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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188206055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820605
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820605
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-06
- Tag1882-06-05
- Monat1882-06
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. tr»«cti«n »n- Lrurlltion Iohamiesgasse 33. Hirrchkundkn der Nrdarlioa: vormittag* 10—12 Uhr. Nachmittag* 5 6 Uhr. D» m WM»»»« n»,«1»nttkr M«»uicn»l, »acht I da Ket«clc«> »utl »«rimtiich. ciMger 8i«s»»«t »er für Sie «i«bftfql,end, Kummer »estimmten Inserate m, G»chea»a,r» tis 3 Uhr Nachmittags, «, r»aa-»«» Srsttagr« früh bi» 'i,S Uhr. Zn -kn ckilialrn für Ins.-Ännahme: Ltt» Ult«», UniverfitätSstraße 21, LsuiS Löscht, Kaidarinenstraßc 18, p. »nr -t« '/,3 Uhr. Anzeiger Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage L7,SO«. Adonnrmrntspreis vierikij. 4'/, Mk^ incl. Bringerlobn ö Mk., durch die Post bezogen 8 Mk. Jede einzrinr Z'tummer 2L Pf. Belegeremplar 10 Pf. Gebühre» für Extrabeilage» ahne Postbcsörderung 30 Mk. m»t Postbeiörderung 43 Mk. Inserate l-qesvalrene Rctitzeile 20 Pf. Gröbere Schrine» laut »»jerem Preis- verzeickiniß. Tabellarischer Sa» »ach höherem Tarif. Nrriamrn unter den Nedacttonsllrich die Svatlzeile M Pf. Jmerate stns ners an d:e (rxpeSition zu senden. — lliabatt wirb nMn gegeben. Zahlung praeumn-ra:,»» oder durch Post» Nachnahme. ^15«. Montag den 5. Juni 1882. 16. Jahrgang.. Amtlicher Theil. Marnitmachnng, hie a« 3. Juni 1883 vorn« nehmende Berufs zahlung betreffend. In Folge deS ReichSgesetzeS vom 13. Februar 1882 ist im deutschen Reiche 'am 5. Juni d. I. eine allgemeine Bc- nisSzählung vorznnebmcn, welche sich auf den Stand der Mitternachtsstunde vom 4. znm 5. Juni bezieht und alle orlSanwesenden sowie die vorübergehend abwesenden Personen die landwirthschaftlichen und die gewerblichen Betriebe umfaßt. Wie frühere Volkszählungen wird auch diese Erheonng im Wesentlichen mit Hilfe freiwilliger Zähler aus allen Ständen der hiesigen Einwohner bewirlr werden. Diese Zähler sind zu vorschriftsmäßiger und gewissenhafter Wahr nehmung ihres Amtes verpflichtet worden und durch den Be sitz der von unseren, statistischen Bureau auSgegebenen mit dem Namen des Zählers versehenen und abgestcmpclten For- unilarinappen legitiinirl. Die Zähler werden in der Zeit vom 1. bis zum 4. Juni d. I. jeder Haushaltung und jeder allcinlebenden. nicht an einer ankeren Haushaltung Theil nehmenden selbstständigen Person eine HauöbaltungSliste (X.) und eine Anleitung zur Ausfüllung der Zählsormulare (6.) auShändigcn, sowie jedem selbstständigen Gewerbtreibende», sofern derselbe in seinem Gewerbe noch andere Personen oder ein Triebwerk verwendet, eine Gewerbekarte (v.) und zwar dann, wenn Wohnung und GcschästSlocal sich nicht in dem selben Grundstück befindet, eine Gewcrbckarle in der Wohnung und eine solche im GcschästSlocal. Jeder HauShaltungSvorstand und jeder Gewerbtreibende der vorbezeichncten Art, welcher am 4. Juni Nachm. 