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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.02.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188302087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-02
- Tag1883-02-08
- Monat1883-02
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.02.1883
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»lftftr 117'/.. iseoirt« Ä). - .-sc«. a a » s a v > tu «u 6 Z:Z 'LO I o , 0 , o ^ k >>^ o o '48 >i. 6 o -«v -1. 0 ,.«. II 70. «1. «I. s. M« ii«. ML Ivl, 9--K1 illl.il, I»17', Ul:-'« 17». lc VE L0 14. iic IkL .ic !1L. ei»-k'-dr. 77--', e-1e- Vi.O »bl NW »> 77. St.dl -SS» »rn IN?. -4 -üb NO-'. 4b. 77.iü I«. m.> I"«. «I, I I > «ein >18. eiiii —. N-i i 7.,.-«. tiikb>>-,ij> ei Wi rt öl lll,) SS . i ide. 1,0. 1«I»>«H7I out —. i,i» i.r>. »dr.!71. -ii»., i»> d-4-t RS j -ieirt t!7.:i -ett l.D wriii- 0 tten W.L . 47.WS »roi 1ll7. V«r.-. > 98.40. mbaril-n Oaliri-r > 119.60. Den locke klbeOnl- >7S 83', cm 187^ loeo 149 «L0 .4. ir cki«en 39.- .4 ) ^ per n»t-8«pl. lböl loco 1.40 o». r 122.-. »berief, t.) „ Mri- (Lnte, lullen. — » Iwpon Hm-ottr 1 Lallen :-1-2.11. ist heute exaadrie» ' ist von stau" kam > Dampfer -ardtnion' lorawall". hite Ltar Lheslcr", irg-omeri- Kew-Aork lhite Trev r-Damvftr r Luuard- ! Dampfer Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Netarlion und Lrprdition Johannesgaffe 33. Lprrchkundk» der Nrdaction: Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. St« NU«l»,d« culgcttLtirr M-nuIcr,»!» di« Ketacuou nichi »«»uitlich. apMer A»nah«e »er für die nSchftf«l,e«»e Nnmmer bestimmten Inserate aa Wachentagen bis ii ttln 'Nachmittag«, au Sonn- und Festtagen früh bi»'/,» Uhr. In drn Filialen für Ins.-^nnahme: Otto Klemm, UniversitSl-straße 21, 1!out» Lösche, Kalharinciistrabe 18, p. nur bi» ' ,8 Ubr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L7,»S0. Alronnrmrntbvreiü viertelj. 4'/, Nlk. üicl. Vringcrloha 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. I.Sc einzelne Nuuuner 20 Pj. Belegexemplar 10 Ps. Gedülii eu sür Extrabeilagen oiinc Postbe'ordrrung 39 Mk. mit Posidefordcrung 48 Mk. Inserate txzeft'alleno Pclitzeile 20 Pf. frühere Schriften laut unjerem Prei-. Verzeichnis!. Tabellarischer La? nach höherem Tarif. kleclamr» unter drin Nrdnrtionskrich die Lpaltzcüe 5V Pi. Inserate sind sleio an die trxprditio« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnemimei a»,Io oder durch Post« nachnalime. 3t). Donnerstag den 8. Februar 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanntmachung. Iin Anschluß an unsere Brkannlmachung dom 12. Januar dsS. I». dringen wir hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß wir betreff- der Besetzung der aeue« eagltsehra Pferde» etscnbahnwage« nachstehende Bestimmung getroffen haben: KLs dürfen m denselben an Fahrgästen nur ausgenommen werden: a. bi- zu 14 Personen im Innern de» Wagen- aus Sitzplätzen, d. » » 6 - ebendaselbst auf Stehplätzen, e. » « L » auf dem Vorderperron, ä. » » 4 » aus dem Hinterperron. Zwei Kinder unter je 14 Jahren sind hierbei für Eine Person zu rechnen. Leipzig, am 5. Februar 1883. D«r Rath «nd das Poli;eia«t der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Brelschneider. Henntg. Männtmachung. Die Lieferungen der zu den Schlcußenreparature» und Ergänzungen im Jahre 1883 ersorderlichen Materialien sind vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Bewerber