. Ueber die Veröffentlichung de- Bericht» des »reußl schen Iustizminlster« vr. Friedbera übe, d,e Justiz verwaltung unter dem Einfluß der Reichsjuflizgesetzaebung an den Kaiser ist eine definitive Bestimmung noch Vorbehalten Inzwischen hört die „N.-Ztg.", daß der preußische Justiz' minister den Bericht den sämmtlichen deutschen Iustizminiftern. den Präsidien sämmtlicher Oberlandeügerichle und den Ober staatsanwälten zugesendel hat, mit dem ausdrücklichen Hiuzu- sllgen, daß er den kaiserlichen Dank für die Justizverwaltung allen Denen zuwende, welche in verdienstlicher Weis« an der selben detheiligt seien. Der Kaiser giebt übrigen» in de» Anschreiben an den Iustizminister seiner Anerkennung darüber Ausdruck, daß da- Werk der nationalen Einheit durch die Iustizgesetzgebung eine Förderung erfahren habe. In Hannover sowcbl als in Kassel sind die provin zielle» Eentralwahlcomitb» der nationallitzeralen Partei dieser Tag« zusammengrtrcten, um die Maßregeln zn einer Befestigung, Belebung und Erweiterung der bcsteyeftden Organisationen in Brralhung zu ziehen, namentlich aut dt« Mittel zu besprechen, die Bildung oder Reorganisation von Localwahlvereinen zu befördern und sie in enge Verbin dung mit den provinziellen ComitS« zu setzen. Wir begrüßen diese Bestrebungen mit Freuden und wünschen idnen den besten Fortgang. Ohne Zweifel sind die provinzielle« Orga nisationen am meisten fähig und berufen, in ihren Gegenden anregend und ansruernd zu wirken, mit Rath und Ermah nung den verschiedenen Dablkreisen der Provinz der- zuiieben und die localen Vereine, Eomitss oder auch einzeln« einflußreich« Parteigenosse» zu erhöhter . poli tischer Thätigkrit aufzurnfen; e» kann die» von pro vinzielle» Eenlralpuncte» au», wo man mit Le» localen und persönlichen Verhältnissen eine» größeren Bezirk- genau bekannt ist. weit erfolgreicher geschehen als von einer einzigen allgemeiner: Centralstelle. die wieder ihre besonderen Ausgaben hat. ES wäre zu wünschen, wenn auch andere LandeStheile oder Länder dem Vorgang von Hannover und Kassel folgten. Nur wenn die Nationalliberalen ihrerseits ihre Organisatio nen bester und straffer gestalten, werden sie e» vermeiden, daß ankere liberale Richtungen mcbr und mehr versuchen, ibnen den Bode« abzugrabcn und unter der Firma der libe- raleu Einheit aus Kosten der Nalionalliberalen für Fort- chrittSpartei und liberale Bereinigung zu wirken. Der österreichische RrichtSrath dürfte, wie e« in Abgevrdnetenkrriseu Hecht, erst Mitte Juni vertagt ivrrden. 8» sollen außer dem Zolltarife noch da» Eongruagesetz, die Schulnovelle und die Elscnbahnvr-rlazen erledigt werden, von Montag an sollen täglich Sitzungen de» Abgeordnetenhauses latflluv«». — Di« Wahlresoritt-Eommission de« Herrenhaus »at die vom Abgeordnetenhaus« beschlossenen Aendrrunge» an der ReichSrathS-Wahlvrdnong unverändert angenommen. In folg« deffr» dürfte die Wahlreform in kurzer Zeit auch im Irrenhaus« zur Verhandlung kommen. — Damit einer osficiellen Kundgebung nicht vorgegriffen werde, wird in "rag der Beschluß de» verfassungstreuen Großgrundbesitzer- oinitb's geheim gehalten. In vertrauten Kreisen verlautet .edoch. eS sei die Ablehnung de« Compromisses und die Dahlenthattung beschlossen worden. Neuerding» behauptet mau. daß die Einberufung einer Dählrrvrrsainmluiig nicht n Aussicht genommen sei. In der jüngsten Sitzung der ungarischen Delegation ward derKrieg-minister von mehrerenDetegirten interpel- lirt, welche auch sonst manchen seiner Anträge und AuSsüh- rnngen heftig widersprachen. So fragt der Detegirte Eber den Krieosnnnister, welche Gründe süc die Beibehaltung de» jetzigen Truppenstande» für weitere drei Monate maßgebend waren. Der KrieaSminister hebt die Nachwirkung de« Aus land«» und da» Vorhandensein einzelner