2 Uhr noch nicht in den Besitz der nöthigcn Formulare gelangt hin sollte, hat bei Vermeidung einer Geldstrafe von 5 ^ bis 5. Juni Vormittags vor 12 Uhr Formulare in unserem statistischen Bureau (Stadthaus. Obstmarkt 3, ll.). welchem wir die Ausführung der Zählung übertragen haben, abzu- hnlen. Die ZLHlbogen und Gewerbekarten sind nach Maaßgabe der aus denselben ersichtlichen Instructionen und nach der An leitung (6.) auSzusükleu, durch Unterschrift zu be- ststcnugen und vom 3. Juut Mittags 13 Uhr an zum Abhole« bereit zu halten. Sollten dieselben bis 6. Juni Abend- nicht abgeholt worden sein, so sind dieselben bei Ver meidung der oben angedrohtcn Strafe am 7. Juni an das statistische Büreau zu senden. Die Zähler werden die Listen am 5. Juni Nachmittag- bczw. am 6. Juni Vormittag» abholea und an Ort und Stelle auf ihre Vollständigkeit und Richtigkeit prüfen. Zu diesem Zwecke sind die Listen ivon dem Ha«Shalt»agS- vorstaode oder dessen Vertreter womöglich persönlich, nicht aber durch die Dienstboten. Innerhalb der Wohnungen bezw. GeschästSlocale zu übergeben. Bei der großen Wichtigkeit, welche die Berufszählung für die künftige RetchSgesetzgebung haben wird, rechnen wir daraus, daß alle Einwohner unserer Stadt die erforder lichen Angaben vollständig und gewiffenhaft machen und auch den Zähler«, welche als Organe der Behörde anznsehen sind, das im öffentlichen Interesse übernommene Vhreaamt möglichst erleichtern werden. klebrigen- enthält tz 5 des ReichSgesetzeS vom 13. Februar >832 folgende Bestimmung: »Wer die aus Grund diese» Gesetze- an ihn gerichteten Frage« wissentlich wahrheitSwidrtg beaatrvortet oder diejenigen Angaben zu machen verweigert, welche ihm nach diesem Gesetze und den zur Ausführung desselben erlassenen und bekannt gemachten Vorschriften obliegen, ist mit Geldstrafe bis zu dreißig Mark zu bestrafen." Leipzig, den 1. Juni 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Hasse. Vekanntmachllilg. Die am 31. Mai d. I. zum Beile» de- Theater» PenfionS-FondS statlzesundene Vorstellung hat eine Ein nahme von 1012 70 ^ ergeben, waS wir hierdurch mit dem aufrichtigsten Dank für daS unserer Anstalt gewährte Wohlwollen zur allgemeinen Kenntniß bringen. Leipzig, am 3. Juni 1882. Der DerwaltungSanSschust deS Theater-PcnsionS Fond». Vekanntmachung. Die Instruction für die Ausführung von Wafserrohrleitungen und Wafferaulage« in Privatgrnndstüeke« vom l. Juli 1880 enthält in tz. 3 jolgcnde Vorschriften: „Jede in einem noch nicht mit Wasserleitung ver sehenen Grundstücke auözusührend« neue Anlage hat der damit beauftragte Gewerbtreibende vor Inangriffnahme bei der Stadtwasserkunst durch Antragsformular auzumeldcn. Die Wasserkunst bestimmt die zulässige Anzahl der WafferauSslüsse, al» Küchenhähne, Bade einrichtungen. Waschbecken. ElosetS, Waschküchen, Ständer Garten- und Sprenghähne. Auf die zu Abgabe von Bauwaffer bei Neubauten benutzten Leitungen findet Vorstehende» insofern gleiche Anwendung, als der Wasserkunst Anzeige zu machen ist, wann die Leitung im neu erbauten Hause weiter geführt werden soll. Tie Zulassung deS Wasser» erfolgt unter Aussicht der Wasserkunst wie bei Neubauten. Jede Erweiterung oder Veränderung an schon be stehenden Privatleitungen ist der Wasserkunst, wie bei Ncuanlagen, vor Inangriffnahme durch AntragSsormu lare anz,«zeigen. Ausgenommen sind nur gewöhnlich Reparaturen. Der auSsührende Gewerbtreibende darf erst dann »it den Arbeiten beginnen, wenn er daS von der Wasser Imist genehmigte Antragsformular zurückerhatten hat.' Nach §. 