deshalb hiermit ihrer Offerten entbunden. Leipzig, am 30. Januar 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trönvlin. äichoriu-. Dckaniitmlilhung. Auf dem städtischen SteinablagerungSplatze vor dem Dresdner Thor in Reudnitz sollen a« LS. Februar 1883, DorurtttagS S Uhr eine Partie Sandstein- und Hieaelbrocken, so kleine Stücke« Grantttrottoirpiatte« meistbietend und gegen sosvrlige Bezahlung versteigert werden. Die Erslryer dieser Gegenstände haben dieselben binnen 3 Tagen absahreu zu lassen und deshalb bi« nach Erfolg der Abfuhr« eine CanNon von 10 »4! zu hinterlegen. Leipzig, den 5. Februar 1883. De» Rath» Straßenbau-Deputation. Mere Schule flr Rit-chen. Die Aufnahmeprüfuugru finden Lonnakrn» den L7.Ue»r«ar «orgens 9 Uhr statt. Anher Papier und Feder sind die Michaeli-zeugnisse und etwa noch nicht eingelieserte Scheine mitzubringen. Die sür die zehnte Classe angcmcldeten Mädchen bitte ich an demselben Tage zwischen 3 und 5 Uhr in der Schule vorzustellen. Leipzig, den 6. Februar 1883. vr. IV. divläe»«. HoljverkSuk t» der königlichen Lbcrsörsterei Tödeiift ivahnftati«« Naumburg a/L.f. I. Schutzbez. TöSelist am Mittwoch, 14. d. Mt<., früh S Uhr, iu Jahn'« Hau« zu Frcyburg a,U.: 1) Distr. 2» 21 eichene Stämme mit ea. 61 Fm. 100 stärkere Weibduchenstämm«, 100 Rin. eichene »loben und Knüppel 60 » weißbuchene dergl. 2) Diktr. 22 80 Dt. schwächere Weißduchrnstämme, 3) Tistr. 2 1 600 St. birkene ReiMbe. II. Schutzbez. Tchlr»er«»a am Souaabead, 17. d. Mt«.. 9 Uhr früh ebenldaselbit: 1) Distr. »8 30 Rm. weißbuchene» klasternutzholz Ich » lang, b6 . weißbuchene Kloben «nd Knüppel dergl.. 2) Listr. i»8 103 Rm. weißbuchene Kloben und Knüppel »ergl. III. Schutzbez. Wil«dorf. Distr. Hain, Dien-ta-, KL d. MtS-, 9 Uhr, im wasthof zu kletnjena: 79 St. rolhbuchene Stämme «ii 8ch2S Fm.» 100 Rm. - klodeu und Knüppel. Frey bürg a/U., b. Februar 1883. Königliche Lberförfterei. Bekanntmachung. Krettag. den k. Kedruar 1881, 10 Uhr Vormittag«, ^ sollen im gerichtlichen Auction-locale, Liogäng von der Kleinen Burggaffe, eine Partie Poiamemeawaare», Lamahemden, Dorset», I Lindcrschürzeu, Zwicnhandschuhe, knöpft, div. Reste Barchent und Futterstoffe, kinoerstrümpse und div. andere Gegenstände öffentlich aa den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung versteigert «erden. Leipzig, den 6. Februar 18S3. Ltzt«r»«ch, Serichi-vollzieher. Loncnrsversahren. Nachstehender Beschluß de- großherzogl. sächs. kmt-grricht» zu Blankenhain in Thüringen: lieber da« Vermögen de» Hotelbesitzer« Christian Friedrich keil zu Berka a/Jlm wird heut« am 6. Februar 1883, Vormittag« 9'/, Uhr da« Loncur-verfahre» eröffnet. Ter Rechttamoalt vr. Schmidt zu Weimar «ird zum Lonenr«. Verwalter ernannt. Toncurtsorderuagea find bi« zum 4. April 1883 bei dem Gerichte auzumelden. E« wird zur Beschlußfassung über die Dahl eine« anderen Ver- »alter«, sowie über die Bestellung eine« Gläubigeraurschusft« und emtretendeu Fall« über di« in tz. 120 der Lonrursordvung bezeich. neten Gegenständ« — aus Montag den d. März 1883, Vormittag« 10 Uhr — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen aui Montag, den 30. April 1883, Barmittag« 10 Uhr — vor dem Unterzeichneten Gerichte, Si-ung-zimmer I. Termin anberoumt. Allen Personen, welche eine zur Concur-maffe gehörige Sache in Besitz haben oder zur Loncur-maffe etwa« schuldig sind, wird