Banden hervor und begründet die Ausrechterhaltung de» jetzigen Truppenstandc« für die «nvähnten Zeitperioden und die danach eingestellten Theitsummen. — Delrgirter Alexander Hegedy« schließt sich der Meinung de» Detegirten Eber an. Wenn man zur Unter- drückung de« Aufstandes 76.000 Mann brauchte, mit welchen mau mponirte und das Blutvergießen vermeiden konnte, so sei es jetzt nicht nothwendig. durch drei Monate einen solchen Truppenstand zu erhalten. Aber auch bi« großen Kriegszu lagen seien nicht gerechtfertigt: jetzt sei Frieden und die' Zu lagen würden sogar auf da» Limgebiet ausgedehnt. Redner will in der Vortage keinen Abstrich beantragen, er weiß, daß man ähnlich« Anträge stellen werde und will sich diesen an- chließen. Kriegsminister Graf Bylandt bemerkt, er halte all ogleiche Herabsetzung de« gegenwärtigen Troppenstande» nicht ür möglich: nach drei Monaten werde e» vielleicht angehen. Delrgirter Mar Falk. Cbrsredacteur de« famosen deutsch, feindlichen ..Pester Llovd", sagt, daß er schon im Jahre 1878, als die Eventualität einer Occupation Bo-inen» und der Herzegowina zum ersten Mal zur Sprache kam, in öffentlicher Sitzung die Besorgniß aussprach, e» werde von gewisser Seit« dahin gestrebt werden, die alte Militairgrenze au« jene« Ländern wiederherzustellen. Jetzt, wo nacheinander so groß« Summen, ohne thatsächliche Begründung, daber auch ohne die Möglichkeit einer parla mentarischen Prüfung verlangt werden, jetzt sähe er jenen Verdacht nur bestärkt und er glaube, es könne nicht früh genug erklärt werden, daß die ungarische Delegation und da» ungarische Parlament, dessen Au-fluß die Delegation sei. zur Reatisirung solcher Bestrebungen nie und nimmer hilf reiche Hand bieten werden. Er schließe sich daher unbedingt dem Stankpunct« Hegedh»' an und glaubt, daß durcb cm solche- Auftreten die Institution der Delegation weit mehr befestigt werde, als wenn man durch Dia und Dünn Alle« bewillige, wo» von «Uitairischer Seite zu fordern für gut befunden wird. — Der Krieg-minister bedauert, daß dir Vor redner der Armee di« Hände binden wollen und giebt zu versieben, man welle da» nur. weil die Herren in militairi- schrn Dingen völlig unwissend sind. Damit hat der Krieg» muuster Leu Nagel allerdings auf den Kops getroffen In varschietenen hochofficiösen Wiener und Prager Blättern wird abermal» di« Stellung der Regierung zur Arbeiterfrage erörtert. Man me,nt. e« sei wohl richtig, daß e» in Oesterreich kein« „Arbeiterfrage" in dem Sinne gebe, wie in den Nachbarstaaten. weil eben bei Dcurthritung der Arbeitarverhältnisse m Oesterreich provinziale und locale Momente in erster Linie i» Betracht kommen. Dielen pro vinzialen «id localen Verhältnissen suche die Regierung, wir ihr Verhalte» aegeaüber verschiedenen in jüngster Zeit vor- gekommener Arverlerstreikrs bewiesen habe, aus administrativem Wege «nd »«« di« Erfahrung gelehrt, mit Erfolg Rechnung zn tragen. Di« Regierung »,rd auch fernerhin bei Prüfung der Verhältnisse, zu der »hr die aus den Arbriterkreisen wiederholt an Bekanntmachung. Da noch immer blinde schulpflichtige Rinder ent gegen der Bestimmung in tz. 4» kcS Lolksschulgcsetzes jahre lang ohne den gehörigen Unterricht bleiben und der Blinden anstalt erst in einem Älter zugesübrt werden, in welchem bei ihnen die Bedingungen eines gedeihlichen, in sich geschloffenen Unterricht- und einer erfolgreichen Erziebung nicht mehr voll vorhanden sind, so fordern wir die hier wohnhaslcn Eltern solcher Kinder, beziehentlich die Stellvertreter der Eltern hier durch aus. alle bis jetzt noch nicht angemctdeten. im votkS- schulpflichliaen Alter stehenden blinde» Kinder dehusö deren Ausnahme m die Blindenanstalt spätesten» bis zum SO. diese» Monnt» schriftlich bei unS zur Anmeldung zu bringen. Leipzig, am 