16 dieser Jnsrruction sind Zuwiderhandlungen mit Geldstrafe» bi» in 73 Mark zu ahnden. Die vorstehenden Vorschriften sind von den mit Erlaubniß zur SuSsührung von WasierleitungSanlagen versehenen Tech nikern und Handwerkern nicht immer befolgt worden, viel mehr hat man sich erlaubt, namentlich in angeblich dringlichen Fällen, eigenmächtig Veränderungen an den Wasserleitungen vorzunehmen und entweder gar nicht oder erst nachträglich sogar ohne Benutzung deS vorschriftsmäßigen Formular-. Anzeige zu erstatten. W>r bringen daher obige Vorschriften zu strengster Nach achtung hierdurch in Erinnerung und werden Zuwiderhand lungen gegen dieselben, sowie gegen andere Vorschriften der gedachten Instruction, oder gegen sonstige aus die Wasser leitung bezügliche Bestimmungen unnachsichtlich bestrafen. Leipzig, am t. Jnni t882. D«r Rath der Stadt Leipzig, vr. Georgi. Milisch, Ass. Wegen Betheiligung der Herren Beamten bei der Berufs zählung bleiben die Geschäfte der Sparraffe für Montag, den 3. Juni a. c, auSgesetzt und können die sur dielen Tag bei derselben ge kündigten Beträge schon Sonnabend, den 3. Juni e. in Empfang genommen werden Die Geschäfte dein» Lethhanse hingegen er leiden für diesen Tag keine Unterbrechung. Leipzig, den 3l. Mai >882. DcS RathS Deputation für Leihhaus und Sparcaffe. Delranntmachung. Bei der hiesigen Gasanstalt ist die mit einem jährlichen Gcbalte von 2100 dotirte und mit Pensionsberechtigung versehene Jnspectorstclle neu zu besetzen. Geeignete Bewerber, welche sich durch Zeugnisse über den erfolgreichen Besuch eine» Polytechnikums oder einer höheren Gewerbeschule auSzuweisrn vermögen, wollen ihre Gesuche bis zum 15. Juni d. I. an unsere Nuntiatur, Rathhau» 1. Etage, richten. Leipzig, am 26. Mai 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. vr. Wangemann. LekLuntmachimg. Die Herstellung der nnleren Strecke der östlichen Bor- flnthschlruße, sowie die lteberwöllung der Nietzschkc daselbst soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RathhauS, Zimmer Nr. 14 au» und können daselbst emgrsehen resp. entnommen werden. Bezüglich« Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Ban der östliche« Dorfluthschleuße, I. Strecke" versehen ebendaselbst und zwar bis zum irr. Iunl, Rachmittag» 3 Uhr einzureichen. Leipzig, am 2. Juni 1882. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Depntatton. Vcnutzllng der Königlich SSchs. Alters- rentenbank zur Ardeiter-Verfichcrung. Bon der Verwaltung der König!. SSchs. AltcrSrentenbank sind der Handelskammer eine größere Anzahl Prospekte dieser Anstalt mit dem Ersuchen zngcstcklt worden, „sich im Interesse deS Institut» und der Arbeiterkreise der Verbreitung derselben in den gewerblichen und industriellen Kreisen, soviel die Inhaber größerer Etablissement« anlangt, namentlich zu deren Weiterbeförderung an ihre Arbeiter, zu unterziehen." Diejenigen Arbeitgeber, welche von der Einrichtung Gebrauch zu mache» geneigt sind, können den Prospect aus dem Bureau der Handelskammer, Neumarkt 19, I., in Empfang nehmen. Auch ist der minniterzelchnete SecretSr zur Erthcilung näherer Auskunft bereit. Leipzig, den 2. Juni 1882. Der Vorsitzende der Handelskammer. vr. Wach-m» th. vr. Gensel, 8. Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen Kürschner nud FLrber Johann Karl Gottfried Beckmann ans Danzig, welcher flüchtiaist, ist die Untersuchungshaft wegen Verbrechens gegen 88- 209, 212 R.-L.