aulgegeoen, nicht« an den Gemeinschuldaer zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt. von dem Besitze der Sai und von den Forderungen, sür welche sie au« der Sach« abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Loacur«verwalter di« zum 3. März lÄ3 Anzeige zu machen. Gr-tzher,«glich füchflsche« ««tggertcht ,u vlgnientz««». Reinhard. wird hiermit öffentlich bekannt gemacht. Blankenhain, den 6. Februar 1883. Funck, Brricht-schreiber de« größt», sächs. Antt»ger1cht».' Nichtamtlicher Theil. Vas Lröliungsmanifeft Alexander'- NI. Zwischen Rußland« Kaiser und seinen Unterthanen herrscht it Jahrhunderten ein patriarchalische» Berhältniß; ver Ezar gilt den Ruffen al» Vater und dem entspricht die Empfindung, welche sie ihm enlgeqenbrinzen. Palastrevolutionen haben ja vielfach von Alter» her in Rußland gespielt, aber da» eigent» liche Volk ist davon niemal» berührt worben. Wenn ein Kaiser von Rußland ermordet wurde, so waren e» die Großen, welche solche Unthat begingen; da- Verlangen, die Macht an sich zu reißen, lenkte den Mordstabl aus die Brust der Herrscher. Selbst der Nihili»mu» hat an diesem ursprüng lichen Berhältniß zwischen Ezar und Bolk m Rußland nichi» zu ändern vermocht, der Grundgedanke ist noch derselbe wie zur Zeit Peter'« de» Großen, daß der Ezar zu gedielen hat über Leben und Tod seiner Unterthanen. E« ist de»halb schon manchmal die Frage aufgeworfen worden, ob e« denn wohl auch zeitgemäß und vor allen Dingen zweck mäßig war. daß Alexander II die Leibeigenschaft ausbcb. Hat er durch diese tiefeinschneltende Maßregel dem russischen Volke wirklich genützt, oder hat er nickt vielmehr dadurch ene Bewegung erzeugt, welche in ibrer Entwickelung verderblibe Folgen schuf und schließlich den Wobllhäler selbst vernichtet,? Wir stehen noch heute vor dem N>bili»mu» al» vor einem Räthsel, dessen Ursprung bi»her nicht nachgewiesen ist. Min bat oft die Verbannung nach Sibirien, die Willkür lkr Großen gegen ihre Untergebenen al» die eigentlihe Ouelle de- Uebel» genannt und doch ist bisher nah niemal» irgend welcher Nachweis geführt oder auch nur vr- suchl worden. Da» kommt einfach daher, weil ma» sich niht e»ngestehen will, daß Rußland sich noch in den Anfängen str Cultur befindet, daß seine Bevölkerung noch nicht reis ist pr die modernen Einrichiungen. welche in de» cvnsfttutionelbn Staate» de» übrigen Europa- sich seit nunmehr einem Jak- Hundert Eingang verschafft haben. Die Nihitsten haben ft<» al» Hauptforderung ausgestellt: Gebt un» eine Constitut-n und wir werden un« vorläufig zufrieden gestellt erklären, md sie hatten die frevelhafte Kühnheit, hmzuzufttzen: Wmn dieser Wunsch unerfüllt bleibt, dann hat der Nachsolger ftL gemortelen Kaiser» die Folgen zu tragen, dann mag er in- sehen. daß er vor dem tragischen Schicksal seines Later- oe- wahrt bleibt. Alexander IN. hat lange gezögert, bevor er die her kömmliche Krönung in Moskau, welche seine Vorfahren al» die eigentliche Weihe und Bestätigung der russischen Herrscher würde ansahen, in Angriff nahm. Da» kam daher, weit er noch keinen Boden unter den Füßen suhlte, weil er seine persönlich« Sicherheit viel ru sehr in Frage gestellt betrachtete, al» daß er einen so feierlichen Act, der ihm die ganze Fülle kaiserlicher Machtvollkommenheit «i»L erschließen sollte, hatte wagen können. Ein Jahr lang h< er in der Zurückgezogenheil in Galschina. gelebt »nd nu» sooradisch