17. April 1882. Der Schulausschufl der Stadt Leipzig. I»r. Panitz. Lehnert. ie gelangten Beschwerden Anlaß bieten, die Abhilfe aus ad' nimstrativem Wege zu schaffen suchen. Gleichzeitig wird sie edoch die dabei gewonnenen Erfahrungen benutzen, um die Frage weiterer gesetzgebender Vorkehrungen in ernstliche Er wägung zu ziehen. In Ungarn wollen die von der Regierung in Scene gesetzten Demonstrationen gegen den deutschen Schul de rein noch immer nicht zur Rübe kommen. Tic Agenten de» Herrn v. TiSza sind im ganzen Lande thälig und da ie reichlich mit Geldmitteln versehen, so kann cs selbstver ständlich auck nicht an „Erfolgen" zu Gunsten der Herren Magyaren seblen. So haben zwei ,cnor Agenten in dem ober-nnganschen Städtchen Gvlniczbanya, das namenllich von AergwerkSarbeitern bewohnt ist. eine gegen Len deutschen Schutveeein gerichiete „Volksversammlung" zusawmengclrom- melt, dw von »twa dreißig deutschen Grubenarbeitern und mehr als 200 Magyaren aus den untersten Volksschichten besucht war. Ein großer Theil der letzteren gab sich, bezeichnend genug, als Deutsche au», wahrscheinlich, um sagen zn können, daß die Versammlung überwiegend au» Deutschen bestanden habe. In vier Kneipen der Stabt erhielt jeder Besucher der „Volksversammlung" 1>/, Liter Gratis wein und drei Stück Cigarren! — Wer beide- bezahlt, dar über konnte man nicht» Zuverlässiges erfahren. ES ging war das Gerücht, der Bürgermeister und einige patriotische Honoratioren wären so freigebig gewesen. aber der vürgermeisicr stellte auf Befragen jene Behauptung cnt- 'chiedcn in Abrede. Am Morgen vor der „VolkSver- ammtung" waren an den Straßenecken anonvme Placate angektcbt, welche besagten, daß jeder „patriotische Thcil- nehmer" an der Versammlung in dieser und jener Kneipe 1'/, Liter GratiSwcin und drei Cigarren erhallen werde. Und da» bestätigte sich auch wirklich. Die GratiS.zeckcr be kümmerten sich aber wenig, wer Wein und Cigarren bezahlt hatte. Sie tranken und dainpsken eben daraus loS. — Auch in Wersch etz in Sükungarn hat eine ähnliche „Volksocr- ämmlung" stattgefunten. Vor derselben ward gleichfalls wacker gezecht und zwar aus Rechnung eines benachbarten Gutsbesitzer», der notorisch zur Regierungspartei zählt. Ter betreffende Herr fükrl zwar allerdings einen deutschen Namen, betrachtet sich aber stets als „Stockungar". Er soll nur allein ür GratiSwein über 300 Gulden bezahlt baden, was bei der Billigkeit des Weine» in jener Gegend aus einen ganz unge wöhnlichen Verbrauch schließen läßt. Die Skobelesf-Asfa ire hat soeben ein interessante» Nachspiel gehabt, welche« den unverkennbaren Beweis für den Ernst liefert, mit dein der Kaiser Alexander diese Angelegenheit beurtheilt. Der russische ..RegicrunaSanzcigcr" veröffentlicht nämlich einen kaiserlichen Besehl. weicher allen Mititairpersonen verbietet, öffentlich politische Reden zu hatten oder öffentlich Kritik zu üben, die nicht dem Geist der DiSciplm entspreche. Gleichzeitig wird eine frühere Anordnung bestätigt, wonach auch den Beamten des KriegSrcffort» ver boten bleibt, ohne Genehmigung ihrer Vorgesetzten irgend welche Drucksachen zu veröffentlichen, welche aus die inneren oder äußeren Verhältnisse de» Auslandes Bezug haben. — Nun nimmt man zu diesem Erlaß di« Thalsache hinzu, daß Skobcleff aus seine Güter verbannt worden ist. so zeigen diese Vorgänge, daß da- Gegengewicht de» Grasen Ignatlkf nicht mehr groß genug ist. um die „Westler" davon abzu halten. den Deutschen und Oesterreichern die ihnen gebührende Genugthunng zu geben. Ist derselbe einstweilen auch noch ziemlich schwach, so läßt sich der gute Wille dennoch nicht ver kennen und die« genügt schon, um die Gefühle de» Mißver gnügen« einigermaßen zu verscheuchen. Daran».daß kicseGenug- rhuung übrigen» erst