-O. verhängt. ES wird ersucht, denselben zu verhaften »nd in da» Eentral» Gcfängniß zu Danzig, Schiebstange 9, abzulicfer». Beschreibung. Alter: 31 Jahre, Größe: b Fun'6—7 Zoll, Haare: dunkel, Stirn: frei, Augenbrauen: dunkel, Bart: dunkelblond, halbkurz, geschorener Lollbart, Gesichtsfarbe: blaß, Sprache: deutsch. Gestalt schlank. Danzig, den 1. Juni 1882. Der llnlcrsuchnnsSrtchter bei de« Königlichen Landgerichte. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 5. Juni 1882. Am kommenden Dienstag tritt der Reichstag zur Fort setzung seiner Arbeiten wieder zusammen. Zunächst wird die Zolltarifnovellc zur zweiten Lesung gelangen, wobei eS über verschiedene Einrelheitcii zu hartem Kamps kommen wird. Ende der Woche wird alsdann voraussichtlich die Entscheidung über die Tabakmonopolvorlaae getroffen werden. ES stehen also gleich von Anfang an sehr wichtige Verhandlungen bevor: neuerding» glaubt man auch wieder der Anwesenheit de» Reichskanzler» bei wichtigen ReichStaaS- sitzungen entgegensehcn zu dürfen. Im höchsten Grade be dauerlich wäre eS, wenn die ohnehin schwierige Geschäftslage deS Reichstag» durch wiederholte Bcschlußunsähiqkcit noch mehr erschwert würde. In der Thal sind ja die Ansprüche, welcks« an die Arbeitskraft der Abgeordneten gestellt werden, in diesem Jahre ganz außerordentlich groß. Indessen wollen wir von der Hingebung und Pflichttreue der Volksvertreter hoffen, daß sie da- Opfer eines bi» tief in den Sommer hinein ver längerten Aufenthaltes in Berlin bringen werden. Insbe sondere möchten wir die Vertreter der liberalen Parteien ermähnen, vollzählig am Platze zu sein. Mehr al- höchsten» drei Wochen wird man jedoch dem Reichstag nicht znmuthen können auSzuharren. Wieviel an positiven Früchten in dieser Frist einzuheimsen gelinge» wird, läßt sich heute noch nicht übersehen. Bekanntlich wünschte man von türkischer Seite außer den erbetenen preußischen Instrukteuren für die Land armee auch einige höhere Osficierc der deutschen Kriegs flotte zu erhallen, um die türkische Marine reorgani» sircn zu Helsen. Bei einer vorläufigen Anfrage in dieser Sache soll man in Berlin eine abschlägige Antwort er hallen haben. Unsere junge deutsche Kriegsflotte hat selbst noch kaum ihren vollständigen Bedarf an Ofsiciercn befriedigt, und diese sind bei den ungemein häufigen mehrjährigen See reisen und den langen Stationen unserer Kriegsschiffe in lernen Meeren unausgesetzt in einer so angestrengten Tlrätig- keit, daß sie nicht füglich entbehrt und für Dienste im Aus lände beurlaubt werden können. Wenn man sich erinnert, daß wir 1848 bei der ersten Gründling der deutschen Kriegsflotte die höheren Ossicicre a»S England. Schweden, Belgien und Griechenland nehmen mußten, und noch bei der ersten größeren preußischen Expedi tion nach Japan rin srübercr schwedischer Ossicicr, der Capitain Sundwall, dieselbe befehligte, da keine deutschen Seeosficiere dazu vorhanden waren, wie auch die ersten größeren Kriegsschiffe unserer Flotte, die Panzerschiffe „Fried rich Karl", „Kronprinz", „König Wilhelm" und die Eorvcttcn „Victoria" und ,.Augusts" nothgcdrungen aus englischen und französischen Wersten erbaut werden mußte», während jetzt die Türkei schon deutsche Marine-Ossicicre zu erbai.en sucht, und unsere einheimischen Werste nicht allein alle unsere schönen deutschen Kriegsschiffe vollständig liefern, sondern auch Ebina und andere Staaten ihre KriegSdampscr bei unS ballen lassen, so dürfen wir »nS über die ungemeinen Fortschritte, welche Deutschland in Allem, wa» sein Seewesen betrifft, in