stattete er seiner zweiten Hauptstadt Petersburg Besuche ab, um doch hin und wieder em Lebenszeichen von ü » zu gebe». Dann gab ihm die Industrieausstellung in MoSk i die will kommene Gelegenheit, um auch dem Hauplsty d, LÜrusien- tbum«, der Hauptstadt seine« Herzens und sei, r Neigung einen Betuch abzustatten, und xr benutzte diesen lrchtzß, u», wenigsten« die vorläufige Huldigung seiner Getrei » entgegen zunehmen. Aber die Krönung, welche schon damal» vc Viele» er wartet wurde, kam nicht zur Ausführung, weil ie »it dem vollen Pomp in Scene gesetzt werde» sollte, wel « de« feier lichen Art «ebübrl und der ihm erst seinen >erttz i» den Augen der Bevölkerung verleiht. Ein» plötzl . gleichsam durch Ueberrumpelung zu Stande gebrachte K mrnq konnte nicht di« Wirkung auf die Ruffen haben, we ie ihr Iraks tionell zulommt, c» würde auch der träges Masse eine Ahnung davon ausgedämmrrt sei», daß die Later« den Sohn zu einer so außergewöhnliche» der Krvnu»z«serer veranlaßt habe. Alepa zicklete deshalb mit Reckt aus ein so gewa! fick in den Besitz der vollen Macht zu ihm Geburt und Herkommen verbürgen u den lindernden Einfluß der Zeit seine u kaffen. Der Empfang, welcher ihm von o«lau bereitet worden ist, ließ ihn erkennen una eranstaltung r III. ver- me» Mittel, welch« zog es vor, irkung thun Attruffen in laß im Grunde seit genommen noch Alle- beim Alten sei und daß ffr. fall« e» ihm gelinge, de» Nihili-mn- zu unterdrücken, al- «bsoluter Herr scher seine» «eiten Reiche« bei weiser Mäß,ung eine lange und gesegnet« Negierung führen könne. Der > da» haben die zwei Jahre, welch« nun bald seit dem Tod Alexander'» N. ' den sind, gezeigt, doch Rußland vor a m Dingen Rub« »lrichmäßigkrtt der Entwickelung Noth tbut, daß aber rseit» jeder willkürliche Eingriff in lese Entwicklung nur unheilvolle Folgen haben kann. ES se»e nicht an Lob rednern einer russischen Verfassung, ebenso > ie sich Lobredner für eine türkische Verfassung gesunden babci Aber nachdem man gesehen hat, welche Früchte die Freiheit Völkern getragen bat, die dafür noch nicht die erforderticke R ise besaßen, dann ist auch der Ruf nach konstitutionellen Ein, htungen für da russisch« Volk verstummt, da» noch vollauf «t der ihm wider seinen Dillen geschenkte» Aufhebung der iecbcigcoschast zu thun hat. Alexander IN. hat deshalb mit »nerkentzmßwerkhem Frei muth den Ruffen den Grund gerade ber-ttgesagt, der ihn abgehalten hat, dir schon längst erwünschlelkrönnng in Mo» kau. der allen Ezarenstadt, vornehmen z»i lassen: er wollte erst die durch die Ermordung seine- Väter» erzeugte Auf regung sich wieder beruhigen lasten. E» »Me auch wahrlich einen schlechten Eindruck gemackt, wenn sich der junge Kaiser gleich nach dem schrecklichen Ende seine» Vater» Hal» über Kops in die Krönung hincinbegcben hätte, e« konnle da» den Anschein erwecken, al» ob die Trauer im da- furchtbare Schicksal 'seine- Vater» ihn weniger beherrschte al« der Wunsch, möglichst bald mit der ganzen Machtvollkommenheit au-gerüstct zu sein, welche ihm seine Abstammung gewähr leistete. Gerade die Zurückballnng, welisft Alexander III. in dieser Beziehung beobachtet hat, mag n«tt wenig dazu bei- gelragen haben, ihm di« Herzen de» Volk« zu gewinnen und die Bestrebungen allmälig erlahmen zu lasten, welche daraus au»gingen. in Rußland einen Zustand aufzarichten, sür welch«» die Bevölkerung offenbar noch nicht die