jetzt erfolgt, ineinemMomenle. in welchem man anscheinend nicht ohne Grund von der Erschütterung dee Stellung de» Grasen Ignalirss spricht, scheint die Bestätigung diese» Gerüchte» hervorzngehcn. Eine Corre- spondenz versichert übrigen» ganz bestimmt, daß da- Gerücht aus Thatsacben berube und fügt hinzu, daß zwar noch Wochen vergehen konnten, eh« sich diese Angaben verwirklichten, daß aber— wenn nicht etwa außerordrntstche Ereignisse dazwischen- treten, der endliche Rücktritt de» Grasen Ignatirfs unver meidlich sei. Unter Ander»» soll Gras Ignatirfs durch seine Maßregeln gegen die Juden, die bi» in die höchsten Kreise der russischen Aristokratie schlechten Eindruck gemacht, selbst seine Stellung erschüttert haben; denn sie wurden at» Anlaß zu neuen Gährungen. a>» neuer Zündstoff sür den RihiliamuS betrachtet. Der Rückschlag habe auch einen deutlichen Au-druck darin gesunken, daß da» Ministercomil» den Entwurf eine» von dem Grasen Ignatirfs befürworteten neuen Gesetze» gegen die Juden zurückgewiesen habe. Ueber den Inhalt der erwähnten Trubnikoss'schen Schrift: „Deutsche und Jesuiten in Rußland" wird folgende» Nähere mitgekheilt: AanLchst «ird Skobelrss vcrthridlgt und gesagt: „Man muß mit Graeral Sko'.'rless darin üdereinstimmen, daß nur ui>» von de» Erke SMl^e rorlbildungsschüle sür Knaben. bonntag, den 23. April, Vormittag» '/,11 Uhr. findet rin Fest» actus zur Feier de» Geburtstage» Lr. Mas. de» König« Albert von Lachst» im Saale der Drille» Bürgerschule statt. Zu dieser Feier ha den sich die Schüler der Llasscn 21, 23, 25, 26. 28, 29, 30, 33, 34 und 36 einzufinden. Im Namen de» Lehrerkollegium» ladet ergebenst ela IV. l-llnebwauu, Dtrector. Btkannlmachnng. Wir beabsichtigen, die AuSsilhrung verschiedener Pflasterarbettru an einen Unternehmer zu vergeben. Die hieraus bezüglichen Bedingungen liegen im hiesige» Gemeinde- amte zur Einsichtnahme au« und wolle man Offerten ebendaselbst verjiegelt mit der Ausschritt ..PssasterungSarbrüen" bi« zum 8. Mai diese» Jahre» einrrichen. Gohli», am 20. April 1883. Ter Genietuderatt. Paulus, G.-Brstd. Deutschen nicht ander- befreien können als durch Betonung unsere« starken nationalen Bewußtsein» und mU dem Messer ln der Hand!" Nachdem sodann auSclnondergescSt worden ist. daß auch olle» fiuan- liclle Elend Rußlands von den Deutschen herstammt und daß erst n den letzten 20 Jahrei, etwa vier Milliarden Francs, welch« tigern- lich Rußland zukamcu, nach Deutschland gewandert sind, heißt eS: „Bisher dachten wir. daß wir ohne Deutsch« überhaupt uutrrgehen müßten, und wer sollte da» eigentlich nicht »och denke»? In der Ossi ierSliste wimmelt eS von Deutschen, in der St. Petersburger Akade mie der Wissenschaften — Deutsche: i» der früheren drillen Abtheilung — Deutsche; endlich die wichtigsten Posten in der Diplomatie — Deutsche. Gewiß ist, daß sich unter Jenen viele bereit» russifictrte Deutsch« befinde», dafür eristiren ober auch, uud vielleicht noch mehr, Russe», welche deutsch denke» und handeln." Nunmehr werden die Deutschen als Unterdrücker d«zReligion nod de< Glaubens bezeichnet und u. N. gesagt: „Die chinesische Mauer aus ktahlbronze, welche au« den Geldern der französischen Kriegseoniribntlo» errichtet ist. ha» nur den Zweck, die aus die Kultur gegründet« christliche Welt mit Zerstörung zu bedrohen." TS ist nicht möglich, alle derartigen, an Blödsinn streifenden Stelle» wörtlich aniusühre»; wir erwähne,, nur noch den Schluß de- ersten EapitrlS. Derselbe kautet: „Mache Platz, russische- Volk, der Deutsche kommt. — Der Verschlagene und Intrigant? — Derselbe." Die folgenden Lapttel find der Auseinander» ctzunq gewidmet, wie der Deutsche schuld sei na dertm Volke herrschenden Erbitterung, an der Ausbreitung de« Nihilismus, an dem immer