de» letzten Jahrzehnten gemacht hat, mit vollem Recht einer stolzen Freude hingeben. Tie Nachricht von dem Tode Garibaldi'S beherrscht die gesammte europäische Presse. Tie deutschen TagcS- organe betonen durchweg den edlen Eharakter des alten Frei heitskämpfers. Die „Norddeutsche Allgem. Zeitung" schreibt: „Garibaldi s Wafsenthaten, von der leicht entzünd lichen Phantasie seiner LandSlenle legendenhaft ausgeschmnckt, erwarben ihrem Urheber eine weit über die Grenzmarken Italiens hinanSreichende Popularität. Die internationale Revolution streute dem Manne Weihrauch als dem schneidigsten und erfolgreichsten Kämpfer für ihre Principicn. Für die Re gierung deS Königs Victor Emanuel wurde Garibaldi hin gegen eine fortlaufende Kette von Verlegenheiten. Daher die Ta« von ASpromonte und Mentana, für den Löwen von Eaprera zwei verhängnißvolle Daten. DaS Jahr 1866 führte Garibaldi wieder gegen Oesterreich inS Feld — ohne sonderlichen Erfolg. Südtirol erwies sich allen JnvasionS- versiicken der Garidaldi'schci, Freischärler absolut unzugänglich. Die Schilderhebung Garibaldi'S endlich zu Gunsten der französischen Republik wurde für ihren Urheber zu einer Kette von Enttäuschungen nach mehreren Seiten hin, wie sie auch der letzte Wafsengang deS alten Parteigänger» bleiben sollte. Die mit den zuiiehniendcil Jahren gleichen Schritt haltende Gebrechlichkeit fesselte den Beisitordeiien mehr und mehr an die Einsanikeil seines JnseldoniicilS, die er nur bei besonderen Anlässen mit dem Festlande vertauschte. Garibaldi'» letztes öffentliches Hervortrcten fand, wie man sich erinnern wird, gelegentlich der 600jähr>gcn Jubelfeier der Sicilianischen Vesper statt. Der Tod deö alten Freiheits kämpfers wird in ganz Italien als ein nationaler Trauerfall empfunden und begangen werden. — DieNativnalzeitnng" bemerkt: Wenn wir Deutsche dem italienischen Nationalhclden gerecht werden wollen, müssen wir einen Augenblick zu vergessen suchen, daß Garibaldi in dem deutsch- französischen Krieg höchst uiibcrusciier Weise gegen Deutsch land die Waffen führte und den Dank für Nom und Venedig mit einem Hausen von Landsknechten der Revolution nn» in Burgund mit Flintenschüssen zuzählte. Wir wollen indessen zugeben, daß eS keine unedlen Motive waren, welche Gari baldi damals die Waffen gegen unS in die Hand gaben; besondere Klarheit der Anschauung war überhaupt niemals seine Stärke. Hat er doch seinem eigenen Lande, daS er so schwärmerisch liebte, die bittersten Schwierigkeiten bereitet. So sehr überwogen indessen die vortrefflichen HerzenSoigcn- schaften Garibaldi'S, daß der bescheidenste Mann aus dein Volke sich ihm verwandt süblcn durste, wahrend andererseits die Trübungen, welche durch daS spontane, uneigennützige, zuweilen sogar alle VerstandcSrucksichten verschmähende Han deln deS Hingeschiedenen hcrvorgernscn wurden, nur den Sonncnfleckcn gleichen, ohne daß der lautere Eharakter Gari baldi'S dadurch die geringste Einbuße erlitten hätte..." — Wir geben schließlich noch die folgenden telegraphischen Meldungen: Rom, S. Juni. Zugegen im Moment de» Tode- Garibaldi'S war sein Sohn Menotti. Alle Theater unterbrachen die Vorstellungen, als die Todesnachricht bekannt wurde. Heute sind die Theater ge schlossen. DaS Parlament brräth heute über die Trauerseicrlich keilen und vertagt sich dann auf einige Tage zum Zeichen der nationalen Trauer. DaS morgen stattfindende