erforderliche politische Reise besitzt. Aber Kaiser Alexander hat in seine» Manifest nock einen andern Au«sprucb getban, welcher nilt blo« Rußland, sondern auch Europa intcressirt und daß ist der Wunsch, daß Rußland vor Gefahren bewahrt und daß ibm der Friede erhalten bleiben wöge. Wir haben schon lang« vorher, eh« Alexander IU. die Zügel der Regierunauber Rußland ergriff. >ewußt, daß er eine besondere Vorliebe Fr da» Altrnffentbum sitz«, aber daß ihm die Erhaltmiz de« Frieden» gleicher weise am Herzen liege, da» hat er erst bei diesem Anlaß in so klarer Form ausgesprochen. E« bestanden in dieser Huisickl Zweifel, die noch vor nicht langer Zeit besonders unser deutsche« Vaterland in nicht geringe Aufregung versetzt habe». Man ist ja leider daran gewöhnt, derartige Aussprüche al» Phrase, als eine mehr ober weniger inhaltlose Ausdruckssorm anzuseben und die Erfahrungen, welche in dieser Hinsicht seit einem Mcnschenaltcr gemacht worden sind, rechlserlizen diese Aufsaffunz vollkommen. Wir in Deutschland sind allerding» daran gewöhnt, der artige Worte, wenn sie von so erhabener Stelle ausgchen. al» ernst und ohne jeden Hintergedanken gesagt, entgegen zu nehmen, aber da» Gleiche können wir nicht al» die allgemeine Regel auch sür alle Souveraine ausslellcn. Alexander III. hat un» bisher noch keine gegründete Veranlassung gegeben, aa der Wahrhaftigkeit seiner Worte zu zweifeln und darum freuen wir un». durch sein KrönungSinanijcst Befürchtungen widerlegt zu sehen, welche vor nicht langer Zeit in ziemlich deutlicher Form austauchtcn und diShernocb immer nichlginzlich beruhigt worden waren. Ein Herrscher, welcher wie Alexander UI. sich in so wenig beneiden-werlher Lage befindet, stets gegen Mörder aus der Hul sein zu müsse», kommt leicht in den Berdackil. durch KriegSgelümmet die eignen Besorgnisse zum Schweigen bringen zu wollen, und deshalb ist die Ent- täuschunz um so angenehmer, wenn selbst unter so überaus schwierigen Verhältnissen die rein menschliche Empfindung der ' iedenSlicbe bei einem solchen Herrscher die Oberhand dchäll ir beglückwünschen Alexander IU. mit um so festerer Ueber- zeugung in dieser Stanvhafrigkeir, als wir das Streben, durch äußere Verwicklungen den inneren Verlegenheiten abhelsen zu wollen, nur al» eine höchst beklagcnswerlhe Verirrung vezelchnen könnten. Leipzig, 8. Februar 1883. Zur parlamentarischen Lage wird unS aus BerlinvomTienStaggcschricben: „DaSAbgeordneten- han» nahm heule nach dreiwöchenllicher Pause seine Sitzungen wieder aus, wahrend der Reichstag auinahmcwcise einmal srierle. Die Verordnung, betreffend die Bertrclung de» Laurnburgischen Lankescommunatverbaade«, passirle ohne jede Debatte die drille Lesung. Daraus wurde rn die Bcralhung der von, Herren Han» herüdelgctvmmruen Enb hastalionSordnung eingelrelen. Dieselbe wurde im Ganzen wohlwollend ausgenommen, selbst Abg. Hänel begrüßte den Entwurf mit Sympalhie und hegte nur die Befürchtung, daß die ReichScommission zur Ausarbeitung deS bürgerlichen Ge- setzbuche» die hier zur Geltung gelangenden Grundsätze deS materiellen Recht» nicht anerkennen beziv. durch andere ersetzen wird. Ter Justizininister erstatte, daß er dem dringenden Nolbstanbe gegenüber, welcher sich in einigen Landes- lbciten gezeigt habe, nicht habe warten wollen bis zur Fertig stellung deS bürgerlichen Gesetzbuches sür taS Reich, da bi» dahin wohl noch viele Jahre