stärker, auftretcnden Wucher, an den» durch die Herrschaft der Bureaukrati« verursachten Schade», überhaupt au jeder Art von in Rußland vor- handeueu Schäden; ferner, daß die russische auswärtige Politik da- durch, daß ein Deusscher dieses Ministerium verwalte, von Deutlch. lond abhängig sei, und daß „die deutsche Lüge — da« Product de« deutschen LocialiSmu« — Glauben, Gesetz. Ordnung, Familien-, ge sellschaftliche« und staatliches Leben zerstöre". Da» letzte Capitet ist gegen die Jesuiten in Rußland, weiche natürlich mit den Deutschen in Zusammenhang ge bracht werden, gerichtet. Au» Petersburg wird telegraphisch gemeldet: General major Fcodorow, der früher die Oberaufsicht im Winter- palai» führte. übcrnahni sür die Bezirke Peter-burg und Moskau dieselben Functionen, die General Slrclniww in Kiew und Odessa halte. Der General-Procurator Muraw« jew wurde telegraphisch von seiner Urlaubsreise zurückbrrusen und tras hier ein. Dagegen ist Lori» - Melikow noch nicht angekommen. Tie Schweizer Regierung gebt bekanntlich mit der Idee um, eine »iternationale Regelung der Arbeitervcrhältuiffe, ein internationales Fabrikgcsctz, anzubahnen. Sic ist hierzu veranlaßt worden theils durch die scgenSreick,« Wirkung ihre« FabrikgesctzcS, theil» durch die Klage», welche die Fabrikanten der Schweiz über die Erschwerung der Concurrcnz durch die beschränkenden Bestimmungen de» FabrikgesctzeS über den NormalarbeitStag, die Frauen» und Kinderarbeit, die Haft pflicht und dergleichen erhoben haben. So regte denn die Schweizer Regierung im vorigen Jahre bei den Mächten Unterhandlungen wegen Vereinbarung eine» internationalen Fabrikgrsetze» an, indem sic zunächst durch ihre Vertreter im Auölande in vertraulicher Weise Erkundigungen darüber ein- zichen ließ, welche Ausnahme ein Vorschlag üecr mternationatc Regelung einzelner Puncte der Fabrikgesetzgebung sinken möchte. Wie die „Boss. Z." meldet, ist die Mehrzahl der Staaten nicht abgeneigt, in Verhandlungen wegen internatio naler vertragsmäßiger Feststellung gewisser dir Fabrikgesetz gebung betreffender Grundsätze rmzutrrten, wen» zuvor die Puncte bezeichnet werden, aus welche sich die internationale Regelung beziehen soll. Die deutsche Rrich-regierung dürste zwar die Anregung der Schweizer Regierung sympatisch aus genommen haben, jedoch den gegenwärtigen Zeitpunkt, wo sie im Begriff siebt, wichtige Puncte der sorialen Frage aus dem Wege der Gesetzgebung zu regeln, nicht sür geeignet batten, bezüglich dieser Puncte an einer internationalen Regelung mitzuwirkcn. Der BerfassungSconslict. der nun seit bereit» nahezu sieben Jahren in Dänemark einen Zustand völliger Zer- sahrenbeil hervornist, wird auch in dieser Session der Lande»- Vertretung nicht zur Beilegung gelangen. — Tie früher ge hegte Hoffnung, daß e» gelingen werde, zwischen beiden Häu sern einen Ausgleich berbeizusühren, scheint trügerisch zu fein, nachdem da» l^berhau» die von der Abgeordnetenkammer ge strichenen Budgetposten wieterhergestelll oat. In Folge dieser Maßnahme ist da» Budgetgesctz an da» Abgeordnetenhaus zurückzetangt, da» seinerseits die früher beschlossenen Streichun gen aufrecht hält. — Nach einer fünfstündigen Debatte ia dritter Sitzung beendigte da» Folkelbing die vierte Budget- behandtung. Die vrn der Linken vorgenomnienen Streichungen und Aenkerunqen wurden mit 63 und 6? gegen 25 Stimmen genehmigt. Die Folge wird also auch die-mal wohl wieder ein budgetlese», d. b, vrrsassung-widrige» Regime sein. Wie diesem jedenfalls böchst bckiagen«werthen Zustande rin Ziel gesetzt werden könnte, wenn nickt aus beiden Seiten Nach, giebigkeit gezeigt wird »st einstweilen «ine nickt zu beaot- wortende Frage. Gladstone'S Himmel muß voller Geigen hängen oder
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