VerfassungSiest, welches immer am ersten Sonntag im Juni gefeiert werden muß, wird wahrscheinlich durch ein besonderes Gesetz vertagt werden. Der Bürgermeister verkündet den Tod durch Maaeranschlag. Alle Lüden haben sich sofort geschlossen. ES verlautet, daß dem Parlament der Antrag emgerelchl sei, Garibaldi im Pantheon neben dem König bcizusetzen. Rom, 3. Juni. (Deputirtenkaiinner.) Der Präsident theilte der Kammer die Meldung vo» dem Ableben Garibaldi'S mit und hielt demselben einen warmen Nachruf. Die im Anschluß hieran von dem Präsidenten eingebrachten Anträge, betreffend die SuSpe». diruag der Sitzungen der Kammer bis zum 12. Juni, eine zwei, monatliche Trauer, die Entsendung einer Deputation nach Eaprera zur Theilnahme an der Begräbnißseicr, die Theilnahme in rorporv au den Feierlichkeiten in Rom und daS Anbringen einer Gedenk toscl in dem SitzungSsaale der Kammer wurden einstimmig an. genommen. Aus den Antrag deS Ministerpräsidenten TcprctiS wurden ferner im Lause der Sitzung folgende Gesetzenlwürse an genommen, betreffend die Verschiebung der Nationalseicr auf den 18. Juni, die Bestreitung der Begräbnißkosten durch den Staat, die Errichtung eines nationalen Denkmals unter Mitwirkung des Staates und die Bewilligung einer Pension von je 10,000 Francs str dir Wütwe und jedes der jüns Kinder Garibaldi'S. Rom, 3. Juni. AuS allen Städten Italiens gehen Meldungen über Kundgebungen der allgemeinen Trauer über da- Ableben Garibaldi'S ein. so namentlich auS Palermo, Genua, Neapel, Mai land, Venedig, Verona, Bologna u. a. Tie Vcrkausstäde» wurden geschlossen, Lraucrsahnen ausgehißt und die Theatervorstellungen eingestellt. In Rom, Genua und Neapel blieben die Börsen ge schlossen. Allenthalben sind Subskriptionen für di« Errichtung eines Denkmal- eröffnet worden. Maddatrua, 3. Juni. Bei der Leiche Garibaldi'S versieht ein Pique« Marinesoldateu mit einem Osficirr den Ehrendienst. Man erwartet hier die Zusammenkunft der Kinder Garibaldi'S zur Ver brennung d«S Leichnams nach den Bestimmungen des Testament» des Verstorbenen. Letzteres ordnet außerdem an, daß die Asche in einer Porphyrurne in Eaprera verbleibe. Paris, 3. Juni, svoss. Z.). Gleich bei Eröffnung der Kam- mersitznng wnrde bekannt, daß die äußerste Linke beschlossen Ixibe, die Aushebung der Sitzung zum Zeichen der Trauer über Garibaldi'S Tod zu beantragen. Tie Rechte war demzufolge sehr ausgeregt und lärmend. Borriglionc, der Abgeordnete für Nizza, bestieg gleich beim SitzungSbeginn die Rednertribüne. Man »mdrängie >l:i, einige wollten ihn zurückhalte», andere eiferten ihn a»; er riß sich mühsam auS der Grnvpe los und begann: „Italien hat ei».» illustren Bürger und großen Patrioten verloren." Ruse von d.r Rechten: „er war eiu Italiener" »nd Händeklatschen von links her iinlerbrachen ihn. Großes Geschrei überlönte des Redner» Stimme, o daß er erst nach einigen Minuten fortsahrcn konnte: „Ich würde gegen alle meine Pflichten sündigen, wenn ich nicht meine Verehrung für Garibaldi auSspräche, der in Stunden der Noih unserem Lande beigesprungen ist." Boissn Dancla'S Zwischenruf: „Er hat uns ininttirt" und alsbald folgender groß-r Tumult verhinderten Vorriglione Wetter zu sprechen. Er verließ die Tribüne, aus die nunmehr Baudri, d'Asson sprang. Auch er kann sich im Lärm »ichl Gehör vcr- schaffen; man sieht ihn bloS wüihcnd gesiiculiren. De Lamezan ruft: „Erinnern wir unS