vergehe» würden. In» klebrigen war er der Ansicht, daß die Reichscominlssion die Principlen, welche von dem größten deutschen Staate unter Zustimmung der LandeSvcrlrelnng und gestützt auf die Lorlchläge von Wissenschaft und Praxis in einem Gesetze angenommen werden, schließlich auch zu den ihrigen machen würbe. Auch Gras Wilhelm BiSmarck nahm da» Wort, um sein Einver stänvniß mit der Tendenz ver Vorlage kund zu geben, und zwar besonders, weil er sich „wltthschaftlicke" Lor- theile von derselben versprach. Bon nationalliberalcr Seite wurden allerdings durch den Mund de» Abgeordneten vom Heede eine Neibe Bedenken geltend gemacht, doch glaubte auch er, daß die Eommisswn in der Lage sein würde, dieselbe« zum Theil zu heben Am schärssten wurde der Entwurf von dem Parteigenossen de» Herrn Hänel, dem Abg. Westerburg, kritisirt. Nachdem vom Ecntrum die Abgg. Ge scher und Rvren ihre bedingte Zustimmung erklärt, wurde die Debatte, die der Natur der Sache ent sprechend einen strengjuristischen Charakter trug, geschloffen und der Entwurf einer Commission von 2l Mitgliedern über wiesen. E» wurde sodann noch in die erste Bcrathung der Landgüterordnung sür die Provinz Brandenburg eingelrelen. Abgeordneter von Schorlemer-Alst war natürlich al» Haupturhebrr der Vorlage sür dieselbe, am liebsten woüle er sie von der vom Herrendause beschlossenen Form, wenn aber nicht ander». stimmt er auch der Regierung-Vorlage zu. Der Abg. Hansen plaidirte sür Wieder Herstellung der Regierungsvorlage und der fortschrittliche Abg Zelle für pure Verwerfung deS Gesetze», da er der Ansicht war, daß dasselbe den Frieden und die Eintracht in den Petition eine» Herrr Krienih, der «bemal» der Marinc- Lcrwaltung angebörte, um Pcnswiiüerhöl'nng wurde als zur Erörterung im Plenum nickst geeignet kracktet, da von dem Petenten ein gesetzlicher Anspruch nickt nackgewiel'e» und der RcickSlag nickt in der Lage ist. dem Petenten gegenüber den ablehnenden Bescheid der kaiserlichen Asiniratiiät zu ver treten. I» gleicher Weise wurde auch eine Petition tcS LocomotivsübrerS Krepp erledigt, welcher um Rechtsschutz und GehallSnachzabluug petirte, weil e» nickt Sache deS Reichstage- ist, die Urlbeilc der Gerichte einer Prüfung zu unterziehen. Eine Petition um Ein- sührung einer Most- und Weinsteuer wurde ablebncnk öcschieken, da die Besteuerung de» inländische» Weines nack Art. bb der RcickSversaffung Sache der Einzetstaaten und der Reichstag mithin in dieser A»gelcge»hcil nicht coinpetenk ist. — Mehrere Petitionen stellten den Antrag aus Abänderung deS tz. 46 deS EivilstankSgesetzeS, bez. um Reform des letzteren. Die Eommission beschloß, dem Plenum die Ablehnung derselben zu empfehlen, da keine genügende Veranlassung vorliege, um eine Acnderung der ge setzlichen Bestimmungen in der von den Petenten gewünschten Richtung eintrcten zu lasten. Endlich wurde eine Petition eine« Invaliden Pohl, welcher behauptet, durch einen Sturz mit dem Pserte licnsiunlaugtich geworden zu sein und nun die Gewährung der Kriegszulage beantragt, ablehnend be schicken. weil von dem Pctenlcn nicht nachgcwiesen war, daß der Sturz mit dem Pserke die Ursache teiner Invalidität gewesen und ein gesetzlicher Anspruch dem Pelentcn nicht zur Seile stehe. * Die Eommission de» Reichstag» zur Borberathung der ArbeitervcrsicherungSgesetze fetzte am DicuStag Lormitlag die Bcrathung des Gesetzentwurf» über die Krankenversicherung der Arbeiter sott. Der tz. 69. dessen Berathung vertagt werden mußte, wurde sodann in der Fassung der zweiten Lesung angenommen, ihm jedoch aus Antrag deS Abg. I)r. LLitter folgender Zusatz gemacht: gemeinsame Meldi ^ ieldesielle nach Bauernsamilien untergraben würde. Nachdem Minister 1)r. Lucius noch sür die Wiederherstellung der Regier»» Vorlage da» Wort genommen hatte, wurde die Debatte Mittwoch 10 Uhr vertagt." qs- di» ;u sei Man schreibt un» au» Berlin: „Daß wir mitten ,n der Reaktion un» besindcn, wird durch cm Vorkommniß illustrirt, welche» von allen Parteien in gleicher Weise de dauert wird. Professor Gneist, der bedeutendste deutschc Kenner und Lekrer des BerwailungSrechl». ist auS der Eom Mission zur Vorberatkung der BermaltungSgesetze au-geschicden. Er hat diesen Schritt durch zu große anderweitige Beschäs tignng motivirl, indessen ist e» ein öffentliches Geheininiß. daß der bedeutende Mann daran verzweifelt, in der Eommision die bessere Einsicht siezen zu sehen, unk baß er nicht Lust hat, mit seinem Namen eine Arbeit vertreten, sür welche er nickt Veranlivvrtlick gemacht ein mag, da sie in keiner Hinsicht seinen Auffassungen ent spricht. — Die Prosessorcnhetze der couservativen Blätter wird fortgesetzt. Heule wird Pros. Goldschmidl, der berühmte HanvelsrechtStekrcr. verdammt, weil er in einem Eolleg die Maybach'sche Desinilion von der Börse, daß die selbe em Gistbaum sei, nicht al- eine juristisch - Wissenschaft liche. sondern nur al« eine „botanische" gelten lasten wollte. Nach conservativen Begriffen bat natürlich Herr Mavbacd eine unantastbare Definition gegeben, und die Wissenschaft und ihre Lehre sind nur in soweit frei, al« sie den conscrva- tiven Anforderungen entsprechen." * Tie Petition-commission de» Reichstage» hielt am Tien»tag eine Sitzung. Einige Petitionen um Erlaß eine« Vogeffchutzgefttze» wurden durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt, weil die Regierung bereit» mit einer dirseu Gegenstand betreffenden Vorlage beschäftigt «ft. wenn gleich der RegierungScommiffar Geb Reg.-Rath Sckroeder nicht in der Lage war, den Zeitpunkt anzugcden, wann da» Gesetz dem Reichstage vorgelegt werden könne. — Eine .Hal die Aufsichtsbehörde eine gemeinsame Maßgabe de» tz. 44 errichtet, so kann dieselbe anordne», daß diejenigen Krankenkassen ihre» Bezirk», deren Mitgliedschaft von der Zugehörigkeit zur Gcmerndeversicberung und (oder) der OrtSkrankencaffe befreit, jeden Eintritt und Lu»trltt eine» Mitgliedes innerhalb acht Tagen bei ver Meldestelle anzeigen". — Die tztz. 70. 71 und 72 wurden mit unwesent lichen Aendertingen nach den Beschlüsten der zweiten Lesung anzcnommcn, ederffo auch tz. 72 b, während ß. 72» von der Berathung auSzeseyt wurde. Der 8. 73 erhielt folgende Fassung: „Die Bestimmungen darüber, welche Verbände alö weitere Eominunal-Lerbände, dann welche Behörden in jedem Bundesstaate unter Gemeinde-Behörde oder höhere LerwallungS-Bchörde im Sinne diese- Gesetzes zu verstehen sind, bleibt de» Landesregierungen mit der Maßgabe überlasten, daß mit den von den höheren BcrwaltungSdebörden wahr- zunehmenden Geschäften diejenigen höheren Verwaltungs behörden zu betrauen sind, welche nach Landesrecht di« Aus sicht oder Oberaufsicht in Gemeinde-Angelegenheiten wahr- zunchmcn haben." — Der tz. 74 wurde nach den Beschlüssen der zweiten Lesung angenommen und demselben folgender