nur, daß der lodle große Mann uns in der Slunde der Gcsahr seinen Arm geliehen hat; ich schlage allen Patrioten vor, die Sitzung auijulieben." Bandn, d'Asson daraus: „Ich fordere die Vorfrage I" Madier le Montjau erwidert: ,Hch versiehe diese Forderung nicht, Garibaldi war ein großer Patriot und ein Man» der Ausklärung." Mitten in anhaltendem Tuiniitt wird abgksliittiiit, die Kammer verwirft die Vorfrage und beschließt Aushebiliig der Sitzung mit dem Eingang» angegebenen Stimmen, verhättniß. Die Regierung enthielt sich der Abstimmung, die ganze Rechlc, daS linke CeiUrum und ein Theil der Gaiiihcilisten stimmten gegen die Aushebung. Nach derselben dauerten die erregten Dis kussionen unter den Abgeordneten noch eine ganze Weile sort. lieber die Verhältnisse der türkischen Armee wird der „Pol. Eorresp." aus Konstcintinopel geschrieben: Der nahe bevorstehenden Ankunft der deutschen Ossiciere wird in den milüairiichcn Kreisen Koiistanliiiopcls mit großer Spannung cntgcgcnacschen. Man fragt sich, ob die deutschen M»l- tairS in der Lage sein werden, etwas NenncnSwertheS zu Stande zu bringen, oder ob sie sich gezwungen sehen werde», hetmzukehren, ohne ibrer Mission gerecht geworden zn sein; den» daß sic sich da mit zufrieden geben sollten, dein traurigen Schauspiel, daS ihrer harrt, in passiver Haltung zuzusehen, vermag man vier nicht anzu- »ehmen. Tic türkische Armee ist zwar uiistreilig ausgezeichnet organistst und vermöge shrcrJnstriiction und DiSciplin allen andern socialen Elasten deS Reiches weit überlegen, aber seit dem letzten Krieg ist sic eine»» Unbehagen und einer Enlniuttiigung verfallen, deren Ursvruug in der bckiagenowerthe» Adi»>nistra1ionLweise O Smaii Paschas zu suche» ist. Tie noiorische Unfähigkeit OSman Pasä-aS >>> adn.i- nistrailvcr Hinsicht hat in der Ar,»ec schwere Verwirrungen hervor- geruscn. während ihm andererseits sein hisstiger Eharakter, seine schreienden Ungerechtigkeiic» und seine Abneigung gegen jede Reform da» Vertrauen und die Ziincigung seiner Uittergesetzten, vom gemeinen Soldaten bis zum Mufchir, für immer entzogen haben. Tie Mission der deutschen Ossicire wird gegen den stumpfeu Starrsinn Osman'S anzukämpsen haben und wahrscheinlich au demselben scheitern. Nur in dem einen Falle ist ein anderri AuSgang zu hoffe», wenn der Sultan, von den deulschen Ossiciere» über die Situativ» aufgeklärt, sich entschließe» wird,OSman Paicha bei Seite zu schiebe» und ihm allcnsalls eine Stellung zuzilweisen, in deren ünßercm Glanze er sich ionnen kann, ohne dem Lande weitere Wunden zu schlagen. Die deutsche militasrischc Mission kann der türkischen Armee die größien Dienste leisten, wenn sie die letztere von dem AnflüsuiigSkeime befreit, der ihr verhüngnißvoll zu werden droht. Ein Vorgang der letzten Zeit beweist übrigens, daß der Sultan fest entschlösse» ist, die Partei Jener zu ergreifen, welche ihm sreiinülhig die Wahrheit sagen. Der seil einiger Zeit dem KriegSministcrium atiachirte deutsche Intendanz-Lssficier hat, von dem Gedahrcii Oman Paschas znin Aenßcrsten getrieben, seine Demission verlangt. Ter Sultan, welcher sich von dem Ofstcier selbst über de» Fall genauen Vericbi erstatten ließ, hat demselben aber, weit entfernt davon, ihm.die Demission zu gewähren, sogar einen höheren Rang verliehen, wodurch auch «eine Gage gestiegen ist, und nn ihn zugleich daS Ersuche» gerichtet, dem Sulla», so vsl sich