Zusatz als Abs. 3 hinzugesügt: ..Krailkencassen, welche bei dem Inkrafttreten dieses Gesetzes ein Vermögen besitze», welche» das Maximum de» Reservefonds im doppelten Betrage einer turcksckmttlickcn JahreSauSgabe (tz. 29) übersteigt, können die Eassenlcistungcn nach Maßgabe der im tz. 17 vor gesehenen Bestimmungen erhöhen. — Auch kann diese» Ver mögen im Sinne de» tz. 42, Abs. t verwendet werden." — Die tztz. 75 und 76 wurden nack den Beschlüssen der zweiten Lesung und tz. 77 mit der Abänderung angenommen, daß die» Gesetz nickt wie e« in der Regierungsvorlage heißt, schon am l. Juli »883, sondern erst am 1. Juli 1884 in Kraft treten soll. * In der Bndgetcommission de» Reichstag» wurde am Dienstag durch Erklärungen der Cominiffare der Postvcr Wallungen jestgeftellt, daß in zablreicken Fällen die Pvstvcrwaltung sich von Privaten direct Gebäude sür ihre Zwecke bauen ließ und ihnen einen MiclbpreiS von 6 bis 7 Proccnt ihres AnlagecapitalS garanlirte. Die Enthüllung machte Sensation und dürste !>n Plenum de» Reichstags noch zu ziemlich erregten Debatten Veranlassung geben. * Wie in BundeSrathSkreisen verlautet, soll die Holzzoilvorlage vorläufig noch nickt an den Reichstag gelangen, sondern einstweilen zurückgestclU werden, bis der Staatüsccretair v. Bötticher wieder im Stande ist, sein Amt zu übernehmen, da er den Entwurf persönlick im Reichstage vertrete» will. Der Entwurf dürste demnach vor Mitte nächsten MonatS, wo Herr v. Bötlickcr nach Berlin zurück zukehren gedenkt, nicht an den Reichstag gelangen. * Von Seiten deS Abg. I)r. Löwe <Bochum) wird folgender Antrag bei der Berathung deS CullnSetatS im Abgeordnetenhaus« eingebracht werken: „TaS Han del Abgeordneten wolle beschließen, die Staatsrcgicrung zu ersuchen, im BundcSrathe bei Feststellung der Prüfungsordnung sür Mericincr dalst» zu wirken, daß die Frage der Zulassung der Abiturienten der Realgvmnauen zum Studium kcr Mcdiciii bis zur vollständigen Durchführung der llnIcrrichtSprüsungs- ordnung für die Realgymnasien offen gehalten werde." * Die letzte Sitzung deS LandesanssckusseS von Elsaß-Lothringen brachte mehrere politisch-interessante Momente. Znnäihst bequeinte sich der Abg. Grad wieder zum Gebrauch der hochdeutschen Sprache, da die Stenographen sein elsaster „Dütt'ch", welche» er an» Opposition gegen das Sprackcngesetz voriges Mal angewendet hatte, total mißver standen. Dann kamen die Kosten sür die Vertretung Elsaß- Lothringens dein, BundeSratbe zur Sprache, welche um >0,000 Mark herabgesetzt werden sollten, weil »ach der Ansicht der Antragsteller ei» solcher Kofteiiauswand nickt nöthig sei. Elsaß-Lolbringen babe keine beschließende Stimme im Buiidc»- ralbe, seine Vertreter würden nur gehört, wenn man ibrer bedürfe. Der StaatSsecretair trat natürlich dieser Auf fassung entgegen, betonte da» Interesse de» ReicklandeS an den verschiedenen ReickSgesetzen, namentlich am T a b a k m o n o P o l, wobei dessen Vertreter immer gehört werken müßten: indessen war auch er mit der beantragten Streichung einverstanden. Herr Hosmann mußte auch wobl einscben, daß die Verwcnkunä von ossiciösen Journalisten, wie teS Antor- de- neuesten Tabaksteuer» projccteS, tcS Herrn Sailer-JSrael, bei der Vertretung de» Reich-lande» in Berlin nickt im direkten Interesse Elsaß- Lothringens liege. Endlich kam em Antrag deS Abg. North
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