hierzu Gelegenheit diele, über die Ursachen der inültairischen Desorganisation Mittheilungen zu mache, Bisher war man allgemein der Neberzengung, daß der englisch: Gciieralconsul in Eczerum, Major Troiter, von semer Regierung specicll mit dem Studium der armenifchen Frage betraut worden sei. Zur Stunde scheint aber Major Trotler sich lediglich mit den Unter handlungen in Betress der Smyrna QuaiS zu beschästigcn. Als die UnlernchmuiigS.Gesellschast mil dem Bau dieser Quais begann, wurde festgesetzt, daß 100 PicS für die Schifffahrt srci bleiben sollen. Die Pforte richtete nun an die englische Regierung dos Verlange», daß diese Uiilerbrechung der Evnliniiiläl dadurch gcdccki werde, daß an Stelle der Erlaubniß kostenloser Landung der Schisse eine Herab setzung deS allgemeinen Tarife» trete. Die englische Negierung ftiniinlc dieser Forderung zu; da die Unternehmung-' Gesellschaft aber d.n Tarif nicht in dem gewünschten Maße herahsetze» wollte, sorderi- Eiigland, daß die 100 PicS de» Quai» niedcrgcrlssen und der frühere Stand wieder hcrgcslclli werde. Major Trailer, der die Frage an Ort und Stelle studirle, erkannte nun, daß die geschilderte Schwie rigkeit daher rühre, daß der Gesellschaft die Nlwnießuiig der Quai» nur 38 Jahre lang zustclic, nach wil-vei» Zciiianmc die Quai» in» Eigenthlini der Psoric übergeben. Da die Gcsclsschasi der Psvrle ohnehin 12 Proc. ihrer Einnahmen abzusühre» hat, ist i>e begreif licherweise nicht in der Lage, große Rednciioneil im Tarife zu ge währen. Major Trotter hat der Pforte den Vorschlag unterhreiiet, die Bedingungen de» »lehrerwähnlen Uebcreinkommens zu modisi- ciren; der Sulla» scheint aber zur Annahme dieser Proposttivu nicht geneigt zu sein. Der Stand der eczyptisckcn Frage ist unverändert, lieber da« Eonscrcnzproject erfahren tvir, daß dasselbe unabhängig von dem noch nicht beendeten tvestmächttich- türkischen Cchristcmvechscl zwischen den Eabinclen erörtert wird und sich, ohne daß bisher eine Entscheidung gefaßt in. noch in dem Stadium der Vorbesprechungen befindet. In welcher Weise daS positive oder negalive Ergebnis; der Ent senkung eines türkischen Eoinmissars »ach Alerandrien ans daü Schicksal deS EonsercnzvorschlageS znrückwilken könnle, bängt eben von der weiteren Entwickelung der Dinge ab. — Wie noch auS Konstantinopcl gemeldet wird, ist eine Antwort aus dio letzten Ervssiinngcn der Weüniächle »och nicht ersolsst und dürste sich dieselbe wahrscheinlich nnr, nach dem dcnncch die Entsendung des türkischen EeminissarS nach Alerandrien vor sich gegangen, aus dio Anzeige, daß dicö ge schehen ist, beschränken. Entsllicidllugeil -cs Ucichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) Mehrere Cigarrenarbeiter in Dresden hatten vor der NcichStagSwaht einen Wahlaufruf verilicill und verbrcilct, in welchem unter andcrcn entstellten Tbatsachcn folgende Behauptungen ansgesiihrt waren: 1) eS bestehen im deutschen Reich Gesetze, welche den Großen begünstige» »nd den Kleinen schutzlos lassen, 2) bei Erlaß de» Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen ker Socialdeniokratic haben kie gesetzgebenden Factoren lediglich da» Ziel verfolgt, zu vcr bindern, daß die bestehenden schlechten Gesetze und die verderbliche Wirkung des Großcapitals beseitigt, dem Volke die Wahrheit verkündet und ihm die Mittel zur Rettung gezeigt werken»
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